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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 29.08.1901
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1901-08-29
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19010829013
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1901082901
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1901082901
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1901
- Monat1901-08
- Tag1901-08-29
- Monat1901-08
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Amtsblatt des königlichen Land- «nd Wntsgerichtes Leidig, des Mathes «nd Molizei-Ätntes der Ltadt Leipzig. Anzeigeu «Preis die 6 gespaltene Petitzeile -5 Reklamen unter dem RedacnonSstrich (4 gespalten) 7b H, vor den Famtltennach« richten («gespalten) SV Tabellarischer nud Ziffernsatz entsprechend höher. — Gebühren für Nachweisungen usd Offrrteuaunahme LS H (excl. Porto). Ertra-Beilagen (gefalzt), nur mit der Morgen-Ausgab«, ohne Postbrförderung «0.—, mit Postbesörderuog ^4 70.—» Aonahmeschlnß für Anzeige«: Abeub-AuSgab«: vormittag» 10 Uhr. Morgen-Ausgabe: Nachmittag» 4 Uhr. Bei den Filialen nnd Annahmestelle» je eins halbe Stunde früher. Anzeigen find stet» an die Expedition zu richte». Die Expedition ist Wochentag» ununterbrochen geöffnet von früh 8 bi» Abend» 7 Uhr. Druck und Verlag von S. Pol» in Leipzig 439. Donnerstag dm 29. August 1901. 95. Jahrgang. Herr von Gruner und der Äusbruch -es Krieges von 1870/71. Ueber die staatsmännisch« Befähigung de» ehemaligen Unterstaatssekretär« im Auswärtigen Amte JustuS von Gruner fällt Fürst Bismarck in seinen „Gedanken und Erinnerungen" ein Urtheil, dessen Schroffheit den Fern stehenden überraschen kann. Wenn eS irgend Jemand giebt, der die Richtigkeit jenes Urtheils wirksam uachgewiesen hat, dann ist eS Herr von Gruner selbst durch den Schluß seiner im Septemberbeft der „Deutschen Revue" enthaltenen Auto biographie. Es ist geradezu erstaunlich, welche Fülle ver kehrtester Urtheile und Behauptungen darin enthalten ist. Da liest man, niemals habe ein deutscher Staats mann dem Königthum« stärkere Wunden geschlagen, al» BiSmarck; da wird die Militärconvention mit Ruß land vom Jahre 1863 als verhängnißvoller Fehler behandelt und dergl. mehr. Solche Urtheile richten sich selbst, bedürfen keiner näheren Beleuchtung. WaS aber Herr von Gruner über den Ausbruch des Kriege« von 1870 sagt, ver dient gerade im Zusammenhänge mit Gruner'« eigenen Aeußerungen umsomehr ein Wort der Kritik, je leichter für die Socialdemokratie und für da« deutschfeindliche Ausland die Berwerthung der Behauptung Gruner'S ist. Herr von Gruner thut sich viel darauf zu Gute, erkannt zu haben, „daß Frankreich sich auf die Dauer bei den Resultaten de- Krieges von 1866 nicht beruhigen konnte". Und in Bezug auf Bismarck betont Gruner: „den Kanzler hatte den Wunsch, den Krieg mit Frankreich zu ver meiden, zu einem starken Maß von Nachgiebigkeit in der Luxemburger Sach« bestimmt. . . . Di« Behaup tung, der Krieg mit Frankreich sei eine Unvermeidlichkeit, versetzte den Kanzler nicht selten in wabre Wuth." Und WaS die französische Negierung anbetrifft, so tadelt Herr von Gruner es als „schwere Fehler", daß das Berlaugen nach Garantien gegen die Wiederholung einer Hoheuzollern- schen Candidatur in Spanien und nach einer entsprechenden schriftlichen Bersickerunz des Königs Wilhelm gestellt wurde. Trotz alledem und obwohl mit Sicherheit anzunehmen ist, daß Herr von Gruner bei seinen Beziehungen rum Hofe die Mittheilung König Wilhelm'« an Gcheimrälb Abelen vom 13. Juli 1870 gekannt hat, schreibt