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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 12.09.1901
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1901-09-12
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19010912016
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1901091201
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1901091201
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1901
- Monat1901-09
- Tag1901-09-12
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BezugS'PreiS di der Hauptexpedtttl» oder den tm Stadt. l«trt »uv d« Vororte« «richtete» Ans« aadestelleR ad,»holt: vterttljävrUch 4.K0, del ewetmalta«, täglicher Zußelln»? ins Hani ^l K.dO. Durch die Post bezogen für Deutschland a. Oesterreich: otetteljährl. X S. Vr« atauuM ferun mit entsprechende« vostanfschtag del de» Postanstalte» tu der Schnxt^ Italien, Belgien, Holland, Luxem- G da» vajun «t unter «reu-baud durch dtn W»p«««» diese» Blatte» möglich. chetut um >/,? Ustch BUtag» n« » Uh» NÄsktto» »ar Lraeditioar Johanni»gaffe 8. Finaiea: Nlftrh vor«. V. Klemm'» SorHau UlMterMtsstraße » (Paulinum). Loui» Lösche, MchhaetUi'nftr. 14, putt. und Ldutgsyla» Morgen-Ausgabe. MpMerIagMü Anzeiger. Amtsblatt des Königliche» Land- und Äintsgerichtes Leipzig, -es Mathes und M-lizei-Ämtes -er Ltadt Leipzig. Nr. 465. Donnerstag dm 12. September 1901. Anzeiger» »Prei- die 6 gespaltene Petitzeile LS H. Nerlnme» »ater dem Nedamonsstriq (»gespalten) 7K vor de» gamiliennach« richten (6 gespalten) SO Labellnrtscher und Htsfernsatz «utlprecheud höher. — Gedübre» sür Nachiveisnngeu «ch Offerteaanaahm« LS («kN. Porto). Ertra - Beilagen (gesalzt), »nr mit der Moraen-Ausaab«, ohne Postdosördirrmg 6V.—. mit Postbesörderuag ^l 7V<—. AonahmeschluK für Kiyriße»; Abend-Aasgab«: vormittag» lv Uhr. Morgeu-Au-gabe: Rachmtttag» 4 Uh». Bet den Filialen und Annahmestelle» jo «ins halb, Stunde früher. Anzeigen stad stet« an di« Expedition ,» richte». Die Lrpedttlon ist Wochentag» ununterbrochen geösfnet vo» früh 8 bi» Abend» 7 Uhr. Druck uud Verlag vo» E. -ol, t» Leipzig 95. Jahrgang. Russisch-österreichische Gegensätze auf der Lalkanhalbiujel« V. 8. Rußland und Oesterreich werden seit Langem als Nebenbuhler und Geaner auf dem Balkan betrachtet. Dieser Gegensatz trug zeitwellig einen so ernsten Charakter, daß mit der Möglichkeit eines Zusammenstoßes gerechnet wurde, der un absehbare Verwickelungen nach sich ziehen würde. Nur die Loya lität beider Kaiser und die Besonnenheit der Staatsmänner hat Europa vor einem Kriege zwischen den beiden Staaten bewahrt, der unfehlbar die übrigen Großmächte Europas in Mitleiden schaft gezogen hätte. Seit dem Frühjahre 1897 ist eine Wendung in den russisch-österreichischen Beziehungen eingetreten. Kaiser Franz Joseph besuchte damals den Zaren Nikolaus, und bei dieser Gelegenheit wurde in Petersburg zwischen dem Grafen Goluchowski und Murawjew in eingehender Weise die Weltlage besprochen. Schließlich kam eS zwischen beiden Regierungen zu einem Ab kommen, da» den stärksten Stein deS Anstoßes weg räumen sollte. Man einigte sich über die beiderseitigen Einfluß- phären auf dem Balkan, erkannte die gegenseitigen Rechte in be- timmten Gebieten an und verpflichtete sich, etwaige Streitfragen o viel als möglich friedlich zu begleichen. Damit schien jeder Anlaß zu Conflicten