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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 11.10.1900
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1900-10-11
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19001011016
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1900101101
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1900101101
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1900
- Monat1900-10
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Ivnv LvkZiUsi'Lv llsmsnIrlsiiIvnsKoGßs n in allen kreibla^ea unä ^'eäem 6esedmaek in uneireiekler ^.nsivaffl. kltreiisclie Mlleitveliei'ei ru Kers 4 d 'fördert unt. ition ir«- oerden durch enden. ). e wünscht -eirath in j» treten. " in die Näh« -soll zens- lögen ehr. und Ge- Da schön l be irrten ilc". len zu i von Haus- em ich it der Heim einerer h nach r Verb, it Bild es. kh, schön rissen, fehlt, h er- r das ihre, aus , welches r ihm an s gebild. Off. mit nnzusend. mit Ver- eS Herrn Heirath. lattes. lnk, inüvdst Mr Äv» »tv »i» Alldeutscher Verbund. Ortsgruppe Leipzig. -g- Leipzig, 10. October. Gestern Abend hielt die Orts gruppe Leipzig des Alldeutschen Verbandes im Hotel Palmbaum eine zahlreich von Damen und Herren besuchte Versamm lung ab, die vom Vorsitzenden, Herrn vr. rnoä- Schmiedt, eröffnet und geleitet wurde. Zunächst theilte der Vorsitzende mit, daß am letzten Dienstag dieses Monats die Generalversammlung der Ortsgruppe stattfinden werde. Ferner brachte er ein Schrei ben des Verbandsvorsitzcnden, Herrn Neichstagsabgeordneten Prof- vr. Hasse, zur Verlesung, in welchem dieser für die ihm von der Ortsgruppe anläßlich seines silbernen Ehejubiläums dargebrachten Ovationen herzlichen Dank bekundet. Nachdem der Vorsitzende noch auf die Büchersammlung des Verbandes auf merksam gemacht und um Ucberlassung guter Bücher, die an im Auslande wohnende Deutsche vertheilt werden, gebeten hatte, ertheilte er Herrn vr. Armin Tille das Wort zu seinem Vortrage über dieVorstellung vom ewigenFrieden und di« v ö l k e r g e s ch i ch t l i ch e Bedeutung der Kriege. In eingehenden, von fleißigen geschichtlichen Studien leben diges Zeugniß ablegcnden Ausführungen wies der Redner ein leitend unter Anderem darauf hin, daß der Gegenstand seines Vortrages viel aktuelles Interesse habe: einmal durch den auf Veranlassung des Zaren Nicolaus vor zwei Jahren abgehaltenen Haager Friedenscongreß, sodann aber durch die kriegerischen Er eignisse, die sich an verschiedenen Puncten der Erde in neuester Zeit abgespielt haben bez. noch abspielen. Wie die Geschichte lehrt, wachsen Idee und Vorstellung vom ewigen Frieden aus der Praxis des Lebens heraus. Im Mittelalter gehörte der Krieg zum „eisernen Bestand" alles völkischen Lebens; erst mit dem Chriftenthume werde die Idee vom ewigen Frieden lebendig. Viel besprochen wurde das „Franck projvt" Heinrich's IV. von Frankreich bez. seines Ministers Sully über die Einführung des ewigen Friedens, aber das „Project" enthielt wenig Greifbares, und, so groß auch die Idee sein mochte, sie hatte zu wenig Halt, um praktisch verwirklicht zu werden. Im Weiteren ging der Redner unter Anderem ein auf die Schrift des Quäkers William Penn gegen das Waffenhandwerk und den Krieg, sowie auf die Fricdensbestrebungen eines finni schen Geistlichen. Wie diese, so treten auch Andere den Gedanken breit, ohne Beachtliches zu seiner Ausführung zu bringen. Auch Lessing, Leibniz, Rousseau und Kant haben sich mit der Frage be faßt, was der Redner in interessanten Darlegungen näher er läuterte. Seit den Tagen Kant's hat die