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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 26.08.1901
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1901-08-26
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19010826015
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1901082601
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1901082601
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1901
- Monat1901-08
- Tag1901-08-26
- Monat1901-08
- Jahr1901
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VezugS-Preis H» oder de» 1» St»bd> tmdck «tz d« Vorort« errichtet«» Lu»- -»»«stell«» »bg«holt: vierteljährlich ^l 4.SO, vet Mtt»mltg«r tLglicher Z»ü«ll»»a irS Lau» S.ÜO. Durch die Poft bezogen für Wentjchlnnd «. O«sterr«tch: viertrljährl. ». Ma» abmnirt ferner mit entfprrchendem Postanfschlag bei den Postanstalt«« in der Schweiz, Italien, Belgien, Holland, Luxem- b»rg, Dänemark, Schwede» und Norwegen, Rußland, de» Doaaustaate», der Europäischen Türket, Egypten. Für alle übrigen Staate» tst der Bezug nur unter Kreuzband durch die Expäition diese« Blatte» vröglich. Di« Moraeu-Ausaabe ericheint um V«? UbL di« Abenv-AuSgabe Wochentag» um ii ühv Vedactio« und Lrveditt-»: JohanntSgaff« 8. Filiale«: Alfred Lahn von». 0. Klemm'» Sortt» Uuwersitütsstraß« S (Paulinum)^ 8out» Lösche, chutharinenstr. 1^ pvrt. und Lüuig-platz 7L Morgen-Ausgabe. nWgcr. TaMak Anzeiger. Ämtsklatt -es Ä'önigttchen Land- im- Äintsgerichtes Leipzig, -es Mathes und Notizei-Ämtes -er Lta-t Leipzig. 433. Montag den 26. August 1S01. Anzeigen-Preis Ae 6 gespaltene Petitzeile 25 krelameu »ater demRedacnonSstria, (»grspaU«) 7S vor de» FamUteuaach» richt« (»gespalten) 50 Dabellarischer und Ktsfernsatz entsprechend höher. — Gebübre» str Nachivrtsungen und Offerteaannaym« LS H (excl. Porto). Extra-Beilagen (gefalzt), »ur mit der Morgen-AuSgabe, ohne Postbesürderung ^l tzv.—, mit Postbesürderung ^l 70.—. Annahmeschluß für Astigen: Ab«»d-A»Sgab«: Boru«tttag« 10 Uhr. Morg«»-Au»gab«: Nachmittag» 4 Uhr. Bei d« Filiale» und Annahmestellen je eine halb« Stund« früher. Anzeige» stud stet» a» di« Expedition zu richte». Di« Erp«ditiou ist Wocheutaa« «nuuterbroches geöffnet von früh 8 bi» Abend» 7 Uhr. Druck uud Verlag von E. -ol» t» Leipzig. 95. Jahrgang. »o > > »o >0 >0 >0 >0 wo »75 >00 >75 >00 rox 25 50 SO 00 70 00 ;o >0 15 )0 X) 70 70 15 70 so 00 70 1 5 !5 0 o r«n IQ<l ns Amtlicher Theil. Unser Offizielles Leipziger Meß-Adreßbuch (Verkäufer - Verzeichnis) Wird während der Wicbaeli«messe an unserer Geschäftsstelle im Städtischen Kaufhause (Lim,«er No. 10tz> Eiukäusern, den« e» bei der allgemeinen Gratisversendung an die bei unS an gemeldeten Einkäufer nicht zugesandt worden ist, gegen Einzeichnung mit ihrem Geschäftszweig uud ihrer vollständigen Adresse in die dort geführte Lift« unentgeltlich Verabreicht. Andererseits wird dort unser Einkäufer - Verzeichnis (8. Auflage: für Michaeli-messe 1901 und Ostrrmesse 1902) Ausstellern, bk es »och nicht zugefchickt bekommen haben, unentgeltlich abgegeben. Weitere