in Ost europa beseitigt zu sein, und man begann seitdem dies Verhält- niß Rußlands und Oesterreichs mit anderen Augen anzusehen. In der That hat sich im Laufe der letzten vier Jahre nichts er eignet, wa« die neu angeknüpften guten Beziehungen zwischen beiden Großmächten gestört hätte. Aber wer die Entwickelung der Balkanangelegenheiten aufmerksam verfolgte, der konnte darüber nicht getäuscht werden, daß die friedliche Vereinbarung Rußlands und Oesterreichs den Gegensatz beider, der in ihrer Ge schichte und in ihren Traditionen wurzelte, auf die Dauer nicht aufheben konnte. Sobald man in Petersburg zu einem activeren Vorgehen aus dem Balkan sich entschloß, mußte die Vereinbarung alsbald scheitern. ES scheint, alS sei dieser Zeitpunkt jetzt näher gerückt. Be kanntlich hat die ungarische Presse einen Alarmruf wegen ge wisser Erscheinungen der russischen Taktik auf dem Balkan er schallen lassen, und die Haltung der Wiener Blätter, obwohl sie den Vorstoß des Pestrr Organs abzuschwächen suchten, ließ doch kaum einen Zweifel zu, daß Graf Goluchowski nicht frei von Mißtrauen gegen daS Zarenreich sei. Diese Stimmung haben verschiedene Ereignisse an der Donau, in Bulgarien und Rumänien erzeugt, mit denen Rußland in enger Verbindung stand, ja, die es meistens direct hervorrief. Zunächst mußte in Wien das plötzliche Interesse auffallen, das die Regierung deS Kaisers Nikolaus den kleinen Slawenstaaten nach längerer Pause entgegenzubringen begann. Während der Dauer der China- Wirren hatte man sich in Petersburg weder umSerbien , noch um Bulgarien viel bekümmert. Später ist das anders geworden. Als unlängst die Vorgänge im serbischen Königshause die Frage der Thronfolge aufzurollcn schienen, da war es ersichtlich, daß das Urthcil und die Haltung des Zaren die Entscheidung für die künftige Entwickelung der Dinge in Serbien abgaben, und daß daS Königspaar gesichert dastand, so lange ihm Rußland gewogen war. Noch deutlicher und bestimmter äußerte sich bald darauf die russische Politik Bulgarien gegenüber. Der Besuch des Groß fürsten Alexander in Varna und Euxinograd war ein Ereigniß, welches die bekannt« Abhängigkeit des Fürstenthums von der zarischen Regierung aufs Neue festigte und eine Schwenkung deS Fürsten Ferdinand nach Westeuropa wahrscheinlich für lange unmöglich machte. Hier hatte man e» aber vorläufig mit Anzeichen zu thun, die noch keinen festen und sicheren Schluß auf die Orientpolitik deS Zarenreiches gestatten. Außerdem ist das Dunkel über die Con- ferenzen, welche der Großfürst mit dem Fürsten Ferdinand jeden falls in Euxinograd hatte, noch immer nicht gelichtet. Ein anderes Ereigniß gestattet dafür sicherere Schlüsse über künftige Pläne de» Zarenreiches auf dem Balkan. Bekanntlich wurd« vor einigen Monaten der Kilia - Arm der Donaumllndung dem Verkehr übergeben. Wir haben seiner Zeit auf die Bedeutung der Er öffnung der neuen Wasserstraße hingewiesen, die bedeutende Kosten verursacht hat, und jahrelange Arbeiten dem Verkehrs ministerium in Petersburg bereitete. Um den Widerspruch der anderen Donauuferstaaten zu überwinden, hatte Rußland die Schiffbarmachung des versandeten Kilia-Armes als eine wirth- schaftliche Nothwendigkeit hingestellt. Wir haben schon damals darauf hingewiesen, daß deshalb allein der Bau deS Canales nicht begonnen sei, sondern daß man in Petersburg