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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 12.08.1901
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1901-08-12
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19010812022
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1901081202
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1901081202
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1901
- Monat1901-08
- Tag1901-08-12
- Monat1901-08
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Ig, t 1901. asserkrebse, ir Caviar, , Pfirsiche -st. Sehen >amenwelt thellweife 00 pro -L gegen itzen aller samcntier- 200 gegen Srundstofs, irn 450 -st ichten Ge- au- Seide, egen- und .sistwaaren en 120 -st, urS Seide, s Stkautz- fächer 800 en 900 ^t, 20 -Fi pro für Leder- vhung auf das Haus- l Ausbesse- ch den Be- ihren aus eiden- und n Spitzen, : Auslande lumen für iche wird ;r Monat- ben: Das Zeit sehr chäft giebt Ärosso-Ge- : Versandt rn steht zu nd glatter rmersaison Waaren- ngen zum n unserem Musterung ungen, so- Heute ist und wir lrtilel und leicht ge- Mclangen wird nicht artikel der homespun- rngen sind beiges in ing. Mer rf hübsche, che sich im id 2,20 -st r und doch ite Quali- racht wor« afen. Im in Glaces iht worden Ingen, fast Folge der :n gut in-> r in erster in auch die ! als sehr ilitäten zu gen PreiS- geschmack- Carreaur- immerhw ng heil- is „Journ. die Tuber- ndert und säinmtliche 1K, welche ingste Re- 1) Tubrr- die frische franz Lud- Inh. Herr csteinsabrik Hermann iorsetfabrik Ferdinand vitz. Inh. n Leisnig, il Oswald lau. Inh. i Noack in . — Ernst cheunpflug assung der luptmeder» — Eduard ie Herren > Bernhard lingenthal. e L Comp. assung des en Haupt- n Breiten« k in Lei»« Vürkert i» Pf in Frei« ich« Volks« rbert Jan- » Spants» und Ex« Da» vor« PMldtTH in fakte Buch rroeitenden itt e» doch mit jenem G^chäfr». hselbriefen. anden, um verfassen, dem wird irnüber Bezugs-Preis Bi der Hauptexpedttiou oder de» t» Stadt» bezirt uud den Vororten errichtete» Au»« »abestellen abgeholt: vierteljährlich ^ll S.KO, vet zweimaliger täglicher Zustellung in» Hau» ^l K.VO. Durch di» Post bezogen für Deutschland ». Oesterreich: vtertrljährl S. Man abonuirt ferner mit entsprechende« Postaufschlag bet den Postanstalten in der Schweiz, Italien, Belgien, Holland, Luxem- dura, Dänemark, Schwede» und Norwegen, Rußland, den Dooaustaate», der Europäischen Türket, Egypten. Für alle übrigen Staaten ist der Bezug nur unter Kreuzband durch di« Expedition diese» Blatte» mäglich. Di« Prorgeu-AnSaabe erscheint «« '/,? Ubr^ di« Abend-AuSgab« Wochentag» u« k Uhr. Lrdartio« und Expedition: JohanniSgaffe 8. Filialen: Alfred «ahn vorn». O. Klemm'» Sortl». UalverMtSstraße 8 (Pauli»»«), Lvut» Lösche, KaHartaenstr. Ich pari, «d KduigSplatz p. Abend-Ausgabe. MpMer NagMM Anzeiger. Ämtsblatt des Königlichen Land- «nd Amtsgerichtes Leipzig, -es Rathes und Natizei-Ämtes der Ltadt Leipzig. Anzeigen-Preis die 6gespaltene Petitzeile LV Reklamen unter dem RedactionSstrtch slgespaUeo) 7K vor den Famtlieimach« richten («gespalten) KO Tabellarischer und Ztfsernsa- entsprechend höher. — Gebühre» für Nachweisungen «nd Offerteuannahm« Sk (excl. Porto). Grtra-Beilagen (gesalzt), nur mit der Morgen»Ausgabe, ohne Postbesörderung SO—, mit Postbesörderung ^l 70.—> Hnuahouschlnß für Anzeigen: Abend-Ansgabe: Vormittag» 10 Uhr. Morgen-Au-gabe: Nachmittag» 4 Uhr. Bei den Filialen und Annahmestellen je ein» halbe Stunde früher. Anzeigen sind stet» an die Expedition zu richten. Die Expeditton ist Wochentag» nnunterbroche» geöffnet von früh 8 bi» Abend» 7 Uhr. Druck und Verlag von E. Polz t» Leipzig M. 