Suche löschen...
01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 19.11.1900
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1900-11-19
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19001119015
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1900111901
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1900111901
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1900
- Monat1900-11
- Tag1900-11-19
- Monat1900-11
- Jahr1900
- Links
-
Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
ltteo r«nt« 92U 83.25 60,75 I.7U.8 u. 10 ! u. 3 »end. '.Lin. ,1-ien »«uv 68,25 69,- 60,50 87,80 104,w «6 80 87.sO 16. -6-, i»nv> 100,80 Isivr. I'»ci5 cr»Ib. vost 'lliuo Nida 110.90 80 90 1L4uir 67.50 63.50 167,75 ><1itd. ulc i.con. liLllK 106- 13 ! 7S 136 SO 148,',S Uk. I 137,25 r.8«0^ 137,20 ivsel/ 130,— ,s,4,k, 106, — Ick. 8, 1,-/4 krssd ulksr -8l,k a öxvr xdilll uiuli, kkbr. vulil, V.-/4. K.--4. stdlf. 'rub. KIK1r alsk« mx.-l- ik-L, ieu blscd 8Slk1>, iri^ci ,IK»Ii V.-L. nsssl 37,97 164,67 105 50 43 40 203,50 156.75 144.75 2 .2,25 ,83,- 166,50 189,- 152.50 210,- 374- 162 10 16 ,,25 146,25 81,25 72,75 ISO, - 164 25 57,10 221.50 108,- 198,00 I 8 1. llllsls 8 1k. üo. 84,90 215,75 213,05 85.- 216,55 —— 194,49 rr 92.75 s 2-3,25 ton 360, treu 192,75 185.- 206,— 150.7' 128.25 »vä 116.67 im 91,7 > r. uLsseo/Ladr ukr^. ük vei-boteni Lew »rie! 85 — 425N — 3W5 16100 — 3450 — —» 3950 1625 I70Ü 10400 I06L0 — 17805 6000 — —— 12059 6175 — 135. 0 !3sco 3 WO 3409 2. 50 — 3750 3999 5, 'i 625 1400 / «t 3400 35^-9 —— 1L09 1875 1975 — 2559 2875 2959 14500 — I!75 soo 859 1600 1799 139 155 23 0 2359 9 0 1609 50 89 18500 960 1019 300 - 3109 500 559 525 575 12850 13099 — 219 — SILO — 325 2500 —— — 8790 1475 1559 2750 I rüLdsr, r. Von »VI7. icds 0,05>. VLVviL« (IS n> >>!t von L«w- >SllS(0Vll von larkoillsllvill' von Ltilloedlli illrx, „Licili^' ll 8o»tvll llllCl! Ill,,»od>st. llsser sllkLllxs Lwlllklic-d im vdläks vieclsk t, so <illss üj« «I^rsrskils io- rv LIIsw kdsr sied iw 8«ix- i TiieSsr« ,,!«»- s llllok ternär i-Ir«r« Lllxedok -I<1 «ins rUck- Ob Mo .45- , lässt »5 5 oll äsr 6e I lies Lrosli» s Lrscdren- isobtllllxeu ill ^bl»lt«rll cki« nässjxllllr Ser II vircl, Sie Uodrixsll sinS v«r6«ll xexell rcbscbuittli, 5 ^t, vscb V»II icb Hiess 65 -d, 78^ llllli ollck Lrlllüssixullx Ls virü jslrr löllebock »7^, idorx, lorxso »ob <i«n osrer >öber«ll iisiell ;«ill Hiuisox- t 70—75 rin ll»cd »lläeren 2d« ist u»>o es virä Son llnä veile, bei Soll 8»«Ie t 7ür Llsüssii 5—7V »5, nscii «piäkrell «ir,i llä xi«ickt»I!s 1« llllcd Leiiiu krt 4er 8taSr, ll»ob 6er OSer riliicb rurUct si»ll 90—95 (»ob 1-Lits 4«r o ScbiLlebN« BezugS-Preis kn der Hauptexprdition oder den im Stadt bezirk und den Bororten errichteten Aus gabestellen i'bgehvlt: vierteljährlich ^l 4.K0, bei zweimaliger täglicher Zustellung in« Hau« ^l S.V0. Durch die Post bezogen für Deutschland u. Oesterreich: vierteljährl. 6. Man abonnirt fenier mit entsprechendem Postaufschlag bei den Poslanstalten in der Schweiz, Italien, Belgien, Holland, Luxem burg, Dänemark, Schweden und Norwegen, Rußland, den Donaustaaten, der Europäischen Türkei, Egypten. Für alle übrigen Staaten ist der Bezug nur unter Kreuzband durch die Expedition dieses Blatte« möglich. Die Morgen-Ausgabe erscheint um '/,7 Uhr/ die Abend-Ausgabe Wochentag« um k Uhr. Nedaclion und Expedition: JvhanniSgasse 8. Filialen: Alfred Hahn vorm. O. Klemm'« Sortim. Umversitätsstraße 3 (Paulinum), LouiS Lösche, Katharinenstr. l4, part. und König-Platz 7. Morgen-Ausgabe. MpMer. TagthlM Anzeiger. Amtsblatt des Königlichen Land- nnd Amtsgerichtes Leipzig, des Mathes nnd Nolizei-Amtes der Ltadt Leipzig. Montag den 19. November 1900. Anzeigen.Preis die 6gespaltene Petitzeile LS H. Reklamen unter dem Redactivnsstrich s4 gespalten) 75 H, vor den Familiennach richten (6 gespalten) 50 H. Tabellarischer und Ziffernsatz entsprccheud höher. — Gebühren für Nachweisungen und Offertenannahme 25 H (excl. Porto). Extra-Beilagen (gefalzt), nur mit der Morgen-AuSgabe, ohne Postbesörderung SO.