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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 16.08.1901
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1901-08-16
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19010816013
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1901081601
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1901081601
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1901
- Monat1901-08
- Tag1901-08-16
- Monat1901-08
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Morgen-Ausgabe eipMcr TaMatt 6. Druck sud Verlag voa L. Holz ürLeipzi», Jahrgang Freitag den 16. August 1901 > 8, ü«ttan«n Daß - 6. iv 6. - «. >0 6. >0 6. w 6. 0 6. - « Natürlich führen wir auS den genannten Ländern auch noch andere Agrarprodukt« ein, die, soweit sie größere Werthe darstellcn, in einem folgenden Artikel aufgezählt werden sollen. Die Einfuhr von Waaren jedoch, auf die es bei Beurtbeilung unserer Frage hauptsächlich ankommt, beträgt bei Oester- reich ca. */s, bei Rußland >/z, bei Amerika bei Argen tinien r/, der Gesammteinfuhr. Es fällt schwer, zu glauben, daß durch eine mäßige Erböhung unserer Getreide- und Vieh zölle an sich das Interesse dieser Länder an dem Abschlüsse neuer Handelsverträge vollständig in Fortfall kommen könnte. Tie englische Henkerspolitik tu der Eapcolonie. Man schreibt uns aus L o n d o n unter dem 14. August: „Mit Bezug auf das Aufhängen gefangener Rebellen in der Cap- colonie seitens der Engländer richtet der englische Pastor Reve rend vr. Dretv an die „South African News" einen offenen Brief, in welchem er mit schlagenden Argumenten diese Henkers politik der britischen Militärbehörden resp. der Regierung auf das Schärfste verurtheilt und dabei behauptet, daß er in dieser Ansicht Tausende seiner 'Landsleute in Südafrika und in England hinter sich habe, ganz abgesehen von der übrigen civilisirten Menschheit. Es sei eine der größte Unklugheiten, welche von der Regierung begangen worden sind, daß man jetzt dieses vollständig verfehlte Abschreckungsmittel bei gefangenen Rebellen zur An wendung bringe, denn man könne sich sehr leicht davon über zeugen, daß der wirkliche Effect ganz und gar nicht den gestellten Erwartungen entspreche. Im Gegentheil, die am Galgen ge storbenen Capholländer würden in aller Zukunft von dem großen Haufen der holländischen Bevölkerung geradezu als Märtyrer einer politischen Sache hingestellt und verehrt werden, und die Engländer würden es sich selbst zuzuschreiben haben, wenn der Kampf der holländischen Rasse gegen die britische allmählich nicht nur mehr ein patriotischer, sondern schließlich so gar ein r e l i g ö s - f a n a t i s ch e r sein würde. Wie entsetzlich und weitgehend ein solch grausames Verfahren gegen die natür lich unter allen Umständen strafwürdigen Rebellen den Haß der Capholländer und Boeren gegen die Engländer verschärfen und vertiefen müsse, das scheine leider von der britischen Regierung und ihren Militärbehörden in Südafrika überhaupt nicht mehr in Betracht gezogen zu werden. EsdürfewahrhaftigNie- manden überraschen, wenn das fortgesetzte ritter liche Freilassen der gefangenen Engländer durch die Boeren schließlich einEndemitSchrecken nehmen würde, und speciell die rebellischen Capcolonisten, denen auf jeden Fall der Tod durch den Strang in Aussicht stehe, wür den in Zukunft nicht davor zurückschrecken, gefangene Soldaten auf dem Wege der Repressalien einfach niederzuschießen. Der Pastor schließt seinen Brief mit einer dircten ernsten Warnung an die Regierung." d-8. 