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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 22.08.1900
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1900-08-22
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19000822023
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1900082202
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1900082202
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1900
- Monat1900-08
- Tag1900-08-22
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Abend-Ausgabe 0.178.! Lneck und »«lag vo« S. Polz k» Letpzk» 94. Jahrgang Mittwoch den 22. August 1900. Feuilleton (Schluß.) ioll Usa Di« Morgen-AuSgabe erscheint um '/,7 Uhr, die Abend»AuSgabe Wochentag- nm ü Uhr. lelar. ?scik. lr.ld. dost Illioo 313,10 84.60 218,30 lmie lisü. r^d m 111,80 72,5V 148,25 V0,50 81,75 174,75 d. l 0,02). 02). Vien ulsiv o.k!s«ev/Lllür idr". cd vgrdoten.) 108.— 131.80 137,10 157, — 132.75 148.75 132.25 133.25 102.75 43,5V 158, — löö!— 80,SV 150.25 142,— 212.50 182.75 157.25 188,40 143.50 190,— 345,— 158.80 159, — 145,5V 85,— 70,— 187.50 65,— 203.25 114,— 201,— 84,45 James Ubbelohde schien anderer Ansicht über diese Lebens regel. Er schüttete dem lila Kleide sein empörtes Herz aus, und — o Labsal! — er stieß auf eine erfreuliche Bereitwilligkeit, in sein Urtheil einzustimmen! Zustimmung ist nicht immer dienlich, aber wohl thut sie immer. James Ubbelohde gewann einen vortheilhaften Begriff von Brllnhilden's Menschenkennt- niß und ihrem Scharfsinn. Das Barometer seiner Laune stieg zusehends, wiewohl sein karrirtes Aeußere durch den Regen Ein buße erlitt. In der Eisenbahn wußte er sich einen Platz neben dem lila Kleide zu erobern, wenn anders bei so viel freundlichem Entgegenkommen von Eroberungsmllhcn die Rede sein konnte. Als Brünhilde zur Abendtafel, die im elegantesten Restau rant Dresdens stattfand, das lila Kleid mit einem nicht minder bemerkenswerthen vertauschte, das lebhaft an eine Stange Siegel lack oder ein sonnenbeschienenes Ziegeldach erinnerte, behauptete James Ubbelohde mit einer Beharrlichkeit den Platz an ihrer Seite, die Tante Bertha heimlich und mit Recht zu den schönsten Hoffnungen begeisterte. Denn das Haus Ubbelohde L Co. erfreute sich in der Geschäftswelt eines vorzüglichen Rufes. Die Muse des kritischen Tages, der sich nunmehr seinem Ende zuneigt, zieht ihr Tintenfaß — wenn anders sich Musen eines solchen Geräthes bedienen — noch ein wenig näher zu sich heran: So! Nun wären wir bald soweit! Man war auf Kosten des seligen Johann Justus beim Sect angelangt. Tischreden sollen zwar aus der Mode gekommen sein, aber Onkel Nante Lindner aus Schöppenstedt pflegte nun einmal zugleich mit seiner Bratenweste eine unbezwingliche Rede lust anzulegen. Einer von dem Vierteldutzend Toasten, die er sich leistete, galt dem seligen Johann Justus, und das mit Fug und Recht! Es wäre zu wünschen, daß der verewigte Erbonkel aus des OlympoS heiteren Höhen hätte herniederblicken können auf Alle, die am Abend des kritischen Tages dankbaren Herzens seinen Champagner tranken. Er selbst war ein heiterer Gesellschafter und einem Glase Wein nicht abgeneigt gewesen. Nur einmal, so hieß es, habe dem zähen Anhänger