—, mit Postbesörderung 70.—. Annahmeschluß für Anzeigen: Abend-Ausgabe: Bormittag- 10 Uhr. Morgen-Au-gabe: Nachmittag- 4 Uhr. Bei den Filialen und Annahmestellen je eine halbe Stunde früher. Anzeigen sind stets an die Expedition zu richten. Die Expedition ist Wochentags ununterbrochen geöffnet von früh 8 bis Abends 7 Uhr. Druck und Verlag von E. Polz iu Leipzig. 94. Jahrgang. —1 Amtlicher Theil. Versteigerung. Am Montag, veu 19. ds. Mts. und folgende Tage sollen die Restbeslände der au- dem Eonklirs Gxüuebaum stammenden Waren nnd zwar: u) an Glas und Porzellan: Wein-, Bier-, Sectgläser, Kannen, Tassen, Schüsseln re. d) an Alfenide und Ncnsilbcr: Geschirre, Leuchter, Platten, Service, Tafelaufsätze, Messer, Gabeln und Löffel rc. c) an Maschine»: Eis-, Grog- und Kaffeemaschinen, Wärm apparate, Bain-Maries, Bierabläuse, Cognackühler rc. im GeschästSlocal RerchSstraste 29/31, I., je von 10 bis gegen 2 Uhr öffentlich meistbietend versteigert werden. Leipzig, Len 17. November 1900. Trantschold, Localrichtrr. Signale und Sicherheilsvorrichtnngen im Eisenbahnbetrieb. Von Karl Rudolf i. Nachdruck verboten. Mit rasender Geschwindigkeit donnert der Eilzug durch di: sternlose, wollenverhangene Nacht; über lange gerade Linien und scharfe Curven, über Dämme und Brücken, durch Einschnitte und Tunnel führt der unaufhaltsame Lauf. In den Coupes mühen sich die Reisenden, ihrer Natur ein Stündchen unruhigen Schlafes abzutrotzcn; nur hier uns da starrt ein schlafloses Menschenkind auf den aus dem Schornstein der Locomotive sich ergießenden Funkenstrom und die in gespenstisch wilder Jagd vorbeihuschenden Schatten der Bäume und Gebäude. Da er schallen plötzlich drei kurze, scharfe Töne der Dampfpfeife, das fast Jedem, der häufiger zu reisen Gelegenheit hat, wohlbekannt: Nothsignal „Bremsen fest"; knirschend setzen sich die Bremsen in Thätigteit, zusehends verlangsamt sich der reißend-schnelle Lauf, und nach wenigen Sekunden hält der Zug auf offener Strecke still. Erschreckt fahren di« Schläfer aus ihrer Ruhe auf und fragen nach der Ursache des Haltens. In der Station L., welch: ver Eilzug mit fast unverminderter Geschwindigkeit zu durch fahren hat, rangirt ein Güterzug; das Durchfahrtsgleis war bis zur Ankunft des Eilzuges nicht freizumacheu, in Folge dessen steht das 400 Meter außerhalb des Bahnhofs gelegene Vorsignal auf „Halt". Dicht vor der Einfahrt zum Bahnhof vermag der Locomotivführer den Zug zum Stehen zu bringen, wodurch ein grenzenloses Unglück verhütet wurve. Nach kurzem Aufenthalte geht es wieder weiter in rastloser Eile, vem noch fernen Ziele entgegen, welches die Insassen erreichen, ohne zu wißen, welche» Gefahren sie vielleicht nur um Haaresbreite entgangen sind. Nicht immer geht es so glimpflich ab. Die Außerachtlassung einer Sicherung, ein mißverstandenes Signal, das Versagen einer mechanischen Sicherheitsvorrichtung im entscheidenden Momente und noch viele andere Umstände können die Ursache einer gräß lichen Katastrophe werden. Die Eisenbahnunfälle haben ihre Ursache