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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 12.08.1901
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1901-08-12
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19010812015
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1901081201
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1901081201
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1901
- Monat1901-08
- Tag1901-08-12
- Monat1901-08
- Jahr1901
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voll. 173.- at» . 10 l.» »d. SS») 98,— 102^5 W 7123 L'So IbL^iS »L»j,iis2c> >U»Ls »ÄL »Id. L«t llloll »w» »tML Srllk. Lttctr Ll»d» illxiv lld-^. ldlsov >«Ud. drr»<t ^»U V.-L. 148,— 280,— IOO,— 145,— isAvo 122,— 82,60 134,7» 96^0 VS,so 35^70 ISS.— ss^vo 34,— 19520 124.— 102.30 200,75 171.30 143,80 ISS,— 4620 208,30 IIO,— 148.- IK. >L«xl lllvK »evt. kt.8. 8.-2 t»»d ott« ,8t^ ll Sr» »d»u ^llllk. 83^0 e ssoo iiööo S330 SSS3 4IS3 373 2150 iUrv 1873 1700 S4S0 4000 SSOO SO ssoo LlllvU» k I»r :t» >«imr '—SS S42S S32S 13000 4100 ^0 I0I00 14200 7430 8700 >11200 2630 2823 4223 423 1230 2223 173 1173 1725 1730 I4S00 1100 srw. V175 186,— 48,73 180,— 282.30 184.40 132,80 134.40 148,— 118,60 113.30 »olistt. lo^L UUll llll-L»»«ll/Sllru: urlldr". crroL v«rdotvll > j 6«lä Sri«! oo«t» xsr. >sr«. I»lldll. 83,43 200 300 — — 1230! 1300 - 2250 2300 » 2050 1230 ,, 150 - - 18000 - 940 1000 - 2725 >v — 225 i«c» liiöo 4 — 140 L. 675 725 - 373 - 038 1050 - 1038 1230 M 8oc 825 1 375 8. k«»a. Vor» L»U- Lritmxs k«»t. <v»u 0-1). >u c>.is).^ - ! Vl»»»»«l»ttt- <t»r Lid« x»d»»»«r« »r» S»ItllllL vor- »tLrksrvr «lvävr- >rovd«ll »llk Lvr Lid» ü»» L«r I»L«tLdtrd«it »ll llllä Nlr »Ivd »tll «rtolrt»» 2o- II» »Ivd »d»r ä»» dt «UU»» 8»dll«ll LMtrdllllrvQ »io« t»o v»rü«ll. v«r Vood« 6»tr»IL«; 2o-«o1tt»I, 8od- wvüilloo». 8»vd- «rwLxiTt d»d»o i»t, doouoi «U»» , ooL dsot» »io<t »iirtt» k»»»dlt Mr Uied o»ed H»«4»- v «3, o»od Hf»U- 2, o»od I»od». 5Sllvri»»«o-4ll»»ik i d»v«o »oed »Io» ». L» v«r4« «or o»od 8»düo«d»«d S31«r»o k«i>oi ooä w»dr d—oiprood«. r» Mr ä»»V«rtr»ok- «rdiUV»i»»» «k «t» » v»t«i»ü>di»od«a ^i»vdtr»t»o. vor ' L»r Voi7»ovd»o r H-tr4 ror L»it >r cmr« r»r»d«o, ,llp^»«d^v»I«d» ^o» Qüdvvd -i» V»rkr»odtllllL«l t»« kor«»»»» r» » V»«r »to»ll °k 0»ld» öv 2, s»u« 30 2 Mr »vdltl o»od Ssrllll rrO«»»r»r Lowor»- «dd»o d»d»«l «tod Bezugs «Preis k der Hauptexpeditio» oder den im Stadt» bezirk und den Vororten errichteten AuS- ftabestellrn abgeholt: vierteljährlich ^l 4.50, oei zweimaliger täglicher Zustellung i-S Saas K.SO. Lurch die Post bezogen für Deutschland u. Oesterreich: vierteljährl. 6. Man abonntrt ferner mit entsprechendem Postaufschlag bei den Postanstalteu in der Schweiz, Italien, Belgien, Holland, Luxem burg, Dänemark, Schweden und Norwegen, Rußland, den Donaustaaten, der Europäischen Türkei, Egypten. Für alle übrigen Staate« ist der Bezug nur unter Kreuzband durch di« Expedition diese- Blatte- möglich. Die Morgeu-Au-gabe erscheint um */»? KhH die Abend-Au-gaoe Wochentag- um k Uhr, Le-artion und Erve-Morr r Johanni-gasse 8. Filialen: Alfred «ahn vorn», v. Klemm's Sorttm. UmversttätSstraße S (Paulinum), Lvui» Lösche, Katharinenstr. 