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Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 12.09.1899
- Erscheinungsdatum
- 1899-09-12
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1666408611-189909121
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1666408611-18990912
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1666408611-18990912
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungRiesaer Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1899
- Monat1899-09
- Tag1899-09-12
- Monat1899-09
- Jahr1899
- Titel
- Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 12.09.1899
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DaS Renommlren mit der „unendlichen Langmuth ist nicht übel. Die böse Welt legt die „Langmuth" Englands dahin au», daß es absolut gezwungen ist, seine Rüstungen zu ver vollständigen, da es kaum im Stande sei, schon jetzt in Süd afrika Krieg zu führen. «ermtschtes. Einen schrecklichen Abschluß fand Svnnabend Vormittag in Berlin eine Jagd auf einen Pferdedieb. Unter dein Verdachte, ein Pferds gestohlen zu haben, wurde der 33 Jahre alte HandelsinannIWinkelinann festgenommen nnd auf die Wache gebracht. Erjsand aber eine Gelegenheit, durch ein Fenster der Wache aus den Hos hinabzuspringen, und entkam unter Zurücklassung seiner Stiefeln. In der Lortzing- straße floh er in das HauS Nr. 9, eilte dort die Treppe des Seitenflügels hinans und kletterte durch einen Taubenschlag aus das Dach. Seine Flucht war aber bald bemerkt worden. Während die Beamten sich anschickten, sich ebenfalls aus das Dach hinauf zu begeben, ließ sich der Verfolgte, der ihre Absicht erkannte, an der Dachrinne herab, machte, sich mit den Händen an dieser festhaltend, einige kräftige Schwingungen und flog dann niit einem letzten Ansätze durch ei» offenes Fenster in die Küche einer ini dritten Stockwerk gelegenen Wohnung hinein. Bevor die Leute, die sich darin befanden, sich von ihrem Schecke erholt hatte», verlangten auch schon Schutz leute Einlaß in die Wohnung. Als Winkelmann sie kommen hörte, da suchte er wiederum durch das Fenster zn entfliehe». Das Blumenbrett aber, auf das er trat, brach unter seiner Last zusammen und der Flüchtling stürzte vor den Auge» seiger Verfolger in die Tiefe hinab, wo er mit zerschmetterten Gliedmaßen liegen blieb. Die Kaiserin als Pa t hin. Während der Kaiser bekanntlich bei dem siebenten Sohne in derselben Familie in der Regel genehmigt, daß er als Pathe eingetragen werde, lehnt die Kaiserin das Pathenstehcn bei der siebenten Tochter ab. Die gegcntheiligc, im Publikum verbreitete Ansicht ist irrig. Ein in Templin wohnender Handiverker bat kürzlich die Kaiserin in einem Gesuch, bei seinem siebenten Mädchen Pathenstelke zn übernehmen. Darauf hat die hohe Frau dem Bittsteller durch^lhr Ttvilkabinet*mktthellen lasten,"daß sie nur im engsten Familienkreise Pathenstellen übernehme. Nichts destoweniger ließ die Kaiserin in ^vorliegendem Falle dem Schreiben ein Geldgeschenk von^30 M. für die kleine Erden bürgerin beilegen. Graf Zep pelsins L u s.tjschisf.^Der Zeitpunkt, in dem der vom Grafen'Zeppelin konstruirteIenkbare Luftballon ani Bodensee aufsteigen soll, rückt tmmer/näher und es wird dem zu erwartenden Schauspiel mit lebhaftem Interesse ent- gegengesehen. Gegenwärtig werden im AnfstiegSgebiete bei Friedrichshafen die höheren Luftströmungen gemessen, zu welchem Behufe vom First der Lustballonhalle in Friedrichshavrn amerikanische Drachen aufgelassen werden, die an einem sehr langen Seile angebunden sind.W150 Meter vom User ent fernt befindet sich ein SchuppenIfür eine Gassabrik, wo die Pontons untergebracht sind, welche Flaschen mit Wasserstoffgns enthalten. In einem anderen Schuppe» sind 25 Arbeiterinnen aus der Ballonsabrik mit Nähen und Gummiren der einzelnen Bestandtheile des Ballons beschäftigt. Meteorologisches, uu » MItgrthcUt von R. Nathan, OpNker. ALL.! Barometerstand jG M cs Mittag» 12 Sehr trocken 770 Beständig schön W Schön Wetter M Veränderlich 750 wegen (Wind) —W -DD Viel Regen 740 »I Sturm 730 M> Oriisnarras^ 8 I), Sseo mktsroit: LprU bi« Ssptsia wr 7—1? anä 8—6 llbr, Ootocsr bis Mrs 3—12 nnä 2—K 11 br. sr 