Gruner wörtlich über die Emser Depesche: „Einer Depesche aus Ems gab man zum Zwecke der Publikation eine Fassung, als ob dem König in Ems durch den französischen Botschafter eine Beleidigung widerfahren sei, während der König niemals von einer solchen Beleidigung etwas gewußt hat, und trieb in Berlin die Dinge mit einer solchen Leidenschaftlichkeit auf dir Spitze, daß die französischen Staatsmänner und vor Allen der Kaiser Napoleon selbst völlig Len Kopf verloren und, ohne an ihre militä rische Inferiorität zu denken, Preußen den Krieg erklärten." Zur Kritik der Behauptung, daß König Wilhelm nie mals von einer Beleidigung durch Benedelti gewußt habe, sei die oben erwähnte Mittheilung de« Königs an Gebeim- rath Abeke« in» Oedächtuiß zurückgrrufeu. Der König schrieb an Abeken: „Graf Benedrtti fing mich auf der Promenade ab, um aus zuletzt sehr zudringliche Art von mir zu verlangen, ich sollte ihn antorisiren, sofort zu telegraphiren, daß ich für alle Zukunft mich verpflichtete, niemals wieder mein« Zustimmung zu geben, wenn die Hohenzvllern auf ihre Candidatur zurückkämen. Ich wie» ihn zuletzt etwa» ernst zurück, da man u Wut famuis dergleichen Engagements nicht nehme» dürfe noch könne." Abeken fügte der Meldung des Vorstehenden an Bismarck noch hinzu: „Da Seine Majestät dem Grasen Benedeit! gesagt, daß er Nachricht vom Fürste« (von Hohenzvllern) erwarte, hat Allerhöchst Derselbe »tt Rücksicht auf die obig« Zumothung auf de« Grafen Eulenburg und meinen Vortrag beschlossen, den Grafen Bencdetti nicht mehr z» empfangen, sonder» ihm nur durch einen Adjutanten sagen zu losje«, daß Sein« Majestät ietzt vom Fürsten die Veftätiguug der Nachricht erhalten, di« Benedettt au« Pari« schon gehabt, und de« Botschaft«» nicht» n»«tt«r zn sag«» hab«. Sri»« Majestät stellt Ew. Excellenz anheim, ob nicht die neue Forderung Benedetti'S und ihre Zurückweisung sogleich sowohl unseren Gesandten als in d«r Presse mitgetheilt werd«» soll." Der Biograph Wilhelm'» I., Erich Marcks, hebt mit Recht hervor, daß König Wilhelm allein auf Beardetti'S Botschaft bin sich zu öffentlicher Abwehr entschlossen batte. Di« Tbatsache dieser vom König ins Auge geiahten öffent lichen Abwehr und der Wortlaut der oben wirdergegebenen Mittheilung de» König« an Grheimrath Abeken über Benedetti'S Berhalten beweisen unwiderleglich, daß der König durch Benedelti sich beleidigt fühlte. Selbstverständlich be- ruhte da» Gcföbl der Beleidigung auf den Forderungen, die Venedetti im Auftrage seiner Negierung dem Könige an gesonnen hat. Wie empört König Wilhelm über sie war, geht «uch «u» folgender Weisung au Abeken hervor: „Es ist doch nothwendig, an Werther (de, preußischen Gesandten In Pari») zu chisfriren, daß ich indigrirt s«i über die Grammont« lvlltvur'jch« Zvmuthuag und mir da« Weiter« Vorbehalte." Daß aber König Wilhelm auch durch da» persönliche Ver halten Beurdetn'S sich verletzt fühlte, beweise» die Wendung von dem „Abfangen" auf der Promenade und der „zuletzt sehr zudringlichen Art", in welcher Benedetti sein Verlangen vorbrackte, sowie her Hinweis auf die „ernste" Zurückweisung, die der König ihm zu theil werden ließ. Auch die Be hauptungen »e» Herrn »on Gruner können an al diesen Lhatsache« nicht da« Geringste Kadern. Deutsches Reich. U Berlin, 28. August. Die Lage der polnischen Geistlichkeit wird in der „Praca", dem bekannten pol nischen Hetzblatte, zum Gegenstände einer ausführlichen Dar stellung gemacht. Natürlich ist daS Ganze nicht« Anderes als eine ununterbrochene Reihe beweglicher Klagen und heftiger Vorwürfe gegen die preußische StaatSregierung, die