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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 06.08.1901
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1901-08-06
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19010806026
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1901080602
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1901080602
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1901
- Monat1901-08
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Ärnlsbsirtt des Königlichen Land- und Ämtsgerichtes Leipzig, des Mathes und Nalizei-Ämtes der Stadt Leipzig. Anzeigen «PreiS die 6 gespaltene Petitzeile LV H. Reklamen unter dem Redacttonsstrich («gespalten) 7S vor den Famtlieunach- richten (S gefpalteu) SO Tabellarischer und Ztssernsatz entsprechend höher. — Gebühren für Nachweisungen und Offerteoaanahuw 8K H (excl. Porto). Ertra-Beilage« (gefalzt), ,ur mit der Morgeu-ilusaab«, »hu, Postbeförderung SO.—, mit Postbesörderuog ^l 70^—. Annahmeschluß str Anzeigen: Tbeud-Lusgaber vormittag« 10 Uhr. Morgeu-LuSgabe: Nachmittag« ä Uhr, Bet den Filialen und Auuahmestell« i« »t« halbe Stund« früher, «azeigru stad stet« «e di« Expedition zu richt«. Die Expedition ist Wochentaa« uaouterbroche« geöffnet von früh 8 bi« Abend« 7 Uhr. Druck und Verlag von L. Polz in Leipzig. 397. Dieuötag den 6. August 1901. 95. Jahrgang, Kaiserin Friedrich s. (-) ilroubcrg, 6. August. Der Kaiser führte kurz nach 8 Uhr das gesammte Hauspersonal an das Sterbebett der entschlafenen Kaiserin. Um 9^ Uhr begaben sich der Kaiser und die Kaiserin, der Kronprinz, sowie der Prinz und die Prinzessin Friedrich Karl von Hessen nach Homburg, während die übrigen Mitglieder der kaiserlichen Familie hier verbleiben. (-) tkronberg, 5. August. Bei sinkender Sonne läuteten die Glocken CronbergS und der Nachbarorte. Allenthalben sind die Flaggen halbmast gehißt. Im Schlöffe FriedrichShof herrscht tiefste, schmerzlichste Ergriffenheit. Hier wie auch in Homburg giebt die Bevölkerung die innigste Trauer kund. Die Mitglieder der Gesellschaft beginnen sich in die ausliegenden Trauerlisten einzutragen. V Berlin, 6. August. (Telegramm.) Die Berliner M o r g e n b l ä t t e r, die mit schwarzem Rande erschienen, ge denken des Hinscheidens der Kaiserin Friedrich mit warm em pfundenen Nachrufen, indem sie ihr Leben und ihr Wirken schil dern. — Die „Nordd. Allg. Ztg." hat eine Sonderausgabe her gestellt, in der sie schreibt: Ihre Majestäten der Kaiser und die Kaiserin sind mit allen Angehörigen unseres Herrscherhauses und mit vielen Ver wandten und befreundeten Höfen durch das Hinscheiden Ihrer Majestät der Kaiserin und Königin Friedrich in die tiefste Trauer versetzt worden. Wenn auch seit längerer Zeit über die ernste Natur des Leidens der erlauchten Mutter unseres Kaisers kein Zweifel bestand, so war doch Seine Majestät kaum darauf vorbereitet, schon während der Nordlandsreise die schmerzlichen Nachrichten zu erhalten, die ihn bestimmen mußten, Seine Er holungsfahrt jäh abzubrechen und an das Sterbelager Seiner geliebten Mutter zu eilen. Eine Fürstin von seltener Bedeutung wird uns durch den Tod der Kaiserin und Königin Viktoria entrißen. In Be- thätiaung ihrer reichen Gaben hat sic sich als Kronprinzessin des Deutschen Reiches und von Preußen, wie während der Re gierung Kaiser Friedrich's durch die hingebende Pflege ihres kranken Gemahls die Liebe und Berehrung weiter Kreise un seres Volkes erworben. Ihre mütterliche Fürsorge für die Er ziehung und gei' ige Entwicklung ihrer Kinder, ihr unermüd liches Wirken in allen Zweigen der Wohlthätigkeit, der gemein- nützigen