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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 09.09.1900
- Erscheinungsdatum
- 1900-09-09
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-190009099
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-19000909
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-19000909
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1900
- Monat1900-09
- Tag1900-09-09
- Monat1900-09
- Jahr1900
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 09.09.1900
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Größere Schriften laut unserem Preis« verzeichniß. Tabellarischer und Ziffernsatz nach höherem Tarts. vrtra-veilagen (gefalzt), nur mit der Morgen.Ausgabe, ohne Postbesürderung 80.—, mit Postbeförderung ^ll 70.—. Ännahmeschluß für Anzeigen: Abend-Ausgabe: Vormittag- 10 Uhr. Morgen-Ausgabe: Nachmittags 4Uhr. Bei den Filialen und Annahmestellen je ein« halbe Stunde früher. Anzeige» sind stets an die Expedition zu richten. Druck und Verlag von E. Polz in Leipzig, 459. Sonntag den 9. September 1900. 94. Jahrgang. Rus -er Woche. Die Antwort der deutschen Regierung auf den russischen Borschlag, Peking zu räumen, ist ihrem Wortlaute nach nicht bekannt; mit Sicherheit kann aber angenommen werden, daß der Standpunkt, wonach Peking besetzt zu bleiben habe, nicht verlassen worden ist, denn eine Isolirung Deutschland- scheint nicht befürchtet werden zu müssen. Wenn heute von Ver einzelung die Rede sein könnte, so wäre das eher eine Situation, in der sich Rußland befindet. Freilich Rußland vermag in Nordasien, wo es selbst auf ungeheurem, gut verwaltetem und reichlich mit Truppen besetztem Territorium herrscht, allein vorzugehen. Dazu ist keine andere Macht im Stande, auch Deutschland nicht. Man darf auch annehmen, daß ver Kaiser bei seinem in Stettin gethanen Ausspruch, er habe keine Besorgnisse für die Zukunft, ausschließlich an diese Differenz mit dem Nachbarstaate gedacht hat. Im Allgemeinen ist die Besorgnißlosigkeit kein Zustand, der den Beherrscher eine- großen Staates jemals beschicken sein kann. Dafür, daß kein Regierender zum Augenblick sagen kann: „Verweile doch, du bist so schön", sorgen unausgesetzt „Unterthanen" und Nachbarn. Und wer weiß, ob Graf v. Bülow in dieser Stunde, wo die Frage der Räumung Pekings noch nicht gelöst ist, nicht bereits über die Art nachsinnt, in der die Entschädigungsansprüche für die aus Transvaal brutal auSge wie jenen Deutschen sich am wirksamsten geltend machen lassen. Diplomatisch stehen die beiden Angelegenheiten nicht außer Zusammenhang und di deutsche Presse hat sich deshalb wohl gehütet, die Negierung mit der Energie zu Schritten zu drängen, die die öffentliche Meinung s. Z. bei der Beschlagnahme deutscher Schiffe eisolgreich bethätigt hat. Es darf aber festgestellt werden, daß selbst der „Vorwärts" es für selbstverständlich erachtet, daß, wenn die Beschwerden der Transvaal-Deutschen sich begründet erweisen, die Regierung auf „vollen Schadenersatz" dringen müsse. Was die „Unterthanen" angeht, dir die Bäume der Besorgnißlosigkeit nicht in den Himmel wachsen lassen, so haben sie sich allerdings eine ziemlich laut erhobene Forderung vor läufig abgewöhnt. Von der Einberufung des Reichs tages ist in der letzten Zeit so gut wie gar nicht die Rede mehr gewesen. Daö machten die Schwierigkeiten, die sich wegen der weiteren Besitzhaltung der chinesischen Haupt stadt erhoben. Es wäre gerade kein Unglück, aber unbequem gewesen, wenn in diesen Tage» die Herren Bebel und Richter im deulschen