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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 09.08.1901
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1901-08-09
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19010809025
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1901080902
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1901080902
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1901
- Monat1901-08
- Tag1901-08-09
- Monat1901-08
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Die Andacht, welche beute Abend 6 Uhr im Schloß FriedrichShof am Sarge der Kaiserin Friedrich statlfand, wurde von dem Bischof von Ripon unter Assistenz deS englischen Geistlichen von Homburg Tigmonth Shore abgebalten. Versammelt waren alle hier anwesenden Mitglieder der kaiserlichen Familie, ferner der Herzog von Cambridge, der Großherzog von Hessen, der Botschafter Lascelleö, die Damen und Herren der Umgebung vom Dienst und der gesammt« Hofstaat der verstorbenen Kaiserin. Der Kaiser und die Kaiserin, sowie der Kronprinz kehrten nach der Andacht nach Homburg zurück. Zum Abendessen war der Bischof vou Ripon geladen. (-) Karlsruhe, 8. August. Die Großherzogin reist morgen Mittag zu kurzem Besuche nach FriedrichShof und kehrt am Abend wieder hierher zurück. Der Großherzog und die Großherzogin werden, dem Wunsch des Kaisers und der Kaiserin entsprechend, am Sonntag der Haupt trauerfeier in der Kirche zu Cronberg beiwohnen. (-) London, 9. August. (Telegramm.) Mit dem König und der Königin, sowie der Prinzessin Victoria begeben sich auch Prinz Nikolaus von Griechenland und Prinz Franz von Teck nach Cronberg. (Z Loudon, 9. August. (Telegramm.) „Daily Cbro- nicle" meldet: Die Kreuzer „MelampuS" und „Am phitrite", welche nach den Manövern TienSIag Abend in Portland eintrafen, sind Mittwoch früh nach den Canal inseln gedampft, um dort das deutsche Geschwader zu erwarten und dem Prinzen Heinrich Mitt Heilung von dem Ableben der Kaiserin Friedrich zu machen. Beide Schiffe batten Apparate für drabtlose Telegraphie an Bord. Die Schiffe wurden gestern Abend, nachdem die Admiralität erfahren hatte, daß dem Prinzen Heinrich die Todesnachricht schon von Brest aus mitget heilt worden ist, zurückberufeu. vetleidSkundgcbnngen. (D Stuttgart, 8. August. Anläßlich deS Ablebens der Kaiserin Friedrich haben der Stellvertreter des Oberbürger meisters und der Obmann deS Bürgerausschusses der preußi schen Gesandtschaft persönlich ihre Theilnahme au-gedruckt. G Stratzbnra i. Els., 8. August. Aus Anlaß des Ab- lebens der Kaiserin Friedrich richtete der Präsident Schlum berger im Namen deS Vorstandes deS Landesausschusses ein Beileidstelegramm an den Kaiser. D Köln, 8. August. Der Erzbischof Simar bat, der „Köln. VolkSztg." zufolge, nachstehendes Schreiben an seine Diöcefanen erlassen: Mit innigster Theilnahme hat unS die Trauerbotschaft erfüllt, die wir am gestrigen Tage empfingen, daß Gott der Herr Ihre Majestät die Kaiserin Friedrich, unseres allergnädigsten Kaisers und Königs erlauchte Mutter, aus dieser Zeitlichkeit abberufen hat. Wie überaus schmerzlich die Wunde sei, die durch diesen Verlust dem edlen Herzen unseres geliebten Kaisers geschlagen worden ist, vermögen wir in etwas zu ermesse», wenn wir der treuen kindlichen Pietät gedenken, die Se. Majestät der Kaiser seiner Heimgegangenen Mutter, wie in allen Lebenslagen, so insbesondere während ihrer letzten ernstlichen Erkrankung in HIngebendsterWeise bewiesen hat. Unser Mitgefühl bei diesem Schmerze ist ebenso innig und aufrichtig, wie die Verehrung