Bestrebungen, der Gesundheitspflege, der Hebung des weiblichen Erwerbslebens, ihr reges Interesse für die Förde rung von Kunst und Wissenschaft, deren eifrige Schülerin die immer strebende Fürstin war, — alle diese Züge vollenden das Bild einer Frau, die wie durch den Rang der Geburt auch durch ihren Geist auf der Höhe unseres Culturlebens stand. Das glänzendste Erdenglück, wie das tiefste Menschenleid, nichts ist der Gemahlin Kaiser Friedrich's fremd geblieben. Und noch in den langen Wochen ihrer letzten schmerzvollen Krankheit erwies sie sich in der Seelengröße, mit der sie ein unheilbares Leid ertrug, als die echte Gefährtin des deutschen Helden, der durch sein Dulden nicht minder, wie durch seine Thaten dem Herzen unseres Volkes für immer theuer bleiben wird. An seiner Seite hält sie nun den ewigen Schlaf. Ihr Gedächtniß bleibt in hohen Ehren, und ihr Name wird fort leben unter den großen Fürstinnen, die den Thron der Hohen- zollern geziert haben! Mit tiefer Sympathie gedenken wir in dieser Stunde der trauernden Töchter, Söhne und Enkelkinder der Heimgegange nen Kaiserin. Wir gedenken des in gleiche Trauer versetzten britischen Königshauses, dessen Oberhaupt in der hohen Ent- fchlasenen eine geliebte Schwester beklagt. In erster Linie aber wenden sich unsere Gedanken voll ehrerbietigster Theilnahme unserem schwer getroffenen Herrscher zu. Gott tröste, Gott schütze Seine Majestät den Kaiser und König. Auf die Reichshauptstadt machte die Trauerkunde einen tiefen Eindruck. Trotz der Abendstunden waren die Flaggen halbmast gezogen. Auf den Straßen besprachen Gruppen das traurige Ereigniß; Viele sanden sich vor dem Palais der Kaiserin Fried rich Unter den Linden ein. T London, 6. August. Die Nachricht von dem Hin scheiden der Kaiserin Friedrich wurde sofort nach dem Eintreffen in London am Mansion House angeschlagen und alsbald die große Glocke der Saint Pauls-Kathedrale ge läutet. (Wiederholt.) * Ueber die letzten Stunden der Kaiserin wird dem „B. T." berichtet: „Als Kaiser Wilhelm Montag früh mit der Kaiserin das Krankenzimmer seiner Mutter betrat, war diese noch bei vollem Bewußtsein, sie winkte dem kaiserlichen Paar leicht mit der Hand. Später trat zeitweilig Bewußtlosigkeit ein, doch war die Kaiserin, wie schon gemeldet, Mittags noch tm Stande, den geistlichen Zuspruch des Seelsorgers der englischen Gemeinde in Homburg, Reverend Cameron Waller, zu em pfangen, der etwa eine Stunde bei der Sterbenden verweilte. Auch Nachmittags waren die Störungen des Bewußtseins nur vorübergehend. Ein um vier Uhr Nachmittags ausgegebenes Bulletin bezeichnete das Befinden der Kranken als unverändert. Das Kaiserpaar nahm an der Mittagstafel, die sehr kurz war, Theil und weilte von da bis zum Eintritt des Todes im Kranken zimmer." Es hat einiges Aufsehen erregt, daß eine so außer gewöhnlich strenge Abschließung des Schlosses FriedrichShof angeordnet ist. Nach dem „B. T." war das Schloß während der letzten Stunden der Kaiserin Friedrich streng gegen die Außenwelt abgesperrt; von Mittag ab wurden die Zugänge von zehn Posten des 80. Infanterie-Regiments in Homburg besetzt, bis zum Eintritt des Todes drang keine Kunde aus dem Schlosse nach außen. Um Uhr fand ein Appell für die Bewachungsmannschaft statt, bei dem den Truppen die Nach richt vom Tode der Kaiserin Friedrich, die Chef des 80. Regi mentes ist, mitgetherU wurde. Ferner berichtet der „B. L.-A-": „Sobald die Standarte der Kaiserin halbmast ging, sprengten Gendarmen und Husaren heran und besetzten das Schloß von allen Seiten. Die Jnfanterieposten wurden verstärkt und empfingen scharfe Patronen; die Ordre lautete, daß auf Jedermann, der widerrechtlich in den Park eindringen würde, scharf geschossen werden solle." Diese Maßregeln finden vielleicht seine Erklärung in folgender Meldung dcs „Berl. Börs.