14» purt. und König-Platz 71 Morgen-Ausgabe. WpMcr.,TaMatt Anzeiger. Amksölatt des Königlichen Land- und Amtsgerichtes Leipzig, -es Mathes nnd Volizei-Ämtes der Ltadt Leipzig. M. Montag den 12. August 1901. Auzelgen-Preis die 6 gespaltene Petitzeile 25 Reelam«» unter dem Redacrtousstriq (sgespaUea) 7b vor den Familienuach» richteu (S gespalten) 50 Tabellarischer und Ziffernsatz entsprechend höher. — Gebühren für Nachweisungen urd Offertenanuahme L5 (excl. Porto). Extra-Beilagen (gefalzt), nur mit der Morgen-Au-gabe, ohne Postbeförderung SO.—, mit Postbesürderuug 70.—. AouahMschluß für Anzeigen: Nbeud-Lu-gab«: vormittag- 10 Uhr. Morgeu-NuSgabe: Nachmittag- 4 Uhr. Bei den FUialeu und Aunahmestelleu je eine halb« Stunde früher. Anzeigen Pud stet- an die Expedition zu richten. Die Expedition ist Wochentag-uuuuterbrocheu geöffnet vou früh S bi- «beud- 7 Uhr. Druck und Verlag vou E. Pol- 1» Leipzig. 95. Jahrgang. Amtlicher Theil. Die Börse zu Leipzig bleibt Dienstag, den 13. August «. o., am Tage der Beisetzung der Kaiserin Friedrich, geschloffen. Die an diesem Tage anstehende Produktenbörse wird auf Montag, den IS. August verlegt. Leipzig, den 10. August 1901. Der Vörsenvorstand. 8le8lrillä Llesitlnü, 6eorx IVuppIvr, I-. IVenrel, stellv. Bors. d. I. Abth. stellv. Bors. d. ll. Abth. Bors. d. III. Ablh. Blehl, Börsensekretär. Oeffentliche Zustellung. Der Kaufmann Hcinr. Ad. Vbcltug in Harburg a/Elbe, ver treten durch Rechtsanwalt vr. Felix Zehme in Leipzig, klagt im Wechselprozeffe gegen Len Handelsmann Franz Hermann Lipp- manu, zuletzt in Leipzig wohnhaft, jetzt unbekannten Aufenthalts, aus einem Prima-Wechsel vom 4. Mai 1901 über 410 85 mit dem Antrags auf Verurteilung des Beklagten zur Zahlung von 410 85 nebst Zinsen zu 6 "/» seit dem Tage der Klagzustellung und ladet den Beklagten zur mündlichen Verhandlung des Rechts streits vor die zweite Kammer für Handelssachen des Königlichen Landgerichts zu Leipzig auf de» 26. September 1901, vormittag- 9 Uhr mit der Aufforderung, einen bei dem gedachten Gerichte zugelassenen Anwalt zu bestellen. Zum Zwecke der öffentlichen Zustellung wird dieser Auszug der Klage bekannt gemacht. Leipzig, den 9. August 1901. Ter EcrichtSschreiber bei»» Königlichen Landgerichte. Oeffentliche Zustellung. Der Kaufmann Oskar Rühle in Leipzig — Prozrßbevollmäch- tigter: Rechtsanwalt vr. Schönwald daselbst — klagt gegen Len Conditor Karl Arlt und dessen Ehefrau Martha geb. Arsie, früher in Leipzig, Nürnbergcrstraße 57, jetzt unbekannten Aufent halts, aus einem am 28. Juni 1901 füllig gewesenen Wechsel über 428 mit dem Anträge, die Beklagten als Gesammtschuldner kostenpflichtig zur Zahlung von 292 95 nebst 6"/» Zinsen seit dem 1. Juli 1901 zu verurtheilen, dem Beklagteu Karl Arlt auch die Kosten des vorausgegangenen Arrestverfahrens aufzuerlegen und das Urtheil für vorläufig vollstreckbar zu erklären. Der Kläger ladet die Beklagten zur mündlichen Verhandlung des Rechtsstreits vor das Königliche Amtsgericht zu Leipzig, Zimmer 63, auf den 27. Sep tember 1901, Vormittags 10 Uhr. Der GerichtSschrciber des königliche» Amtsgerichts Leipzig, am 3. August 1901. Fenillotsn» Clärchen's Carritzre. Von HeinrichLee (Berlin). Nachdruck verboten. In allen Zeitungen, an allen Anschlagsäulen stand es: In der Singakademie trat heute Abend «ine Sängerin auf — Fräu lein Clara Rickling. Die Concerte — und zwar nur von den Violinconcerten ge sprochen —, die während jeder „Saison" in der