des Cölibats das Herz schneller geschlagen, und zwar für Gisela's in ihrer Jugend sehr anmuthige'Mutter. Als jedoch Vetter Friedrich ihm bei Marianne den Vorrang abgewann, fand sich Johann Justus mit Würde und Fassung in das Unvermeidliche. Vielleicht hätte sein altes Junggesellenherz noch einmal er innerungsreich seinen Schlag beschleunigt, wenn er am Abend des kritischen Tages, da man seinen Sect trank, hätte Zeuge sein können, wie das liebliche Ebenbild seiner Jugendliebe glück strahlend ihre Hand in die ihres stattlichen Erkorenen legte, als Herr Friedrich Lindner in bewegten Worten die Verlobung seiner Tochter Gisela mit dem Sohne seines lieben Bruders Joachim dem Verwandtenkreise bekannt gab. Der Jubel, der stößlicher Gewißheit auf: erstens, daß es sogleich anfangen würde zu regnen, und zweitens, daß in kurzer Entfernung vor ihnen Tante Jettchen, Herr Ubbelohde und Tell in die Erscheinung traten. Der Wind trieb diese Drei gerade auf die andere Ge sellschaft zu. Das war ein Wiedersehen an diesem kritischen Tage! Mit flatternden Gewändern und krampfhaft fest gehaltenen Hüten standen sie einander gegenüber, und der Ge wittersturm blies ihnen die Begrüßungsworte von den Lippen weg. Tante Jettchen in der stolzen Seligkeit über ihr wieder gewonnenes Hundekleinod und die Ehrenrettung ihres ver götterten Falb — obendrein mit Regenschirm und Regenmantel ausgerüstet — befand sich in jener Stimmung, in der Schiller seinen Hymnus an die Freude gedichtet hat: Seid umschlungen, Millionen! Sie legte diese Stimmung dadurch an den Tag, daß sie ein halbes Dutzend der Damen nacheinander aufforderte, mit ihr unter ihren Schirm zu kommen, ein großmllthiges Anerbieten, für das sie sechs Körbe einheimste. Denn jede der Aufgeforder ten sah die Hoffnungslosigkeit des Unternehmens ein, indem sie Tante Jettchen's Schulterbreite in Erwägung zog. Sich auf einer Seite naßregnen lassen — nein, dann nur lieber gleich auf beiden! Dafür entrann man wenigstens der genauen Schilderung des Hundedramas. Schließlich ging Tante Bertha auf den Leim, nahm ihre Ablehnung zurück und den Schirm an, indem sie sich und ihre Knippstasche an Tante Jett chen's Arm hängte. Als sie unter Donner, Blitz und Regen güssen die Erlebnisse Tell's mit allen Gefahren, die er bestanden, haarklein erfahren hatte, waren sie und Tante Jettchen die Letzten, die auf dem Bahnhofe anlangten, und außerdem, wie Willi feststcllte und den Backfischen mittheilte, diejenigen der Gesellschaft, die am meisten naßgeregnet waren. Einen glänzenden Triumph feierte indessen James Ubbelohde mit seinem Regenschirm. Zuerst freilich, da er ihn Gisela an bot, erfuhr er eine Ablehnung. Sie dankte ihm für seine Freundlichkeit, wollte aber keinen Vorzug vor den anderen Damen genießen. Dieses unerhörte Benehmen — unerhört, weil James Ubbe lohde doch unmöglich sämmtliche Damen der Gesellschaft mit seinem Regendach« beschirmen konnte — vernichtete den letzten Rest von Wohlwollen in seinem Herzen für den schnöden Gegen stand seiner bisherigen Gefühle. Stracks bot er den Schirm Brünhilde an, und das lila Kleid nahm huldvoll die Rettung seiner Spitzen und Bänder entgegen. Es giebt Leute, in deren Augen man eine Gabe