-Cour.": „Den Wahl spruch ihres Gemahls: „Lerne leiden, ohne zu klagen", bat auch 'die Kaiserin Friedrich auf ihrem Krankenlager zu dem ihrigen gemacht. Wie von wohlunterrichteter Seite bekannt wird, ist die Abschließung des Friedrichshofer Schlosses gegen die Öffentlichkeit auf ihren eigenen Wunsch zurückzuführen. „Die Welt soll nicht erfahren,was ich leide, ich will nicht beklagt sein in meinem Unglück." Der Krieg in Südafrika. Tie Truppen der Capcolonie. Aus Capstadt, 17. Juli, wird der „Frkf. Ztg." ge schrieben: Die Capcolonie hat zum englischen Heere nicht weniger als 43 000 Mann gestellt. Die Capcolonisten ließen sich aiimustern auf sechs, neun oder zwölf Monate, als aber ihre Dienstzeit abgelaufen war und sie den Austritt verlangten, wurde ihnen derselbe verweigert. Als Grund gab man ihnen irgend einen unverständlichen Gesetzesparagraphen der Colonial Dedence Force Acte vom Jahre 1892 an, aus dem sie nur so viel herauszulesen vermochten, daß von ihrer Ablösung keine Rede sein könnte, obwohl sie sich ausdrücklich nur für die Dauer evues ganz bestimmten Zeitraumes hatten an werben lassen. Das Unrecht ist um so größer, als die in Eng land angeworbenen Milizsoldaten ruhig nach Ablauf ihrer Dienstzeit nach Hause zurückkehren dürfen, obwohl dieselben in den meisten Fällen auch nicht halb so lange bei den Fahnen gestanden haben, wie ihre capländischen Kameraden. Um das Maß des Unrechts noch voll zu machen, beging die Militär behörde einen neuerlichen Rechtsbruch, indem sie den Nationen ersatz, der den Mannschaften bei der Anwerbung auf 2 Shilling 6 Pence pro Tag festgesetzt worden war, seit dem 4. Mai plötz lich um lOPence erniedrigte. So ist es dennnicht zu verwundern, daß die anfängliche Begeisterung der colonialen Truppen für den Kriegsdienst merklich niedergegangen ist; doch ist von einer Dienstverweigerung oder dergleichen noch nichts an die Öffent lichkeit gedrungen. Hingegen fehlt es nicht an Preßstimmen, die unverhohlen verlangen, man möge die Soldaten des eigenen Landes auch zum Schutz desselben in der Nähe verwenden und nicht in Transvaal umherhetzen, während der Feind uns das Dach im eigenen Lande in Brand stecke. Am 15. d. M. hielt der Premierminister der Capcolonie, Sir Gordon Sprigg, eine Rede über die allgemeine Kriegslage, be sonders soweit die Capcolonie dabei in Betracht kommt. Er suchte zu beruhigen, und man schließt aus seinen Worten, daß die Capcolonie die Vertheidigung ihres Landes selbst in die Hand nehmen werde und daß ihr hierzu nicht allein ent sprechende Truppenmassen, sondern auch das Commando über dieselben und die Befugniß zuerkannt werden, nötigen falls weitere Mannschaften ausheben und rekrutiren zu dürfen. Wie das geschehen soll, ist allerdings räthselhaft. Die sogenannte Bürger-Acte vom Jahre 1878 bestimmte, daß jeder Bürger zu den Waffen gerufen werden kann, falls das Land von einer Invasion bedroht ist. Anfänglich wurden alljährlich Listen über die waffenfähigen Männer zwischen dem 18. und 54. Jahre aufgestellt. Das Gesetz kam aber bald wieder in Verfall, und seit den letzten 18 Jahren sind überhaupt keine Verzeichnisse mehr geführt worden. Das schadet jedoch nichts, meint der Premier, denn selbst wenn die Listen noch complet und voll wertig wären, so würde er trotzdem kein Waffenaufgebot er gehen lassen, da er nur zu genau wisse, daß die meisten Bürger des Landes — Rebellen seien, die zu be waffnen Wahnsinn wäre. Viele von