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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 30.08.1901
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1901-08-30
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19010830014
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1901083001
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1901083001
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1901
- Monat1901-08
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Besonder» charakte ristisch ist, datz die Eingeborenen von dem Rechte, sich natura- lisiren zu lassen und hierdurch den Genuß der französischen Bürgerrechte zu erwerben, fast nie Gebrauch machen. Die Verschiedenheit der Rasse, die Gegensätzlichkeit der Weltanschau ung, Glaubenihatz und Fanatismus und ein glühendes Ver langen, ganz nach Art der Väter, nach angestammter Sitte leben zu können, oder, wie Bu-Amema in dem oben mitg:tyeilt-n Brief sagt, endlich wieder im eigenen Hause befehlen zu können: Alles daS trennt die Eingeborenen von den jetzigen Herren des Landes noch ebenso weit, wie vor 30 Jahren, und ein neuer großer Aufstand ist darum nichts, worüber man sich wundern könnte. Die Engländer müssen also leichtes Spiel haben, wenn sie, wie der aufgefangene Brief erkennen läßt, einen Aufstand anzetteln wollen, der sie natürlich zu Mitbesitzern der arabischen Grund und Boden- machen soll. Ser Krieg in Südafrika. Man schreibt unS aus London, unter dem 28. August: „Don Capstadt meldet der Draht, daß Englands Pro-Consul, Lord Milner of Capetown, sofort bei seinem Wiederein treffen in Südafrika die übliche große Rede gehalten und darin dem unglücklichen Lande, welches seit fast zwei Jahren durch den Krieg allmählich zu Grunde gerichtet wird, alle möglichen schönen Sachen verspricht und prophezeit. Seine oratorische Leistung gipfelte in der heuchlerischen Versicherung, daß er nach Südafrika zurückgekommen sei, um das Land zu dem zu machen, was es selbst anstrebe und wünsche, und daß er in diesem löblichen Bestreben der weitestgehenden und rückhalt losesten Unterstützung der großbritannischen Regierung und der britischen Nation sicher sei. Die Feinde England» in Süd afrika würden in sehr kurzer Zeit am Boden liegen, und dann stehe einem mächtigen Aufblühen des ganzen geeinten Südafrika absolut nichts mehr im Wege. Natürlich wurde Herrn Milner beim Betreten der Colonie ein großartiger und.lärmvoller Em pfang zu Theil, und unter dem Einflüsse deck ihm bereiteten glänzenden Ovationen konnte sich der frühere radicale Journalist auch schon wieder einmal zu einigen schön gefärbten Prophe zeiungen und Versprechungen hinreißen lassen, womit er natür lich den in London von seinem Herrn und Meister Chamberlain erhaltenen Weisungen und Vorschriften entsprach. Ob nun mehr die Abberufung deS Lord Kitchener, der in seiner letzten Proklamation bekanntlich den 15. September als den End termin deS „völkerrechtlichen Krieges" für dir Dorren hin stellte und dadurch Herrn Milner die Wege ebnen sollte, sich ver wirklichen wird, werden die nächsten 14 Tage ergeben, und es hat nach den Versicherung«!! gut informirter Kreise wirklich den Anschein, als ob bereits ein Nachfolger für Kitchener in der Person des Generals Lyttleton gefunden und bestimmt worden sei. Auf jeden Fall dürfte eS feststehen, daß die eiserne Gesundheit und Thatkraft des bisherigen britischen Generalissimus unter den fürchterlichen geistigen und körper lichen Strapazen, denen er sich im Verlaufe der Feldzuges unter gleichzeitigen großen und herben Enttäuschungen zu unterziehen hatte, in hohem Grade gelitten haben, so daß eS nur allzu natürlich erscheint, wenn Lord Kitchener selbst nach Ablösung verlangt und die weitere