Agitation für Ein führung des „ewigen Friedens" nicht geruht, eine ganze Reihe Friedensvereine und -Gesellschaften sind entstanden die Friedens kongresse in Brüssel, Paris, Frankfurt a. M., London, später in Rom, Bern, Chicago, Antwerpen u. s. w. abhielten, die indessen ebenfalls wenig zur praktischen Lösung dec Frage beigetragen haben. Auf die neueren Bestrebungen kommend, ging der Redner unter Anderem auf den Roman der Baronin v. Suttner: „Die Waffen nieder", sowie auf den Haager Friedenscongreß ein, dessen Ergebniß bekanntlich ebenfalls ein negatives gewesen ist. Uebrigens haben sich auch die Parlamente der verschiedensten Nationen mit der Friedenssache bez. mit Abrüstungsvorschlägen befaßt. Die praktische Wirkung, auch der neuesten Friedens propaganda sei sehr minimal gewesen. Nach diesem Resumö kam der Redner auf die völkergeschichtliche Bedeutung des Krieges zu sprechen und fand auch damit die volle Aufmerksamkeit der Zu hörer, die am Schlüsse des hier nur kurz skizzirten Vortrages lebendigen Beifall zollten. Im Namen der Ortsgruppe sprach Herr vr. Schmiedt dem Vortragenden noch besonderen Dank aus. »cli. Figur, res gut WieS- emessen Zähren, irathen. 6547 Vaturforschende Gesellschaft. Am 30. September hielt die Naturforschende Gesellschaft ihre diesjährige Wanderversammlung in Rochlitz ab. Nachdem am Morgen die naturgeschichtliche und physikalische Sammlung besichtigt worden waren, begann nach 11 Uhr die Sitzung im Saale des Sächsischen Hofes. Herr Prof. vr. S i m- roth begrüßte die erschienenen Mitglieder und Gäste und schlug vor, Herrn Realschuloberlehrer vr. Franck«, das älteste Roch litzer Mitglied, zum Vorsitzenden der Wanderversammlung zu wählen. Nachdem dies geschehen war, sprach zunächst Herr Pro fessor Simroth über die Athmung der Thier e. Das Leben der Thiere wie der Pflanzen beruht auf der Auf nahme von Nahrung und auf der Oxydation dieser Nahrung. Der hierzu nöthige Sauerstoff steht außerhalb des Körpers zur Genüge zu Gebote, denn die Atmosphäre besteht zu einem Fünftel aus ihm, und im Wasser ist der Sauerstoff von den Bestandtheilen der Atmosphäre am leichtesten löslich. Es kommt also nur darauf an, daß er in den Körper ausgenommen wird. Die Athmung kann zu keiner Zeit unterbrochen werden, schon das Ei muß athmen, und ein Hühnerei z. B. geht zu Grunde, wenn es durch einen Ueberzug von Firniß oder Oel an der Sauerstoff aufnahme verhindert wird. Ob es möglich ist, die Athmung während der Trockenstarre ganz aufzuheben, ist noch sehr frag lich. Nach neueren Untersuchungen wird übrigens der Sauer stoff nicht nur als Gas aus der Umgebung ausgenommen, sondern vielfach auch aus der Nahrung, wie das besonders bei den im Innern anderer Thiere lebenden Schmarotzern viel fach nöthig ist. Schon die kleinsten Lebewesen, die Bakterien, zeigen ihr Athmungsbedürfniß dadurch an, daß sie sich um winzige Sauerstosfbläschen ansammeln, Kohlensäurebläschen aber fliehen. Dies wird benützt, um unter dem Mikroscop die Zusammensetzung kleiner Gasbläschen zu erkennen. Die Auf nahme des Sauerstoffes in dem Körper beruht auf der Entos- mose und Exosmose, auf der Aufnahme eines Stoffes und Ab gabe eines anderen durch eine dünne und feuchte organische Haut. Die Thiere, die eine dünne und feuchte Haut besitzen, und deren Körperoberfläche im Verhältniß zu ihrer Körpermasse groß genug ist, bedürfen keiner besonderen Athmungsorgane, so viele kleine Krebse, Wasiermilben, niedere Würmer, Quallen und viele andere kleine Thiere. Bei größeren Thicren reicht die Haut, da mit dem Größerwerden die Maste im Cubus, die Oberfläche