Suche löschen...
02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 24.08.1900
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1900-08-24
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19000824026
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1900082402
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1900082402
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1900
- Monat1900-08
- Tag1900-08-24
- Monat1900-08
- Jahr1900
- Links
-
Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
? l »sill stvas msr« lisUi- > I^oLäoavr lest. Litüt Im. 360 IUI. 230 . 6. 380 o. 540 LtetiL. 4«t.> 126 ei«e> 7U'« VS.1 .«so. td. oll. 133,75 84,45 215,90 157,— 188,25 109,50 13140 137,10 157,25 ll.8 10 95,75 80,— 198.75 148,25 139.75 212,80 215,90 84,45 216,65 92,50 82,90 91,20 llk llk II u VV. 110,25 72,25 145,10 90,60 82,50 173,50 I. 3 ii 9 oll. i«ll ob. 166,75 62,50 204, - 112,80 200,— 142.50 190,75 340,— 198 30 159,— 145,25 83,50 69,— ik. br. KI. 146,— 130,20 132,— 100,75 41,25 156,— 0ll ill sä ok kk. 8. or. oik. .Id. «t 99,25 99,75 90,90 56,80 103,— 65,— 87,10 16,36 !vK I7>. oä rill »st >sd tsr t.k ot» ot« !.1t> Uk. ob. itr ;sp to k. >1^ r.r tu. n. Sll lik i o it tk. I 185.50 94.40 200.50 338,— 188.75 176,40 196.75 146.75 119.75 107.50 100,— sstixts sink xellislästeo ll orbsitsts llllll keillsu Lsssv/Lllkr r-. verdotsll.l Sick Kriek 350 7550 — 80 — 4575 3525 — 17100 !55O 3625 — I - 3600 ovo 2075 — 9!50 — 16900 9400 — 11250 — 7250 >750 14000 — 4500 2700 — 3400 550 600 500 1550 — 3075 — 900 !000 2100 — 2500 > » M 2900 15000 - 1300 — 1800 — 1600 875 — 150 175 >550 2600 500 — — 180 >900 20300 125 1200 — 3800 300 I— >700 13900 — 400 3475 — 900 — 2800 — 10400 2751 1325 Lims vsr- > vitsssl- Leriill.I io Lllctioll cibsrx 3301, ^ritr 15 009, 3-, 73->0 tt , >si» 1550 H, slä 4350 »., sro 925 0 , ., Hsävjx» ros 750 6, *o,ov, 0). so!»" (238 VSllllL voll mol»' (22,81 srsss" (22,8) i) I-ir«rä. »rsmsll, l-stpii«, kovx (228) ill Vrsmsr ' voll 0»I oo Slleoo» i.) SedosII- «msll, voll ilkslm äsr «»pol (23 L Die Morgrn-Ausgabe erscheint nm '/,? Uhr, die Abend-Ausgabe Wochentag» am L Uhr. Le-aclion und Expedition: JohanuiSgaffe 8. Die Expedition ist Wochentags ununterbrochen geöffnet von früh 8 bis Abend» 7 Uhr. Filialen: Alfred Hah» vorm. O. Klemm'» Lortim. Uuwerkitätsstrabe 3 (Panliuum. Lo«i» Lösche, A>lha>t>«Ar. In, Pan. und SönigSplnh L lvez«sS.Pre» der Hauptexprditiou oder den i« Gtndd» deUrk und den Vororte» errichteten Aus» «lvestellen abgeholt: vierteljährlich^4.50, oei zweimaliger täglicher Zustellung in» Hau» 5.50. Durch die Post bezogen für Deutschland und Oesterreich: vtertestährlich 6.—. Direkte tägliche Kreuzbandsenduug ius Ausland: monatlich 7.50. Abend-Ausgabe. ApMrr Tageblatt Anzeiger. Ämlsvkatt des Königlichen Land- und Amtsgerichtes Leipzig, K -es Aatljes und Volizei-Ämtes der Stadt Leipzig. Anzeigen-Prei- die 6 gespaltene Petitzeile 20 Pfg. llieclamen unter demRedactionSstrich (4a«» spalten) 50^, vor den Familieanachrichten (6 gespalten) 40^. Größere Schriften laut unserem Preis» verzeichniß. Tabellarischer und Ziffernsatz uach höherem Tarif. Sistra-Beilagen (gefalzt), uur mit de» Morgen-Ausgabe, ohne Postbeförderuu» -/t 60.—, mit Postbeförderuog 70.