und Liebe, die wir für unseren Kaiser und König im Herzen tragen. Der Heimgegangenen Fürstin aber wird stets ein ehrendes dankbares Andenken unter uns gewahrt bleiben. Wenn es nach GotteS unerforschlichen Rathjchlüssen ihr nur kurze Zeit lang vergönnt war, an der Seite ihre- kaiserlichen und königlichen Ge mahls unserem Volke und Vaterlande die liebevolle Sorge einer treuen Landesmutter zu widmen, so hat sie nicht minder auch in ihrer stillen Zurückgezogenheit sich rastlos bemüht, ihrem königlichen Berufe in hervorragender Weise gerecht zu werden, indem sie den gemeinnützigen und charitaliven Werken und Unternehmungen der mannigfaltigsten Art wohlwollendes Interesse und thatkräftige Förde rung angedeiheu ließ. Möge Gottes Gnade ihr edleS Streben in reichstem Maße lohnen. Möge sie ruhen in Frieden l (-) Landon, 8. August. Für Großbritannien ist drei wöchige Landestrauer um die Kaiserin Friedrich angeordnet. (D Athen, 8. August. Der königliche Hof legt für die Kaiserin Friedrich aus vier Wochen Trauer an. * Der Sarg, in dem Kaiserin Friedrich zur letzten Ruhe gebettet werden wird, ist am Donnerstag Mittag von Berlin nach Cronberg abgeschickt worden. Er stammt aus der Fabrik von F. O. Kersten Nachfolger, Französische Straße. Der Sarg besteht aus zwei Theilen, dem aus Eichenholz hergestellten und mit Kupfer bronzirten Zinkblech überzogenen Einsatz und dem die äußere Umhüllung bildenden Paradesarge. Der Einsatz ist schon am Mittwoch von hier nach Cronberg abgesandt worden. Er enthält ei» mit schwerem weißen AllaS überzogenes Kiffen und ist mit weißem AtlaS ausgeschlagen. Die Decke, welche über d:e Leiche gebreitet werden wird, ist mit seidener Kurbelstickerei und Spitzen verziert. Der Paradesarg besteht ebenfalls aus Elchenbolz und ist mit rothem Purpursammct überzogen. Aus dem Deckel ruht auf einem violettsammeluen Kissen die echt vergoldete Kaiserkrone. An den Seilen sind zebu schwere, feuervergoldete Bronzegrisse angebracht und der Deckel,ist geziert mit Rosetten, deren Entwurf von der Kaiserin Friedrich berrührt. Sie stellen die englische Rose dar. Der Sarg selbst, der ebenfalls von der Kaiserin entworfen wurde, hat die flache englische Form. Ver Empfang des Grafen Waldersee. (-) Hamburg, 8. August. (Ausführliche Meldung.) Bür germeister vr. Hachmann sagte bei der Begrüßung des Feld marschalls Grafen Waldersee im Rathhause, die ganze deutsche Nation und jeder Einzelne habe es als eine Ehre em pfunden, daß einem deutschen Feldmarschall der Oberbefehl über die in China vereinigten Truppen der Großmächte übertragen worden sei und die Üeberzeugung, daß die Wahl den richtigen Mann getroffen, habe die Freude hierüber erhöht. Dabei möge die Erkenntniß von der Schwierigkeit der Aufgabe, die aus ver schiedenen Staaten und Nationen zusammengeführten Truppen- theile einem gemeinsamen Zweck dienstbar zu machen, allen per sönlichen Ansprüchen der Führer und Mannschaften autoritativ und vermittelnd gerecht zu werden und auf einer so wenig geeb neten Bahn die aufsässigen Elemente der fremden Bölter unter die Forderungen der Mächte zu beugen, ernster gerichteten Män nern und vor Allem dem Feldmarschall selbst nicht ausgeblieben sein. Diese Aufgabe sei aber gelöst, Graf Waldersee habe aus sprechen können, daß die Ruhe in China auf die Dauer gewähr leistet erscheine, und es habe sich ergeben, daß gerade Dank der Vermittlung des Grafen die verschiedenen Militärcontinaente in freundschaftliche Beziehungen getreten sind und in persönlicher Begegnung und gemeinsamer Arbeit Hochachtung vor einander gewonnen haben. Diese