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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 09.09.1901
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1901-09-09
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19010909011
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1901090901
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1901090901
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1901
- Monat1901-09
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Troy der Einsprüche der Aerzte unternimmt der Gras anher täqlicben Spaziergängen auch Spa zierritte. „Ich weiß selbst besser als alle Aerzte, was meinem Organis mus zuträglich ist", antwortet Tolstoi auf alle Einreden. Graf Tolstoi ist gegenwärtig eifrig mit schriitstrlleriichen Arbeiten beschäftigt. — Die znm Gedächtnih der russischen Dichter Goaol undJukowsky veranstaltete Ausstellung von künstlerischen Werken und Gegenständen, die aus der ersten Hälfte des verflossenen Jahrhunderts herrühren, ist dieser Togp Lurch eine Collection bereichert worden, die von all gemeinem Interesse erscheint. Sie besteht ouS 53 Nummern und zerfällt iu drei Theile: Porträts, Bildhauerwerke und Sachen, die dem Dichter JukowSky selbst gehört haben. Aus der ersten Abtheilung sind die Porträt- de- Dichter» selbst und seiner Freunde ebenso wie manche interessante Gravüren Die Sparkasse Paunsdorf expedirt täglich von 8 bi» 12 Uhr und verzinst Einlagen mit »ret a»d ei» hals Procent. «erenl Ohne da» Wort förmnch bildete der alte Herr nie! auf "Kosten de» Herrn von .Mahnst' «du» Tatz, verlor aber im Ueb- ^en auch noch nicht .förmlich" I »Richt doch, ich lass« ja den va Sehet den Felsenquell, Freudehell, Wie ein Sternenblick! Ueber Wolken Nährten sein« Jugend Gute Geister Zwischen Klippen im Gebüsch. Jünglingfrisch Tanzt er aus der Wolke Auf die Marmorfelftn nieder, Jauchzet wieder Nach dem Himmel. Durch die Gipfelgänge Jagt er bunten Kieseln nach, Und mit frühem Führertritt Reißt er sein« Brudrrquelkn Mit sich fort. Drunten werden in dem Thal Unter seinem Fußtritt Blumen, . Und di« Wiese L«bt von seinem Hauch. Bäche schmiegen Sich gesellig an. Nun tritt er In die Eben«, silberprangend, Und die Ebene prangt mit ihm, Und die Flüsse von d«r Eben« Und die Bäche von den Bergen Jauchzen ihm und rufen: Bruders Bruder, nimm die Brüder mit. Mit zu Deinem alten Bater, Ocean! .Bravo, bravo! Brdeuttnde poetische Liefe!" .Weshalb bravo?" entgegnete Herr Rühling, .ist «» doch nur ein schlecht wiedergegebinr» Litat, allerdings von keinem Anderen, al» unserem großen Wolfgang v. Goeth«." Geknickt schwieg Herr Lehmann nun wieder, der schon glaubte, mit Rücksicht auf dir olle Reimschmiederei sich einen klein«» Aus fall auf den Kenn» d«r „ckigeata" leisten zu können. Bekanntmachung. Wegen Einlegung von Wasserrohren wird Vie verlängerte Therefienftratze zu Velpftg-Eutritzsch, von der Schönekeldcr st» zur Berliner Strotze, vom In. September dieses Jahres ad aus die Dauer dieser Arbeiten für den durchgehenden Fähr verkehr gesperrt. Leipzig, am 7. September 1901. Der Rath der Stadt Leipzig. H 3527. Oe. Dittrich. Stahl. um Uhr: Befinden unverändert; um Uhr: Puls 133, Temperatur 102,5, Athmung 