aber nur im Quadrat wächst, ein zehn Mal so langes Thier also eine tausend Mal größere Maste, aber nur eine hundert Mal so große Oberfläche besitzt, nicht mehr zur Athmung aus, hat auch viel fach nicht mehr die für die Athmung günstige Beschaffenheit, d. h. sie ist nicht mehr dünn genug, und nicht feucht. Dann müssen besondere Athmungsorgane geschaffen werden, indem ein zelne Hautstellen dünn und feucht bleiben und ihre Oberfläche durch Ein- und Ausstülpungen vergrößern. So entstehen bei den Landthieren durch Einstülpungen die Lungen, bei den Wasserthieren durch Ausstülpungen die Kiemen. Die Kiemen finden sich gewöhnlich an den Stellen des Körpers, wo von selbst ein rascher Wasserwechsel stattfindet, so bei den Krebsen an den Beinen, bei den Weichthi'eren meist an den Seiten des Körpers, während bei vielen Nacktschnccken des Meeres der Rücken mit feinen Kiemenbäumchen besetzt ist. Zum Schutze können die zarten Kiemen in eine Kiemenhöhle einge schlossen oder von Kiemendeckeln bedeckt werden. Manchmal schließen sich die Kiemen auch an die Organe der Nahrungsauf nahme an. So bei den Fischen und Amphibien, wo die ursprüng lich außen sitzenden Kiemen später in die von der Rachenhöhle durchbrechenden Kiemenspalten hineinrücken, bei manchen Libellenlarven, deren Enddarm in dem Wasser eingezogen wird, zu einer Art Kieme umgestaltet ist. Ganz eigenthllmilch sind die Verhältnisse bei den Secwalzen. Während alle anderen Stachelhäuter, die Seesterne, Seeigel u. s. w., zarte, über die ganze Körpcroberfläche verstreute Anhänge als Kiemen ver wenden, finden sich bei den Secwalzen große Einstülpungen, die sogenannten Wasserlungen, am Enddarme, der einzige Fall, daß bei einem ächten Wasserthiere das Athmungsorgan durch Ein stülpung gebildet wird. Dies geschieht dagegen regelmäßig bei den Landthieren. Eine mit zrrter, feuchter Haut bekleidete Ausstülpung würde an der Luft bald austrocknen und dadurch zur Vermittelung des Gas austausches untauglich werden, auch allzusehr mechanischen Ver letzungen ausgesetzt sein. Die Einstülpung erfolgt meist im Anschluß an den Darm, aber hier an den Schlund, nicht an dem Enddarme. Nur bei den Landschnecken hat sich eine be sondere Athemhöhle an der Seite des Körpers gebildet. Die Schwimmblase der Fische ist ursprünglich auch eine Lunge, die erst nachträglich sich zu einem statischen Organ umgebildet hat. Da sich nun eine Lunge nur auf dem Lande bilden kann, sind nach der Meinung des Redners die Fische von Landthieren ab zuleiten. Die Lunge ist ursprünglich, und noch heute, bei den niedersten luftathmenden Wirbelthieren ein dünnhäutiger Sack, der mit dem Schlunde in Verbindung steht. Da aber die Ober fläche dieses Sackes gar bald nicht mehr ausreicht, die nöthige Sauerstoffmenge aufzunehmen, vergrößert sie sich, indem sie sich in Falten legt, die dann immer neue Falten erzeugen, bis die aus unzähligen, von den Falten begrenzten Bläschen gebildete schwammige Lunge der höheren Wirbelthiere entsteht. Während bei den Kiemen meist eine besondere Einrichtung zum Wasser wechsel unnöthig ist, da dieser durch die Bewegungen des Thieres bewirkt wird, müssen die Lungen immer von Neuem mit Luft gefüllt und entleert werden. Dies geschieht meist nach dem Princip des Blasebalges durch die Rippen und ihre Muskulatur, und bei den Säugethicren außerdem durch das Zwerchfell. Nur da, wo, wie bei den Schildkröten, die Rippen starr geworden sind, oder, wie bei den Fröschen, fehlen, muß die Luft durch Schluck bewegungen in die Lungen geschafft werden. Oesters hat die Lunge noch einen Nebenzweck zu