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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 02.08.1901
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1901-08-02
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19010802014
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1901080201
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1901080201
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1901
- Monat1901-08
- Tag1901-08-02
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Bezug-«Preis K der Hmrptrxpedttio« oder de« tm Stadt- daaück «d de» Vororte« errichtete« A«»- aabestelle» ab-,hott: »terteljLhrlich 4.50, det ivetmckliger täglich«: ZaSell««, i-S Han» Lckiü. Durch dt« Poft b«»»a«» für Leatschlmch «. Oesterreich r viert,ljährl. 6. Ma» abo»«irt ferner mit »»tsprechendem Postanfichlag bet d« Postaustalte» i» der Schweif Italien, Vel-ien, Holland. L«r»»»- bnra, Dä-emarh Schmede» u»d Norwegea. Rußland, den Doaaustaaten, der Europäische» Türket, Egypten. Für alle übrigen Staate« tst der Beeng nur unter Kreuzband durch di» Expedttioll diese» Blatt«» «täglich. Nr-attiou >«d Lrve-M-ur dob«l«t»gasi, 8. Filiale»; Ellftad Sahn von», v. Klenm,'« Lortim. U»w«rsi1üt»straß« S (Panlüuun), 8,nt» Lösche, Matharwmrst». 44, purt. und Ltwtgsplatz 7. M. »»ssssssssss-ss Morgen-Ausgabe. MpMrr..TaMa1t Anzeiger. ÄmLsVkrtt -es ÄönigNchen Land- und Amtsgerichtes Leipzig, -es Rathes ««- Nottzei-Ämtes -er Lta-t Leipzig. Freitag den 2. August 1901. rlnzeigeu.Preis die 6 gespaltene Petitzeile LS «eelama» «brr de» »rdattiousstrich (4gespaU,a) 7» »ar de« F»»Ät»»»ch. richt« (»g^PaU«) SO Tabellarischer «»d Ztffrrnsatz entsprechend höher. — Eebühre« str Nachweis»«-« n»d Offertenaunahm« 96 (excl. Porto). «Nra - veilage« (gefalzt), nur »it der Viorgen-Ausgad«, »tz«, Postbeförderung uA 60.-^ mit Poftbes-rder»»- 7V.—. AouahMschlvß für Ayri-ea: »b«»d-»n»-ab«r vornrtttag» 10 Uhr. M,rg«»->»»gab«r Nachmittag» 4 Uhr. Bet de» Filiale» «ud Avnahmrftrlle« je rin« halb« Staad« früher. Anzeige« Pud stet» a» die ExpedMon z» richte». Die Expedition ist Wochentag» ununterbrochen geöffnet von früh S bi» Abend» 7 Uhr. »ruck »ad Verlag vo» «. Pal» t» Leipzig. 95. Jahrgang. besten»! an- mit der Die Wirren in China. Wiederaufleben der varerdemegimg. Au« Ho»gfoug, 1. August, meldet .Reuter'» Bureau": 9» Caaj«, wurde em heftiger gegen dir Fremde« gerichteter Aufruf de, Boxer angeschlagen, der gegen die Einführung einer Haussteuer Einspruch er« hebt, die in Folg, der an die fremden Mächte zu zahlenden Entschädigung nothwendig geworden ist. I» einem Maueranschlag heißt eS, wenn die chinesische Negierung den Forderungen der Mächte nachgehen und die Steuer eintreiben werde, so sei der Ausbruch eine« großen Auf« stände» sicher. Wei-hai-wet. Eine Shanghaier Depesche des .Daily Expreß", welche das Blatt mit allem Vorbehalt wiedrrgiebt, besagt, dortige Der Krieg in Südafrika Britische Eolonialsolvatcn. Die .Deutsch-Australische Post" bringt in ihrer Nummer^vom 22. Juni einen Bericht über australische Freiwillig«, die von Süd afrika nach Hause zurückkehrten und deren Benehmen «in neuer Beweis dafür war, wie jämmerlich es mit der Disciplin und der militärischen Aufführung dieser Colonialsoldaten bestellt ist. Es heißt da u. A. wie folgt: „Eigenthümliche Gerüchte gingen in der Stadt herum über ein« Meuterei an Bord des Trupprnschiffes „Morayssire", das 600 australische Afrikalämpfer zurückbrachtc. Vor