herabsetzt, wenn man die Beschenkten wissen läßt, daß zuvor ein Anderer den Gegenstand verschmähte. Der kluge und vorsichtige Mensch unterläßt daher gemeiniglich, den Betreffenden dabei zu sagen, daß er ihnen etwas Ver schmähtes anbietet. der Kunde folgte, war unbeschreiblich. James Ubbelohde, einen Augenblick fassungslos vor Ueberraschung, lieferte ein be- mer-kenswerthes Beispiel der Selbstbeherrschung. „Das ist ja eine niedlich abgekartete Familiensache!" hörte er Brunhilden's Stimme neben sich sagen. An dieses Wort klammerte sich sein schwankendes Selbst gefühl und gewann seine Haltung davon zurück. Was vermochte persönlicher Werth, wie der seine, gegen die Abmachungen der Väter? Aus dieser Betrachtung destillirte er «in« so schöne Würde, mit der er seine Glückwünsche darbvachte, daß nur sehr böse Zungen ihm hinterher noch schlecht verhehltes Mißbehagen hätten zum Vorwurf machen können. Wenn Ilse und Hanna also dennoch die düstere Anwandlung eines unbewachten Momentes an ihm wahrgenommen haben wollten, so sprachen sie dies Urtheil sich selbst zum Gericht! Jedenfalls trug James Ubbelohde noch wesentlich zur Erhöhung der Feststimmung bei, indem er fort, in den nächsten Blumen laden stürzte — nicht, wie die Backfische einen Augenblick schaudernd muthmaßten, in die Elbe — sondern um ein Myrthensträußchen für die Braut und einen Lorbeerkranz für Teil zu holen! Daß er noch ein drittes, nänckich eine köstliche Rose für Brün hilde mitbracht«, ward von Hanna und Ilse gebührend zu Protokoll genommen. Einen Lorbeerzweig aus Tell's Siegeskranze steckte Tante Jettchen dem Retter ihres Kleinodes eigenhändig in das Knopf loch seines Carviriten. Es war sehr häßlich von Vetter Willi, und wir vermelden es mit Unwillen, daß dieser Student sich gegen die Backfische die Bemerkung erlaubte, nun fehl« James Ubbelohde nur noch -in Brett vor den Kopf, ein Ring durch die Nase und ein« Citrone in den Mund, dann sei er vollkommen. Die Müse des kritischen Tages rüstet sich zum Scheiden. Einen Blick noch sendet sie auf dje fröhliche Tafelrunde des Familiontages. Sinnend ruht ihr Blick auf dem Eindringling in den Kreis <der Lindner's, und sie lächelt! Sie weiß es, daß sie einen Tag später die bei Seite gelegte Feder noch einmal wird zur Hand nehmen müssen, um ihrem Werke Sinon Nachtrag fol genden Inhalts zuzufügen: Herr James Ubbelohde aber unter brach seine ursprünglich geplante Rückreis«, nachdem er eine Strecke Weges zurückgelegt hatte, und löste sich eine Fckhrkart, nach Schöppenstedt. — - — Anzeigen-PreiS die 6 gespaltene Petitzeile 20 Pfg. Reclamrn unter demRedactionSstrich (-ge spalten) vor den Familiennachrichte« (6 gespalten) 40-H. Größere Schriften laut unserem Preis» verzeichniß. Tabellarischer und Ziffrrnsatz nach höherem Tarif. 82L0 82.80 81.30 88,25 88,75 80.80 57,— 102,80 6k,— 87.30 1V.37 Redaktion und Expedition: JohanniSgafse 8. Die Expedition ist Wochentag- ununterbrochen »«öffnet von früh 8 bis Abend- 7 Uh«. Annahmeschluß für Anzeigen: Sb end »Ausgabe: Vormittag- 10 Uhr. Morgen»Ausgabe: Nachmittag- - Uhr. vei den Filialen und Annahmestellen je ei» halbe Stunde früher. Dluzetaea sind stets au die -rpedtti« Ul richte». heiligen und erstürmten sie. 4000 wohlbewaffnete l den Verbündeten Extra-Beilagen (gefalzt), nur mit de» Morgen»Ausgabe, ohne Postbesörderung 60.