Thatsache wirke zurück auf die Heimath- länder und kennzeichne die Thätigkeit des Feldmarschalls als einen dem Bölkerfricden geleisteten wichtigen und nachhaltigen Dienst. Aus der Liebe zum Vaterlande und der Verehrung gegenüber Sr. Majestät dem Kaiser habe der Feldmarschall die Kraft ge wonnen, hinauszuziehen und im fernen Osten zur Ehre Deutsch lands zu wirken, und so könne ihm als erste Begrüßung im Vaterlande nur der Ruf willkommen sein, der in seinem Herzen erklang beim Verlassen des Vaterlandes, der ihn in der Ferne bei seinem Thun beseelte und der nun wieder bei seiner Rückkehr in die Heimath erschallen solle, der Ruf: „Se. Majestät der Kaiser Wilhelm, lebe hoch!" Nachdem alle Anwesenden begeistert in den Ruf eingestimmt, begrüßte Bürgermeister Hachmann den Grafen Waldersee als neuen Ehrenbürger von Hamburg und feierte ihn zugleich als leuchtendes Vorbild hingebender Treue zu Kaiser und Reich und selbstvergessener Hilfsbereitschaft für das öffentliche Wohl. Die Rede klang in ein Hoch auf den Feldmarschall aus. In seiner Antwort auf die Ansprache des Bürgermeisters Or. Hachmann äußerte Graf Waldersee, wie die „Ham burgische Börsenhalle" meldet, daß sein siebenjähriger Aufenthalt in Hamburg ihn Einsicht gewinnen ließ in die Bedeutung der Schifffahrt und des Handels für Deutschlands Gedeihen. Er habe sich freudig bewegt gefühlt durch den Befehl Seiner Majestät des Kaisers, bei der Rückkehr seinen Curs auf Hamburg zu rich ten, da er wußte, daß er dort einen guten Empfang und freund liche Gesichter finden würde. Die ihm erwiesenen Ehrungen gingen aber weit über das hinaus, was sich auf seine Person allein beziehen könne. Er danke daher im Namen des Armee- Obercommandos und der ihm unterstellt gewesenen deutschen Streitkräfte, sowie der Flotte und im Namen des tapferen Ex peditionscorps. Graf Waldersee fuhr dann fort: „Sie Alle haben gewetteifert, ihre Schuldigkeit zu thun und sich die Zu friedenheit ihres allerhöchsten Kriegsherrn zu erwerben. Die Flotte hatte das Glück, den Reigen zu eröffnen. Sie hat bei den Kämpfen um die Takuforts Proben größter Tapferkeit und Tüchtigkeit abgelegt. Sie hat mit ihren zahlreichen Landungs detachements den Dienst der Landtruppen versehen müssen unter gewaltigen, namentlich klimatischen Anstrengungen und hat unter Entbehrungen sich glänzend bewährt. Wenn in Augenblicken größter Noth der Ruf erscholl: „Die Deutschen nach vorn!" so ist das eine Anerkennung deutscher Tapferkeit, wie sie schöner nicht gedacht werden kann. Wenn es auch nachher zu Kämpfen nicht mehr gekommen ist, so waren doch schwere Pflichten zu erfüllen. Der Dienst auf einem Kriegsschiff ist zu gewöhnlichen Zeiten schon wahrlich kein leichter, aber der Jahre lang dauernde Auf enthalt in den chinesischen Gewässern, umgeben von scharf beob achtenden Augen, der Aufenthalt von vielen Monaten auf der Wusung-Rhede unmittelbar unter den Kanonen gewaltiger chine sischer Forts, oder auf der bei jedem Seemann verrufenen Taku- Rhede oder in der Siedehitze von Hongkong oder im Eise von Schanhaikwan verlangt die höchsten Anforderungen. Sie sind glänzend erfüllt worden. Deutschland kann stolz sein auf seine Flotte, die sich überall die größte Anerkennung erworben hat. Unser deutsches Expeditionskorps ist gar nicht dazu gekommen, in offener Feldschlacht, wie es jeder Einzelne ersehnt hat, zu zeigen, daß der alte Geist, der uns vor drei Decennien zu unver gleichlichen Erfolgen geführt hat, auch in ihnen lebte. Es ist aber wahrlich nicht müßig gewesen. Während die anderen Contingentc ihre Thätigkeit auf beschränkteren