einigen Tagen, bei Ankunft des Schiffes, wurde durch Reporter unserer Tageszeitung«»: etwas mehr Licht in die Sache geworfen. Augenscheinlich ist der jetzige Transport, der aus den zurückkehrenden Buschleuten besteht, die seiner Zeit auf Kosten der hiesigen Bürgerschaft unter dem Namen „Citizens Bushmen- corps" in den Krieg gesandt wurden und dessen individuell« Zu sammenstellung schon vor der Abfahrt in mancher Weise bemäkelt wurde, der disciplin- und zuchtloseste gewesen, der jemals nach den hiesigen Gewässern zurückkam. Die Officiere schienen eine Null an Bord des Schiffes gewesen zu sein, und Ker comman- dirende Major Turnbridge vergeudete seine Luft an immer währendem Verlesen deS Meuterei-Actes, besten Endstrophe „Tod" ist, um im nächsten Augenblick von den umstehenden „Soldaten" benachrichtigt zu werden, er habe nichts zu melden. Die Ursache der Meuterei war, daß Major Turnbridge einige Soldaten zum Deckreinigcn mit Stein commandirtr und diese ihm direct sagten, das wäre nicht in ihrem Contract« vermerkt. Sie verweigerten somit, dem Befehle nachzukommen, worauf die Einkerkerung von sechs derselben erfolgte. Am nächsten Tage begaben sich 20 Kameraden nach dem Ärrestlvcal« unk befreiten die Eingekerkerten, die sich beim Major als befreit meldeten. Folg« davon war das zum Sammrln-„Blas«n" und die oben erwähnte Verlesung des Meutereiactes und Ansprache des Com- mankirenden, in der er die Meuterer cinlud, ihn zu erschießen oder über Bord zu werfen. „Mein Bericht", so schloß er, „wird doch an die richtigen Autoritäten gelangen." Als das Schiff in Mel bourne ankam, wurde der Stand der Dinge den Autoritäten mitgetheilt, di« sich um Gnade für die Anführer der Meuterer beim Gouverneur verwandten, und um der unangenehmen Sache ein Ende zu machen, wurden sie begnadigt. Während der Reise wurde unter den „Kriegskameraden" tüchtig gestohlen; einem Mann allein, der sich 213 Lstrl. erspart hatte, wurde daS Geld während deS Schlafes entwendet. gut informirte Kreise besorgen, daß England über kurz oder lang Wei-Ha i-we» an Deutschland ab treten werde und zwar als Entgelt für die guten Dienste, die Deutschland England i» der Provinz Aangtse geleistet habe. Die genannte Zeitung bemerkt, eS sei nicht ganz unwahrscheinlich, baß Wei-bai-wri den Deutschen übertrage« werde. Der Ort habe sich als wenig oder gar nicht werthvoll für England erwiesen: für Deutschland dagegen dürfte die Erwerbung des Hafens mit den Forts weit vortheilhafter als für England sein. Indirekt würde Wei-Hai-Wei im Besitze Deutsch lands sich vortheilhaft für England erweisen, weil eS alsdann einen starken Puffer gegen die Versuche Rußlands, «ach Süden vorzudringen, bilden werde. Für die Wahrscheinlichkeit de- Gerüchts spreche daS jüngste Telegramm au« Wei-hai-wei, wonach der Bau der Fort- eingestellt worden sei. DaS wäre noch ärger al« Helgoland! Mit der Erwer bung Wei-hai-weis ist England gründlich hineingefallen; der Platz ist, unmittelbar dem von Rußland cccupirten Port Arthur gegenüber, das ihn strategisch weit überragt, völlig werthlo», zumal als KriegShafe». Und nun will man eS Deutschland zuschieben, um diesem die angenehme Rolle eines Puffers gegen Rußlands Expansionsgelüste aufzuhalseu. Wenn die Danaer etwas verschenken Wir danken knüpfen, daß die Liquidation der Tung-Fu-Hsiang'schen Unter nehmungen eben dieses Baargeld für einen Krieg liefern sollte, kann natürlich von hier auS nicht festgestellt