8 8 3 2 8 Z 3 § so. L Uchlachtdietzprette auf dem vtrhmarkt« zu Dresden am 11 Septdr IM«, nach amlltchrr Feststellung < Marktpreise für c-l> dg tn Mark.) r-hiergaltung und Bezeichnung. >- ch tf »1: 1. vollfleiichtge, aasgem ! > te Ochsten Lchlachtwerthe» bi« zu 8 Ja^ österreichische 2. ,unge stetjchtg«, nicht auSgemäfteie -- ältere auS- gemästete 4. mäßig genährte junue, aut genährte ältere . . . t. gering genährte ;rden Alter« Kalben und Kühei t. vollfleischtge, ausgemästrte Kalben höchsten Schlacht- werthe« 2. vsllfletschige, auSgemästele Kühe höchsten Lchlacht- werthe« bi« zu 7 Jahren 3. ältere auSgemästete Kühe und wenig gut entwickelte jüngere Kühe und Kalbm 4. mästig genährte Kühe und Kalben 8. gering genährte Kühe und Kalben Dullen: 1. vollstetfchige höchsten SchlachtwertheS 2. mäßig genährte jüngere und gut genährte älter« . 3. gering genährte Kälber. 1. feinste Mast- (Bollmtlchmast) und beste Saugkälber 2. mittlere Mast- und gute Saugkälber 3. geringe Saugkälber 4. ältere gering genährte (Fresser) Schafe: 1. Mastlämmer 2. jüngere Masthammel 3. L.tere MasthammLI 4. mäßig genährte Hammel und Schafe (Merzschase) . D 34-38 32-33 29-31 60 63 32 34 23 31 56 5!« 27-28 48-50 45 47 74.78 68-73 60-67 34 37 31-33 -L 68-6!» 65-67 60-64 55-59 60-63 56-59 54 60 62 56-59 53 63-67 34-38 63-67 53-55 50-52 48 Schweine: 1. Fettschweine 2. vollfleifchige der feineren Rassen und deren Kreu ¬ zungen im Alter bi« zu 1'/« Jahren . . . . 3. fleischige 4. gering entwickelte, sowie Sauen und Eber . . . 43-44 43-44 42-43 38-41 56-57 56-57 55-56 50-54 Geschäftsgang: Bei Ochsen, Kalben, Kühen, Bullen,^Schafen und Schweinen mittel, bei Kälbern flott. Ein junger Mensch, welcher die Schule verlassen hat, wird als Laufbursche und zu leichten Arbeiten gesucht. Zu melden In der Expedition d. Bl. Ein Lehrling für das Comptoir eines größeren kauf- wkinnischeu Geschäfts in Riesa wird gesucht. Selbstgeschlicbene Bewerbungen unter 2 88 an die Cxvedition d. Bl. Im Steinbruche zu Glöba «halten einige Arbeiter zu Bodciuibraum sosort lohncnde Beschäftigung. Ebendaselbst wird ein kräftiges Arbeits pferd im Preise von circa 200 Mk. ange- kaust. Gtfl. Meldungen nimmt Herr Bruch meister Klinger im Steinbruch entgegen. Wer Stelle sucht, verlange unsere „Allgemeine Vakanzenliste" SV. Hirsch Verlag, Mannheim. * Möbel-Transport. Dem geehrten Publikum zur gefl. Kenntnißi ahme, daß ich von jetzt anDjeden Möbel- Transport mit meinem neuen Möbelwagen hier und nach auswärts besorge. Bei vor- kommenvem^Bedarf^empsehleHichHmichßuntertzZusichernng reeller Bedienung. * 'NM llumUed, ist Geldsparen, wenn man seinen Bedarf an Schuhen und Stiefeln tm einzig dastehenden Ausverkauf bci n. ZjsllLGelt«, NfsttinenuKn»»»« 22, deckt ür LsiütMLlEon siloi' kr-t >vu8 sie >vüQ«okt, nenn °iv I)A,H2 äü 0O. IUunter von II-U-IU«» 421. rurlullgt. So oft er mit seiner Frau darüber beraten hatte, und das w ir schon oft geschehen, klammerten sie beide sich an die Hoffnung, daß die Liebe, die so tief und fest im Her ze» Helenes wurzelte, über alle Bedenken den Sieg da- uvutrcigcn werde, sobald die beiden nach dieser Trennung wieder einander begegneten; eS war ja die einzige Hoff nung, auf die sie da» LebenSglück ihre» Kinde» gründeten. 32 Und nun war auch diese Hoffnung vernichtet. Die Er- klärnngen des Maler» und de» Richter» ließen ihn erken ne», daß an dem Ausbruch de» Falliment» nicht mehr zu zweifeln war und daß die Gerüchte, an die er bisher nicht hatte glauben wollen, nur zu sehr begründet waren. Die Folgen diese» Falliments ließen sich bei der allge meine» Erbitterung, die gegen den Chef deSHause» herrschte, »,it Sicherheit vorauSsehen; e» war ein Ende mitSchrecken, ei» Schiffbruch, au» dem Theo nicht» für sich retten konnte. Und war er selbst arm, wie konnte er dann noch an die Berbindiliig mit einem unbemittelten Mädchen denken? Mit sorgenvoller Miene trat der alte Herr in» Fami- iieiiziinmer, die Seinigen warteten bereit» mit dem Abend brot auf ihn. Es war ein frugaleSAbendessen, nur ein Teller Suppe und für den Hausherrn ein kleine» Stück Fleisch, das karge Einkommen erlaubte keine größeren Ausgaben, denn nach außen hin mußte der Stand