'M » Montag den 12. August 1901. 95. Jahrgang. Lrispi -s-. Einem gewaltigen Kämpfer hat der Tod die Waffe ent wunden. France-co Cri-pi »st im 82. Lebensjahre gestorben. Italien beweint in dem Verblichenen den kräftigsten und klügsten Staat»mann, der ihm nach Cavour geschenkt war, die Welt steht sich in dieser ohnehin mit Individualitäten spärlich bedachten nivellirenden Epigonenzeit um eine Persönlichkeit im echten Sinne de» Worte- ärmer und Deutschland verliert einen freund, dessen Gesinnung e« darum nicht geringer schätzen mochte, weil sie nicht in einem günstigen Borurthril, sondern in der Erkennt« «iß der gemeinsamen Interessen de» jungen italienischen und de» lungen deutschen Natioualstaate» wurzelte. Und der Freund Deutschland« ist ein Freund Bi-marck'» bis zu dessen Tode gewesen. Der Versuch jedoch, zwischen beiden Männern Vergleich« zu ziehen, wird kaum an Jemand herantreten. Nicht nur weil ein Abwägen der natürlichen Gaben die Schale de- Italiener- zu hoch steigen lassen würve: di« Geschichte hat CriSpi und Bi-marck, obwohl sie an Leben«- alter wenig verschieden und obschon bei ihrem Eintritt in da beste Manne-alter in Italien unv Deutschland ähnliche, viel fach fast gleich zu nennende Ausgaben zu löse» waren, «in« ungleiche Bestimmung zugewiestn. CriSpi ist nicht der Einiger Italien- gewesen, und auch der Dreibund war, als er der Lenker des Geschicke- seine- Lande« wurde, schon eine gegebene Thatsache. Aber der Befestigung der Einheit und de« mitteleuropäischen Bündnisse« hat er als Minister sein« unendlich reichen Kräfte mit unermüdlicher Hingabe gewidmet. Der Minister CriSpi — er war e« kurz« Zeit in nicht leitender Stellung im Jahr« 1877 und mit bestimmender Gewalt in keineswegs ununterbrochener Dauer erst von 1887 an — fand ein geschaffene« Italien vor, nicht aber der Patriot CriSpi, al« er in« öffentliche Leben trat. Die politische Zerrissenheit glich derjenigen Deutschland«, aber währeno sich hier wenigsten« innerhalb der einzelnen Länder und in dem Ver- hältuiß zu ihren Beherrschern zumeist eine begrenzte Zu friedenheit «inleben konnte, mußten sich außerhalb Piemont- die Italiener unter Fremdherrschaft fühle» und di« staat lichen Zustände waren außer etwa den von Habsburg direkt regierten GebietStheile» elende, am elendesten vielleicht im Kirchenstaat. Wer ein geeinte- und geordnete« Italien wollte und nicht durch Ueberlieferungen oder räumliche Nabe in die Lage gesetzt war, Piemont«, de« »italienischen Preußen", nationalen Beruf zu erkennt», dem mußte der Umsturz der bestehenden monarchischen Staaten und ihre Ersetzung durch eine gemeinsame Revudlik vorschweben. CriSpi war ein Sohn Siciliens und so leidenschaftlich wie nur irgend einer der heißköpfigen Bewohner dieser Insel. Er trat 1848, al« sich da- bourbonisch mißhandelte Sicilien gegen die Bedrücker erhoben hatte, dem in Neapel ausgeübten AnwallSberuf entsagend, in-Parlament und wirkte dort unv in der Presse al- Anhänger Mazzini'S. Der Befreiungs versuch schlug fehl, die Reaktion schloß ihn von der Amnestie au-, und CriSpi flüchtete nach Piemont, offenbar aber nicht in der Absicht, für rin unter dem Hause Savoyen geeinte« Italien zu wirken. 