jedenfalls auch eine strategische Position an der Donaumündung erwerben wolle. So ist es auch in der That gekommen. Anfangs fuhren nur Handels dampfer die Donau herauf, später aber erschienen mehrere Kriegs schiffe, die an der Strommundung kreuzten und wahrscheinlich dort nicht so bald absegeln werden. Diese Thatsache gewinnt er heblich an Bedeutung, wenn man die Meldung von Truppen zusammenziehungen im Pruthgebiete ihr gegenüberstellt. Man braucht deshalb noch nicht den bevorstehenden Ausbruch von Feindseligkeiten im Osten Europa- voraussetzen, aber die Mög lichkeit, daß Rußland Besonderes plant und durch seine Kriegs macht einen Druck nach außen ausüben will, ist doch nicht von der Hand zu weisen. Es liegt gewiß nicht im russischen Interesse, die Dinge schon jetzt auf die Spitze zu treiben und das Abkommen vom Jahre 1M7 auch formell zu vernichten. Man wird vielmehr die etwaige Empfindlichkeit der Wiener Kreise durch eine Aussprache zu be seitigen suchen. Bekanntlich wird Graf Lambsdorff nach dem Besuche des Zaren in Frankreich eine Reise an die Donau machen, um mit dem leitenden österreichischen Staatsmann« über die Weltlage zu conferiren. Zunächst und vor Allem wird der Balkan in den Kreis der Erörterung gezogen. Trotz der Vorgänge an der Donau, trotz der Agitation in Rumänien, die von einfluß reichen russischen Kreisen unterstützt werden soll, und die Erregung auf dem Balkan schürt, ist es nicht unwahrscheinlich, daß man jetzt sich wieder einigt und daß die Grafen Lambsdorff und Goluchowski gegenseitig befriedigt ihre Berathunaen schließen. Aber eine dauernde Freundschaft ist weder jetzt, noch für die Zu kunft zwischen Rußland und Oesterreich denkbar. Augenblicklich sind es die persischen und die ostasiatischen Dinge, welche die Re gierung des Zaren von einem Dorstoße in Osteuropa abhalten. Aber man trifft seine Vorbereitungen für di« Zukunft. Und zu geeigneter Zeit wird man nicht zögern, seine Macht am Bos porus so weit auSzuoreittn, daß der Zar der wirkliche Herr so wohl des Schwarzen Meere», als der ganzen Balkanhalbinsel ist. ZUM Attentat auf Mac Kinley. Folgende Depeschen liegen vor: * Buffett», 11. September. Der KrankheitSbericht von gestern Abend 10'/, Uhr lautet: Der Zu st and ist in allen wesentlichen Punctrn unverändert. Temperatur 100,6, Puls 114» Atbmung 28. Als am Freitage nach dein Anschläge die Operation auSgeführt wurde, wurde bemerkt, daß die Kugel rin Stückchen vom Rocke deS Präsidenten mitgerissen batte, daS gleich unter der Haut in der Schuß öffnung saß. ES wurde sofort entfernt. Trotzdem wurde durch den Fremdkörper eine leichte Entzündung der Gewebe verursacht, wie sich erst gestern Abend zeigte, und eS wurde infolge dieser unbedeutenden Störung nothwendig, einige Stiche der Wundnatb zu entfernen und die Haut über der Wunde theilweise zu öffnen. Dieser Zwischenfall kann keinerlei weitere Coniplicationen nach sich ziehen, er wird aber der Oeffentlichkeit zur Kenntniß gebracht, da die Aerzte wünsche», ihren Bericht ganz offen abzufassen. Durch die Trennung der oberen Wundrander wird der HeilungSprocrß elwaS ver zögert. Der Präsident ist jetzt stark genug, nm Nahrung durch den Mund aufnehmen zu können; er erhält zunächst reinen Fleischsaft. Dieser Bericht ist nach einer 1>/«stündigen ärztlichen Berathunz auSgegeben worden. * Bussal», 1l. September. Die