erfüllen. So blasen die Kröten ihre Lungen und damit ihren Körper auf, damit sie von anderen Thieren schwerer gefaßt werden können, das Chamäleon besitzt Anhänge an der Lunge, die mit Luft gefüllt werden können, wodurch das Thier ein gewaltigeres Aussehen erhält. Noch stärker entwickelt sind diese Luftsäcke bei den Vögeln. Hierdurch wird einmal der Körper für den Flug specifisch leichter gemacht, dann aber vor Allem die Möglichkeit gegeben, beim Fluge die inneren Organe ud damit den Schwerpunkt leicht zu verschieben. Auch bei den Kiemen finden sich derartige Neüenleistungcn. So vermögen sich die Libellenlarven durch Ausstößen des Wassers aus ihrem Enddarm, die Tintenfische aus ihrem Kiemenraume fortzubewegen. Bei den Muscheln sind die Kiemen in den Dienst der Brutpflege getreten. Sehr auffallend ist, daß eine Anzahl von Molchen ihre Lungen wieder verloren haben, und zwar sind dies nicht etwa Wassermolche, sondern in feuchter Umgebung lebende Landmolche. Ihnen genügt die Hautathmung oder die Athmung durch den Schlund und die Rachenhöhle. Auch die Landblutegel zeigen keine Spur von besonderen Athmungsorganen. Bei den luftathmenden Gliederfüßlern tritt an Stelle der Lungen mit der einzigen Zuleitungsröhre ein vielverzweigtes Röhrennetz, das den ganzen Körper durchspinnt und durch viele Oeffnungen, die an den Seiten des Körpers liegen, nach außen mündet, das Tracheensystem. Die Röhren werden durch eine in ihre Wand eingelagerte Spirale stets offen gehalten, und durch Zusammenziehung der gesammten starren Körperwand entleert. Auch im Wasser wird diese Einrichtung beibehalten. Die Thiere müssen dann zum Athmen an die Oberfläche kommen (Wasser käfer), mit langen Athemröhren, die sie aus dem Wasser heraus strecken können, versehen sein (manche Wasserwanzen, Fliegen larven), oder es entstehen kiemenartige Anhänge, in denen in etwas schwerfälliger Weise durch Tracheenverzweigungen der im Wasser gelöste Sauerstoff erst wieder in den gasförmigen Zu stand übergehen muß, ehe er in den Körp'ersäften gelöst wird (Larven der Eintagsfliegen). Der von den Athmungsorganen aufgenommene Sauerstoff muß, während er bei den kleinen Thieren, die ihren Sauerstoff bedarf durch ihre Körperoberfläche decken, den darunter gelegenen Geweben ohne Weiteres zukommt, bei den höheren durch das Blut den einzelnen Körperteilen zugefllhrt werden. Dabei spielen gewisse Eisen- und Kupferverbindungen, die entweder in der Blutflüssigkeit aufgelöst (blaues Blut der Schnecken), oder an im Blute schwimmende Zellen (Blutkörperchen) gebunden sind, eine wichtige Rolle. Sehr eigenthümlich ist das Verhalten mancher Wasserthiere, die grüne oder gelbe Algen in ihren Körper aufge D«t»N-V«rIr«atr IHsrlrt LS, I. nommen haben und den von diesen bei ihrer Ernährung abge schiedenen Sauerstoff zur Athmung verwenden. Weiter berichtete Herr Seminaroberlchrer Höpfncr über Beobachtungen, die er über die Verbreitung des Siebenschläfers (Ltz^oxus zlis) in der Kreishauptmannschaft Leipzig angestellt hat. Er konnte diesen interessanten, aber wegen seiner nächtlichen Lebensweise wenig bekannten Nager zu erst bei Grimma nachweisen, wo er von Dorna an im Stadt walde bis zum Rabenstein vorkommt. Später fand er ihn auch bei Rochlitz auf, wo er schon früher von Herrn vr. Francke be obachtet worden war. Hier findet er sich am Schlosse und über den Berg hinweg bis nach Wechselburg. Ueberall, wo er vor kommt, richtet er in den Obstgärten arge Verwüstungen an, die aber fälschlich meist der Haselmaus zugeschrieben werden. Ein bei Rochlitz gefangenes, lebendes Exemplar, sowie zwei