entweder in Mängeln des baulichen Zustandes der Bahn und der Betriebs mittel, oder in Verstößen gegen den durch Sicherheitsmaßregeln und Signale geregelten Betriebsdienst. Das allererste Erforder niß jedes soliden Bahnbetriebes ist daher, daß die Bahn selbst und deren rollendes Material sich in bester Verfassung befinden. Ist in dieser Beziehung auch in Deutschland und Oesterreich mancherlei zu tadeln, so sind die Verhältnisse doch ungleich bessere wie z. B. bei den amerikanischen Bahnen. Ein zahlreiches Per sonal hält die Strecke und ihre Bauten unter steter Controle. Daffelbe geschieht mit dem rollenden Material, an dem besonders die Radreifen auf das Sorgfältigste geprüft werden, Wei! deren Springen bei großerKälte früher dieÜrsache zahlreicher Unglücks fälle war. Auf jeder größeren Station kann man einen Mann mit einem Hammer den Zug entlang gehen und die Radreifen der Wagen durch Hammerschlag auf das Vorhandensein etwaiger Sprünge prüfen sehen, welche sich durch veränderten .Klang beim Aufschlagen des Hammers verrathen. Uebrizens ist die Be festigung der Radreifen heute derart vervollkommnet, daß auch bei mehrfachem Springen eines solchen die einzelnen Stücke am Rade haften bleiben. Sehr wichtig ist ferner bei Zügen, welche nicht mit einer von der Locomotive aus wirkenden Dampsbremse ausgerüstet sind, das Vorhandensein einer der Anzahl der Wagen achsen entsprechenden Menge Handbremsen, von Wilcher im Not fälle ein möglichst schnelles Anhalten des Zuges abhängt. Eine zu geringe Anzahl von Bremsen hat schon oft die fiirchierlichsten Unglücksfälle, wie jenen von Hugstetten, bei dem es 180 Todie und Verwundete gab, herbeigeführt, weil bei starkem Fall der Strecke die ungenügend gebremsten Wagen derart auf die Ma schine drücken, daß eine Entgleisung unvermeidlich wird. Um einen Uebcrblick über die mannigfachen optischen, akustischen und elektrischen Signale und mechanischen Sicher heitsvorrichtungen des Betriebes näher kennen zu lernen, wollen wir einen Zug auf seiner Fahrt zwischen zwei Stationen auf dem Stand des Locomotivführers begleiten. Die Bahn ist eine zweigleisige. Die Züge befahren auf der selben in Deutschland in oer Regel das in der Fahrtrichtung rechts gelegene Gleis. Während es nun in manchen anderen Ländern gestattet ist, einen zweiten Zug auf demselben Glei: abzulassen, wenn der letzte vorausgegangen« einen Vorsprung von mindestens zehn Minuten hat, ist in Deutschland das System zur Durchführung gelangt, daß zwei Züge nur in Stations abstand aufeinander folgen dürfen. Sind die Abstände von zwei benachbarten Stationen sehr groß, so errichtet man zwischen ihnen eine sogenannte Blockstation, welche für den Signaldienst dieselbe Bedeutung wie eine dem öffentlichen Verkehr dienende Haltestelle hat. Ein Güterzug hat vor ungefähr einer Viertelstunde den Bahnhof verlaßen in der Richtung, welche der auf demselben haltende Personenzug nehmen will; er hat vor Kurzem die auf dem halben Wege nach dem benachbarten Bahnhofe gelegene Blockstation passirt, von wo soeben das Signal „Strecke frei" gekommen ist. Der Stationsbeamte hat daher keine Bedenken, den Personenzug abzulassen, welcher, nachdem er telegraphisch der nächsten Station gemeldet und das Ausfahrtssignal auf „Fahrt" gestellt ist, abdampft. Hierauf wird hinter ihm das Signal sofort auf „Halt" gestellt, bis von der Blockstation die Nachricht einläuft, daß derselbe die Strecke passirt hat. De: abgelassene Zug hat inzwischen in ungefähr einer Minute die ihm vorgeschriebene Fahrgeschwindigkeit