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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 31.08.1901
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1901-08-31
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19010831016
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1901083101
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1901083101
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1901
- Monat1901-08
- Tag1901-08-31
- Monat1901-08
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Anzeigen-Preis die 6 gespaltene Petitzeile Li Reel««»» nnt« dem Redamonsstrich («gefpalte») 7b vor de» AamUteunach» richte» (»gespalten) SS La bellarischer and glffernsatz entsprechend höher. — -ebübre» für Nachweisung«» und Offertrnaanaym« LL (excl. Porto). Ertra-Beilage» (gefalzt), »nr mit d« Morgen-Ausaabt, ohne Postbeförd«ru»g .-ll 60.—, mit Postbesörderung ^3 70.—. ^analMtschlab für A>)rigr«: Ab»»d'«usgab«: Vormittag« 10 llhr. Marge »-Aa-gabe: Nachmittag» 4 Uhr. Bei de» Filialen n»d Lnnahmeftelleu je eins halb« Stu ad« früher. Anzeige» find stet» an di- Expedition zu richte». Di» Expedition ist Wochentag» unuaterbrvcheu grösfuet von früh 3 bi» rldeud» 7 Uhr. Druck und Verlag von E. Polz t» Leipzig 85. Jahrgang. 8 e f e i t i au n; schon im Inter Die Haftpflicht der Lehrer. . H. Die beiden Paragraphen 823 und 832 deS neuen Bürgerlichen Gesetzbuches verursachen der deutschen Lehrerschaft nicht geringe Sorgen, wie sich aus der gesammten Fachpresse er sehen läßt. Bekanntlich kann der Lehrer nach diesen Bestim mungen nicht nur ersatzpflichtig gemacht werden für Personen oder Sachschäden, die durch seine Person und durch sein Ver schulden verursacht werden (8 823 de» Bürgerlichen Gesetz buches), sondern auch — und das ist etwas Neues — für alle diejenigen Schäden, die von seinen Schülern (da» Gesetz spricht „von rmmündigen Personen, die ihm unterstellt sind') hervoraerufen werden, falls er nicht nachweisen kann, daß er durch Beaufsichtigung, Ertheilung von Warnungen, Anbringen von Vorsichtsmaßregeln u. s. w. alle- Menschenmögliche gethan hat, um einem Unfälle vorzubeugen (tz 832). Dabei berichtet die Presse immer von Neuem über Fälle, in denen die Heranziehung de» Lehrer» «um Ersatz durch Richterspruch erfolgt ist. Nun mag e» wohl sein, dah von gewisser Seite — wir denken hierbei an VerstcherungSaesellschaften, welche diesen Zweig de« Versicherungswesens culttvtren — die Haftpflicht- oefabr hin und wieder ziemlich grell gemalt wird, damit die umworbenen Lehrer daS zugesanvte Antrags formular schleunigst ausfüllen sollen; es ist aber nicht von der Hand zu weisen, daß die Möglichkeit für den Lehrer besteht, auf diese Weise recht empfindlich geschädigt, vielleicht gar wirth- schaftlich ruimrt zu werden; und mit StraußenweiSheit ist man im Leben nie weit gekommen; „der kluge Mann baut vor». Wir stimmen auch abwartenden Naturen gern wenn sie meinen daß es sicher nicht in der Absicht des GesvH^berS ge legen habe, durch diese beiden Paragraphen eine H2?te gegelt den Lehrerstand zu construiren; trotzdem glauben wir für die Zukunft an eine stärkere Heranziehung de» Lehrer» zur Ersahpsltcht als bisher (denn bekannt lich konnte der Lehrer für seine Person auch schon früher haft pflichtig gemacht werden). Seit der staatlich eingeführten Un fallversicherung weih z. B. jeder