gewahrt werden, da» kostete viel Geld und Schulden wollte der Oberst nicht machen. „Du siehst verstimmt au»,* sagte die Obristin, al» der alte Herr Platz genommen hatte und mit einem leisen Seuf zer die Serviette auSeinanderfaltete; „hast Du Unannehm lichkeiten gehabt?" „Wie man'» nehmen will!" erwiderte er mit einem ver- st oh lenen Blicke auf seine Tochter. „An die Gerüchte, die über den Kommerzienrat Wildenbruch im Umlaus sind, habe ich bisher nicht glauben wollen, nun sind sie mir von kompetenter Seite bestätigt worden." „Gütiger Himmel, da» Bankhau» wird wirklich fallie ren?" „Der Ausbruch des Falliments wird in den nächsten Ta gen erwartet," nickte er, während er in seinerSnppe rührte. „Der Kommerzienrat muß es toll getrieben haben, die Leute sind furchtbar erbittert, sie lassen kein gutes Haar mehr an ihm." „So wird e» wohl schwerlich zu einem Vergleich mit den Gläubigern kommen?" fragte die alte Damr, die nun auch einen besorgte» Blick ans ihre Tochter warf. „Nein, daran ist nicht zu denken, eS ist alle-verloren!" „Wie traurig für de» jungen Herrn!" „Der wird seinen Weg schon finden," sagte Helene, de ren Wangen sich plötzlich dunkler färbten, während eS in den Augen stolz und freudig aufleuchtete. „Er hat in Lon don fleißig gearbeitet." „Was weißt Du denn davon?" unterbrach die Mutter sie erstaunt. „Die Generalin Wendstern hat es kürzlich mir mitge teilt, sie weiß eS von ihren« Sohne, dem Geschäftsführer des Kommerzienrat». Herr Theo Wildenbruch arbeitet in einem großen Londoner Bankhause, das sehr anerkennend über ihn hierhergeschrieben hat. .Da» ist wenigstens etwas," sagte der Oberst, tief auf- atmend. „Aber als Kommis sein Leben fristen zu müssen, wenn mans von Kindheit an besser gewohnt war, das ist hart, sehr hart." „Das Brot, da» man sauer verdienen muß, weiß man besser zu schätzen, al» da- leicht erworbene," erwiderte Helene ruhig. „Wenn er nur zurückkäme!" fuhr der Oberst fort. „Viel leicht könnte er die bedrohte Firma noch retten. Er ist be liebt, den Kredit, den man seinem Vater verweigert, räumt man ihm möglicherweise ein, und wenn er genügendeKennt- niffe besitzt, so kann am Ende das schlimmste verhütet wer- den." „Er wird kommen!" sagte Helene, und eine freudige Zuversicht klang aus dein Tone ihrer Stimme. „Die Ehre seines Namen» geht ihm über alle», er wird sicherlich den Versuch machen, sie zu retten." Die alte Dame wiegte zweifelnd das Haupt, ihr for schend er Blick streifte voll banger Sorge das Aullitz des Gatten. „Und wen«« ihm das nicht gelingt?" fragte sie. „Wenn er, der reiche, verwöhnte Herr, fortan für andere arbeiten, von anderen sich befehlen lassen muß? Ich sehe hier nur Stürme, schwere Stürme." „Und hinter diesen Stürmen sehe ich den Sonnen schein eines neuen Tages!" unterbrach Helene sie ruhig, „auf diese»« Sonnenschein setze ich mein volles, ganzes Vertrauen." Die Eltern schwiegen, Helene legte die Hände in den Schoß und blickte träumerisch sinnend vor sich hin, und al» das Abendbrot verzehrt und der Tisch abgeränmt war, zog sie sich in ihr Schlafgemach zurück, um ihren Gedan ken weiter nachznhängen. „Verstehst Du das, Henriette?" fragte der Oberst leise. „Gestern noch so verzagt und heute so voll fröhlicher Zu- verficht?" „Ich glaube eS zu verstehen," erwiderte seine Frau, „und was ich schon oft gesagt habe, das wiederhole ich heute noch einmal, ich gäbe was darum, wenn Helene je nen Mann «sie gesehen hätte!" „Na, na, man kann ja nicht wissen, wie eS ««och kom men «vird!" sagte er nachdenklich, an der« Spitzen seine» Schnurrbarts drehend. „Wenn der junge Herr keine Mittel mehr hat..." „So wird er arbeiten, und Arbeit schändet nicht. Ich wollte heute abend nicht mehr ansgehen, nun thue ich cs doch. Ich bin lange nicht mehr in unserem Klub gewe sen, der Kommerzienrat komnlt jeden Abend hin, vielleicht treffe ich dort mit ihn« zusammen. Wenn er dort ist, dann ist mich die Gefahr nicht so nahe, ich rede mit ihm über seinen Sohn und frage, ob er ihn nicht zurückkommen lassen will. Jedenfalls erfahre ich die Adresse de» jungen Herrn, im Notfälle schreibe ich ihn» selbst." (Fortsetzung folgst.)
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