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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 03.08.1901
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1901-08-03
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19010803016
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1901080301
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1901080301
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1901
- Monat1901-08
- Tag1901-08-03
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N A -»»pkiredttt»« -»«»«, ü «1^» bezirk und dea Vororten errichtet« Tu»- uadestelleu abgeholt: vierteljährlich 4.K0, bet zwetmaüger täglicher Zust«llu«g tr» Han» K.KO. Durch die Post bezöge« für Deutschland ». Oesterreich: Vierteljahr!. «. Ma, abonutrt ferner mit entsprechendem Postausschlag bei deu Postanstalten in der Schweiz Italien, Velgien, Holland. Luxem« bürg, Dänemark, Schwede« und Norwegen, Rußland, de» Dvuanstaatr«, der Europäische, Türkt, Egypten. Für all» übrigen Staate« ist der Bezug mrr unter Kreuzband durch di« Expedition dies«, Blatte» »ügltch. Di« Moraeu-Luggab« erschetut « '/«f llb^ die Abrad-Lu-gaoe wochentags «» S Uhr»' ——— Ledartto» und Lkpe-Ui-nr JspeomiSgass« 8. Filiale« r' Alfred Hahn vorn». O. Klemm'- Sorttm. Unwersitätsstraße S (Paultnum), Lost- Lösch«; Dathartueupr. !4» purt. und KSnig-platz 7°. Morgen-Ausgabe. KpMer TagMaü Anzeiger. Ämlsvtatt des SVnigkichen Land- «nd Äitttsgerichtes Leipzig, des Nattzes «nd Nolizei-Ämtes der Stadl Leipzig. 391. Sonnabend den 3. August 1901. Anzeigen »Preis die Sgespaltene Petitzelle SS Reklamen uuter demRedacrtoasstrich (4 gespalten) 7S vor deu yamUlrnaach- richten (Sgespalteu) sü Tabellarischer «ad Ziffernsatz entsprechend Häher. — Bebübren für Nachiveisungeu us- Offerteaaooahin» LS Ls (excl. Porto). Extra.Beilage« (gefalzt), u«r mit der Morgeu-Ausgab«, ohne Postbefärderong «a.—, mit Pofibesärderuug ^tl 70.—. —W»— AnnahMschluß fSr Aszeigea: Aba»d««usgaber vornüttags w Uhr. Pr»rg»»«Lasgab«: Nachmittag» - Uhr. Bet d« Flliale« »nd Annahmestelle« j» eine halb« Stunde früher. Uazriga» sind stet» a» di« Expedition - g« richt«. Di« Expedition ist Wochentag-m,unterbrochen geöffnet von früh S bis Abends 7 Uhr. Druck uud Verlag von E. Pol- tuLeipzi» 95. Jahrgang. Die Großsürstenreise nach Lulgarien, Rumänien und an den Bosporus. —-V. 8. Die Reise des Großfürsten Alexander Michailowitsch an die Höfe von Bulgarien, Rumänien und Konstantinopel ist von der Oeffentlichkeit als ein Ereigniß aufgefaßt worden, welches den Beginn einer größeren Regsamkeit der Balkanpolitik Ruß lands ankündigt. Verhältnißmäßig lange hatte man in PetcrS- turg den Vorgängen in den kleinen Slawenstaaten, nicht minder wie am Bosporus, eine nur äußerliche Aufmerksamkeit geschenkt. Man kann nicht sagen, daß die Interessen des Zarenreiches deshalb irgendwie vernachlässigt wurden; aber die Ereignisse in Asien nahmen die Diplomaten des Kaisers-Nikolaus derart in Anspruch, daß sie sofort jeder drohenden Erscheinung im Osten Europas entgegentraten und beruhigten und glätteten, wo sie unter anderen Umständen Verwickelungen vielleicht nicht ungern gesehen hätten. Namentlich wurde jedes Hervortreten vermieden, das den anderen Mächten Grund zum Argwohn hätte geben können. Nach Jahren des Stillstandes, in denen aber die Newa politiker nicht untbätig waren, ist jetzt wieder eine größere Kund gebung erfolgt, die den Beweis erbringt, daß der Balkan und der Bosporus