ReichStage den russischen Standpunkt in der Räumungs frage zu erörtern Gelegenheit gehabt hätten. Daß sie das ge- tban haben würden, verräkh die Presse der beiden „Politiker". Die Möglichkeit von Verwickelungen mußte man aber in so delikater Weltlage, wie die jetzt entstandene, verständigerweise in Rechnung ziehen, und Las natioualliberale Berliner Blatt, das uns und andere befreundete Zeitungen früher schulmeistern zu dürfen glaubte, weil wir, trotz der Verleihung von Fahnen an die ostasiatischen Truppentheile, nicht in das EinberufungS- born bliesen, bekennt durch sein plötzliches Verstummen in dieser Frage, daß eS sich verrannt. Vorläufig ist der parlamentarische Ruhezustand der der Frage angemessenste, und wir glauben, auch das Ecntrum werde seiner „Ungeduld", die in Bonn auf dem „Katholiken tage" gesprochenen starken Worte ins NeichStägliche zu über setzen, nicht ungern für eine Weile Zügel anlegen. Die Sache war gar nicht so schlimm. Herr Lieber sprach allerdings von einem „nur scheinbaren FriedenSzustande" zwischen Staat und Kirche, von der Möglichkeit, einen neuen Eulturkampf auf- nebmen zu müssen, und er forderte, wie auch Frhr. v. Heereman, recht stürmisch die Jesuiten. Aber das waren doch nur traditionelle Redensarten, etwas verschärft durch die Absicht, die eigene politische Geschicklichkeit in Hellem Lichte strahlen zu lassen. Wenn Herr Lieber sagt, die parlamentarischen Aufgaben des Eentrums seien heute schwieriger als zur Zeit LeS „harten" EulturkampfeS, so beißt das: wir leisten mehr als Windlhorst geleistet, obwohl er sich einem Bismarck gegenübersab. Daneben wird der Zweck verfolgt, die „Kirche" und die „religiösen Interessen der Katholiken" als nach wie vor verletzt erscheinen zu lasten. Das zu sagen, ist auch wirklich nöthig, denn empfunden wirb der so geschilderte Zustand von keinem Katholiken mehr. Und hier liegt der schwache Punct dieser „Katholiken-Vcrsammlungen". Auf ihnen zeigt sich jedes Jahr deutlicher, daß dem Centrum der Boden seiner Daseinsberechtigung unter den Füßen wegschwindet. Damit soll die alte Prophezeiung deS Unterganges ver Partei nicht wiederholt werden. Das Centrum wird als Mittel punkt und Seele des Welfenthums im weitesten Sinne des Wortes noch auf lange eine starke Stellung behaupten. Aber „kirchlich" bleibt ihm nichts zu wünschen übrig — außer den Jesuiten, die aber Millionen Gläubige und darunter Zehn tausende von Geistlichen lieber „vertrieben" bleiben sehen. Man empfindet denn auch die „Heerschau" als eine alljährliche Einrichtung, die lästig und Verlegenheiten gebärend zu werden beginnt. In Bonn hat die- der Reichs- und Landtags abgeordnete Trimborn ziemlich klar herauSgesagt. Er erwähnte die oft gehörte Behauptung, der „Katholikentag" leiste keine praktische Arbeit, obne sie zu widerlegen. Im Gegentheil, er räumte deren Richtigkeit rin, indem er hinzufügte: „Den katholischen Volksverein trifft dieser Vorwurf nicht." ES fehlt eben bei.diesen Gastmählern an neuen Gerichten und die alten sind nur Schaugerichte. Der Ruf nach Wiederherstellung deS Kirchenstaates wird, man könnte vie- au- ultramontan en Blättern nachweisen, langweilend. Und dabei wird die meiste Mühe auf seine Abschwächung verwendet. Ursprünglich verlangte man einen frischen fröh lichen Krieg gegen Italien und di« Nichterfüllung diese« Wunsches war die Ursache des Culturkampfs. Heute wird die politisch noch immer richtige Behauptung, das Verlangen nach „Befreiung de« heiligen Vaters" sei ein Schrei nach dem Eingreifen der „gepanzerten Faust", al« lügenhafte Unter stellung zurückgewiesen. Italien, so sagt man, könne ganz gut aus „diplomatischem Wege" zur Selbstverstümmlung, zur Hergab« srinrr Hauptstadt, bewogen werden. Da- glaubt nun aber nicht einmal ein Katholikentag-Besocher. den Die Wirren in China. 