ihnen seien überhaupt schon unter Waffen, nämlich auf der Gegenseite, bei den Boeren, und Diejenigen, welche es noch nicht wären, warteten nur auf die Gelegenheit, sich Waffen zu verschaffen, um sich gleichfalls gegen das Land zu erheben. Daher halte er es für gar nicht angebracht, auf die Bürger-Acte zurückzugreifen. * London, 5. August. Lord Kitcbener berichtet, daß während seiner Inspektionsreise nach den Zusluchtslaqern deS Oranje- Freistaates die im Lager bei Kronstad befindlichen Männer ibm eine sehr loyale Adresse überreicht hätten. Die Bewegung zu Gunsten des Friedens breite sich rasch in allen Lagern aus. Die Bewohner derselben seien vollkommen zufrieden mit Allem, was England für sie gethan habe. (??) Die Wirren in China. EingangSzöllc; Conccssionen. In der gestrigen Sitzung des englischen Unterhauses fragte Uerburgh an, ob die Belegung von bisher steuerfreien Maaren mit einem Eingangszoll im Einklang stehe mit der zweiten Clausel des britisch-chinesischen Abkommens vom Jahre 1858, welches unter der Geltung des Vertrages von Tien tsin abgeschlossen sei, und ob die Regierung beabsichtige, zuzu geben, daß Rechte der Briten in China durch eine Majorität von Vertretern der Mächte in Peking abgeändert werden. Austin Chamberlain erwiderte an Stelle Cranborne's, die Auf hebung der freien Einfuhr in China würde in der That den Wegfall der zweiten Clausel des erwähnten Abkommens in sich schließen. Vertragsmäßige Rechte der Briten in China würden jedoch durch keinerlei Entscheidungen einer Majorität von Ge sandten in Peking berührt werden. Die britische Regierung habe dieser Modification der britischen BertragSrechte zugestimmt. — Aerburgh fragte weiter, ob angesichts der Thatsache, daß ge wisse von britischen Unterthanen in China erworbene Con - cessionen durch das Verhalten chinesischer Beamter unwirk sam gemacht würden, die Regierung Schritte zu thun gedenke, solche Concessionen wieder wirksam zu machen. Austin Cham berlain entgegnete, die Regierung werde die nothwendigen Schritte thun, um die Rechte und verbrieften Interessen britischer Unterthanen aufrechtzuhalten, entweder durch deren Vertretung durch den britischen Gesandten in Peking oder durch andere den Umständen, entsprechende Mittel. Politische Tagesschau. * Leipzig, 6. August. Der nunmehr vorliegende Finalabschluß der Reichshaupt- cafse für das Rechnungsjahr 1900 bestätigt die ungünstigen Schätzungen, welche auf Grund der bisher veröffentlichten Einnahmeausweise angestellt wurden, nur zu gut. Nicht nur das finanzielle Verhältniß des Reiches zu den Einzelstaaten hat sich in Wirklichkeit schlechter gestellt, als im Etat an genommen war, auch für die Reichscasse selbst hat sich ein Fehl betrag herausgestellt. Was zunächst den letzteren betrifft, so sind zwar bei den der Reichscasse verbleibenden Einnahmen verschiedentlich Mehrbeträge zu verzeichnen gewesen, so bei der Zuckersteuer in Höhe von etwa 24s/2 Millionen, bei dem Bank wesen von 11 Millionen, bei den verschiedenen Verwaltungs einnahmen von 3*/4 Millionen Mark, jedoch alle Mehrein nahmen sind durch die Mehrausgaben und Minderüberschüsse so verschlungen, daß sich noch ein Fehlbetrag von nahezu 2 Millionen ergeben mußte. Hauptsächlich kommt bei den Minderüberschüssen die Post- und Telegraphenverwaltung in Betracht, bei welcher der Ausfall rund 25 !4 Millionen Mark gegen den Etatsanschlag betragen hat, und die Reichseisenbahn verwaltung mit rund 2 Millionen. Dazu kommt, daß die Minderausgaben bei den einzelnen Verwaltungen durch die Mehrausgaben um 9,2 Millionen überschritten wurden. Hier fällt hauptsächlich die Mehrausgabe der