keineswegs von Rußland vergessen sind. Die Reise des Großfürsten war geschickt inscenirt. Er hat sich zu nächst nach Varna begeben und einige Tage in der Gesellschaft des Fürsten von Bulgarien verbracht; sodann begab sich das Ge schwader mit dem Großfürsten nach Rumänien, und schließlich fand ein Besuch Konstantinopels statt, wo dem Großhrrrn die Grüße des Kaisers Nikolaus überbracht wurden. Da alle diese Reisen, namentlich die beiden ersten, unmöglich dem gleichen Zwecke dienen konnten, so hat man vielfach die Folgerung ge zogen, das Ganze sei ein äußerlicher Act, der vielleicht die Phan tasie der Orientalen berühre, einer größeren Bedeutung aber gewiß entbehre. Dieser Annahme stehen indeß mancherlei Mo mente und Erwägungen entgegen, die jedenfalls nicht unbeachtet bleiben dürfen. In letzter Zeit ist bei verschiedenen Balkanstaaten aufs Neue das Bestreben nach einer engeren Verbindung hervorgetreten. Man konnte dabei zwei Gruppirungen beobachten, die sich ganz entgegengesetzt gegrnüberstanden. Wir sahen zunächst vor einigen Monaten, wie die Könige von Griechenland und von Rumänien in Abbazia ein viel bemerkte- Zusammentreffen hatten. Obwohl Griechenland stets im russischen Fahrwasser gesegelt ist, läßt doch die Stellung Rumäniens zum Slawenthum die Annahme nicht zu, daß König Karol ebenfalls einer Balkan vereinigung, womöglich unter russischer Führung, beitreten würde. Manches spricht im Gegentheil dafür, daß Griechen land durch Rumänien zu einer Annäherung an Oesterreich be wogen werden sollte. Vielleicht ist das nur ein Versuch gewesen, weil die großhellenischen Pläne des Königs Georg bei Rußland anscheinend nicht die nöthige Unterstützung fanden, und eine Verstimmung in Athen deshalb denkbar war. In Petersburg hat man jedenfalls darauf geachtet, denn unmittelbar nach der Königszusammenkunft tauchten Gerüchte von einer engeren Ver bindung zwischen Bulgarien, Serbien und Montenegro auf, der Rußland seinen Schutz verleihen sollte, und im Anschluß daran wurde die bevorstehende Reise des serbischen Königspaares nach Rußland verkündet. Wir sahen ferner, wie gleich darauf Bul garien ein Darlehen von 8 Millionen Francs erhielt, welches aus Petersburg bewilligt wurde. Sodann unternahm der Groß fürst Alexander Michailowitsch seine Reise nach Varna und Euxinograd, die später nach Konstantinopel ausgedehnt wurde. Das sind Hwei Momente, die Beachtung verdienen. Bulgarien ist seit feiner „Aussöhnung" mit Rußland in immer größere Abhängigkeit von demselben gerathen. Fürst und Regierung in Sofia wetteifern förmlich, die Gunst des Zaren zu erringen, der aber trotz aller Lunstbezeugungen lange eine ge wisse Zurückhaltung beobachtete. Die bewilligte Anleihe, die Be mühungen, den Bulgaren in Paris noch größere Summen zu erwirken, und die Reise eines Mitgliedes des Kaiserhauses zum Fürsten sind eigentlich der erste greifbare Beweis, daß man in Petersburg den Bulgaren mehr als schöne Worte zuwenden will. Es unterliegt indeß keinem Zweifel, daß die -arischen Staats männer ihre Geschenke in Sofia nicht ausgetheilt haben, ohne dafür gewisse Gegenleistungen zu verlangen. Worin diese Gegen leistungen bestehen, ist nicht sehr schwer zu errathen. Einerseits wird Bulgarien sich binden müssen, ohne Rußland keine poli tischen Verpflichtungen einzugehen, namentlich kein Bündniß abzuschließen, das den Interessen des Zarenreiches widerspricht. Bon dort bis zum Abschluß einer Militärconvention unter Ruß lands