erreicht, deren Höhe der Locomotivführer an einem automatisch wirkenden Zeiger apparat abliest, während die Maschine bei ihrem Laufe Contact- vorrichtungen niederdrückt, welche neben den Schienen ange bracht sind und deren Niederdrücken der Abfahrtsstation elektrisch durch Zeichen auf einem sich gleichmäßig abwickelnden Papier streifen gemeldet wird. Aus diesen kann man entnehmen, ob der Locomotivführer die ihm gestattete Maximalgeschwindigkeit auch inne gehalten hat. Die größte für Personenzüge auf Bahn strecken ohne große Krümmungen und Gefälle zulässige Ge schwindigkeit ist für Deutschland auf 90 Kilometer für die Stunde festgesetzt. Dies ist natürlich keineswegs die Ge schwindigkeit, welche sich für einen viele Stunden fahrenden Zug einschließlich des Aufenthaltes durch Division der Stundenzahl in die der zurückgelegten Kilometer «rgiebt, sondern jene, welche der Zug im besten Falle in freier Fahrt zwischen zwei Stationen zeitweise erreicht. Da unsere V-Züge diesem Maximum häufig sehr nahe kommen, ist eine irgendwo erlittene Verspätung nur äußerst schwer wieder einzubringen. Anders in England, wo be züglich der Geschwindigkeit keine Beschränkungen bestehen, so daß einzelne Züge dort auf geeigneten Strecken vorübergehend eine Geschwindigkeit von 115 bis 125 Kilometer in der Stund« er reichen. Unser Zug, dessen Locomotivführer unausgesetzt die Strecke und die auf Zeigertafeln bezeichneten Steigungs- und Krüm- mungsoerhältnisse der Bahn beobachtet, ist inzwischen in die Nähe der Blockstation gekommen, er setzt, da der Signalarm des Semaphors hochgezogen ist, was „freie Fahrt" bedeutet, seine Reise fort und nähert sich schließlich der nächsten Station. Diese ist nach beiden Seiten hin durch sogenannte Abschlußsignale ge sichert, vor welchen sich in einer Entfernung von 300 bis 400 Meter die Vorsignale befinden, die mit ersteren fest verbunden sind und automatisch alle Bewegungen der Abschlnßsignale mit machen. Als Abschlußsignale dienen in Deutschlanb eiserne Masten mit beweglichen Armen für die Tageszeit und bunten Laternen für die Nachtzeit, deren hochgezogener Signalarm oder grünes Licht freie Fahrt bedeutet, während wagerechter Arm over rothes Licht das Zeichen zum Halten sind. Als Vorsignale benutzt man bunte runde Scheiben, welche bei freier Fahrt wage recht liegen, in senkrechter Stellung aber durch Farbe over Lick t dem Locomotivführer anzeigen, daß das Abschlußsignal auf Halt steht, und daß er schon hier bremsen muß, um vor der Einfahrt zum Bahnhofe halten zu können. In letzterem Falle befindet sich unser Zug, da die Rangirbewegungen des vorangegangenen GUterzuges das Freimachen des Hauptgleises zur rechten Zeit nicht ermöglichten; er muß daher vor dem Bahnhofe halten, bis der Signalarm in die Höhe geht, um alsdann langsam in den Bahnhof «inlaufen zu können. Genau ebenso vollzieht sich der Verkehr auf einer eingleisigen Bahn, nur mit dem Unterschiede, daß bei dieser der Zug der Nachbarstation zuvor angeboten werden muß, und er erst nach Einlaufen der Annahmeerklärung abgehen darf. Der Bahnhof, auf dem wir halten, ist eine Kreuzungsstation mit bedeutendem Verkehr; er besitzt in Folg dessen eine große An zahl Nebengleise und Weichen, welche natürlich alle richtig gestellt sein müssen, um das Auffahren des Zuges auf in den Neben gleisen haltende Wagen zu verhindern. Bei nahen Abständen kann sich der diensthabende Stationsbeamte durch directe An schauung von dem richtigen Stande derselben überzeugen; für größere Entfernungen aber befindet sich im