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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 07.08.1901
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1901-08-07
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19010807028
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1901080702
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1901080702
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1901
- Monat1901-08
- Tag1901-08-07
- Monat1901-08
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Anzeigen-Pret- die S gespaltene Petitzeile SS H. Reklamen unter dem Redaction»strich <4 gespattkn) 7b H, vor den Famllienuach« richte» (S gespalten) 50 Tabellarischer und Zissernsatz entsprecheud höher. — Gebühren für Nachweisungen uad Offertenannahme 25 H (excl. Porto). Extra-Beilagen (gefalzt), nur mit de, Morgen-Ausgabe, ohne Postbesörderung ^l SO-, mit Postbesörderung ^l 70.—» Iivnahmeschluß für Iiiyeigen: Ab end-Ausgabe: Vormittag» 10 Uhr. Morgea-AuSgabe: Nachmittag» 4 Uhr. Bei deu Filialen und Annahmestellen je eia» halbe Stunde früher. Anzeigen sind stet» au die Expedition zu richten. Die Expedition ist Wochentag» ununterbrochen geöffnet von früh 8 bi» Abend» 7 Uhr. Druck und Verlag von E. Polz in Leipzig. FeitLHetoir. iss Am Geld. Roman von F. Ilex. Nachdruck verbot««. Wohin sollte das noch führen? Die Hoffnungen, die er nach den Andeutungen der Mutter auf die so aussichtsvolle Beschäf tigung des Vaters gefetzt, di« «inen sicheren Hafen für die Zu kunft verheißen sollte — wo waren sie hingekommen? Die Stellung eines Bedienten mit allen ihren Demüthigungen; abhängig von jeder Laun« des Herrn; mit vierwöchentlicher Kün digung! Dazu ein Lohn, wogegen sein eigenes Gehalt ein fürst liches zu nennen war! Wieder und wieder packte ihn die Verzweiflung, so daß er, um nicht laut aufzuschreien und den ab- und zugehenden Burschen nicht auf seinen Seelenzustand aufmerksam zu machen, krampf haft in das Handtuch biß! Was sollte er thun? Als er gestern, mit einer gewissen Ueberwindung, «inen ersten Schritt gethcm, der ihm die Möglichkeit geben konnte, sich und vor Allem di« Seinen vor der gemeinen Noth des Lebens sicher zu stellen, da hatte er sich im Inneren gelobt, sich nur dann binden zu wollen, wenn er es ohne Einbuße an seiner Älbstachtung thun könne. Und nun batte sich Alles weit günstiger gestaltet, als er ge dacht und selbst zu hoffen gewagtl Wenn er ganz ehrlich war, mußte er sich frrilich gestehen, daß er ohne den goldenen Hintergrund wohl nie auf den Gedanken «kommen sein würde, um Gisela Friedland zu werben; allein, wie Vie Verhältnisse einmal lagen und in Anbetracht des erzielten raschen Erfolges und d«r entschieden nach vielen Richtungen be stechenden Eigenschaften des jungen Mädchens durfte er auf eine harmonische Entwickelung auch für di« Zukunft hoffen. Aber das war setzt Alles vorbei! Sein Herz, das machte er sich klar, war am wenigsten beteiligt, wenn der gestrige Abend ohn« jede Folge blieb! Der Schmerz um die Seinen, ihre unsichere Zukunft, vor Allem der Vater! Das war eS, was ihm mit tiefstem Weh di« Seele durchschnitt! Dazu der Gedanke, nicht helfen zu können! WaS sollte er der Mutter, den Schwestern sagen? Sollt« er den Vater auch ihnen gegenüber schnöde verleugnen? Sollte er andererseits der Mutter den Kummer machen, daß er um ihr, so sorgfältig durch fromme Lüge gehütete» Geheimniß