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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 22.08.1901
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1901-08-22
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19010822023
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1901082202
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1901082202
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1901
- Monat1901-08
- Tag1901-08-22
- Monat1901-08
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Mbend-Ausgave Druck und Verlag vo» E. Polz t» Leipziz. 95. Jahrgang. Donnerstag den 22. August 1901 leiste, würden sie wieder kommen und die ö entlichen Gebäude vo.^n E oernichten. Solcher Aufforderung, die doch einen Hohn auf WMw- bM sch die Macht Englands enthält, wurde nicht Folge geleistet. ' yaoen j°u, ist ich Di« Boeren hielten Wort, kamen nach acht Tagen wieder, der-I d FenLUeton. 2üj „Die Der groß« ttd. r >0Q- soso 103^0 7 ILO Lik. rud. Uctr >e»p r L. m slkd. ksli '.-L. s»»r rdr". cic v«rdot«a.) »1. «. »cd -lU. K.S. B«t> -t^> Auswärtige Amt in Berlin wird vielleicht auch noch mit dieser Sache zu thun bekommen. Aber auch in der westlichen Provinz und in der Nähe von Capstadt ist man daran, durch allerlei Chikane dir Erbitterung gegen England zu einem Aufstande anzufachen. Hierzu einige Beispiele/ In Wellington wohnt der allgemein geachtete Ä. Murray, ein Pfeiler der reformirtrn Kirche. Dessen Sohn, auch Prediger, hatte in einem Briefe 'den gefährlichen Ausdruck ge braucht: „Die Rothen bekommen es jetzt schwer", und <n Folge dieses Verbrechens mußte er mit dem nächsten Zuge nach dem Camp in Beaufort abreisen. Beaufort ist nämlich der Ber bannungsort für die Prediger der Capcolonie, dort wird er also verschieden« Collegen treffen. Den Farmern bei Malmesbury, die der schweren Zukunft entgegensehen, da ihnen alle Zugthiere genommen sind, und die den Kommandanten fragten, wie sie ihre Ernten fortschaffen sollten, soll zur Antwort geworben sein: „Sehr einfach, steckt ein paar Streichhölzer dazwischen!" Und nun die aridere Seite. Die Boerencomm andos, in kleinen Abteilungen über das ganze nördliche und östliche Gebiet der Colonie verbreitet, sind die Herren im Lande. Das gilt besonders von den Strichen, die beim ersten Einfall durch Proklamation als Freistaatsches Gebiet er klärt wurden. Die größeren Städte werden vom englischen Militär gehalten. Man beschädigt auch die Bahnen nur so weit, als es Bedürfniß ist, um nicht die Zufuhr der Lebensmittel nach den verschiedenen Frauen-Camps jetzt schon abzuschneiden. Das trifft besonders zu im Aliwal North-District, wo di« Einwohner zwischen zwei Feuern sind. So gehen die Farmer dort auch nicht mehr zum englischen Kommandanten nach Aliwal um Erlaubniß fragen, wenn sie verreisen wollen, sondern zum Boerencomman- danten. Die Lag« wird an einigen Beispielen deutlich. So kam ein kleines Boerencommando zur Farm des Abgeordneten Botha, der dieAfrikander-Partei verlassen hat. Man wollte einige Pferde dort reouiriren. Botha war gerade auf der benachbarten Farm seines Bruders, und es wurden zwei Mann hingesandt, ihn zu holen. Der Erste, der zu Botha kam, und ihm die Hand ent gegenstreckte mit dem Gruß: ciag ooni (guten Tag, Oheim), wurde sofort von ihm und seinem Bruder gewürgt. Sein Kamerad, der das sah, warf sich schnell aufs Pferd, um Hilfe zu holen, und bald kam denn auch ein Dutzend Boeren hinter den fliehenden beiden