die angeblich unerträgliche Bedrückung der polnischen Geist lichen verschuldet hat. Man könnte über diese Ausführungen die ebenso albern wie anmaßend sind, Hinweggehen, aber sie sind insofern nicht bedeutungslos, als die Art, wie in ihnen gehetzt wird, erkennen läßt, daß der Wirkungskreis der pol nischen Geistlichen ihrem eigenen Wunsche nach und ent sprechend der Forderungen der polnischen Bevölkerung keineswegs auf Kirche und Altar beschränkt ist. Die „Praca" schreibt: „Wenn nur unsere Geistlichen im Tempel des Herrn muthig zum Schutze der Aufklärung und der wahren Civilisation weiter kämpfen Möge uns der liebe Gott recht viele solche Geist- liche geben, die keine Beiträge für preußische Denkmäler sammeln, die ihre Ehre nicht darin suchen, daß sie die Regierung mit Lrden Lecorire, sondern darin, daß da» polnische Volk Vertrauen zu seinen Geistlichen gewänne al» zu seinem Hirten, der im Stande ist, sein Leben für das Volk zu weihen, der nicht etwa Kriegecvereinen an gehört, sondern der an der Spitze unserer Vereine, Ge nossenschaften und Banken stände und der sowohl die wirth- jchastlichr wie auch die geistig» Entwickelung des Volke» leite " Ja diesen programmatischen Mabnworten geht es noch geraume Zeit Weiler, aber die angeführten Stellen zeigen zur Genüge, WaS sich unter dem Talar der polnischen Geist- ticheu verbergen soll und wa« gewisse Kreise von ihnen er warten. Wie au» dem ersten von Entrüstung und Unwillen über di« den Geistlichen angethanen Kränkungen getragenen Theile der Ausführungen der „Praca" hervorgehk, bat die preußische StaatSregierung in besonderen Fällen einer politischen Thätigkett der Geistlichen im national polnischen Sinne der staatlichen Autorität Geltung verschafft und ihre deutschfeindlichen Bestrebungen mit Maßregelungen beantwortet, wie sie gegenüber Staatsbeamten bei derartigen Anlässen vorgesehen sind. Der Umstand, daß von der „Praca" eine agitatorische Thäligkeil der Geistlichen in politischen und wirtbschaftlichen Vereinigungen als wünschenS- werth hingestellt wird, wird sicherlich keine Aenberung in der bisher von den Behörde» geübten Taktik herbeiführen. Die polnische Geistlichkeit bat eS also lediglich sich selbst zu ruschreiben, wenn ihre Tbätigkeit überwacht und unter Um ständen auf- Nachdrücklichste beschränkt werden muß. * Berlin, 28. August. (E i n w«i ß er N a b r.) In der „Sammlung von Schriften zur Canalfrage" ist eine Broschüre: „Die conservative Partei und der Kampf gegen den Rhein-Weser-Elbe'-Canal" erschienen, welch« zum Verfasser einen Herrn v. Wedelstaedt hat. Aus den letzten Seiten dieser Broschüre geht hervor, daß Herr v. Wedelstaedt die Interessen der Landwirthschaft auf da« Allereifrigste und Ueberzeugteste vertritt, so daß er in dieser Beziehung geradezu als Agrarier angesprochen werden darf. Aber auch eben nur in dieser Beziehung. Denn während sonst seine Gesinnungsgenossen in der Industrie und deren Fort schritten ein ihnen feindliches Element erblicken, führt Herr v. Wedelstaedt aus, daß die Interessen von Landwirthschaft und Industrie am letzten Ende zusammengehen. Er stimmt also hierin überein mit denjenigen Ansichten, die der Abgeordnete v. Moltke in seiner berühmt gewordenen Broschüre: „Die Entwickelung der deutschen Verkehrsmittel unter der Concurrenz des Auslandes" entwickelt hat. Während aber die Schrift des Herrn v. Moltke in manchen Hinsichten einen Standpunct ein nimmt, der über dem Streite der Parteien sich befindet und sich mit der Entwickelung des deutschen wirthschaftlichen Lebens, namentlich für die Zukunft, beschäftigt, nimmt Herr