Durchführung der undankbaren und fast aussichtslosen SysiphuL-Arbeit recht gerne einem anderen englischen General überläßt. Mithin dürfte der 15. September thatsächlich einen Merkstein in der Geschichte deS südafrika nischen Krieges bilden. Inzwischen mehren sich die Erfolge der Boeren und die Schlappen der Engländer neuerdings wieder in überraschender Weise, und fast jeden Tag kommen jetzt Meldungen von größeren und bedeutenden Gefechten, die den britischen Truppen recht empfindliche Verluste kosten. Lord Kitchener muß schon wieder über einen energisch durchgeführten Angriff der Boeren berichten, der dieses Mal im Bezirk von Kimberley in der Nähe von Rooikopje am 24. August stattfand und einen großen eng lischen Transport betraf. Die Boeren griffen mit solchem Nachdrucke an, daß die britische Bedeckungsmannschaft, ein Bataillon Aeomanry, sofort in die größte Verwirrung gerieth und schwere Verluste erlitt. Kitchener spricht in seinem Tele gramm allerdings nur von 9 Tobten und 23 Verwundeten und behauptet, wie gewöhnlich, daß der Angriff der Boeren erfolg reich abgeschlagen und der große Convoi rechtzeitig in Sicher heit gebracht worden sei. Eine Privatmeldung von Pretoria stellt diese Affäre jedoch in einem etwas verschiedenen Lichte dar und besagt, daß die englischen Verluste sich auf 50—60 Mann an Tobten, Verwundeten und Gefangenen beliefen, und daß e» den Boeren gelang, sich einer großen TheileS deS Tran-porteS zu bemächtigen, war jedenfalls eher den wirklichen Thatsachen entsprechen dürste. DaS britische Hauptquartier schweigt sich vorläufig noch darüber auL, waS im Süden de» Oranje-Freistaate» und an der Nordgrenze der Capcolonie vor sich geht, und ob die Dor« bereitunaen, welche General De Wet seit Wochen für einen neuen Einfall in die Capcolonie fast unbelästigt ins Werk gesetzt hat, bereit» anfangen, Erfolg zu haben. Verschiedene Privat meldungen weisen jedoch unverholen darauf hin, daß hier wieder einmal eine unangenehme Ueberraschunq für die Eng länder bevorsteh«." Deutsches Reichs ä Verlit», 29. August. (Sicherung der Forde« rungen der Vauhc...--- arbetter.) Seit Jahren ist im Reichstage von den ver schiedensten Seiten ein Gesetz zur Sicherung der Ansprüche der Vauhandwerker und auch der Bauarbeiter vrrlanat worden. Insbesondere wurde von dem nationalliberalen Abgeordneten Dassermann ein bezüglicher Initiativantrag gestellt. ES wurden dann auch aesrtzaeberischr Arbeiten in die Weg« geleitet. Im preußischen Justizministerium wurde ein« Reih« von Gesetz antragen ausgestellt, w«lch« di« Mat«ri« von den verschieden«» juristischen Gesichtrpuncten au» zu rrgeln bestrebt waren. Daran schlossen sich im prrußtschen Abgeordnetenhaus« länarre Erörterungtn an. Ein Antrag de» nationalliberalen Sb« geordneten WaHb recht suchte, dir Lösung der Frag« nicht auf dem Gebiete der dinalichrn Sicherung der vauforderungen, sondern auf baupolizeilichem Gebiete und erstrebt« Einführung don Laustonen, vauschöffrnämtern u. s. w. Für eine Regelung aumevendet wird, erkennen. So gewiß da» mitsprech so kommen doch auch noch tiefere Ursachen in Bei rächt, doch auch di« Mission, welche Tausend« von Waisennn zogen und dann angesiedelt hat. die Erfahrung, daß di« S'n- grborrnen nach einige: Zeit wieder in ihre alten Sewbhnheiten zurückfalkn. ver'^ _ ' " Eindruck auf sie, wie andere. Bon der den Eingehor«nen er« thetlten Erlaubnis,, anstatt der bestechlichen «im französischen Gerichte anrurufen, haben sie sein macht. Such hat es wenio geholfen, daß i 7 Gesetz zur Inanspruchnahme der französischen Gerichtsbarkeit M ßkvingen suchte. Man mutzte vie Kadi, die eingeborenen Frankreich und Algerien. V. Während die auch in der deutschen Presse verbreitete Meldung de» „GauloiS" über