Räumen entfalteten, waren die deutschen Truppen überall in dem deutschen Occupatiousgebiet sichtbar und deutsche Reiter streiften weit darüber hinaus, tief in die Mongolei hinein, wohin noch nie ein Europäer einen Fuß SS. Jahrgang, gesetzt hat. Trotz unablässiger Thätigkeit in zahlreichen kleineren Gefechten und zahllosen Unternehmungen zur Beruhigung deS Landes, oft unter gewaltigen Anstrengungen, sei es im Gebirge auf engen Saumpfaden, sei es im tief durchweichten Boden deS Niederlandes, sei es bei tropischer Hitze, oder schneidender Kälte, in denen die höchsten Anforderungen an die Kraft des Menschen gestellt worden sind, hat nie Jemand versagt. Alle aber haben bedauert, daß ich sie nicht weiterführen durfte bis in daS Herz des feindlichen Landes. Das deutsche Expeditionscorps hat sich die vollste Hochachtung aller verbündeten Contingente erworben durch seine Tüchtigkeit auf jedem Gebiete der mannigfachen Thätigkeit, durch seine Tapferkeit, durch seine Manneszucht, durch seine vornehme Haltung und -seine Humanität. Aber nicht allein die Achtung unserer Verbündeten, sondern auch die unserer Feinde, und auf diesen Punct möchte ich Ihre besondere Auf merksamkeit richten. Der Asiat hat nur Achtung vor der höheren Macht und vor dem, dem er zutraut, diese entschlossen und rück sichtslos zu gebrauchen. Diese Achtung haben wir uns in vollstem Maße erworben, und sie wird vorausstchtlich reiche Früchte tragen. Indem Se. Majestät der Kaiser gewaltige Seestreit kräfte und ein starkes Expeditionscorps, stä^er als jedes einzelne andere Contingent, hinaussandte, hat er Großes für Deutschland gethan. — Nicht wenig dazu beigetragen, das Ansehen Deutsch lands zu erhöhen, hat es, daß einem deutschen General das Ober kommando übertragen war. Zu danken ist es allein der Ueber- zeugung Sr. Majestät, daß nur durch einheitliches Handeln ein Friede zu erreichen sein würde. Der Name Deutschland hat seit Jahresfrist beim Chinesen einen anderen Klang, die Stellung der Deutschen ist in Ostasien eine andere und in der That bessere ge worden. — Da der Friede in naher Aussicht ist, so sehen unsere meist noch jungen, aber sichtlich aufblühenden Niederlassungen mit Vertrauen der Zukunft entgegen und werden frisch die Bahn be treten, die die Energie unseres Kaisers ihnen freigemacht hat. Jetzt ist es Sache deutscher Unternehmungslust und deutscher Intelligenz, entschlossen vorwärts zu gehen. Ich zweifle nicht, daß Hamburg es sich nicht nehmen lassen wird, auch hier an der Spitze zu marschiren, um mit alt-hanseatischer Kraft und Zähig keit Chinas reiche Schätze unserem Handel und unserer Industrie und dem ganzen Vaterlande nutzbar zu machen. — Graf Walder see schloß mit dem Ausdruck des wärmsten Dankes für die ihm von der Stadt Hamburg verliehene Ehrenbllrgersichaft und mit einem Hoch auf die Freie und Hansestadt Hamburg, sowie mit dem Wunsche, daß sie einer noch glänzenderen Zukunft entgegen gehen und für alle Zeit der erste Handelsplatz des Contingents bleiben und die gewaltigste Rhedrrei der Welt ihr eigen nennen möge. In seiner Ansprache an den bayerischen Specials gesandten Grafen Ortenberg bemerkte Graf Waldersee, daß es ihm vergönnt gewesen, während des Krieges 1870/71 im großen Hauptquartier täglich mit dem Prinzregenten Luitpold zusammen zu sein, den er dort habe überaus schätzen und ver ehren lernen. Wie in diesem Kriege sich die bayerischen Truppen ausgezeichnet bewährt hätten, so hatte er auch zwei Mal an den Prinzregenten über die vorzügliche Haltung der baye rischen Truppen des ostasiatischen Expeditionscorps