lange Dauer der gestern Abend abgehaltenen Consuliation rief einige Beunruhigung bervor, die durch den gestern Abend 10'/, Ubr ausgegebenen KrankheitSbericht noch gesteigert wurde. Auch die That sache, daß der Arzt Mac Burney nicht abgcreist war, gab zu Besorgnissen Anlaß, doch ist dies darauf zurückzusühren, daß er den Zug versäumt hatte. Mac Burney versicherte, daß die Besse rung Mac Kinleys anbalte, was aus dem Umstande Hervorgehe, daß der Präsident schon Nahrung zu sich nehme. Der ver längerte Aufenthalt der Aerzte war dadurch veranlaßt worden, daß der Bote, der abgcsandt war, um Verbandmaterial zu holen, sich verspätete. Diese Mitthcilung hat die Beunruhigung wieder gehoben. — Roosevelt hat gestern Abend Buffalo verlassen. Er erklärte, er glaube, daß der Präsident in einem Monat« seine Amtspflichten wieder übernehmen könne. * Buffalo, 11. September. Nach dem Bulletin von früh 6 Ubr batte der Präsident Mac Kinley eine recht gute Nacht. Puls 120, Temperatur 100,2. * Cambden (New Jersey), II. September. Ein gewisser Stone ist gestern Abend hier verhaftet worden. Er soll an dem Mordanschlag auf den Präsidenten Mac Kinley mit schuldig sein. Der Krieg in Südafrika. * MatjcSfontcin, 10. September. („Reuter'S Bureau".) Major Karanagh hatte gestern ein Gefecht mit Theron nördlich der Diossel-Bay. Der Feind zerstreute sich, obne den geringsten Versuch, sich auf einen Kampf einzulassen. Ein Boer wurde getödtet und eine Anzahl guter Pferde erbeutet. Theron wandle sich nach Norden, offenbar in der Absicht, die Mossel-Bay anzugreifen, wenn er nicht daran gebindert worden wäre. Scheeprrs steht südlich von Ladysmith. Oberst Crabbe stieß heute früh mit van der Mervc zusammen. Dieser und ein anderer Boer wurden getödtet, mehrere ver wundet, 37 gefangen. * Loudon, II. September. Lord Kitchener berichtet unter dem 10. September: General Metbuen halte mit dem Feinde unter van Conder und Delarey am 6. und 8. September bei Grootmarcen (?) Gefechte und vertrieb ihn a»S seiner starken Stellung. Der Feind ließ 6 Tovte zurück. Metbuen nahm 41 Boeren gefangen und erbeutete Wagen und Vorräthe. Deutsches Reiche -4- Leipzig, 11. September. (Reuß-Greiz auf dem Drahtseile der hohen Politrk.) Das Leiborgan der reuß-greizischen Regierung, die „Landesztg.", ist national und loyal bis auf die Knochen, natürlich nur im Gebiete der nicht allzu weit ausgedehnten reuß-greizischen Grenzen. Das hat sie erst vor wenigen Tagen bewiesen, als sie an dem historisch bedeutsamen Tage des 10. Geburtstags der Prinzessin Ida nicht weniger als drei Gedichte — und was für welche! — veröffent lichte und daneben noch über das Ereigniß einige Notizen brachte, deren schnöde Prosa dadurch gemildert wurde, daß „sie", nämlich die Prinzessin Ida, nicht nur am Anfänge, sondern auch in der Mitte eines Satzes unentwegt groß geschrieben wurde. Wer ein solches Unmaß von Loyalität auf das eigene Fürsten haus verwendet, kann natürlich für das bischen Deutschland nichts mehr übrig haben. In diesem letzteren Puncte besteht somit zwischen der „LandeSztg." und dem vr. Sigl eine rührende Etnmüthigkeit, die sich auch darin documentirt, daß die „Landesztg." gelegentlich Artikel des bayerischen „Vater« landes" an leitender Stelle bringt, wodurch übrigen- in er freulicher Weise die durch Abfassung und Lectüre von Gedichten auf die Prinzessin