—. .Annahmeschluß für Anzeigen: Ab end «Ausgabe: Vormittag» 10 Uhr. Morgen-Ausgabe: Nachmittag» 4 Uhr. Lei den Filialen und Annahmestellen je ei» halbe Stunde früher. Anreisen sind stet» an die Expedition zu richten. Druck und Verlag vo» E. Poslz in Leipzig M. Freitag den 24. August 1900. 94. Jahrgang. Vie Wirren in China. Ucbcr die Einnahme Pekings werden fortgesetzt noch Einzelheiten gemeldet. So besagt eine aus Peking vom 15. August datirte, von Tschifu am 21. August abgegangene Depesche veS amerikanischen Generals Gaselee: In einer am 12. August abgehaltenen Conferenz der Befehlshaber der verbündeten Truppen war beschlossen worden, daß sich diese Truppen fünf Meilen von Peking am 14. August vereinigen und den Sturm am 15. August unternehmen sollten. Der Angriff wurde jedoch schon am 14. August früh Morgens begonnen. Die britischen Truppen hatten einen Eilmarsch von 15 Meilen von Tungtschu bei großer Hitze zu machen. Sie befanden sich auf dem äußersten linken Flügel und griffen da? südöstliche Thor der Chinesenstadt an. Hier wurde heißer Widerstand geleistet. Die indischen Truppen brachen das Thor ein, die anderen Truppen folgten mit der Cavallerie und den Kanonen. Nachdem eine Abtheilung nach dem Tempel dcS Himmels gesandt worden war, um den linken Flügel zu sichern, rückte der Haupttruppenkörper nach den Gesandtschaften vor, bei welchen er um 3 Uhr Nachmittags ankam. Dazwischen wurde die Feldartillerie aufgefahren, um auf das mittlere Thor der Tatarenstadl zu feuern, aber die amerikanischen und russischen Truppen nahmen das Thor, bevor die Beschießung begann. Zwei Kanonen wurden in die britische Gesandtschaft hineingebracht, die anderen wurden nach dem Tempel deö Himmels zurückgesandt. Bei Einbruch der Nacht waren 400 Mann britischer Truppen in der Ge sandtschaft. Im Lause des Abends fand am Tempel des Himmels ein Gefecht statt und nachdem den Chinesen schwere Verluste beigebracht worden waren, wurde das Südthor der Chinesenstadt von den Truppen besetzt. Ein in Tokio aus Peking eingelaufenes Telegramm be richtet, daß die Kämpfe am 15. d. M. zur Besetzung des Kaiserpalastes so lange dauerten, weil die Truppen davon absahen, Artillerie gegen den Palast zu richten. Am 16. wurde da» Hauptthor besetzt. Die Stadt ist fast vollständig vom Feinde gesäubert. Die Verluste des japanischen Marine-DetacheinentS, welches die Gesandtschaft beschützt hatte, betrugen fünf Todte und acht Verwundete. Einer Depesche zufolge, welche das Ministerium des Aus wärtigen im Haag gestern vom niederländischen Consul in Tientsin erhalten hat, ist der niederländische Gesandte in Peking Knobel am 13. August leicht verwundet worden. Admiral Candiani telegraphirt an den Marineminister in Rom, daß er sich mit dem italienischen Gesandten in Peking in directer Verbindung befinde. Leutnant Paolini und sechs Matrosen von der italienischen Schutz wache zur Vertheidigung der Gesandtschaften seien leicht ver wundet. Von der Kaiserin-Wittwe fehlten alle Nachrichten. Nach Shanghai habe er das Schiff „Elba" entsandt. Das gesammte Personal der Gesandtschaft sei unversehrt. —Gestern sind in Rom auch beruhigende Depeschen von Livio Caetani, dem Sohne deS früheren Ministers des Aeußeren, Herzog von Sermoneta und von den Agenten deS Peking-SyndrcatS Eugenio Sabbione eingegangen. Die „Mvrning Post" meldet aus Peking vom 15. August: Am 12. August ersuchte daS Tsung li Damen um eine Conferenz behufs Friedensschlusses; es wurde