31. Aug. in Chesoo. 5. Sept, von Moji Die neuformirte Schutztruppe bestehend aus vier Compagnien, stark, ist gestern nach Ostasien für zu- ab- (N. D. Lloyd.) (N. D. Lloyd.) (N. D. Lloyd.) (Hamb. A. L.) (N. D. Lloyd.) aber infolge seiner „wissenschaftlichen" Ergebenheit Willen der Index-Congregation weich gefallen. (N. D. Lloyd.) (N. D. Lloyd.) (N. D. Lloyd.) (N. D. Lloyd.) (Hamb. A. L.) (N. D. Lloyd.) (Hamb. A. L.) (N. D. Lloyd.) (Hamb. A. 8.) Ter Rückzug vom militärischen Gesichtspunkte. Die Angelegenheit des R ü ck z u g s der verbündeten Truppen aus Peking ist noch immer nicht entschieden. Die englische Regierung will ihre Antwort bis zur Rückkehr Lord Salisbury's nach London verschieben, die erst in der nächsten Woche erfolgen soll, und Deutschland macht einen Compromißvorschlag. Darüber giebt es jedenfalls wieder neue Verhandlungen, lieber die Frage, wie viel Truppen nöthig sind, um in Peking nicht nur die Ruhe aufrecht zu erhalten, sondern auch den Chinesen den nöthigen Re spekt für die diplomatischen Verhandlungen einzuflößen, gehen die Meinungen der militärischen Fachmänner weit auseinander. So schreibt ein,General a. D. den „Hamb. Nachr.', das Lurückziehen der russisch'-!: Truppen werde Han »c.nem milillirisacn Nachteil begleitet sein, und er begründet dies, wie folgt: Man kann auf Grund der neuesten amtlichen Mittheilungen annehmen, daß augenblicklich 61000 Mann mit 176 Geschützen auf der Linie Taku-Peking stehen. Von diesen befinden sich 18 900 Mann mit 108 Geschützen in Peking. Werden die russischen Truppen in der Stärke von 4480 Mann mit 22 Geschützen aus Peking zurückgezogen, so verbleiben daselbst noch 14 420 Mann mit 86 Geschützen. Bleiben die aus Peking zurllckgenommenen russischen Truppen in Tientsin, so ist es den anderen Mächten er möglicht, ihre rückwärts gehaltenen Truppen zum Theil nach Peking vorzuschieben, um so mehr, da im Laufe des Monats Sep tember an deutschen und französischen Truppen (v. Lessel und Voyron) 21300 Mann mit 54 Geschützen landen werden. Es sind mithin bis Ende September 82 300 Mann mit 230 Ge schützen auf der Lime Taku-Peking. Werden aber die russischen Truppen auch von Tientsin zurückgenommen und werden sie in Taku eingeschifft, so verbleiben auf dec Linie Taku-Peking immerhin noch 71300 Mann mit 186 Geschützen verwendungs bereit und dieser Stärke tritt in etwas späterer Zeit das auf See befindliche beträchtliche Verstärkungscommando der deutschen Division v. Lessel hinzu. Es dürfte diese Landtruppenmacht voll auf genügen, um dem Willen der vereinigten Mächte in Peking genügenden Nachdruck zu verleihen und es ist hierbei sowohl die Inferiorität wie die zerstreute Aufstellung der chinesischen Heer haufen zu unseren Gunsten HU berücksichtigen, ganz abgesehen von der Stärke, welche den einzelnen Lruppentheilen der Ver bündeten durch Vervollständigung ihrer Train- und Nachschubs- Verhältnisse mittlerweile erwachsen ist. Der Ausfall der mili tärischen Macht Rußlands auf dec Linie Taku-Peking gefährdet nur das Ansehen der Verbündeten in den Augen ihrer Feinde, nicht aber ihre Kraft zur Festhaltung des bis jetzt Erreichten. Ein anderer militärischer Mitarbeiter des genannten Blattes spricht sich im Gegentheil dahin aus: Die Absicht Rußlands, seine Truppen zurllckzuziehen habe wohl nur den