p. Wedel staedt an dem Parteikampfe, wie er sich gegenwärtig gestaltet hat, theil, und zwar auf Seite der Canalfreunde. Er wider legt in eindringlichen Worten die Gründe und Scheingründe, welche von den Mitgliedern der conservativen Parteien gegen den Bau von Schifffahrtsstraßen vorgebracht worden find, und diese Widerlegung erfolgt zum Theil unter Bei bringung eines sehr brauchbaren Ziffernmaterials. Der canal freundliche Standpunct de» Verfasser» läßt ihn erkennen, daß die Haltung der Mehrheit der konservativen Parteien weder gegenüber der Canalvorlage von 1899, noch gegenüber der wasserwtrthschaftlichen Vorlage von 1900/1901 staatsmännisch richtig gewesen ist. Er erinnert ferner daran, daß kaum ein Grund von den Canalaegnern vorgebracht worden sei, der nicht sofort schlagende Widerlegung gesunden habe, sowie daran, daß die Landwirthschaft, die nicht allein Zollerhöhungen, sondern auch für die unter dem Nothsiande des letzten Sommers be sonders leidenden Landwirih« wesentliche Unterstützung aus der Taff« der Gesammthelt der Steuerzahler verlangt, auch bereit sein muß, lhrerseit« für die Industrie die Opfer zu bringen, die ihr auf ihren Theil zugemuthet werden. Indem er in diesem Sinne al« Richtschnur für die Conservativen den Grundsatz „Gleiche Rechte, gleiche Pflichten!" aufstellt und anerkennt, daß bisher im Ganzen und Großen die conservative Partei sich nicht ablehnend gegen die Anforderungen de» Staates verhalten habe, welche dieser im Interesse der Gesammtheit stellen muß, schließt er seine Schrift mit dem Wunsche: „Möchten also die Conser vativen nicht durch dauernde Opposition gegen Re Vorlage ihren wohlerworbenen Ruhm schädigen!" D Berlin, 28 August. (Telegramm.) Der Kaiser wobnte heute Morgen, wir gemeldet, »er Feier der Fahnen- Weibe im Lichtbof »e« Zeugbanse» bei und nabm sodann im Sckloffe militärische Meldungen entgegen. — Zur Früb- kiückStafel ist ber Reich»! an, irr Graf v. Bülow geladen. Nachmittag» gebenkt der Kaiser mehrere Atelier» zu be suchen und sodann nach dem Neuen Palai» zurückzukehreu. 8. Berlin, 28. August. (Privattelegramm^ Der neu« Martneetat dürste «ine Forderung für bi« gestrandete „Gnrisenau" bringen, jedoch nicht al« Schiff-neuba», sondern in Form einer größeren vaurat« zu« Umbau älterer Eorvetta» p> Schulschiffe». (Nat.-Zrg.) — Die „Berl. N. N." schreiben: Der hiesige Vertreter de» „Daily Chronicle" wärmt das vor etlichen Wochen aufgetauchte und alsbald halbamtlich widerlegte Märchen auf, der Reichs kanzler Graf v. Bülow hätte eine Reise nach Petersburg zu unternehmen beabsichtigt, die aber unter blieben sei, weil sie an der Newa nicht gern gesehen worden wäre. In Wirklichkeit hat dem Reichskanzler eine solche Ab sicht durchaus fern gelegen. Die Anwesenheit des Grafen von Bülow bei der Danziger Begegnung hat mit jener angeblich in Aussicht genommenen und später aufgegebenen Reise nichts zu thun. Sie ist, wie schon angedeutet wurde, auf einen aus drücklichen Wunsch des Kaisers von Rußland zurückzuführen. Der Versuch, die Anwesenheit des Reichskanzlers in Danzig mit der geplanten Tarifreform und etwaigen Besprechungen zwischen dem Grafen Bülow und dem Grafen Lambsdorff über diese Angelegenheit in Zusammenhang zu bringen, ist schon deshalb wenig glücklich, weil bisher kein sicheres Anzeichen vorhanden ist, daß Gräf Lambsdorff der Begegnung in Danzig beiwohnen werde. — Die „Breslauer Ztg." hatte kürzlich die Ursache!' der vor etwa zehn Jahren erfolgten Ablösung des Grafen Waldersee vom Posten eines Chefs des General stabes der Armee hauptsächlich auf eine Kritik des da maligen Generals