aber kein Waffenstillstand gewährt und auf beiden Seiten batte man keine Vollmacht, zu verhandeln. In jener Nacht hielten wir das andauerndste Gewehrfeuer der ganzen Be ¬ lagerung auS; es dauerte 12 Stunden. Am 13. August bat daö Tsung li Damen, bezüglich jeder Conferenz entschuldigt zu werden; die Mitglieder seien zu sehr beschäftigt. Später schrieb da» Tsung li Damen, es habe verboten, daß weiter auf die Gesandtschaften gefeuert werde; jeder Zuwiderhandelnde käme vor ein Kriegsgericht. Am Abend erfolgte dann die heftigste allgemeine Beschießung; viele Geschosse fielen in die Gesandtschaft. Shanghai. Aus Washington 23. August, wird unS berichtet: Die Negierung ist nicht gewillt, den heutigen Meldungen der „American Association" in Shanghai zu entsprechen, da die amtlichen Meldungen die von derselben geäußerten Be fürchtungen nicht bestätigen. — Von hoher amtlicher Stelle wird entschieden in Abrede gestellt, daß die Ver einigten Staaten nur aus dem Grunde, weil andere Mächte Truppen in Shanghai landeten, dies ebenfalls thun würden. Tic belgische Legion. DaS Brüsseler Blatt „Le Soir" meldet, ein Minister rath, in dem der König den Vorsitz führte, habe sich dahin schlüssig gemacht, daß kein Anlaß bestehe, zur Zeit eine belgische Legion amtlich anzucrkcnnen, und daß eine Ein berufung deS Parlaments nicht nöthig sei. Die Verbündeten werden sich nun wohl in Peking fcstsetzen und den Versuch machen, eine neue Regierung zu bilden. Ob das Material dazu vorhanden ist, kann für Len Auzenbl'ck von der Ferne aus nicht sicher beurthcilt werden. Jedenfalls werden die Verbündeten sich gut vor sehen müssen und auch bann nicht trauen dürfen, wenn etwa chinesische Würdenträger sich zur Mitarbeit anbieten sollten. Die Erfahrungen, die man selbst mit solchen Chinesen machte, die sich sremdenfreundlich geberdcten, sind nicht sehr ermunternd. Lehrreich ist in dieser Beziehung der gestern telegraphisch erwähnte bei einem Boten abgefangene Brief, den ter General Dung-Lu an Tung-Fu-Tfchang, den Befehlshaber der Gruppen in der Provinz Kiangs», geschrieben hat. Der Brief lautet wörtlich: „Ich weiß, daß Ihr ein Patriot seid. Neuerdings haben alle fremden Teufel ihre ganze Macht angewandt, uns zu berauben und zu beleidigen, und es ist nicht leicht gewesen, meine geheimen Aufträge auszusühren. Alles sieht die fremden Teufel als Tiger an, aber die Ursache, weshalb sie ihre Hand gegen uns zu erheben wagen, liegt in ihren Kriegsschiffen und Geschützen. Ihre Länder sind klein und für ihren Lebensunterhalt sind sie aus die Producte Chinas angewiesen. China besitzt jetzt Geschütze und Gewehre und viele wohlausgebildete Truppen. Ich sürchte die Fremden nicht. In dem Sanmun-Falle weigerte ich mich Italien gegenüber, mit dem Resultat, daß nichts genommen wurde. Es ist klar, daß die fremden Teufel Feiglinge sind. Ich und Prinz Tnan erhielten kürzlich die Hilfe von Millionen von patriotischen Chinesen und frcmdenfeindlichen Boxern, die magische Kühnheit besitzen. Ich schwöre, daß ich alle Fremden, die gering an Zahl sind und meine Truppen fürchten, mit Hilfe der Boxer, die Waffen erhalten haben, tüdten will." Tung's Antwort besagt, daß er der gleichen Ansicht sei wie Dung-Lu und daß er seine Truppen zur Verfügung des Letzteren stelle, um die Boxer bei der Ausrottung der Fremden zu unterstützen. Hiernach haben