berichten können. Es sei ihm eine Freude gewesen, daß die Bayern in beiden Expeditionen, an denen sie betheiligt waren, ihren alten Ruf der T a p f e r k e i t und Manneszucht bewährt hätten. (D Breme», 8. August. Graf Waldersee hat in einem längeren Schreiben an den „Norddeutschen Lloyd" sich höchst anerkennend über die Aufnahme und Verpflegung seiner Person und des Oberkommandos an Bord der „Gera" geäußert und seinen herzlichen Dank für die ihm seitens der Anstalten und der Agenturen des Lloyd in den verschiedenen Häfen erwiesenen Aufmerksamkeiten ausgesprochen. Frrrslletsn» UI - Um Geld. Roman von F. Ilex. Nachdruck verbot,». Der Schlag war gefallen! Mit der Entscheidung aber raffte ich meine in der Pein der Ungewißheit fast verzehrte Energie wieder auf, und muthig hob ich das Haupt, um nun, da das Geschick gegen mich entschieden hatte, den Kampf gegen das selbe aufzunehmen. Meine Abreise eilte nun nicht mehr, und ich beschloß, persön lich den Nachlaß des Vaters zu ordnen, um selbst zu sehen, ob und was noch aus dem Schiffbruche zu retten sei. Durch ein paar kurze Worte benachrichtigte ich die Mama, daß geschäftliche Abhaltungen mich wohl etwas länger als er wartet zurückhalten dürften und daß es wohl am besten sei, wenn sie mit Euch Kindern bis zu meiner Rückkehr in der be scheidenen Sommerfrische bliebe. Ich vermochte es nicht über mich, sie schon setzt in alle meine Sorgen einzuweihen; würde sie doch noch früh genug daS Unabänderliche erfahren; die kurze Spanne Zeit bis dahin, wo ich ihr Auge in Auge unsere Lage enthüllen mußte, sollte sie noch ungetrübt verleben. Dank dem aufopfernden Beistände des Justizraths ging die Abwickelung der geschäftlichen Angelegenheiten verhältnißmäßig rasch und glatt von Statten. Nur dadurch, daß sich sofort ein zahlungsfähiger Liebhaber für daS Gut fand, war es möglich, alle Gläubiger voll zu befriedigen und so daS Andenken deS Lobten rein zu erhalten." Wie erschöpft hielt der Vater inne. Er hatte so jahrelang die Erinnerung an jene Ereignisse mit sich herumgetragen, daß es jetzt wie eine Art Erleichterung über ihn kam, sein übervolle- Herz einmal au-schütten zu können, während andererseits jene schwere Zeit, wie erst gestern erlebt, wieder vor ihm auftauchte. Wohl galt es, den Sohn einen Blick in die Beweggründe zu jenen verhängnißvollen Entschließungen thun zu lassen; der Hauptzweck war jedoch — nach dem tödtlichen Erschrecken, in welches ihn, den Vater, die gestern zufällig gemachte Ein- deckung, daß auch sein Paul jener fluchwürdigen Neigung de- Spieles frdhne, versetzt hatte —, „dem Sohne am lebend:» Beispiele die verderblichen Folgen dieser Leidenschaft vor Augen zu führen"; dieser Leidenschaft, die so häufig nicht den Schul digen selbst, sondern viel härter die gänzlich Unbrtheiligten zu treffen pflegt. Was sollte aus der Zukunft des Sohnes werden, wenn er, in den Spuren des Großvaters wandelnd, sich diesem Laster ergab, das wie ein uferloses Meer den darin Versinkenden fest hält und nicht wieder hergiebt? Wer war zum Warner berufener als der Vater? Sollte die Medicin helfen, dann durfte dem Sohne auch kein Tropfen aus dem Leidensbecher geschenkt werden, den der Vater durchgekostet, und dessen bitterste Hefe offenbar noch nicht er schöpft war. Paul hatte mit glühenden Wangen den Mittheilungen des Vaters gelauscht. Mehr als einmal war er bei Erwähnung des Großvaters im Begriff, den Vater zu unterbrechen, um sich desselben Verschuldens zu zeihen, und um am Herzen des Vaters das Gelöbniß zu wiederholen, das er sich selbst in schwerer Stunde gegeben. Fest