Arbeiter, daß in Unglücks fällen der Staat, die Gemeinde, der Arbeitgeber, die Genossen schaft oder sonst Jemand für-ihn eintritt; er findet die» ganz selbstverständlich und kann sich gar nicht denken, dah e» anders sein könnte und früher anders gewesen ist. Sollte e» nun doch vorkommen, daß er au» irgend einem Grunde keine Entschädi gung von einer ver obengenannten Selten erhält, so liegt e» sehr nahe, daß er sich nach einem Anderen umsieht, den er verant« wörtlich machen kann. Ebenso natürlich ist ei, daß ein anderer Unfallbeschädigter, für den ein staatlicher Schutz durch die Ge setzgebung nicht besteht, Betrachtungen darüber anstellt, ob nicht Jemand vorhanden sei, der ihn schadlo» halten könne. Der Mensch steht nun einmal immer die Schuld mehr außer sich al« in sich, und schon jedes Kind, welcher fällt, meint, von einem anderen gestoßen worden zu sein. Dann kommen gewöhnlich noch freundliche Rathgeber, gute Freunde, getreue Nachbarn und dergleichen, die dem Geschädigten zureden, doch ja sein gutes Recht zu suchen u. s. w. Es laßt sich also Ersatzpflichtgefahr nicht in Abrede stellen, und kein Lehrer vermag derselben zu entgehen, denn e» braucht sich dabei gar nicht um Ueberschreitung deS Züchtigungtrechte» zu handeln, denn auch im Turnunter richte, und da besonder», ferner im physikalisch-chemischen Unterrichte, selbst in den Pausen und auf Exkursionen kann das Kind zu Schaden kommen. Man wird hier einwenden, daß der Lehrer sich der Ersatz pflicht entziehen könne, sobald er den Nachweis führe, daß von seiner Serie Alle» gethan worden sei, um den Unfall zu ver hindern. Ob eine solch« Beweisführung immer leicht sein wird? Kinder, und auf solche wird e» hier meist ankommen, sind in ihrem Phantaflereichthume recht unzuverlässige Zeugen, der Richter kann ihnen glauben oder auch nicht, vereidigen kann er sie nicht. Mit der Beweisführung ist e» gerade hier ein eigene» Ding, während doch sonst der Benachtheiligte der Kläger, den Beweis anzutreten hat, ist er hier umgekehrt: die Schuld wird al» erwiesen vorausgesetzt, so lang« der Beklagte nicht daS Gegentheil beweisen kann. Auf jeden Fall aber, und selbst wenn Freisprechung erfolgt, werden die aufregenden Ge richtsverhandlungen und die Sorge um den AuSgana de» Pro- eesse» die Gesundheit deS Angeschuldigten oder gar Angeklagten nachtheilig beeinflussen; wer setzt sich denn gern auf die An- Lagebank oder wer hat denn gern mit den Gerichten zu schaffen? Nach dem VorauSgegangenen liegt e» nahe, daß eine gewisse Unruhe und Aengstlichkeit der Lehrer» sich bemächtigt, dir für die Schule von Nachtheil sein muß. Go wird z. D. der Turnunterricht, da hier leicht Unfälle Vorkommen können und thatsächlich vorkommen, eine solche Vereinfachung erfahren, daß seine Bedeutung viel verliert. Es ist bereit» voraeschlagen worden, nur noch bodenständige Hebungen vorzunehmen, da Niemand garantiren könne, ob die Turngeräth« absolut sicher seien. — Die naturkundlichen Exkursionen und die Schiiler- auSflüge, die so wichtig und unentbehrlich für einen ersprieß lichen Unterricht und auch für die Erziehung sind, hat man an verschiedenen Schulen eingestellt u. st w. Mithin bedenkliche Einschränkungen der verschiedensten Art, und Schulgemeinden vnd Schulbehörden können hier nicht indifferent bleiben. Mit der oben erwähnten Beweisführung der Echuldlosigkei hat e» seine