Bothas herangejagt. Die Bothas mußten sich ergeben, wurden zur Farm gebracht, und dann Botha mit einer Tracht Prügel bedient, wie er sie noch nie in seinem Leben er halten. „So, und nun zahlt der Eine 180 Pfund Sterling und der Andere 50 Pfund Sterling Strafe, werden rn den nächsten Tagen das Geld holen; sorgt, daß es dann vorräthig"^ lautete der Abschied. Botha eilte so bald als thuitlich zum englischen Kommandanten nach Aliwal - North, klagt seine Noth und bittet um Schutz. Aber der Kommandant sagt ihm: Schützen kann ich Euch nicht, da ich wich mit meinen Truppen nicht aus Aliwal wagen darf." Er rieth ihm selbst, die Geldstrafe zu zahlen. Ob sie prompt bezahlt worden ist, scheint mir zweifelhaft, da die Boeren später eine der beiden Farmen abgebrannt haben. Bei der Einnahme von Murraysburg fanden die Dorren nur schwachen Widerstand, bei den Einwohnern aber Mängel an Lebensmitteln. Sie sandten also zum nächsten englischen Kom mandanten die Aufforderung, die Stadt zu verproviantiren und zum besseren Schutze eine englische Garnison dahin zu senden; sie gäben ihm dazu «ine Woche Zeit; falls er nicht sofort Folge gesammte Streitmacht der Boeren, welche in die Capcolonie ein dringen wird, und sich dort noch unter Sch : ep«rs und anderen Kommandanten befindet, zu übernehmen. Auf englischer Seite wird natürlich Alles gethan werden, um einen solchen größeren combinirten Borstoß der Boeren nach Süden zu verhindern, denn man 'weiß ganz genau, daß, wenn erst De Wet Mit einer größeren Anzahl von, in unzählige kleinere Commandos «ingetheilten Corps sich in der Kolonie festgesetzt hat, es keine leichte Aufgabe sein wird, ihn und seine kleine Armee wieder los zu werden." -to, d«iä« vor» c-vi»" <2V/S) t» S) von So««»« klxwoatd, L». <21/8 8 1°. ll»t» >r«e. aLi». äo. slU Visa brannten die öffentlichen Gebäude und auch die Standard Bank gebäude, weil diese Bank sich in diesem Krieg« parteiisch gezeigt. Solcher Beispiele ließen sich noch manche anführen. Alle Siegesbulletins der Engländer können nicht darüber Hinweg täuschen, daß die Capcolonie, wenn nicht alle Anzeichen trügen, vor einer Katastrophe steht. In ähnlicher Weise äußert sich Dr. Hendrik Muller, der Vertreter des Oranje-Freistaates im Haag, in einem Privat schreiben: „Sie treffen es gerade glücklich, denn soeben habe ich von vrrtrauenswerther Seite aus Südafrika einen Bericht erhalten, der selbst meine Erwartungen übertrifft. Wir mir nämlich mit- getheilt wird, haben elf- bis zwölftausend Capcoloi- nist en die Waffen ergriffen. Mein Berichterstatter schreibt mir ferner: Der Zustand hier wird sehr kritisch, Vie Eng länder sind rathlos. Sie halten alle Bericht« auf, damit diese nicht die Kapstadt erreichen. Dasjenige, was man dort hört, ist lauter Lüge. Die ganze englische Politik hier wird bald zu sammenbrechen und England selbst hier verbluten." 104,— 99,25 LS,SO 155.40 IISLS 152.50 103.40 103,80 «S,3S 34.60 I30LS V7L0 59,— 153.50 128.50 106,— 203,LS 171,7ö 142.25 142,— 137^10 1VI.SO 284,— 109,— 145,— 136,— 121.25 82,75 IS5L5 47,— 208,75 115,60 754.50 .