Zweck, die Un gunst der Kriegslage, die man durch den mit ganz unzureichen den Kräften unternommenen Kriegszug geschaffen habe, zu ver hüllen; aber die Meinung, daß die Truppen der übrigen Mächte stark genug seien, Peking zu halten und einen entsprechenden Ein druck auf die chinesische Regierung zu üben, erscheine als eine recht optimistische Auffassung. Dann fährt der militärische Fachmann fort: Man befindet sich allerdings in einem höchst verdrießlichen Dilemma, und Vieles — so in erster Reihe die Sorge vor einer allgemeinen Erhebung Chinas im Falle des Rückzuges — spricht dafür, wenigstens den Versuch zu machen, Peking bis zur Bereit schaft des Waldersee'schen Heeres zu halten. Allerdings bleibt zu berücksichtigen, daß darüber der Winter bedenklich naherückt, denn die letzten Truppen treffen erst nach Mitte October ein, und Mitte November friert schon der Peiho zu. Es hatte seine guten Gründe, daß die Westmächte 1860 Peking vor Eintritt des Winters räumten. Am 16. November fror der Peiho zu. Weiteres Verbleiben in Peking hätte angesichts der dann nur noch auf dem Landwege möglichen Verbindung mit dem Meere große Schwierigkeiten zur Folge hckben müssen. Wie stehen die Dinge heute, wenn der Wasserweg versagt? Die Eisenbahn ist be kanntlich so gründlich zerstört, daß ihre Wiederherstellung 18 Mill. Mark erfordert und in absehbarer Zeit nicht bewirkt werden kann. Was aber chinesische Landstraßen bedeuten (oder vielmehr die holperigen Dämme aus Steinquadern, die Straßen gewesen sind), da- weiß man auch. Zu diesen schier unüberwindlichen Schwierigkeiten der Verbindung kommt die Strenge des nord chinesischen Winters mit seiner sibirischen Kälte. Die Aussichten eines Winterfeldzuges wären also nichts weniger als günstig. Um so wichtiger erscheint es, den vorgeschobenen Posten Peking so lange wie möglich zu halten. Dabei ist allerdings nicht ausge schlossen, daß chinesische Uebermacht, oder, was schlimmer, der Hunger im Falle, daß die Verbindung abgeschnitten wird, eine Katastrophe herbeiführt, und daß deren Eindruck auf die Be völkerung erst recht eine über ganz China sich ausdehnende Er hebung hervorruft. Die Russen scheinen derartiges zu fürchten, und sich bei Zeiten aus der Affaire ziehen zu wollen, was für sie um so leichter angeht, als sie ihre Gesandtschaft gerettet und sich nicht durch große Worte festgelegt haben. Das Blatt verzichtet darauf, sich darüber zu äußern, welche .Wittekind" .Dresden" .Halle" .Batavia" ,Gera" .Sardinia" .Straßburg" „Aachen" „Rhein" „Adria" „H. H. Meier „PhLnicia" „Darmstadt" „Palatia" „Andalusia" „Hannover" „Arcadia" „Crefeld" „Roland" „Valdivia" *) Wir glauben mit der Veröffentlichung der übersichtlichen tabellarischen Mittheilungen fortsahren zu sollen, obwobl wir über das Auslaufen der einzelnen Dampfer zumeist schon fortlaufende telegraphische Berichte gebracht haben. nach San Francisco. 2. Sept, von Tsingtau. 2. 2. 6. 6. 3. 4. 6. 31. Aug. in 6. « 2. S 7. 5. 5. 6. 7. 6. 7. 7. * Berlin, 8. September. „W. T. B." berichtet aus Amoy unter dem 6. September: Heute früh sind sämmtliche hier und in Kulangfalgelandeten sremden Marinesoldaten zurück gezogen worden. * Kiew, 8. September, die ostchinesijche Eisenbahn, sammen über 1000 Mann gegangen. (Wiederholt.) * Petersburg, 8. September. Der „Rcgierungsbote" meldet: Nachher Einnahme des Tschinganpasses erreichte das Detache ment des Generals Orlow Dschalundu, wo ein Rasttag gemacht wurde. Bei dem weiteren Borrücken gegen Tsitsikar am 30. vorigen Monats erschienen Parlamentäre des Generalgouverneurs