Schwierigkeit; e» giebt aber doch eine Bestimmung im Gesetz, die dem Lehrer zu Gute kommt, in S 831 heißt e» nämlich: „Wer einen Anderen zur Verrichtung bestellt, cst zum Ersatz de»Schaden» verpflichtet, denn derAndere inAuSführung der Verrichtung einem Dritten widerrechtlich zufügt." — Der öffentlich« Lehrer ist nun Beauftragter deS Staate» und der Schulgemeinde, ein gut Tbeil der Verantwortung kann also, wie wir sehen, dem Auftraggeber zufallen, so vor allen Dingen, wenn Unfälle entstehen in Folge baulicher Mängel, wenn Apparate, Utensilien, Turngeräth« u. i. w. schadhaft sind, ferner wenn Unfälle entstehen bei Schulfesten und der gleichen, die ja mit Genehmigung de» Schulvorstande» veran staltet werden. ES haben daher auch bereit» verschiedene Ge meinden ihr« Beamten und Lehrer gegen „Amt»haftpflicht" ver sicherst e» wird solch«» in den Schulzritungen ». Ä. berichtet von Elberfeld, Hannover, Erfurt, Mockau bei Leipzig u. a.; Magistrat zu Stolp hat nicht nur sämmtlich«'Lehrkräfte, ich sammtliche Schüler (8060 Schüler L 0,83 -L) rsichert. Im weimartschen wird versucht, den Staat zur stattung der Haftpflichtschäden zu bewegen. Da eine baldig« Klärung und Beseitigung j lgesunden Verhältnisse", ess» d« Schul« geboten ist, so wäre e» wünschenSwerth, daß die Mcheelgemeinden sich darüber schlüssig wür- von der Magi sondern au veri" Er, dieser un den, ob sie die Haftpflichtversicherung de» Lehrers übernehmen wollen oder ob sie entgegen gesetzter Meinung sind. Im letzteren Falle wäre eS dann rath- am, wenn der Lehrer auf andere Weise sich Sicher heit vor wirthschaftlicher Schädigung verschaffte und wenn die ganze Lehrerschaft eines Landes die Haft- iflichtdersicherung selbst in die Hand nähme; für Sachsen äme z. B. daS Gesetz vom 16. Juni 1868 sehr zu Statten. Eine Haftpflichtversicherung unter eigener Verwaltung würde hinsichtlich der Prämienzahlung entschieden billiger, in Be zug aus die Bonität sicherer und in streitigen Fällen (Fahr- täfsiakeit oder nicht?) milder werden. Weiteres gehört nicht hierher; et würden die» interne Angelegenheiten sein. Auf «den Fall ist aber eine baldige Klärung nöthig. Deutsches Reich. Berit», SO. August. Die hannoversche Proviu- zialleitung der nationalliberalen Partei hat, um hauptsächlich für die Beratdnng der landwirthschast- lichen Zölle eine zuverlässige Grundlage zu gewinnen, Fragebogen zur Beantwortung an die Parteifreunde ver Provinz Hannover mit folgenden Fragestellungen geschickt: 1) Wie ist im Kreise ungefähr do» Berbältniß zwischen Großgrundbesitz (über 100 b»), mitilerem Grundbesitz (ö bi» 100 da) nud Kleinbrsitz (bis ü iw), und zwar ». bezüglich der Anzahl der landwirthschastlichen Betrieb», d. bezüglich deS Gelammt- umfange» de« Grundbesitze» der einzelnen drei Gruppen? S) Welch« Zwelge der Landwirthschaft (Nörnerbau, Rindviehzucht, Pferdezucht, Schweinezucht u. j. w.) betreibt in Ihrem Kreis» a» der Großgrundbesitz, d. der mittler« Grundbesitz, o. der Klrinbesitz? 3) Welch« Grtreideorten werden in Ihrer Gegend vorwiegend grbaut, n. vom Großgrundbesitz, d. vom mittleren Grundbesitz, o. vom Klelnbesiv? 4) Baut di» lanbwirlhschasttreibendr B völkerung in Ihrer Gegend überwiegend Brodkorn (Roggen und Weizen) nur ür den «igeneu Bedarf an ober kann sie noch Brodkorn ver kaufen oder muß st, gar tvetlweii« noch Brodkorn zukaufen? ö) Müssen in Ihrem Kreis«.die Landwirthe, namentlich die mittlere« und die klein««», sowie die sogenannt,n „kleinen Leut," in größeren oder geringeren Mengen Futtermittel zukaufens 6) Welche Futter- mittel kommen hierfür in Betracht? 