Ida über Gebühr angestrengte Geisteskraft der Redaction der „Landesztg." geschont wird. Der „Politische Sturmzeiten" überschriebene, „vaterländisch"-landeszeitungliche Artikel verdient aber nicht nur als ein Symptom der hoch gespannten nationalen und loyalen Gesinnung der beiden Redactionen Beachtung, sondern auch darum, weil er eine niederträchtige Jntrigue des Auswärtigen Amts gegen Oesterreich enthüllt. Dr. Sigl und die reußische „Landesztg." haben nämlich entdeckt, daß die gegen wärtige Mißstimmung der ungarischen Presse gegen Rußland in Berlin fabricirt worden sei. Man habe nämlich in Berlin die in den letzten Jahren stattgefundene Annäherung zwischen Rußland und Oesterreich mit dem größten Mißbehagen empfunden und deshalb Hetze man die Ungarn gleichzeitig gegen Oesterreich und gegen Rußland. Don den Ungarn freilich sei es höchst unklug, sich von preußischen Soldschreibern ins Bockshorn jagen und in einen Gegensatz zu Rußland hinein treiben zu lassen, der schließlich nur der preußischen Großmannssucht dienlich wäre. Mit dieser Hetzerei werde obendrein den unruhigen Elementen auf dem Balkan neuer Agitationsstoff in die Hände gespielt, und so werde über lang oder kurz der schon lange befürchtete Weltkrieg herbei geführt werden. Die „preußischen Soldschreiber", oder viel mehr das Auswärtige Amt in Berlin — denn dieses besoldet ja nach der Ansicht der beiden großen Politiker in Greiz und München die preußischen Zeitungsmänner — steuern also direct auf den Weltkrieg los. Leute, die sich nicht des politischen Scharfblicks des Dr. Sigl und des Herrn Hermann Trensch in Greiz erfreuen, haben ja nun freilich immer geglaubt, daß Deutschland das allerlebhafteste Interesse an guten Beziehungen zwischen der habsburgischen Monarchie und Rußland besitze, weil nämlich dadurch die Gefahr vermindert werde, daß Deutsch land den Degen zum Schutze des österreichischen Bundesgenossen ziehen müsse, ebenso wie man immer geglaubt hat, daß Oester reich-Ungarn ein Interesse an einem leidlichen Verhältniß zwischen Deutschland und Frankreich besitze, um nicht auf Grund des Bündnißvertrages in einen Krieg hineingezoqen zu werden, der die Interessen der österreichisch-ungarischen Monarchie nicht unmittelbar berührt. Diese veralteten Anschauungen werden wir ja nun freilich aus Grund der lichtvollen Ausführungen des DioSkurenpaares S'gl-Trensch revidiren müssen. Die Di plomaten in Petersburg und Paris aber werden nunmehr wissen, wo die Todfeinde deS europäischen Weltfriedens zu» finden sind, und es wäre nur billig, wenn vr. Sigl die Ehren legion, Herr Trensch aber den GeorgSorden bekäme — sofern ein reuß-greiziscber Rcdacteur es nicht verschmäht, die Decorativn eines fremdländischen Vasallenstaats neben den Auszeichnungen der eigenen Großmacht auf der Brust zu tragen. tt Berlin. 11. September. Der Bundesrath wird Ende des laufenden oder Anfang des nächsten Monats seine Plenarsitzungen wieder aufnehmen. Die erste Zeit seiner Tätig keit wird hauptsächlich durch die Zolltarifvorlage und die Feststellung des Reichsh a u s h a l t s etats für 1902 in An spruch genommen werden. In die Berathung der Zolltarifvorlage hofft man in Bundesraibskreisen Mitte October eintreten zu können. Daneben wird aber der Bundesrath auch eine Anzahl von Derwaltungsmaßnahmen zu ergreifen haben. In erster Reche steht