die Verbündeten alle Ursache, auch den Befehlshabern in den Provinzen nicht zu trauen. Zu ihnen gehört auch Li-Hung-Tschang, der allerdings bereits so weit durchschaut ist, 'daß keine Macht mit ihm zu thun haben will; die meisten haben seine Friebensvermittelung abgelehnt oder ignoriren sein An gebot völlig. * Neapel, 23. August. (Verspätet cingetrofsen.) Generalfcld- marschall Graf Waldersee ist heule früh 1 Uhr 40 Min. Mit seiuem Stabe auf der „Sachsen" in See gegangen. (WLrht.) e. Einen interessanten Brief über den Kampf bet Tak» am 17. Juni d. I. haben die in Dresden lebenden Eltern eines Seesoldaten erhalten, der sich auf der „Iltis" an jenem Kampfe betheiligte. Nachdem der junge Krieger die Lage vor dem Kampfe geschildert und auch die Hoffnung ausgesprochen hat, zur Kirmeß daheim sein zu können, fährt er sodann wörtlich fort: „Es war am Sonntag, den 17. Juni, früh 1 Uhr. Die meisten hatten sich kaum schlafen gelegt, als cs auf einmal einen furchtbaren Lärm an Bord gab. Der Bootsmann Pfiff: „Alle Mann auf! Klar zum Manöver!" Jeder sprang aus seiner Hängematte und eilte nur nothdürftig bekleidet an Deck. Dort war es fürchterlich. Die chinesischen Forts hatten allem Kriegsgebranch entgegen schon vor Ablauf des auf Morgens 4 Uhr lautenden Ultima tums das Schießen auf uns begonnen. Ihre Geschütze hatten sie am Tage vorher schon alle auf uns genau eingerichtet, und sie bewarfen uns nun mit zahllosen Granaten. Wir wären ohne Gnade verloren gewesen, wenn nicht in dieser Nacht das Wasser besonders tief gefallen wäre. Von unserem „Iltis" sahen nur noch Schornsteine und Masten über die Brücke hinaus. Außerdem schossen die Chinesen auch reichlich hoch. Grausig war das Heulen der Geschosse in der Luft, und mit gewaltigem Knalle crepirten die Granaten in der jenseitigen Uferböschung. Gleich hieß es jetzt: „Wegtreten! Hängematten zurren!" Mit Schnelligkeit wurde das besorgt. Jeder warf sich in seinen Anzug, und kaum damit fertig, gab's auch schon Generalmarsch. Trommel und Horn gellten durch das Schiff, und nun war Jedem klar, daß es in das Gefecht ging. Alle Mann begaben sich auf ihre Gefechtsstationen. Alles geschah in tiefster Ruhe und ohne irgend einen Laut. In letzter Secunde sprang noch ein Lootse und ein Journalist zu uns an Bord. Der Letztere ließ sich nicht abweisen. Er hätte jedenfalls mit seinen Berichten viel verdienen können, hat aber seine Kühnheit mit dem Leben bezahlen müssen, denn er fiel als einer der Ersten. Auch der Lootse, obschon Familienvater und ein Graukopf, wollte, ohne dazu verpflichtet zu sein, uns mit Rath und That beistehen und den Ehrentag mitfeiern. Kaum sprangen die Beiden an Deck, so tönten auch schon die ersten Commandos von der Brücke — „Alle Leinen klar — loswerfen — Enden einholen — Beide Maschinen kleine Fahrt voraus, Ruder hart Steuerbord — mit- schiffs halbe Fahrt Recht so ." Ganz langsam und sicher löste sich unser „Iltis" von der Brücke, und un heimlich still trieben wir stromabwärts. Zuerst kamen wir an einigen Handelsdampfern vorbei, deutsche und englische, auf welche sich die Europäer geflüchtet hatten nebst den chinesischen Christen. Die mögen nun vielleicht einige Schüsse bekommen haben und waren voller Angst. Sie brachten drei Hurrahs auf uns aus, es klang aber mehr wie Heulen und Wehklagen. Wir schwebten unhörbar und unsichtbar