wisse? Denn daß die Mutter in die Verhältnisse eingeweiht sein müsse, darüber konnte er keinen Zweifel mehr haben. Allmählich war cs Zeit geworden, sich für den Dienst fertig zu machen. Nicht ohne Bang«n dachte Paul an das Zusammen treffen mit Sodhen, der sicher nicht unterlassen würde, ihn wegen seiner gestrigen Erfolg« des Näheren auszufragen und zu einer sofortigen Ausnutzung derselben anzufeuern. Im Begriff, sich den Paletot über den leichten Turnanzug von dem Burschen umhängen zu lassen, wurde er durch «in Klopfen an der Thür unterbrochen. Auf sein „Herein!" erschien ein Dienstmann mit einem kleinen Billet und Paul's Adresse, in deren flüchtigen Zügen er auf den ersten Blick die Handschrift des Vaters erkannt«. Mt hastigem Griffe entfaltete er das Schreiben, dessen In halt er mit klopfendem Herzen überflog. Der Brief lautet«: „Berlin, Victoriastraße Mein lieber Sohn! Erwarte mich heut« Nachmittag von fünf Uhr ab in Deiner Wohnung; ich werde auf jeden Fall kommen, wenn es auch vielleicht spät wird. Sage Mama noch nichts, daß wir uns gesehen, ich selbst werde ihr Alles erklären. Nur sich nicht selbst aufgeben, dann hilft der liebe Gott schon weiter. Dein treuer Vater." Dieses Schreiben, so kurz es war, goß Trost und Balsam in Paul's zerrissenes Gemüth! Wenn der Vater unter diesen Ver hältnissen den Kopf hoch hielt, dann durfte auch er 'oen Muth nicht sinken lassen! In der Turnanstalt hörte er mit einem Gefühl« "oer Erleichte rung, daß sich Sodhen vom Dienst hatte entbinden lassen, so daß er dem gefürchteten Zusammentreffen mit dem Freunde einst weilen — wenigstens für vierundzwanzig Stunden — entrückt war. Morgen würde er wohl eher Rede und Antwort stehen können, als heute, wo er aller Willenskraft bedurfte, um nur den körperlichen Anforderungen d«S Dienstes, dem er sich sonst mit Hingabe gewidmet, gerecht zu werden. Endlich waren auch dies« Stunden vorüber, doch damit di« Qual diese» Tages noch nicht erschöpft, da Paul sich geradezu fürchtet«, »n seiner augenblicklichen GemüthS- und Körperver fassung dem forschenden Mutterauge gegenüber zu treten. Zudem bedurfte er der Ruhe, schon um den Besuch des Vaters bei vollen Kräften erwarten zu können. Er entschloß sich daher zur Noth- lüge, auf einem Zettel, den er durch einen Dienstmann besorgen ließ, sein Wegbleiben von Tisch« durch übergroße Müdigkeit zu entschuldigen und seinen Besuch erst für den nächsten Tag in Aussicht zu stellen. Er fühlte sich zu dieser Ausrede um so mehr berechtigt, als der Vater selbststhn aufgefordert hatte, von ihrem Zusammentreffen nichts zu erwähnen. Diesem Wunsche nachzu kommen, wenn er sich Auge in Auge mit den Seinen für lange Stunden gesehen, wäre über sein« Kräfte gegangen, noch dazu nach einem solchen Wiedersehen, bei dessen Gedanken ihm das Herz noch immer heftiger zu schlagen begann. Nachdem sich Paul durch einen tiefen, traumlosen Schlaf ge kräftigt, ließ er sich aus einer benachbarten Garküche ein be scheidenes Mittagbrod holen und erwartete dann von fünf Uhr ab den Besuch des Vaters. Es mochte gegen sechs Uhr sein, als der Erwartete, in Anzug und Haltung mit keinem leisesten Hauche an seine augenblickliche Stellung «rinnernd, bei dem Sohne eintrat. Stumm hielten sich Vater und Sohn in langer, inniger, immer wiederholter Umarmung umfangen, als wollten sie das vor wenigen Stunden — unter dem Zwange dir Verhältnisse — Versäumte