darunter die Vorbereitung der kaiserlichen Verordnung über die Inkraftsetzung des Gesetzes, betreffend die Privat- versicherungsunternehmungen. Don diesem Ge setze haben bisher nur einzelne Bestimmungen Gesetzeskraft er halten. Der Haupttheil soll noch erst Geltung erlangen. Man nimmt an, daß der Termin hierfür schon aus den 1. Januar 1902 wird festgesetzt werden können. Des Weiteren werden die Aus- führungsbestimmunaen zum Fleischbeschaugesetze noch eingehende Erörterungen nöthig machen, jedoch darf man wohl voraussehen, daß die hauptsächlichsten Schwierigkeiten über wunden sind. Vielleicht dürften sich auch Ausführun-s- Fererlleton. Vie Lebensschicksale norLamerikauischer Präsidenten. Von Herm. Pilz. risOtroa Im Lande der Freiheit, da» gegenwärtig so viel als das Land de» Glücke» gepriesen wird, ist gerade bei einer Gelegenheit, wo diese» Land der Welt seine ganze Macht und seinen vollen Glanz zeigen wollte, der Träger dieser Macht und Pracht, einem schmachvollen Attentat« zum Opfer gefallen und die Besorgniß um sein Leben ist keine geringe. In der panamerikanischen Aus stellung au Buffalo hat der Deutsch-Pole Leon CzolgoSz den Präsidenten Mac Kinley durch zwei Schüsse schwer verwundet, und ihn unfähig gemacht, die Regierungsgeschäfte weiter zu be sorgen. DaS Loos, welche» Nlac Kinley getroffen, ist auch an deren Präsidenten der Vereinigten Staaten beschieden gewesen, und wenn vir die Lebenischicksale der höchsten Würdenträger der Unionstaaten überblicken, so finden wir, daß auch unter dem Sternenbanner die ihre» Leben» nicht sicher sind, die auf die expo- nirte Höhe der Staat»leitung durch die Wahl de» Volke» gestellt werden. Zum ersten Präsidenten der in schweren Kämpfen errungenen Republik wurde im Jahre 1789 einmüthig George Washington gewählt, der bis zum Jahre 1797 den Präsi- dentenstuhl inne hatte. Es war nicht nur «in Act der Dankbar keit, daß man ihm dir höchste Ehrrnstelle de» neuen StaatenbundeS üdeichrug, man hatte in rhm auch den thatkrästigsien, umsichtigsten, tegeistettsten Repräsentanten der Unionstaaten für diesen Posten «rwrea, den Mann, dem Nordamerika sein« Freiheit, sein« Un abhängigkeit zu verdanken hatte. Fast erinnert der jahrelange Kampf Washington'» gegen die Uebermacht der Engländer an den Heldenkamps, den heute die Bveren in Afrika um ihr« Freiheit und «hre fuLren. Kein Mißgeschick konnte den unerschrockenen Washington hindern, seine Mission weiter zu verfolgen, niHt her verunglückte Zug nach Tanada, nicht die Niederlagen, die st« Rückzug über den Hudson nach New Jersey voraufgingen, nicht daS Mißgeschick von Howe am Brandywine und von Germantown. Er hatte mit Hunger und Entbehrungen aller Art, Waffenmangel, Meuterei unter den Truppen, Krankheiten unter denselben zu kämpfen, aber er glaubte an seinen Stern, wie ein Held, und nichts konnte ihn entmuthigen, bis das Morgen- roth der Freiheit für da» Volk anbrach, dem er sein Leben ge weiht hatte. Washingtons Verdienst war die ganze politische und wirthschaftliche Gestaltung der Vereinigten Staaten. Doch sollte auch er dem Schicksale großer Männer nicht entgehen. Zahl lose Anfeindungen verleideten ihm sein dornenreicheS Amt, und al» man ihn offen der Parteilichkeit beschuldigte, legte er im März 1797 verbittert seine Würde nieder. Er starb am 14. De- cember 1799 zu Mount Vernon an einer HalSkrankheit. Sein