—, mit Postbeförderung 70.—. Filialen: Alfred Hahn vor«, v. Klemm'» Lorti». Universitätsstraße 3 (Panliuum^, LoutS Lösche, »NtzmdmAr. La, »art. und König-Platz »adle r.-LetO ILO'^ ?»eiüol 71'« lvez«s»-Pre» < der Hauptexpedition oder den im Stutzt» ßezirk und den Vororten errichteten AuS» mvrstellen abgeholt: vierteljährlich^4.50, -ei zweimaliger täglicher Zustellung in» HauS 5.50. Durch die Post bezogen für Deutschland und Oesterreich: viertehährlich 6.—. Direkte tägliche Kreuzbandiendung in- Ausland: monatlich 7.50. ,ditd. uk i.eon. Ii»uk 1i»ulr INr. >.vsd msev »sedk. Ilt.8. 4,-L. trssd »ltsr ;8t.k a ebsu »null. k«dr. vödl. V.-/4. L.-k.. stvlk. -rud. Llktr slsks ik-L. iso trlsok sslkd. irrsd IK»Ii V.-L. ossst es o»ts : 8 r. zasls 8 re. loko. No. Der Krieg in Südafrika. -p. Die Engländer haben wieder einmal das Nachsehen. Nicht allein, daß es De Wet gelungen ist, auS den Um klammerungen der englischen Generale im Freistaat über den Vaal zu entkommen, er hat sich auch bei Rustenberg mit Delarey vereinigt, und die neue Situation läßt sich in Vie Worte zusammenfassen: Le Wet und Telarey nördlich von Pretoria. Man darf wohl annehmen, daß De Wet die Absicht hat, Pretoria von Norden her, wo eben Paget 24 km nördlich von der Stadt Watervaal besetzt und den Horniespaß durch Dynamit gesprengt bat, zu beunruhigen und weiter die Ver bindung zwischen Pretoria und die östlich davon stehenden eng lischen Truppenkörper zu stören. Hierüber wird uns berichtet: * Pretoria, 21. August. (Reuter-Meldung.) General Paget hatte gestern ein Gefecht mit der Nachhut der vereinigten Truppen De Wet's und Delarey's. * Capstadt, 22. August. (Telegramm.) Die Generäle Paget und Baden-Powell sind auf dem Vormarsche nach dem Norden längs der Bahnlinie nach Petersburg begriffen. Die beiden englischen Generale haben die Fühlung mit dem Feinde also nicht verloren, aber er ist ihnen voraus. Unklar lbleibt nur, ob De Wet sich mit der Gesammtmacht Delarey's vereinigt, d. h. den Westen Transvaals ganz von Truppen entblößt hat. Das wäre insofern ein taktischer Fehler, als cs gilt, auch weiter auf die Zersplitterung der englischen Heeresmacht nach allen Richtungen hinzuarbeiten. Concentrirt sich die ganze boerische Streitmacht, so kann auch Roberts seine Streitkräfte sammeln und jene durch die Ueber- zahl erdrücken. Nack den letzten Meldungen aus der Gegend Rustenburgs und Zeerusts aber dürste zu schließen sein, daß dort noch erhebliche Boerencommandos zurückgeblieben sink, vierfach überlegene Truppenmacht auS einer fast uneinnehm baren Stellung vertrieben. Nun mußten wir den Sieg auS- nutzen und den Feind, der sich scbon wieder im nächsten Dorf festgesetzt hatte, weiter zurückdrängen. Bei diesem Vorgehen wurde ich um 8 Uhr Morgens verwundet. Ich bekam einen Schuß durch die Brust. Es war Gott sei Dank ein modernes, kleinkalibriges Geschoß, das bekanntlich keine großen Verletzungen anrichtet. Am Nachmittag fiel Corvetlencapitän Buch Holtz, der erste Officier von „Kaiserin Augusta", der eigentlich schon auf der Rückreise sein sollte. Er bekam einen Schuß direct durchs