Abgabestellen find bei d«u Firmen: Hoffmann, Heffter L Co., Untverfitäts-Str. 24, Paul Hungar, Markt 8, Krug « Mundt, Peters-Str. 2S, Otto Meißner L Co., «ikolat-Ttr. s, F. G. Mylius, ThomaSgasse 2, K. B. Selle, Peters-Str. IS, Sieler L Vogel, «rtmmaische Str. 28, «rrichtet. Außerdem liegen die Bücher zu unentgeltlicher Einsichtnahme l» einer großen Zahl von Zigarrengeschäften, Kaffeehäusern, Speifehäufern, Vier- und Weinwirtschaften der inneren Stadt und in den von Meßsremden am meisten besucht« HStelS au». Meßbesucher, di« als Einkäufer oder Aussteller in den Ver- zeichuissr» nach nicht aufacsührt sind, werden gebeten, sich an uusrrer Geschäftsstelle im Städtischen Kaufhause anzumclden. E» werd« dort auch vermietbare private Meßlokale und Metzwobnun-eu nachgelviesen »ud AnSfteller-Adrefieu, Ergänzungen, Aenderungen und dergl., die uu- «ach dem Erscheinen -e» Meß-Adreßbuchs SSWWMMM—»MMIM-WMM-W-N--WWW-NWE»—> vor oder nach Beginn der Messe angezeigt worden find, nach fragenden Meßbesuchern mitgeteilt. Leipzig, d«u 20. August >901. Der Meß-Ausschuß der Handelskammer. Habenicht, Vorsitzender. Heubner, EekretariatL-Aisistent. Für die Meßbesucher. Während der Dauer der Messe liegt im Lesesaale der Bibliothek der Handelskammer (Neue Börse, Aufgang zur Zeit Treppe Blücherplatz) eine große Reihe der wichtigsten Städte-Adreßbücher de» Deutsch« Reichs und des Auslandes zur unentgeltlichen Einsichtnahme au». Ebenso werden daselbst DentscheS ReichS-Adrctzbuch für Industrie, Gewerbe und Handel, auch LeuchS' Adreßbuch der Kaufleute, Fabrikanten, Gewerbetreibenden n. s. w. für das Deutsche Reich, ferner Biesenthal'S Handels- und Gewerbe- Adreßbuch, ebenso zahlreiche Fach-Adreßbücher der keramischen, der Glaswaren», der Svielwaren-, der buchgewerb lichen, der Papier-, der Eisen-, der Elektrizitäls», der Textil-, der chemischen, der Musikinstrumenten-JnSustrie und viele andere zur kostenlosen Benutzung von S bis 12 und S bis 7 Uhr ohne vorherige Bestellung vorgelegt. Leipzig, den LO. August 1901. Die Handelskammer. Habenicht, stellv. Borsitzender. , vr. jur. Wendtland. v Syndikus. Bekanntmachung. Bon hiesigen als auch von auswärtigen Geschäftsinhabern und insbesondere auch von einem großen Theile der während der Messen hier AuSstellenden ist fortdauernd darüber Klage geführt worden, daß jedeSmal gegen Ende der hiesigen Messen eine Anzahl Metz» auSsteller ihre mitgebrachten Muster hier an Privatpersonen verkaufen. Um hierin Abhilfe zu schaffen, hoben wir in der Annahme, daß die Verkäufer von Meßmustern ihre Vorräthe überhaupt lieber im Ganzen an HSndler als im Einzelnen an Private abgeben und andererseits die Händler mehr Neigung zu derartigen Erwerbungen zeigen werden, wenn ihnen die betreffenden Geschäfte bekannt sind, folgend« Einrichtung getroffen: 1. Alle Aussteller, die während oder gegen Ende der hiesigen Messen ihre Must-rlager oder Theile von solchen verkaufen und ebenso alle Händler, die Muster kaufen wollen, werden hiermit ausgesordert, entsprechende Meldungen an unsere Geschäftsstelle im Kaufhause am Neumarkt, 1. Obergeschoß, Zimmer Nr. 105, gelangen zu lassen oder mündlich an zubringen. 