weiter. Alle Blenden im Schiffe waren dicht, und von außen kein Lichtchen zu sehen. Wir kamen nun schon in freies Schußfeld, während die Chinesen noch unseren alten Liegeplatz beballerten. — „An die Geschütze — Back bordseite chargirt!" — Knacks, rutschten die Granaten in die Rohre. „Klar zum Feuern!" Die Geschützführer nahmen ihr Ziel. Langsam näherten wir uns nun der Stelle, wo noch am Tage zuvor 4 chinesische Torpedoboote lagen. Da nun der Com- mandant fürchtete, diese könnten kriegsmäßig besetzt sein und uns einen Torpedoschuß beibringen, sollte erst mal sich vorgesehen werden. „Klar beim Scheinwerfer — leuchten." Glänzend huschte der weiße Strahl übers Wasser und hell lagen die vier weißen Torpedoboote vor uns. Dieselben wurden erst vor ca. 4 Monaten von Schichau an China geliefert. Unsere Furcht war unnütz gewesen. Das englische Landungscorps hatte seine Aufgabe schon gelöst und hatte die Boote genommen und besetzt. Dabei sind alle Chinesen ertrunken, weil sie über Bord springen mußten. Laute Hochrufe der Engländer begrüßten uns. — „Abblenden!" — Das Licht verschwand und wir schwebten weiter. Endlich kamen wir an den Schiffen vorbei, welche außer uns noch an der Beschießung theilnahmen. Wir legten uns auf unseren bestimmten Platz. Am weitesten flußabwärts lag der kleine englische Kreuzer „Algerine". Dann kamen wir, hierauf folgten drei russische Kanonenboote und den Schluß machte ein kleines französisches Schiffchen. Alle feuerten schon auf die Takufcrts. Hier zeigte es sich nun auch, wie gut es gewesen war, daß wir unseren Platz erst jetzt einnahmen. Da die Chinesen schon tags zuvor ihre Geschütze auf die Schiffe eingerichtet hatten, erhielt das eine der russischen Schiffe einen Schuß in den Maschinenraum, der ihm 4 Todte und 42 Verwundete kostete. Ein weiterer Schuß demolirte zwei Geschütze. Nach und nach verloren aber die Chinesen die Höhenrichtung wieder und die meisten Granaten flogen über uns hinweg; einige Pfiffen uns aber auch bedenklich um die Ohren. Um ZH2 Uhr Morgens nahmen wir den Geschützkampf zunächst gegen Fort 3 und 4 mit auf. Bis s^3 Uhr donnerten alle Geschütze unablässig, dann hielten wir aus Sparsamkeit auf, da in der dunklen Nacht doch nur wenig getroffen wurde. Die Scheinwerfer durften wir auch nicht brauchen, um uns nicht zu verrathen. Brod, Eier und Kaffee wurde herumgereicht. Wir saßen und standen an Deck und aßen ein wenig. Ueber uns sausten die chinesischen Geschosse und im Osten begann der Himmel sich zu röthen. So brach für uns der Sonntag Morgen an, der ewig denkwürdige 17. Juni. Beim Morgengrauen ^4 Uhr nahmen wir den Geschützkampf wieder auf, der nun mit größter Erbitterung bis zu Ende ge führt wurde. Zuletzt rückten die Schiffe langsam gegen Sce hin vor. Nachdem es in den meisten Forts schon brannte, flogen in Fort 2 die Pulverthürme in die Luft und mit Hilfe der Lan dungstruppen, welche tapfer stürmten, waren um 7 Uhr Morgens die Forts unser. Die Chinesen sind fast Alle todt, aber auch die Schiffe haben genug. Wir haben 7 Todte und 7 Schwer verwundete, wovon aber schon wieder 2 starben, 13 Leichtverwun dete. Fast Jeder hat eine Anzahl Hautrisse. Unsere Vorder- schiffaufbautcn und Schornsteine sind total hin. Schreckensscenen will ich nicht schildern, davon später einmal .. Der Krieg in Südafrika. ' -(>. Unsere Vermuthung, daß der