Stationsbureau ein genaues Modell der ganzen Gleisanlage, dessen Weichen selbst- thätig die Weichenbewegungen im Bahnhofe mitmachen und ein klares Bild des jeweiligen Standes ergeben. Auf größeren Stationen werden mehr und mehr jene höchst sinnreichen Stell werke eingeführt, welche im Publicum unter dem Namen „Centralweichenstellapparat" bekannt sind. Dieselben sind zu meist in hohen, eigens zu diesem Zwecke aufgeführten Gebäuden gelegen und ermöglichen an der Hand eines Modells auf me chanischem Wege mittels Stangen oder Drahtleitungen oder durch Luftdruck, Wasserdruck oder Elektricität von einem Pnncte aus die Stellung sämmtlicher Weichen. Da die meisten Unfälle in den Bahnhöfen, und zwar in Folge unrichtiger Weichenstellung sich ereignen, sind diese Centralapparate für die Sicherheit des Verkehrs von höchster Bedeutung. Freilich kann auch trotz der richtigen Handhabung derselben ein Zug auf ein falsches Gleis gerathen, wenn die Zunge einer spitz befahrenen Weiche nicht genau anschließt. Um dies zu verhindern, bringt man an wichtigen derartigen Weichen be sondere Spitzenverschlüsse an; Druckschienen, welche hart neben den eigentlichen Fahrschicnen eine Strecke vor der Spihweicke belegen sind, werden von den darüber rollenden Rädern nieder gedrückt und sichern, da sie in geeigneter Weise mit den Weichen zungen verbunden sind, den festen Anschluß der Weichenspitzen. Die ganze Eiscnbahnbctriebsordnung ist eigentlich eine Sammlung von Hunderten von Sicherheitsvorschriften, deren Beschreibung ein ganzes Buch füllen würde und deren Verständ- niß überdies Fachkenntnisse voraussetzt. Verschiedene weiße Feuilleton. Unser Regulator. Humoreske von Bertha Framholtz. Nachdruck verbol/n. Dreimal abbrennen ist schließlich noch billiger als einmal umziehen, behaupten die Leute. Nun, vas mag ja übertrieben sein, aber so ganz unrecht haben sie nicht. Das habe ich erst bei meinem letzten Umzuge wieder gesehen. Von dem furchtbaren Aerger, den ich mit den Ziehleuten hatte, will tch gar Nichts er zählen, sonst steigt mir wieder die Galle hoch. Ich mache auch lein großes Geschrei ob der zertrümmerten Gläser, Teller, Bilder. Aber constatiren muß ich, daß die Küche der neuen Wohnung einem Scherbenfclde glich, Trümmerhaufen reihte sich an Trümmerhaufen. Schließlich aber heilt die Zeit alle Wunden, und heute, wo wir sechs Wochen in der neuen Wohnung uns eingelebt haben, ist das Umzugs-Ungemach beinahe vergessen. Den metallischen Beigeschmack, den die Sache gehabt hat, wird mein Mann zwar nicht sobald verwinden, aber cs Hilst doch nichts: wo Holz gehackt wird, fallen Spähne. In Ordnung sind wir jetzt vollständig, und die neue Wohnung ist viel schöner als die alte. Nur einen Kummer habe ich — unser Regulator streikt noch immer! Wenn Vas so ein gewöhnlicher Wald- und Wiesenregulator ge wesen wäre, würde ich gar kein Aufhebens von Vieser Kleinigkeit machen. Aber so handelte es sich um ein werthvolles Hochzeits geschenk, vaß ich um so höher halten mußte, als cs von meiner Schwiegermutter stammte, Vie sich bis dato noch nicht in den Ruf einer allzu großen Freigebigkeit gebracht hatte. Wenn die uns jetzt besuchte und merkte, daß „ihr" Regulator nicht in Ordnung war, gab's sicher eine bewegte Familienscene . . . Und was hatten wir mit diesem Uhrenkasten nicht schon Alles angestiftet. Zuerst hatte tch Uhrmacher Lehmann holen lassen. „Ach", meinte Ver leichthin, „das ist nicht schlimm. Der Re gulator hängt schief, ver muß nur in die richtige Position ge bracht werden." Dabei rückte er den Kasten