jetzt und für immer nachholen. Endlich, nachdem der erste Sturm des Wiedersehens vorüber und der Vater seinen Mantel abgelegt hatte, unter dem ein ein facher, in Schnitt und Farbe durchaus anständiger, dunkler Geh rock zum Vorschein kam, nahmen die beiden Männer, die sich so viel zu sagen und so lange nicht gesehen hatten, auf dem Svpha Platz. Paul hatte auf seiner kleinen Maschine heißes Wass«r für «ine Tasse Th«e bereit stellen lassen, und für alle Fälle auch seinen Burschen zur Hand, um bei dem voraussichtlich längeren Ver weilen des Vaters für eine weiter« Erfrischung sorgen zu können. Nachdem der Bursche in seine Stube geschickt worden war, di« außer G-Hörweit< lag, so daß Beide ungestört sich aussprechen konnten, bewegte sich 'vas Gespräch — wie es nur zu leicht ge schieht — zuerst um di« alleryewöhnlichsten Ding«, das Wetter und den Weg, den der Vater genommen, da Jeder, wir auf Ver abredung, das entscheidende Wort auSzusprechrn sich scheute. Endlich, nachdem Paul des Ausführlichen über das Befinden von Mutter unv Schwestern, und wie sie ihr Leben zusammen ein gerichtet — Alles Ding«, die der Vater durch di« brieflichen Mittheilungen der Mutter im Großen und Ganzen kannte — berichtet hatte, schob Letzrrer die Taffe zur Seit: und sagt«: „Mein lieber Sohn, wir haben uns gestern unter Umständen getroffen, wie sie wohl selten, wenn überhaupt je, zwischen Vater und Sohn vorgekommen sein mögen. Ich sehe Dich zum ersten Male als gereiften Mann vor mir und weiß durch die Mama, daß Du Dir — woran ich übrigen» nie gezweifelt — die alte 3SS. Mittwoch den 7. August 1901. SS. Jahrgang, Kaiserin Friedrich (-)Homburg,6.August. Der Kaiser und die Kaiserin sowie der Kronprinz begaben sich, begleitet vom General v. Mackensen und Oberst v. Pritzelwitz, Nachmittags nach Schloß FriedrichShof und kehrten später in das hiesige Schloß zurück, wo um 8 Uhr Abendtasel statlfand. Das Kaiserpaar und der Kronprinz werden mehrere Tage hier bleiben. (D Cronberg, V. August. Dem Vernehmen nach wird am Sonntag Vormittag ein Trauergottesdienst in Cron- berg, am DienStag die Beisetzung in Potsdam statlfinden. * Berlin, 6. August. Das „Armee-Verordnungs-Blatt" veröffentlicht folgenden Armee-Befehl: Ich bestimme hierdurch, daß die Trauer um Meine inniggeliebte Mutter, die in Gott entschlafene Kaiserin und Königin Friedrich Majestät, aus die Dauer von sechs Wochen in der Weise stattzufindcn hat, daß sämmtliche Osficiere während dieser Zeit einen Flor um den linke» Oberarm anzulegen haben. In Len ersten drei Wochen der Trauer tragen die Osficiere außerdem die Abzeichen (Kokarden, Nationalabzeichen, Adler u. s. w., Epaulettes, Achselstücke, Passanten, Portepöe, Schärpe, Feldbinde, Achselbänder, Fangschnüre, Kartujch« Bandelier) mit Flor überzogen. Für die Sanitäts-Osficiere und die Beamten der Armee gelten die gleichen Bestimmungen in ent sprechender Weise. An den Fahnen u. s. w. werden während der sechs Wochen zwei lange herabhängende Flore getragen, die unter der Spitze zu befestigen sind. — Während der ersten acht Tage der Trauerzeit ist bei den Truppen kein Spiel zu rühren. Homburg v. d. Höhe, den 5. August 1901. Wilhelm. Das „Militär-Wochenblatt" widmet der Kaiserin folgenden Nachruf: Mit tiefem Schmerz erfüllt Volk und Heer die Trauernachricht, daß Ihre Majestät die Kaiserin Friedrich, Wittwe weiland Kaiser Friedrich'S III. und Mutter unseres