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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 20.11.1900
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1900-11-20
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19001120026
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1900112002
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1900112002
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
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- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1900
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sonst Alles ganz freimüthig erzählt, und in der reizendsten Weise ihr Leben geschildert. Aber — Du mußt dies Aber Deiner Mutter schon zu Gute halten — über die Zeit zwischen ihres Baters Tod und ihrem Eintritt in's Spital meidet sie jegliche Erwähnung." „Und was schließt Du daraus?" „Noch gar nichts, wenigstens nichts für sie Nachtheiliges. Es liegen zwischen den erwähnten Ereignissen etwa drei Jahre. Ihre völlige Verschwiegenheit über eine so lange Zeit muß mich be fremden, ich mag wollen oder nicht. Vielleicht geschah es ohne Absicht, vielleicht hat sie doch ihre Gründe, dies zu thun, wenn ich auch hoffe und wünsche, dies möchte nicht der Fall sein." „Wenn Du so sprichst, hegst Du schon Verdacht." „Noch nicht. Bedenke doch,daß uns trotz monatelanger Bekannt schaft immerhin nur wenige Stunden zu vertraulicher Herzens aussprache geblieben sind. Vielleicht spricht sie noch davon, laß ihr nur^cit." „Jcy möchte heute noch mein Schicksal zu erfahren suchen." „Du thust aber bester, auf meinen Rath zu hören. Ich will versuchen, Winny zu bestimmen, nicht zum Spital zurückzu- <«heren, sondern.bei mir zu bleiben. Zu Weihnachten sollst Du sie fragen dürfen, wenn Du dann noch so denkst, wie heut. Denn entweder hat sie mir bis dahin Alles erzählt, oder sie hat etwas zu verschweigen, was wir wissen müssen, ehe Du um sie freist. Sollte sie auch ferner über jene Zeit beständig schweigen, so wäre das ein bedenkliches Zeichen, und ich würde es dann für meine Pflicht halten, sie offen zu befragen." „Gut, Mutter, aber versprich mir dagegen, daß Du ihr Deine Zuneigung nicht entziehst, auch wenn Du etwas erfahren solltest, waS Dir Schmerzen bereitet." „Das verspreche ich Dir gern. Wir haben ihr zu viel zu ver danken, als daß ich je mein herzliches Wohlwollen gegen sie ver lieren könnte. Auch glaube ich nicht, daß sie etwas zu verbergen hat, was sie in unserer Achtung herabzusetzen vermöchte." „Dann werde ich warten", sagte Klaus, und küßte seiner Mutter die Hand, als Winfriede im Thorweg erschien. Abends, nach Tisch allein mit Winfriede, sagte Lady Falk: „Ich hoffe, es hat Ihnen hier gut gefallen, liebe Winny." „Oh, ganz außerordentlich!" bethruerte diese. „Ich kann Ihnen nie dankbar genug sein für diesen ganzen Monat vollen Glückes, wie ich ihn seit meines Vaters Tod nicht mehr erlebte." Winfrieden's Antwort sprach ganze Bände über jene Zeit, Lady Falk aber ging ihrem Vorsatz gemäß jetzt nicht darauf ein, sondern fuhr fort: „Ich trage schon lange eine Frage an Sie auf dem Herzen, ob Sie mir wohl einen großen Gefallen erweisen möchten. Klaus geht bald nach London zurück. Hier tändelt er ja doch nur, während er dort ernstlich arbeitet. Wenn Sie nun Beide fort sind, werde ich mich einsamer, als sonst fühlen. Wäre ei wohl zu viel verlangt, wenn ich Sie bäte, mir alten Frau den Winter über Gesellschaft zu leisten?" „Mit