8 8. w 8- (xsk-vZVL.) Material zum Zolltarif. p Ueber den neuen Zolltarif-Entwurf haben wir unsere Meinung dahin ausgesprochen, daß derselbe in Einzel heiten wohl noch manche Aenderung erfahren dürfte, daß aber im großen Ganzen eine geeignete Grundlage für die schließliche Verständigung in dem Entwürfe gegeben sei. Ueber jede einzelne Tarifposition zu befinden, kann unseres Erachtens überhaupt nicht Aufgabe der politischen Presse sein. Nur soweit allgemeine Gesichtspunkte in Betracht kommen, vom allgemeinen volkSwirthschaftlichen Standpunkte auS, kann sich die TageSpresse zu dem Entwürfe äußern. Vor allen Dinge» kommt für jeden ehrlichen Freund des wirtschaftlichen Ausgleiches die Frage in Betracht, wie weit etwa der Tarif geeignet sein dürfte, den Ab schluß neuer Handelsverträge zu gefährden. Weil wir in Deutschland darauf angewiesen sind, Landwirtbschaft und Industrie gleichmäßig in ihrer Entwickelung zu fördern, bat die Erhöhung der Agrarzölle eine bestimmte Grenze. Eine Erhöhung ist notwendig, daS hat speciell auch die nationalliberale Partei seit mehreren Jahren in wiederholten Erklärungen ausgesprochen, aber sie darf nicht so hoch ge griffen werden, daß dadurch das Zustandekommen neuer Handelsverträge zur Unmöglichkeit würde. Wie die Landwirtschaft eines verstärkten Zollschutzcs, so bedarf die Industrie unter allen Umständen neuer langfristiger Verträge. Daran ist so wenig zu rütteln, daß es durchaus nicht angeht, die Möglichkeit einer Ge fährdung der demnächstigen VertragSverbandlungen auf die leichte Achsel zu nehmen. Die Besorgnisse, die nack dieser Richtung speciell wegen der Einfügung eines Doppeltarifs für die vier Hauptgetreidearten gehegt werden, gehen, wie auch der im Uebrigen leider recht un- präcise Beschluß des Direktoriums deS JndustriellenverbandeS erkennen läßt,in Kreise hinein, denen eine unfreundliche Stellung gegenüber der Landwirtschaft ganz gewiß nicht nachgesagt werden kann. Jedenfalls erheischt gerade diese Seite der Angelegenheit eine sehr gewissenhafte Prüfung. Mit der bloßen Behauptung der in Rede stehenden Gefahr ist es aber natürlich ebenso wenig gethan wie mit ihrer ein fachen Verneinung. Man muß die Handelsstatistik zu Hilfe nehmen, wenn man ein zutreffendes Urtheil in der Sache abgeben will. Die vier Länder, die an den deutschen Agrar zöllen am meisten interessirt sind, sind Oesterreich, Rußland, ü. t»8. 8 6. 8. r8.(ur8oucar» - 8. - 6. 'S 6. - L sS 6. M 8. !S 6. - 8. 1. i. 8. S. 5. ö. 6. 5. 6. 8. 6. L 6. S 6. L Auuahmeschluß für Anzeigen: Abead-AuSgabe: Vormittags 10 Uhr. Morgeu-AuSgabe: Nachmittags 4 Uhr. Bei deu Filiale» und Annahmestelle» je eine halb« Sttmde früher. Anzeige» stsd stets a» die Expedition z» richte». Die Expedition ist Wochentags »nuyterbroche» geöffnet voa früh 8 bis Abend- 7 Uhr. Der Artikel wird auffälliger Weise ernst genommen, obwohl schon die jetzige Zeit der völligen parlamentarischen Zusammen- hanglosigkeit gegen die angebliche Wiener Information spricht Im Uebrigen ist nicht zu übersehen, daß sich sogar ein Blatt, wie die „Nat.