18L3 mußte er auch diese« Land ver- lafsen und wandte sich nach London, wo er Mazzini'S weit über da- europäisch« Festland im Interesse Italien« ausgedehnte Verschwörrrarbeit eifrig unterstützte. Sechs Jahre später zeigte e« sich, wie in CriSpi der glühende Vaterland-freund den Republikaner weit überragte. Piemont hatte, mit Napoleon'« III. Hilfe, an der die Mazzinistische Agitation ihrerseits Antheil hatte, Italien die Lombardei zugebracht. Ohne noch zur Monarchie bekehrt zu sein, kehrt« er nach Piemont zurück, um die EinigkeitSbestrcbungen de- König« zu unterstützen. Bald darauf focht er unterGaribalvi auf der hcimathlichen Insel al- Oberst und tapferer Soldat, war dann kurze Zeit in Neapel Sekretär und wenige Tagt auch Minister de- Diktator- Garibaldi. In dieser Zeit be gann sich dir Wandlung in der StaatSaufsassung des Poli tiker- zu vollziehen. Er trat zwar noch al« Mitglied der äußerste» Linken in die italienische Kammer ei» — da» Königreich Italien war inzwischen entstanden, wenn ihm auch Venetien und Italien noch fehlten. Mehr unv mehr entwickelte er sich »um Monarchisten, und er, der den Muth zu seinen stärksten Eigenschaften zählen durfte, öaert« nicht, öffentlich die neugewonnene Uebcrzeugung zu bekennen. Al« Victor Emanuel II. den einstmaligen Tod- eind der monarchischen Gewalt an die Spitze de« Mini- terium- de- Innern stellte, war sich der König bewußt, einen treuen Anhänger der herrschenden StaatSsorm berufen zu haben. Italien war inzwischen durch den Gewinn Venetien« unv de« Kirchenstaate« der vervollständigte Na tionalstaat geworden. Die erste ministerielle Epoche war kurz. Gegen den ob de« Verlassen« de« radikalen Lagers unv seiner unver hohlenen Gegnerschaft gegen den Klerikali-mu- Millionen verhaßt geworbenen Mann war eine Anklage wegen Doppelehe geschleudert worden, die ihn zum Rücktritt zwang. Sie endete mit Freisprechung; aber fast zehn Jahre vergehen, ehe CriSpi wieder das frühere Ressort übernimm». Bald darauf, tl» Juli 1887, wird er Ministerpräsivent und Minister de- Aeußeren, unv damit beginnt die Laufbahn de« leitenden Staatsmannes, deren Phasen bekannter sind, al« die de- Stürmenden, Drängenden unv sich Abklärenben Unv darum kürzer behandelt werden dürfen. Ein Kämpfer auch hier und ein Bekämpfter, wir nie vorher. Der Gegenstand der heftigsten Anfeindungen, der unausgesetzten persönlichen Verunglimpfungen unv Verleumdungen, steht CriSpi, mehrfach von der Kammer als Minister gestürzt, aber niemals von seinen Feinden gebeugt, inmitten der ihn umtosenden Wogen. Da« alte sikiliauische Feuer lodert fort, aber «S wärmt uv» speist rin« unbeirrbare Realpolitik. CriSpi pflegt den von Deutschland angeregten Dreibund, obwohl er weiß, sich dadurch Frankreich unv die heimischen Republikaner zu unversöhnlichen Feinden zu machen, wie denn auch das Letztere au- politischen Gründen Italien bald in einen Zollkrieg verwickelt. Crispi versäumt keine Gelegenheit, sich zu der durch den Dreibund vorgeschriebenen auswärtigen Politik rückhaltlos zu bekennen, obwohl er sieht, daß ve» Irredentisten da« Bündniß mit Oesterreich «in Greuel ist. Er verkennt keinen Augenblick, daß Leo XIII. ein anderer, ein der Einheit gefährlicherer und ein auch in Italien erfolgreicherer Papst ist, al« PiuS IX. gewesen. Dennoch weicht er keinen Schritt auf schul- und kircheupolitischem Gebiet vor dem Vatikan zurück und als ver Papst die Stadt Roni und Umgebung zurückverlanzt und da- Ge rücht auSaesprcnzt wird, der heilige Stuhl werde nach Valencia übersiedeln, da droht Crispi mit einem Schisma und scheut sich nicht, die Macht de« Klerus durch ein neues Gesetz einzudämmen. Zieht man die Bilanz der