geliebten Allerhöchsten Kriegs herrn, heimberufen worden ist. Nach Art der tückischenKrank- heit, der auch sie wie einst ihr Gemahl nach schwerem Leiden erlag, ist dieser Tod freilich als Erlösung zu betrachten. Trotzdem ist unsere Trauer aufrichtig und tief. Ist doch in unserem Herzen die Gestalt der Heimgegangenen ganz unlöslich verknüpst mit dem Bilde des Kaisers, der als Kronprinz uns von Sieg zu Sieg führte, der ein so treuer Freund der Armee war, dessen Herr- liche Soldatenerscheinung den Aelteren von uns noch unvergeß- lich vor Augen steht. Auch die Kaiserin selbst hat sich der Armee stets wohlwollend erwiesen, sie ist insbesondere Aller- höchstihren beiden Regimentern, dem Füsilierregiment von Gersdorfs (Hessischen) Nr. 80 und dem 2. Leib-Husarenregiment Kaiserin Nr. 2, allezeit ein überaus gnädiger Chef gewesen. Vor Allem aber: sie hat uns unsere» jetzige» Kriegsherrn geschenkt, zu dem die Armee in Stolz und Vertrauen aufblickt, an dessen Kummer wie an dessen Freuden sie stets den innigen Antheil nimmt. So stehen wir auch an diesem offenen Sarge in aufrichtigem Mitgefühl neben dem Kaiserlichen Sohne, den Gott trösten möge mit dem Tröste, den Er allein zu geben vermag. O Posen, 6. August. An der Beisetzung der Leiche der Kaiserin Friedrich wird das ganze 2. Leidhusaren-Regi« ment, dessen Chef die Kaiserin war, theilnehmen. BeileidSkundgcbungen. (D Homburg, 6. August. Weitere Beileidskundgebungen liefen ein vom Abt von Maria Laach, vom Prinzen Heinrich der Niederlande, Prinzen Hermann zu Hohen lohe-Langenburg, von den Deutschen CapstadtS, vom Herzog von Genua, Grafen von Turin, von Max Egon Fürsten zu Fürstenberg, vom Prinzen Eduard von Sachsen-Weimar, Erzherzog Rainer, vom Earl of Rosebery, vom Lord-Leutnant von Irland Earl Cadogan, vom König Albert von Sachsen, vom Grafen von Flandern, Prinzen Rupprecht von Bayern, Erzherzog Joseph August, vom Fürsten von Montenegro und vom Herzog von Sachsen- Altenburg, von dem italienischen Ministerpräsidenten Zauardelli als dem Interpreten der Gefühle seines Landes und der Regierung und von dem rumänischen Minister präsidenten Carp. — Die deutschen Colonien in Mesina, Neapel, Bukarest und Konstantinopel baten den Reichskanzler Grafen Bülow, dem Kaiser den Ausdruck ihrer Theilnahme zu übermitteln. G Coburg, 6. August. Der Hof legt anläßlich des Ab lebens der Kaiserin Friedrich auf sechs Wochen Trauer an. Der Regent reist zur Leichenfeierlichkeit nach Potsdam ab. (D Bremen, 6. August. Der Bremer Senat sandte aus Anlaß des Hinscheivens der Kaiserin Friedrich folgendes Beileidstelegramm an den Kaiser: Die Kunde von dem Hinjcheiden Ihrer Majestät der Kaiserin Friedrich erfüllt die Bevölkerung unseres Freistaates mit tiefer Trauer. Zu dem schweren Verluste, der damit Euere Majestät und das gesammte königliche HauS betroffen hat, drängt es uns, Euerer Majestät unser und unserer Mitbürger innigstes Beileid auSzusprechrn. Vom Kaiser lief darauf folgendes Telegramm beim Senat ein; Ich spreche dem Senat Meinen wärmsten Dank aus für den Ausdruck treuer Theilnahme an dem unersetzlichen Verlust, welchen Ich und Mein Haus durch das Hinscheiden Meiner geliebten Mutter, Ihrer Majestät der Kaiserin und Königin Friedrich, er litten haben. Wilhelm I. ll. Wie», 6. August. Heute Vormittag 8 Uhr wurde aus Anlaß des Hinscheidens der Kaiserin Friedrich die Flagge auf dem deutschen Botschafrspalais