hin und her, daß das Perpendikel nur so flog. „So", tröstete er mich, „Vai wäre schon gemacht. Die Karre geht wieder ausgezeichnet." Und wirklich pendelt« das Perpendikel gleichmäßig hin und her. Als nach einer Stunde mein Mann nach Hause kam, galt sein «rster Blick dem Regulator. „Na nu", meinte er erstaunt, „die Uhr ist ja schon wieder stehen geblieben!" „Nicht möglich", rief ich auS, „ver Uhrmacher ist ja kaum auS dem Hause heraus." „Welchen Uhrmacher hast Du denn holen lassen?" erkundigte sich mein Mann. „Herr Lehmann war hier", seht« ich ihm auSeinanver, „vaS ist doch ein tüchtig« Meister in seinem Fache, ver die Uhren genau auf Herz und Nieren prüfen kann." „Ach wa», Lehmann", wandte mein Mann «in, „daS ist ein gewöhnlicher Uhrmacher,. Wenn sich's aber um «inen kostbaren Regulator handelt, und noch dazu um einen Regulator, den uns meine Mutter zum Hochzeitsgeschenk gemacht hat", — er betont« den letzteren Gatz ganz besonder» kräftig, — „so läßt man doch mindesten» einen Hof-Uhrmacher holen . . ." „Na, wenn Du denkst, daß v«r seine Sache besser macht", gsb ich etwa» kleinlaut zu, „dann kann'« ja noch geschehen." Ich ließ am nächsten Morgen den Hof-Uhrmacher Werner bitten. „Nichts leichter als das, Verehrteste", erklärte der, „Sie hätten mich gar nicht zu bemühen brauchen. Sehen Sie, es liegt nur an der Rcgulirung des Perpendikels. Da steht's ja groß und breit: R das heißt retour, das heißt svsnt oder vor wärts. Da oben ist eine Schraube, die brauchen Sie blos zu drehen, »ach rechts over links, dann wird der Gang des Perpen dikels ohne Weiteres regulirt. Ist denn die Uhr bisher zu früh oder zu spät gegangen?" „Sie ist gar nicht gegangen!" erwiderte ich der Wahrheit gemäß. „Oh", meinte er bedauernd, „das ist ein schlimmes Zeichen von 'ner Uhr. Da muß ich schon ein paar kräftige Drehungen in der Richtung machen — viel hilft viel!" Er bewegte die Schraube, stieß das Perpendikel an, und richtig, tick, tack, tick, tack, ertönte es in regelmäßiger Folge. „Nun, wer sagt's denn", lachte Herr Werner, „dazu hätte ich wirklich nicht selbst zu kommen brauchen, das hätte schon mein jüngster Lehrling besorgen können." ... Wir saßen beim Abendbrod. „'s ist halb acht jetzt", sagt: mein Mann und zog seine Uhr, „da wird's Zeit, daß ich mich zum Kegelabend zurecht mache. Doch was ist denn das . . er spitzte die Ohren, „ich höre ja den Regulator nicht — wahr haftig, der steht schon wieder still! Ein so kostbarer Regulator, noch dazu einer, den uns meine Mutter . . ." „Es ist gut, das Andere weiß ich schon; ich kann Dir nur sagen, daß ich Deinem Rathe gefolgt bin und einen Hof-Uhr macher hab« holen lassen. Wenn der auch noch Nichts fertig ge bracht hat, kann ich's wirklich nicht ändern." „Ach was", knurrte mein Mann, „Hof-Uhrmacher . . . Hof- Uhrmacher ... Es kann auch Hof-Uhrmacher geben, die aui Regulatoren nicht geaicht sind. Wenn Du praktisch wärest, würdest Du Dich unter der Hand umgethan haben nach einem Gehilfen; weißt Du — nach einem gerissenen jungen Mann, der in einer großen Fabrik arbeitet. Der macht sich ja ein Ver gnügen daraus, so nebenbei was zu verdienen .. ." Ich beschloß „praktisch" zu werden und gab dem Dienst mädchen den Auftrag, solchen Uhrmacher-Jüngling herbeizu schaffen. Das Mädchen hatte auch daS Glück, einen zu finden, und so meldete sich «in junger Mann bei mir, dem ich mein Regulator-Leid anvertraute. „Es wird nicht viel sein", erklärte er und untersuchte das Innere ver Uhr. „Hier vrin die Räder und Federn sind in Ordnung, eS kann sich nur um