friedliche Abkommen, die Frank reich auch über Südalgerien mit Marokko getroffen haben sollte, bisher keinerlei amtliche Bestätigung gefunden hat und weitere Nachrichten im Umlauf sind über eine Verständigung der fran zösischen Republik mit Spanien über Marokko, bei welcher auch Algerien eine wichtige Rolle spielen soll, veröffentlicht der „ Matin " einen in Deutschland völlig unbeachtet gebliebenen, aber außerordentlich bezeichnenden Brief, den ein Araber Mogharbi an die Söhne des bekannten Rebellen Mo- krani nach Setif gerichtet hat und der auf bisher noch un aufgeklärte Weise in vie Hände der Franzosen gefallen ist. AuS diesem Schreiben erscheint daS Zukunftsbild, das die neuen Herren in Algier erwartet, in nichts «weniger als rosigem Lichte; beruhen dazu die in dem Briefe enthaltenen Angaben über da» Verhältniß der Araber zu England auf Wahrheit, dann können aus dieser bisher unbekannten Richtung der englischen Politik Complicationen entstehen, deren Tragweite sich heute noch gar nicht übersehen läßt. Der Briefs Mogharbi's lautet in seinem wesentlichen Inhalt: „Unser Gebieter Bu-Amema läßt Euch durch mich sagen, Ihr solltet Euch für einen allgemeinen Aufstand ganz Algeriens vorbereiten. Wir werden den Krieg nächsten Winter oder nächstes Frühjahr vereint mit unseren Freunden, den Eng ländern, anfangen, die uns helfen werden, unsere Feinde, die Franzosen, auS unserem Lande zu vertreiben. Wenn wir erst wieder die Herren dort geworden sein werden, jagen wir unserer seits die Engländer hinaus und werden endlich wieder im eigenen Hause befehlen können. Sagt also unseren Brüdern in Setif (hier folgt die Aufzählung von fünfzehn hervorragenden Männern) und in anderen Ortschaften, daß sie sich Waffen und Munition verschaffen und für den großen Tag bereit halten sollen. Wir werden von Süden kommen, wir haben Waffen und Munition in großer Menge, Pferde, Kameele und Soldaten in großer Zahl." Die Beziehungen zu den Eingeborenen haben den Fran zosen von jeher die größten Schwierigkeiten bereitet. Nach dem großen Aufstande der Kabylie 1870/71, zu dessen Unterdrückung rn 5 Monaten 340 Gefechte geliefert werden mutzten, legte die französische Regierung den unterworfenen Aufrührern nicht allein eine Contribution von 30 Millionen Francs auf, sondern nahm ihnen auch 300000 Hektar besten Lander, um Europäer darauf anzusiedeln (namentlich Elsatz-Lothringer). DaS dem Minister des Innern unterstellte Civilgouvernement, das da mals an die Spitze, der Colonien trat und gewählte Generalräthe (oonseils gKnöraux) in den 3 Departements zur Seite hatte, legte das Hauptgewicht auf die Zurückdrängung der jedem Fortschritt abholden muhamedanischen Elemente und auf Be siedelung durch Franzosen. Deshalb wurden alle gesetzlichen Mittel ausgeboten, um daS Land der einzelnen Stämme u: die Hand der Regierung zu bringen. ES wurde erneut die Auf teilung des Gemeindebesitzes an die einzelnen Familien, sowie die Einführung der französischen Rechts für Veräußerung deS Landes verfügt. Da aber erfahrungsmätzig viel Zeit verging, bis dies durchgeführt sein konnte, so suchte man den Kauf deS Landes von den Eingeborenen dadurch zu erleichtern, daß man die abgekauften Ländereien von allen dinglichen Lasten musel manischen Rechtes sofort befreite und den Eingeborenen die Führung von Familiennamen vorfchrieb, sowie CivilstandS- register für sie anlegte. Die Ausführung dieser Gesetzgebung hat von 1874 bis 1890 ungefähr 14 Millionen Francs gekostet, mit Hilfe deren 2 200 000 Hektar aufgetheilt wurden. Zwölf Millionen Hektar blieben aber noch im Gemeindebesitz und ihre Umwandlung in Privateigenthum erforderte schötzungSwcise weitere 60 Millionen. So machte da» französische Regime nur sehr langsame