2. Die Verkaufsmeldungen werden in ein« List« eingetragen, die dort für dir Händler zur Einsichtnahme auSliegt. 8. Außerdem werden die täglich bi» Nachmittags 5 Uhr dort eingehenden VerkaufSmeldungeu vervielfältigt und noch an demselben Abende unter der Adresse der gemeldeten Kauf- liebhabrr, soweit solche Händler sind, zur Post gegeben. 4. Diese Vermittelung erfolgt durch unS kosten- und gebührenfrei. Um außerdem die Aussteller vor der wiederholt gerügt« Be lästigung durch die Frage nach dem Verkauf von Meßmustern Seiten des Privatpublikum» zu schützen, haben wir Plakate Mit der Aufschrift: „Muster-Verkauf an Private findet nicht statt", drucken lassen, und geben solche zur Verwendung in den Geschäfts lokalen in unserm obenbezeichneten Geschäftszimmer unentgeltlich an die Aussteller ab, schicken sie auch auf Ersuchen zu. Leipzig, am 20. August 1901. Der Rath der Stadt Leipzig. Id 4012. vr. Tröndliu. Krumbkgel. Bekanntmachung. Durch den Besuch des städtischen Kaufhauses Seiten schaulustige» Publikums haben sich für die dort verkehrenden Geschäftsleute erhebliche Nuzuträgltchkeiten ergeben. Es wird deshalb während der Messen der Besuch des städtischen Kaufhauses nur VefchäftStuteresseuten gestattet. Unsere Aussichlsbeamten sind angewiesen, die Befolgung dieser Vorschrift zu überwachen. Leipzig, am 20. August 1901. Der Rath der Stadt Leipzig. Id 3735/00. vr. Tröudliu. Srumbiegel. , Die Steinsrtzerarbeiten und zwar u. Loos IV zu den Neben anlagen für das Train-Depot und d. LooS I zur Aufschüttung des Traindepothofes in Leipzig werden — einschl. Materiallieferung — nach Loosen getrennt am Freitag, den 30. August 1901, Barm. IS bezw. 10V« Uhr im Geschäftszimmer de» Unterzeichneten (Kasernement 107) öffentlich verdungen, woselbst auch die Verdingungsunterlagen zur Einsicht bezw. Entnahme gegen Erstattung der Kosten ausliegrn. Angebote sind, auf Len Umschlägen mit entsprechender Aufschrift versehen, Versiegelt und gebührenfrei bis zu obigen Zeitpunkten eiuzurti den. Nicht vorschriftsmäßig auSgefüllte Angebote werd« zurückgewirjru. Zuschlagsfrist 4 Wochen. Der Kgl. Garutson-Vaubeamte IH Leipzig (Post VohliS). Ueber das Vermögen deS Tischlermeisters Friedrich Wilhelm Schultze in Leipzig, Plagwitzerstr. 37, ist heute, am 9. August 1901, mittag» V-1 Uhr, das Konkursverfahren eröffnet worden. Verwalter: Herr Rechtsanwalt Schiefer hier. Wadltermin am 28. August 1901, vormittags 11 Uhr. Anmeldefrist bis zum II. September 1901. Prüsungstermin am 21. September 1901, vormittag- 11 Uhr. Offener Arrest mit Anzrigepfllcht bi- zom 9. September 1901. Köntgl. Amtsgericht Leipzig, Abth. II Nebenstelle, Johannisgasse S, den 9. August 1901. Handelsschullehrer-Gesuch. Für Anfang Oktober wird ein dritter Lehrer für Deutsch, Rechnen, Gcogr. und Stenogr. gesucht. Pensionsberechtigter Ansangsgebalt ca 1800. — Bewerbungen gef. zu richten an den Schulvorstand der Handelsschule zu Annaber, i/Erzgebirge. König!. Baugcwerkenschule zu Leipzig. Der Unterricht im Winterhalbjahre 1901/1902 beginnt Mittwoch, den 2. Oktober, Vornr. 