-Ztg.", zu der Erklärung genöthigt sieht, es scheine aus geschlossen, „daß die parlamentarische Ar beitsfähigkeit des jetzigen Reichstages zur Erledigung eines Zolltarifs, wie der beabsichtigte, aus reicht." „Aber wenn es sich so verhält", fährt die Zeitung fort, „dann folgt daraus nur, daß diejenigen Personen, welche vor mehreren Jahren in der Regierung und innerhalb einzelner Par teien ein derartiges Werk unternommen, nicht mit der erforder lichen Ueberlegung gehandelt haben, indem sie, statt die Abänderung einiger Zollsätze des bestehenden Tarifs in ihrem Sinne zu versuchen, an die Aufstellung eines neuen Tarifs von nahezu tausend Positionen gegangen sind. Man sagte früher in England, das Parlament könne Alles, außer einen Mann in eine Frau zu verwandeln. Selbst in England kann das Parlament schon lange auch vieles Andere nicht. Bei uns hat es von jeher nur viel weniger gekonnt, und der jetzige Reichstag kann überaus wenig. Hat man dies bei der jahrelangen „Vorbereitung" des Tarifs unbeachtet gelassen, so mögen die, welche die Schuld daran tragen, dafür büßen, so bald die Unmöglichkeit der Er ledigung des Tarifes sich ergiebt." Das einzige Mittel sei dann di« Auflösung desReichstages. Nun, vorläufig ist es noch nicht so weit. Uns scheint über haupt die ganze Basis dec Erörterung, diese unverbürgte Wiener Meldung, vorläufig noch zu schwankend, um gerade darauf eine kohe Warte mit dem Ausblick auf ferne politisch: Ereignisse zu fundiren. Immerhin ist cs ja möglich, daß dem Wiener Artikel die Bedeutung eines bnUon cl'es8gi zukommt, dessen Aufsteigen einige Rückschlüsse gestatten würde. Vellritäten dieser Art spuken, ist ja nicht neu. - 6. - 6 0 S. » S. - 6. S 6. Anzeiger. Amtsblatt -es Hönigkichen Land- und Amtsgerichtes Leipzig, -es Nathes im- Nolizei-Ämtes -er Lta-t Leipzig. dieser vier Länder; sie führen alle weit mehr Waaren nach Deutschland ein, als sie von uns empfangen. Sieht man sich die eingeführten Waarcn auf ihre Gattung an, so entfallen auf diejenigen Agrarerzeugnisse, deren Zölle jetzt erhöht werden sollen und die darum Hauptgegenstand des Streites sind, in Procenten der Einfuhr: 8. o. s. v 6. 8 L u. 8. Anzeigen »Preis die 6 gespaltene Petitzeile 25 Reklame» unter dem RedacttonSstrictz (4 gespalten) 7b H, vor den Famtltennach» richten («gespalten) 5V Ls. Tabellarischer und Ziffernsatz entsprechend höher. — Gebühren für Nachweisungen und Offerteaanaahme LS L, (excl. Porto). Ertta-Beilagen (gefalzt), nur mit der Morgen-Ausgabe, ohne Postbesörderuag .1 ÜO.—, mit Postbeförderung 70.—. 8. 6. 6. v. 8. 8. «. 8. 8. 8. 8. 8. k. 8. 6. 6. 8. 8. 8. xar.v.L7:— 8 8. 6. 8 > 8. 8. > 8. 0. 8. (»tt.ru», v. 8 Der Krieg in Südafrika. Tie EoucentrationSlagcr in Südafrika. Man schreibt uns aus London unter dem 14. August: „Es ist in den letzten Wochen sehr stille geworden betreffs der un geheuerlichen Greuelthat, welche die englische Regierung beging, als sie durch ihre Heerschaarrn im Transvaal, im Orangefreistaat und in der Eapcolonie wehrlose Frauen und Kinder der Boeren zu Zehntausenden in engen, ungesunden und in jeder Hinsicht verdammenswerthen Zeltlagern gewaltsam zusammen pferchen ließ. Die fürchterlichen Schilderungen jener furchtlosen und unparteiischen Dame Miß Hobhouf wurden nach Kräften und mit allen unreellen Mitteln als unwahr hingestellt und todt- geschwiegen, und um die Enthüllungen derselben zu balanciren, wurde schließlich sogar die Bildung eines