Führung wäre dann nur ein kurzer Schritt, um so mehr, als Montenegro und Serbien an einer solchen Grupplrung theil- nehmen würden. Daß derartige Verhandlungen zwischen Ruß land und Bulgarien geführt worden sind, vielleicht noch weiter geführt werden, ist um so wahrscheinlicher, als die ungarischen Blätter neuerdings viel von geheimen Vereinbarungen zwischen Oesterreich und Rumänien mit einer dirrcten Spitze gegen das Zarenreich reden. Wir glauben nicht, daß man an der Newa kriegerische Pläne verfolgt, aber man wird sich für alle Fälle sichern und Vorkehrungen treffen, um die historischen Balkan interessen nicht zu gefährden. Es ist endlich auch nicht undenk bar, daß die Anwesenheit des Großfürsten Alexander Michailo witsch benutzt worden ist, um die Frage eines Kriegshafens der Schwarzmeerflotte auf bulgarischem Boden aufzurollen. Wenn man in Petersburg die 8 Millionen Francs hergegeben hat, so will man dafür außer der allgemeinen Vertragsverbindlichkeit, zu der die Bulgaren durch ihr eigenes Interesse getrieben werden, auch etwas Besonderes für sich haben. Das kann aber nur ein Flottenstlltzungspunct am Schwarzen Meere sein. Gegenüber den Vorgängen in Varna und Euxinograd ge winnt der Besuch, den der Großfürst Alexander später in Rumä nien abstattete, eigentlich nur dekorative Bedeutung. Er war be stimmt, den Aufenthalt in Varna als höfischen Act hinzustellen, der mit der Politik angeblich nichts zu schaffen habe. Durch die Fahrt nach Rumänien sollten die wahren und wirklichen Zwecke der Großsürstenreise verschleiert werden, und zum Theil ist das Wohl auch gelungen. Ebenso dürfte der Aufenthalt in Konstan tinopel der Beschwichtigung der Pforte über die dem souzeränen Fürsten Ferdinand vom Zaren erwiesenen Aufmerksamkeiten gelten. Man ist am Bosporus ungemein eifersüchtig in der Wahrung seiner Souveränitätsrechte gegenüber Bulgaren; das weiß man in Petersburg und trägt diesen Empfindungen um so mehr Rechnung, als Abdul Hamid für die Gestaltung der Dinge in Bulgarien ein maßgebender und wichtiger Factor ist. Es bereiten sich jedenfalls auf der Balkanhalbinsel Ereignisse vor, denen die europäischen Cabinette nicht gleichailtig gegenübrrstehen können. In China ist einigermaßen Ruhr einge- kehrt. Auf dem Balkan beginnt es sich zu regen. Wir glauben nicht an den Ausbruch eines Conflictes, der blutige Zusammenstöße nach sich ziehen wird; dazu liegt vorläufig kein Anlaß vor. Wohl aber können diplo matische Vereinbarungen nächstens das Licht der Welt erblicken, die wichtige Machtverschiebungen in sich schließen. Daß bei diesen Verschiebungen Rußland vor Allem den Nutzen haben wird, liegt auf der Hand. Der Krieg in Südafrika. Bewaffnung Eingeborener. Die Meldung Kitchener'-, daß die Bo er en bewaffnete Kaffern niedergeschossen batten und nunmehr droben, auch unbewaffnete Eingeborene, die in britischen Diensten stehen, zu tobten, verursacht in London große Erregung. Selbst „Morning Leader" meint, daß die Boeren durch solche Thaten sich Jene ent fremden werden, die bislang ihren tapferen Kampf um die Unabhängigkeit bewundert haben. DaS boerenfreundliche Blatt glaubt jedoch, daß die Briten durch Bewaffnung der SwaziS und Verwendung von Zulus zur Einsaugung von Boerenvieh Repressalien herausgefordert haben. Ein geborene gegen Weiße zu bewaffnen, sei ein Verbrechen gegen die Civilisation. „Times" und „Standard" behaupten, daß das Vorgehen der Boeren der Ausdruck völliger Verzweiflung sei. „Morning