Marineverwaltung mit 51/2 Millionen Mark ins Gewicht; auch der Zuschuß zur In- Validitäts- und Altersversicherung hat 1 Million mehr er fordert, die Familienunterstützungen aus Anlaß von Friedens übungen ^4 Million u. s. w. Während so die M a t r i c u l a r» um lagen sich erhöhen, werden die UeberPeisungen, welche das Reich den Einzelstaaten zu zahlen hat, geringer sein, als im Etat vorgesehen. Zwar haben die Reichsstempel abgaben 11,7 Millionen gegen den Etat mehr erbracht, aber diese sind nach dem Gesetze vom 14. Juli 1900 zur Verstärkung der Betriebsmittel der Reichscasse zu verwenden. Es bleibt demnach nur das Mehr der Verbrauchsabgabe von Brannt wein in Höhe von 1,2 Millionen übrig, dem aber ein Weniger bei dem Ertrage der Zölle und Tabaksteuer in Höhe von 7,6 Millionen gegenübersteht. Die Ueberweisungen an di eB undesstaaten werden demnach rund 6*/2 Millionen weniger betragen, al« im Etat Fe»rellstoir 11) Gisela hatte sich rasch gefaßt und erwiderte, nachdem sie einen Blick auf den Missethäter geworfen, in — für die unangenehmen Folgen des Versehens doppelt auffallendem — freundlichem Tone: „Es hat nichts zu bedeuten, lieber Stein. Machen Sie sich meinethalben keinen Kummer, das kann Jedem einmal passtren." Dieser Beweis eines guten Herzens rührt« Paul tiefen, als er sich sagen konnte; war es doch ein unumstößliches Zeichen, daß unter den mancherlei Absonderlichkeiten und Äußerlichkeiten, die er trotz der kurzen Bekanntschaft zu bemerken geglaubt, doch im Grunde ein weiches, versöhnliches Gemüth lag. Als unmittelbar darauf die Tafel aufgehoben wurde, stand sein Entschluß fest, das Eisen zu schmieden, so lange es warm war, um die Chancen, die ihm der heutig« Abend geboten, nach Kräften auszunützen. Die letzten Tänze verflogen ihm wie im Rausch, und auch Gisela fühlt« sich durch die offenbar« Huldigung, die ihr der blühende, stattliche Mann an ihrer Seite darbvachie, wie elektrisirt. Wenn es auch heute nicht mehr zu einer Aussprache kam, nicht weil die Gelegenheit dazu gefehlt hätte, sondern weil Stein berg! es nicht mit seinem Zartgefühl« vereinbar hielt, seinen Erfolg gleich am ersten Abend bis zum letzten Ziele auszunützen, so bestand doch zwischen beiden jungen Leuten ein unausge sprochener geistiger Rapport, der ihnen auch ohne Wort« sagte, was der Andere empfand. Mitternacht war längst vorüber, al« sich di« beiden Freunde mit unter den Letzten — von den Gastgebern empfahlen. In der Garderobe waren mehrere Hausmädchen und einige Lohndiener beschäftigt, die weggehenden Herrschaften mit Mänteln und Umhängen zu versehen. Die Paletots de: beiden Officiere hingen, da ihre Träger ziemlich frühzeitig erschienen waren, dicht an der Thüre, so daß sie ohne Weiteres ergriffen werden konnten. Da die sämmtlichen dienstbaren Geister anderweitig beschäftigt waren, mußte auch dq , Umnehmen selbstständig ausgeführt werden. Während Ste'n- bergk verhältnißmäßig rasch damit zu Stande kam und sich nur noch bemühte, sein rechtes, etwa« widerspenstige» Epaukett« unter den Gchultertheil de» Paletot» zu schieben, schien Sodhen größere Schwierigkeiten damit zu überwinden zu haben; indem er sich nach einer Hilf« umsah, erschien dir Gestalt eine» älteren Be dienten mit grauem Backenbart, in HauSlivrLe, in der gegenüber liegenden Thüre; diesen sehen und sofort mit: „Sie, kommen Sie doch mal her und helfen Sie mir den Paletot anziehen", heranrufen, «ar da» Werk einer Secundr. entschieden Eindruck gemacht zu haben, während er, ohne die Augen zu verschließen, doch eine Menge annehmbare Eigenschaften an ihr zu entdecken glaubte, trugen nicht wenig dazu bei, ihn sich nach jeder