ein« große Kleinigkeit handeln." Er rückte den Uhrkasten nach rechts, nach links, er klopfte den Wandhaken etwas zurück, und richtig — er braucht« das Perpen dikel gar nicht anzurühren, das fing an, sich von allein zu be wegen. „DaS Ei des ColumbuS", meinte der jung« Mann, „der Haken mußte einen halben Centimeter weiter in die Mauer ge trieben werden, damit der Regulator richtig im Lothe hing. Das hätten Sie ganz allein besorgen können . . Die Uhr tickte gleichmäßig weiter. Ich setzte mich wohl «ine halbe Stunde dem Gehäuse gegenüber: daS Perpendikel bewegte sich gleich einem perpenäiouluru mobile. Mein Mann kam. „Du, Männchen", rief ich ihm freudig zu, „Du hast Recht behalten. WaS Uhrmacher und Hof-Uhrmacher nicht zu Wege brachten, jetzt ist'S erreicht: der junge Mann au? der Fabrik hat daS Richtige getroffen. Unser Regulator läufr wi« di« Uhren der Sternwarte!" „Wahrhaftig", staunte mein Mann, „VaL tickt ja »I» In drn guten alten Zeiten vor dem Umzug. Na, dann können wir wieder ruhig schlafen. Jetzt war es ordentlich unheimlich, wenn man aufwachte und den Regulator nicht schlagen hörte." „Du hast Recht", mußte ich beipflichten. „Aber da ich ge wöhnlich nicht aufwache, lege ich größeres Gewicht darauf, daß dieser prachtvolle Regulator eben das Hochzeitsgeschenk Deiner Mut. . ." „Gut, gut", winkte er ab, „das ist ja eigentlich Nebensache. Die Hauptsache ist, daß der Regulator Dank den Bemühungen des jungen Mannes wieder richtig schlägt und richtig geht. Diesem Jüngling sichere ich schon jetzt eine fürstliche Belohnung zu. Nun paß auf, jetzt hebt's schon aus zum Vollschlag von sieben Uhr . . . Richtig: eins, zwei — Vr . . .", mein Mann verstummte plötzlich. „Du lieber Himmel", staunte er, „der Kasten schlägt ja halb und 's ist doch voll " »Ja, so ganz richtig zu schlagen scheint der Regulator noch nicht", bestätigte ich. „Schlimm ist das nicht", beruhigte sich mein Mann, „da wird eben das Schlagwerk um «ine halbe Stunde vorgerückt. Die Hauptsache ist, daß das Werk geht, dann regelt sich Alles von selbst. Tick, tack, tick . . ." „Tack", fiel ich unwillkührlich ein. „Tick — taak — tik.. ." Langsamer und immer langsamer wurde der Schlag der Uhr, und endlich „Du lieber Himmel", stöhnte mein Mann, „jetzt setzt ja das Ding den Schlag schon wieder aus. Und da, steh her ..das Perpendikel bewegte sich nur noch langsam, zögernd, endlich stand die Uhr wieder still. „Fürchterlich", stöhnte ich. „'s ist zum Rasendwerden", tobte mein Mann. „Diese Pfuscher, diese Nichtswisser, diese Ignoranten . . . Aber wart« nur, jetzt werde ich mir den Kasten selbst vornehmen, und da müßte es doch mit dem Satan zugehen, wenn ich ihm seine Mucken nicht austreiben würde. Die ganze Sache ist Vie, daß der Regulator in ein anderes Zimmer kommt. Entweder ist hier die Wand feucht oder sie ist schräg, oder 's ist hier zu warm oder zu kalt — kurz und gut, was ist hier." „Da hast Du recht", pflichtete ich ihm bei, „Wal ist. Ab«r ich hab« gar nichts dagegen, wenn Du den Regulator in den Salon hängen willst." „In den Salon?" dehnte mein Mann. „Nein, vaS werde ich nicht thun, und es wird auch geh'n. Im Salon steht die Eichen uhr, und gegen die sticht doch der plunvrige Kasten ..." „Aber ich muß Dich doch bitten, respektvoller von dem Hoch zeitsgeschenk Deiner Mutter zu sprechen", wies ich ihn zurecht. „Drehe doch nicht All' und Jedes zu einer Spitze gegen meine Mutter", wüthete er. „Wenn die gewußt hätte, welchen Aerger wir mit diesem heillosen Kasten haben würden, würde sie ihn uns sicher nicht