tausend Freuden wollte ich das thun. Aber, man wird mich im Spital zurückerwarten, und könnte dort Unannehmlich keiten haben, wenn ich nicht pünktlich wiederkäme." „Dem ließe sich wohl abhelfen", erwiderte die Baronin. „Uns sollte man Sie nicht sofort freizeben können, so kommen Sie zurück, sobald man Ersatz für Sie gefunden hat. Ich bedarf Jemand zu meiner Erheiterung und gewöhne mich nur schwer an Fremde. Zudem ist meine Bitte nicht lediglich selbstsüchtig. Ihr Hierbleiben käme ihrer zukünftigen Laufbahn als Künstlerin gewiß zu Nutze. Zeit genug für Ihre Studien will ich Ihnen schon lassen, und die ganze Gegend soll herhalten, um sich von Ihnen malen zu lassen." Winfriede verschloß sich keineswegs diesen so vortheilhaften Aussichten, trotzdem hätte sie bestimmt abgelehnt, wär« nicht Klausens Abwesenheit in dem Plane ausdrücklich vorgesehen ge wesen. Sie war sich der großen Vorzüge der Gegend und des Genusses, den der Aufenthalt auf Glen-Orloch ihr geboten hätte, vollkommen bewußt, sie hatte aber auch erkannt, daß gerade di: fortwährend« Nähe des Mannes, der ihr Begleiter und Lehr meister geworden war, ihre Glückseligkeit ausgemacht hatte, daß sie ihr Herz an ihn verloren hatte und ihn liebte mit der ganzen Gluth einer ersten Liebe. Daher durfte sie sich der ständigen Gefahr, sich zu Verrathen, nicht länger auSsetzrn. Da aber Klaus fortging, konnte sie den Bitten ihrer mütterlichen Freundin nach- geben uns hoffte in ihren Studien «ine Ablenkung, «inen Trost für ihr tiefbetriibtes Herz zu finden, das sich der völligen Hoff nungslosigkeit seiner ersten Liebe mit Grauen bewußt wurde. Lady Falk erreichte Winfriedens Freigabe vom Spital zwu- nicht leicht, aber es gelang ihr doch, auch ohne daß Winfriede erst nach London hätte zurückkehren müssen. Noch einige Stunden Unterrichts durch Klaus, noch einige Sitzungen für sein Bild von ihr, und vrr September war vorüber. Klaus ging nach London, und Winfriede trieb ihre Studien allein weiter. Das Leben floß ihr ruhig und ungetrübt dahin, bis auf einem Ausfluge nach Oban, den sie zu kleinen Einkäufen allein unternommen, das Schicksal sie mit Lord Algy Herbert zusammenführte. (Fortsetzung folgt.) Lbermitelt —, war ich erst zweifelhaft. Ich ging deshalb noch einmal in das nahegelegene Lager zurück und ließ mir vom Com- mandanten Fuliang die Echtheit der Nachricht bestätigen. Dann ging ich auf meinen Posten zurück. In der Nacht ist kein weiterer Befehl mir zugekommen. Auch am nächsten Morgen habe ich keine weitere Weisung erhalten. Es ist uns nicht besonders befohlen worden, auf einen Gesandten öder gar auf den deutschen Gesandten zu schießen, sondern cs hieß in dem Befehl nur: „schießt auf Fremde!" - Als wir am 20. Juni Morgens die beiden Sänften vom Süden heraufkommen sahen, machten wir unsere Gewehre fertig und stellten uns auf. Wir nahmen eigentlich keine ordentliche Stellung ein. Ich stand allein ein wenig nach Norden heraus und nahm die vorderste Sänfte auf mich. Meine Leute standen weiter nach Süden. In dem Polizeihause standen wir nicht. Wir gingen wohl hinein, um unsere Pfeifen anzustecken, und plauderten mit den Polizisten. Die Letzteren wußten auch, daß auf Fremde geschossen werden sollte. Ich schoß den ersten Schuß und gab meinen Leuten das Zeichen zum Feuern. Als Sie, Herr Präfect, sich nach der Shih Tajen Hutung fortschleppten, habe ich meinen Leuten verboten, Sie weiter zu verfolgen, weil wir Befehl hatten, die Straßenecke