speciell«» Damen- conntos gestattet, das natürlich aus Angehörigen der ersten Ge sellschaftskreise zusammengesetzt war, und mit allen möglichen Privilegien ausgerüstet nach Südafrika dampfte und dort jetzt die Concentrationslager nach einander besucht, um nach Wunsch und Gefallen der britischen Regierung officiell festzustellen, daß in diesen Heimstätten des grenzenlosesten Elends natürlich Alles in tadellosester Ordnung ist, und daß die unglücklichen Frauen und Kinder mit ihrem Loose unter britischer Protection mehr wie zufrieden sind und ein behagliches Dasein führen. Auf den ersten Rapport dieses Damencomitl-s kann man wirklich gespannt sein, obwohl kein Zweifel darüber herrsch«» darf, wie derselbe ausfallen wird. Das Einzige, was inzwischen in jeder Woche über die Con centrationslager in der englischen Presse offici«ll und officiös laut wurde, war die stereotype Versicherung, daß es den Weibern und Kindern der Boeren unter englischem Schutze in jenen Lagern durchweg viel besser ergehe, als sie es früher jemals gewohnt ge wesen seien, und mit dieser pharisäerhaften Lüge glaubt man von oben herab das Gewissen der englischen Nation mit Bezug auf den verübten beispiellosen Frevel gänzlich beruhigen zu können. Dabei werden aber ganz kaltblütig von Zeit zu Zeit die Sterblichkeitsziffern aus diesen Concentrationslagrrn veröffent licht, und diese Statistiken sprechen andauernd eine ernste beredte Sprache. Nach den letzten Veröffentlichungen hat cs den Anschein, als ob trotz der gegentheiligen officiellen Versicherungen der eng lischen Regierung die Zustände in jenen Zwangsheimstätten der bedauernwerthen Boerenfrauen und Kinder sich noch bedeutend verschlimmert haben und fortgesetzt eine stetig wachsende Zahl von Opfern fordern. Während im Monat Juni die Sterblichkeit unter den Kindern in sämmtlichen Lagern 334,8 per Tausend im Durchschnitt betrug, stieg diese Ziffer in den ersten 14 Tagen des Monats Juli auf die fürchterliche Höhe von 393,6 per Tausend, und in einem Lager allein starben in dem letztgenannten Zeitraum nicht weniger als 196 Frauen und Kinder. In dem Lager zu Potchefstroom, in welchem sich 3002 Kinder jeden Alters internirt befinden, starken in der ersten Woche des Monats Juli allein cm den Masern 96, und in der folgenden Woche 105 Kinder. An Hand dieser Ziffern läßt sich feststellen, daß in dem ge nannten Lager, wenn dieser Kindermord im Großen im gleichen Procentsatze fortschreitet, in etwa acht Monaten keine Nachkommen der Boeren mehr vorhanden sein werden. Auf welche Weise und mit welchen Lügen will die britische Regierung eine solche einfache und klare Statistik widerlegen? sie wird darauf demnächst mit dem schönen Rapport ihres vornehmen Damcncomitas ant worten und sich inzwischen keine Scrupel über dieses grauen hafte Kindersterben, das vielleicht gewissen Hoffnungen und Wünschen im Jmgolager nur zu sehr entspricht, machen. Geradezu heroisch scheinen unter diesen fürchterlichen Um ständen sich nach wie vor di« unglücklichen Frauen und Mütter in den Concentrationslagern zu verhalten, denn selbst im „Standard" wird ausdrücklich constatirt, daß nur selten persön liche Klagen dieser Heldenweiber laut werden, daß sie sich vollständig für ihre Kinder aufopfern, und daß sie schließlich, wenn sie zufällig mit gefangenen oder capitulirten Boeren Zusammentreffen, diese