ausgestopfte von ebendaher wurden vorgezeigt. In Sachsen ist er sonst noch vom Königstein und vom großen Winterberg in der Sächsischen Schweiz bekannt. Auf diese beiden zoologischen Vorträge folgte ein botanischer. Herr vr. Richard Schmidt sprach über Serpentin farne unter Vorlegung getrockneten Zöblitzer Materials. Drei Farne sind auf Serpentinboden beschränkt, finden sich aber nur an zwei Stellen der Erde vereinigt, nämlich auf dein berühmten Serpentinvorkommniß bei Zöblitz und an einem steirischen Standpunkte: 1) ^.splenum ssrpsntiui gehört, wie auch von Sadebeck durch Cultur auf serpentinfreiem Boden direct nachgewiesen wurde, in den Formenkreis de« vielgestaltigen ackiantum uigrum und ist selbst höchst variabel, sogar auf demselben Standorte, wie bei Zöblitz. 2) ^splenum aäultermum steht seinem äußeren Ansehen wie innerem Bau nach so genau in der Mitte zwischen dem ubiquitären Iricdomaues und dem weniger verbreiteten, höhere Gebirge bevorzugenden^, viricke, daß man e« früher als Bastard dieser beiden Farne ansah. Dagegen spricht die normale Beschaffenheit der Sporen und sein ausschließliches Vorkommen auf Serpentin, noch dazu nirgends in Gesellschaft der beiden muthmaßlichen Eltern. 3) Die sog. Zöblitzer UebergangSform ist ein Farn, der wieder zwischen ackultorinum und H.. viricks eine aus geprägte Mittelstellung einnimmt, dessen Sporen aber zum größten Theile verkümmert sind. Bei Zöblitz findet er sich ausschließlich an Stellen, wo diese beiden Arten durch ein ander wachsen; in reinem Bestände von acknlterinum fehlt er durchaus. Auch am Standort in Steiermark tritt er zwischen jenen beiden Arten auf. Nach den Be merkungen von Luerssen und Ascherson ist seine hybride Herkunft so gut wie sicher; er hat darum künftighin Zr. ackulterinum X viriäo ^.soüs. L 6r. zu heißen. Nun ist es Sadebeck gelungen, durch langjährige Cultur auf serpentinfreiem Substrat sl. rrckulterimun in der 5. Generation in eine Form überzuführen, die „alle charak teristischen Eigenschaften des viricks zeigte", während der Versuch feblschlug, in entsprechender Weise ackulterinum aus .4. virickü durch Cultur auf Serpentinboden zu züchten. Danach müßte man ersteren Farn als bloße Serpentinvarietät des letzteren betrachten. Freilich bleibt bei dieser Auffassung mancherlei räthselbaft: I) das Vorkommen von unverändertem, vollkommen typischem X. vincko neben ackulterinum bei Zöblitz und in Steiermark; 2) daS Fehlen nicht hybrider Zwischenformen an diesen Orten; 3) die weitgehende mor phologische Annäherung an das ferner stehende Irieko- inanes; 4) dis auffällige Erscheinung, daß der Bastard von zwei Formen derselben Art unfruchtbar ist. Eine sichere Beantwortung dieser schwierigen Fragen kann nur auf experimentellem Wege, durch erneute umfassende und zeitlich möglichst ausgedehnte UmzüchtungSversuche, gewonnen werden. Zum Schluß wies Herr P. Ehr mann auf einige Prä parate von antarktischem Plankton hin, die er unter Mikroskopen ausgestellt hatte. Besonders bemerkenswerth waren darunter Diatomeen mit eigcuthümlichen Schwebe vorrichtungen. An die Sitzung schloß sich ein heiteres Mittagsmahl im Sächsischen Hof und Nachmittags ein Spaziergang auf den Rochlitzer Berg. I<- «ent mit Kranz- arbeitet, in für Leipzig, >efl. Off. an iligstr. 14. 