aber nahm er sich vor, heute noch seine Schuld zu beichten und die Verzeihung des Vaters zu erbitten; das sollte ein Theil seiner Buße sein. Er hatte die väterliche Hand ergriffen und mit heißen Küssen und Thränen benetzt, und an dem Drucke derselben zu verspüren gemeint, daß auch der Vater ihn ohne Worte verstanden; errieth er doch — und der gestrige kleine Unfall bei der lauten Be merkung Sodhen's über seine leichtsinnige That machte ihm daS Errathen leicht —, daß der Vater um sein Vergehen wußte, ebenso, wie er die Absicht desselben, ihm eine Lehre zu geben, nicht verkennen konnte. Elftes Capitel. „Durch Vermittlung des Justizraths Scholz" nahm der Vater nach einer kleinen Pause seine Erzählung wieder auf, „hatte ich Aussicht, nach einigen Monaten der Einarbeitung bei einer unserer größeren LebenSversicherung-gesellschaften Heer in Berlin an gestellt zu werden. Dies« Möglichkeit ließ unS, namentlich die gut« Mama, die felsenfest an meinen Stern glaubt«, den Zusammenbruch deS väterlichen Vermögens, den ich, um da- Andenken des Verstorbenen zu schonen, lediglich unglücklicher Spekulationen -»geschrieben, verhältnißmäßig leichter ertragen. Rasch betrieben wir in der alten Garnison das Einpacken der Möbel, machten überall unsere Abschiedsbesuche und fuhren, von einigen wenigen Fnundrn — die es auf sich nahmen, dem Zorne 'lxs Obersten die Stirn zu bieten — zum Bahnhof« geleitet, hierher. Wir hatten uns rin« kleine Wohnung in «inem billigen Stadt- th«ile gemirthet und unS überhaupt aufs Aeußerst« eingeschränkt, da wir außer einem Einkommen von knapp sechs bis siebenhundert Thalern auf keine weitere Unterstützung zu rechnen hatten. In meiner neuen Thätigkeit hatte ich mich bald soweit ein- gearblitet, daß man mir anbot, mich vorläufig mit fünfhundert Thalern festen Gehalts als Agenten anzustellen, während ich als Gegenleistung Versicherungen bis zu einem bestimmmten Betrage abzuschließen hatte. In der Freude des ersten Erfolges und im Hinblick auf Euch überwand ich die Scheu, die mich unwillkürlich anwandelte und schrieb an alle früheren Freunde und Bekannte, die ich unter Hin weis auf die günstigen Bedingungen meiner Gesellschaft zum Abschluß einer Police zu bewegen sucht«. Mit der größten Spannung sahen wir, die Mama und ich, den Antworten entgegen, endlich kamen sie vereinzelt, theils unter höflicher, oder auch ganz kurzer Ablehnung; der weitaus größte Theil meiner Schreiben war anscheinend in den Papierkorb ge wandert. Welche Ueberraschung, als endlich ein Auftrag, und zwar von einer Seit« «inlief, von der ich ihn am wenigsten erwartet hätte. So klein die versicherte Summe auch war, sie gab mir doch wieder Muth, auch an Fernerstehend« zu schreiben, und siehe, allmählich vermehrten sich die Abschlüsse, wen» sie auch die Summe, zu deren Beschaffung ich durch Annahme des festen Gehaltes verpflichtet war, nicht annähernd erreichte. Auf meine Vorstellung bei einem der Direktoren der Ge sellschaft, daß ich trotz aller Bemühungen noch keinen nennens- werthen Erfolg erzielt habe, wurde mir, in verwundertem Ton«, die Frage gestellt, „ob ich den» nicht darauf Bedacht genommen, durch persönliche Besuche meinen Kundenkreis zu vergrößern?" Ich war wie vom Donner gerührt! Also auch das noch! Ich sollte gleich dem Stadtreisenden die Straßen ablaufen, mich hundertmal abweisen, vielleicht unhöflich und wegwerfend be handeln lassen! Das brachte ich noch nicht fertig! Und doch, als ich sah, daß eS zu Hause so nicht weiter ging; daß wir, wenn sich nicht ausgiebiger« Erwerbsquellen für uns er schlössen, in absehbarer Zeit