10 Uhr. Anmeldungen zum Schulbesuch werden von Montag, dcu 16. September, bis Sonnabend, den 21. September, an den Wochentagen von 8 bi» 12 Vormittags und 3 bis 6 Uhr Nach- mittags im Schulgebäude, Grajsistraße Nr. 3, Erdgeschoß Zimmer Nr. 14, entgegengenommrn. Anmeldescheine und Prospekte werden kostenfrei vom 2. Sep tember ab ausgegeben. Die Aufnahmeprüfungen finden statt: Sonnabend, de» 28. September, Nachmittags von 2 Uhr, und Montag, den 80. September, Vormittags vou 8 Uhr, die Nachprüfungen Montag, de« 1. Oktober, vormittags von 8 Uhr an. Die Direktion der Köntgl. Baugewerkenschule zu Leipzig. Prof. Engen Kayser. Gasthöfe, Mrthe und Fremde im alten Leipzig. Die Beherbergung von Fremden, sowohl von Durchreisenden, die nur ein« Nacht in der Stadt verweilten, wie auch von solchen, die sich ihrer Geschäfte wegen, namentlich zur Zeit der Märkte (Messen), Tage oder Wochen lang in der Stadt aufhielten, war in der ältesten Zeit, wie anderwärts, so auch in Leipzig, kein be sonderes Gewerbe. Jedem Bürger, der in seinem Hause ge nügenden Raum dazu hatte, und Lust hatte oder genöthigt war, sich neben seinem sonstigen Gewerbe durch Beherbergung von Fremden seinen Lebensunterhalt zu verschaffen, stand es frei, das zu thun. Erst ganz allmählüh entwickelte sich hieraus ein besonderes Gastwirthsgewerbe, indem das ursprüngliche Gewerbe des Wirths, das vielleicht in der Ausübung eines Handwerks be standen hatte, als das minder einträgliche, oder weil es sich mit dem Ncbengewerbe nicht mehr vertrug, aufgegeben, und das Nebengewcrbe zum ausschließlichen Hauptgewerbe wurde. In Leipzig hat sich aber im Zusammenhänge mit den Messen auch die ursprüngliche Form der Fremdenbeherbung neben dem ge werbsmäßigen Gasthofsbetrieb lange, noch bis in die jüngste Vergangenheit herein erhalt«, ja sie besteht in gewissen Aus läufern noch heute. Wenn sich «in Meßeinkäusrr von heute zwei Tage in Leipzig aufhält und dabei, statt in einem „Hotel", in einem „Prioatlogis" übernachtet, so ist daS ganz dasselbe Ver fahren wie vor fünfhundert Jahren, nur mit dem Unterschiede, daß der heutige Meßeinkäufer im „Restaurant" speist, während damals Beherbergung und Speisung stets in einer Hand lagen. Gasthöfe, die die Fremdenbeherbergung gewerbsmäßig be trieben, hat es unzweifelhaft schon im Mittelalter in unserer Stadt in großer Zahl gegeben. Urkundlich nach weisen lassen sie sich aber erst vom Ende des 15. Jahr hunderts an. Seit dieser Zeit erscheinen in den Urkunden, namentlich bei Wechseln im Grundbesitz, bei Käufen und Be lehnungen, oft Häusernamen. Nun war zwar die Sitte, die Häuser mit einem Bilde zu schmücken und darnach mit einem Namen zu versehen, nicht auf die Gasthöfe beschränkt, und andrerseits gab es auch zu einer Zeit, wo diese Sitte schon ver- Vie- 2V8> V»c- pdi» v«r, itt- cksr '.Kea -vit- txou l <Us » rill ! ä«r »rt»- vro- rUer- Ld.ll »der »tv» » Lr- 1 Mr »od« » »kr »d«oX 18 0»r > Mr U»r«1 v«r it»ur» 8e»<tr, »r>. >8 L»«K '«rll.r >drrrn. tkr»a t <i«r U«o« n>«ki »rUok Feuilleton. Von Stufe zu Stufe. Humoreske von Nelly Smart- Hamburg. Nachdruck «nsoten. Um den hübschen Adolf Bostel war ein stiller Kampf ent brannt. Ganz Sylt paßte nachgerade schon auf, wie sich die Sache noch entwickeln werde. Das war doch mal etwas Anderes, dieser stumme Krieg zwischen den beiden Frauen um einen Mann! Die Eine — Richardis Black hieß sie — war eine reiche Deutsch-Amerikanerin, deren Vater drüben durch Schweine schmalz reich geworden war. „Baar Geld lacht", dachte sie aber und spielte die doppelt Vornehm«, wenn sie auch mit der Grammatik beider Länder ein unklare» Berhältniß hatte. „Baar Geld lacht", dachte auch der blonde Adonis, von dem Niemand wußte, wer er war, in den aber die ältliche Miß so sterblich versiebt war, daß eS ein Blinder sehen mußte. Und deshalb machte Herr Bostel Miß Black gar eifrig den Hof, obwohl sie dick uttd unschön war. Die» behauptete wenigstens Frau von Schmieg, eine schöne »Geschiedene , die sich gern wieder verheirathen wollte. Beim Nachmittaasconcert traf sich stets alle Welt am Strande, und deshalb trafen dort auch siet» die beiden Riva linnen zusammen, ob sie wollten, oder nicht. Sie waren selbstverständlich äußerst liebenswürdig zu ein ander — Miß Richardis in ihrer herablassenden, Frau von Schmieg in ihrer unwiderstehlichen Art und Weise. Adolf Bostel war entzückt von seiner Rolle. Noch nie zu vor war er so sehr Löwe gewesen, und niemals hatte ihm die Gesellschaft schöner Damm so diel Dergnügen gemacht, wie hier, »o er al» besondere Würze auch noch den Neid der Herrenwelt losten durfte. ,Wa» ist denn eigentlich dieser Bostel?" hatten die Herr« sich untereinander gefragt. „„Rente««" nennt er sich." „Wird wohl so 'n Provinzschauspieler oder dergleichen sein!" „Kommt mir sehr Talmi vor, der Kunde!" „Mir auch, mir auch!" Einen so feinen Blick wie die Herren hatten nun eben di« Damen nicht. Selbst die UnbethRligten fanden ihn hübsch, Viesen großen, blonden Mann mit den schwarzgrauen Schwärmer augen und dem weichen Schnurrbart. „Ah, meine liebe Miß Black, wie reizend Gle wieder au»- sehen!" rief Frau von Schmieg ihrer Rivalin zu, indem st« ihr die Hand schüttelte und sich dann dicht neben sie auf «ine Bank setzte. Frau von Schmieg hatte ein rothlila Kleid an, Richardis dagegen ein mattblaues; in Folge dessen sah Richardis so un- vortheilhaft wie möglich aus, besonders da sich auS Aerger ihr« ohnehin sehr kräftige Wangenröthe noch vertiefte. Adolf hielt den Fächer der Miß in seinen Händen und träumte in die Merresweite hinaus. „Wie leid es mir thut", fuhr die unbarmherzige Geschiedene fort, „daß Sie so unter der Hitze leiden — Sie skh«n heute wirklich etwas apoplektisch aus." „Incleeck!" sagte Richatdis in schleppendem Tone. „Oh, Herr Bostel, würden Sie so gütig sein, und mich nach Hause begleit«? Ich will mich für die Rsunion anziehen und muß unterwegs noch Ihren Rath betreffs der passendsten Blumen haben — auf Wiedersehen, Frau von Schmieg!" Und triumphirend entführte Richardis den Adonis. „Bin ich wirklich so