ministeriellen Wirksamkeit dcS Verstorbenen, so erkennt man nicht, daß sich das Sprichwort, den Muthigen begleite da« Glück, vollauf an ihm bewährt habe. Er hatte die afrikanischen Unternehmungen Italien nicht gewünscht und durste wie Bismarck von sich lagen: „Ich bin kein Colonialmensch", aber er verfocht mit zäh?r Ausdauer die Ansicht, daß da- Ansehen de- Lande«, das Festhalten an der nun einmal begonnenen Politik verlange. Die mili tärische Ausführung de- Gedanken- war keine glückliche und CriSpi wurde die Verantwortung dafür zuaeschoben, selbst für die von einem leichtfertigen General ohne Noth herbeigesübrte Katastrophe von Adua. Unter CriSpi'- Regiment machten sich die volkSwirthschaftlichen Ocundübel, an denen Italien leibet, stark bemerkbar. Man maß ihm die Schuld daran bei, auch der ver heerende römische Bankkrach mit seinen schlimmen Einwirkungen auf die StaatSsinanzen und andere skandalöse Vorkommnisse wurden auf da« Conto ve« Ministerpräsidenten geschrieben. Aber gewiß ist: niemals seit dem Bestehen deS vervollständigten Königreichs ist die europäische Stellung Italien- eine so geachtete und einflußreiche gewesen wie in der Amtszeit deS Verblichenen, der in einer gefestigten internationalen Position die Voraussetzung inneren politilchen Gedeihens erblickte und darum auch für die Erhaltung der Wehrfähigkeit mit größtem Nachdruck eintrat — hierin ein Schüler deS von ibm be wunderten Bismarck, den er im Jahre 1887 in FriedrickSruh besuchte, und zu seinem Schmerze, als er zwei Jahre später mit seinem Könige Humbert in Deutschland weilte, nicht Mehr al- Mitarbeiter im Dreibund begrüßen durfte. Der italienische Volkscharakter ist ein anderer als der deutsche. Dem tobten Crispi werden auch Vie Gegner und Feinde Gerechtigkeit widerfahren lassen und ganz Italien wird um den genialen und treuen Sobu trauern. Da- befreundete Volk mag überzeugt sein, daß die Tbeilnahme an seinem Verluste nirgend» größer und aufrichtiger sein kann, als in Deutschland, dessen Sympathien der Nation, die wie eS selbst gelitten, bewahrt bleiben werden. * Rsut, 11. August. Bei dem Tode CriSpi'S waren sein» Familie und die näheren Freunde anwesend. Tie Nachricht von dem Ableben wurde sofort dem Könige, der Königin Margherita, den große» StaatSwürdeulrägern, sowie dem deutschen Reichskanzler Graf v. Bülow telegraphisch übermittelt. * Rom, 11. August. Die Blätter berichten, der Leichnam SriSpt's werde aus einem Dampfer nach Palermo geschafft werden, wo dir Muuicipa'.nal em feierliche- Vegräbniß ver anstalten wird. * Rcnpcl, 11. August. Di» Leich«CriSpl'S liegt im großen Salon der Villa „Lina" aufgebahrt auf dem Todtenbette. Davor halten Veteranen und Feuerwehrteute die Ehrenwache. Der Be erdigungstag ist noch unbestimmt. ver Lrieg iu Südafrika. Von de» Fronen t» den Vorrcnlagern. Englische Zeitungen veröffentlichen folgenden, dem Brief eines in Transvaal stehenden Officiers an seine Verwandten entnommenen Passus Uber di« ConcentrationSlaaer: „Die Boerenlager machen uns große Schwierigkeiten. Sre sind die Quellen der Rebellion und aller Schwierigkeiten. Die Frauen, und ganz besondere die Gattinnen der Boeren-Officiere und -Commandanten, Haffen uns und unsere Art. Sie lachen uns aus und verhöhnen uns, weil wir sie ernähren und kleiden. Den Boeren, die noch im Felde stehen, schreiben sie, sie sollten den Kampf nur ruhig fortsetzen, denn ihnen gehe es gut. „Al zal recht komen", ist ihre immer wiederkehrende Redens art. Sie halten nicht endenwollrnde