besetzt zu halten, und dieselbe nicht verlassen durften. Ob Lanzenträger hinter Ihnen hergelaufen sind, weiß ich nicht. Als ich geschossen hatte, hat der Gesandte noch eine Patrone aus einem Revolver abgefeuert. Ich habe den Knall nicht ge hört, wohl aber die Kugel pfeifen gehört. Der Gesandte hat auch noch etwas gesagt, was ich aber nicht verstanden habe. Dann ist er sofort hintenüber gefallen und todt gewesen. Der Revolver lag, als wir die Sänfte entzwei rissen, auf dem Fuß boden derselben. Es war ein Fünflader und es fehlte eine Patrone. Ich habe den Revolver an mich genommen und ihn an den Comandanten für die Lagerkammer abgeliefert. Als die Leiche in die Shuaifu Hutung geschleppt wurde, lugte die Uhr aus der Tasche heraus. Es nahm sie Jemand heraus und ich dal sie mir aus. Ob der Leiche noch andere Sachen abgenommen wurden, kann ich nicht sagen. Meine Leute schleppten sie in die Gasse, und ich habe mich persönlich nicht weiter darum gekümmert. Ich habe aber die Leiche, welche an der Stelle, wo die Shuaifu-Hutung nach Norden abbiegt, hingelegt wurde, noch bewachen lassen. Wir legten sie dorthin, weil wir sie den Blicken der als wild bekannten Tungfu-Hsiang'schen Soldaten entziehen wollten. Es ist der Leiche weiter 'nichts geschehen. Auch die Kleider sind ihr nicht ausgezogen worden. Als di: Schüsse auf die Sänften gefallen waren, strömten eine Menge Soldaten von allen Seiten aus den nächsten Lagern herbei, Infanterie und Reiter, auch Tungfu-Hsiang'sche Soldaten, welche westlich von uns lagen. Als dann die fremden Soldaten (L>oden'sche Patrouille) kamen, schossen sie alle mit. Wir waren wohl 70 Mann stark. Die fremden Soldaten zogen sich zurück. In der folgenden Nacht wurde ich von meinem Posten abge löst. Die Leich: wurde aber auf besonderen Befehl unseres General-Commandeurs, Bannergenerals (Fu-tu-tung) Su-lu- lai durch einen Posten weiter bewacht. Ich habe später gehört, daß sie begraben sei. gez.: H. Cordes. * London, 20. Octobcr. (Telegramm.) „Morning Post" berichtet ans Peking unter dem 17. November: Die Prinzen Tuan und Tschwang sind nur nach Mulden verbannt, aber nicht zu einer Gefängnisstrafe verurtheilt worden; sic sind jedoch ihres Ranges entkleidet worden. * Berlin, IS. November. GeneralseldmarschaU Graf Walderfee meldet aus Peking: Tie Colon ne des Grafen Porl von Wart en berg ist am 15. November in Hwailai eingetrosfen, von wo die Nacht vorher etwa 2000 Mann reguläre Chinesen ab- marschirt sind. (Wdrhlt.) * Hongkong, 19. November. AuS Canton wird über christenfeindliche Unruhen in der Provinz Kwangsi berichtet. Die Nichtchristen tragen Abzeichen. All« Personen ohne dieselben sind in Gefahr, getödtet zu werden. Der Vicekönig ha- eine besondere Commission entsendet zur Regelung der französischen Ansprüche in Lchnetak. Gleichzeitig gehen drei französische Kanonen boote dorthin ab, offenbar, um die französischen Forderungen zu unterstützen. (Wdrhlt.) Politische Tagesschau. * LeMzi», 20. November. Eine Berliner Zeitung hat im Sommer gegen die Ein berufung dcS Reichstages zu einer besonderen China- Tagung angeführt, man könne sich die Reden, die durch eine solche Maßregel entfesselt werden, ohne Schwierigkeit selber machen. Seitdem sind vi le Monate verflossen, der Reichstag hat sich in ordentlicher Session nnt der chinesischen Expedition zu beschäftigen begonnen, gestern sind vier Reden zu dem Gegenstand, theilweise auch nur vorgeblich zu dem Gegenstände, gehalten