25. Einer der behandelnden Aerzte erklärte heute Mittag, wenn nach 24 Stunden keine Anzeichen von Blutvergiftung oder Bauch fellentzündung vorlägen, könne man die Aussichten auf Wieder genesung als vortrefflich betrachten. Frau Mac Kinley verweilte heute kurze Zeit am Krankenbett des Präsidenten. Beide waren sehr gefaßt; Mac Kinley sagte: „Wir müssen standhaft sein; das wird für uns Beide besser sein." Zwei Aerzte und zwei Pflegerinnen weilen beständig bei dem Kranken. Da jede Erregung vermieden werden muß, werden nur sehr wenige Personen zugelassen. Am Nachmittag nahm der Präsident flüssige Nahrung zu sich. Edison hat von New Jork auf Ersuchen des Sekretärs Cortelyon einen Röntgenstrahlen- Äpparat hierher abgesandt. Der deutsche Botschafter v. Holleben hat in einem Telegramm seinem tiefen Mitgefühl Ausdruck gegeben. Ein Augenzeuge des Attentats erzählt, Czolgosz habe, als er sich dem Präsidenten näherte, die line Hand zum Händedruck aus gestreckt und die rechte, die wie bandaairt aussah, erst zum Schuß erhoben, als er dicht vor Mac Kinley stand. * Buffalo, 8. September. Der heute früh 3 Uhr 20 Min. ausgegebene Bericht über das BefindenMacKinley's lautet: Der Präsident hatte eine recht gute Nacht. Puls 122, Temperatur 102,4, Athmung 24. * Buffalo, 8. September. Nach einem heute früh 9 Uhr aus gegebenen Berichte hatPräsidentMacKinleydie Nacht gut verbracht. Sein Befinden berechtigt zu der Erwartung auf eine baldige Wiederherstellung. Das Bewußtsein ist klar. Er liegt ruhig. Die Wunde wurde um 8^/2 Uhr verbunden, sie wurde in befriedigendem Zustande gefunden, es sind keine Anzeichen von einer Entzündung vorhanden. Puls 132, Temperatur 102,5, Athmung 24. * Buffalo, 8. September. Der heute Mittag ausgegebene Ktankheitsbericht stellt fest, daß die Besserung im Befinden des Präsidenten seit Ausgab« des letzten Berichts angehalten hat. Puls 128, Temperatur 101. * R«w York, 8. September. Die „New Park Times" er fährt aus Buffalo, die Aerzte hätten den Vicepräsidenten Roosevelt ermächtigt, den Senatoren Proctor und Lodge und anderen Parteiführern, sowie den persönlichen Freunden Mac Kinley's mitzutheilen, daß der Präsident ge nesen werde. * Buffalo, 7. September. Der Attentäter war Grob schmied in Detroit. Er legt« gestern Mitternacht auf dem Polizeiamt vor d«m Districts-Vorsteher Penney ein im Protokoll orei Bogen langes Geständniß ab, das er unterschrieb. Es ent hält viel unnützes Zeug, sodann aber auch seine Fahrten während der letzten drei Tage. Er «rklärt, er habe beabsichtigt, Mac Kinlev zu tobten, und habe den Plan dazu drei Tage lang vor bereitet; er sei zum Musiktempel, den Mord im Herzen tragend, gegangen. Dort habe er sich der vom Präsidenten zu empfangen den Menge angeschlossen, und als «r ihm gegenüberstand, zwei Mal auf ihn geschossen. Er habe keine Mitverschwörer: die Ritter des goldenen Adlers, deren Abzeichen er b«im Attentat trug, gingen ihn nichts an. Er glaube an die Lehren derEmma Goldmann, deren Vorlesungen er oft mitangehört. Die amerikanische Regierungssorm billige er nicht, und habe es daher für seine Pflicht gehalten, den Präsidenten zu tödten. Er zeigt keine Neue, sondern glaubt, etwas Lobenswerthes vollbracht zu haben. — Die