7) Hat die Landivirlhschast in Ihrer Gegend mehr oder weniger unter Arbeitermanget (Leuteaoth) zn leiden? 8) Wir stellt man sich im Hinblick aus dir besonderen Ä»rhättntsse Ihrer Gegend dort im Allgemeinen zur Erhöhung de» Zolle» auf Brodkorn (Roggen and Welzen)? S) Wie stellt man sich zur Erhöhung des Zolle- auf Futtermittel (Gerste, Hafer, Mai» a. s. m.)? 10) Ist für Ihre Gegeud im Falle einer herbeigesührten Getreidrzollerhöhung zn erwarten, daß die Anbaufläche für Brodgetrrid« vergrößert werden wird? II) Wie stellt mau sich zur Erhöhung der Birh- und Fleischzölle? Da der einzelne Parteifreund wahrscheinlich nicht in jedem Falle in der Lage sein wirb, die obigen Fragen sämmtlich oder für den ganzen Kreis zu beantworten, so sind für jeden Kreil an mehrere Personen Fragebogen gesandt worben, in denen auch aufgefordert wird, andere geeignet« Parteifreunde zur Beantwortung mit heranzuziehen und gegebenen noch weitere Aufklärungen beizufügen. — Wir halten daS Portzehen der hannoverschen Provinzialleitunz für sehr nützlich; in anderen Formen und Fragestellungen dürfte es für die Industriebezirkt aachahmenswertb sein, damit die Abgeordneten der Partei gründlich über Vie Verhältnisse und Stimmungen ihrer Wahlkreise unterrichtet sind. Berlin, 30. August. (Die deutschen Polen in russischer Beleuchtung.) Di« „Nowoje Wremja", die bekanntlich mit großer Consequenz in Panslawismus macht, bringt über die nationalen Zustände in der deutschen Ostmark einen Artikel, der dadurch von ganz besonderem Interesse ist, daß er in auffälliger Weise die polnische Propaganda al» ganz Harm- lo» hinzustellen sucht. Dor Allem wird die p o l n i s ch e Geist lichkeit gegen den Borwurs nationalpolnischer Propaganda in Schutz genommen. Von polnischer Seite werde sogar über dieUnthätigkeitderGeistlichkeitin dieser Richtung geklagt. Thatsachlich ständen die Geistlichen auch zwischen zwei Feuern, nämlich der deutschen Regierung einersettt und den For derungen und Bestrebungen ihrer polnischen Landsleute anderer seits. Dadurch sei dir Agitation der polnischen Geistlichen ein fach unmöglich gemacht. Der Verfasser diese» Artikel scheint also nicht» davon zu wissen, daß polnische Geistliche Jahrzehnte hindurch in zielbewußtrr Weise deutsche Namen dadurch Polo- nistrt haben, daß sie ihnen bei der Eintragung in die Kirchen bücher polnisch klingende Endungen gaben; er scheint nicht» davon zu wissen, daß die untere polnische Geistlichkeit gegen deutsche Vorgesetzte, wie beispielsweise den früh verstorbenen Erzbischof von Posen, Dieder, nach Herzenslust intriguirt haben; er scheint auch nichts davon zu wissen, daß polnische Geistliche auf Kirch höfen peinlich« Seenen berbeisührten, weil deutsche Lieder am Grab« gesungen werden sollten. Nicht besser ist eS mit der Be hauptung d«S Verfasser» bestellt, daß die in den Staattdiens tretenden polnischen Beamten immer in erster Linie Beamte und nicht Polen seien. Der Schreiber dieser Zeilen war End« der achtziger Jahr«, also in der letzten BiSmarck'schen Zeit, in der energisch und konsequent gegen da» Polenthum vorgegangen wurde, unter polnischenRichtern thätig und weih nur zu aut, dah