geschenkt haben. Das ist aber jetzt ganz gleich. Dec Regulator kommt in'« Schlafzimmer, und dort werd« ich ihn schon curiren." Und wirklich — mein Mann ließ den Regulator keinen Tag mehr in Ruhe. Bald hakt« er das Perpendikel au«, bald hing er's wieder hinein. Bald vrehte er die Schraube nach R, bald versuchte er'S in entgegengesetzter Richtung. Bald drehte er den Stundenzeiger vor, bald zurück. Schließlich vergriff er sich auch noch an den edleren inneren Theilen: dem Räderwerk. Nach und nach hatte sich «in ganz unleidlicher Zustand herauSgebildet. Bei un» war «in Durcheinander tn den Zeiten «ingerissen, da» aufhört,, schön zu sein. L«r La, -raut, — dir Regulator schlug Mitternacht. Es war früh zehn Uhr — der Regulator schlug zwei. Zu wiederholten Malen war unser Junge schon zu spät in die Schule gekommen, weil ver Regulator uns Alle in eine zeitliche Confusion gebracht hatte. Das Dienst mädchen wußte bald überhaupt nicht mehr, ob es Vor- oder Nachmittags war, ich -wurde nie zur rechten Zeit mit dem Mit tagsessen fertig, und auch mein Mann kam hin und wieder in d'-c unangenehme Lage, nicht zu wissen, was die Glocke geschlagen hatte. Und dabei biesterte er jeden Tag an dem Regulator herum... Eines Tages wurde uns der Schwiegermutter Besuch ge meldet. „Schön, daß sich meine Mutter 'mal wieder sehen läßt", meinte mein Mann. „Sehr schön", pflichtete ich ihm bei, „aber sag' mal — der Regulator " „Keine Sorge", beruhigte er mich, „ver ist schon seit drei Tagen in bester Ordnung, hast Du das noch nicht gemerkt?" Ich zuckte Vie Achseln. „Ja, Du kannst mir's glauben", versicherte er, „ich habe durch meine unausgesetzte Thätigkeit die Sache in Ordnung ge bracht. Der Regulator geht wi« ein geölter Blitz . . ." Meine Schwiegermutter kam. Sie fand Wohnung und Ein richtung sehr schön. Bei ver Musterung Ver Zimmer schweifte ihr Blick mit einer gewissen Hast die Wände entlang. Endlich kam das Schlafzimmer an die Reihe. „Na so was", platzte da die alte Dame heraus, „meinen theuren Regulator, ein Schmuckstück für jeden fürstlichen Salon, packt Ihr in die Schlafstube " „Ja, Mama", erklärte mein Mann, „daS mußten wir einfach thun. Wir können uns hier auf die Uhren gar nicht verlassen. Aber Dein Regulator — na, weißt Du, ein Prachtwerk! So was von Präcision, so was von tövtlicher Sicherheit in der Zeit angabe ist noch gar nicht dagewesen. Wir hätten jeden Lag verschlafen, wenn wir Dein Hochzeitsgeschenk nicht über unseren Häuptern hängen hätten." Ich traut« meinen Ohren kaum . .. „So, so", philosophirt« meine Schwiegermutter nachdenklich, „aber ich meine, ein fünf Mark-Wecker würde es im Schlaf zimmer auch thun. Und außerdem geht ja ver Regulator gar nicht." „Am Tage halte ich ihn gewöhnlich an", erklärt« mein Mann, „nach einer Ruhepause geht er dann die Nacht über doppel: präcis. Sieh' mal, wenn Du 'ne Nacht über gelaufen bist, willst Du doch auch am nächsten Tage Deine Ruhe haben." Der alten Dame stieg «in« hektische Röthe inS Gesicht — ver Vorläufer eines nahenden Gewitter«. „Wenn Du glaubst, mir Faxen vormachen zu können, da irrst Du Dich", entlud «» sich, und jetzt bekam auch ich mein Fett: „E« ist traurig genug, daß Du die Dummheiten Deiner sauberen Ehegemahl» noch unter stützt ... Unterbrich mich, bitte, nicht... ES scheint bei Euch 'ne nette Wirthschaft zu herrschen, vor Eurer silbernen Hochzeit werdet Ihr von mir Nicht« mehr geschenkt erhalten —Damit rauschte sie htnau«!
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder
Erste Seite
10 Seiten zurück
Vorherige Seite