werden. Daß man aber in Ning-Hsia am Vorabend großer Er eignisse steht, da» wagt kaum Jemand abzuleugncn. Nach der ganzen Lage der Dinge würden aber in diesen die Muha- medaner, die in Tung-Fu-Hsiang ihr Oberhaupt erblicken, eine hervorragende Rolle spielen. Um so mehr hat es daher nament lich in chinesischen Kreisen überrascht, daß Enver Pascha seine Heimreise mit der russischen Eisenbahn über Sibirien getreten hat, weil für ihn kein Anlaß vorhanden sei, sich den Muhamedanern in engere Verbindung zu setzen, was Zweck seiner Entsendung nach China gewesen war. Deutsches Reich. tt Berlin, 1. August. (Verbesserung der Woh - nungSverhältnisse in Preußen.) Die „B. P. N." schreiben: In der Presse wurde jüngst hervorgehoben, daß in ein«m neuerlichen ministeriellen Bescheide von gegenwärtig in der Regi«rung stattfindeckven Erörterung«» über die Verbesse rung der WohnungSverhältnisse die Rede gewesen ist. Dies« Erörterungen sind nicht erst kürzlich «ingeleitet, sondern werden schon länger« Zeit gepflogen. Hat doch schon di« Thron- red«, mit wrlcher die letzte Landtagstagung eröffnet wurde, darauf hi.igewiesen, daß in diesen Erörterungen Maßnahmen zur Erwägung gelangen, welche die verschiedensten Gebiete kom munaler und staatlicher Fürsorge berühren und daß 'dabei auch namentlich darüber verhandelt würde, welche Anordnungen im Verwaltungswege zu treffen und welche einer gesetzlichen Regelung zuzuweisen sein werden, um die herdorgetretenen Miß stände zu mildern und namentlich dem Wohnungsbedürfniß der minder bemittelten Elasten nach Möglichkeit abzuhelfen. Die Reichsverwaltung hatte es bekanntlich vor einiger Zeit abgelchnt, gesetzliche Maßnahmen im Wohnungswesen vorzubereiten und dies als eine Aufgabe der Einzelstaaten bezeichnet. Seit jener Zeit werden die betreffenden Erwägungen innerhalb der preußischen Regierung in größerem Umfange angestellt. Zu Entschlüssen über gesetzgeberische Maßnahmen dürften sie in end- giltigrr Weise noch nicht geführt haben, wie ja denn überhaupt über di« dem Landtage in der nächst«« Tagung zu unterbreitenden Vorlagen Beschlüsse noch nicht gefaßt sind. Als sicher kann man jedoch annehmen, daß der Wohnungsfrage von der preußischen Regierung nach wie vor die größte Aufmerksamkeit zugewrndet werd«» wird. Man wird auch darauf rechnen können, daß die Action, welche von der preußischen Regierung zur Verbesserung der WohnungSverhältniffe der Arbeiter und gering besoldeten Beamten in den Staatsverwaltungen eingeleitet ist und welche in einzelnen Zweigen, so in der Eisenbahn- und der Bauverwaltung, schon jetzt recht befriedigende Ergebnisse gezeitigt hat, auch in Zukunft fortgesetzt, und daß der Landtag dementsprechend noch mit weiteren Creditvorlagen für diesen Zweck befaßt werden wird. * Berit», 1. August. DieZahl der Rechtsanwälte betrug i« Deutschland am 1. Januar ISOl nach der „Deutschen Jnstiz^tatistik" 683 i gege»tz«29am I.Januar I8S9, 6193 am 1. Januar 1897, 5340 am 1. Januar 189l und 4112 am 1. Januar 1880. Hiernach hat die Steigerung in den letzten Jahren erheblich nachgelassen. Sic betrug in den letzten zwei Jahren «ur 198 gegen 436 im zwei jährigen Zeitraum vo» 1897 bi« 1899. E« ergiebt sich dierau«, wie recht Diejenigen batte«, di« gegeoübrr dem Wunsch«, der angeblichen Uebersüllung der RrchtSanwaltS- lausbah« durch irgendwelche gesetzliche Maßnabmr« entgegen- zutreten, darauf hingewirsen haben, daß die Steigerung, die Russland, China und der