Graf Waldersee über die Befehlsführung Sr. Majestät des Kaisers bei den schlesischen Manövern von 1890 zurückgeführt und dazu bemerkt: „Die „Schles. Ztg." veröffent lichte unmittelbar nach jenen Manövern einen —a—- gezeichneten Artikel, in dem sehr sachlich, aber nicht minder deutlich, der gleichen Meinung (der des Grafen Waldersee) Ausdruck gegeben wurde. Dieser Artikel verstimmte an maßgebender Stelle so, daß eine Untersuchung nach dem Verfasser jenes Artikels ein geleitet :aurde. Liese Untersuchung ergab zwar kein sicheres Resultat, aber kurz darauf wurde General von Bogus lawski, der bekannte Militärschriftsteller, zu jener Zeit Com- mandeur der 21. Infanterie-Brigade, jedenfalls als der Ver fasserschaft verdächtig, zur Disposition gestellt." Hierzu ver öffentlicht Generalleutnant z. D. v. BoguSlawSkt folgende Er klärung: „1) Ich bin nicht kurzer Hand zur Disposition gestellt worden, sondern dies geschah nach Einreichung meines Ab schiedsgesuches und nachdem ich vorher zum Generalleutnant von der Armee befördert worden war. 2) Ich habe den eben bezeichneten Artikel in der „Schles. Ztg." — den ich übrigens nicht gelesen und also auch kein Urtheil über ihn habe — nicht geschrieben. 3) Ob eine Untersuchung zur Ermittelung des Verfassers angestellt wurde und ob ich „der Verfasserschaft verdächtig" gewesen bin, davon ist mir nichts bekannt geworden." — Eine Protestversammlung gegen das Gum- binner Urtbeil batte der sorl'chrittliche Verein „Waldeck" für DienSkag Abend nach dem Cohn'schen Saal in der Beutb- straße rinberufen. Nach dem Referat de» LandtagS- abgeordneten Max Schulz wurde folgende Resolution an genommen: „Die versammelte« baden an- dem Gange n«d den Ergebnissen de« Mordvrocssse» in Gumbinnen auf- Neu« die Ueberzeuqnnq ge- schöpft, daß Militärgerichte durchaus ungeeignet sind, über Freiheit und Leben unterer Mitbürger Recht zu shmchen. Wir erachten deS- halb in Uebrreinstimmuug mit de« Resereate« die Unterstellung unter die Militärgerichtsbarkeit für «lne -«jährliche Minderung der Rechtssicherheit des Volke- in Waffen." — Die stolze Erklärung der Londoner „Finanz chronik", daß sie den Zolltarif erhökert habe, um ihn nicht zu benutzen, ist von uns mitgetheilt worden. Interessant ist nun folgende Bemerkung der „Kreuzztg." zu dieser Versicherung: „Da uns von durchaus zuverlässiger und einwandfreier Seite diese Erklärung als wahrheitsgemäß be stätigt wird, so drucken wir sie gern ab. Hoffentlich bringt die gerichtliche Untersuchung volle Klarheit über die wirklich Schuldigen." Vielleicht bekommt es die „Finanzchronik" auch noch amtlich bescheinigt, daß sie die 1000 für den Tarif nur angelegt habe, um das deutsche Nationalvermögen um diese Summe zu bereichern. S Hamburg, 28. August. (Telegramms Der Köniz von Griechenland lsl heut« früh aus Paris hier ein getroffen. * Au» Vosen und Westpreutzen find Mitthrilungen an die „Nat.-Ztg." gelangt, au» denen zu entnehmen ist, daß für die Bekämpfung der polnischen Propaganda gegenwärtig das Augenmerk ganz besonder» den höheren Lehranstalten zugewendet werden muß. Man scheint bis in die neuere Zeit viel zu viel Werth darauf gelegt zu haben, die Frequenz dieser Lehranstalten in kleineren Städten zu heben, und dabei Schüler ausgenommen zu haben, denen die Voraus setzung eines gedeihlichen Unterricht» auf einer deutschen höheren Schule, ausreichende Kenntniß der deutschen Sprache, fehlte. Wenn, wie «S scheint, hierin jetzt von der Unterricht-Verwaltung Wandel geschafft, wenn di« Erfüllung der bezeichneten Voraus setzung bei der Aufnahme von Schülern mit Nachdruck