Gebetstunden ab, ver ¬ breiten Lügen über die Erfolge ihrer Männer auf dem Schlacht felde und suchen, wie die Trojanerinnen, den Muth ihrer schwächeren Schwestern zu heben. Sobald neue Frauen in das Lager kommen, geht der Streit und die Unzufriedenheit von Neuem los. Sie verhöhnen dann die Männer, die sich mit den Umständen abgefunden haben und beginnen, gegen uns loyal zu werden. Es kann gar keinen Zweifel darüber geben, daß die Frauen, die sich in diesen Lagern befinden, zum größten Theile dafür verantwortlich sind, daß der Krieg noch immer nicht zu Ende geht. Sie sind vollkommen unversöhnlich und werden jedenfalls immer jeder Annäherung zwischen den beiden Nationen im Wege stehen. Ich sehe eine Menge von allen diesen Sachen mit eigenen Augen, denn wir haben hier über 2000 Flüchtige. Es ist sicher, daß diese fortwährend in Ver bindung mit ihren Freunden auswärts stehen, und sobald wir irgendwo ein bischen Pech haben, so ist die Nachricht sofort im Lager herum, lange, ehe wir auf militärischem Wege irgend eine Meldung davon haben." Dir Schilderungen dieses Officiers machen den Eindruck der Echtheit. So muß man sich in der Thai die Boerenfrauen vorstellen. Es ergiebt sich übrigens aus der Schilderung, wie wenig die Bezeichnung Zu fluchtslager für diese Lager am Platze ist. Eine solche Stim mung unter den Frauen wäre doch unmöglich, wenn sie sich freiwillig in englischen Schutz begeben hätten. Ueber den neuen vtnfall ver Boeren tn portugiesisches Gebiet sind noch keinerlei nähere Nachrichten eingegangen. ES sind nur Vermuthungen darüber ausgesprochen. Dem „Globe" wird in dieser Angelegenheit geschrieben: „Da« britische Intelligenz-Departement ist im Besitze der Information, daß große Mengen Dorräthe, darunter viel Krieascontrcbande, in Lourenqo MarqueS liegen, für Personen consignirt, die den Boeren günstig gesinnt sind, wenn sie nicht in ihrem Solde stehen. Diese Vorrathe, die das Eigenthum der Boerenbehörden sind, stehen unter Bewachung. ES ist jedoch möglich, daß die Boeren hoffen, ein Handstreich (?) aus diese Vorräthe möge von Erfolg gekrönt sein, besonders angesichts der notorischen Zugänglichkeit der portugiesischen Beamten BestechungSmethoden. Der allgemeine Plan, so weit er sich aus der geringen und ein wenig widerspruchsvollen Infor mation herleiten läßt, scheint der folgende zu sein: Beyer's Com« mando, durch Nachzügler scheinbar bedeutend verstärkt, ist das Thal des großen Letaba-FlusseS bis zu dessen Vereinigung mit dem OlifantS-Fluß hinabgezogen. Don da hat er sich, nach Nuatsu am Wanetzi-Fluß gewandt, von wo ein Weg nach Lourenqo Marques führt. Um diese Jahreszeit ist das Reisen in jener Gegend ohne Gefahr für die Gesundheit möglich, wenn auch der Tsetsefliegen-District zu passiren ist. Mittels Relais ließe sich genügend Proviant beschaffen, und möglicher Weise hängt das kürzliche Verschwinden des Mr. Sckoltz von Lourenqo MarqueS, deS früheren Directors der Standard- Bank, der als Boerenaqent fungirt hat, mit dem gleichzeitig ge meldeten Einfall der Boeren zusammen und deutet auf einen Plan hin, durch den die Boeren sich in Besitz der Dorräthe zu setzen gedenken, die sie in Lourenao Marques zu sammeln ver mochten. DaS ist wahrscheinlich das Aeußerste, das sie zu er reichen hoffen, und es ist nicht wahrscheinlich, daß sie in ihrer jetzigen Lage es darauf ankommen lassen wollen, die Feind seligkeit einer anderen Macht, sei es auch das unbedeutende Portugal, sich zuzuziehen, da sie zudem wissen, daß dar zur Besetzung der Delagoa-Bai durch die Briten führen würde.