Isla«. AuS Shanghai, 21. Juni, schreibt man un«: Dor etwa drei Wochen traf hier in Shanghai Enver Pascha ein, der Gesandte des Sultans, der Befehl hatte, auf die Muhamedaner im chinesischen Reich einzuwirken und sie zum Gehorsam gegen ihren Kaiser zu ermahnen. Ueber das Weich bild der Fremden-Niederlassung ist Enver Pascha in diesen drei Wochen nicht fortgekommen, aber er war in dieser Zeit der Gegenstand größter Aufmerksamkeiten des ConsularcorpS. Er wurde mit Einladungen überschüttet, und wenn er nun morgen Shanghai verläßt, sind wir fest überzeugt, daß er erleichtert auf- athmen wird in dem Gedanken, nicht weiter von einem Diner zum andern eilen zu müssen. Enver Pascha verläßt, wie ge sagt, morgen Shanghai wieder, aber nicht etwa, um nach Peking zu gehen oder gar in die Theile der Provinzen Schansi, Schensi und Kanosch, wo di« chinesischen Muhamedaner leden und wo er in directen Verkehr mit ihnen treten könnte, sondern um zunächst Japan einen Besuch abzustatten und dann wieder nach Europa zurückzukehren. Enver Pascha nimmt die Ueberzeugung mit sich, daß seine Anwesenheit in China keinen weiteren Zweck hat und daß die Muhamedaner die treuesten Untcrthanen des Boodoschans sind. Woher er diese Weisheit geschöpft hat, ist nicht ganz leicht zu ersehen. Eine eigenthümliche Beleuchtung erfährt diese Frage in dessen, wenn man hört, daß Enver Pascha, einer Einladung Rußlands Folge leistend, die Gelegenheit benutzen will, sich auf der Rückreise Sibirien anzusehen. Bekanntlich hat Fürst UchtomSki mit dem ihm eigenen CyniSmuS vor noch gar nicht so langer Zeit öffentlich erklärt, daß die Mongolen — und diese bilden den Stamm der muhamedanischen Bevölkerung in China — jeden Augenblick bereit seien, sich auf die Selle Rußland« zu stellen. DaS dürfte auch den Thatsachen ent sprechen; et ist seit langer Zeit russische Politik gewesen, in Asien alt Beschützer des Islam aufzutreten und sich dadurch daS Vertrauen der Muhamedaner zu gewinnen. Man kann eS unter diesen Umständen Niemandem verdenken, wenn er in der Enver Pascha erwiesenen Zuvorkommenheit vor Allem «in Be streben Rußlands erblickt, den unbequemen Türken so schnell wie möglich wieder auS Ostasien zu entfernen. Um so mehr aber ist daS der Fall, weil genügend Nachrichten aus dem Nordwesten Chinas vorlicgen, die die Dinge bei Weitem nicht so ruhig erscheinen lassen, als sie von amtlich chinesischer Seite fortgesetzt hingestellt werden. Die vor wenigen Tagen in Peking eingetroffene Nachricht von der Ermor dung fünfzehn katholischer Priester an der mon golischen Grenze hätte eigentlich auch dem Vertrauensseligsten die Augen öffnen sollen. Wohl verstanden ist diese in jener Gegend vorgekommen, die als daS Hauptquartier der Muya- medanrr gelten muß und in der sich zur Zeit auch der einfluß reichste Bekenner des Islam in China aufhält, der General Tung-Fu-Hsiang. Tung-Fu-Hsiang stammt auS der Stadt Ning-Hsia, die im äußersten Norden der Provinz Kansuh unmittelbar an der Grenze der Mongolei liegt. Hier besitzt Tung-Fu-Hsianq ein Haut, und hierhin hat er seit vielen Jahren die reiche Deute gesandt, die er in den vielen Kriegen gemacht hat, die er für die Regierung deS Reiche» zu führen hatte. ES heißt, Tuna- Fu-Hsiang verberge in den Gewölben seines Hauses zahllose Gold- und Silberbarren. Jedenfalls ist er ein schwer reicher Mann; er hat in Ning-Hsia und den umliegenden Städten nicht weniger als 24 große Leihhäuser und Apotheken, zwei