-V. kdr. ötU. or. «UL Ud. «t wo tu» VS,40 88. SO 96,— 102,10 »«o. »t» iw 28 nMgtrTagtlllatt Anzeiger. Amtsblatt des königlichen Land- nnd Amtsgerichtes Leipzig, -es Nathes nnd Nolizei-Ämtes der Ltadt Leipzig. kd» än. ad. Amrahmrschluß für Anzeigen: Abrud-Ausgabe: vormittag» iS Uhr. Dkorgeu-AuSgab«: Nachmittag» 4 Uhr. Bet dm Filialen und Annahmestelle» jr ein» halb« Stund« früher. Anzeige» Pud stet» a» die Expedition z» richte». Die Expedition ist Wochentag» unnnterbroche» geöffnet vo» früh 8 bl» Abends 7 Uhr. Die Wirren in China. Die Unruhen in China. Der „Ostasiatische Lloyd" schreibt vom 12. Juli: Nachrichten aus dem Norden werden immer magerer. Rückzug der Truppen der Verbündeten machte bereits „ . Fortschritte. Plötzlich ist aber ein Stillstand eingetreten. Die französischen und die italienischen Truppen haben Befehl er halten, in Tschili zu bleiben, die deutschen, ihre Abfahrt für sechzig Tage zu verschieben. Die chinesischen Friedenscom- missare sind davon bereits amtlich notificirt worden. Es scheint, daß diese Maßregel auf das Nichtfortschreiten der Friedensoerhandlungen zu setzen ist. Andererseits berichten die chinesischen Blätter aber auch einstimmig von dem Ueberhand- nehmen der Räuberbanden, denen die chinesischen NeichStruppeu nicht gewachsen sind. Was vom Nordwesten zu erwarten ist, wo der Prinz Tuan, der Herzog Tsai-lan und General Tuna-Fu-shiang sich mir mongolischen Reiterhorden umgeben, läßt sich noch gar nicht übersehen. In ein neues Stadium sind die dortigen Verhält nisse aber dadurch gerückt, daß sich jetzt der Thronfolger Pu- chuen bei seinem Vater in Ninghia befindet. Zufall ist das nicht. Ob die Chinesen Recht haben, die behaupten, des Kaisers Kwang-Hues letzte Stunde babe bald geschlagen und dann würde Prinz Tuan seinen Sohn als Kaiser in die alte Hauptstadt zuriickführen, maß dahingestellt bleiben. Zur Beruhigung trägt die Thatsache jedenfalls nicht bei, daß Pu- chuen nicht mehr in Hsian-fu weilt. Aus Hsian-fu liegen wieder die widersprechendsten Mel dungen vor. Sie alle zu verzeichnen, können wir unterlassen. Wichtig und den Thatsachen entsprechend scheint nur zu sein, daß die Aussichten auf eine baldige Rückkehr des Hofes nach Peking immer geringer werden und daß die conservative Partei von Tag zu Tag mehr erstarkt. Li-Hung-Tschang ist heute einer der bestgehaßten Männer in der Hauptstadt. Die ganze konservative Beamtenschaft wühlt gegen ihn und hat ihn beim Thron als Landesverräther denuncirt. Was angesichts dessen von den angeblichen Reformen §u halten ist, die die Kaiserin- hwer zu ermessen." » Vor» E « Sro««', to odt») »Sro««r O«t»»i«; von k 6mrt»! von Der Krieg in Südafrika. Man schreibt unS auS London unter dem 20. August: . „Nachrichten vom südafrikanischen Kriegsschauplätze lauten mit jedem Tage mehr widersprechend und für das Londoner Kriegs amt scheint eS in demselben Maßstab« schwierig«! zu werdrn, für die nothwendigen Siegesn<rchrichten zu sorgen und aus den vor liegenden officiellen Meldungen des britischen Hauptquartiers in Pretoria die üblichen günstigen Schilderungen der augenblicklichen Lage zurecht zu stutzen. Mit viel Uebertreibung wird in den letzten officiell«n und officiösen Rapssorten die vollständige Ver nichtung der Streitkräfte des Generals Kruitzinger in der Capcolonie geschildert: Dieser kühne und unermüdlich thätige Boerenführer soll durch die geschickten Operationen, welche General French durch seine Unterführer gegen ihn ausführen ließ, vollständig demoralisirt, wiederholt geschlagen und seines Kriegs materials und seiner Pferde beraubt und schließlich über den Oranjeriver nach dem Freistaat mit ckiner nur sehr kleinen Ge folgschaft zurückgejagt worden sein. Alles dieses wird in dem üblichen geölten Stile des Londoner Kriegsamtes und der ihm treuergebenen Presse der Welt verkündet, und mit Riesenlrttern verkündeten