die Herren, wenn Rescripte anlangten, die dem Deutschthum dienen sollten, au» ihrem Un- mutbe kein Hehl machten. Außerhalb de» Dienste» verkehrten die polmschen Richter — und e» dürfte beute kaum ander» sein — am liebsten mit dem polnischen Geistlichen und den polnischen Ritterguttbesihern der Umgegend. E» soll nicht gesagt werden, dah sie sich von dem Verkehr mit den Deutschen direkt ab- geschloffen hätten, aber man merkte doch deutlich genug, wohin ihr Herz sie zog. Auch die höheren Beamten bei den Eisenbahn- betriebssvkern, soweit sir polnischer Nationalität warm, ver kehrten in erster Reih« mit ihrm StammeSgenoffen. S» ist also ganz verkehrt, von polnischen Beamten anzuneffmen, dah sie fick rn erster Reih« al» dreuftisch« bezv. deutsche Samt« fühlte«. Gchliehlich will der verfaffer dm polnischen Adel, also da» dritte führende Element de» Polenthum», al» bedeutungs los hinstellen, veil er materiell und national immer mehr -uruck- gehe und weil er obendrein noch wegen der Getreidezölle in einen unheilbaren Konflikt mit dem polnischen Bürgerthume gerathen werde. Die materielle Lage des polnischen Adels ist keine rück läufige, sondern umgekehrt seit den letzten zwanzig Jahren eine fortschreitende. Di« polnischen Adeligen, deren grenzenlose Ver- chwendung noch in den sechziger und den siebziger Jahren deS vorigen Jahrhunderts sprichwörtlich war, verstehen es heute ganz vorzüglich, ihr Geld zusammenzuhalten. Von einem Nachlassen der nationalpolnischen Gesinnung des Adels ist ebenfalls nichts ,u spüren; die Admiralskizeiten sind vorüber und der polnische Adel befindet sich heute in viel schärferer Opposition gegen die preußische Negierung und das Deutschthum, als vor einem Jahr- ichnt. Seine führende Stellung in der polnischen Bewegung wird auch durch die Gegensätze in der Zollfrage nur wenig und nur vorübergehend erschüttert werden. Nichts wäre verkehrter, als wenn man deutscherseits solchen Gegensätzen im polnischen Lager großes Gewicht beimessen wollte. Es ist damit genau so, wie mit den gelegentlichen Reibereien innerhalb des Centrums. ES wird tüchtig hin und her geschimpft, aber gegen den gemein samen Gegner finden sich die feindlichen Brüder doch immer wieder zusammen. Ueber all' dies ist man sich auf der deutschen Seite klar, und wenn die „Nowoje Wremja" etwa den Zweck ver folgt, die Wachsamkeit der Deutschen an der Ostgrenze einzu- 'chläfern, so verschwendet sie nutzlos ihr Papier. * Berlin, 30. August. Der Zudrangvon Aus ländern und Hospitanten zur Technischen Hochschule in Charlottenburg hat aus Raummangel weitere einschränkende Bestimmungen herbeigeführt. WaS bisher für ausländische Studirende nur bei der Abtheilung für Maschinen-Jngenieurwesen galt, ist jetzt auf die ganze Hochschule ausgedehnt. Bis auf Weitere» erfolgt die Aufnahme der Ausländer ohne Ge währ dafür, dah in den stark besuchten Hauptübungen und Laboratorien feste Plätze überwiesen werden können. Als Hospitanten wurden bisher auch Personen ausgenommen, welche ein Prüfung» zeugnih von einer Baugr- werkschule besahen. Fortan genügt daS nicht mehr. In den neuen Bestimmungen heiht eS mit erheblicher Einschränkung: „Im Allgemeinen soÜen Hospitanten im Besitze des Berechti gungsscheins zum einjährig-freiwilligen Militärdienst sein; doch ist auch die Berücksichtigung von Personen, die ein guteSPrüfungSzeugnißvon einer