worden, und das Wort des Berliner BlatieS — rS ist die später so reichStagS- durstig gewordene „Nationalzeitung" gewesen — könnte heute mit der nöthigcn Temporaländerung wiederholt werben. Man hätte sich diese Reden selbst zubereiten können, natürlich nur dem politischen Inhalte nach und ohne den von den Erlesenen bei der Formgebung auf gewandten Geist. Auf Darlegungen vom BundeSrathStische war jene vermessene Bemerkung nicht gemünzt, denn die Regierung konnte jeden Augenblick durch Vorkommnisse in die Lage versetzt werden, etwas Neues zu sagen. Dazu war nun der Reichskanzler gestern nicht im Stande. Die militärischen Ereignisse, daS deutsch-englische Ab kommen, das Ultimatum der Gesandten waren, letzteres wenigstens in den Hauptpunkten, bekannt, und China selbst gegenüber, mit den Factoreu in diesem Reiche, die die Mächte als die gesetzlichen an- zuerkennen mit Grund beharren, ist man auch nicht einen Sckritt weiter gekommen. Zwei Stunden, nach dem Graf Bülow gesprochen, veröffentlichte der „Reichs- Anzeiger" das im Mcrg.'nblatte wiedergegebene Schreiben des chinesischen ReichSoberbaupteS an den deutschen Kaiser. Es enthält nichts, seine Worte zerrinnen wie Wasser in den Händen von Kindern, die aus dem flüssigen Element eine Kugel zu ballen versuchen. DaS Einzige, was man herauslesen kann, ist die Fortdauer der Absicht der chinesischen Machtbaber, die Welt in der bisherigen frech-verlogenen Weise an der Nase herumzufübren. Das Schreiben kennzeichnet die Lage als realpolitisch auf demselben Flecke stehend, auf dem sie sich etwa nach der Be freiung des Gesandten befand. Bei solchem Stande der Dinge konnte der Kanzler nichts Anderes thun, als Bekanntes be rühren und commentiren, die deutsche Auffassung von dem Zwecke des ZugeS nach China und von der überseeischen Politik im Allgemeinen nochmals auszulegen und — die Aufnahme einer förmlichen IndemnitätSertheilungö- Clausel in die China-Vorlage acceptiren. Auf die Frage warum die Regierung, anstatt sich dieses ihr, wie man nun weiß, nicht schwer fallende Zugcständn ß von dem nationalliberalen Centralvorstande und den Preßorganen anderer benöthigter Parteien abringen zu lassen, nicht selbst in ihrer Vorlage Abend-Ausgabe Dienstag den 20. November 1900. kj SSS,- 1438 2300 875 80 eeckitd. Luk l>. von. I0SS0 13375 138 50 148,40 Wien lltsiv r i ion ouit kvtk. xä 315,95 84 85 LIV,26 vsrkotsn.» Be- und »ick, »Oo- ILIINUlliLll owanoi»^ »P«I n.arl, »vlv»n>L- Lmerik» INI 0m - o,cv). >.1S). 118,60 81,— 153,75 88.78 83,— IV5,— FeurHeton. e» üu. 34« 284 388 832 83,80 «3,40 80,53 88^2^, 89,— 00,50 87,78 104,— <1800 87,60 Die Abende waren Lady Falk geioidmet, man unterhielt sich, oder es wurde Musik gemacht, da Klaus Geige spielte und Win friede gern begleitete. ' Bei dem ständigen Zusammensein hätten sich ihm hundert Gelegenheiten geboten, seine Angriffe auf Winfrieden's Herz zu eröffnen. Von gelegentlichen Aufmerksamkeiten und hier und da einem längeren Blick abgesehen, that er aber nichts dergleichen. Winfrieden's Besorgnisse schliefen daher langsam ein. Ihre eigenen Empfindungen näher zu prüfen, lag ihr jetzt etwas ferner, seit eine neue Passion, nein, seitdem ihre alte Passion für die Kunst in ihr wieder erwacht, und ihr ganzes Sinnen und Trachten darauf gerichtet war, sich so zu vervoll kommnen, daß sie Klaus' Prophezeiungen cinst wahr zu machen vermöchte. Es fiel Klaus sehr schwer, die Abmachung mit der Mutter innezuhalten; trotz seiner