es die Placate der Londoner Blätter in den Straßen der Metropole, daß die «ingedrungen«n Boeren und vor allen Dingen der gefährliche Kruitzinger aus der Capcolonie Vertrieben worden seien und sich jetzt wieder in der Oranjerivercolonie be finden. Mit dieser summarischen Erklärung, an die übrigens auch hier in London kein Mensch so recht glauben will, soll die englische Nation, die sich letzthin durch die bedrohlichen Nach richten aus der Colonie sehr beunruhigt fühlte, beschwichtigt werden, welcher Zweck aber nicht ganz erreicht werden kann, wen inzwischen wieder verschiedene andere Drahtnachrichten vom Kap hier eingelaufen find, die «in ganz anderes Bild von der wirklichen Lage machen. Es hat allerdings danach den Anschein, als ob General Krui tzinger mit einem größeren Kommando einen ausgedehnten Vor stoß nach Norden bis an oder über den Oranjefluß auSgeführk hat, wobei natürlich einig« Gefechte und Scharmützel mit bri tischen Abteilungen ganz unvermeidlich waren. Don einer Ver nichtung oder Aufreibung der Kruitzinger'schen Streitmacht kann aber natürlich gar keine Rede sein, und nicht einmal Lord Kitchener ist im Stande, aus dieser angeblichen Vertreibung des BoerengeneralS eines seiner beliebten pomphaften Siegesbilder zu machen. Dagegen kommen «in paar sehr verdächtige Meldungen über die Bewegungen des wieder einmal lange vermißt gewesenen Christian De Wet, des Generals Delarey und anderer Boerenführer im Nordwesten und im Herzen des Kriegs schauplatzes, und es heißt da, daß De Wet' sowohl, als Delarey auf dem Marsche nach Süden seien, mit der Absicht, die Grenze der Capcolonie, also den Oranjeriver, sobald als möglich zu er reichen, ihre Streitkräfte mit denjenigen Kruitzinger's daselbst an verschiedenen Punkten zu vereinigen und dann einen neuen großen Einfall in das britische Territorium auszuführen. Um die Aus kühlung dieses Plan«s hat Kruitzinger mit anscheinend starken Opfern den Weg in die Capcolonie durch seinen Vorstoß geebnet oder überhaupt geöffnet, und es dürften die englischen Sieges meldungen der letzten Tage sehr bald eine grausame Widerlegung erfahren und lebhafte Enttäuschungen nach sich ziehen. General Christian De Wet soll im Herzen des Freistaates an bisher noch unbekannter Stelle auf den nach Süden vorrllckenden General Delarey warten, um, wenigstens in Cooperation mit demselben, den Weitermarsch nach Süden fortzusetzen, um sodann nach der Vereinigung mit Kruitzinger den Oberbefehl über die Die Lage in der Capcolonie. Ueber die Lage in der Capcolonie wird uns, die obigen An gaben aus London bestätigend, vom 1. August geschrieben: Wie bekannt, herrscht in der Capcolonie, mit Ausschluß einiger Hafenplätze, irmrtial lavv. Die Capcolonie fühlt nun auch, wie sie geknebelt wird. Nicht nur werden Pferde, Zugvieh und Wagen „commandirt", auch die überflüssigen Lebensmittel müssen, wie manche ander« Dinge, di« dem Feinde nützen könnten, abgeliefert werden, in den Städten wird der Verkauf von Lebens mitteln streng controlirt. Alle Briefe unterliegen der C e n s u r. Außer besonders verbotenen in- und ausländischen Zeitungen und Zeitschriften wurden vor einigen Wochen alle europäischen Zei tungen einfach bei der Landung beschlagnahmt. Wie «in Alb drückt die geegnwärtige Lage auf die Colonie; man fühlt, so kannesnichtweitergehen. Zum abschreckenden Exempel läßt das Militär hier und da Leute in der Colonie amfknüpfen, und leider meist gänzlich Unschuldige, wodurch