Nachfolger war John Adams, ein Mitbegründer deS neuen Freiheit-werkeS, der au» einer Puritanerfamilie stammte und bis 1801 die Präsidentschaft führte. Er war an der Aus arbeitung der UlrabhängiykeitSerklärung vom 4. Juli 1776 be- theiliot gewesen, die neben ihm Jefferson, Franklin, Sherman und Livlngston zu Verfassern hatte, und besaß namentlich durch den in der Geschichte de» Völkerrechtes epochemachenden preußisch- amerikanischen Handel»- und FreundschaftSvertrag vom 10. Sep tember 1786, den er mit dem preußischen Gesandten von Thule meier abgeschlossen hatte, eine weitgehende Popularität. Alt Präsident verfolgte er Washington'» Politik, die er schon al» Gesandter der Union in Holland, Frankreich und England ener gisch vertheidigt hatte. Aber e» war ihm dasselbe Schicksal be schieden wie fernem großen Vorgänger. Die Stteitkgkeiten zwischen den Föderalisten und Antiföderalisten führten seinen Sturz herbei. Im Jahre 1801 siegte der Antiföderalist und Demokrat Thoma» Jefferson mit neun Stimmen über Adam» in der Wahl. Adam» zog sich, mißmuthig über den Gang der Ereignisse, aus sein Landgut Quincy zurück, wo er am 4. Juli 1826, an demselben Tag« starb, an welchem 60 Jahre früher die Unabhängigkeitterklärung der vereinigten Staaten er- solgt war. Jefferson ist al» der eigentlich« Vater der amerika nischen Demokratie anzusehen. Er gab den ersten Aplaß zu dem Gesetze, welches die Sklaverei au» den nordwestlichen Territorien, damals dem einzigen Landbesitz der Union, auSschloß. Den verhaßten Maßregeln seine» Vorgänger» (Aufruhr, und Fremden bill u. s. w.) war er mit Freimut- entgegengetreten und hatte sich dadurch seine Anhänger erworben, vw 1809 bekleidete er seine Würde. Ein seltsames Schicksal wollte eS, daß er an dem selben Tage wie sein Gegner Adam» sein Leben aushauchte. An Jefferson's Stelle war James Madison mit der Würde des Präsidenten betraut worden, der bis 1817 die Ge- schicke der Union leitete und in den Napoleonischen Wirren ziel bewußt das Heil seiner Vaterlandes im Auge behielt. Er verbot allen Verkehr mit England und Frankreich, so lange diese Staaten die seit 1807 den Handel der Neutralen störenden Ver fügungen aufrecht erhalten würden. Mit Frankreich kam es zu einer Verständigung, mit England 1812 zum Kriege, der den blühenden Wohlstand der Vereinigten Staaten beeinträchtigte, aber doch glücklich zu Ende geführt wurde. Nach dem Frieden zu Gent sucht/ Madison den Volkswohlstand wieder zu heben, legte aber nach Unterzeichnung der Navigationsacte am 4. März 1817 freiwillig seine Stelle nieder, um sich auf seinen Landsitz Montpellier in Virainien zurückzuziehen, wo er in der Stille am 28. Juni 1836 verschied. JameS Monroe, sein Nachfolger, ist «mer der bekanntesten Präsidenten älterer Zeit. Ist doch die Monroe-Doctrin bis heute noch die Quintessenz der amerika nischen Politik. Sie ist in der JahreSbotschaft vom 2. December 1823 enthalten und gipfelt in den Leitsätzen, daß die Vereinigten Staaten nicht allein jeden Versuch der heiligen Allianz, ihr System auf die westliche Hemisphäre auszudehnen, als dem Frieden und der Freiheit der Vereinigten Staaten gefährlich er achten, sondern auch jede zum Zwecke der Unterdrückung unab- hängiger amerikanischer Regierungen, oder der ControlirunH ihre» Geschickes unternommenen Einmischungen bekämpfen müßten. Auch