als Feiglinge und Derräther mit Ver achtung strafen und sich stolz von ihnen zurückziehen. Das ist echte- Held «nthum, — aber auf englischer Seite scheint man hierfür kein Verständniß und kein Auge zu haben, und di« elende Mißw-irthschaft in diesen berüchtigten Lagern des tödt- lichen Jammer- nimmt ruhig ihren Fortgang." L. KM«» Il»r» 8. Bezug--Preis der Hauptexpedttio» oder den im Stadt bezirk und deu Vororten errichtete» Aus gabestelle» abgeholt: vierteljährlich ^l 4.50, bet zweimaliger täglicher Zustellung tu- Haus 5.50. Durch die Post bezöge» für Deutschland ». Oesterreich: vierteljährl. 6. Mau abonnirt ferner mit entsprechendem Postausschlag bet den Postanstalten in der Schweiz, Italien, Belgien, Holland, Luxem burg, Dänemark» Schweden und Norwegen, Rußland, den Douaustaaten, der Europäische» Türkei, Egypten. Für alle übrigen Staate» ist der Bezug nur unter Kreuzband durch die Expuitioa diese- Blatte» möglich. Di« Morgen-Au-aab« erscheint um »/,? Uhr) die Abend-AuSgabr Wochentag- um L Lhr. Ne-action und Expedition: JohanniSgasse 8. Filialen: Liste- «ah» vorn», lv. Klemm'- Gorttm. UuwersitätSstraße 8 (Pauliuum), Louis Lösche, Katharinenstr. 14. purt. uud König-Platz 7. „DiscretionSre Vollmachten". Ein Wiener Blatt will in Erfahrung gebracht haben, daß, um die parlamentarischen Schwierigkeiten zu überwinden, die sich der Verabschiedung deS neuen Zolltarifs unzweifel haft in den Weg stellen werden, ein« Aenderung der Ge- schäftsordnung de» Reichstages in Aussicht genommen sei. Man wolle, so wird versichert, dem Präsidium di - cr «tio- näre Vollmachten ertheil«n, e- solle in den Stad gesetzt werden, die Geschäft« nach dem Willen der Mehrheit leiten zu können. Diese Vollmachten würden nur in einem einzigen, kurz gefaßten Paragrvphen auHesprochen werden, so daß die B«rathung von AbänderungSantragen trotz aller Bemühungen ihrer Hinzögerung einer Tage- aut Mangel an Stoff doch irgendwie zu Ende g«hen müßte. Die Väter de« Plane», so heißt e» weiter, denken sich die Sache so, daß eine Mehrheit, di« größer al» di« Hälft« der Reich-tagsmitglieder zu sein hätte, zwar nicht für Wochen und Monate, doch aber für die paar Tage zusammenzuhalten wäre, die zur Sicherung de- Anschlages notbig sein wurden. Firner würde man, um jede- Bedenken zu zerstreuen, al» soll« hier eine Selbstamputation der Reich-tag-rechte stattfinden, di« Bestim mung treffen, daß die di-cretionären Vollmachten immer nur für eine Session zu gelten hätten. Deutsches Reich. sf vcrlin, 15. August. (Fabriks- oder hand werksmäßig?) Nachdem in den letzten Tagen eine An zahl von Handwerkskammern die gesetzgebenden Fak toren aufgefordert haben, eine gesetzliche Regelung der Frage herbeizuführen, welche Betriebe als fabriksmäßig und welche als handwerksmäßig anzusehen sind, darf daran erinnert werden, daß regierungsseitig in dieser Angelegenheit bereits eine umfassende Erhebung ver anstaltet ist. Ihre Ergebnisse werden im preußischen Mini sterium für Handel und Gewerbe gesichtet und geprüft. Die gegenwärtige Schwierigkeit der Materie liegt nicht so sehr darin, Kriterien für die Begriffsbegrenzung eines handwerksmäßigen Betriebes zu finden, als darin, daß über diese Frage ver schiedene Factoren entscheiden. Fabriksmäßige Betriebe werden in das Handelsregister eingetragen. Ueber diese Eintragung entscheiden die Registergerichte. Die