Reichshauptstadt gegeben werden, belaufen sich in jedem Jahre über tausend. Weit über die Hälft« «davon sind erstmalige Debüts. Auch Fräulein Clara Rickling debütirte heute zum ersten Male. „Von Herrn Köpsch", sagte das Dienstmädchen, ins Zimmer tretend, wo unter dnn hellstrahlenden Kronleuchter, der aus SparsamkeitSrücksichten sonst nie angezündet wurde, Clärchen und ihre Mutter, die Sanitätsräthin, Beide in mrvöser Aufregung, noch mit der Toilette zu thun hatten. Es nxrr em prachtvolle- Rosrnbouquct, das das Mädchen hereinbrachte. „Es ist gut, legen Sie es auf den Tisch!" befahl die Frau Räthin. „Wie nett das von ihm ist!" sagte Clärchen. Nett! Die Frau Räthin fand es nur aufdringlich von ihm. Wer und was >war Herr Köpsch? Herr Köpsch war Leder händler, und er hatte sich vor vierzehn Tagen so weit vergessen, Clärchen einen H«irathsantrvg zu machen. Natürlich war ihm von der Räthin die gebührende Abweisung zu Theil geworden. Clärchen, ihr Kind, rangirt« jetzt <rlS Künstlerin, und so sollte sich ihre Zukunft denn doch ein wenig anders gestalten, als Herrn Köpsch's Frau zu werden. Von jeher waren alle Leut« von Clärchen'- Stimme entzückt. So lange aber der Vater lebte, hatte sie nur im Der^vanivtenkreis«, in Gesellschaften, sich hören lassen. An eine wirkliche und gründ liche Ausbildung ihrer Stimme hatte man damals noch nicht gedacht. Erst, als der Vater starb, als sich herausstellte, daß da von ihm hinterlassene Vermögen so gering war. daß es zum Leben nicht hinreichte, erst da war 'die professionelle Künftlerlauf- bahn Clärchen's auf da- Anrathen all' der Leut«, die doch etwa- von der Sache verstehen mußten, von der Räthin zum Entschluß erhoben worden. Einigermaßen schwierig war gleich im Anfang die Wahl de» Lehrer-. Das Beste war vielleicht, zu diesem Zweck nach Pari- ckder nach Italien iiberzusiedeln, aber da- kostete zu viel. Also mußte man in Berlin bleiben. Nun aber di« ungeheure Menge von Lehrern und Lehrerinnen, die «s in Berlin galb — und Jeder und Jede behauptet«, ganz allein im Besitz der richtigen Gesangsmethode zu sein, während fast alle anderen College» ge wissenlos« Pfuscher waren, die nur Geld verdienen wollten. Da meiste Vertrauen faßte Clärchen - Mutter schließlich zu dem Ge- sangSprvfessor Herrn Rudim. Allerdings hi«ß er mit seinem eigentlichen Namen, Wal allgemein bekannt war, nur Rudolf. Bekanntmachung, die gesonderte Anfstellttng der Droschken II. Klaffe mit Fahr preisanzeiger auf einigen Halteplätze» betreffend. In Gemäßheit von 8 16 des 2. Nachtrags zum Regulativ für das Drojchkenwesen vom 22. November 1890 wird bestimmt, daß von jetzt ab auf den nachstehend genannten Halteplätzen für Droschken II. Klaffe die Droschken II. Klaffe mit Fahrpreisanzeiger nach genauerer Anweisung unserer AufsichtSorgane in folgender Weife gesondert von den übrigen Droschken il. Klasse Ausstellung zu nehmen haben: 1) aus dem AuguftuS-Platz 3 Droschken mit der Spitze an der Grimmaijchen Straße, 2) auf dem Johannis-Platz von der Nürnberger Straße bis zur Mitte des Platzes, 3) auf dem königS-Platz von der Plakatsäule gegenüber dem Grassi-Museum bis zur Mitte des Platzes, 4) auf dem LöhrS-Platz 4 Droschken mit dec Spitze am Alten Theater gegenüber der Pfaffendorser Straße, 5) auf dem Markt 4 Droschken mit der Spitze an der ThomaSgafse, 6f aus dem