von Tsitsikar und baten um Frieden. General Orlow schickte die Parlamentäre zurück, empfahl dec Bevölkerung, die Waffen auszu liefern und versicherte, daß jeder an seinem Platze bleiben könne. Tie Cavallerie Orlow's und die reitende Batterie gewann Fühlung mit dem Detachement des Generals Rennenkampf und besserte mit Hilfe von Ingenieuren die von den Chinesen zerstörte Brücke über den Nonni - Fluß auS, an welchem das De- tachement am 2. ds. Mts. einzutreffen gedachte. — Ein Tele gramm des Ingenieurs Hirschman aus Tfchifu, den 4. ds. Mts., meldet: An der Liau-tong-Bucht ist ein regelmäßiger Bahnverkehr bis Jn-kau hergcstellt und in zehn Tagen ist die Bahnlinie bis Hai-tschen fertig. Nach den letzten Nachrichten befindet sich der Ingenieur Werchowski in Ljaujan in Gefangenschaft. Den Chinesen wurde ein Lüsegeld angeboten, Loch ist wenig Hoffnung aus Rettung vorhanden. Bon den Begleitern des Ingenieurs Walewski kehrten neun Mann über Korea zurück; dieselben hatten zwei Mann ihrer Schutzmannschaft und eine Telegraphistin verloren. * Shanghai, 7. September. Die Geschäfte der öster reichisch-ungarischen Gesandtschaft in Peking werden nach der Abreise des Herrn von Roslhorn durch den ersten Sekretär der deutschen Gesandtschaft, Herrn v. Below, wahrgenommen. Von dem deutschen Gesandtschastsarzt, Stabsarzt Or. Velde, ist als Todesursache im Falle des ermordeten Gesandten Freiherrn von Ketteler ein Schuß in den Hals sestgestellt worden, der un mittelbar darauf den Tod herbeigeführt haben muß. Der Mord wurde gegen 9 Uhr Vormittags ausgeführt. Die Ge sandten hatten für 9 Uhr um eine Unterredung im Tsung- li-Pamen nachgesucht, um gegen die von der chinesischen Regierung über das diplomatische Corps verhängte Aus weisung Einspruch zu erheben, bekamen aber aus das Audienzgesuch keinen Bescheid und unterließen lediglich deshalb, nicht aus Be sorgnis; vor Len Umständen nach nicht zu vermuthenden Angriffen ihren Besuch. Sie hatten auch Freiherrn von Ketteler nicht gewarnt, als dieser in Folge anderweitiger Verabredung LaS Tsung-li-Aamen allein aufsuchen wollte. Bei der Bestattung des deutschen Gesandten sungirte als Geistlicher der Generalvicar Tarlins. Ter amerikanische Gesandte hielt eine ergreifende Ansprache. Tas diplomatische Corps und die fremden Detachements waren vollzählig anwesend. Prinz Tsching's Truppen kämpften anfänglich gegen die Boxer, Punglu's Haltung war zweideutig, seine Truppen kämpften gegen die Gesandt schaften. * Shanghai, 7. September. Am 2. d. M. soll Punglu von Paotingfu mit seinen Truppen nach Tajuenfu zurückgegangen sein. Der Mandschu-Präsident des Finanzministeriums in Peking, Chinghsin, soll Selbstmord begangen haben. Es heißt, daß Chanchitung's Versuch, eine Anleihe von 500000 Taels bei chinesischen Kauslcuten in Hankow auszubringen, gescheitert sei. Chinesische Zeitungen veröffentlichen ein Edict vom 19. v. M., durch welches die Präsidenten und Sekretäre der hauptstädtischen Ministerien Befehl erhalten, sich schleunigst nach Tajuenfu zu begeben, um den Kaiser bei der Erledigung der Regierungsgefchäfte zu unterstützen. Die Fratze der „katholischen Wissenschaft", dieses Schmerzenskindes der gebildeten Minderheit des Centrums, ist in Bonn allerdings etwas gefördert worden nach der Richtung natürlich, in der sie in dieser dem unfehlbar lehrenden Papste zu unbedingtem Gehorsam verpflichteten Gemeinschaft allein gefördert werden kann: nach rückwärts nämlich. Die „katholischen" Studirenden bekamen folgenden Spruch mit nach Hause: „Commilitonen, pflegen Sie die