Herz. Er hinterläßt Frau und drei Kinder! Zu traurig! Am Abend des 22. mußten wir das eroberte Fort beziehen, da vor uns un zählige chinesische Truppen waren. Am 23. schlugen wir eine» Angriff zurück und machten durch weitere Befestigungsarbeiten das Fort sehr widerstandsfähig. Die Tage der Ungewißheit waren schrecklich. Endlich am 25. kamen 1500 Mann euro päische Truppen von Tientsin, die uns am 26. nach dort brachten. Wir hatten zusammen etwa 300 Verwundete, Jetzt sind wir hier iu Sicherheit. Franz." NWAkr TllgMaü Anzeiger. Amtsblatt -es Königlichen Land- «nd Amtsgerichtes Leipzig, -es Mathes im- Molizei-Ämtes -er Lta-t Leipzig. wir keine Nachricht. Die Chinesen versuchen mit teuflischer Unmenschlichkeit, die Christen auSzuhnngern, und dann wird ein allgemeines Gemetzel folgen. Mit unseren Vorräthen und unserer Munition wird sorgfältig HauS gehalten, sie reichen aus, bis Entsatz kommt. Die Chinesen drohen, den Angriff auf die Gesandtschaften zu erneuern, wenn wir nicht Peking binnen drei Tagen verlassen. Unsere Stellung ihier ist jetzt jedoch viel stärker." Aus diesen Angaben des zuver lässigen Berichterstalters des Londoner Blattes, mit denen die zu erwartenden Berichte der Gesandten wahrscheinlich überein stimmen werden, ergiebt sich, daß all die chinesischen Behaup tungen von dem freundlichen Verkehr der Regierung mit den Gesandtschaften, deren angebliche Versorgung mit Lebens mitteln und dergleichen Lug und Trug waren, daß die chinesische Regierung cs war, die sie belagern und beschießen ließ, und daß das Häuflein Ausländer tatsächlich, so wunder bar es klingen mag, säst zwei Monate lang allen An strengungen dieser Regierung, der Gewalt sowohl wie der später versuchten List, sie in ihre Hand zu bekommen, helden haft widerstanden hat. Welche Personen dieser Negierung für das unerhörte Verbrechen gegen das Völkerrecht die Schuld trifft, werden im Einzelnen die überlebenden Consuln anzugeben wissen. FrirdcnSvcrhanVlnnge» jetzt schon einzuleiten, ist man nur chinesischerseits eifrigst bemüht, nicht aber auf Seiten der Mächte. Sv wird uns gemeldet: * Washington, 21. August. (Meldung des „Reuter'jchen Bureau's".) Die Negierung beschloß, das Gesuch Li»Hung- Tschang's, dem amerikanischen Gesandten Conger oder irgend einem anderen amerikanischen Beamten die Vollmacht zu er- theilen, Friedensverhandlungen einzuleiten und die end» gütigen Bedingungen einer Regelung der jetzigen Wirren festzu» stellen, abzulehnen. Die Ablehnung erfolgte mit der Begrün dung, daß China nicht die Bedingungen der früheren Erklärung der Vereinigten Staaten erfüllt habe. Wenn die Vereinigten Staaten, deren Entgegenkommen gegen China bis vor Kurzem bedenklich erscheinen mußte, sich so stricte ablehnend verhalten, kann man mit Bestimmtheit annehmen, daß auch die übrigen Mächte nicht eher die Hand zum Frieden bieten werden, als bis die Feindseligkeiten auf Seite der Chinesen eingestellt sind. Graf Wnlversce ans der Ausreise. General-Feldmarschall Graf Waldersee ist, wie schon in einem Theile der Auflage des heutigen Morgenblattes mil- getheilt wurde, gestern kurz nach 8 Uhr Abends in Nom eingetroffen und am Bahnhof von dem Flügeladjutanten des Königs, General Brusali, und