PctcrSkirchhof 3 Droschken mit der Spitze an der Petersstraße. Auf den übrigen Haltestellen für Droschken II. Klaffe haben die Droschken II. Klasse mit Fahrpreisanzeiger und die übrigen Droschken II. Klasse vorläufig noch in der bisherigen Weise anzusahren. Leipzig, am 9. August 1901. Tas Polizciamt der Stadt Leipzig. Bretschneider. SMtebilder aus Sachsen. Schloß Leuchtenburg. Nachdruck verdetm. „Wem Gott Will recht« Gunst erweisen, Den schickt er in die weit« Welt, Dem will er seine Wunder weisen In Berg und Thal, in Strom und Feld!" Wohl dem, der so mit Sang und Klang, mit leichtem Herzen und fröhlichen Gemüth hinaus wandern kann in die weite, weit« Welt. Dies hohe Glück ist aber doch nur Wenigen beschicken; es braucht aber auch nicht die weite Welt zu sein, um das zu empfinden, was der Dichter fühlte; auch die Mh< bietet das, was obige Verse schildern. Wem es nicht vergönnt ist, eine weitere Reise ausführcn zu können, der wird mit größtem Genüsse und hoher Befriedigung wieder heimkehren, wenn er von Leipzig aus seine Schritte einmal auf zwei bis drei Tag« dem herrlichen Thüringen zulenkt, um als Endziel der Leuchten burg*) ein«n Besuch abzustatten. Besonders em- pfehlenswerth ist die Wanderung durch das Mühlthal; in wenigen Stunden ist über Zeitz die Station Kursdorf der Linie Crossen-Eisenberg erreicht. Hier beginnt das liebliche Mühlthal; nach zweieinhalbstündiger Wanderung erreicht man das prächtige, waldumrauscht« Klosterlausnitz, durch den *) Benutzte Literatur: Sydow, Thüringen und der Harz; Volger, die Leuchtenburg; Ritz, Chronik der Leuchtenburg. Drei Jahre, sagte er, nachdem er Clärchen's Stimme geprüft I und sie für einen außerordentlich -aussichtsvollen hohen Sopran I erklärt hatte, würde die Ausbildung bei ihm dauern. Was das j Honorar betraf, so wollte er sich „ausnahmsweise" zu einer kleinen Ermäßigung gegen seinen sonstigen, gewöhnlichen Satz verstehen, nur müßte er die Damen dringend darum bitten, davon zu keinem Menschen auf der Welt zu reden. Clärchen trat also ihren Unterricht bei Herrn Ruvini an. Drei Jahre! Nach Ablauf der drei Jahre, so hatte Herr Rudini bei der Ab machung den Damen in sichere Aussicht stellen zu können ge glaubt, würde Clärchen — selbstverständlich, nachdem sie zuvor ihr „erstes Concert" gegeben hatte — als fertig« Künstlerin auf ein sicheres Einkommen rechnen dürfen. Und darauf mußten die Damen äuch rechnen, denn die drei Jahre ver schlangen von dem kleinen Vermögen so viel, daß ihnen nach deren Ablauf nicht mehr viel davon übrig blieb. Nun waren die drei Jahre um, Clärchen war sehr fleißig gewesen, und heute Abend also sollte das Concert stattfinden. Das Concert war schon nothwendig 'wegen der Zeitungs kritiken — wegen der guten Zeitungskritiken, die sie zunächst für ihre fernere Laufbahn brauchte. Auch die Veranstaltung des Concert? kostet« eine schreckliche, eine entsetzliche Menge Geld. Man mußte sich an ein« berühmte Concert-Agentur wenden, die den Saal besorgte, die Beleuchtung, die Zeitungsannoncen, di« Placate, die nothweüvigen Mitspieler, damit das Programm nicht zu eintönig wurde, — die die Kritiker einlud und die schließ lich auch dafür sorgte, daß der Saal voll wurde. Die Freund und Verwandten, an die BilletS geschickt wurden, konnten höchstens zwei, drei Bänke füllen. Di« übrigen Billets versandte