Post" schlägt vor, Kitchener solle von Botha die Auslieferung Kruitzinger'S fordern; wenn Botha Genugthuung ver weigere, so sollten bewaffnete Boeren nicht länger wie Soldaten behandelt werden. Angebliche englische Erfolge. * London, 2. August. (Telegramm.) AuS der Erklärung de- Schatzkanzlers HickS-Beach, daß der Feldzug in Südafrika bald nicht mehr als eine halbe Million Pfund Sterling die Woche kosten werde, wird gefolgert, daß die Zurückziehung eines großen Theiles der Truppen Kitchener'- bevorstehe. „Daily Expreß" will erfahren haben, daß vor Ende Sep tember 40 000 Mann aus Südafrika theil- nach England, theils nach Indien zurückkehren werden. — Einer Brüsseler Drahtung der „Morning Post" zufolge soll Steijn, nach vielen Abenteuern in Dewet's Lager angekommen sein. — Aus Pretoria 1. d. drahtet der Kriegsberichterstatter des- selben Blatte-, die britischen Truppen hätten während der letzten fünf Monate wesentliche Fortschritte gemacht. Bedeutende Treffen seien allerdings wenig geliefert worden, weil sich die Boerencommandos in kleine Banden aufgelöst haben, aber Zusammenstöße mit dem Feinde seien täglich erfolgt und die feindlichen Streitkräfte seien jede Woche um durch schnittlich 350 Mann herabgemindert worden. Ein kleines Lager westlich von Vcrrenigung sei eingenommen worden. Ter Zustand der in die Hände der Briten gefallenen Frauen und Kinder mache es »othwendig, sie in eines der Flüchtlings lager zu bringen. Die Sterblichkeit in diesen Lagern sei groß, doch würde sie noch größer sein, wenn die Frauen und Kinder im Felde gelassen worden wären. Die Fortsetzung des Krieges sei eine verbrecherische Grausamkeit der Boerensührer gegen ihre eigenen Landsleute. So seien An zeichen dafür vorhanden, daß der Kampf nicht mehr lange fort gesetzt werden könne. Die Briten seien allenthalben zuversichtlich und hoffnungsvoll, der Feind werde energisch und unermüdlich be- drängt. General Walter Kitchener hatte ein erfolgreiches Treffen unweit Noessenekal mit Biljoen; seine Cavallerie machte 35 Gefangene und erbeutete eine Kanone und mehrere Wagen. Ein kleinerer Erfolg des Generals Manitton wird aus Klerksdorp gemeldet. (Voss. Ztg.) * Turban, 2. August. (Reuter.) Am 29. Juli wurde von britischen Truppen ein Boerenlagrr in Joubert'- Farm ge nommen. 7 Boeren sielen. Eine Anzahl Pferde und Rinder wurde erbeutet. tkriegökosten und kciu Ende. Wenn das Murren der englischen Steuerzahler über die riefenhaften Unkosten des südafrikanischen Feldzuges auch immer lauter wird, so hilft es doch nichts und ändert nichts an der Thatsache daß Großbritannien für seinen Khakipatriotismus schwer, unsäglich schwer zu zahlen hat, und daß einstweilen noch gar kein Ende dieser unliebsamen Nothwendigkeit abzusehen ist. Die hohen lausenden Ausgaben für den Feldzug machen seit langer Zeit schon mehr als genügend böses Blut im steuer zahlenden Publicum, und so kommt es natürlich erst recht als eine bitterböse Ueberraschung, wenn jetzt die Regierung der Volksvertretung einen Antrag vorlegt, demnach „die Einkünfte der Transvaalcolonie und der Oranjerivercolonie einer Unter stützung des Mutterlandes (?) von nicht weniger als 6 500 000 Lstrl. augenblicklich sofort bedürfen, damit die britische Ver waltung der beiden eroberten (?) Länder nutzbringend fort schreiten kann." Von dieser großen Sume werden allein 1500 000 Lstrl. durch das ganz natürliche Deficit in der Civil- verwaltung des Transvaal bedingt und in