Anarchisten in Detroit und Paterson kennen ihn angeblich nicht. — Emma Goldmann, die Anarchistin, zu deren Lehren sich der Attentäter bekannte, ist eine Deutsch-Ameri kanerin von unscheinbarem Aeußeren, ein schmächtiges, kleines Frauenzimmer mit gelbem Teint, stechenden, schwarzen Augen und schwarzen Haaren. Sie arbeitete ursprünglich in einer * Amsterdam, 7. September. Der „Nieuwe Rotterdamsche Courant" meldet, daß Präsidrnt Krüger eine Depesche an Mac Kinley gesandt habe, in der er ihm seine Theilnahme ausspricht. * Petersburg, 8. September. Dar „Journal de St. Pvtersbourg" schreibt: Aus den Vereinigten Staaten von Amerika kommt die schmerzliche Kunde, daß Präsident Mac Kinley das Opfer eines verabscheuungswiirdigen An schlages geworden ist. Ueberall wird tiefe Entrüstung über die fluchwürdige That empfunden werden, deren Verüber der ge fährlichen internationalen Anarchistenbande angehört. Die Nachricht von dem Verbrechen kommt gänzlich unerwartet. In Rußland, wo man für das amerikanische Volk die lebhaftesten Sympathien empfindet, theilt man aufrichtig das Gefühl, welches zu dieser Stunde die Bevölkerung der Vereinigten Staaten erfüllt. Präsident Mac Kinley war schon, bevor er zur Präsidentschaft berufen wurde, einer der bedeutendsten Männer seines Vaterlandes. Er ist vor Kurzem mit sehr großer Mehr heit zum Präsidenten wtcdergewählt worden. Noch kürzlich verlautete von großen Plänen, die Mac Kinley anstreben wollte. In dem Conflict zwischen Venezuela und Columbien schickten sich die Vereinigten Staaten an, die Rolle des Vermittlers zu spielen. Diese Thätigkeit, welche allem Anschein nach bald für den mittleren Theil des amerikanischen Festlandes frieden bringend sein sollte, fand sich in der Person des Präsidenten verkörpert. Zum ersten Male ist ein solches Verbrechen, welches erwiesenermaßen einem Anarchisten zuzuschreiben ist, in den Vereinigten Staaten begangen worden. Es wäre lebhaft zu wünschen, daß die civilisirten Gemeinschaften einsehen, daß Alles, was bis jetzt gegen diese Barbaren in den Grenzen des eigenen Landes geschehen ist, nicht sein Ziel erreicht hat und daß sie ihre Thatkraft rn dem Kampf gegen so perverse Elemente verdoppeln müssen. * Petersburg, 8. September. Die hiesigen Blätter geben einstimmig ihrem Abscheu über den Mordversuch auf den Prä - sidenten Max Kinley Ausdruck und beschäftigen sich hierbei, zum Theil eingehend, mit der Anarchistenfrage. — Die „NowojeWremja" meint, das Attentat 'werde ohne Zweifel in allen Staaten lebhafte Theilnahme Hervorrufen und herzliche Antheilnahm« in Rußland finden, wo di« Sympathien für d'ie transatlantische Republik tief seien und ebenso beständig wie die Achtung dem Präsidenten Mac Kinley gegenüber. Die „Birihewyja Wjedomosti" finden für den Präsidenten sympathische Worte; Vas Blatt betont die guten, «herzlichen Be ziehungen, die stets zwischen, Rußland und den Vereinigten Staaten bestanden. — Die „Rossija" verurtheilt das Attentat auf das Schärfste und sagt, in Rußland wünschten natürlich All« von ganzem Herzen baldige Genesung des Hauptes der Re gierung d«s mit Rußland befreundeten Landes. den Verstand — übrigens ein gar zu geringes Quantum sondern beschloß, der