di« Agentur an die Conservatorien, an Pensionate und Vereine — natürlich gratik. Denn das Jemand sich ein Billet zu einem „ersten Concert" kaufte, war noch niemals dagewesen. Doch halt! Ein Billet war im Vorverkauf für Clärchen's Concert thai sächlich crbgeseht worden. „Herr Köpsch wird «S gekauft haben", sagt« die Räthin, al- sie im Laufe des Nachmittag- von diesem Vorfall Kenntniß be kam — „und paß auf, nun wird er vorn in der ersten Reihe sitzen, direkt Dir vor der Nase." Merkwürdig! Für Clärchen hatte dieser Gedanke, statt sie noch m«hr in Unruhe zu versetzen, eher etwas Besänftigendes. Als würde sie, wenn sie ihm sich gegenüber sähe, «inen Halt, ein« Stühe an ihm haben. Wie gutmüthig «r doch war und wie lieb er sie hatte. Hätte er sie sonst zur Fnau haben wollen? All gemein hieß es auch, was für ein große- Vermögsn'er hatte. Die Mutter.freilich meinte, eS sei ihm nur um ihren jetzt aufsteigenden Künstlerruhm zu thun. Dann allerdings war es nicht sein Herz, sondern nur sein« Eitelkeit, wa« khn zu ihr zog — und hatte Mama dann nicht Recht daran gethan, daß sie ihm ermn Korb gegrben?- . „Soll ich die Chrysanthemum- nehmen — oder die Rosen?" fragte Clärchen unschlüssig, ak- man endlich mit- Allem fertig war uffd da- Mädchen di« vor dem Hause angekomm«n« Droschke meldete. Zeitzgrund geht es nach dem freundlichen Roda, von hier aus ge langt man in 2s/2 Stunden der Roda «ntland durch den lieblichen Rodaer Grund hinauf nach Tröberitz, dem sich das lange Gaisenhain anschließt. Man folgt nun der Chaussee nach Kahla, diese führt durch eine herrlich bewaldete Gegend. Durch lachende Thäler gelangt man nach Oberbodnitz und dann nach Seiten brück. Ueberwältigend und majestätisch tritt nun, auf einem gewaltigen Fclskegel sich erhebend, die Leuchtenburg hervor, bald ist Seitenroda erreicht, und in zehn Minuten ist man oben auf der einzig schönen Burg. „Tief unten der Welt Gewimmel, Forst, Flur und Flusseslauf, Und oben schließt der Himmel Die goldenen Pforten auf." Wenn dieses alte Burggemäuer reden könnt«! Was würden diese Steine berichten; geheimnißvoll mag cs sein, was sie be sonders im Laufe der ersten Jahrhunderte erlebten, da hier der Kampf zwischen den von Westen her vordringenden Deutschen und den Sorben-Wenden tobte. Spät erst tritt diese später so bedeutungsvolle Burg aus dem Dunkel der Geschichte; ein altes Merseburger Turnierbuch gedenkt um 968 eines Ritters „G ott- schalk von Leuchtenburg", dann schweigt die Chronik. Erst als um 1200 die Burg in die Hände der „Lobdaburger Grafen" kam, sind sichere Nachrichten üb«r sie vorhanden. Die Lobdaburger Dynasten waren reich begütert; außer 72 Dörfern besaßen sie auch die Städte Schleiz, Äbenstein, Triptis, Auma, Pößneck, Oppurg, die Hälfte von J«na und ein« Zeit lang auch Kahla, Roda und Neustadt an der Orla. Der Markgraf Friedrich der Freidige von Meißen heirathetc im Jahre 1300 die Tochter des Grafen Otto, Elisabeth von Lobdaburg-Arnshaugk; sie brachte ihm als Heirathsgut die Herrschaften Ärnshaugk, Neustadt und Triptis mit, außerdem auch die schöne Leucht«nburg. In den folgenden Jahren wechselten oft die Besitzer der Burg; bvld ward sie ver pfändet, bald eingelöst, um wieder in anderen Besitz überzu gehen. Zu Ende des 14. Jahrhunderts erscheinen di« Grafen von Schwarzburg als Inhaber der Burg. Sie gaben