Geschäftszweige, die wohl überall lucrativ sind, ganz besonder» aber in China. Tung-Fu-Hsiang braucht gewaltige Summen, um seine Soldaten zu bezahlen; denn die Truppen, die er be fehligt und die er vor drei Jahren, al« die Kaiserin-Mttwe ihren Staatsstreich plante, nach Peking führte, find nicht kaiser lich« Regimenter, sondern Tung-Fu-hsiang'S eigene Leute. Er hat sie auch wieder mit sich nach dem Westen gebracht, und, als er in die Verbannung nach Ning-Hsia gehen mußte, nahm er seine Soldaten mit sich. Er hält sie zur Zeit zwar nicht alle unter Waffen; manche gehen ihren bürgerlichen Berufen wieder nach, aber alle beziehen nach wie vor Sold von ihrem Führer. Tuna-Fu-Hsiang braucht nur zu rufen, und Tausende ihm auf« Blut treu ergebene Truppen stehen wieder zu seiner Verfügung. Tung-Fu-Hsiang unterhält auch sein eigene» Arsenal; in d«r Provinz Chihli hat er den Werth einer guten Waffe schätzen gelernt; er ist nicht mit leeren Händen nach Ning-Hsia zurück gekehrt. Wa» er an Waffen unterwea» finden konnte, wurde mitgenommen; Ning-Hsia ist heut« doll von modernem Krieg«- material aller Art. Unter diesen Umständen halten di« Chi nesen r» für sehr auffallend, daß Tung-Fu-Hsiang plötzlich Be fehl ertheilt hat, sein ganzes vermögen auS jenen ertragreichen Geschäften zurückzuzieheu, di« ihm hither die Mittel zum Unter- holt seiner Truppen lieferten. In den Banken und Handel«. Häusern de« nördlichen Schenfi und Kansuh hat der Befehl Tung-Fu-Hsiang'« geradezu eine Panik hervorgerufen. Man wittert dahinter etwa« Außerordentliche«. Ob jen« Recht hoben, die daran erinnern, daß man zum Kriegführen Baargeld braucht, und daran die Behauptung Die CriminalitSt in Deutschland. Da» neueste Heft der von Profeffo; Conrad heraus- gegebenen .Jahrbücher für Nationalökonomie und Statistik" ent hält zwei Untersuchungen, die für dir Beurtheilung der Krimi nalität in Deutschland ungemein werthvoll sind. Pro fessor Loentng - Halle erörtert in einem Aufsatz Uber die Zwangserziehung Minderjähriger nach den deutschen Reichs- und Landesgesetzen die Criminalitat der deutschen Jugend; und der Director deS kaiserl. Statistischen Amtes, H. v. Scheel, untersucht die allgemeinen Ergebnisse der deutschen Criminal- siatistik in der Zeit von 1882—1899. Bekanntlich hat in diesem Zeitraum die Criminalitat in Deutschland zugenommen: es kamen im günstigsten Jahre (1888) 1,03, im ungünstigsten Jahre (1898) 1,26 Verurtheilte auf 100 Strafmündige. Die Steigerung mit allgemeinen Aussprüchen über zunehmende Verrohung und dergleichen zu erklären, lehnt Scheel mit Recht ab; er halt eS nicht für glaubhaft, daß die riesigen Anstrengungen der Schule, die auf den Intellekt, und der Kirche, die auf den Charakter wirken will, nur daS Ergebniß haben sollten, die Menschen immer wilder zu machen. Scheel verwirft auch die Vorstellung, ein „Hang zum Verbrechen" sei daS bestimmende Moment für die Crimmalität, al» unklar und deswegen, weil jener Hang nur bei Gewohnheitsverbrechern bestehe. Scheel hält vielmehr eine ab solute und relative Vermehrung der Strafthaten auch dann für möglich, wenn daS sittliche Niveau dasselbe bleibt oder sogar sich hebt, wofern nämlich die Gelegenheithäufiger wird, die Versuchungen zur Befridigung strafbarer Wünsche s i ch mehren. „Es ist nun außer Frage", schreibt Scheel wörtlich, „daß der Zeitraum 1882—1899 diesen Charakter in Deutschland getragen hat: eS fand »ine sehr starke Bevölkerungszunahme statt, also