Fort schritte und konnte die Regierung um so weniger befriedigen, als trotz aller Vorschriften da» EigenthumSrecht an den von Eingeborenen gekauften Ländereien noch Anfechtungen au-gesetzt blieb, die Umwandlung deS eingeborenen Stammbesitzes in Privateigenthum zu langsam vor sich ging und auch zu theuer war, und endlich die Eingeborenen oft um ihren Besitz kamen und verelendeten. Darum führte ein neue» Gesetz (vom 16. Februar 1897) ein neuer Verfahren für Befreiung de» den Eingeborenen abgekauften Lande» von den darauf lastenden Verpflichtungen ein und erklärte die darnach ertheilten Titel für unanfechtbar. Auch vereinfachte e» die allgemeine Vermessung und Auftheilung deS Landes der Eingeborenen und gestattete Jedermann, die Feststellung seines Besitzes und Ertheilung eine» EigenthumtitelS zu beantragen. Die Verwaltung stellt diese Titel nach Prüfung aller vorliegenden Ansprüche mit nicht mehr anfechtbarer Giltigkeit au». Man hofft auf diese Weise nicht nur Geld zu sparen, sondern auch gleichzeitig die Colonisation zu fördern, ohne die Interessen der Eingeborenen zu verletzen. Die Eingeborenen sind aber von der Regelung der Besitz verhältnisse keineswegs entzückt und klagen überdies, daß sie nicht genug politische Recht« haben und zu sehr der Willkür der Beamten ausgesetzt seien. Man scheint überhaupt ihnen gegen über einen falschen Weg eingeschlagen zu haben. Nachdem man e» nun al» unmöglich erkannt hat, da» eingeborene Element in dem Maße, wie beabsichtigt war, zurückzudrängen, möchte man e» allmählich für di« Kultur und Frankreich gewinnen. Die Maßregeln, wie die Vermessung und Auftheilung de» Grund besitze», die Einführung de» Personenstände», die Heranz'irbung der Eingeborenen zur Verwaltung, Rechtsprechung, Erziehung und zum Unterricht, sollen diesem Zwecke dienen. Aber die Erfolge, die man aufzuweisen hat, entsprechen nicht den Er wartungen. Den Grund dafür wollen viele in dem HSuf'gen Schwanken de» System», in der Willkür, mit der die Ein- aeborenen behandelt werden, und in der Mangelhaftigkeit deS Schul- und de» gewerblichen Unterricht», für die nicht genug auhevendrt wird, erkennen. .Go gewiß da» mitsprechen^muß, senstndern er« daß di« E'n- geborenen nach einrae: Zeit wieder in ihre alten Sewbhnheiten Akückfall««. Verbesserungen der^ Rechtspflege machen so w«nig eigenen Richter die ' len Gebrauch ge- man sie 1886 durch ein der Materie durch ein Reichsgesetz wird geltend gemacht, daß die Verhältnisse in den größeren Städten so ziemlich im ganzen deutschen Reiche gleich liegen. Vielfach besteht die Meinung, daß eine Lösung der Frage nur gefunden werden könne, wenn man über das Gebiet der Baupolizei, der Cautionsstellung u. s. w. hinaus die Sicherung auf dem Wege suche, daß ein dinglicher Rechtsanspruch an das Grundstück nach dem ge schaffenen Mchrwerth dem Bauhandwerker und auch dem Bau arbeiter einaeräumt wird. Zum Stande der Angelegenheit in diesem Frühjahr wieS der Staatssekretär deS Reichsjustizamts darauf hin, daß, nachdem die vorerwähnten preußischen Ge setzentwürfe der öffentlichen Kritik zugänglich gemacht worden, diese Kritik in der Literatur, in der Presse in den Interessenten kreisen eine sehr lebhafte geworden sei und daß ein sehr reich haltiges Material sich angesammelt habe. Dieses ist inzwischen gesichtet worden und eS haben im Frühjahr neuerdings Er wägungen über die Angelegenheit in einer zu diesem Zwecke zusammenberufenen Commission stattgefunden. Jedenfalls hatte der Abgeordnete Dassermann Recht, wenn er in der Sitzung deS Reichstages vom 18. März d. I. der Meinung Ausdruck gab, die Materie gehöre zu denen, bei denen man schließlich einmal zu einem Entschluss« kommen müsse. Die gesetzgeberische Lösung ist zweifellos eine sehr schwierige und eS werden sich dabei immer die Gegensätze gegenüberstehen: die Einen suchen die Lösung der Frage auf dem Wege der Ein räumung eines dinglichen Rechts auf den Mchrwerth der Liegen schaft für Bauhandwerker und Bauarbeiter und die Anderen auf dem baupolizeilichen, dem gewerbepolizeilichen Wege. (?. 