Leuchtrnburg, Kahla und Roda als Pfand an den Ritter Heinrich von Witz leben und an dessen Schwiegervater Heinrich von Para dies, einen reichen Erfurter Bürger. Heinrich von Paradies war ein gar jähzorniger Herr. Als er einen Bauer fischend in seinem Gewässer antraf, knüpfte er ihn eigenhändig an einem Weidenbaum allsogleich auf. Die Verwandten des Gehängten beschwerten sich bei ihrem Schutzherrn, dem Markgrafen Friedrich dem Streitbaren, der im November 1392 die Leuchtenburg «innahm. Heinrich von Paradies ward glimpf lich behandelt; er und der Ritter von Witzleben wurden Ver bündete des Markgrafen Friedrich des Streitbaren und standen ihm in seinen Fehden bei. Während des Bru d e r k r i e g e s zwischen Kurfürst Friedrich dem Sanftmüthigen und Herzog Wilhelm dem Tapferen erhielt der Letztere Burg und Pflege Leuchtenburg. Da Wilhelm zur Kriegsführung großer Geldsummen bedurft«, so verpfändete er die Burg an seinen Günstling Apel von Vitzthum und dessen Außer dem von Herrn Köpsch geschickten Riesenbouquet stand auch noch ein zweites von Chrysanthemums auf dem Tisch, das für den heutigen Abend bereits bestellt und schon vorhin von der Blumenhandlung abgegeben 'worden war. „Natürlich die Chrysanthemums", entgegnete di« Räthin. Das Concert nahm 'den gewohnheitsmäßigen Verlauf. Clärchen sang ein halbes Dutzend Lieder, die ihr Herr Rudini für den entscheidenden Abend schon s«it vielen Monaten extra einstudirt hatte — darunter auch «in niedliches französisches. Nach dem großen Applaus, mit dem das Publicum jede Nummer belohnte, zu urtheilen, war der Abend von glänzendem Erfolge gewesen. Die Räthin schloß ihr Kind, vor lauter Freude Thränvn vergießend, in die Arm«. Es gab ja jetzt über ihre Zukunft keinen Zweifel mehr. Mitten in der Umarmung mußte Clärchen an Herrn Köpsch denken. Nicht vorn auf der ersten Bank, sondern ganz schüchtern hinten in einem Winkel des Saales hatte er gesessen, als sollte sie ihn nicht sehen, und dennoch hatten ihre Augen so lange herumgesucht, bis sie ihn gefunden hatten. Aber Mama hatte Recht. Jetzt, nach dem heutigen Abend, wo sie morgen früh in all«n Zeitungen stehen, wo sie mit einem Schlage berühmt geworden sein würde, jetzt paßt« er wirklich nicht mehr zu ihr. Di« Zeitungen erschienen — und Clärchen bekam etnm Wein krampf. Die Kritik lautete seltsam übereinstimmend — di« jung« Dame sei eine acceptabl« Dilettantin, 'veren Leistungen im Familienkreise gewiß Vergnügen machen können — aber weiter nichts. Nur hier und da fügte eine kritische Stimm« zu, daß der Debütantin vielleicht noch eine künstlerisch« Zukunft Vorbehalten s«i, dann hätte sie aber noch allerlei zu lernen, Dirses und Jenes. „Weine nicht", herrschte die Räthin ihr Kind an, „ich fahr« sofort zu Rudini, er wird uns Klarheit verschaffen." Herr Rudini zuckte, den Mißerfolg nicht begreifend und die Kritik der Ungerechtigkeit anklagend, die Achseln. Vielleicht, wenn Clärchen noch ein Jahr Unterricht nehme, so meinte er zuletzt. Noch ein Jahr! Das würde es sein — die Rettung, der Trost! Meinten es so nicht auch gerade diejenigen Zeitungen, die noch am wohlwollendsten geurtheilt hatten? Nämlich, daß Clärchen noch zu lernen hätte? Und Clärchen besuchte noch ein viertes Jahr den Unterricht von Herrn Rudini, und al- eS wieder Winter wurde, stand ihr Name abermals in Zeitungsannoncen