die Erbitte rung in Rebellion übergeht. So wurden drei Farmer bei D« Aar gehenkt, weil sie verdächtigt wurden, die Bahn dort in der Nähe zerstört zu haben. Später stellte es sich heraus^ daß Malan's Kommando solches gethan. In Cradock wurde allen Einwohnern befohlen, zur Hinrichtung auf dem Marktplatz« zu erscheinen. Wer nicht erschien, wurde gefangen genommen oder nach einem der Küstenplätze ver bannt, wie unter Anderen der Abgeordnete fürs Parlament, Herr du Plessis. Die Folg« dieser als Abschreckung dienenden Hin richtung 'war, daß sich gleich 189 Leute dem Boerencommando in der Nähe anschlossen. In Somerset-East rief der englische Com- mandant alle Leute von 15 bis 50 Jähren auf den Marktplatz zu sammen und verlangte, man solle zur Vertheidigung gegen den Feind sich nun für die ckistricts anck torvn-guarä melden. Nie mand meldete sich. Darauf befahl der Commandant: „Heute Mittag seid Ihr Alle wieder hier, und ein Jeder bringe ein Beil mit." Diejenigen, die kamen, wurden ein Stündchen weit zu einem Walde geführt und mußten wie Sträflinge Brenn holz für das Militär hacken. Auch jetzt hacken gegen 30 Leute noch täglich Holz dort. Die aber nicht kamen, wurden mit anderen rinckesirudlss aus Graäf Reinet, Bethesda und Aberdeen nach Port Alfred (Mündung des Buffallo-Flusses) transportirt, auch Frauen darunter, wo sie quasi ln Camps ge fangen gehalten werden und mancherlei Entbehrung auszustehen haben. In einem mir vorliegenden Briefe, worin die Situation dort geschildert wird, he'ißt es: „Ich hoffe nur, wir werden nicht zu verbittert werden — zu verbittert, um nobel zu handeln, wenn wir Gelegenheit zur That erhalten; denn dies ist nach Allem nur noch eine Frage der Zeit." Daß bei solchen Gswaltthaten die Engländer auch di« Rechte anderer Nationen nicht respectiren, beweist der folgende Vorfall. In und bei Willowmor« hat der englische Commandant durch Gewalt und Drohung m i i lErschießung Deutsche versucht zu zwingen, in Idie Town-Guard einzutreten. Unser General- Iconsul ist wacker dazwischen gefahren, und das Ettra-Beilage» (gefalzt), a»r mit der Morgeu-AnSaabe, ohne Postbeförderung SO.—, mit Postbesürderuug 70.—. 427 er jedenfalls zu allen möglichen Vermuthungen und Klatschereien begründete Veranlassung. Wie sollte er sich aus diesem Dilemma retten? Ganz entgegen seinen ursprünglichen Charaktereigenschaften, die ihn mehr auf ein frisches, fröhliches Wagen hinwiesen, be schloß er, die Entscheidung hinauszuschieben und sozusagen die Sache versumpfen zu lassen. So schützte er bej, den nächsten Gelegenheiten Dienst, im Nothfalle auch Unwohlsein vor und erreichte dadurch wenigstens einen kurzen Ausstand. Mit diesen falschen Vorspiegelungen von Dienst u. s. w. würde er bei den kleinen Verhältnissen der Garnison und Gisela'- scharfer Beobachtungsgabe nicht viel Glück gehabt haben, wenn ihm nicht der Zufall zu Hilfe gekommen wäre. Der Regimentsadjutant hatte sich bei einem Sturze mit dem Pferde so schwer beschädigt, daß seine Wiederherstellung und Dienstfähigkeit überhaupt in Frage gestellt war. Nach den Er fahrungen des jüngst vergangenen Jahres fühlte sich daher Steinberg! auf das Freudigste überrascht, als ihm der Regi mentskommandeur die Mittheilung machte, daß er zum Nach folger bestimmt sei, vorerst aber noch als Stellvertreter die Ge schäfte zu übernehmen habe. Paul war überglücklich! Man hatte ihm also seinen raschen Rücktritt von der BataillonSadjutantur nicht weiter nach getragen, und