Behörden, die über die handwerksmäßige Natur eines Betriebes im Sinne der Ge werbeordnung zu entscheiden haben, sind ganz andere. Und nun ist eine Uebereinstimmung zwischen den Ansichten dieser Factoren betreffs der Grenzlinie zwischen beiden Betriebsarten nicht immer zu erzielen. Während auf der einen Seite mehr Gewicht auf den Umfang eines Betriebes gelegt wird, werden auf der anderen die gesammten Betriebsverhaltnisse als maßgebend an gesehen, und daraus müssen sich Verschiedenheiten der Ent scheidungen ergeben, die nach beiden Seiten unangenehm wirken. Man wird sich erinnern, daß in dem ersten Entwurf eines Hand werksorganisationsgesetzes, welcher noch unter dem Minister Freiherrn v. Berlepsch veröffentlicht wurde, alle diejenigen Be triebe, in denen 20 und weniger Arbeiter beschäftigt wurden, als handwerksmäßige angesehen wurden. Auch in diesem Ent würfe war also das Kriterium des Betriebsumfangs als maß gebend angesehen. Gegenwärtig scheint jedoch an den zu ständigen Regierungsstellen die Ansicht, daß der Betriebsumfang nicht allein als das entscheidende Merkmal anzusehen sei, die Oberhand gewonnen zu haben, und man wird wohl nicht fehl gehen, wenn man annimmt, daß, falls eine Entscheidung, die bei dem Mangel einer die Registergerichte und die Verwaltungs behörden gemeinsam bestimmenden Instanz nur eine gesetzliche sein kann, wirklich gefällt wird, sie sich dieser Ansicht anpassen wird. Ob jedoch die Entscheidung sehr bald fallen wird, ist nicht sicher. Es ist immerhin möglich, daß die natürliche Ent wickelung der Dinge die bisher zu beobachtenden Mißstände aus merzt, dann würde eine so einschneidende Aenderung des erst einige Jahre in Geltung befindlichen Handwerksorganisations gesetzes unnöthig werden. Berlin, 15. August. (Die Ausdehnung der gemeinnützigen Bauthätigkeit in Deutsch land.) In einer tiefeindringenden und erschöpfenden Unter suchung in dem neuesten Bande des Vereins für Socialpolitik hat vr. H. Lindemann-Degerloch bei Stuttgart durch seine Wohnungsstatistik das Vorhandensein und den Umfang der Wohnungsnoth in Deutschland dargethan. Diesen eine ernste Sprache redenden Ergebnissen stehen die Bestrebungen der ge meinnützigen Bauthätigkeit zur Abhilfe der Wohnungsnoth gegenüber. Im Vergleich zur Lösung ihrer ge waltigen Aufgaben mögen die Resultate der gemeinnützigen Bauthätigkeit in Deutschland noch immer recht bescheiden er scheinen, aber immerhin läßt sich ein energisches zielbewußter Streben auch nach dieser Richtung der socialpolitischen Probleme erkennen. Nach einer im Herbst 1900 vom Verein für Social politik voraenommenen Erhebung waren zur genannten Zeit in Deutschland 384 organisirte Vereinigungen zum Zweck der Aus übung gemeinnütziger Bauthätigkeit vorhanden; 292 entfielen auf Preußen, die übrigen 84 auf die übrigen deutschen Bundes- staaten, und zwar 21 auf Bayern, 14 auf Württemberg, 13 auf Sachsen, 9 auf Hessen, je 7 auf Baden, Elsaß-Lothrinaen und die thüringischen Staaten, 6 auf Hamburg, 4 auf Bremen, 2 auf Oldenburg und je 1 auf Braunschweig und Lübeck. — Von diesen 384 Vereinigungen konnten jedoch vorerst nur 228 über positive Ergebnisse ihrer Bauthätigkeit berichten. Der größte Theil der übrigen theilte mit, daß Baugelände erworben und Häuser im Entstehen sind, um Wohnungen herzustellen. Jen« 228 Vereinigungen hatten bi» Schluß des Jahres 1899 inigesammt 8478 Häuser mit 24 075 Wohnungen errichtet, von welch' letzteren 13148 auf kleine Häuser zu je 1—3 Woh nungen, 10 927 Häuser zu je 4 und mehr (im Durchschnitt je 8) Wohnungen entfallen. 