Baugewerkschule be- sitzen, nicht ausgeschlossen." Die Entscheidung über die Zulassung erfolgt von Fall zu Fall nach Durchsicht der Zeugnisse aus Schule und Praxis. * Berit», 30. August. (Im Interesse der Di«- ciplin.) Die „Köln. VolkSztg." verbreitet zum Gu mbinner Unheilspruch eint Aeußerung, die ihr Corresponvent in Berlin von einem Herrn gekört haben will, auf dessen Unheil er wobl einen gewissen Werth legen muh, da er Vie eigenthümliche Bemerkung sonst kaum reproducirt haben würde. Di« Erschütterung der militärischen DiSciplin durch daS Straf- loSblribrn der Ermordung «ine» Vorgesetzten sei — so erklärte der Betreffend« — jo ungeheuer schwerwiegend, dah «S besser sein würde, wenn man einen Unschuldigen exeeutirr, al« wenn wegen Mangel» an Beweisen der Angejchuldigtr sreigesprochen und schließ lich Niemand bestraft werd«. DaS Interesse eines einzelnen Manne«, wie Marten, müsse dem Wohl der Armee nachslehen! Sei er wirklich unschuldig, so würde durch sein« Bestrafung wenigstens eia heilsamer Schrecken unter der Mannschaft »erzeugt; aber bleibe die Lhat ungeahndet, so würden alle Bande der Ordnung gelöst. Dazu bemerkt die „Allgem. Ztg": „Wir unsererseits möchten dem geehrten Herrn, der die im hohen Rath zu Jerusalem bei der Verhandlung über daö Schicksal Christi geäußerte Maxime: „Es ist besser, ein Mcnsch sie, de für das Volk, denn daß daS ganze Volk verderbe" — auf unsere modernen militärischen Verhältnisse «»gewendet wissen will, eiuen anderen Grundsatz entgegenhalteu und zwar den: Odaritö disu eutsnäus oommeucs par eils-möws. Wenn er e« in der Thal für unel läßlich hält, daß im Interesse der DiSciplin zur Sühnung veS am Rittmeister v. Krosigk begangenen MorveS irgendwer hingerichtet werbe, gletchmel ob er schuldig ist oder nicht, so empfehlen wir »hin, sich in patrwtiicher Opferbereitschajt selbst execulireu zu lassen. Vielleicht komme» ihm dann im letzten Moment doch noch einige Zweifel an der Richtigkeit feiner Theorie. Zu unser» Richtern, den bürgerlichen wie de» militärischen, haben wir übrigens das Vertrauen, dah sie sich zu einer Verurthcilung au- Utilität-rückilchten nun und nimmer verstehen werden und auch im Marten'schen Fall, in dem wir die Richtigkeit der Entscheidung für frag lich halten müssen, nicht verstanden haben. Wa« aber den Kaiser betrifft, ohne dessen Unterschrift da- gegen Marten gefällte Todesurtheil glücklicherweise nicht vollstreckt werben kann, so dürfen wir wohl versichert sein, daß er da» „tim jnstitj»!" nicht sprechen, seine Unterschrift nicht geben wird, bevor ihm volle Gewißheit geworden »st, daß der ver- urtheilende Spruch in der That als rin wirklich gerechter sich erweist, baß er also einen zweifellos Schuldigen getivffen hat. So lang« noch irgend eio Zweifel möglich rsk, halten wir die Vollstreckung de- Unheil« für undenkbar." D Berlin, 30. August. (Telegramm.) Heute Vor mittag um 10 Uhr wurde in der S iegeSa llee das vorletzte der geplanten Standb ilder, dasjenige de» Kurfürsten Johann SiegiSmund, mit den Büsten des Grafen Fabian zu Dohna und von Thoma» von dem Knesebeck, von Professor Peter Breuer geschaffen, enthüllt. Zu der Feier hatten sich die Damen und Herren der Umgebung der Majestäten da» Hauptquartier, die CabinetSchef», dr« Minister Frhr. von Rheinbaben und Frbr. von Hammerstein, die bei den früheren Enthüllungen regelmäßig mit