Freiheit — aber nicht die Freiheit des zügellosen Denkens, sondern vielmehr die Freiheit, immer höher zu steigen im Dienste der wahren Freiheit". Mit anderen Worten: denkt bis zu dem Puncte, wo der Papst die „wahre" Freiheit beginnen läßt, und von da hört auf zu denken. An der Hand dieser Regel kann der Mensch nie und nimmer die gottgegebene Vernunft völlig verwerthen; ohne Voraus setzungslosigkeit besteht kein wissenschaftliches Denken, lieber diesen Berg kommt der Frhr. v.Hertling nicht hinaus. Schell in Würzburg, der ihn überschreiten wollte, ist abgestürzt, freilich aber infolge seiner „wissenschaftlichen" Ergebenheit in l Ueber die Ausreise der Truppen-Transportdampfer nach China liegen folgende Meldungen*) vor: „Köln" „Frankfurt" von den beiden Auffassungen die zutreffendere ist. Selbstver ständlich haben bei der Entscheidung der Frage, wie lange die ver bündeten Truppen in Peking bleiben und wie stark sie sein sollen, nicht dlos die Diplomaten, sondern auch die Heerführer ein Wort mitzureden, allein der russische Vorschlag ist schwerlich aus mili tärischen Rücksichten hervorgegangen. >Hamb. A. L.) (N. D. Lloyd.) (N. D. Lloyd.) (Hamb. A. L.) von Hongkong, von Hongkong, von Shanghai, in Colombo, von Singapore. in Singapore. in Hongkong, in Singapore. von Singapore. Pt. in Singapore. von Singapore. Gibraltar passirt. Gibraltar passirt. Gibraltar passirt. Quefsant passirt. GriSnez passirt. von Bremerhaven, von Bremerbaven, von Bremerhaven. Der Krieg in Südafrika. Aus London, 6. September schreibt man uns^ Lord Roberts hat bereits vier seiner Chargenpserde nach Capstadt geschickt und er wird selbst, wie es den Anschein hat, denselben bald nachfolgen, um sich auf den Heimweg zu machen. Der Transvaal iss feierlichst annectirt worden, obwohl er gerade so wie der Oranje-Freistaat noch längst nicht erobert ist, aber Mr. Chamberlain ist fest entschlossen, seinen politischen Wunsch zum Vater des militärischen Faktums zu machen und die britischen Wähler zu dem Glauben zu bringen, daß der Krieg vorbei sei, indem er ihnen mit eiserner Unverfroren heit diese hinfällige Thatsache vor die Nase stellt. In der radikalen englischen Presse wettert man energisch gegen die Bemühungen der Regierung, die Nation zu betrügen nnd sie über den wahren Zustand der Dinge in Südafrika im Unklaren zu lassen. Die englischen Generale auf dem Kriegs schauplätze werden nach dem uralten genialen Gebrauche englischer Staatsmänner als willige Werkzeuge in dieser skrupellosen Politik benutzt, unerfreuliche Wahrheiten werden verschwiegen oder entstellt, und man läßt sie nur tropfen weise durchsickern, indem man sich entweder auf die Berichte phantasiereicher Kriegscorrespondenten stützt, oder auch vor selbfabricirten und zurechtgedocterten ofsicicllen Berichten nicht zurückschreckt. Es ist in der That ein starkes Stückchen, daß in den dienstlichen Meldungen Lord Roberts der letzten Tage, wenigstens so weit sie veröffentlicht wurden, nur davon die Rede war, daß die Stadt Ladybrand von den Boeren belagert wurde, während sie in Wirtlichkeit von denselben nach kurzem Kampfe genommen und erst später wieder aufgegeben wurde, als General Hunter mit großer Uebermacht beranrückte. Der „Standard" plaudert heute - aus der Schule uud erzählt, daß die Boeren den Zweck ihres Angriffes auf Ladybrand vollständig erreichten, indem sie „große Vorräthe von Winterkleidern, Kaffee, Zucker, Mehl, Conserven rc. und zahlreiches Schlacht vieh in Ladybrand fortnahmen, um dann auf den verschiedenen Farmen der Umgegend das übliche