auch unser kleines Capital aufgezehrt haben würde — da bin ich auch mit meiner Lebensversicherung von HauS zu Haus gegangen! Aber mit welchem Erfolg? Die höflichen Leute ließen mir schon an der Thüre sagen, „sie dankten, sie seien bereits versehen"; wie oft aber wurde ich von ungeschickten Dienstboten — vielleicht wegen meines Aeußeren — ohne Weiteres in die Wohnräume geführt und mußte dann rin „Hin- au-becomplimentir«»" erleben, wie ich es meinem schlimmsten Feinde nicht wünschen möchte! Wie lernte ick damals erkennen, daß es tausendmal besser ist, auch einmal eine Ungerechtigkeit, ja Tyrannei eines Vorgesetzten — der doch immer durch gewisse Form«» und Grenze» gebunden ist — über sich ergehen zu lassen, als di« täglich«, ja stündliche Marter eimr ins Maßlos« gehenden schlechten Behandlung wild fremder, oft weit unter uns stehender Menschen! Was mußte ich jetzt alles ohne Widerrede hinnehmen, noch dazu geziwungen, in der nächsten Minute, vielleicht im Nebenhaus«, einen gleichen Versuch zu machen, der zu ähnlichen oder noch schlimmeren Er gebnissen führen konnte! Was ich damals durchzumachen hatte, mein Sohn, wo ich noch nicht auf der Stufe angelangt war, di« mich heute mit einer gewissen Gelassenheit auch Schlimmeres ertragen läßt — und ohne daß ich dadurch an meiner Selbstachtung verlier«! —, kann ich Dir nicht sagen! Damals war ich noch wir «ine Mimose, die sich bei jeder rauhen Berührung scheu in sich selbst zusammenzog. Aber das Anpassungsvermögen des Menschen auch in geistiger Beziehung ist so groß, daß man von einem gewissen Standpuncte aus alles ertragen lernt. Du mußt mich recht verstehen! Di« unverrückbare Grundlage für diese Auffassung ist die: „Sich nicht selbst aufgeben, sich selbst getr:u bleiben, gehoben durch den Gedanken, daß man nicht für sich selbst, daß man für Ander«, für sein Liebstes zu sorgen sucht." Steht man auf dieser kchen Warte, die allerdings nicht so leicht zu erreichen ist und nur nach S««l«n* kämpfen möglich, die ich Jedem, den ich lieb habe, ersparen möchte, dann gleiten alle diese sogenannten Demüdhigungen an Dir ab, wie Wasser an Oel! Damals war ich allerdings noch nicht so weit! Dabei das Gefühl, trotz aller Selbstüberwindung doch nichts erreicht und sicher den Zeitpunkt vor Augen zu haben, wo auch die karge Einnahmequelle aus der Lebensversicherung der- siechen würde. Und so geschah es! Beim Jahresabschluß wurde mir die Stelle gekündigt, da ich nicht genügend Versicherungen gebracht. Meine Beziehungen in Bekanntenkreisen waren er schöpft und zum Stadtbetrieb hatte ich mich untüchtig erwiesen. Für daS, was ich der Gesellschaft geleistet, war ich hinlänglich bezahlt. Meine Hoffnungen, ein« dauernde Anstellung zu finde», hatten sich als trügerisch erwiesen und zum Theil wohl durch eigen« Schuld, durch mein« Unfähigkeit, Schüchtern« zu be- schivatzen, Widerstrebende durch Zudringlichkeit mürbe zu machen. Infolge der mannigfachen Aufregungen und Enttäuschung«», die di« l«hten Monate, sowie die geschilderte Thätigkeit mit sich ge bracht hatten, war ich nicht unbedenklich erkrankt und daher für längere Zeit unfähig, mich überhaupt nur nach einer andere» Beschäftigung umzusehen. Ganz besonders wirkt« m6n Leide» auf meinen Gemüthszustand dadurch ein, daß ich mich im Stillen mit der Hoffnung getragen hatte, mich wilder zum Ein tritt in den aktiven Militärdienst meld«» zu können; «im Absicht, die ich jetzt aufs Ungewiss« verschieben mußte, da ich bei einer, meiner etwaigen Wiederanstellung vorhergehenden, ärztliche»
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