Einladungen bedachten Persönlich- ketten, sowie Vertreter der Familie Dohna-Schlobitten und del Dice-Ober-TerrmonienmeisterS Frhr. von dem Knesebeck einge- funden. Der Kaiser und die Kaiserin erschienen im offenen Wagen vom Potsdamer Bahnhof her. Beide Majestäten unter hielten sich zunächst längere Zeit mit den Herren Graf Dohna und von dem Knesebeck, sowie mit den beiden Ministern, und be sichtigten sodann nach dem Fallen der Hülle eingehend da» Denk mal. Der Kaiser überreichte dem Künstler den Rothen Adler- Orden Classe. Die Kaiserin nahm au» den Händen deS Thiergarten-Director Geitner .einen Nelkenstrauß entgegen. Um 12 Uhr empfing der Kaiser im hiesigen Schloß den tür- ischcn Botschafter und um 12^ Uhr den koreanischen Ge- ändten. Um 1 Uhr empfing der Kaiser den Herzog Johann Albrecht von Mecklenburg, der auch zur FrllhstückStafel bei dem Kaiserpaare im königlichen Schloß geladen war. u. Berlin, 30. August. (Privattelegramm.) Der Nariser „TempS" will wissen, daß Kaiser Wilhelm den Auren auf dessen Rückreise von Danzig nach Kopenhaue» begleiten und ich zwei Tage in Fredensborg aufhalten werde. Hierzu be merkt die „Berl. Börs.-Ztg.": Hier war bisher davon nicht» be kannt, doch könnte das nicht auffallen, da wir Informationen i ber derartige Ereignisse in den meisten Fällen erst aus dem Aus lande erhalten. Sollte der „TempS" Recht haben, so hätten wir demnächst also eine Monarchenzusammenkunft in großem Stile zu erwarten, denn auch König Eduard wird sich in Kopen hagen einfinden. — Da- Organ de- „Bunde- der Landwirthe", da- bekanntlich gegen die Beschlüsse des Au-scbusse» eeö deutschen Landwirtbschaft-rathe- protrstirt hat, veil ibm ein Getreidezoll von k noch nicht hock» geuug ist» erkält wieder Succur- von dem oft genannte» Agrarier and Mitglied de- LankwirthschaftSratheS Major Envell. Dieser Herr schreibt u. A.: „Ich kann nur bei meinem ursprünglichen Protest« bestehe« dletbeo und nach wir vor da» Vorgehen de» engeren Au», chusse» schmerzlichst bedauern, um so mehr, al» mir nach- räqlich verschiedene Vertreter der Landwlrthschaft, welchr 'llch zu der vom engeren Ausschüsse angeregten Besprechung am 16. ds«. Mt». zugezogen waren, erklärt haben, daß st« an der Forderung von 7,L0 unbedingt festhaltea und ch wohl annehmen darf, daß sie ihre Ansicht in der beregteu Be wachung auch zur Kenntniß de- engeren «u»!chufle» gebracht haben. DI« gerade jetzt so dringend noihwendlg« Einigkeit de« ge lammten Landwirthlchast hat der engere AuSlchuß durch sein Bor gehen nicht gefördert. Ich bedauere, mich auf wettere Erklärungen in dieser Sache nicht einlassen zu können. E« wird mir ja bet den Derathungen de« deutschen Landwirthschafttrathe», di« für dieses Mal recht bald erwünscht sei» dürften, Gelegenheit gegebe» lein, mein« Ansicht offen und unumwunden weiter z« vertretrn." Die Sitzung de- LandwirthschaftSrathr» kann di,«mal also reckt interessant werden. — Zum ersten Mal wird im nächsten Winter ei« Fischereischuftschiff in der Nordsee Dienst thun. Bisher trat der Fischereikreuzer im April in Dienst und im November außer Dienst. Vielfach nahmen die Uebergriffe fremder Fischer auf deutschem Seegebiete überhand, sobald da- Schutzschiff „Zielen" sich zurückgezogen hatte. — Di« Fürstin Günther von Schworzburg-Rudolstadt ist hier angekommen. — HaubelSininister Möller weilt ». Z. auf seiner Besitzung