auf halbmast gcbißl und ein Bogen aufgelegt, auf welchem die Todesnachricht ver zeichnet war. Der Erste, der sich in den aufliegenden Bogen einzeichnete und seine Karte in der Botschaft abgab, war Ministerpräsident vr. v. Koerber. Im Laufe des Tages erschienen zahlreiche Persönlichkeiten auf der deutschen Botschaft, um sich in den ausliegende» Bogen einzuzeichnen, darunter der erste Obersthofmeister Fürst von und zu Liechtenstein, die Minister v. Härtel und Frhr. v. Call, der Präsident des Obersten Rechnungshofes, Frhr. v. Gautsch, der italienische Botschafter Graf Nigra, sowie Vertreter nahezu sämmtlicher fremden diplomatischen Vertretungen. (D Paris, 6. August. Ministerpräsident Waldeck- Rousseau, der Minister des Auswärtigen Delcassv, sowie die übrigen Minister und ihre Gemahlinnen, zeichneten ihre Namen in das in der deutschen Botschaft ausliegcnde Buch ein. (-) Rom, 6. August. Aus Anlaß des Todes I der Kaiserin Friedrich befahl der König eine Hof trauer von zwanzig Tagen. Das königliche Palais nnd die Ministerien haben Trauerflaggen gehißt. Die Minister, die fremden diplomatischen Vertreter, sowie Ver treter der Behörden und der deutschen Colonie haben sich ans der deutschen Botschaft und der preußischen Gesandtschaft bum Vatican eingezeichnet. In der deutschen Kirche Santa Maria und in der Capelle deS Palastes Caffarelli sollen Trauergottesdienste abgehalten werden. Die hiesigen, sowie die Provinzblätter bringen Nachrufe, in denen sie die hohen Tugenden der Verstorbenen rühmen. (D Köln, 6. August. Die „Kölnische Volkszeitung" meldet, sofort nach Empfang der Nachricht vom Ableben der Kaiserin Friedrich habe der Papst telegraphisch dem Kaiser in warmen Worten sein Beileid ausgesprochen. (D Konstantinopel, 6. August. Der Sultan über mittelte, nachdem er die Nachricht von dem Hinscheiden der Kaiserin Friedrich erhalten hatte, dem Kaiser Wilhelm ein Telegramm, in welchem er seinem tiefen Beileid über das schmerzliche Ereigniß Ausdruck gab. D Madrid, 6. August. Die Königin - Regentin ordnete aus Anlaß des Todes der Kaiserin Friedrich eine zehntägige Hoftrauer an. T Lissabon, 6. August. Der königliche Hof legt Trauer für die Kaiserin Friedrich auf 20 Tage an. (D PortSmouth, 6. August. Sämmtliche öffentlichen Gebäude flaggen halbmast. Der Admiral Lord Charles Scott erbielt von der Admiralität den Befehl, auf den Kriegs schiffen die deutsche Flagge halbmast zu hissen. (-) Washington, 6. August. Präsident Mac Kinley übersandte Sr. Majestät dem deutschen Kaiser folgende Bei- leidSdepesche: Ich vernehme mit tiefem Gram den Tod Eurer Majestät ge liebten Mutter, der Kaiserin und Königin Friedrich. Ihre edlen Eigenschaften haben ihr Gedächtniß dem amerikanischen Volke theurr gemacht, in dessen Namen sowie in dem meinigen ich Eurer Majestät das innigste Beileid ausjpreche. T Rew dork, 6. August. Die PierS des „Norddeutschen Lloyd" und der „Hamburg-Amerika Linie" haben Halbmast ge flaggt. Alle Blätter besprechen den Tod der Kaiserin Friedrich in sympathischen Worten und geben ein Lebensbild der bohen Verstorbenen. Die „New Jork Tribüne" sagt zum Schluffe in ihrem Nachrufe, eine Frau sei gestorben, die eine Ehre für ihr Geschlecht und ihre Rasse gewesen sei. Ueber die bei den bedeutendsten europäischen Länder sei tiefste Trauer gekommen; den Deutschen und Engländern würde kein größeres Mitgefühl entgegengebracht, als daS, das