verlangt wird, so kann man diesem Verfahren nur unbedingt zustimmen. Andererseits ist die möglichste Vervollkommnung der höheren Schulen in den gemischtsprachigen LandeStheilen von der größten Bedeutung unter dem für dir dortige staatliche Politik in den Vordergrund gestellten Gesichtspunkt: für die gebildeten deutschen Volkslreise di« Existenz in jenen LandeStheilen mög lichst befriedigend zu gestalten. An mehrere dieser Anstalten sollen deshalb besonders befähigte Direktoren au» den westlichen Provinzen berufen werden. Allerding« darf man, wenn die» in dazu geeigneten Fällen weiter mit Erfolg versucht werden soll, nicht Schwierigkeiten wegen einiger hundert Mark machen, wie dies in einem solchen Falle in der Frage der UmzugS- kosten geschehen sein soll. Im Gegentheil: An wenig Frei gebigkeit der Verwaltung — hier kommt wohl in erster Reihe das Finanzministerium in Betracht — ist unerläßlich, so auch um hervorragende Lehrkräfte dadurch zu gewinnen, daß man für weitere Ausbildung durch Studienreisen, z. B. der Lehrer der neueren Sprachen nach Frankreich oder England, etwas auf wendet. Die Summen, um dir «S sich in allen diesen Fragen nur handeln kann, sind im Vergleich zu der großen nationalen Aufgabe der Befestigung de» DeutschthumS in den östlichen Grenzprovinzen so geringfügig, daß man dabei nicht zu sparen braucht. * Au» Posen wird gemeldet, daß die Vorstandsmit glieder der polnisch«, Turnverein«, der Sokol», in Poli,eist rasen gen«««»« würben, weil fi« «> miteriaffr« hätten, die Mitgliederlisten der Vereine einzureichen. Damit sind die Sokols Len politischen Vereinen, die sie auch sind, zugezählt. -s- Halles. S., 28. August. Der so plötzlich in St. Anton am Arlberg verstorbene Professor vr. Rudolf Haym war Mitglied des Frankfurter Parlaments von 1848 und lang jähriger Führer der hiesigen nationalliberalen Partei. Seine Leiche wird nach hier übergeführt. *** WcitzcnfclS, 28. August. In einer vom Obermeister der Schneider-Innung einberufencn Versammlung der Vor stände säuimtlicher hiesiger Innungen wurde gestern Abend die Gründung einer Schutzgemeinschaft für Handel und Gewerbe beschlossen, die an den sächsisch-thüringischen Verband der Sckutzgemeinschaften angeglievert werden soll und die Hebung und den Schutz deS Handels- und Gewerbe standes in seinen materiellen Interessen, sowie die Förderung der Reellität und Solidarität im Geschäftsverkehr bezweckt. tli. BreSlau, 28. August. Die diesjährige, vom 8. bis 11. October in Breslau statisiiidende Generalversammlung des Evangelischen Bundes wird eine Reihe bedeutsamer Vorträge bringen. In der Begrüßungsversammlung werden sprechen: Pfarrer Steffen-Danzig über Gefährdung und Fortschritt des deutschen Protestantismus in den Ostmarken, Pfarrer Axeufelb-Godesberg am Rhein über die evan- gelisatorische Aufgabe der Diaspora-Anstalten, Divisions-Psarrer Büttel-Schleswig über die ProteslatioiiS- kirckie in Speier, In der Mitgliederversammlung am 9. October wirb Pastor Dr. Fey-Cösseln die Frage erörtern: Wie arbeiten wir für den Evangelischen Bm r? In der folgenden Abendvrrsammluiig wird Professor Witte-Halle die Kampfesaufgabe de« Evangelischen Bundes unv die christ liche LiebeSpfiicht behandeln, Pastor Lachenmann-Kirch berg a. I. Reichseindrücke von der evangelischen Bewegung in Frankreich mittheilen. In der Hauptversammlung am 10. October wird Professor Mirbt-Marburg über den Tolrranzantrag des CentrumS sprechen. In der Festvereiuiguug mit der evangelischen Bürgerschaft Breslaus am Abend deS* 10. October werden Ansprachen kalten Consistorialrath Leusch ner-Wanzleben über