Kupserdawmer, um die rndgtltige Ucbersiedelung nach Berlin vor zubereiten. tk. Hannover, 30. August. Für die vom 16. bis zum 17. September hier stattfindende 10. ordentliche Hauptversamm lung des Verbandes deutscher Gewcrbevereine haben Vorträge übernommen: ReichStagSabq. Basser mann und Prof. G o t h e i n - Bonn; jener wird über gewerbliche Schiedsgerichte, dieser über die Bedeutung der Handels verträge für den Handwerkerstand sprechen. Auf der Tagesordnung stehen außerdem neben den üblichen Berichten und geschäftlichen Angelegenheiten folgende Punkte: Gegen daS AuS- verkaufS-Unwesen, Berichterstatter: Rechtsanwalt I)r. Fuld- Mainz; Ueber die Lieferung von Baubedarfsartikeln durch Bau leiter, Berichterstatter: Gewerbelehrer Lohr-Baden; Grün dung einer VerbandS-Sterbecasse, Berichterstatter: Direktor S ch w a n ck - Köln; Meistercurse, Berichterstatter: Direktor Romberg-Köln; Capitalversicherung für den jungen Hand werker; Beschlußantrag betr. Förderung und Erweiterung de» Zeichenunterrichts in den allgemein bildenden Schulen; Bericht erstatter für die zwei letzten Punkte: der Verbandsvorsitzcnde. V Toudcr-Hausc», 30. August. (Telegramm.) Der frühere Chef VeS fürstlichen Ministerium- Staaisminister v. Ke Yser ist gestern im Alter von 97 Jahren gestorben. * Mörchiuaeu, 29. August. Etwas Erfreuliches ist von hier zu berichten. Eine BiSmarcksäule ist unter zahlreicher Be theiligung der Militär- und der Civilbevölkerung eingeweiht wor den. Das Denkmal liegt, wie der „Metzer Ztg." zu entnehmen, weithin sichtbar, dicht bei der Stadt, an der Straße vom Bahnhof nach Daronwriler auf einem von der Gemeind« zu diesem Zwecke zur Verfügung gestellten Platze; es ist mit geringen Mitteln — nicht ganz 2000 ost nach einem Plane deS Garnison-Bau- inspcctorS Herzfeld aus Metz au» Cement in gedrungener, aber gefälliger Form hergestellt. Die Anregung zur Erbauung der Säule gab Generalleutnant Schmidt, jetzt in Frankfurt a. M. * Münchc«. 29. August. Das Sigl'sche „Vater land" hat sich kürzlich gerühmt, daß es von den acht Bischöfen des Landes sieben zu seinen Abonnenten zähle. Der achte soll der Bischof Senestrey von Regensburg sein, der dem Reich und dessen Interessen nicht eben freundlicher gegenüber steht, als seine Kollegen, im Gegentheil, aber vielleicht einen etwas gebildeteren Geschmack hat, als diese. Oesterreich.Ungarn. Die Sprachenvsrschrifteu «nv »te Priv-Ihahnen. * Teplttz, 29. August. Der Rcchtthörer Dvorak in Prag hatte bei der Kasse der Aiissiq-Teplitzer Bahn in tschechischer Sprache eine Fahrkarte nach Prag verlangt, welch« nicht aus gefolgt werden konnte, „weil der Bahnbeamte der tschechischen Sprache nicht mächtig war". Als er sodann ohne Fahrkarte in den Zug stieg, wurde ihm die Strafgebühr von 42 H. ab genommen, welche er im Wege der Klage von der Bahn zurück- verlangre. DaS Bezirksgericht hat die Klage abgewiesen, weil die für öffentliche Behörden und Staat»bczhnen geltenden Sprachenvorschriften auf Privatbahnen keine Anwendung finden, daher in der Anstellung von der tschechischen Sprache nicht mächtigen Beamten ein Verschulden der Bahn nicht erblickt werden kann. Lo« von Nom»ve»eD«n». * Wien, 29. Auaust. Beim heutigen Klerultag theilte Caplan Kllnzer (Aussig) in der Debatte über dieLoIvon Rom-Bewegung mit, daß er während der Aufenthalte»
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