er durfte hoffen, die aus Leichtsinn verscherzte Aussicht auf jene viel umworbene Stellung bei einiger Aus dauer wieder zu gewinnen. Außerdem brauchte er nun nicht mehr nach einem Vorwande zu suchen, der ihm bei seiner aus geprägten Wahrheitsliebe schwer genug angekommen war, um sich den für seine magere Kasse allzu kostspieligen Ausflügen mit allen ihren Folgen zu entziehen. Jetzt konnte er mit Fug und Recht „Dienst" Vorschüßen, der von Gisela um so bereit williger geglaubt wurde, al» sie sich durch die ihrem Gatten erwiesene Auszeichnung in höchstem Grade geschmeichelt fühlte und diesem Gefühle durch ganz besondere Zärtlichkeit und — waS noch mehr bei ihr sagen wollte — Nachgiebigkeit Aus druck gab. Da sich Paul mit wahrem Feuereifer in die Bureaugeschäfte gestürzt hatte und er außerdem au» seiner früheren Stellung mit den allgemeinen Anforderungen diese» Dienstes wohl vertraut war, so nahm der Regimentskommandeur keinen Anstand — sobald die Entscheidung über dir Wiederherstellung des Vor gängers in ungünstigem Sinne erfolgt war — Paul'» Kom mando schon vor dem Manöver zu einem endgiltigen zu machen. AIS er mit dieser Nachricht nach Hause kam, fiel ihm Gisela um den HalS und liebkost« ihn, wie nur in den ersten Zeiten Manches hinweghalf, was sonst ihrem scharfen Auge und ihrer Empfindlichkeit nicht entgangen sein wurde. Neunzehntes Capitel. Die Zeit der Herbstübungen, die Steinberg! selbstverständlich für Wochen mit dem Regimcnte aus der Garnison entführen mußten, sollte Gisela in Gesellschaft ihrer Schwester und ihres Schwagers an einem hochgelegenen Puncte des Schwarzwaldes verleben, wo die Berliner Verwandten auf der Rückkehr aus de: Schweiz mit ihr Zusammentreffen wollten. Da Paul durch den Dienst abgehalten war, seine Frau in die Sommerfrische zu bringen, war im Rathe der Familie beschlossen worden, diß Bruder Odo diesen Ritterdienst zu übernehmen hätte. Die Auswahl gerade dieses Verwandten war Paul am wenigsten genehm. Die Geziertheit und angequälte Vornehmheit des hoffnungsvollen Jünglings standen noch zu lebhaft vor seiner Erinnerung, um ihn nicht bei dem Gedanken, diese sonderbare Erscheinung in seine: Garnison auftauchcn zu sehen, mit einem gelinden Schauder zu erfüllen. Gegen den Familienbeschluß war jedoch nichts zu machen, und Paul hütete sich auch, den kaum errungenen Frieden — der eine verzweifelte Aehnlichkeit mit einem bloßen Waffenstillstände hatte — durch irgend eine, auch nur andeutungsweise ablehnende Bemerkung wieder in Frage zu stellen. Gisela ihrerseits schwamm in Wonne, einen der Ihren, spe« ciell ihren Lieblingsbruder, als Gast in ihrem Hause zu wissen, und traf von dem ersten Momente an, wo der Besuch Odo's scsi- stand, die umfassendsten Vorbereitungen für eine möglichst glänzende Aufnahme desselben. Zum Glück für Paul war der Aufenthalt nur auf wenige Tage beschränkt, so daß er hoffen durfte, schon durch seine Virnst- lichen Obliegenheiten, die naturgemäß dicht vor dem Ausrücken zum Manöver eine bedeutende Steigerung erfahren hatten, von dem längeren Zusammensein mit dem Gefürchteten, namentlich in größerem Kreise, entbunden zu werden. Unglücklicher Weise kam der RegimentScommandeur auf den Gedanken, gerade in diesen Tagen ein Liebe-mahl mit dem Officiercorps abholten zu wollen; eine Idee, di« ihm Paul in drr Voraussicht der sür ihn wahrscheinlichen Folgen möglichst au»« zureden versuchte. Leider vergeblich! So kam et denn, daß Odo, nachdem seine