den protestan tischen Charakter deS Neuen Testaments, Ps-.rrvicar Mahnert-Mahrenburg über die evangelische Bewegung in Oesterreich. Superintendent Meyer-Zwickau wird dann das Schlußwort sprechen. * Aus Lberschlcsicu. Wie die Freundschaft zwischen Centruni und Polen, so ist auch diejenige zwischen deutschen und polnischen S o c i a l d e m o k r a t e n in die Brüche ge gangen. In Kattowitz haben Verhandlungen stattgefunden, um für die bevorstehenden Wahlen Cundidaten zu benennen, und dabei ist es zu offenem Streite zwischen Deutschen und Polen gekommen, von denen die letzteren namentlich darüber aufgebracht waren, daß ein deutscher Redner gesagt hatte, die deutschen Ge nossen seien nicht verpflichtet, die Interessen einer Nation zu fördern, die vielleicht schon im Sterben liege. Bezeichnend ist «S auch, daß das polnische Socialistenblatt „Gazeta Robotnicza" den als Wahlcandidaten aufgestellten Genossen Gogowski als „chauvinistischen deutschen Socialisten und Poleafeind" bezeichnet. S München, 28. August. (Telegramm.) Prinzessin Ludwig von Bayern begiebt sich mit ihren vier jüngeren Töchtern aus Einladung des Erzberzogs Karl Stepkan nach Triest, um auf dessen Uacht „Valurus" eine Reise auf dem Adriatischen Meere und weiter nach Süden eventuell bis Tunis mitzumachen. In ihrer Begleitung befinden sich Oberstleutnant Ferchl und Marinemaler Professor Hans von Bartels. Lesterreich-Ungarn. * Peft, 28. August. (Telegramm.) Der „Pester Lloyd" hält es für unerläßlich, daß die Leitui g der österreichisch ungarischen auswärtigen Angelegenheiten sich über die wakren Absichten Rußlands auf der Balkan-Halb insel Klarheit verschaffe und dann ernstlich erwäge, ob die Aufrechterbaltung des Petersburger UebereuikommeuS vom April 1897 im Interesse der Onentpolitik Oesterreich- Ungarn- wünschenswerih sei. Frankreich. * Puri», 28. August. (Telegramm.) Präsident Loudet ist Henle früh wieder hier eiagetroffe«. Nutzland. Predftiwwkn. * Petersburg, 28. August. „P«t«r»bnrkija Wjedomosti" schreibe« an leitender Stelle über den Besuch de« Kaisers uud der Kaiserin von Rußland in Deutschland und Frankreich: „Da« kürzlich stattgehadte Zusammen gehen Rußlands soll den übrigen Mächten in Ostasien bei der führenden Rolle, die der deutsche Ober- commandirende dort spielte, die von alther bestehenden nachbarliche» und verwandtschaftlichen Beziehungen »wischen dem russischen und dem deutschen Kaiserhaus«, endlich die Nachbarschaft Deutschlands und Rußland«, sowie die zwischen ihnen unvermeidliche Solidarität vieler politischer und wirtbschaftlicher Interessen, — alle« daS rusammengrnvmmen mußte zwischen Rußland und Deutsch land jene Beziehungen gegenseitigen Vertrauen« und Wohl wollen« Herstellen, die, indem sie ihrem Wesen nach natür lich, traditionell, nicht auSrottbar sind, zugleich in keinem Sinne für irgend Jemand beunruhigend oder im Stand« find, irgend welche Zweifel wachzurufrn. Di« Persönlich keit be« hochbegabten, unermüdlichen, euergischrn nnd von idealen Bestrebungen breiteten »rutschen Kaiser« er scheint kraft ihrer internationalen Bedeutung so hervor ragend, daß e« unnatürlich wäre, wenn gerade in diesem Jahr« eine freundschaftliche Begegnung Kaiser Wilhelm'« mit dem russischen Monarchen nicht erfolgte, dessen ver- ebrung in allen Länder» der Welt nicht aufbört, in dem Maße »u wachse», al« die erhabene, jedem Egoismus fremde Politik Rußland« nicht uusbör», die Achtung und »a« vertrauen aller Völker zu genießen. Deshalb muß auch der jetzt bevorstehend« Besuch de» russischen Monarch«,
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