* Das Letzte ist wohl die Hauptsache. Ein „Plan", der aber bereits in der Redaction einer Londoner Zeitung bekannt ist, dürfte entweder eine müßige Combination, oder für «inen m Um Geld. Roman von F. Ilex. SteLdruck »erdclnu Der in erster Link dem Besitze seine Stellung verdankt, bei dem ist «S nur zu natürlich, daß sein ganzes Bestreben auf den Erwerb, oder das Festhalten d«S Erworbenen gerichtet ist. Dieser Sinn nach Erwerb artet, nachdem der Besitz glücklich errungen, nur zu leicht in 'daS Pochen auf den letzteren aus. Don hier vis zum Bevachten deS Minderbegüterten ist nur ein Schritt. So ist es überall in der Welt, macht eS doch der besitzende Bauer dem besitzlosen gegenüber auch nicht ander«. Wenn ich Dir dann di« so nahe liegende Gefahr bis Protzen- thum-, deS Renammirens mit dem Gelde vor Augen führe, da gar nicht drrrct sich zu äußern braucht, aber in tausenderlei Gestalt sich zeigen kann, so magst Du darin nur mein« väterlich« Sorge erblicken, Dich selbst zu fragen, ob Du glaubst, solche Auswüchse erfolgreich bekämpfen zu können, so bald sie sich zeigen. Ich wiederhol«: Du trittst durch die Berdindung mit der jungen Dam« in einen ganz anderen Ideen- und Borstellungs- kreis. E» ist dann nicht allein die Frau, die Deinen Namen trägt, Du bist ganz von selbst auch der Berwandt« ihrer Verwandten geworden, und wenn ich mir auch, wie in den: besonderen Fall« — -in bi« zwei Ausnahmen ausgenommen, die sich übrigens auch in jeder anderen Familie ebenso finden — kaum rin andere- Familienleben von ähnlicher Innigkeit denken kann, so komme ich doch immer wieder auf meine erste Mahnung zurück, Dich nach allen Richtungen aufs Ernsteste zu prüfen." Daul war bis dahin schweigend, im Innern aufs Tiefste ergriffen, den Eröffnungen des Vaters gefolgt. Obwohl er im Herzen längst jeden Gedanken auf Verwirklichung seiner Hoffnungen aufgegeben hatte, konnte er sich doch nicht enthalten, hier einzuwerfen: „Als Prüfstein für eine etwaige Neigung, sowie besonders für die Charaktereigenschaften der erwähnten jungen Dam« dürste in erster Linie entscheidend sein, wie sich dieselbe zu der Miithellung unsere» verwandtschaftlichen Verhältnisses stellen l wird. Dee« scheint mir von durchschlagendster Bedeutung zu sein." Der alte Freiherr, welcher In unauffälliger Weise die Mrkung seiner letzten Bemerkungen auf seinen Sohn beobachtet hatte, reichte bei diesen Worten Paul die Hand, indem er in herzlichem Tone sagte: „Ich danke Dir für dieses Wort nach mehr als einer Rich tung. Einmal, daß Du Deinen Baier nicht verleugnen willst, woran ich übrigens auch mit keinem leisesten Gedanken gedacht habe: andererseits aber auch, daß Du die richtige Auffassung für das Derhältniß hast, in welchem man zu der stehen muß, an welche man die wichtigste Frage im Leben zu stellen beab sichtigt. Ohne gegenseitiges unbedingtes Vertrauen, und dazu gehört auch die Klarlegung aller Verhältnisse, ist an ein gedeih liches Zusammenleben nicht zu denken. Wenn ich auch weit davon entfernt bin, Alle und Jeden in unsere Lage, im Be sonderen in meine jetzige Stellung, einzuweihen, so liegt die Sache doch hier, der jungen Dame gegenüber, ganz anders. Hier ist Reden Pflicht, und ein Verschweigen wäre mehr, als Schwäche, wäre geradezu ein Unrecht gegen sie und Dich, gegen Eure ganze Zukunft!' „Und nun", fuhr er fort, „nachdem Du Dich zu dieser Auf fassung bekannt hast, kann ich Dir auch ohne Weiteres von den Erlebnissen dieses Vormittages