3. BkilM zm LkiMi TagedN mi> AnMi NiM, ImeMg, 1l. Mcr M. WaM-KUk.) K., mit erungs- . verm. erhcir. Nickt- Bl. erb. XXX> ./i Theatralische Rundschau. Hermann Sudermann'S neuestes Drama „Johannis- nacht" hat, wie schon berichtet wurde, am Berliner Lessing- theater keinen vollen Erfolg davongetragen. Der letzte Act fiel einfach ab und am Schluß fand ein hartnäckiger Kampf zwischen den Freunden deS Dichters und den Gegnern statt; e« wurde viel geklatscht und viel gezischt. Die Berliner Kritik verurtheilt großcntheilS den letzten Act, während sie besonders den beiden ersten Acten wegen geschickten Aufbaues der Handlung ein günstiges Zeugniß auSstellt. Ein ost preußischer Gutsbesitzer, dessen Tochter mit einem Vetter, einem Baumeister, verlobt ist, gerathen oft miteinander in Streit. Der Neffe hat ein starkes Selbstbewußlsein und will in jeder Hinsicht seine Unabhängigkeit wahren, obschon er bisher von den Wohlthaten deS Onkels abhängig war; er will auf jede Mitgift verzichten. Doch aus diesem Wider streit läßt sich kein Drama gestalten; in die Segel der Hand lung bläst der Wind von einer anderen Seite. Da ist ein Pflegekind im Hause, „daS Heimchen" genannt, und diese „Marikken" führt die Katastrophe herbei, indem sie dem Bräutigam in einer leidenschaftlichen Scene, in welche die draußen angezündeten Johannisseuer hineinleuchten, der Braut untreu macht. DaS ist die „Liebe vom Zigeunerstamme", einer der beliebten Sudermann'schen Actschlüsse. In diese Scene fällt auch das Schwergewicht der Handlung, deren Heldin eigentlich daS Heimchen ist, daS auS der täuschenden idyllischen Hülle herausschlüpft und auf einmal sich in eine leidenschaftliche Verführerin verwandelt. Einige Berliner Kritiker sagen dem Frl. Eysoldt, der Darstellerin deS Heimchens, nach, daß sie zwar eine geistvolle Darstellerin sei, aber daS Dämonische in dieser Scene nicht genug zur Geltung gebracht habe. Und der Schluß? Der Dichter wußte offenbar nicht reckt, was er mit den Schuldigen an fangen sollte; er läßt Marikken einfach von der Bildfläche verschwinden; sie zieht in die weite Wejt — daS kennt man ja aus den letzten Acten vieler Jbsen'schen Stücke — und der un getreue Bräutigam heirathet seine Cousine. Auch am Dres dener Hoftbeater und in Amsterdam ist JohanniSnacht mit Beifall- aufgeführt worden; nur der letzte Act enttäuschte auch in Dresden. Ungetheilten Beifall fand am Deutschen Theater Otto Erich Hartleben'S OfsicierStragödie: „Rosenmontag", während im neuen Münchner Schauspielhause das Stück nur theilweise ansprach und die Münchner Kritik eS als eine vollständige Enttäuschung bezeichnete. Hartleben hat bereits in Einactern daS Milieu deS OfsicierSstandeS gepflegt — sein „Abschied vom Regiment" ist ja eine kurz angebundene Ofsi cierStragödie. Ob er indeß in dem neuen Drama nach Zola'schen ckocumvnts cko la vis tiuwaius gearbeitet hat, ist sehr zu bezweifeln; wir meinen, daß kein einzelner Officier, am wenigsten aber ein Ossiciercorps solcher Gemeinheit fähig wäre, wie sie hier die Grundlage trauriger Vorgänge bildet, die allerdings weitZb liegen von der „Tragödie", ihren Bedingungen und Aufgaben. Der frische, flotte Tod des Dichters und seine unleugbare dramatische Geschicklichkeit können darüber nicht hinwegtäuschcn. DaS Gedränge der Uniformen auf der Bühne, der Hartleben'sche „Bierulk", wie ein Kritiker meint, hat zum Erfolge deS Stückes in Berlin wesentlich bei getragen. Ein junger Leutnant liebt ein Mädchen, daS er ehrlich zu heirathen beabsichtigt, eine Ehe, die den OfficicrS- kreisen nicht standesgemäß erscheint; sie wollen daher den Kameraden vor diesem Sündenfall retten, indem sie ihm daS Liebchen zu „verekeln" suchen. Durch Lug und Trug wird sie inS Casino gebracht, dort berauscht und dann die Nacht über zurückgehalten. DaS giebt dem Leutnant, der nicht von ihr lassen will, den Todesstoß; er stirbt mit ihr zusammen. Für das