Anspruch genommen, während di« Eisenbahnen in den beiden Ländern 1000 000 Lstrl. zur Deckung der die Einnahmen überschreitenden laufenden Aus gaben und 1000000 Lstrl. zur Beschaffung des erforderlichen neuen rollenden Materials beanspruchen. -Das interessanteste Detail der officiellen Verrechnung der verlangten großen Summe bilden die erforderlichen Unkosten für die Schaffung und Unter haltung des famosen „südafrikanischen Konstablercorps", jener kostspieligen Polizeitruppe, dir unter dem Befehle des sich augen blicklich in England huldigen lassenden Generalmajors Baden Powell steht und die bekanntlich der Freiheit der Boeren voll ständig den Garaus machen soll. Für diese Truppe von 25 000 Mann sind 2 500 000 Lstrl. angesetzt worden, gewiß ein stattliches Polizeibudget. Für Unterstützung und Neuansiedlung in den beiden „Colonien" sind dagegen nur 500 000 Lstrl. aus geworfen, und all« diese Summen sollen demnächst aus den ersten Anleihen zurückgezahlt werden, welche die beiden Boerenstaaten unter englischem Regiment aufzunehmen in die Lage kommen. Deutsches Reich. * Leipzig, 2. August. Im heutigen „Börsenbl. f. d. Deutsch. Buchh." macht der Vorstand des Börsenvereins der Deutschen Buchhändler Folgendes bekannt: „Zur deutschen Rechtschreibung. Verschiedene Anfragen auS den Kreisen de- Verlagsbuchhandel- über den Zeitpunkt, wann die neue Rechtschreibung veröffentlicht und in die Schule ei «geführt werden wird, veranlassen uus zu der Mittheilung, daß nach unserer Kenntniß hierüber Bestimmtes noch nicht gesagt werden kann. Das Ergebniß der „Orthographie-Conferenz", an welcher seitens des BörscnvereinS der Deutschen Buchhändler die Herren Ernst Vollert, i. Fa. Weidmann'jche Buchhandlung in Berlin, und vr. Alfred Giesecke, i. Fa. B. G. Teubner in Leipzig, theilgenommen haben, ist jetzt zunächst protokollarisch festgestellt, uud es handelt sich nun darum, daß die betheiligten deutschen Regierungen ihre Zustimmung zu den gefaßten Beschlüssen ertheilen. Sobald diese erfolgt ist, wird das neue „Regelbuch" veröffent licht werden. Sollte dies bis etwa zum 1. Lctober nicht möglich sein, so wird, wie wir glauben, die Königlich Preußische Regierung nicht verlangen, daß zu Ostern nächsten Jahres schon Schulbücher mit der neuen Rechtschreibung vorliegen. In jedem Falle muß also den Verlegern von Schulbüchern gerathen werden, mit dem Druck neuer Auslagen nicht vor dem Herbst zu beginnen. Bis dahin hoffen wir, schon bestimmte Auskunft über die Lage der Cache geben zu können." e?. Bcrliu, 2. August. (Ein Geschenk an den Handel?) Die „Deutsche Tagesztg." gicbt unter der Ueber- schrift „Eine sehr interessante Versammlung von Landwirthen" den Bericht über die inGotha abgehaltene Generalversammlung des dortigen landwirthschaftlichen Hauptvereins wieder, in der ctn Herr von Wangenheim-HLtschroda die tendenziöse, haltlose Behauptung aufstellte, daß die vom Reiche geleisteten Dampfersubventionen ein Geschenk an die Hamburger und Bremer Schiffsrhedereien seien. Da mit einer derartigen Unterstellung gerade jüngst wiederholt von extrem-agrarischer Seite agitirt worden ist, erscheint es angezeigt, dieser Behauptung einmal gründlicher entgegenzutretcn. Die Subventionen, die das Reich jährlich im Betrage von 5 590 000 für überseeische Postdampfschiffsverbindungen zahlt, können deswegen kein „Ge schenk" sein, weil die Subvention für bestimmte Gegenleistungen gewährt wird. Ohne uns auf Einzelheiten für die verschiedenen