12 710 Häuser sind ausschließlich zum Vermiethen bestimmt, 11395 dagegen sind zum Zweck des Eigenthumserwerbs erbaut. Interessant ist die Wahrnehmung, in welcher Zahlenhöhe die verschiedenartigen Vereinigungen an dem Bau dieser Häuser betheiligt sind. Die „Eingetragenen Genossenschaften" erstellten 10 373, die „Gemeinnützigen Aktiengesellschaften" 9101, die „Vereine mit Corporationsrechten 2494, die „Stiftungen" 1701 und die „Gesellschaften mit be schränkter Haftung" 406 Häuser. Die „Genossenschaften" mar- schiren also hier, trotz der viel kürzeren Zeit ihres Bestehens, an der Spitze. Der Gesammtwerth der durch die fünf ver schiedenartigen Gruppen von Gesellschaften für gemeinnützige Bauthätigkeit erbauten Häuser beläust sich auf 85 528 323' <-F, ausschließlich des Grund und Bodens, der Durchschnittspreis für die Erstellung einer Wohnung auf 3550 — Gestern beging der Senior der yationallibe- ralenPartei und Vorsitzende der nationalliberalen Fraction des preußischen Abgeordnetenhauses, Staatsminister a. D. Ar thur Ho brecht, seinen 77. Geburtstag. Zahlreiche Glück wünsche von nah und fern haben den Empfindungen der Partei freunde für ihren Führer im Abgeordnetenhause herzlichsten Ausdruck verliehen. — Der Kaiser hat dem Freiwilligen Erziehungs beirat h für schulentlassene Waisen bei Entgegennahme des letzten Jahresberichtes für das lausende Jahr einen Beitrag von 300 aus der Privatschatulle bewilligt. ' — Ter russische Gesandte in Brüssel, von Giers, ist aus Brüssel hier angekommcn. — Ter Fürst zu Wied, Präsident des Herrenhauses, ist heute nach Neuwied zurückgereist. T Schleswig, 15. August. (Telegramm.) Der neu ernannte Oberpräsident Frhr. v. WilmowSki ist heute hier eingetroffen. * Thorn, 15. August. Der Termin zur Hauptverband- lung im Thorner Geheimbündeleiproceß ist jetzt vorder hiesigen Ferienstrafkammer auf Montag, 9. September, und folgende Tage festgesetzt worden. Den Vorsitz wird Land- gericktSdirector Graßmann, der Reichstagsabgeordneter ist, führen. (Voss. Ztg.) T Krefeld, 15. August. (Telegramm.) Die städtische sociale Commission und die Vertreter der ausständischen Sammetscheerer beschlossen gestern, eine Commission ein zusetzen, welche die Frage der Einführung eines Minimal lohnes mit Altersstufen prüfen und einen Ausgleich herbei führen soll. D Wtlhclmshiihc, 15. August. (Telegramm.) Das Kaiserpaar ist heute Nachmittag 4 Uhr hier eingetroffen und wurde von den jüngsten Kindern empfangen. Zur Be grüßung war auch General v. Wittich anwesend. * EmS, 15. August. Der König von England bleibt bis zum 10. September hier, während die Königin und die Prinzessin Victoria nur kurze Zeit verweilen und dann nach Kopenhagen reisen werden. — AuS Elsaff-Lothringcn. Die beiden ultramontanen Blätter deS Reichslandes „Elsässer" und „Lorrain", theilen auf Grund zuverlässiger Informationen mit, daß von der geplanten Versetzung des Weihbischofs vr. Marbach von Straßburg nach Metz an zuständiger Stelle Ab stand genommen worden sei. Was die Besetzung des Metzer Bischofsstuhles anlangt, so wird weite: gemeldet, sei die Combination Benzler-Bulach-Marbach ganz auf gegeben. 