Benehmen der Officiere bat der Sprachschatz eine Fülle von Ausdrücken; die Kritik kann nur sagen, daß eS höchst unwahrscheinlich ist. Melpomene hat die Trauerweide nicht gepflanzt, die sich über diese Opfer neigt. Wir werden das Stück auch auf unserer Bühne sehen und dann eine genauere Analyse desselben geben. Ein anderer jüngstdeutscher Autor, Hermann Bahr, hat abermals vergeblich versucht, sich der Bühne zu be mächtigen; sein Lustspiel „Wienerinnen" hatte am Wiener Volkstheater einen vollständigen Mißerfolg. Sein Protest gegen die „Gassenbuben der guten Gesellschaft" fand kein Echo im Publicum, ebenso wenig seine Advocatur für die secessionistische Kunst. Auch der Titel enttäuschte; denn die im Drama behandelten Ehe- conflicte konnten überall spielen, nicht blvS an der blauen Donau. Hermann Bahr ist ein beweglicher geistreicher Kopf, ein halber Pariser, der die neufranzösische Literatur bis in ibre verschwiegensten Ausläufer kennt; doch er hat, so hübsche Scenen auch sein „Star" und seine „Josephine" enthalten, auf der Bühne noch nicht festen Fuß fassen können. Da verstehen sich Blumenthal und Kadelburg besser auf daS, waS zieht, und sie haben dabei das besondere Glück, daß die Polizei ihnen zu ihren Erfolgen und großen Tantiemen behilflich ist. IhrLustspiel„Stren geHerren", zu welchem ihnen die Isr Heinze als eine brennende TageSfrage die An regung gab, war von der Polizei verboten worden. Das Verbot wurde nach einigen Zugeständnissen der Autoren an die Wünsche der Bübnencensur wieder aufgehoben, hatte aber für daS Stück eine Reclame gemacht, wie die Dichter selbst sie nicht erfolgreicher wünschen konnten. Natürlich war das Haus ausverkauft und der Director deSBerlinerTheaterS, Paul Lindau, braucht nicht schwermütbig über dem Reper toire der bevorstehenden Saison zu brüten; in den „Strengen Herren" hat eS auf lange Zeit einen festen Halt gefunden. Die Kritik freilich hat nicht besonderes Wohlgefallen an dem Stück gefunden; eS sei mehr Schwank als Lustspiel und die Motive und Situationen seien sehr verbraucht, ja zum Theil schon in den früheren Stücken der beiden Genossen vorgckommen; das Stück gemahne an^ein altes Sopha, über welches eine neue Decke gebreitet worden. Der Helv desselben, ein Weinkaufmann aus Bacharach, Wernick, ist Reichstagsabgeordneter und gehört natürlich der Fraktion an, deren Schooßkind die Isx Heinze ist. Er kommt nach Berlin, wo seine Tochter an einen jungen Arzt verheirathet ist, der durchaus nicht in dasselbe Horn mit dem Schwieger vater stößt. Da findet er allerlei Anstößiges in der Woh nung, waS bei Seite geschafft werden soll. Er hält eine Rede im Reichstag, welche allgemeines Gelächter erregt, und gebt schließlich noch seiner Würde als Volksvertreter ver- iustig, da die WahlprüfungScommission sein Mandat annullirt. Der böse Zufall will eS, daß seine zweite Tochter ein Ver- r u. 244 beten. ) selbst- gekannt- )ame im n. ich Ver- en unter erlegen. sichtigt. r 106« Damen, le S0V Spartten « sofort II» 14. ße 4, II. in Zurück- . wünsch., besi. aus- olullll. s von an- genommen 'tirt. Ann.