äußerlich zur Schau getragenen Ruhe war er aber fest entschlossen, um Winfriede anzuhaiten, ehe sie Glen-Orloch verließe. Außerdem wollte er sie bitten, sich von ihm malen zu lassen. Er glaubte, er würde unter diesen besonderen Umständen und mit einem solchen Sujet sicher etwas Hervor ragendes leisten. Schon lange trug er sich mit diesem Vorhaben, nur suchte er nach einer geeigneten Auffassung. Als sie nun eines Abends ein kleines, auf dem Loch-Awc im Boot erlebtes Abenteuer sehr lebhaft erzählte, überkam es ihn Plötzlich, wie herrlich sich ihre Figur und Haltung zu einer Helena von Troja eignen würde. Winfriede gab seinen Bitten nach, und schon am Tage darauf begannen die Arbeiten an dem Bilde. So standen die Dinge etwa acht Tage vor Winfrieden's Abreise. Mutter und Sohn gingen auf der Terrasse auf und ab. „Ich glaube, liebe Mutter, ich darf mich jetzt erklären, ich möchte es gern heut' auf unserem Spaziergange thun. Du hast eine unverkennbare Zuneigung zu ihr gewonnen, warum sollte ich noch länger warten?" „Du hast Recht, ich liebe Winfriede, Ivie ich eine Tochter lieben würde, hätte Gott mir eine geschenkt. Aber —" „Aber?" rief KlauS zurück. „Was hast Du an ihr auszu setzen?" „Nichts, gar nichts, lieber Klaus, laß mich doch erst ausreden!" „Dann aber schnell, liebe Mutter, ehe sie kommt." „Ich muß Dich, so mißmuthig Du darüber sein wirst, bitten, noch zu warten. Ich kenne jetzt Winfrieden s Lebensgeschichte von ihren frühesten Erinnerungen bis auf den heutigen Tag. Nur ein Abschnitt darin fehlt mir, sic hat mir ohne mein Drängen und Schifffahrtsverträge, welche die fremden Regierungen für nützlich erachten, sowie über andere Gegenstände, welche eine Erleichterung der Handelsbeziehungen betreffen. Artikel 11. Die chinesische Regierung wird verpflichtet, das chinesische Aus wärtige Amt zu reformiren und das Hofceremoniell für die Empfänge der fremden Vertreter in demjenigen Sinne ab zuändern, den die fremden Mächte bezeichnen werden. Die vorstehenden elf Artikel werden, sobald jeder einzelne Gesandte von seiner Regierung dazu ermächtigt sein wird, der chinesischen Regierung in Form einer Collcctivnote sämmtlicher Mächte übermittelt werden. Ueber die Erzielung von Ein stimmigkeit für einzelne weitere Forderungen schweben noch Ver handlungen. Eine New Uorker Depesche aus Peking vom 17. Novem ber meldet: Die Vermuthung, daß die Note der Mächte an die chinesischen Fricdensunterhändler bald vervollständigt wird, ge winnt an Boden durch die Resultate der letzten nichtamtlichen Be sprechungen der Gesandten. Der Gesandte Conger erklärte in einer Unterredung, die Lage sei offenbar sehr günstig für eine sofortige Inangriffnahme der Unterhandlungen zur Feststellung der Präliminarien. Er glaube, daß nach der nächsten Versamm lung der Gesandten die Verhandlungen mit den Chinesen ohne Aufschub fortschreiten würden, da die chinesischen Friedensunter- händler mit dem Hofe in telegraphischer Verbindung ständen. Tie (Ermordung von Kcttcler'S. Ueber die schon telegraphisch kurz skizzirtc zweite Vernehmung des Mörders Enhei berichtet das amtliche Protokoll aus führlich: 3200 828 SO rsoo 880 1010 zooo 3100 525 575 »25 S7S 1850 13080 310 21V0 328 8700 135,— 13«,— 127.80 106,— 37.50 161.80 ivHo 82,78 203.80 153,— 112.75 2'0,— 184.25 108,- - 189.75 183.50 309.80 368S0 180.75 161.80 150, — 78,40 71.50 150.50 16450 57,10 324,— 111,60 194,— 84,80 N. o,os>. Peking, den 21. September 1900. Protokoll. Vocgcführt