dem Personal der deutschen Botschaft empfangen worden. Er wird heute Vormittag 10l/r Uhr vom Könige empfangen werden, der ihn alsdann mit dem Minister des Auswärtigen, Visconti-Venosta, mit einer Einladung zur Frübstückstafel beehren wird. Nach mittag 2>/z Uhr wird sich der General-Feldmarschall nach Neapel begeben. Auf der Fahrt durch Italien wurde der Graf in allen Städten, die er passirte, von den Officieren der betreffenden Garnisonen begrüßt. In Florenz begrüßte der Graf von LsUvertkeu rks- Lu»e, »»»ss 900 6,, sr. Lomwsr- los 6700 8., issr liesdiiu der 6ross« U 15900 6., « L, Vsr. und Lmslis dir» ktUUiw vjx 9900 II., is 14100 0., , Vsreioixw 2b 8., llossr «rxvsrlco^ odsrskLussa , ^»iisrods iis-6sssll- I»eti»tt«ii^ dssedsius Turin mit dem Corpscommandanten Baldiffera und zahl reichen Officieren den Feldmarschall und lud ihn nebst Ge mahlin zur Frübstückstafel. Die Mannschaften wurden gespeist. Nach einem Aufenthalte von 50 Minuten wurde die Reise nach Rom fortgesetzt. * Genua, 21. August. Tas Obercommando der Armee in Ostalien ist mit Ausnahme des Genercilfeldmarschalls Grasen von Waldersee und der ihn nach Rom begleitenden Officiere wohl behalten hier eingetroffen und hat sich an Bord des Dampfers „Sachsen" begeben, der alsbald nach Neapel in See geht. (Wdh.) * Genna, 21. August. Außer den deutschen Officieren haben sich ein englischer, zwei russische und zwei österreich» ungarische, dem Stabe des Grafen Waldersee attachirte Ossiciere auf der „Sachsen" eingeschifft. (Wiederholt.) Weitere Meld,tilgen. * Kopenhagen, 21. August. Die Great Northern Telegraphen» Compagnie theilt mit, daß das neue Kabel Taku-Tschifu er öffnet worden ist. * Paris, 21. August. Oberst Marchand ist zur Dienstleistung bei dem Generalstab des Expeditionscorps für China bestimmt worden und wird am 2. September nach China abgehen. Nachträgliche- von der Expedition Seymour. Von befreundeter Seite wird der „Täglichen Rundschau" ein Brief zur Verfügung gestellt, den der bei dem ersten ver unglückten Zuge nach Peking unter Admiral Seymour ver wundete Oberleutnant z. S. Lustig an seine Angehörigen gerichtet hat. Dem Briefe ist zu entnehmen: „Am 18. hatten wir ein großes Gefecht bei Lang-Fang (Fort Gefion). Da sahen wir uns plötzlich nicht nur Boxern, sondern regulären Truppen gegenüber. Da seit Tagen in Folge der abermaligen Zerstörung der Eisenbahn keine Nachrichten von Tientsin da waren, beschlossen wir, unö dorthin zurückzuziehen; wir marschirten den Peiho entlang, die Verwundeten auf dem Wasser transportirend. Wir waren uns vollkommen klar, daß es ein Kampf auf Leben und Tod sein würde, und daß wir vielleicht Alle elend von der Uebermacht niedergemacht werden würden. Am 19., 20. und 21. wurde marschirt. Was wir gelitten haben, ist unbeschreiblich. Nicht aus den schmutzigen Kleidern gekommen, nichts zu essen; zu trinken nur vas schmutzige Peiho-Wasser, in dem unzählige Leichen schwammen, und endlich von Morgens früh bis Abends spät Gefecht. Wir mußten Dorf nach Dorf erobern und den Feind Schritt für Schritt zurückvrängen. Dabei die Aussicht, daß in wenig Tagen unsere Munition zu Ende sei, und daß wir dann rettungslos verloren. Am 22. Morgens befanden wir uns