Kenntniß geben! Höre! Die Sache berührt Dich persönlich näher, als Du vielleicht denkst. Nachdem ich heute in aller Frühe die Karte an Dich ge schrieben und dieselbe, noch bevor Herr Friedland aufgestanden war, persönlich einem Dienstmanne zur sofortigen Besorgung übergeben hatte, ging ich meinen gewohnten dienstlichen Ver richtungen nach. Mit welchen Gedanken im Herzen, kannst Du Dir wohl denken. Herrn Friedland, der mich stets aufs Rücksichtsvollste be-- handelt hatte, mußte die Verstörtheit meiner Miene, sowie meine Voreingenommenheit ausgefallen sein, denn nachdem ich ihm das Frühstück und die Zeitung gebracht hatte und mich ent fernen wollte, hielt er mich durch einen Wink zurück, indem er in seiner milden, liebenswürdigen Weise sagte: „Was ist Ihnen, Stein? Eie haben etwas, was Sie aus dem sonst so beneidenswerthen Gleichgewicht gebracht hat! Ist ev Ihre gestrige Verwendung in einem größeren Kreise, die auch ich Ihnen gerne erspart hätte, deren Notbwendigkeit sich jedoch durch das Ausbleiben der bestellten Hilfe so dringend ernne-, daß ich Ihr Einspringen — wie ich Ihnen schon gestern gesagt — al» eine ganz persönliche Gefälligkeit gegen mich aufgefaßt habe und noch als solche auffasse?" Diese offene, in dieser Form gestellte Frag« erforderte auch eine ebensolche Antwort. Ich hatte mir schon in den schlaf losen Stunden der vorhergttxnden Nacht klar gemacht, daß Ich bet Uebernahme dieser Stellung doch meine Kräfte und mein, Selbstverleugnung überschätzt habe. Die Beaegnung mit Dir unter solchen Umständen hatte doch den Glrichmuth, mit dem ich sonst die Schwierigkeiten meines Postens, vor Allem die Nadelstiche der übrigen Bediensteten des Hauses — die mir meine Zurückhaltung als unbegründeten Hochmuth auslcgten und sich durch tägliche kleine Chikanen an mir dafür zu rächen suchten — ertragen hatte, arg erschüttert. Der Wiederholung einer solchen Scene zwischen Vater und Sohn möglicher Weise vor mehreren Zeugen konnte und durfte ich uns Beide nicht mehr aussetzen. Mein Entschluß war daher schon gefaßt. Ueber die Peinlichkeit derartiger Situationen half keine Philo sophie hinweg! Als mir daher Herr Friedland in dieser Weise durch seine Frage entgegenkam, war ich froh, der einleitenden Worte ent hoben zu sein und bat ihn offen um meine sofortige Entlassung. Auf seinen verwunderten, fragenden Aufblick konnte ich nicht anders, als ihm sagen, „daß ich gestern — in der jüngsten Nacht — eine Beaegnung gehabt, die es mir unmöglich mache, länger in seinen Diensten zu verbleiben. Zwar sprächen meine persönlichen Empfindungen erst in zweiter Linie mit, in erster wären es Rücksichten, die ich auf einen nahen Verwandten zu nehmen hätte, dessen ganze Zukunft gefährdet sei, sobald be kannt würde, daß ich mich in einer solchen Stellung befinde." Der alte Herr hatte mich ruhig, ohne Zeichen der Ver wunderung, angehört, nur, wie nachdenklich, als wenn er vor seinem inneren Auge etwas Revue passiren ließe, vor sich hin geblickt. Schließlich sagte er mit seinem gewohnten wohl wollenden, etwas müde klingenden Tonfalle: „Der Leutnant v. Steinbergk steht Ihnen wohl sehr nahe?" „Es ist mein Sohn", konnte ich mich nicht enthalten, mit einer gewissen Betonung zu erwidern. „St . . . St . . .", sagte er und legte den Finger aus den Mund, „das braucht Niemand außer uns Beiden zu wissen" — denn im selben Augenblicke glaubten wir Beide ein leichte« Ge räusch wie von einem halbunterdrückten Ausruf im Neben zimmer zu hören; da jedoch Alles still