roth?" fragte sie nach einigen Schritten. „Aber nein! Ich bitte Sie, diese blaffen Blondinen sind ja nur neidisch auf Ihre frischen Farben!" „Oh, oh, Sie machen doch aber sonst dieser blassen Blondine so sehr den Hof!" „Weil ich Mitleid mit der Einsamen habe. Niemand be kümmert sich hier so recht um sie — di« Aermste fühlt sich gewiß oft unglücklich." „Ach bewahre! Die denkt an nichts als an Puh und an ihr« Schönheit." „Ihre Schönheit!" sagte Adolf mit einem huldigenden Blick für seine gesundheitstrotzende Nachbarin. „Die Frau hat doch nur ein« Schönheit, und das ist ihr Haar." „So, lieben Sie blond?" „Oh ja!" sagte der kokette Löwe. An diesem Abend fand er noch Gelegrnhe'it, während eines Walzers Frau von Schmieg zuzuflüstern: „Sie sind doch wieder die reizendste Erscheinung au» dem ganzen Saale, gnädige Frau! Selbst Ihre Bläffe ist heute Abend verschwunden." „Sie lieben die rothen Backen?" (Die» etwas spitz.) „Oh nein! Nur so ein wenig rosa — wie Sie jetzt aus sehen, brechen Sie mir da» Herz." „Wie oft ist da» schon gebrochen, Herr Bostel?" „Ach, fragen Sie mich nicht nach meinen Schicksalen!" „Das hab« ich ja gar nicht grthan! Aber wenn Sie nur Vertrauen zu mir hätten, lieber Freund — vielleicht könnt« Sir doch noch glücklich werden." „Jetzt nennt sie mich schon „lieber Freund"", dachte Adolf, ,e» ist merkwürdig, wie schnell dych Frauen die Stufenleiter der Zutraulichkeit erklimmen." „Von Stufe zu Stufe!" So lautet« da» spottlustig« Urthril des Badepublicums, während eS den stillen Wettstreit der beiden Damen beobachtete. „Von Stufe zu Stufe klettern sie an der Leiter empor, die zu diesem Helden führt." „Oh je, oh je, das jiebt 'n Unjlück!" sagte ein Berliner Refe rendar, der einen guten Blick hatte. Am Tage nach der RLunion erschien Miß Richardis mit einem neuen, bronzefarbenen Schimmer auf ihrem Haar. Adolf bemerkte ihn, strich sich den Schnurrbart und lächelte. Frau von Schmieg hatte ein klein wenig lebhaftere Farben als sonst. Adolf lächelte wiederum. Nach zwei weiteren Tagen war Miß Black's Haar tizianblond. Frau von Schmieg ging, gerade vor dem Musikpavillon, um die Deutsch-Amerikanerin herum. „Meine theuerste Miß Black, was haben Sie denn um Gottes willen mit Ihrem schönen braunen Haar gemacht?!" „Braun? Oh, 6ear rne, — ich war immer blond!" „Ach!" „Und Sie, meine gnädige Frau, haben seit drei Tag« so rosige Wangen bekommen — o, da sitzt «ine Mücke — er lauben Sie!" Und blitzschnell strich Richardis mit ihrem Taschentuch über Frau von Schmiez'S Wange. Das Taschentuch dann wie zu fällig fallen lassend, zeigte sie dm Umstehenden, daß die Wange ihrer Rivalin ein wenig abgefärbt hatte. Frau von Schmieg war klug, sehr klug. Daher lacht« sie und that, als sei nicht» vorgefallen. Adolf aber schien auch thatsächlich nichts bemerkt zu haben. Er war heute melancholischer als je und erschreckte Miß Richardis beim Promrniren damit, daß er erklärte, er müsse noch heute ab reisen. „Mer warum? Warum denn? vear Mr. Bostel, sagen Sie mir, was ist vorgefallen?" „Ich — ich habe — Sorgen." „Was denn für