Linien einzulassen, beschränken wir uns auf die Hervorhebung der generellen Bestimmungen. Die subventionirten Rhedereien haben, abgesehen von kostenloser Beförderung der Postsäcke und Aehnlichem, in Bezug auf die Abgangshäfen der Postdampf schiffe und in Bezug auf die von ihnen anzulaufenden Häfen ge wisse Verpflichtungen übernehmen müssen. Gleiche Verpflich tungen bestehen für die Zeitabstände, in denen die Fahrten zu er folgen haben, sowie für die Fahrgeschwindigkeit. Die Tarife werden im Einvernehmen mit dem Reichskanzler festgesetzt; und dieser ist befugt, landwirthschaftliche Erzeugnisse, die mit denen der deuischen Landwirthschaft concurriren, von der Einfuhr durch Reichspostdampfer nach deutschen, niederländischen oder belgischen Häfen auszuschließen. Ueber die auf subventionirten Linien verkehrenden Schiffe hat die Rhederei eine abgesonderte, in den Grundsätzen festgelegte Rechnung zu führen. Uebersteigt der Gewinn, nachdem einschließlich etwaiger Verluste oder Abgänge eine 5procentige Verzinsung in den letz ten drei Jahren erreicht wurde, 5 Procent des Brutto- werthes der Schiffe, so nimmt das Reich zur Hälfte an dem Ueberschusse Theil. So viel über die Gegenleistungen für die Subvention. Begründet ist die Forderung einer Subvention für überseeische Postdampfschiffe — wie der Wiener Nationalökonom von Philippovich ausführt, durch die Erfahrungstbak- sache, dass die schnellfahrenden, dem Postdienst und Eilgutverkehr dienenden Dampfer nach weit entfernten überseeischen Gebieten ohne Subvention heute selbst dort nicht rentiren, wo der Han delsverkehr die intensivste Entwickelung erfahren hat. Der Grund hierfür liegt in der Größe der zu durchfahrenden todten Fläche, welche für den Fiachtverkehr nicht in Betracht kommt. Sodann sind bei der Eröffnung neuer Linien, deren Handelsverkehr sich erst entwickelt, anfänglich Verluste unvermeidlich, so daß licr Privatunternchmvngen nicht rechtzeitig eintreten können. Endlich Feuilleton. Auf deutschen Pfaden im Orient. Reisebriefe von Paul Ltndenbrrg. XV. Zurück nach Eskischehir. — Nächtlicher Kampf! — Nach Angora. — Bunte Bilder während der Fahrt. — Die Rückkehr der Mekka pilger. — Türkische» Volksleben. — Ankunft in Angora. — Einst und Jetzt. — Marmorn« Zeugen großer Zeiten. — Da« Augusteum. — Auf der Festung. — Rückschau und Au»blick. Nach zwölfstündiger Fahrt, zu früher Stunde in Konia be gonnen, langten wir am Spätnachmittage wieder in Eskischehir an, wo e» nach einem letzten gemeinschaftlichen Trunk an- Ab schiednehmen gina, da die anderen Teilnehmer unserer bisherigen Fahrt nach Konstantinopel zurllckkehrten, ich aber noch Angora, den zweiten Endpunkt der Anatolischen Bahn, besuchen wollte. DaS Zimmer in meinem Hotel machte einen netten Eindruck und schien di« Lobsprüchr zu rechtfertigen, die ich über den Gasthof «nd dessen rundliche Wirthin gehört, aber im inneren Orient ist Lei jeder Lagerstätte ein „Lrau-schau-wem" und eine gehörige Dosis Insektenpulver nöthig, wa» ich auch diesmal wieder be folgte und nicht zu bereuen hatte! Man muß freilich mit einem gewissen taktischen Talent ausgerüstet sein und de» Engländer» stolzen Spruch etwa» ummodeln in „Mein Beit ist meine Burg"; letztere muh man mittel» energischer Linien de» gelben Pulver» 'n Vertheidrgungtzustand setzen und hierbei besonder» die Haupt- angriffSpuncte de» Feinde», der mit Vorliebe von der Kopf- und Fußseite her anrllckt, berückfichtiarn befolgt man die«, ver- .