von der ihnen verwandten Rasse von dieser Seite des OceanS käme. (D Melbourue, 6. August. Aus Anlaß des Ablebens der Kaiserin Friedrich haben die öffentlichen Gebäude halbmast gehißt. Das Parlament von Victoria nahm eine Bei leidsadresse für den König Eduard und eine solche für die deutsche Kaiserfamilie an und vertagte sich alsdann zum Zeichen der Trauer. Die Kammer von Süd-Australien ver tagte sich ebenfalls. — Der Bundes-Premierminister Barton sandte an den deutschen Kaiser und den König von England Beileidstelegramme aus Anlaß des Todes der Kaiserin Friedrich. * Einem Manöverterrain ist Cronberg und Um gebung heute ähnlicher, als einem ruheathmenden Heim, das die Fittiche des Todesengels gestreift haben. Vom Schloß zu Homburg über Oberursel bis Cronberg, welchen Weg der Kaiser bei seinen Fahrten nach Schloß FriedrichShof zu nehmen pflegt, sind alle Straßenkreuzungen mit Husaren patrouillen besetzt, in. Cronberg selbst ist Infanterie untergebracht, und um das Schloß FriedrichShof ziehen sich ziemlich dichte Postenketten. Aus Cronberg wird dem „B. L.-A." noch über die letzten Stunden der entschlafenen Kaiserin und über ver schiedene Anordnungen des Kaisers berichtet: „Die Kaiserin Friedrick ist von ihren Leiden durch den Tod erlöst worden, aber die Ueberlebenden, die in dem letzten schweren Ringen an ihrer Seite weilten, stehen unter dem Ein druck seelischer Erschütterung. Der Kaiser ist gefaßt, leidet jedoch unter sehr großer Abspannung. Er bat, wie die übrigen Mitglieder der Familie am Sterbetage das Krankenzimmer nur auf Augenblicke verlassen. Er war eS, der stundenlang die erkaltende Hand inderseineu hielt, während die Töchter der Dahinschmachtenden kühlende Erfrischungen reichten. Als sich um Mittag daS Zünglein der Waage immer tiefer neigte, blieb der Kaiser zu Haupten des Lagers sitzen, bis die Seele der Dulderin entfloh. Am Morgen batte die Kranke ihre Umgebung noch erkannt, doch als die Mittagsstunde schlug, berührte sie der Fittich des Todes; eS war ein langsames, aber doch nicht herbes Sterben. Den qualvollen Schmerz aus den Zügen des Gesichts hat der Allbezwinger ausgelöscht. Die wenigen Personen, denen eS in Folge ibrer Zugehörigkeit zum Hausstande vergönnt war, die Leiche zu sehen, erklären, daß der Ausdruck des Antlitzes ein zufriedener sei. Die Dulderin im Purpur, die im Leben so heiß gerungen hat, zeigt im Tode einen glücklichen Ausdruck. Zweimal täglich wird ihr Sterbebett von den Töchtern mit frischen Rosen bestreut. Keine fremde Hand soll an dem entseelten Körper rühren. Niemand, der nicht ihrem Hausstande angehört hat, soll Zutritt zu der Leiche erhalten, das ist eine ausdrückliche Bestimmung der Verblichenen, die streng respectirt wird. Es war, wie schon mitgetheilt, der Wille der Kaiserin Friedrich, daß nichts über ihre Krankheit in die Oeffentlichkeit gelangen solle. Der Kaiser hat daher Veranlassung genommen, den Aerzten seine Genug- thuung auszusprechen über die Discretion, mit der das Leiden nach außen hin behandelt worden ist, so daß in der Oeffentlichkeit keinerlei DiScussion über die Krankbeitsgeschichte stattgefunden hatte. Hier bei hat der Kaiser voll Rührung die sachliche Be handlung anerkannt, welche das verlorene Leben verlängert und die Grausamkeit der Schmerzen gelindert habe. Dem Hauspersonal gegenüber hat der Kaiser geäußert, daß er für die Durchführung der Abgeschlossenheit