8. Berlin, 29. August. (Die socialdemokra tische Frauenbewegung.) Mit der socialdemokra tischen Frauenbewegung geht eS nicht vor-, sondern rückwärts; das Auftreten der Clara Zetkin auf dem letzten Parteitage und in Versammlungen hat auch „Genossen", die sonst für die Frauenfraae viel übrig hatten, abgeschreckt und anerkannte Führer sollen sich in wenig galanter Weise über das „Weibs zeug" ausgelassen haben. Bemerkenswerth ist, daß die Berliner „Genossen" diesmal keiner Frau ein Mandat für den Partei tag anvertraut haben; früher waren sie so entgegenkommend, daß sie zwei Frauen zu Deleairten wählten. In fast allen größeren Städten ist man ebenfalls davon abgekommen, „Delegirte im Unterrock" zu wählen. I u Anschluß an den früheren Parteitag hatten die „Genossinnen" eine so genannte Frauenconfcrenz abaehalten und auch diesmal war die Abhaltung einer solchen Conserenz in Anregung gebracht; aber bei der Anregung ist eS geblieben, da selbst die Mehrzahl der Genossinnen in Hamburg, Köln, Königsberg u. s. w. voraussah, daß diesmal eine Frauenconferenz Fiasco machen würde. Jctzt will man wenigstens besondere Frauenversammlungen anbe raumen, um in ihnen womöglich ein halbes Dutzend Delegirte durchzubringen. Gelingt das wirklich und hapert es nicht auch diesmal wie früher mit der Aufbringung der Diäten, so wird sich doch jedenfalls daS weibliche Geschlecht in Lübeck weniger bemerkbar machen, als auf dem vorigen Parteitage; eS soll viele anerkannte Gewerkschaftsführer geben, die es ihren Frauen sehr verargen würden, wenn sie von den Kindern und den Koch töpfen weg in die Versammlungen liefen. In dem Berichte der deutschen Generalcommission über die Stärke der Gewerkschaften im Jahre 1900 ist mitgetheilt, daß von den Frauen nur 2,76 Procent „organisirt" sind. Die Versuche, die Frauen für den rothen Lappen zu gewinnen, dauern nun mindestens schon zwei Jahrzehnte und haben ungezählte Summen verschlungen; Frau Ihrer allein hat sicherlich 2000 Versammlungen ab gehalten; aber erreicht ist trotz alledem so gut wie nichts. * Berlin, 29. August. (Zur Schulreform.) Ueber weitere Maßregeln, welche die Unterrichtsverwaltung in der Schulreform in Au-sicbt genommen bat, berichtet die „Nat.- Ztg." in Bestätigung früherer Nachrichten: In der Fortführung der Reform des höheren Schulwesen- ist jetzt ein weiterer Schritt zu erwarten, der sich auf die sechs- classigen Nichtvollanstalten bezieht. Nach Abschaffung der sogenannten Abschlußprüfung an den Vollanstolten sind die Nicht- vollaustaltr» gegen jene insofern ungünstiger gestellt, als bei ihnen die Erlangung de» Zeugnisse- zum einjährig-freiwilligen Dienst zur Zeit noch an die Ablegung der Reifeprüfung geknüpft ist. Bei den vollaastaltrn dagegen wird jetzt da- Einjährigen-Zeugniß mit der Versetzung nach Oberseeunda ohne weitere PrüfungSdrangsale er- reicht. Diese ungünstigere Gestaltung der Dinge soll nun dadurch »,-geglichen werden, daß die Cchlußprüsung an den Nickwoll- austalten vereinfacht und möglichst dem Verfahren bei den Ver setzungen an Bollanstalten gleichgestellt wird. Nach der „Kreuzztg." sind diese Angaben in ihrem vollen Umfange zutreffend. Zu den weiteren Mittheilungen der »National-Zeitung": Zur sinngemäßen Ausführung de» königlichen Erlasse- vom 26. November v. I. gehört auch die Regelung der Frage der Vor bildung für die akademischen Studien. Bei Len Theologe« bleibt e» aus Wunsch der geistlichen