dürften die Kontinente Amerikas, bei der freien und un abhängigen Stellung, die sie behaupteten, nicht mehr als Gegen- stände der europäischen Colonisation angesehen werden. Der letztere Grundsatz erlangte auch im spanisch-amerikanischen Kriege wieder praktische Bedeutung und sollte die Rechtfertigung der Eingriffe Amerika» bilden. Monroe wurde 1821 fast einstimmig zum Prä sidenten wiedergewählt, und legte 1826 sein Amt nieder, um sich nach New Kork zurückzuziehen. Wieder wollte e» da- Schicksal, daß auch er, wie Adam» und Jefferson, am Jahrestage der ame rikanischen Unabhängigkeit, am 4. Juli 1831, mit dem Tode ab ging. Unter seiner Präsidentschaft trat immer entschiedener ein Gegensatz zwischen dem Norden und Süden der Union hervor. Dort hatte die unionistische und demokratische, hier die förderalistische und aristokratisch« Partei ihrrn Hauptsitz. Den Eardinalpunct des Zwistes bildete die Sclavenfrage. In einigen nördlichen Staaten wurde die Sklaverei geradezu verboten, während der Süden sie aufrecht erhielt. Monroe stellte durch den sogenannten Missouri-Compromiß, nach welchem alles südlich von 36 Grad 30' gelegene Gebiet der Sklaverei überantworiet ivurde, wenigstens äußerlich Ruhe her. Die Zügel der Regierung fielen nach Monroe John Quincy Adams, einem Sohne des John Adams, in die Hände, der in hartem Wahlkampfe gegen jenen General Jackson siegte, der 1815 bei New Orleans die Engländer zu rückgeschlagen hatte. Adams hatte als Feind der Sclaverei im Kongreß die Südländer gegen sich. Auch das Fehlschlagen des Panamacongresscs, der einen Bund sämmtlicher amerika nischer Republiken ins Auge faßte, schadete seinem Ansehen, und im März 1829 kam nun Andrew Jackson (1829 bis 1837), der rücksichtslose Vertreter der Sclaverei-Jnter- essen, ans Ruder, die eigentliche Seele der Demokratie. Adams, der sein erbittertster Gegner blieb, starb während einer Congreß- sitzung plötzlich am 23. Februar 1848. Jackson verstand, alle die Wirren und Streitigkeiten, mit denen er zu kämpfen hatte, klug und sicher zu Ende zu führen, und zog sich 1837 nach einer arbeitsreichen Laufbahn auf seinen Landsitz Hermitage in Tennessee zurück, wo er am 8. Juni 1845 starb. Unter Jackson's Nachfolger, Martin van Buren (1837—1841), brach wieder eine Finanzkrisis aus, und die Union mußte 12 Millionen Dollars Schulden machen. Bei der Wiederwahl unterlag deshalb van Buren seinem Gegner General Har ri s o n , der aber schon einen Monat nach Antritt der Präsident schaft starb und von John Tyler in der Präsidentenwürde abgelöst wurde (1841—1845). Unter diesem Präsidenten kam es zu schweren inneren Unruhen, da an seinem Widerstande die im Juli 1841 vom Kongreß beschlossene Bill wegen Er richtung einer Bank scheiterte. Die hierdurch veranlaßte Auf regung war außerordentlich. Da» Ministerium Webster reichte seine Entlassung ein. Pamphlets erschienen gegen den Präsi denten. Sein Bild wurde öffentlich verbrannt, ober er machte unerschrocken nach wie vor von seinem Vetorecht Gebrauch und lebte in fortgesetztem Hader mit der Volksvertretung. Durch die Einverleibung von Texa» wurde der Krieg mit Mexiko hervorgerufen, der unter James Polk, einem der un bedeutendsten Präsidenten der Union (1845—49), für dieselbe glücklich durchgeführt wurde. Am 14. September 1847 ffel
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