8.LH. Aus Saarburg, 13. August, dem Sitze des Kriegs gerichts (31. Division des XV. Armeecorps), das am 8. und 9. des Monats in dem TodtschlagSprocesse gegen Baron von Stietencron auf dessen Freisprechung erkannte, wird uns geschrieben: „Nachdem bis zur Stunde von Kriegs- tzerichtsrath Oolen - Straßburg i. Els., welcher im lstietencron-Precesse die Anklage vertrat, gegen das frei sprechende Urtheil bei dem Ober-Kriegsgericht eine Revision nicht angemeldet worden ist» gewinnt es den Anschein, als ob eine Wetterführung deS Verfahrens nicht stattfinden soll. Dagegen soll das italienische General-Consulat in Mannheim als Vertreter der Erben des erschossenen Italieners Kozzi eine officielle Beschwerde gegen das Urtheil bei dem Generalcommando des XV. Armeecorps ein gereicht haben, in der es sich vor Allem auf daS Zeugniß der neun Arbeitsgenossen des Getödtetcn beruft, die von einer agressiven Haltung Fozzi'S gegenüber dem Angeklagten von Stietencron nichts bemerkt haben wollen und die auf diese Aussage hin sämmtlich vereidigt worden sind. Daß ein solcher Einspruch eines fremdländischen Vertreters auf den Gang des Gerichtsverfahrens keinen Einfluß baden könnte, ist selbstverständlich. Es wird sich hier wohl um ein Miß- verständniß handeln. Schweiz. * Zurich, 15. August. (Telegr.) DaS schweizerische Comits zur Hilfeleistung für die Wittwen undWaisen der Boeren, das eine auS einem Arzt und sechs Kranken schwestern bestehende Abordnung nach den Flüchtlingslagern in Südafrika ausgerüstet hat, tbeilt mit, daß die Abo rdnung, die sich am 17. August in Southampton nach Südafrika einschiffen sollte, nicht abgebe, da das britische Kriegsministerium die von Lord Roberts schriftlich ertbeilte Erlaubniß zurück ziehe, unter der Begründung, daß die Lage sich seither voll ständig geändert habe und daß von England selbst für die Frauen und Kinder der Boeren in den Flücht lingslagern bestens gesorgt werde. DaS schweizerische HilfS- comits wurde heute durch dir Vermittelung des BundeS- ratbeS benachrichtigt, daß das englische auswärtige Amt die gewünschte Intervention endgiltig ablebne. Großbritannien. * Graf Walderscc hat bei seiner Ausfahrt so viel Erstaunen erregt, daß man erwarten durfte, er werde, zumal da er doch in China kein Waterloo oder Sedan und nicht einmal ein Gitschin zurückläßt, sich genug gethan haben und bei der Rückkehr auf die altpreußische und auf gut gemeindeutsche Soldatenknqppheit zurückgreisen werde. Diese Erwartung ist so gründlich enttäuscht worden, daß dit »Time«" sich durch 8ttto» ller* 8. 6. (rUts) 6. 8. L. m.Op.83 8. la.LxLt 6. 8. 8. 6. 8. 8. die Vereinigten Staaten und Argentinien. Unser gesammter WaarenauStausch mit diesen vier Staaten betrug im Jahre 1900 in Millionen Mark: Einfuhr Ausfuhr Mehreinsuhr Oesterreich 724,3 510,7 213,6 Rußland 716,5 324,9 391,6 Amerika 1020,8 439,7 581,1 Argentinien 234,6 64,0 170,6 Deutschland ist, Wie man sieht, ein sehr guter Kunde Oesterreich Rußland Amerika Argentinien Rogge» — 12,4 0,2 — Weizen — 5,0 5,9 27,0 Gerste 5,5 54 0,6 —— Hafer 0,2 5,4 0,5 — MaiS — 0,7 10,2 4,5 Malz 3,4 — — — Hopfen 0,9 — — — Nutzholz 12,8 8,5 1,8 — Quebrachobolz . . . — — 3,4 Lebendes Vieh . . . 8,3 5,3 0,2 — Fleisch 0,3 0,1 1,7 — Butter 1,0 0,7 — — Eier 6,6 5,6 — — Mehl 0,6 — 0,2 — Zusammen 39,6 49,1 21,3 34,9
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