aus Haft: Enhei, der Maiwschu-Solvat, welcher den Tovesschuß auf Freiherrn von Ketteler aögab. — Er be stätigt seine Angaben vom 8. September, auch sein Gestänvniß; er sagt weiter aus: Mein Truppentheil heißt mit vollem Namen „Wei ting chih shöng, Pu tui Chnng-ying" und wird gewöhn lich Ting tz- Tui genannt. Wir waren seit zwei Jahren mit Mausergewehren bewaffnet. Unser Wngtsung Fu-liang hatte den 4. Rang. Das Shenchi Jing-Corps, dem wir angehörten, hat sich am 14. August Nachts aufgelöst. Die Leute haben sich in alle vier Winde zerstreut und theils ihre Waffen ins Lager geworfen, theils sie mitgenommen. Ich warf mein Gewehr ins Lager und ging nach meiner Wohnung in der Chs-nien-tien Hutung am Anting hen. Dort habe ich, obwohl die japanischen Soldaten den Stavttheil schon besetzt hatten, ruhig gelebt, bis mich die Uhr des Gesandten verrathen hat. Am 6. September haben mich die Japaner in meiner Wohnung festgenommen. Ich bitte, da ich doch sterben muß, die Execution möglichst zu beschleunigen. Am 19. Juni, Mittags gegen 1 Uhr, kam der Befehl vom Prinzen, die Straßenecken zu besetzen. Ich bezog mit 30 Mann die Ecke der Shuaifu Hutung. Andere Abteilungen von uns bezogen die nächsten Straßenecken nördlich von uns. Südlich von der Shuaifu Hutung waren die Straßeneingänge nicht mehr besetzt. Nachmittags zwischen 4 und 5 Uhr wurde mir der Be fehl des Prinzen bekannt gegeben: „Wenn Fremde Euch zu Ge sicht kommen, so schießt sie nieder." An dem Nachmittage habe ich keinen Fremden mehr voriiberkommen gesehen. Wenn Sie, Herr Präfect, kurz nach 4 Uhr dort vorübergekommen sind, ohne daß auf Sie geschossen ist, so ist der Befehl in dem Moment noch nicbt zu uns gedrungen gewesen. Wäre dies der Fall gewesen, zo würde auf Sic geschossen sein. Ich weiß wirklich nicht, welcher von den Prinzen den Befehl gegeben hat. Prinz Ching war unser Höchstcommanvirenver und Prinz Tuan war der Chef des Hu shen 2)ing-Corps. Als der Befehl zu mir kam — er wurde mir nur mündlich d.Ueck en»ei> »»uiik. -kt. 3. 8.-5. kultsi in lve» ac.-rv LUIlK. :kkkr. V5M. V.-5.. I'K.-L. ..-ruik. <-ru5. KMkr lllrrxp 9i«ct> »sikd. irr»« .Muli V.-5.. USÜlit Die Wirren in China. Tie unwtdcrrufbarcil Forderungen Ser Mächte, welche in Form einer Note gemeinsam von sämmtlichen theiligten an die chinesische Regierung gerichtet werden sollen oie schon zum größten Theile bekannt waren, sind in der gestrigen Sitzung des Reichstages vom Reichskanzler in genau präci- sirter und paragraphirter Fassung verlesen wor den. Da auf die Friedensbedingungen in dieser bestimmten Form (Zusätze in Gestalt weiterer Artikel sind natürlich nicht ausgeschlossen) noch öfters zurückgegriffen werden wird, thcilen wir sie im Nachstehenden im amtlichen Wortlaut mit: Artikel 1. Eine außerordentliche Mission unter Führung eines kaiserlichen Prinzen ist nach Berlin zu entsenden, um das Bedauern des Kaisers von China und der chinesischen Re gierung über die Ermordung des Freiherrn von Ketteler aus zudrücken. An dem Platze des Mordes ist ein des Ermordeten würdiges Denkmal zu errichten mit einer Inschrift in lateini scher, deutscher und chinesischer Sprache, welche das Bedauern des Kaisers von China über den begangenen Mord ausdrückt. Artikel 2a. Die Todesstrafe ist zu verhängen über den Herzog Lan, ferner über weitere von den Vertretern der Mächte zu benennende Rädelsführer. Artikel 2b. In allen Orten, wo Fremde getödtet oder mißhandelt worden sind, haben alle