Anwesenheit glücklich die ersten vierundzwanzig Stunden, ohne bei ihm oder Gisela Verdacht zu erregen, dem größeren Publicum verheimlicht worden war, am folgenden Tag« dem versammelten Officiercorps vorgrstellt werden mußte. Paul konnte sich dieser Pflicht, wollte er sich nicht der größte» Unhöflichkeit schuldig machen, nicht entziehen, besonder» d« der Ehe. Dann eilte sie an ihren Schreibtisch, entnahm dem selben einen, wie es schien, längst bereit gelegten Umschlag, den sie Paul mit dem sreundlichsten Lächeln: „für die Pferde!" überreichte. Trotz der liebenswürdigen Art der Uebermittelung fühlte sich Steinbergk in seiner Würde als Mann und Hausherr ver letzt, daß er das, wozu er ein Recht der Forderung und Selbst bestimmung zu haben glaubte, als Empfangender entgegen nehmen sollte. Sein ,m qualvollen Stunden sich selbst ab gerungenes Gelöbniß, die Sachen und Personen zu nehmen wie sie waren, half ihm jedoch über diese, in seinem Innern auf quellende Verstimmung hinweg, und um so rascher, als die über gebene Summe eine so hohe war, daß er, bei seiner Kenntniß von Gisela's Charakter, an der Aufrichtigkeit der Gesinnung der Geberin nicht zu zweifeln vermochte. Er war zu ehrlich, um Gisela nicht auch in dieser Richtung Gerechtigkeit widerfahren zu lassen, und wenn die sonst in Geld sachen so kühl Berechnende — ja unter Umständen Genaue — heute mit so offener Hand gab, dann mußte es ihr auch doppelt hoch anqerechnet werden. Im Regiment war Stcinbergk's Ernennung fast ausnahms los mit Genugthuung begrüßt worden. Neider gab es natür lich, wie überall, so auch hier. In erster Linie fühlte sich Gallow enttäuscht, der sich schon im Stillen als zukünftigen ersten Anwärter betrachtete, da er nach den bekannten Vorgängen Steinberak's Wettbewerb ein- für allemal für abgethan gehalten hatte. Zwar war er klug genug, sich nichts merken zu lasten; durfte er es doch mit dem in bevorzugter Stellung befindlichen Specialcollegen nicht verderben, und vor allen Dingen nicht mit Frau Gisela, die an der überlegen spöttelnden Art seiner Unter haltung nach wie vor lebhaften Gefallen fand, und ihn auf gefordert hatte, sich auch ohne besondere Einladung zum Abend brot) ansagen zu lassen, wann er wolle. Paul konnte seine unbewußte Abneigung gegen den ge schmeidigen, besonders gegen Gisela in Aufmerksamkeiten sich erschöpfenden Kameraden noch immer nicht überwinden, ja, er vermochte sich de» Gedankens nicht zu erwehren, daß die offen gegenüber seiner Frau zur Schau getragene Verehrung, die Ge» flissentlichkeit, mit der er sich ihr aller Orten widmete, keinen reinen Ursprung habe, und daß Gallow sich im Innern Uber den Gegenstand aller dieser Huldigungen luftig mache. Gisela nahm diese Galanterien sehr gerne und offenbar ge schmeichelt auf, wie e» auch Paul, trotz aller sonstiger Er wägungen, nicht unangenehm empfand, daß seine Frau, der man von manchen Seiten, besonder» drr Damen, noch ziemlich kühl, wo nicht ablehnend gegenüberstand, bei den meisten Ge legenheiten in Gallow eine Gefolgschaft hatte, di« ihr über so Anzeigen-Preis die Sgespaltene Petitzeile 25 H. Reklamen unter dem RedactionSstrich gespalten) 75 vor d«n Familiennach richten (S gespalten) SO H. Tabellarischer und Htfferusatz entspreche«» höher. — Gebühren ntr Nachweisungen und Offerteaaonayme SS H (excl. Porto). ist d«r Bezug nur unter Kreuzband durch di« Expedition di«s«S Blatte» möglich. Di« Ntorar»>U«Saab« erscheint ma '/,7 llbh di« Abend-Ausgabe Wochentag« »m ü Utzr, Lr-actio« rmd Erpr-ittour JoharmtSgaffe 8, Filialen: Tftkd Nah» dorm. O Klemm'» bortb». UuwerfitLtsstraße S (PanlinnmX LoutS Lisch«, e. lülAO 104,00. 