die Volksdichtigkeit stieg be deutend, und dadurch wurde die Berührung zwischen den Menschen häufiger; zugleich fand aber auch ein bedeutender Aufschwung des wirthschaftltchen Lebens namentlich in Gewerbe und Handel, in Folge dessen auch im Verkehr statt. Die Lebhaftigkeit des wirth- schaftlichen und zugleich deS persönlichen Verkehrs bringt ver mehrte Gelegenheit zu strafbaren Handlungen und erhöht darum auch deren Zahl." — Daß eine intensivere Straf verfolgung zur Erklärung der wachsenden Crimmalität heranzuziehen sei, läßt Scheel nur bedingt gelten, da wohl ge legentlich, z. B. nach großen Sensationsprocessen, der angeführte Factor mitwirke, im Allgemeinen aber das Verhältniß von ver folgten und nicht verfolgten Delikten sich gleich bleibe. Dagegen hält Scheel eine andere äußere Ursache für die Vermehrung der Strafthaten für unzweifelhaft erwiesen, nämlich die Er weiterung der Strafgesetzgebung. Scheel erinnert dabei u. A. an die Bestimmungen über die Sonntagsruhe, auf Grund deren jährlich ca. 8000 Verurtheilungen erfolgt find. Merkwürdig ist, daß die Zunahme der Crimmalität seit 1882 ganz auf das männliche Geschlecht kommt, die weibliche Criminalität, wenn man die Bevölkerungsvermehrung in Betracht zieht, nicht gestiegen ist. Auch bei den Jugend lichen ist die weibliche Criminalität nicht gewachsen, während bekanntlich die Criminalität der männlichen Jugend verhältniß- mäßig noch stärker zugenommen hat als die der Erwachsenen. Für die stärkere Steigerung der Criminalität bei der männlichen Jugend führt Scheel an, daß deren Betheiligung am Erwerbs leben stärker geworden ist und damit die Criminalitätsgelegen- heiten für sie gewachsen sind. Weil aber dieselben Ursachen für das weibliche Geschlecht gleichfalls vorhanden sind, wenn auch in geringerer Stärke, muß e» — folgert Scheel — den erziehlichen Factoren beim weiblichen Theil der Bevölkerung besser gelungen sein, sich Geltung zu verschaffen, als beim männlichen. Ein wesentlicher Moment werde auch sein, daß die erwerbSthätige weibliche Person viel mehr den Familienzusammenhang zu be halten pflege, als der männliche ErwerbSthätige. Loening geht auf den Zusammenhang ein, der zwischen der Steigerung der Criminalität der Jugendlichen und der außerordent lichen Bevölkerungszunahme in den Groß fi ä d t e n al» vorhanden angenommen werden kann: wie die Ver führung hier größer sei, so gelangten auch strafbare Handlungen viel häufiger al» auf dem Lande zur Anzeige. „Doch läßt sich hierfür", schreibt Loening, „ein statistischer Nachweis nicht er bringen, da in der Criminalstatistik nur die Zahlen für die Ober» landeSgerichtsbezirke, Regierungsbezirke u. s. w., nicht aber für die Großstädte allein gegeben sind. Zeichnen sich auch die Ober- landesgerichtsbezirke Hamburg, Berlin, Nürnberg, München durch hohe jugendliche Criminalität au», so werden sie darin doch durch den OberlandeSgerichtSbezirk Zweibrücken, der gar keine Großstadt enthält, überholt, und andere, vorzugsweise ländliche Bezirke, wir Marienwerder, Posen, Bamberg u. s. w. übertreffen sie oder kommen ihnen darin nahe." — Die großen Unterschied« führt Loening zum Theil darauf zurück, daß in den einzelnen Ober- landrSgerichtSbezirken die B e st i m m u n g de» Strafgesetz buches, jugendliche Personen freizusprecben, wenn sie die zur Erkenntniß der Strafbarkeit erforderliche "Einsicht noch nicht be sessen haben, für die Claffe der Jugendlichen vor vollendetem 