Gefahr, d. h. dem Assessor, seinem der« muthlichen Nebenbuhler, muthig Trotz zu bieten. So wurden jetzt die für die Fahrt nach Bischofsgrün bereit stehenden Wagen von allen Theilnehmern bestiegen. Der Äffcssor, wie der Berliner wußten eS Beide rinzurrchten, daß sie in dem von der Familie Schulz benutzten Wagen Plätze be kamen; doch war die Wagenfahrt nur für Ersteren ein Genuß, da er Fräulein Schulz gegenüber sah, während Herr Lehmann der Räthin gegenüber auf seinem Sitz während der nun fast ausschließlich noch musikalische Fragen berührenden Unter haltung sich kreuzunglücklich fühlte. Was halten Sie wohl von Gluck, dessen Nachfolger hier unser Meister, wenigstens im Princip, ist?" „WaS ich davon halte, mein gnädiges Fräulein", erklärte der Assessor auf Fräulein Schulz' Frage, froh, einen Anknüpfungs punkt gefunden zu haben, „gewiß sehr viel; erinnert man sich doch beim Namen dieses Meisters freudig der Thatsache, daß man Humanist gewesen ist." .Wie daS?" „Sieht man von seinem Orpheus ab, so würde ich doch immer mit Interesse der Thatsache gedenken, daß der Jüngste deS berühmten griechischen Tragiker-Drei-Gestirns, nämlich Euripides, wiederholt eine „Iphigenie" bearbeitete, daß kein Geringerer wie Jean Racine sechzehnhundertvierundsiebzig seine -Iphigenie en Aulide" schrieb und schließlich auch unser Goethe siebzehnhundertsechsundachtzig seine Iphigenie vollendete. Euripides, Racine, Goethe, Gluck, in der That bedeutende Namen." „Aber Gluck im Besonderen, Herr Assessor?" „Freilich, freilich, Gluck, meine Gnädigste, hat eben dem musikalischen Drama durch diese seine klassischen Opern eine bis dahin kaum bekannte Bedeutung gegeben, bi» Richard Wagner dann durch die mufikaltsch-declamatorische Oper eine neue Epoche schuf." „Ja, und zeihen Sie Gluck auch so der Uebrrschwenglich- keit, wie sie wohl nicht mit Unrecht vielfach Wagner vorgeworfen wird?' „KeineSweaS, mein gnädiges Fräulein. Gluck hat sich eben nach meinem Dafürhalten von seiner Muse nie in» Ungeheuer liche leiten lassen." „Soentpupprn Sie sich also al» enragirtrr Verehrer Gluck'» „Nicht doch, ich lass« ja den Bater jung Siegfried'», d«n (Lut^Mdriunä rsäivivus. Bon Otto JaSniewicz. Nachdruck vtrsoten. „Aus denn, zum Kampf der Wagen und Gesänge! ES ist hohe Zeit, meine Herrschaften." Herr Lehmann, August Lehmann, G. m. b. H. aus Berlin — wie er sich in witzelnder Weise stets selbst vorzustellen pflegte —, also Herr August Lehmann war eS, der diese un längst gehörten Worte einem kleinen Kreis von Damen und Herren zurief. Man war hier in Bayreuth, wo man mit mehr oder weniger Derständniß und Interesse den „Ring" und den „Fliegenden Holländer" des Meisters von Bayreuth angehört hatte, nach und nach bekannt geworden und übereingekommen, nunmehr einen Ausflug in das herrliche Fichtelgebirge zu machen. Assessor v. Rühling, in diesem aus Nord und Sud zusammengekommenen Kreise bereit» sehr beliebt, hatte vor geschlagen, Bischofsgrün, am Fuße de» „Ochsenkopf" gelegen, zum UuSgangS^incte einer kleinen Exkursion nach genanntem Gipfel, unter Einschluß vielleicht deS „SchneebergeS" und der hier zu findenden Flußquellen, zu machen. Mit Ausnahme de» Berliner» hatte man allseitig freudig -»gestimmt. „Ochsenkopf, hm, Ochsenkopf", hatte er vor sich hingebrummt, „Venn mr» nur nicht wieder „förmlich" eine Erfindung diese» Gerichtsmenschen ist, um mich damit vor Gretel herabzusetzen." „Gretel" war die Tochter de» Gerichtsrath» Schulz, eben falls au» Berlin, die Herr Lehmann, seines Zeichen» Wohl- situirter Pomadenfabrikant, dort kennen, schätzen und lieben ge lernt batte. Leider, leider war er immer noch nicht im Klaren, ob Fräulein Margarethe Schulz, dieser allerliebste junge Blondkopf von kaum tausend Wochen, ibn, den mehr denn doppelt so alten, aber bi» über di« Ohren in sein Gretel „förmlich" verschossenen August Lehmann, Genossenschaft mit beschränkter Haftung, ß» nehmen aewillt war. Und dieser Lctrnmrnsch obendrein, der überhaupt hier mit seinem gelehrten Kram gar nicht in diese Gesellschaft hinein« aehörte, nein, e» war „förmlich- um den verstand zu ver lieren! Ohne da» Wort förm Nachlaß-Versteigerung. Am DieuStag, de» 10. d. MtS., Vorm. vo» 9 Uhr ab, sollen Moschelcsftratze 12, II., dir zu Stoy'S Nachlatz gehörigen Mödel, Betten, Wüsche, Vans- und «üchcngeräthe öffentlich gegen sofortige Baarzahlnng versteigert werden. Leipzig, den 7. September I90t. I^llckvek«, Localrichter. Zum Mental auf Mac Kinley. Ueber das Attentat und die damit zusammenhängenden Vorgänge liegen folgende Telegramme vor: * Buffalo, 7. September. FrauMacKinleyist nun mehr auf Wunsch des P r ä s i d e n t e n in schonender Weise von dem Anschläge benachrichtigt worden. Es wurde ihr gesagt, der Präsident sei nicht schwer verletzt. Sie hat die Nachricht mit großer Fassung ausgenommen. — Eine Compagnie In fanterie bewacht das Haus des Präsidenten der Ausstellung Milburn, in dem der Präsident Mac Kinley darniederliegt. DaS Krankenbett steht in einem ruhigen, nach hinten belegenen Zimmer des zweiten Stockes. Nach den Hintergebäuden sind Telegraphendrähte gelegt, um Telegramme absenden zu können. Telegramme mit Kundgebungen des Beileids und Mitgefühls laufen fortwährend aus allen Theilen der Welt «in; in allen kehrt der Wunsch auf baldig« Wiederherstellung des Präsidenten wieder. Die Aerzt« ziehen die Anwendung von Roentgen-Strahlen in Erwägung, um den Sitz der Kugel festzustellen. — Die Be hörden sind trotz der Versicherung des Anarchisten Czolgosz, daß er keine Helfershelfer gehabt habe, der Ansicht, daß ein Complott bestanden hat und Mitschuldige den Czolgosz nach Buffalo begleitet haben. Die Polizeibehörden aller amerika nischen Städte suchen die Person, welche dem Präsidenten un mittelbar vor dem Anschläge die Hand geschüttelt hat. * Buffalo, 7. September. Bulletin von heute Nach mittag 3>2 Uhr: Mac Kinley liegt noch immer ruhig da, es ist bisher keine Veränderung zum Schlimmeren eingrtreten. Puls 140, Temperatur 102 Grad Fahrenheit, Athmung 24. Die Aerzte besorgen, daß Sepsis der Wunde eintreten kann, und sie haben ein wachsames Auge auf die ersten Symptome einer et waigen Blutvergiftung. Die Kugel sitzt fest in den Rücken- muSkeln, und die Aerzte sind der Ansicht, daß sie zur Zeit erst in zweiter Linie in Betracht kommt. Die Kugel hat ihren Lauf nach unten genommen, aber weder die Eingeweide, noch die Nieren verletzt. Die gestern Abend vorgenommene Operation