Richtung von seiner besten Seite zeigen zu lassen. Die Tafel neigte sich ihrem Ende zu. Sodhen, der seiner Ge wohnheit gemäß dem Weine tüchtig zugesprochen, hatte dem Freunde wiederholt bedeutungsvoll zugetrunken, ihn mit den Augen zu immer kühnerem Darauflosgehen anfeuernd. Der Gesprächsstoff war Paul und seiner Nachbarin nicht aus gegangen; man war vom Hundertsten ins Tausendste gekommen, und Gisela erzählte gerade von Monaco, wo sie im letzten Herbste in Begleitung einer Tante gewesen, und wo sie der Versuchung, ihr Glück am grünen Tische zu probiren, nicht habe widerstehen können; allerdings mit dem üblichen negativen Erfolg«. „Lieben Sie das Spiel, Herr v. Steinbergk?" wandte sie sich plötzlich an ihren Nachbar, „ich kann mir nichts Aufregenderes denken", fuhr sie fort, „als den Lauf der Kugel zu verfolgen, schließlich das Einschnappen zu hören, und dann immer noch sekundenlang nicht zu wissen, ob man gewonnen oder verloren hat." Paul fühlte, wie ihm das Blut ins Gesicht stieg. Er faßt« sich jedoch angesichts der völligen Harmlosigkeit der Frage sehr bald und entgegnete in etwas ernsterem Ton«: „Ich habe wohl früher auch manchmal daS Glück versucht, mein gnädiges Fräulein, allein das liegt jetzt hinter mir." „Na, na, mein lieber Steinbergk", warf Sodhen, der dem Gespräch gefolgt schien, mit ziemlich lauter Stimme dazwischen, „thu man nicht so fromm, die Geschichte von dem verjeuten Pferd ist doch selbst bis hierher gedrungen!" Eh« Paul dem Vorlauten ein«n Wink geben konnte, wurde sein« Aufmerksamkeit durch ein heftiges Gläserklirren unmittelbar hinter seinem Rücken, dem ein heftiges Zusammrnzucken und ein leiser Aufschrei Gisela'S folgte, nach einer anderen Richtung abgezogen. Der gerade Champagner herumoeichende Diener mußte eine Unvorsichtigkeit begangen haben, denn eine ganze Welle de» süßen, eiskalten Trankes hatte sich über Hals und Schultern der jungen Dame ergossen. Steinbergk hatte sich unwillkürlich nach dem Ungeschickten umgedrebt, mußt« jedoch wegen de» Präsentirbrette», da» noch immer wie drohend neben seinem Haupt« hing, wi«d«r g«radeau» sehen, so daß er nur den unteren Theil eine» grau melirten Bartel zu erblicken vermochte, während er von einer ihn seltsam berührenden Stimme in respektvollstem Ton« die Worte zu seiner Nachbarin flüstern hörte: „Ich bitte vielmal um Entschuldigung, gnädige» Fräulein!" Am Geld. Roman von F. Ilex. Nachdruck »rrdoien. Steinbergk hatte als Tänzerin die Tochter eines höheren Be amten aus dem Finanzministerium, während Sodhen sich mit Gisela nach dem Tacte eines flotten Rheinländer» drehte. Als in der nächsten Tanzpause die beiden Freunde sich, wie verabredet, wieder trafen, sagte Sodhen lachend: „Sieh mir einer den Schwerenöther! Ich hätte Dicb nicht im Traume für einen solchen Herzenskündiger gehalten! Die Kleine ist ja schon ganz weg und wollte von nichts Anderem als von Dir unterhalten fern. Ja, sie rühmte Deine Treue, Dein Einstehen für die Freunde, was mich auf den Gedanken bringt, daß der kleine Racker über mich in Deiner Gegenwart losgezogen hat, wa» Dir natürlich die günstige Gelegenheit ge geben hat, mit dem Brusttöne der Ueberzeugung von meinen Tugenden zu sprechen, und das unschuldige verfolgte Lamm in Schutz zu nehmen. Na, ich habe mich auch nicht schlecht revanchirt, und Dir ein Loblied gesungen, wofür Du Dich mindesten» mit einem Pelz von Nerz erkenntlich zeigen mußt." „Doch nun »u ihr, 0 führet mich zu ihr", intonirte der Uebermüthige leise, indem er Steinbergk unterm Arm faßte und einer Dame von mehr als junonischen Formen zuführte, die, in einen Lehnstuhl zurückgelehnt, in eifriger