14. Jahre in ganz verschiedener Weise gehand» habt wird. Loening will aber die Strafbarkeit der Jugend lichen nicht nur von der zur Erkenntniß der Strafbarkeit er- fordrrlichen Einsicht, sondern auch davon abhängig gemacht wissen, daß sie die sittliche Ausbildung und Reife erlangt haben, die erforderlich ist, um sie strafrechtlich verant» wortlrch machen zu können. Mit dieser Forderung verbindet Loening da» Verlangen nach Hinaufrückung der Strafmündig keitsgrenze auf da» 14. Lebensjahr. in den erste« Jahren nach der Reorganisation von 1879 sehr bedenklich erschien, mit der Zeit in regelmäßige Bahnen kommen würde, wenn erst die Zahl der vorhandenen Anwälte dem Bedürfniß entspräche. Boa den eiuzelneu OberlandeSgerichtSbezirk«« hat die meisten Rechtsanwälte Berlin (Kammergerichtsbezirk) mit 1032; dann folge» Dresden mit 647, Köln mit 539, Breslau mit 413 und München mit 361, während in den Bezirk,« Zweibrücken nur 7l, Braunschweig 69 und Oldenburg 16 Anwälte vorhanden sind. Die Zunahme war in den letzten beiden Jahren am beträchtlichsten in Dresden mit 63, Köln mit 52 und Berlin mit 48 Anwälten, während in 9 Bezirken eine Abnahme stattsand, die am stärksten in den bayerischen war und zwar in Augsburg mit 11, Bamberg mit 13 und München mit 18. Die allgemeine Zunahme betrug in den letzten 2 Jahren 8,0 V. H., io der Zeit von 1880 bi- 1901 66,2 v. H. Die bei Weitem größte verhöltniß- mäßige Zunahme hatte in diesen 19 Jahren der Kammergerichts- bezirk Berlin mit 346,8 v. H, dann folgten die Bezirkt Zweibrücken mit 163,0, Köln mit 109,7 und Königsberg mit 100,0 v. H. In 4 Bezirken blieb die Zunahme unter 25 v. H., im Bezirk Olden burg hat sich die Zahl der Anwälte nicht verändert und in drei Bezirken hat sogar eine Abnahme stattgesunden, nämlich in Cassel um 2,4 v. H., in Jena um 7,3 v. H. und Rostock sogar um 48,4 v. H., weil hier eine große Zahl von Bürgermeistern rc. in die Listen der Anwälte eingetragen werden. Der Antheil der größeren Städte an der Zahl der Rechtsanwälte ist, abgesehen von Berlin, nicht so stark gestiegen, als man gewöhnlich glaubt. Don 100 An- walten im deutschen Reiche kamen im Jahre 1901 11,8 (1880 3,4) auf Berlin, 30,4 (28,4) auf die Städte von über 100000 Einw., 7,0 (7,8) auf die Städte von 60000 bis 100 000 Einw. und 50,8 (60,4) auf di« Städte mit weniger als 60000 Einw. Berlin hat 804 (1880 141) Anwälte, München 244 (112), Dresden 204 (123), Homburg 185 (124), Leipzig, ohne die beim Reichs gericht zugelasseneo, 172 (126), Köln 151 (86), Frankfurt (Main) 147 (80), Stuttgart 76 (49), Hannover 73 (38), Nürnberg 64 (29/, Bremen 60 (50), Mannheim 53 (18) und Stettin 51 (21) Anwälte. Alle anderen Städte haben 50 und weniger Anwälte. Eine auf fällige Abnahme zeigt Darmstadt, wo die Zahl der Rechtsanwälte seit 1880 von 55 auf 36 zurückgegangen ist; auch Lübeck hat ritt» Abnahme von 27 auf 19. Vergleicht man die Zahl der An wälte mit der der Richter, so kommen im ganzen Reich auf 100 Richter 84 Anwälte gegen 85 i. I. 1899 , 81 i. I. 1897, 74 i. I. 1891 und 67 i. I. 1885. Berhältnißmäßig am meisten überragen die Richter im Bezirk Oldenburg, wo auf 100 Richter nur 31 Anwälte kamen; sodann folgen die Bezirke Colmar mit 46, Bamberg mit 49, Augsburg mit 51 und Cassel und Nürnberg mit 54, während in Len Bezirken Frankfurt (Main) auf 100 Richter 107, in Köln 112, Dresden 120, Berlin 131 und Hamburg 152 Anwälte kamen. * Berlin, I. August. Zur Ausländerfrage der