officiellen Prüfungen auf die Dauer von fünf Jahren auszufallen. Artikel 3. Die chinesische Regierung hat auf jedem der fremden oder internationalen Friedhöfe, welche geschändet, oder deren Gräber zerstört worden sind, ein Sühnedenkmal zu errichten. Artikel 4. Das Verbot der Einfuhr von Waffen nach China wird bis auf Weiteres auf recht erhalten. Artikel 5. China hat gerechte Entschädi gung an Negierungen, Gesellschaften und Privatpersonen, so wie auch an solche Chinesen zu leisten, welche im Laufe der jüngsten Ereignisse an ihrer Person oder an ihrem Vermögen durch den Umstand Schaden erlitten haben, daß sie im Dienst: von Fremden standen. (Hierzu bemerkte der Reichs kanzler: daß über die Principien der Geltendmachung der Schadensersatzansprüche, insbesondere auch derjenigen von Missionaren, später unter den Mächten ein Einvcrständniß hergestellt werden soll.) Artikel 6. Jede einzelne fremd: Macht erhält das Recht, für ihre Gesandtschaft eine ständige Schutzwachc zu halten und das Gesandtschafts-Viertel in Ver- theidigungszustand zu setzen. In dem letzteren dürfen Chi nesen nicht wohnen. Artikel 7. Die Forts von Taku und diejenigen Forts, welche die freie Verbindung zwischen Peking und dem Meere hindern könnten, sollen entfestigt werden. Artikel 8. Die Mächte erhalten das Recht, zum Zwecke der Aufrechterhaltung der freien Verbindung zwischen der Hauptstadt und dem Meere gewisse durch Einvernehmen unter ihnen zu bestimmende Puncte besetzt zu halten. A r t ik c l 9. Die chinesische Negierung wird verpflichtet, während zweier Jahre in allen Unterpräfeciuren kaiserliche Decrete anzu schlagen, worin a. die Mitgliedschaft einer fremdenfeindlichen Serie bei Todesstrafe für immer verboten wird, li. die über die Schuldigen verhängten Strafen aufgezählt werden, o. in denen, um neuen Unruhen vorzubeugen, ausgesprochen wird, daß Vicekönige, sowie die Provinzial- und Localbeamten verant wortlich gemacht werden für die Aufrechterhaltung der Ord nung in ihren Amtsbezirken und daß sie im Falle neuer fremdenfeindlicher Unruhen oder anderer von ihnen nicht so fort beseitigter und durch Bestrafung der Schuldigen gesühnter Verletzungen der Verträge sofort abgesetzt werden sollen und weder mit neuen amtlichen Functionen betraut, noch mit neuen Ehrenstellen bekleidet werden dürfen. Artikel 10. Die chinesische Regierung wird verpflichtet, sich auf Verhandlungen einzulassen über solche Abänderungen der bestehenden Handcls- Die Malerin. Roman von I. Marsden Sutcliffe. Nachdruck verdct-u. Zehntes Capitel. Die ersten Wochen auf Glen-Orloch vergingen äußerst rasch und brachten Winfriede eine höchst willkommene Erfrischung und Stärkung nach dem langen Aufenthalt in der abgeschlossenen Spitalsluft. Man war über Oban hinaus die öde Schlucht ent lang, zum Schlachtfeld bei Glencoe gefahren. Glenfinnau war besucht worden, wo Karl Eduard, der unglückliche Sproß einer unglücklichen Linie, als Prätendent der Stuarts das Banner der Empörung entfaltete, welche bei Culloden ihr trauriges Ende nahm. Auch die Fingalshöhle war eingehend besichtigt worden. Sonst aber lagen die zu Winfrieden's Erholung unternommenen Spaziergänge und kleineren Ausflüge weitab von den herkömm lich zu wandelnden Pfaden. Und gerade auf diesen wußte KlauS sie an Plätze zu führen, wo sie unauslöschliche Eindrücke von herber Großartigkeit oder ruhiger landschaftlicher Schönheit empfing, zu denen der hastende Heerdenwanderer den Weg nicht kennt, vielleicht