und tiefe Stille deS Schlosses FriedrichShof dankbar sei, so daß die Fürstin ganz nack ihrem Wunsch habe leben können." Nach einer anderen Correspondenz desselben Blattes aus Cronberg soll daS Antlitz der tobten Kaiserin eingefallen sein und die Spuren des tiefsten Leidens tragen, doch steht mit dieser Angabe auch eine Mittheilung der „Frkf. Ztg." im Widerspruch, nach der daS Gesicht der Kaiserin einen freund lichen, ganz schmerzlosen Ausdruck haben soll. Bis jetzt wurde außer dem Hofstaat, der Dienerschaft und der Schloßarbeiter schaft Niemand zugelassen. Um die Leiche der Kaiserin ist I von der königlichen Gärtnerei ein Blumenarrangement I gebreitet worden, so daß der entseelte Körper unter Rosen I vollständig verschwindet. Am Dienstag Mittag begann die kindlich« Liebe zu Deinen Eltern bewahrt und davon täglich die untrüglichsten Beweis« gegeben hast und noch Hebst, die mich ebenso beglückt, wie g«rührt haben. Wenn ich Mch heute «inen Blick in unsere Verhältnisse thun lasse, die Dir, was das Aeußer- liche betrifft, kein Geheimniß sein können, so soll dies kein« Recht fertigung für mich, keine Anklage gegen Dritte, sondern nur ein« vertrauliche Mittheilung sein, die ich, der Vater, dem Sohne, der Mann dem Mann« mach«, aus der Du Dir die Erklärung unserer, speciell meiner jetzigen Lage, sowie eine Lehre und Warnung fürs Leben entnehmen sollst!" Zehntes Capitel. „Du weißt", fuhr der Vater fort, „daß ich nach dem Durch laufen des Cadettencorps als Officier in einem der im Westen der Monarchie stehenden Infanterieregimente! angestellt wurde. An und für sich war das für die Familien überlieferung ein Herabsteigen; hatten doch Vater und Groß vater und, soweit die Erinnerung ging, alle Vorfahren bei der Cavalieri« gedient. Ja, mein Großvater hatte als einer der glänzendsten Osficiere und nicht mit Unehren die Uniform eines der theuersten Garderegimenter getragen. Aber auch gerade diesem verdankte es die Familie, daß es allmählich mit den Verhältnissen rückwärts ging, da er das Familiengut in einer Weise mit Hypotheken belastet zurückgelassen hatte, daß es meinem Vater — nachdem er den Abschied genommen — nur unter den größten Anstrengungen möglich war, den Besitz vor der drohenden Zwangsversteigerung zu bewahren. Meine Mutter hatte ich früh verloren und war daher mit meinem zehnten Jahre dem Cadettencorps zur Erziehung über geben worden. Den Träumen vom Eintritt in das frühere väterliche Regiment, von glänzender Zulage, in welchen sich die in die spartanische Zucht der königlichen Anstalten ekn- gezwängten Knaben und Jünglinge so gerne ergehen, machte ein Brief des Vaters mit der lakonischen Bemerkung „Pro vinzialinfanterie, zwanzig Thaler monatlich dem Fähnrich, zehn Thaler dem Officier" ein- für allemal ein Ende. Wenn ich auch anfangs niedergeschmettert und in meinen Hoffnungen arg getäuscht war, so fand ich mich doch bald i» mein Schicksal, und um so leicher, als mir das Glück zu TheN wurde, in eine der bestes Garnisonen des Westens zu kommen. Schon das Gefühl, dem lästigen Zwange der Anstalt entrissen und zum ersten Male sozusagen mein eigener Herr zu sekn, schwellte die jugendliche Brust. Da ich mich meinen dienstlichen Verpflichtungen mit Lust und Eifer hingab und auch das Glück hatte, Anerkennung zu finden, wurde ich bereits im dritten Jahre meiner Dienstzeit
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