rührige und schlaue Boerenführer De Wct sich wieder südlich nach dem Oranjefreistaat wenden werde, scheint sich zu bewahrheite», wenigstens glaubt, wie wir mit- theilten, Lord Roberts dies daraus schließen zu sollen, daß De Wet mit einigen berittenen Leuten den Magaliesberg, westlich von Pretoria und nördlich von KrügerSdorp wieder überschritten hat. Roberts' Annahme aber, daß De Wet dies thue, weil er vergeblich Anschluß an Botha in östlicher Richtung gesucht, dürfte irrig und die andere den Thatsachen entsprechend sein, daß er sich jenseits des Vaals neu mit Waffen und Munition versehen bat. Commandant Grobler scheint nördlich von Pretoria zu bleiben, um die Feiiilletsn. Jlonka. 2s Roman von C. Deutsch. Nachdruck virbotrn.^ „Seid Ihr aus der Nähe hier?" „Keine zehn Minuten entfernt." „So wißt Ihr wohl, wie das Kloster auf dem zweiten Berge dort heißt?" „Das Kloster zum heiligen Stefan. Es ist schon einige Hundert Jahre alt. Früher hat dort eine kleine Hütte gestanden, die einem armen Fischer gehörte. Doch das ist eine merkwürdige Geschichte, Herr." „Wenn sie nicht groß ist, erzählt sie mir, Alter", unterbrach ihn der fremde Mann. „Ich hab' zwar große Erle, aber der artige Märchen laß ich mir ungern entgehen." „Ein Märchen ist es nicht, Herr, es ist eine wahrhaftige Ge schichte und hat sich hier in der Gegend von Geschlecht zu Geschlecht fortgeerbt. Wie gesagt, dort oben, wo das Kloster steht, war vor vielen Hundert Jahren eine kleine Hütte, worin der Fischer Jstwan mit seinem Kinde wohnte. Jstwan liebte seine Jlonka mehr, wie je ein Bater sein Kind, und sie glücklich zu machen, war der Gedanke, der ihn immer beschäftigte. Nun war die Jlonka ein bildschönes Mädel, aber nit so, wie es der Bauer gern hat, sie glich einer weißen, bleichen Blume, die gar nicht der Erde anzugehören schien, und darum wichen ihr auch die Mädchen und Burschen aus, und nie sprach Einer mit ihr oder forderte sie zu Tanz und Spiel auf. Es hieß, ihre Mutter habe des Nachts ein weiß Gespenst gesehen, und davon sei dem Mädel die Todtenfarb auf dem Gesicht geblieben. Jstwan grämte und härmte sich, daß sein Kind so von Jeder mann gescheut und gemieden war, und al» das von Jahr zu Jahr ging, wurde sein Herz immer mehr und mdhr erbittert; er wandte sich von Gott und allem Guten und ging finster« und unheil volle Wege. Nur die Jlonka blieb, was sie war: rein und gut im Herzen; je mehr sie von den Menschen zurückgestoßen wurde, desto mehr wendete sie ihr Herz zu Gott. Da hieß es auf einmal, die Jlonka werde einen reichen Edelmann heirathen. Er hatte sie in der Kirche gesehen, ihr bleiche» Gesicht schön gefunden und wollte sie zu seinem Weibe machen. Und es war auch so, denn nach kurzer Zeit schon kam die Hochzeit und mit ihr viele Leute aus der ganzen Umgegend, die die Neugier hergetrieben, denn so etwas war ja noch nie ge schehen. Eine niedere Bauersmagd und so ein hoher Herr! Jlonka war prächtig gekleidet, ihr Gewand war eitel Gold und Seide, das hatte ihr ihr Liebster geschenkt; auch er war herrlich anzuschauen, daß manchem Mädel vor Neid die Augen über gingen. Nur Jstwan überkam es wie Grausen, wenn er auf den Bräutigam blickte, und kalte Schauer überrieselten seinen Körper. Er lag auf den Knieen und rang vor Gottes Angesicht die Hände, als sei es seines Kindes Todes-, nicht Hochzeitstag. Und als der