deutschen Hochschulen erhält die „Köln. Ztg." folgende Zuschrift: „Es dürfte von Interesse sein, daß, so unglaublich es llingt, deutsche Reichsangehörige, wie Ausländer überhaupt, welche die kaiserlich russischen Universi täten oder Hochschulen besuchen wollen, an diesen weder als Studirende, noch als Hörer zugelassen werden. (Und da hatte die „Rossija" die echtrussische Unver frorenheit, von der Bewegung gegen das überwuchernde Aus- länderthum an unseren Hochschulen als von deutschem Vandalis mus zu sprechen!) Haben wir da wohl eine Verpflichtung, liberaler zu sein und den vielfach mit minderwerthigen Kennt nissen ausgerüsteten jungen Russen die Pforten unserer höchsten deutschen Bildungsstätten gastlich zu öffnen? Gegner dieses Standpunctes haben mehrfach betont, daß die Kosten, welche un» durch die russischen Hochschüler erwachsen, dadurch wieder aus geglichen werden, daß die jungen Leut« während ihrer Studien zeit die deutschen Bezugsquellen kennen lernen und nach Eintritt in ihre heimathliche Industrie benutzen und empfehlen. Die Er fahrung zeigt aber leider, daß sie aus politischen Dorurtheilen, wo irgend angängig, englische und französische Bezugsquellen vor ziehen, soweit die russische Industrie selbst noch nicht im Stande ist, die Ansprüche zu befriedigen. In vieler Beziehung dürfte dies aber bald der Fall sein; um nur ein Beispiel anzuführen, es ist den russischen Technikern gelungen, aus den Erdölrückständen in Baku die wichtigsten Ausgangsmaterialien zur Fabrikation der künstlichen organischen Farbstoffe darzustellen. Somit scheint mir Grund genug vorhanden zu sein, die Zulassung russischer Studirender an den deutschen Hochschulen als einen nicht zu unterschätzenden wirthschaftlichen Nachtheil in Gegenwart wie in Zukunft anzusehen." — Auch wenn man nicht den völligen Ausschluß der Ausländer von den deutschen Hochschulen wünscht, kann man den hier verfochtenen Ansichten seine Beachtung nicht versagen. Jedenfalls sind die Aufnahmeanforderungen für die Ausländer so zu stellen, daß kein minderwerthigeS Schüler material den Unterricht stört; auch ließe sich Wohl darüber reden, ob nicht die Anmeldungen der Ausländer erst dann zu berück sichtigen seien, wenn eS sicher ist, daß sie den heimischen Stu denten nicht die Plätze wegnehmen. Bielleicht wären auch er höhte Collegiengelder gerechtfertigt. — Ueber ven gegenwärtige« Stand deS Bau geschäft« bat die Redaction der Berliner Halbmonatsschrift „Der Arbeit-Markt" eine Umfrage bei Arbeitgebern und Arbeitern de« Maurer- und StuckateurgewerbeS ver anstaltet. Sie erstreckte sich auf Betriebe und Orte, dir zusammen 47 466 Arbeiter zahlten. Nach den Er gebnissen dieser Rundfrage kamen 17 79t Arbeiter auf Orte mit voller Beschäftigung. 4303 Arbeiter entfielen auf Orte mit flauem und 25 672 auf solche Orte, wo im Gegensatz zum Vorjahre die Beschäftigung schlechter geworden ist. Dock dürften von diesen 25 000 Mann nicht viel mehr als 10 Proc. beschäftigungslos sein; die übrigen arbeiten meist voll, our ein gaoz geringer Theil bei ver kürzter Arbeitszeit. Zu den Orten mit schlechtem Geschäftsgang zählen hauptsächlich die Großstädte, wie Berlin, Cbarlottenburg, Halle a. S., DreSde«, Chemnitz, Frank furt a. M., München. Doch fehlt es auch nicht an Großstädten, in denen der Geschäftsgang lebhafter ist, wie z. v. Hamburg, Breslau, Leipzig, Stettin, Hannover, Mannheim. In Mittel-
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