und an den Anschlag säulen. Wieder applaudirte das Publicum — und wieder schrieben die Zeitungen, was sie im vorigen Jahr geschrieben hatten. Wieder bekam Clärchen einen Weinkrampf, und wieder begab sich die Frau Räthin zu Herrn Rudini, aber diesmal in Verzweiflung sich bei ihm beklagend, daß eS mit ihren Mitteln zu Ende ging. Herr Rudini war hierauf wie verwandelt. „Wenn Sie, wie eS scheint, kein Vertrauen zu mir haben, meine Frau Räthin, und kein Vertrauen zu meiner Methode", er widerte er massiv, „dann, bitte, wenden Sie sich an jemand Anderen. Ich dränge mich Niemandem auf. Nach einem Bruder Bernhard. Beide hatten die Verpflichtung, die Burg in gutem baulichen Zustande zu erhalten; sie benutzten aber die Veste als Raubburg, deshalb, nachdem sich Friedrich und Wil helm versöhnt hatten, belagerte Wilhelm di« Burg, und die frechen Gebrüder mußten sich ergeben. Bei dieser Belagerung hatte die Leuchtenburg durch Beschießung und Brand schweren Schaden erlitten. Wilhelm ließ sie daher wieder Herrichten, unv „er bestellte das Schloß nunmehr nach seiner Bequemlichkeit". Durch die Ländertheilung der sächsischen Fürsten im Jahre 1485 kam die Leuchtenburg in den Besitz des Kurfürsten Ernst; bis auf den heutigen Tag ist auch die Burg bei der Ernestrnischen Linie geblieben. Während Kurfürst Johann Friedrich drr Großmüthige als Gefangener dem Kaiser Karl V. folgen mußte, bewobnten sein« Söhne die Leuchtenburg; auch seine Gemahlin Sybilla floh 1552 zur Burg, um Schutz zu suchen vor den plündernden Kriegsschaaren. Der Dreißigjährige Krieg, der sonst »vas deutsche Land an allen Ecken und Enden in furchtbarster Weise verwüstete, ging ziemlich spurlos an dieser alten Veste vorüber. Die kleine Burgcapelle war fast di« einzige sichere Zufluchtsstätte der Evangelischen der Umgegend; in ihr konnten sie ohne Furcht ihren Gottesdienst abhalten. Nach diesem Kriege verschwanden mehr und mehr die Adeligen von der Burg; statt der eisen bekleideten Ritter und stolzen Edcldamen sah man nun mehr und mehr Bürgerliche auf -der Burg schalten und walten, die Veste ward der Sitz eines Amtsschösiers, der die umliegenden Besitzungen seines fürstlichen Herrn verwaltet« und von den Amtsangrhörigen die St«uer erhob. Bei der Vervollkommnung der Kriegswafsen konnte die Burg zur Zeit eines Krieges keine Bedeutung mehr haben. Es wurde deshalb beschlossen, ihr eine andere Bestimmung zu geben. I m Jahre 1712 wurde sie entwaffnet, die Armaturen und Waffenstücke kamen nach Gotha, man ging damit um, die Burg in ein Zucht-, Armen- und Irrenhaus um zuwandeln. Zu diesem Zwecke wurde sic von 1720—1724 umgebvut. Di« Anstaltskirche erbaute man 1744. Die ersten Gefangenen trafen am 14. September 1724 auf der Leuchtenburg ein. Ihrer wartete der furchtbare „Willekumm", der twrin bestand, daß sie mit einer mit Eisen durchflochtenen Knute ausgepeitscht wurden. In dem unterirdi schen Zellen, in di« sich nur selten eine Sonnenstrahl verirrte, hatten sie ihre Strafen zu verbüßen; die Behandlung war viel fach hart, zum Theil gar roh. Man braucht sich daher nicht zu wundern, wenn die Gefangenen dieser Haft sich zu entziehen suchten und in den umliegenden Wäldern ein Versteck aufsuchten. VonsolchenFluchtversuchenwird aus den Jahren 1745,1785,1806 und 1819 berichtet. Diese Versuche waren mit größter Vor- und Umsicht