Behörden beider Confessionen beim Alten; bei den Mrdteiuern ist die Frage bekanntlich in der Weis« geordnet, daß die Realisten ebenso wie die Gymnasial abiturienten zum Studium drr Medicin zugelassen werden. Auf fällig dagegen ist «», daß di« Frag« der Vorbildung zum juristischen Studium, insbesondere di« Zulassung der Realisten auch zu diesem Studium, »och immer kein« Erledigung gesunden hoi. bemerkt aber die „Kreuzztg.": Nicht ganz genau ist, daß bezüglich drr Theologen auf Wunsch der Kirchenbehörden beim Alten bleibt. Soweit die evan gelisch« Landeskirche der älteren preußischen Provinzen in Betracht kommt, ist daS Kirchengesetz über di» Vorbildung der Geistlichen daS -inderniß eine« Eiagrrifen» drr staatlich«!! Unt«rrichtSv«rwaltung in den g«g«nwärtige» RechtSzustand. In den LandeStheilen, die 1866 dem preußischen Staate angrglirdert worden stad, würde danach der Zulassung der Realgymnastal-Abiturienteu zum theologischen Studium ein gesetzliche» Hinderniß nicht im Dege stehen. (-) Verll», LS. August. (Telegramm.) Der Kaiser empfing gestern vormntaa in Audienz den Staatsminister v. Köller. Zur FrühstuckStafrl waren geladen Botschafter v. AlvenSlebrn und Gesandter v. Rotenbahn. Nach mittag» besuchten der Kaiser und die Kaiserin die Ateliers der Bildhauer Cauer und Professor Lessing und begaben sich um 5 Uhr vom Potsdamer Bahnhof nach dem Neuen PalaiS zurück. Zur Abendtafel waren keine Einladungen ergangen. — Heute Morgen unternahm der Kaiser einen Ausritt und hörte später die Vorträge des KriegSministcrs v. Goßler und deS Chefs des Militärcabinets Grafen v. Hülsen-Häseler. L. Berlin, 29. August. (Privattelegramm.) Ueber den Zeitpunct der Abreise der chinesischen GcfauVtschaft von Basel liegt noch keine Meldung vor. * Hamburg, 28. August. Nachdem in Cuxhaven ein tiefer Hafen für die Schnelldampfer der Hamburg-Amerika- Linie hergestellt worden ist, sind nunmehr auch die am 13. Juni 1900 vom Hamburger Staat beschlossenen Hochbauten (Be triebs- und Verwaltungsgebäude, Wartehallen, Quaibauten, Bahnanschlüsse u. s. w.) so weit gefördert worden, daß ihre Fertigstellung bis zum 1. Januar 1902 zu erwarten ist. Die Verlegung des Schnelldampferdienste» soll im nächsten Frühjahr erfolgen, und für die Beschleunigung der Passagierbeförderung bis Cuxhaven hat die Bahnverwaltung eine Verbesserung der Strecke Hamburg-Cuxhaven und die Ein stellung schnellerer Züge in Aussicht gestellt. Die Hamburg- Amerika-Linie hat bis dahin auch einen Theil ihrer Beamten- und Arbeitercolonie, die sie im Anschluß an die Verlegung de» Dienstes in Cuxhaven und im benachbarten Döse für die An gestellten ihrer Schnelldampfer baut, fertig stellen lassen. Im Ganzen wird in Döse eine Colonie von etwa 100 Beamten wohnungen, in Cuxhaven ein Stadtviertel von gegen 400 Ar beiterwohnungen errichtet, außerdem noch ein Altenheim für pensionirte Angestellte der Linie, Alles im Villenstil nach Art der bekannten und in ihrer hygieinischen Ueberlegenheit noch bei der letzten Volkszählung bewährt befundenen Krupp'schen Bauten in Essen. Die Bauten erfolgen, dem Wunsche des Staates entsprechend, der den betheiligten Orten möglichst stabile Erwerbsgelegenheit sichern will, in mehreren Bau abschnitten. Von den Häusern sind einige Probehäuser schon länger fertig. * Potsdam, 29. August. Zum Polizei von Potsdam soll, wie verlautet, vom Kai des Kreises Ostpriegnitz, Graf v. Bernstor nannt sein. * In Westfalen, vor Allem im Münsterlande, besteht bei der ländlichen Bevölkerung von Alters her die Sitte, sich nach dem Hofe zu «kennen. Beim Erwerb eines neuen Hofes, sei es durch Heirath oder durch Kauf, nimmt der neue Besitzer entweder nur den Namen deS Hofes an oder fügt ihn wenigstens seinem Namen bei. Da