Unterhaltung mit einem langmähnigen, etwas überspannt auSsehenden Jüngling begriffen war. Die Dame, deren starke, fleischige Züge eher auf heiteren Lebensgenuß al» auf irgend eine Schwärmerei für Philosophie, aeschwelge denn für die pessimistische Auffassung der Neuesten hindeutäe, bemerkte sofort die sich nähernden Uniformen und begrüßte Sodhen schon von Weitem durch gezierte» Winken mit dem Fächer. „Th, Herr von Sodhen, wen bringen Sie da?" fragte sie. nachdem sie den mit schlürfenden Schritten heranerlrnden Sodhen zu einem mit affectirier Hingebung abgestatteten Hand kuß zugelassen hatte. „Der Frhr. v. Steinbergk bittet um die Gnade, sich prüsen- tiren zu dürfen", säuselte der Schalk mit solcher Unterwürfig keit in Stimme und Haltung, daß sich Paul kaum eine» Lächeln» erwebrrn konnte, während der dritte Herr, der bi» jetzt die Kosten der Unterhaltung getragen, die Gelegenheit benutzt«, sich von der durch die Uniformen gleichsam fascinirten Dame geräuschlos in das Nebenzimmer zu retten. „Ah, Baron Stein — Steinbergk, sehr angenehm", hauchte Tante Mathilde, „Steinbergk — Steinbergk. der Name kommt mir so bekannt vor. Sind Sie verwandt mit . . .?", doch, als hätte sie sich auf einer Thorheit ertappt, schlug sie sich fast hör bar mit der fleischigen, von kostbaren Ringen funkelnden Hand auf die üppig gewölbten, von einem leichten Flaum beschatteten Lippen und sagte, wie für sich: „Das ist ja gar nicht möglich!" — um sich dann, ohne eine Antwort abzuwarten, sofort mit Sodhen in ein Gespräch über Nietzsche und den „Uebermenschen" einzulassen, auf das der Unverbesserliche, unter bezeichnenden Augenblinzeln nach Paul, mit der ernsthaftesten Miene von der Welt einging. Letzterer kam sich als Dritter ziemlich überflüssig vor, da die beiden Philosophen sich immer eifriger in den Gegenstand des Gesprächs vertieften, und er keine Möglichkeit fand — ganz abgesehen von dem angeregten Thema selbst —, sich an der lebhaften, keine Lücke lassenden Unterhaltung in schicklicher Weise zu betheiligen. Schon dachte auch er gleich dem eben ver schwundenen langhaarigen Vorgänger an einen möglichst ge räuschlosen Rückzug, als durch eine allzu energische Hand bewegung der Fächer Frau Mathildens Händen entschlüpfte und unmittelbar zu seinen Füßen niederfirl. Mit dem Aufheben und Ueberreichen des Flüchtlings war jetzt auch dem bisher Unbetheiligten Gelegenheit gegeben, einige ver bindliche Worte anzubringen, die, unterstützt von seiner vor« thrilhaften Erscheinung — auch ohne pessimistische Anspielungen —, den jungen Officier Gnade vor den Augen der zwar ober flächlichen, aber im Grunde äußerst gutmüthigen „philoso phischen" Tante finden ließen. Auch hier gab die wieder neu einsetzende Musik für Paul daS Zeichen zum ersehnten Rückzüge, wahrend Sodhen eS sich nicht nehmen ließ, mit affectirt graziösen Schritten den Fett koloß stolz, al» hätte er eine regierende Fürstin am Arme, zur tzuuärillo L I» Oour zu führen. Während de» Souper», welches in verschiedenen Räumen auf getragen wurde, hatte Sodhen seinen Platz Giesela und St«in- bergk gegenüber und al» Tischdame ein« JnstitutSfreundin der Ersteren, ein Fräulein von Plötzky, Tochter eines prnsionirten höheren Officier», die sich in dem Glanz« de» reichen Hause» sonnte, während andererseits Gisela sich gern« auf die adlig« Duzfreundin etwa» zu Gute that. Paul befand sich in entschieden gehobener Stimmung. Die Fülle an Licht und Glanz, die reichen Toiletten, die vortrefflichen Speisen, die lange Reihenfolge aus gesuchter Weine, und gew-iß nicht zuletzt da» Gefühl, bei Gisela
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