-Ann. et«, «rl». eit längerer Lücherbesprechungen. Tie Berliner Range, Band 3: P a r i s » n d d i c P a r i s c r Ausstellung von Ernst Georgy, Preis I </k. Verlag von Richard Bong in Berlin. Dieser dritte Band von „Tie Berliner Range" ist gründlich in der Anlage verfehlt. Aus den, diesen Band füllenden llrthcilen über Paris und die Weltausstellung spricht lediglich der gewandte, urtheilssähige und belesene Schrift steller Georgy; von Lotte Bach, der Berliner Range mit der Turch- schnittsbildung und der geringen Lebenserfahrung ist dabei nicht das Geringste zu spüren. Ter Autor hat sich augenscheinlisi gar keine Mühe gegeben, den rechten, charakteristischen Ton zu treffen. Ebenso sind die vorwiegend Pikanten Geschichten am Schluffe des Buches als von Georgy herrührend ganz amüsant; sie würden aber geradezu abstoßend wirken, sollte man denken, sie seien der Phantasie eines jungen Mädchens entsprungen. Die „Berliner Range" ist zweifellos eine Nachahmung der Stinde'schen Buchholziadc, dock ermangelt Georgy noch der Fähigkeit seinem Vorbildc, das „im Ton bleiben", nachzumachen. v. » * Tticfmntterchktt von L. Jüngst. Verlag von Ernst Hoppe (Ed. Wartig) in Leipzig. Tie Verfasserin bricht mit diesem Buche eine Lanze für die oft geschmähten Stiefmütter. Das durch tbörickte Märchen herporgcrufene Vorurtheil gegen diese sucht sie durch die Geschichte einer sehr gütigen und opferwilligen Stiefmutter zn beseitigen. Doch that die Verfasserin insofern einen Mißgriif, als sie die Frau allzu weich und geduldig dargestellt hat. Letztere sündigte nicht durch Lieblosigkeit, durch Härte, aber in ihrer Herzens güte hat sie den Stiefkindern auch geschadet, sie der-, nicht erzogen. Jedoch davon und von den mancherlei stilistischen Mängeln des Bnche-s abgesehen, ist dieses von sehr günstiger Wirkung. Ins besondere die Figur der alten Tante ist der Schriftstellerin sehr gut gelungen; auch die Erna's zeichnet sich durch große Lebenswahrheit aus. Neben der hübschen Grundidee ist noch das markant hervor tretende Bestreben bemerkenswerth, in dem Leser das Pflichtgefühl zu stärken, die Freude an einer geregelten Thätigkeit wachzurufen. Dieses pädagogische Princip macht das hübsch ausgestattete Buch be sonders für junge Mädchen empfehlenswerth. v. -i- 4- 4« vr. Berndt, „Tas Buch der Wunder und der Geheime» Wissenschaften". Mit zahlreichen Textillustrationen. Erscheint in 30 wöchentlichen Lieferungen L 50 H. Verlag von Oswald Mutze, Leipzig. Lieferung 17—20. In der Fortsetzung des zum ersten Male in der Literatur behandelten Capitels- „Merkwürdige und Wundercuren" stellt der sehr vielseitige Verfasser die Gebets heilungen, magische Euren, Krankenbeschwörungen, die Lcbensver- längerung durch Anhauchen, die Beziehungen zwischen Zauber und Liebe u. s. w. dar. bältniß mit einem jungen Herrn hat, welcher der anonyme Verfasser eines von der Censur beanstandeten Stückes ist; doch der junge Autor erringt trotzdem die Einwilligung de alten Herrn. Für einen Lustspieldichter giebt eS ja keine Unmöglichkeiten, weder im Leben noch in der Kunst. Das ist nun freilich keine dramatische Handlung, die an Situationskomik reich ist; doch die Berathungen über die lex Heinze und die durchgängigen Anspielungen auf dieselben gebe» einen neuen Firniß für die verbrauchten Motive her. Die witzigen Schlager, die ja uie fehlen, wo Blumenthal die Hand im Spiele hat, wirken bei einem so aktuellen «Stoff mit doppelter zündender Kraft und wenn die Witze auch bisweilen wohlfeil sind — daS Wohlfeile findet ja die meisten Käufer. Unsere Schauspielkunst befindet sich gegenwärtig auf Eroberungszügen in fremden Ländern. In London gastirt eine deutsche Truppe, welche Carl Schoenfeld leitet. Frau Marie PoSpischil hat dort als Iphigenie geglänzt. In Paris aber giebt Frl. Marie Barkany mit einer von ihr engagirten Gesellschaft deutsche Schauspiel vorstellungen. Für die zahlreichen ausländischen Gastspiele an deutschen Bühnen wird unserer Kunst so im Auslande eine kleine Revanche gegeben. Rudolf von Gottschall.
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