diese Sitte in unser Zeit alter der genauen Personalien schlecht paßt, hat der Regie rungspräsident von Münster eine Verfügung erlassen, die die alte Sitte zwar nicht abschafft, aber doch in be stimmte Grundsätze einengt. Als ein Mißbrauch ist es hier nach zu betrachten und mit allen Mitteln zu bekämpfen, daß die Namen geändert, abgekürzt und solche Namen, die ursprünglich Spitznamen sind, an Stelle des Familiennamens angenommen werden. Wird Jemand erblicher Besitzer eines HofeS, so darf er nicht seinen Familiennamen ablegen und nunmehr den Hof namen allein führen, vielmehr muß der ursprüngliche Familien name der Hauptname bleiben und ihm der Hofname durch Ver bindung mit dem Worte „genannt" stets nur als Beiname nach gesetzt werden, z. B. Friedr. Wilh. Nobeling genannt Osterhof. Den Hofbesitzern, die hiernach berechtigt sind, einen Doppel namen zu führen, steht dies Recht nur für sich und ihre Ehefrau zu; die Kinder dürfen nur mit dem ursprünglichen Familien namen benannt werden. * Hamel», 28. August. Die Grundsteinlegung zu einer Bismarcksäule in dem benachbarten Bad Pyrmont soll am Sonntag, 1. September, stattfinden. Sie wird auf dem Königsberge errichtet, der von Friedrich dem Großen seinen Namen hat. * Hannover, 28. August. Zu dem Generalstreik der Flaschenmacher faßte der Internationale GlaS- arbeitercongreß folgende Resolution: „Der Congreß spricht seine tiefste Entrüstung über da- Vor gehen der deutschen Flaschenfabrikanten auS. — Der Congreß er klärt den Generalstreik, den die Floschenorbeiter unternahmen, als da- einzige Mittel, um sich in ihrer Lage völlig zu sichern. Die ausgestellten Forderungen sind so gering, daß die übrigen Nationen bedauern, daß dieserhalb ein Streik entstehen konnte. Der Congreß hat die feste Hoffnung, daß der Sieg den Glas arbeitern werden muß, und macht eS den deutschen College» zur höchsten Pflicht, im Kampfe auSzuharren, bi- der Sieg der Arbeiter ein vollständiger ist und da- CoalitionSrecht, sowie alle anderen Forderungen bewilligt sind. Insbesondere versprechen die englischen Delegirtrn wie auch die der übrigen Nationen, den deutsche» Glasarbeitern so lange bedeutende Unterstützungen zu geben, bi» der Ring der Fabrikanten die Forderungen der Flaschenarbeitrr anerkannt hat." Wie ferner mitgetheilt wurde, erklärten sich die dänischen Fabrikanten bereit, deutsche Flaschen zu fertigen, und wollen eine eventuelle Weigerung der Arbeiter als Contractdruch betrachten. Der Congreß wird über die Frage eine» General streik» der dänischen Flaschenmacher au» diesem An laß noch beschließen. * Frankfurt a. M, 28. August. Vr. meä. Steffan, dessen Patent al» SanitatSrath kürzlich zurückgenommen wurde, schreibt in dieser Angelegenheit an die „Frkf. Ztg.": „Die Bekanntmachung im „Reich»- und Gtaat-anzeigrr", be treffend Zurücknahme des mir seiner Zett ertheilten Patente» al- SanitätSrath wird nur dann verständlich, wenn mau dl« Vorgeschichte kennt. Nachdem mein Proceß gegen den kgl. preußische» Staat»- fi-cu« in letzter Instanz dahin entschieden war, daß der Privatmann „Medtcinrr" für Verleihung des Titel» SanitätSrath «ine Stempel steuer von 300 zu entrichten habe — bekanntlich erfolgt die Verleihung des ganz analogen Titel- Justizrath an den Privat mann „Jurist" steinpelsteuersrei — führte ich meinen längst be stehenden Entschluß au» nach Ablauf de» ProcesseS, gleichgiltig, ob er zu meinen Gunsten oder Ungunsten entschieden würde, au» freien Stücken auf den Titel SanitätSrath Verzicht zu leisten und da» Patent an die Regierung zurückzuerstatten. Am 17. Oktober »er gangenen Jahre- schickte ich da- Patent an da- kgl. PolizeipräfidiilM ai r er der Landrath f in Kyritz, er-
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