währte fast «ine Stunde. Die Eingeweide wurden durch einen Einschnitt an der Stelle, wo die Kugel eingedrungen war, herausgenommen und sorgsam untersucht. * Buffalo, 7. September. Im Laufe des Abends wurden folgende Bericht« über daS Befinden des Präsi denten ausgegeben: Um Uhr: Keine Verschlimmerung seit dem letzten Bulletin; Puls 130, Temperatur 102,5, Athmung 29; nach dem Schwihsystem betriebenen ArbeitZwerkstatt in Amerika und sog ihre revolutionären Ideen aus derselben Quelle ein, wie die Chicagoer Anarchisten von 1887, die wegen ihrer Verbrechen gehängt wurden. 1893 wurde Emma Goldmann wegen einer Red« in New Aork verhaftet, in der sie die Arbeitslosen zur Uebertretung der Gesetze aushetzt«. Seitdem zieht sie in der Union umher und hält anarchistische Vorträge, schreibt auch für Anarchistenblätter. Im vorigen Jahre, '.urz nach König Hum- bert's Ermordung machte sie eine Dorlesunzstour durch England. Bergmann, welcher 1892 beim großen Streik zu Homrstcadt den Director dn Carnegies-Werte, Mr. Frick, erschoß und dafür hingerichtet wurde, war ihr Geliebter. Sie ist die erfolgreichste Verkünderin des Anarchismus in Amerika. (B. L.-A.) * Chicago, 7. September. Sechs Männer und drei Frauen sind hier unter dem Verdachte der Mitschuld an dem Attentat in Haft; bei einer am Nachmittag vorgenommenen Razzia wurden noch drei Anarchisten verhaftet; viele anarchistisch« Schriften wurden beschlagnahmt. * Königsberg i. Pr., 7. September. Die Depesche vom Attentat auf den Präsidenten Mac Kinley ist noch in der Nacht dem Kaiser übergeben worden. Der Kaiser sah heute beipi Ritt zur Parade sehr ernst aus. * Washington, 7. September. Ihre Majestäten Kaiser Wilhelm und Kaiserin Auguste Victoria haben heute an Frau Mac Kinley aus Königsberg folgendes Telegramm ge sandt: „Entsetzt über den Anschlag gegen Ihren Gemahl, drückn Ihnen die Kaiserin und Ich Unsere tiefgefühlt« Sympathie und di« Hoffnung aus, daß Gott Mr. Mac Kinley die Gesundheit wiedergeben möge." * Washington, 7. September. Der französische Minister des Aeußern, Delcasso, schickte an den Staatssekretär deS Aeußern, H a y, ein Telegramm, in welchem er den ti«f«n Ab scheu des französischen Volkes, sowie der Regierung über das Attentat auf den Präsidenten ausspricht und hinzufügt, Frank reich sei stets bereit, Freud und Leid mit der Bevölkerung der Vereinigten Staaten zu theilen. * W'en, 7. September. Die „Politische Correspondenz" meldet: Aus Anlaß des Anschlags auf den Präsidenten Mac Kinley wies der Minister des Aeußeren Graf Goluchowski die österreichisch-ungarische Gesandtschaft in Washington an, der amerikanischen Regierung die tiefgefühlte Theilnahme der österreichisch-ungarischen Regierung und deren wärmste Wünsche für die Wiederherstellung des Präsidenten auszusprechen. — Ein Telegramm ähnlichen Inhaltes sandte Graf Goluchowski an den in Karlsbad weilenden amerikanischen Gesandten Mac C 0 rmick, der heute Nachmittag die Rückreise nach Wien an getreten hat. — Ferner beauftragte Graf Goluchowski den Sectionsrath Freiherrn von Gagern, dem amerikanischen Geschäftsträger einen amtlichen Besuch abzustatten und die Theilnahme der Regierung für den Präsidenten Mac Kinley auszudrücken. Ministerpräsident