vorbereitet, so daß es zwar gelang, aus der Veste zu entkommen, aber bald wurden die Entflohenen wietder fest genommen. Einer der verwegensten Fluchtversuche war der im Jahre 1819. Am 15. Juli 1819 entwichen trotz aller Wachsamkeit dreizehn Gefangen« unter Anführung eines gewissen Schlenzig aus Altenburg. Mit einem von seiner Bettstelle abgebrochenen Lattenstücke schlug er zuerst den Zuchtmeister Wächter nieder, ein gleiches Schicksal traf den Hausverwalter Brrneder und den solchen Mißtrauensvotum muß ich es jedenfalls ablehnen, Ihrem Fräulein Tochter noch weiterhin Unterricht zu geben." Die Räthin zog mit Clärchen in eine Hofwohnung in den vierten Stock — und sie nähten Regenschirme für ein großes Geschäft. Zu Mittag hatten sie oft nur Kartoffeln und Kaffee — dafür nahm Clärchen für die kläglichen Ueberschüsse, die diese Arbeit abwarf, wieder Stunden, natürlich jetzt billigere, als wie sie Herr Rudini ertheilte. Nur daß ihre Stimme nicht besser werden wollte und daß sie die Lehrer und die Methoden fortan immer häufiger wechselte. Manchmal sang sie in Kirchen- concerten, Vereinen und Wohlthätigkcitsvorstellungcn, aber dafür gab es nichts bezahlt, und es galt schon als ein Vorzug, eine Ehre, überhaupt bei solchen Gelegenheiten sich hören lassen zu dürfen. Die Dame, eine Frau Director, in deren Unterricht sie zuletzt getreten war und die behauptete, unter allen Zeit genossen nur noch ganz allein im Besitz der Geheimnisse der alten echten bolognesischen Schule zu sein, hatte nebenbei auch eine Concertagentur — und eines Tages kam endlich das Glück. Durch die Vermittelung dieser Dame sollte Clärchen in dem Stiftungsfeste eines Kriegervereins mitwirken, wofür ihr ein Honorar von zwanzig Mark geboten wurde. Der erste klingende Erfolg, das erste Honorar. Natürlich hatte Clärchen ein neues seidenes Kleid dazu be kommen müssen, das den Betrag des Honorars ungefähr um das Fünffache überstieg. So trat sie auf das geschmückte Podium. Aber mochten es die vielen Methoden sein, mit denen sie fortwährend gewechselt hatte und die deshalb in ihrer Stimme etwas in Unordnung gebracht, oder war es die eis kalte Zugluft, die aus den Coulissen wehte — langsam, wäh rend sie sang, fühlte sie das Stimmband versagen, sie mußte ab brechen. Don den Vorwürfen, die sich die Frau Director ihret wegen von der Vereinsleitung gefallen lassen mußte und mit denen sie dann Clärchen selbst überhäufte, kann geschwiegen werden. „Nie wieder, meine Liebe, mit Ihnen!" Das war der Frau Director letztes Wort. - ' Eines Tages klingelte eS tn der armseligen Wohnung, wo Clärchen mit ihrer Mutter gerade wieder am Tisch zusammen saß und Schirme nähte. Clärchen öffnete, und gleich darauf hörte die Frau Räthin einen von Clärchen au-gestoßenen Hellen Schrei. Sie eilte hinaus — und die Person, der Clärchen die Thür geöffnet hatte, war Herr Köpsch. Er bat, etwas verlegen, um Verzeihung, wenn er die Damen vielleicht störe, aber — „Wollen Sie sich nicht näher bemühen, Herr Köpsch?" unterbrach die Frau Räthin seine Rede mit großer Freundlich keit, wobei fie offenbar ganz da» in der Stube aus- gedreitete Schirmlager vergaß . . . An diesem Tage nahm Clärchen'- CarriSre endgiltig ihr Ende, denn sie wurde eine zufriedene, glückliche und liebevolle Frau Köpsch.
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