Rekrutirungsgeschäft mit Erfolg zu besorgen". Bis jetzt sucht man vergebens, in den Depeschen - Anschlägen des hiesigen Kriegsamtes nach diesen interessanten Einzelheiten, und ebenso wenig ver lautet von ofsicieller Stelle etwas über daS Wiederaufleben der Streitigkeiten im Freistaate, von denen ver „Standard" sagt, daß sie „eine sehr unangenehme Ueberraschung" seien. Dasselbe Blatt fügt noch hinzu: „Es liegt klar auf der Hand, daß die Boeren größere Hilfsmittel und stärkeren Mannschafts-Ersatz zur Verfügung haben, als wir uns bis jetzt vorstellten. Sie haben nicht nur Ladybrand gestürmt, sondern erscheinen auch wieder in der Nähe von Thabanchu und sogar an den Wasserwerken von Bloemfontein, der Scene eines früheren notorischen „MalheurS". —" — Warum die englische Regierung alle diese Dinge ver heimlichen will, die über kurz oder lang doch durchdringen müssen, ist nicht recht erfindlich, es sei denn, daß sie einzig und allein das Prestige der englischen Waffen hoch halten und, wie bereits erwähnt, die englische Nation dupiren will. ES würde eine lange Liste geben, wenn man alle jenen Er eignisse zusammenstellen wollte, welche auf dem Kriegsschau plätze zu Ungunsten der Engländer ausfielen und niemals ofsiciell publicirt worden sind. Erst in der heutigen Verlustliste findet man eine ziemlich beträchtliche Anzahl von Namen der Ossiciere und Mannschaften, welche in dem „Gefechte bei Kwag- gaSfontein" zu Schaden gekommen sind; sechs Officiere figuriren als verwundet, fünf Mann als todt, 13 als verwundet und 5 als vermißt. In geradezu pompöser Weise wird berichtet, daß den Boeren „vierzig Esel" fortgenommen wurden, aber über ein Engagement, in welchem die Engländer 29 Officiere und Mannschaften verloren, meldet der officielle Bericht nichts. Mr. Chamberlain wird wahrscheinlich seine „Khaki-Wahlcampagne" durchsetzen, aber er muß der Welt nicht vorschwindeln wollen, daß der Krieg vorbei sei, so lange es für ihn noch notbwendig ist, zu solchen kläglichen Be trügereien seine Zuflucht zu nehmen. * Pretoria, 5. September. (Meldung de- „Reutersschel Bureaus".) Es wird gemeldet, Dewet habe sich mit Thrron in der Nähe von Johannesburg vereinigt. Sie hätten zusammen 1800 Mann und hielten die hohen Hügel im Süden der Stadt besetzt. Eine beträchtliche englische Streitmacht habe sich zu ihrer Verfolgung ausgemacht. Die Boeren hätten keine Geschütze. (Wiederholt.) * London, 8. September. Wie „DailyExpreß" au- Lissabon meldet, hätten die 1000 Mann, welche nach Louren-o Marques gesandt sind, den Auftrag erhalten, die Grenze von Transvaal zu beobachten. — Einem Telegramm der „Daily Mail" aus Pietermaritzburg von gestern zufolge wurde dort am letzten Mitt woch von Utrecht her lebhaftes Gewehrfeuer gehört. (WiederhPt.) * London, 8. September. Da- „Reuter'sche Bureau" meldet aus Capstadt vom 7. d. Mts., die Kohlengrubengesell schaften deS Rand seien im Begriff, Bestellungen auf nahezu dreihundert große Kohlenwagen im Werthe von 150 000 Pfund Sterling abzuschlirßen, wobei besonderer Nachdruck auf schleunige Lieferung gelegt werde. Bon englischen und amerikanischen Fabrikanten seien Angebot« eingegangen. Deutsches Reich- L. Berlin, 8. September. (Klerikali-muS und Attentate.) Während selbst ein Theil der freisinnigen Presse einer Verschärfung der Strafen für Attentäter und einer sorgfältigeren Ueberwachung der anarchistischen Propa ganda nicht abgeneigt ist, kritisirt daS Hauptorgan der Cen- trump-partei recht abfällig di« in dieser Hinsicht gemachten
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