vor dem direct am Fluße gelegenen Fort und Arsenal Siku, das von 6000 bis 7000 Mann kaiserlich chinesischer Truppen besetzt war. Dort standen wir 1500 Mann europäische Truppen. Wir mußten kämpfen und bereiteten uns daher zum Sterben vor. Um i/z4 Uhr am Morgen griffen wir an und — ein Gotteswunder — um 6 Uhr war das Fort mit seinen Geschützen und seinen großen Vorräthen an Munition (die uns gerade fehlte) in unseren Händen. Natürlich unter schweren Verlusten hatten wir eine mehr als 1»- (18/8) ia i»" (21,«) ja i S»Itiwor», II» dr«t von rk, „8ooti»' 6«vro" (Ä,8) vsti»" (30,8) >o)oxo«-»ur iocdooiwor' o»rou u»ck (20/8) vovsr utr«»I; d«r »r«m«o, owko (2V8) Lreweo / io o«IId»mpksr w.) 8odo«II- Oer»- o»cd drit" o»cd »Ml« koivt rud«- a»ed Die Wirren in China. . * Nach einem Telegramm deS „Daily Mail" auS Shang. Hai vom 21. August kam es nach dem Eindringen der Ver> bündeten in die äußere Stadt Peking zu einem heftigen Kampfe. Schließlich legten die Ver> bündeten eine Bresche in die Umwallung der „l Stadt" und erstürmten sie. chinesische Christen leisteten wesentlichen Beistand, namentlich kam ihre Kenntniß der Stadt diesen zu Gute. Jetzt flattern die Fahne» Ser Berbünvcten ans dem kaiserlichen Palastc. Der Kampf in den Straßen dauert fort, und die Chinesen leisten noch immer hartnäckigen Widerstand. Man würde demnach irren, wenn man annehmen wollte, daß der Krieg bereits zu Ende sei. Wie die „Times" aus Hongkong, 21. August, berichten, befindet sich der Schwarz- flaggeu-Häuptling Lanyi mit 3500 Mann auf dem Marsche nach Peking. Auf dem ganzen Wege werven drohende Placate angeschlagen und vaS Eigenthum der Missionen wird von Soldaten und Eingeborenen zerstört. Also auch der Gouverneur dieser südlichsten Provinz wirft jetzt die Maske ab und unterstützt die Erhebung gegen die Fremden. UeberdieS ist das Blatt „The Chinese Reformer" in den Besitz der Abschrift eines Schriftwechsels zwischen J ung-lu und dem Befehlshaber der Kansu-Truppen Tung- su-siang gekommen. Aung-lu bittet darin Tung-fu-siang um seinen Beistand zur Vernichtung der Fremden, deren einzige Stärke in ihren Kriegsschiffen und Geschützen be stände; Cbina habe vollauf genügend Geschütze und aus gebildete Truppen. Tung-fu-siang stellt in seiner Antwort die Kansu-Truppen zur Verfügung, um den Boxern bei der Vernichtung der Fremden beizustehen. Don den Gesandten ist weitere Nachricht nicht eingetroffen, von ihrem Urtheil aber wird es wesentlich abhänzen, wie sich das Strafgericht der Mächte gestaltet und gegen wen es sich zu richten hat. Dagegen liegt wieder ein Telegramm des Berichterstatters der „Times" vr. Morrison vor, der bekanntlich in Peking mit eingeschlosien war. Es geht zwar auf den 4. August zurück, ist aber werthvoll als Material für die Frage, wen die Schuld an den Verbrechen in Veline trifft Nach dem Urtheil Morriscn's muß sie der damaligen chinesischen Negierung zu gemessen werden. ES meldet: „Das Feuer dauert fort. Unsere Vertheidigungswerke sind beträchtlich verstärkt worden, seit wir Verrath von der chinesischen Negierung zu befürchten haben, die in die Gesandten dringt, sie möchten auS Peking abzieben und die eingeborenen Christen der Gnade der chinesischen Regierung überlassen. Telegramme aus London fragen an, ob China die Gesandtschaften schütze und ihnen Lebensmittel zuführe. Seit Beginn der Belagerung am 20. Juni ist nicht gestattet worben, daß den Gesandtschaften Zufuhr irgend welcher Art zuging. Die Regierung ist viel mehr bemüht, die Fremden durch Aushungerung zur Uebergabe zu zwingen. Von der Pehtang-Kathedrale (wo die eingeborenen Christen sich vertheidigten) haben r»r«i>. !t»»r, iisilt« dN.18 4 t.7u,8 II. 10 i 11. 