87,75 V7,— SS^O 168,35 Vez«g-»V«r- Gl dt» Hcmptrxpeditto» od«« d«n A» Stadt bezirk «ad den Vorort« errichtet« Aus gabestelle» abgeholt: vierteljährlich 4.50, bei »weimaliger täglicher Zustellung tu» Hau» ALS. Durch di« Post bezog« für Deutschland ». Oesterreich: virrteliährl. ^l S. Man adouuirt ferner mit entsprechendem Postausschlag b«i d« Postanstalten in der Schwei», Italie», Belgien, Holland, Luxem burg. Däuemark, Schweden «ad Norwegen, Am Gel-. Roman von F. Ilex. AlaLtrvck verboten. Da Steinbergk mit großer Bereitwilligkeit auf diesen Wunsch einaing und man außerdem auswärts meist Bekannte traf, so gestalteten sich diese Wochen zu den friedlichsten der ganz« Ehe, und Paul hätte diesen Gedanken noch inbrünstiger gepriesen, wenn ihm nicht durch die nun fast täglich veran staltet« Ausflüge, die theils zu Wagen, theils mittels der Bahn auSgefuhrt wurden und bei welchen eine möglichst gute — also auch entsprechend kostspielige — Verpflegung für Gisela unverbrüchlich mit zum Programm gehörte, neue Sorgen ent standen wären. Für derartige AuSgsben reichte sein Gehalt und die davon gemachten kleinen Ersparnisse aus die Dauer auch nicht ent ferntest au», und mit einem nicht unberechtigten Grausen sah er schon dm Moment herannahen, wo er, ähnlich wie beim Be zahlen der WohnuagSmiethe, .wieder als Bittsteller vor seine Frau treten mußte! Ein Gefühl der unsäglichsten Erbitterung ergriff ihn immer mehr! Sollte die in Geldsachen so Erfahrene und Umsichtige nicht unschwer vorauSsehen, daß bei einer solchen Lebens führung sein Gehalt, dessen Unzulänglichkeit sie oft unzart genug verspottrr hatte, bald nicht mehr auSreichen würde, zumal e» ihr nicht eingefall« war, ihm die nach ihrer eigenen Erklärung doch nur vorgestreckte erste Quartalsmiethe zurückzu erstatten? Setzte sie ihn nicht bewußt dadurch erneuten Demüthigunam au»? E» war so weit mit ihm gekommen, daß er die ganze plötz lich aufgetauchte Liebhaberei für Landpartien lediglich in der Absicht erfunden glaubte, ihm den Nein« Rest von Selbst- ständigkeit, dm ihm sein Gehalt gewährte, auch noch zu ent zieh« und ihm seine Abhängigkeit von ihr immer wieder vor Augen zu führen. Aber den Triumph sollte fie nicht erleben! Andererseits durfte und wollte er es nicht zu einem erneut« Austritt« komm« lass«, da gerade di« letzten Noch« ohne be sonder« Zwischenfall verlauf« waren. Sollt« er sich an «turn Kameraden oder gar an einen ge fälligen Geldverleiher wenden, deren e» auch in ... . einige hochprocentige Exemplare gab? Don beiden Seiten würde man ihm fetzt kerne Schwierigkeit« b«r«it«1 haben, allein damit gab v»L ir »ak >« Lapksr- ata« 1080. S. d. L. L U. 8. 85^5 215^70 213.50 215,00 85,35 216,40 LovVLclu 00.00 168,25 47,00 187,LS 187,— 155.50 160,— nHo 114,90 mit c«tk. m s vornclt» iLikts. 0«r irveelwLiiix. dssiaausst. o«i<i »ri«k — 25 3550 3475 3550 ,, 14300 4300 , »— 3475 - - 100 130 10100 10400 13600 —E 7350 — 10400 —— —» 12050 2800 12200 2800 2525 2625 4200 370 410 1225 1300 2200 2250 80 110 1100 >»> > 1825 — M.E 1725 — 14000 — 1100 350 — ! — — 1675 2200 1725 2250 1050 2050 1675 1725 — 100 > 19000 S60 1060 » - , 2700 — 370 — , »! 11850 —- 225 600 675 ». — 375 1000 1050 -»> » 1305 785 825 360 L orBtlsIä, Hast Vllä-
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