auch die Zeit und den Muth nicht hat, sie aufzu suchen. Aber es gab nebenher noch Muße genug, und Klaus be stand darauf, daß Winfriede sich daran setzte, ihre Landschafts malerei zu verbessern. Die Ufer des Loch-Awe, wie er da im lieblichsten Frieden ruhte, ließen sich ganz herrlich zu Studien vrrwerthrn. Auch öde Haide und rauher Wald mußten als Vor bilder herhalten. KlauS erwies sich als gar strenger Lehrmeister. Kein Sclaven- vogt konnte unerbittlicher gegen seine schwarzen Untergebenen sein, keine Schöne, die sich zum ersten Ball ankleiden ließ, war schwerer zufrieden zu stellen, als er. Der höchste Lebensgenuß ist fleißiges Arbeiten, pflegte er zu sagen, und Winfriede mußte lächeln, daß er die Wahrheit dieses Spruches gerade ihr einzu schärfen für nöthig erachtete. An regnerischen Tagen blieben sie in einem geschickt zum Atelier umgewandelten früheren Staatszimmer. Hier wurden die draußen aufgenommenen Skizzen weiter ausgcfiihrt, wobei Winfriede von Klaus so Manches über Mischung der Farben und Aufsetzen von Lichtern lernte. -nareo. . livnts reckit.18 15 K.7N.8 3 a. I» u. 3 -1i««ud. -Nssut,. « — 100,70 ksior. ?»oik. atruM. rcko»t Union IdaUu >500 1SS0 15011. » »vtlv»ed, «cieU Llar- > Lod len - ), »re 8700 6, 8., 8odUr- Soionrocks re 8950 6-, r, Lndloo- 600, Viick- 181,— 81,25 210.25 357.25 180,78 183.8« 204,75 15250 127,80 110 28 i 89,50 ssnstnncks nntsrlaxen s Isxcu stlll, a^aodor auk ds. r l. Lw. »v.Uckl. Uom.-tt. n cko. VUätiL otr.-a«l.j 138-. nkadiles 80»,, loo I03/1S. Bezug-»PretS in der Hanptrxpeditto» oder den im Stadt bezirk und de» Bororten errichteten Aus gabestellen abgeholt: vierteljährlich 4 80, bei zweimaliger täglicher Zustellung in- HauS 5.S0. Durch die Post bezogen für Deutschland u. Oesterreich: vierteljährl. 6. Man abonnirt ferner mit entsprechenden! Postausschlag bei den Postanstalten in der Schweiz, Italien, Belgien, Holland, Luxem burg, Dänemark, Schweden und Norwegen, Rußland, den Donaustaaten, der Europäischen Türkei, Egypten. Für alle übrigen Staaten ist der Bezug nur unter Kreuzband durch di« Expedition dieses Blattes möglich. Die Morgen-AllSgabe erscheint um Uhr, die Abend-Ausgabe Wochentags nm 5 Uhr. Nedaction nn- Expedition: Johannisgaffe 8. Filiale«: Alfred Hahn vorm. O. Klemm'- Sortim. Unwersitätsstraße 3 (Paulinum), Louis Lösche, Katharinenstr. 14, Part, und Königsplatz 7. a. u» i«N b»nlc o rrte«. «n I 24,10 ««oot s — «8,20 KipMr TliMatt Anzeiger. Amtsblatt des Königlichen Land- und Amtsgerichtes Leipzig, des Nathes und Volizei-Ämtes der Stadt Leipzig. Oslcl Kriek — 80 — 4125 » — 3700 ,6ioc 3150 —— — 3950 1628 1700 » — 10550 —— 17600 6000 — — 12000 «225 — 35 0 13750 3200 3300 2580 — 3750 3900 578 «25, 1400 1475 3450 3550 —— 1300 1875 1875 - 2550 2875 2850 4200 — 1178 800 8S0 1600 1700 I30j IS5 Anzeigen »Prei- die 6 gespaltene Petitzeile 2S H. Reklamen unter dem RedactiouSstrich (4 gespalten) 75 H, vor den Familiennach« richten («gespalten) KO H. Tabellarischer und Ziffernsatz entsprechend höher. — Gebühren für Nachweisungen und Offertenannahme L5 H (excl. Porto). Extra-Beilagen (gesalzt), nur mit der Morgen-AuSgabe, ohne Postbesörderung ^4 60.—, mit Postbesörderung 70.—. Iinnahmeschlnß für Anzeigen: Ab end-Ausgabe: Vormittags 10 Uhr. Morgen-Ausgabe: Nachmittag« 4 Uhr. Bei den FUialen und Annahmestelle» je eine halbe Stunde früher. Anzeigen sind stets an die Expedition zu richten. 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