Priester sie einsegnete, da war es ihm, als müsse er rufen: „Nein, nein, im Namen Gottes nein!" aber seine Zunge war wie gelähmt, er konnte keine Silbe hervorbringen. Kaum war die Trauung zu Ende, da ertönte ein Schlag, als wollten Himmel und Erde auseinandergehen. Die Kirchthüren sprangen auf, Feuer und Flammen erfüllten den heiligen Raum und ein Heer böser Geister stürmte* herein, umtanzte^ das Paar und sang: „Verloren, verloren für ewige Zeit, „Du hast den Geist des Sees gefreit." Jlonka stieß einen Schrei aus, bann sank sie todt zu Boden, und über ihren Körper hinweg stürzte Jstwan im Wahnsinn aus der Kirche, stürmte nach dem Gebirge und stürzte sich von da kopfüber in die Tiefe deS Sees. Und an diesem Tage wüthete der See, als wolle er aus seinen Ufern treten und Alles überschwemmen. Die Leute sagten, Vas wäre das Aechzen des betrogenen Geistes, der anstatt der Seele einer reinen Magd, die eines Verlorenen in seine Gewalt bekam. An der Stelle aber, wo Jstwan's Hütte gestanden, wurde von frommen Mönchen ein Kloster erbaut, um die armen Seelen zu befreien." Bator schwieg und auch der Fremde; er blickte so unverwandt nach dem See, als sähe er aus jeder Woge den bleichen Kopf Jlonka's auftauchen. „Lange Jahre haben sich die Leute an dem Tage, wo dies geschehen sein soll, gar nicht auf den See gewagt", fuhr der Alte fort, „jetzt noch thut man es nicht gern, besonders wenn böses Wetter ist, wie es heut noch zu werden droht, der Himmel wird immer dunkler." „Das wäre mir gar nicht lieb", sagte der Fremde und stand auf, „in einer Stunde muß ich am jenseitigen Ufer sein, wenn ich nicht den Zug versäumen soll. Macht das Boot frei, Alter, und rudert mich hinüber! Ihr sollt ein schönes Fahrgeld ver dienen." „Das geht nicht, lieber Herr! Es wird bald stürmen." „Bis es losgeht, sind wir längst drüben." „Da kennen Sie unfern See schlecht", meinte der Alte, „der zieht seine bösen Wetter zusammen und schlägt los, eh' man sich's versieht, und es dauert immer einige Stunden, bis er sich aus getobt und wieder ruhig wird. Bleiben Sie für heut' mein Gast; morgen früh bringt Sie mein Boot nach Siofok." „Ihr bietet mir Gastfreundschaft an, ohne mich zu kennen?" „Wir bieten Jedem unser Haus und unfern Tisch an, ohne erst zu fragen, wer und woher er ist", versetzte Bator mit freund lichem, wohlwollendem Tone, „es bleibt also dabei, Sie sind mein Gast." Der Fremde dankte und lohnte ab, er mußte noch in dieser Stunde fort. Bator beharrte bei seiner Weigerung. „Es ist mir gewiß leid, daß ich Ihnen nicht dienen kann", sagte er, „denn der Jozi Bator läßt ungern Jemanden von sich, dem er nicht zu Willen sein kann, aber ich kann es nicht thun, und es findet sich Keiner, der Sie heute und in einem solchen Wetter hinüberbringt." „So thue ich es allein", sagte der junge Mann nach kurzem Bedenken, „ich kann auch rudern." „Sie wollten? . . ." „Sicherlich. Borgt mir eines Eurer Boote, für gute Worte und gutes Geld", fügte er lächelnd hinzu. „Ich binde es am jenseitigen Ufer fest, und Ihr könnt es Euch dann holen." „Aber lieber, lieber Herr!" „Wenn Ihr mich kenntet, würdet Ihr nicht unnütze Worte verlieren, Mann. Seht das Boot in Bereitschaft, denn bei Gott, wenn Ihr es nicht thut, thue ich es selbst." Es lag solch' Festes, Befehlendes in dem Tone des Fremden, daß der Alte nicht zu widerstreben wagte, dann