Sorgen? Oh, lasten Sie mich Ihnen helfen! Vertrauen Sie mir! Haben Sie Feinde?" („Ja, Feinde!" dachte Adolf. „Da» ist eine famose Idee! Ich habe also Feinde!") „Sie haben es errakhen, Fräulein Richardis. Ich habe Feinde und Neider. Man ist eifersüchtig auf mich, man gönn* mir Ihr — Ihre Freundlichkeit nicht — kurz und gut: man hat mich schmählich bei meinem Vater verkeumdet, und die Folge davon ist, daß er mir — «» ist unsagbar! — kein Geld schickt!" „Aber — ich dachte, Sie wären — haben Sie denn noch einen Vater?" „General zu Dienst Bostel, Excrllenz — alkrbings!" sagte Adolf mit Würde. „Nun, lieber, guter Freund, bas braucht Sie aber doch nicht zu stören! Ich kann Ihnen ja doch so leicht aushelfen — Sie werden mir nicht — nicht den Schmerz anthun, abzureisen, nicht wahr?" „Aber — aber — ich kann doch nicht —" „Selbstverständlich können Sie! Ich bitte Sie, ein so kleiner Freundschaftsdienst! Ich habe mein Eheckbuch hier — wieviel? Genügen für's Erste tausend Mark?" „Für acht Tage würde es genügen", sagte Adolf Bostel ge lassen. „Und in acht Tagen — liebe Miß Richardis — wenn Sie es erlauben, wird dann mein Vater selbst hier sein, um bei Ihnen — bei Ihnen die Frage — die — Frage —" Die Bewegung erstickte ihn. Er führte das Taschentuch an die Schläfen, Richardis' Hand an die Lippen und den Check in seine Westentasche ab. Eine Stunde später küßte er Frau von Schmieg die Hand und — den Mund im Abschiedsschmerz. Denn es hatte sich herausgestellt, daß er „sofort nach Berlin abreisen müsse, wo sein Vater, der General, schwer erkrankt sei." „Ich begleite Sie auf das Schiff, Adolf", flüstert« Frau von Schmieg, die im dunklen Garten ihres Hotels mit dem schönen Adolf stand. „Auf keinen Fall!" sagte er rasch. „Ich will Sie nicht in das Gerede dieser Leute hier bringen! In wenigen Tagen hoffe ich zurück zu sein, und dann — dann " Eine innig« Umarmung beschloß beredt den Satz. Als er fort war, lächelte Frau von Schmieg selig vor sich hin. Er hatte ihr vorhin erlaubt, ihm dreihundert Mark zu geben, weil die Reise so plötzlich kam. Und diese Stufe war doch wohl die höchste im Vertrauen eines Mannes zu einer Frau! Jetzt wußte sie, er würde sie heirathen! Sie hatte gesiegt gegen die dicke Richardis! „Unter dem unauslöschlichen Gelächter der Badegäste" — so stand am nächsten Abend in der Curzeitung zu lesen — „suchte heute früh eine resolute Berliner Hausfrau ihren Gatten am Strande, indem sie laut und energisch nach ihm rief. Er müsse hier sein, er sei bis gestern noch hier gewesen, aber jetzt wAde ste ihn nach Hause holen." „Mit de Ladencassc und mit mein' Sparcassenbuch is mich der Kerl turrchjebrannt! Aber warte, mein Jungeken, jetzt wer' ick Dir kürzer halten! Rasteren und frisiren sollst«, wie 't sich jehört! Und d« Tasse nehm' ick in Verwahrung!" „Dieser durchgebrannte Friseur war allerdings bis gestern noch hier — er nannte sich Adolf Bostel. Mit dem Abendschiff aber ist er verduftet." Dasselbe that« noch am selbigen Abmd di« beiden Riva linnen.
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