blieb, nahm ich an, mich getäuscht zu haben, während Herr Friedland mir die Hand reichte und fortfuhr: „Das ändert natürlich Alles, und wenn ich Sie auch nur sehr ungern scheiden lasse und Ihren Weggang aufs Schmerz, ltchste empfinden werde, so werden Sie mir auch zugekrn, daß et jetzt nach dieser Erörterung für uns Beide peinlich sein würde, unser verhältniß in der bisherigen Weis« fortzusetzen. Wenn auch wenig Scharfsinn und Menschenkenntniß meiner seits dazu gehört«, schon von Anfang an zu erkennen, daß Sie nicht daS waren, wofür Sie sich ausaaben, so widersprach eS doch meinen Lebensanschauungtn, mir den Kopf Uber Dinge zu »erbrechen, die mich sorusaaen nichts ongingen; waren Sie mir voch durch den Jusnzrath Scholz so warm empfohlen und empfahlen sich in kürzester Zeit selbst in so hohem Maße, daß ich es geradezu als ein Unrecht gegen mich selbst und meine Bequemlichkeit angesehen haben würde, wenn ich mich durch Nachforschung nach Sachen, die nicht mein Geheimnih waren, einer Umgebung beraubt hätte, die mir von Tag zu Tag sym pathischer wurde.' „Doch nun zu Ihnen selbst", fuhr er fort, „halten Sie mich nicht für zudringlich, wenn ich Sie bitte, mir über Ihre Ver hältnisse reinen Wein einzuschänken, denn daß ein Mann Ihre» Erziehungs- und Bildungsgrades nicht aus Liebhaberei eine solche Stellung annehmen wird, liegt zu klar auf der Hand, als daß wir, unter uns Männern, noch ein Wort darüber zu verlieren haben könnten. Sprechen Sie offen mit mir, wie Sie zu einem alten Freunde sprechen würden, und seien Sie ver sichert, daß ich Alles thun werde, was ich vermag, um Ihnen be hilflich zu sein; ebenso, wie wir uns darüber einigen müssen, unter welchem Vorwande Sie aus meinem Hause scheiden, um die ganze Sache der Familie meiner Nichte, wie auch de» übrigen Hausgenossen gegenüber, möglichst unauffällig zu machen. Am besten ist es wohl, daß wir Krankheit vorschützen und für Glaubhaftmachung dieses Vorwandes lassen Sie mich nur sorgen. Und noch eines — rein Geschäftliches —, da ich es unter den obwaltenden Umständen für besser halte, daß wir unser Verhältniß lösen, so entspricht es nur der Billigkeit, daß ich Ihnen das Gehalt bis zu Ende des lausenden Vierteljahres zu zahlen habe. — Das ist also abgemacht!" Was konnte ich anders thun, als einem Manne, der mir in dieser zartfühlenden Weise entgcgenkam, offen und ehrlich unsere Lage zu schildern? Herr Friedland hörte mir auf merksam zu, indem er sich hin und wieder Notizen machte, besonders dann, wie es mir schien, wenn ich die verschiedenen Zweige der Thätigkeit, in welchen ich mich versuchte, berührte. Als ich geendet, reichte er mir die Hand, indem er sagte: „Ich will sehen, was sich für Sie thun läßt, dech geben Sie sich noch keinen allzu ausschweifenden Hoffnungen hin, für einen Mann Ihres Alters hält eS außerordentlich schwer, eine Stellung zu finden, ganz abgesehen davon, daß ich Ihnen selbst gerne eine solche Position verschaffen möchte, die Ihnen nicht nur ein Auskommen, sondern auch eine befriedigende Thätigkeit gewährt, und dazu gehört doch vor Allem eine gewisse Selbst ständigkeit. Und nun treffen Sie in Gottes Namen Ihre Vorkebrungen, um Ihre Zelte abzubrechen. Sobald ich Ihnen eine MiltheiluwH zu machen habe, werde ich Ihnen schreiben, und dann ist es wohl am besten, zur Aufrechterhaltung Ihres Inkognito», daß ich Ihnen unter einer Chiffre an ein Ihrer Wohnung nicht zu entfernt gelegene» Postbureau Nachricht gebe."
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