8 -IdL. Iden lssnd. si Der kritische Tag. Eine heiter« Geschichte von Anna Klie. Nachdruck verboten. Ilse hatte die Schwester stürmisch umhalst, Hanna Haiti« sich Werner's Hand bemächtigt. Als sich ihnen die Gegenstände ihrer Zäötlichkeitsausbrüche entzogen, fielen die Backfische einander um den Hals, jubelten und kreischten vor Entzücken. „James Ubbelohde! Was wird der holde James sagen?" rief Ilse in einem Uebermaß von Entzücken. »Ja, Jffe, den kannst Du ja nun kriegen!" schlug Werner mit Seelenruhe vor. Dann plötzlich drehte er sich auf dem Absatz um und kehrte den dr«i Mädchen mit so gelangweilter Miene den Rücken und schlendert« so gleichgilkig von dannen, daß Hanna ihm verblüfft nachsah. Aber als sie sich wieder umwandte, erklärte sich ihr Alle-. Es ward ihr lila vor den Augen, Brünhilde näherte sich der Grupp«. „Wißt Ihr es schon? Wir wollen uns auf den Weg machen! Es giebt nämlich wahrscheinlich ein Gewitter, und Niemand hat «inen Regenschirm!" Werner, der sich auf ihren Anruf hin umgedreht hatte, kam langsam zurückgeschlendert. „Du freilich" — Brünhilde streifte Gisela's einfaches Wasch kleid mit einem abschätzenden Blick — „hast nicht viel zu ris- kiren! Aber meine Spitzen und mein Band können keinen Regen vertragen! Wäre es nicht schade um mein Kleid?" forderte sie Werner, der inzwischen herangekommen war, zur Beistimmung auf. „Ohne Zweifel, schönste aller meiner Cousinen!" bestätigte er galant, „die beiden Toiletten lassen sich überhaupt gar nicht mit einander vergleichen." Brünhilde nahm das doppelsinnige Compliment für baare Münze, dankte dem Sprecher durch einen strahlenden Blick und ging an seiner Seite triumphirend vorauf. Daß das Unglück schnell schreitet, hat schon Schiller für alle nachfolgenden Zeiten festgestellt. Daß es diese Eigenschaft mit Gewittern gemein hat, sollte sich im Verlauf der nächsten Stunde Herausstellen. Für eine Strecke Weges entzog schützen der Wald der bergab eilenden Gesellschaft den Ausblick auf den westlichen Himmel. Ein Jeder gab sich nicht ungern der Täuschung hin, es würde wohl nicht so schlimm werden. Aber mit dem Austritt inS Freie schwand jede Illusion. Zwei Wahrnehmungen drängten sich Jedermann mit unum- 180.25 84,90 202.50 338,— 188.25 170.75 182.50 140.75 121.75 108.75 100.25 irsii Uoutsll- siruoseii dei 6sld Lriek —— 7700 — 80 --- 4575 . - » 3525 — 17100 3075 —— 3600 2000 2075 » 8700 — 17300 —— »400 11400 11550 — 7350 14100 14250 4435 4°>25 - — 2800 — 3525 550 ovo 1500 1550 — 3300 — 950 2075 2150 — 2500 —— 3000 —— 15200 1300 — 1800 — 1675 825 875 150 175 2550 2600 1500 175 (8800 20300 1125 1200 3750 3800 1250 1325 (3700 13900 — 400 «ME 3475 - — 900 2800 - — 10600 1275 1325
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