von Korber ließ auf der amerikanischen Gesandtschaft seine Karte abgeben. * Pest, 7. September. Ministerpräsident von Szelk ftndte dem Gesandten der Vereinigten Staaten in Wien ein Telegramm, in welchem er dem Schmerz über das frevelhafte Attentat gegen Mac Kinley und der Hoffnung auf Wieder herstellung des verwundeten Präsidenten Ausdruck giebt. * Rambo« llrt, 7. September. Präsident L 0 ubet sandte an den Präsidenten Mac Kinley eine Depesche, in der er seiner Entrüstung über den Anschlag Ausdruck giebt und den Wunsch nach baldiger Genesung ausspricht. * Stockholm, 7. September. König Oskar sandte heutr dem Präsidenten Mac Kinley ein Telegramm, in welchem er sein Bedauern über das Attentat ausspricht. — Der Minister des Auswärtigen von Lagerheim stattete heute dem hiesigen amerikanischen Geschäftsträger einen Condolenz-Be- Schöpfer seiner großartigen Trilogie, seines herrlichen Lohen- grin, daneben auch voll auf die Kosten kommen." „Gluck, Gluck, ist das nicht", mischte sich hier Herr Lehmann, der anfangs an eine Falle für eine seiner berühmten Bemer kungen gedacht hatte, ins Gespräch, „der Verfasser der Schöpfung?" Der Assessor lächelte. „Nein, der „Verfasser der Schöpfung" ist ein gewisser Haydn, der durch dies „Oratorium" dem Großen und Erhabenen Ausdruck zu geben gewußt hat, mein verehrter Herr." Der Berliner, der zunächst bei dem andauernden „Gluck, Gluck" lebhaft an seiner Mutter Hühnerstall gedacht hatte, schwieg „förmlich" still. Den Anderen verging die Fahrt rasch. Bald war denn auch das Städtchen, daS einstweilige Ziel Aller erreicht. Schnell wurde noch ein Gang durch den kleinen Ort gemacht und die schmucke Kirche mit dem Gemälde über dem Altar, txn „Waldstern, den Rigi des Fichtelgebirges" darstellend, besichtigt; alsdann schritt man im Gasthaus „Zur Post" zum Einnehmen eines kleinen Mahles. Darauf ging eS in froher Stimmung und neu gestärkt durch den stillen, sich den Abhang hinauf ziehenden Wald hoch hinauf auf den Ochsenkopf und zu den Quellen. In Aussicht war zunächst die Besichtigung der einfach be zeichneten Nab- und alSdann der schön gefaßten Mainquell«, der „Weismainquelle" genommen. Der Assessor war mit der Räthin nebst Tochter an der Hand seines „Führers durch daS Fichtelgebirge" Allen voran, gefolgt von Herrn Lehmann und einem Leipziger Ehepaare. Nach etwa zweistündiger Wanderung gelangte man durch hübsch« Waldpartien auf mäßig ansteigendem Pfade zunächst nach der Quelle de» linkiseiugen Donaunebenflusse» Naab, romantisch im Walde gelegen, für vorbeiziehende Wanderer mit der einfachen Bezeichnung „Naabquelle" versehen und jeder eigentlichen Einfassung entbehrend. Nach und nach hatte sich die Gesellschaft vollzählig um die zuerst Angelangten gruppirt und lauschte d«n Ausführungen Rühling'» betreff» de» Wasser- scheidepunctes, auf dem sie sich nun befänden und daß man diese Gegend mit dem Gotthard zu vergleichen im Stande wäre, wo der alt« Rhein, zu dessen Nebenfluß Main sie sogleich kommen würden, seine Quell« hat. Gebeten, mit Bezug auf da» lustig plätschernde Flüßchen etwa ein Titat oder selbst gereimt« Berse vom Stapel zu lassen, begann er flug»:
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