ügt man über einen festen Schlaf und ist man auch sonst nicht lehr empfindlich, so wird man die Nacht ganz gut Überstehen! Nur muß man bei dem Pulver brachten, daß es nicht gar zu frisch au» Persien bezogen wurde; ist die» der Fall, wie bei mir, so fängt der Burginsasie zu niesen an, und zwar nicht zu knapp, der Feind wird sofort munter, er schickt seine Vorposten aus, um zu erkunden, wer in sein Reich eingedrungen, ein leichtes Schar mützel entspinnt sich, der Burgherr macht einen Ausfall und tödtet ein paar der Kühnen, die Uebrigen entfliehen, sie verkünden dem Heerbann die Frevelthat, und da bei diesem Feinde in erster Linie die Blutrache gilt, nimmt er den Kampf mit allen Listen und Tücken orientalischer Grausamkeit auf, und meist bleibt er Sieger auch bei mir, trotz der Zwölfzahl, die ich zur Strecke gebracht. Sonst aber schläft sich« im Orient ganz hübsch!! Um die achte Morgenstunde gings nach Angora, diesmal im fahrplanmäßigen Zuge, und ich gestehe offen, ich vermißte den „Specialtrain" mit all' seinen Bequemlichkeiten unv seinen reichen Küchen- wie Kellerschäden nicht; im Gegentheil, begleitet von einem liebenswürdigen, unterrichteten Ingenieur, der dienstlich in Angora zu thun hatte und der vom Beginn der Bahn an in deren Diensten steht, fühlte man sich so recht behaglich und fern jedes geselligen Zwange» in unserem Abthril, in welchem die vor sorgliche Gattin meine« Begleiters mehrere wohlgefüllte Körbe, aus denen neugierig einige Flaschenhälse guckten, untergebracht hatte, denn nur auf wenigen Haltepunkten zwischen Haidar Pascha und Eskischehir ist für die leibliche Erquickung der Fahr gäste gesorgt, auf den übrigen Linien muß Jeder selbst zuseben, wie er seinen Magen zufriedenstem. Die BahnhofSwirthschaften würden auch schlechte Geschäfte machen; e» ist selten, daß euro päische Reisende diese Gebenden besuchen, und da sie unterrichtet sind, bringen sie da» Nöthige mit, ebenso die einheimische Be völkerung, die übrigens an den meisten Stationen Brod, Zwiebeln, Früchte u. s. w. von fliegenden Händlern einkaufen kann. Die Wagen sind sehr bequem und sauber, in Italien, Frankreich, Spanien bin ich viel schlechter gefahren, die Abfahrt«- und An- kunft«zeiten werden trotz der bedeutenden Entfernungen pünkt lich eingehalten, der ganze Betrieb ist musterhaft geregelt. Welch' buntfarbige» Bölkergemisch enthält solch' ein Zug, welch' fesselnde Bilder entrollen sich auf den einzelnen Halte- puncten. Da giebtS Turkmenen, deren Frauen vielfältige Ge wänder und schwere Männerstiefel tragen, Tscherkesien in Schaf pelzen und hohen Fellmützen, Lasen mit braunen, baschlikartigen Kopfbedeckungen, Kurden in dunklen, verbrämten Mänteln, Türken, welche um den rothen Fez golddurchwirkte Tücher ge wunden, verhüllte Schön« in blauen, wie grünen- Oberklcidern und weißen Pumphöschen, darunter Hirten und Bauern von prachtvoller, kräftiger Erscheinung, in bunten Jacken, blauen, kurzen Hosen, die Beine mit bunten Strümpfen umhüllt, im breiten, braunen Leibgurt Messer und Tabakspfeife, Soldaten in abgetragenen Uniformen mit Brodbeutel und Wasserflasche, Gendarmen in Husarenröcken mit Flinte und Patronengürtel, säbelrasselnde Officiere und würdevolle Beamte, die im ernsten, gemessenen Wesen das alte Türkenthum vertreten, auch an hübschen, oft allerliebst gekleideten Kindern fehlt es nicht, die ebenso lustig umherspringen und ebenso greulich quaken können, wie Jung-Deutschland bei uns. In unserem Zuge