ärgerte ihn auch die Hartnäckigkeit, wie er bei sich dachte, also zog er das Boot aus dem Schilf« und setzte die Ruder zurecht. Als der jung« Mann fragt«, wie viel er schuldig sei, sagte Bator fast entrüstet: „Geld soll ich auch nehmen?! Es würde mich ja wie Sünden geld brennen, wenn Ihnen ein Unglück passirte. Wenn Sie meinem Rath folgen wollen, bleiben Sie lieber hier", fügte er bittend hinzu, „hören Sie das Grollen in der Ferne?" Ueber das Antlitz des Fremden fuhr etwas wie ein bleicher Schatten, als jetzt ein Windstoß heulend durch die Luft fuhr und ein fahler Blitz am verdunkelten Horizont zuckt«. Sein Fuß schien zu zaudern, als er in das Boot steigen wollte; aber war eS, daß die Reise keinen Aufschub litt, oder war es der Uebermuth und die Tollkühnheit der Jugend, die an Ungeheuerlichem Ge fallen findet, oder gar, weil er vor dem Fischer nicht feige er scheinen wollte, da er einmal das Wort gesprochen . . . genug, er sprang in das Boot, und während er die Ruder ergriff, sagte er mit übermllthigem Lachen: „Lebt wohl, alter Ungar. Ihr sollt sehen, wie ich den See bezwinge, und hätte er heute selbst seinen tollsten Tag, wo er in Sehnsucht nach der schönen Fischertochter vergeht." Damit tauchte er das Ruder ins Wasser und wendete das Book. V. Jozi Bator ging den Berg hinauf, um von dort das Boot zu verfolgen. Wie ein einsamer, stiller Wächter stand er hoch oben, aufrecht und ungebeugt, dem Winde, der sich losgerissen und ihm wild ums graue Haupt fuhr, Trotz bietend. Schwarz und schwärzer umzog sich der Himmel, als gönnte er der Erde keinen lichten Punct mehr, weiß und weißer wurde der See, dessen Wellen der Wind zu Schaum aufwirbelte und der so hoch ging, daß beim jedesmaligen Anprallsn an «das Ufer ein dumpfes, donnerähnliches Getös« entstand. Und auf diesem tanzenden, wirbelnden, wogenden Gewässer glitt das klein« Boot dahin, wie «ine Nußschale sich hin und her schaukelnd auf den weißum- säumten, sich stoßenden und drängenden Wogen. Der fremde Mann ruderte kräftig vorwärts, das mußt« selbst der alte, er fahren« Mann dort oben auf dem Berg« eingestehen. Er bewäl tigte mit geschickten Stößen die heranstürmende Mass« oder wich ihr aus, wo er konnte. Das war nur Anfangs. Als sich aber plötzlich mit heftigem Windstoß «in« Woge gegen das Boot stürzte und der Fremde sich erhob, um daS Ruder zu wenden, stürzte dieser kopfüber in die rauschenden Wasser, das leere Fahrzeug trieb weiter. Hoch oben auf dem Berge stand der alte Mann, von starrem Entsetzen gelähmt, dann aber aller Sagen und Märchen, wie der eigenen Gefahr vergessend, stürzt« er den Berg hinunter, warf die Netze aus dem Boote, zerrt« es nach dem Dee, sprang hinein und ruderte in das wilde Gewässer hinaus, der Stell« zu, wo er den Fremden untergegangen glaubte. Es war schwer, sie zu finden, noch schwerer, 'sie auf der wildbewegten Wasserfläche zu erreichen, überdies stürmte und donnerte «S ununterbrochen und eine Finsterniß sank herab, als sei der letzte Tag erschienen. ! Bator that manchen frommen Wunsch im Stillen, aber er rudert« immer weiter, immer weiter! . . . Minuten vergingen; man hörte ' nichts als das Brausen des Sees, das Heulen des Windes, hier und da einen dumpfen Donnerschlag, der grollend über das Ge-
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder
Erste Seite
10 Seiten zurück
Vorherige Seite