fuhr eine Schaar Mekka-Pilger mit, die nach langer, gefährlicher Wallfahrt in ihre Heimstätten zurück kehrten. Feierlich wurden sie von ihren Dorf- und Stammes- genossen an den verschiedenen Haltestellen empfangen; ein Priester mit grünem Turban, einen langen Stock mit grünumwundener Spitze in der Hand, stimmte in getragenen Tönen einen religiösen Gesang an, den Zug abschreitend, bi« er die Erwartetengefunden, die mit Sack und Pack, mit Teppichen, Bündeln, Krügen, mit dem in verlötheten Blechröhren befindlichen heiligen Wasser, herauSkletterten, von den Ihren erst mit ehrfurchtsvollem Hand kuß, dann mit Umarmung und mit Küssen auf die Wangen be grüßt. Auch hier zeigte sich wieder die ruhige Vornehmheit br ünieren türkischen Volkes, die jeden Fremden sympathisch be rührt; nie Lärmen, nie Vordrängen, nie ein Belästigen der Frem den oder Bekannten, stets ein bescheidenes und doch vornehme« Auftreten, sowie ein inniger Verkehr unter einander. Da» konnte ich auch bei einem Hochzeitszuge beobachten. Auf einer größeren Station harrte eine Zahl weißgekleideter und weißverschleierter Frauen der Gäste, einige Männer hielten rothe Fahnen mit dem Weißen Halbmond, die Musikkapelle bestand au» einem Paukenschläger, der gleichzeitig zwei rasselnde Metall platten und einen Dudelsack in Bewegung setzte. Prächtige bunte Seidenkleider trugen die der Bahn entsteigenden weiblichen Gäste, eine formvolle und doch anmuthige Bewillkommnung, und nach der Richtung des Dorfes zog paarweise der Zug ab, ohne daß auch nur ein lautes Wort gesprochen worden wäre. Natür lich hatte ich von meinem geschützten Fensterplätze aus sofort den Photographenkasten auf die Schönen gerichtet, sie spannten jedoch sogleich die Sonnenschirme auf und wandten sich ab, ob wohl ich diesmal sicheren Erfolg erwartet hatte: „Und wenn Du denkst, Du hast'n, so springt er aus dem Kasten", konnte ich elegisch brummeln. Ja, ja, 's ist nicht leicht, eine Türkin ein zufangen, nicht 'mal auf photographischem Wege! Häufig liegen die Stationen weit ab von den Dörfern, den Verkehr vermitteln ungefüge, mit einem Plantuche überdachte und mit starken Büffelkühen bespannte Wagen, während Kameel und Esel das Getreide wie die sonstigen Frachten heranbringen. Hin und wieder sieht man einen mächtigen Khan, eine Ausspannung und Herberge, meist vor langer Zeit in plumpem Viereck erbaut, mehr einem Kastell ähnelnd, und wohl auch als solches früher in kriegerischen Zeiten oder geyen räuberische Ueberfälle benutzt. Gelegentlich bemerkt man die Zelte umherziehender Zigeuner horden, die auch hier vom Pferdehandel leben, oder verlassene An siedelungen, deren Bewohner theil» am Fieber gestorben, theil« der ungesunden Gegend wegen fortgezogen sind. Malerisch heben sich vom Horizont die langen Kameelskarawanen ab, rother Be hang schmückt die Thiere, die gemessen dahintrotten, selbst der Ton ihrer Glocken hat etwa» Getragenes, Schwere«, und an ihnen vorbei saust der Zug — dort die alte, hier die neue Zeit, und die letztere kommt schneller vorwärts! Die Gegend, durch welche sich die Bahn zieht, bietet in land schaftlicher Beziehung nichts Reizvolles dar; von Bergzügen in der Ferne begrenzt, dehnt sich die Steppe au», zunächst vom grünumsäumten Pursak durchflossen. Nur ein verschwindend kleiner Theil der endlos weiten Felder ist mit Gerste und Weizen bebaut, beide» üppig gedeihend, denn der Boden ist vorzüglich,
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