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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 18.09.1901
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1901-09-18
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19010918011
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1901091801
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1901091801
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- LDP: Zeitungen
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1901
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Amtsblatt -es Königlichen Land- nnd Älntsgerichtes Leipzig, -es Mathes nnd Volizei-Ämtes -er Lta-t Leipzig. Nr. E Mittwoch den 18. September 1901. Llnzeigen-PreiS die «gespaltene Petitzeile L5 Neclame» unter dem Redaawnöstrtiy (»gespalten) 7b vor den Famtlten»ai> richte» (S gespalten) 50 Tabellarischer nnd Htffernsatz entsprechend höher. — Gebühren für Nachweisungen nnd Offerteaannahme 25 (excl. PoUv). Grtra-Beilage« (gefalzt), n», mit der Morgen-Anögab«, »ha« PostbefSrderuug 60.—, mit Postbesörderuug ull 70-—» ^nnahmeschloß für Aiyrige«: Lbe«d»Lu»gab«: vormittag» 10 Uhr. Mor-«n-Aa»gab«: Nachmittag» » Uhr. Bet den Filialen uud Annahmestellen je »in halbe Stund« früher. Anzeigen sind stet» an di« Expedition zu richte«. Di« Expedition ist Wochentag» ununterbrochen geöffnet von früh S bi» Abend» 7 Uhr. Druck und Verlag von E. -olz t» Leipzig S5. Jahrgang. Bestrebungen zur Lekarnpfung -er rothen Internationale. 4 Wenn jetzt wiederum davon die Rede ist, daß eine Anti - Anarchistenconferenz berufen werden solle, so darf daran erinnert werden, daß die darauf einschlägigen Fragen nach der Wiederaufrichtung des deutschen Reiches zum ersten Male den Gegenstand von Conferenzen bildeten, die im Jahre 1871 in Wien stattfanden. Versetzen wir uns in die damalige Zeit zurück» Am 24. April 1871 verkündete Bebel von der Rednertribüne des Reichstages: „Die Pariser Commune ist stellenweise noch mit einer Mäßigung Verfahren, die wir in einem ähnlichen Falle in Deutschland schwerlich anwenden würden", und am 25. Mai sagte er von derselben Stelle aus: „Wenn auch im Augenblick Paris unterdrückt ist, so erinnere ich Sie daran, daß der Kampf dort nur ein kleines Borpostengefecht war und daß, ehe wenige Jahrzehnte vergehen, der Schlachtruf des Pariser Proletariats: Krieg den Palästen, Friede den Hütten, Tod der Roth und dem Müßiggang! der Schlachtruf dcS gesammten europäischen Proletariats werden wird." Nicht die Verbesserung der Lage des Arbeiterstander, gleichviel mit welchen Mitteln, stand der Socialdemvkratie damals Lei ihrer Agitation zunächst vorAugen, sondern ein Umsturz desBestehenden, der die herrschenden und besitzenden Classen in Brand und Blut ersticken sollte. Das las man zwischen den Zeilen ihrer Literatur, das hörte man aus ihren Reden heraus, auch wo sie sich weniger maßlos und roh auSdrüctten. Bereits im Frühjahr 1871 regte Fürst Bismarck bei den europäischen Cabinetten mit Ein schluß des französischen gemeinsame Schritte gegen die Bewegung der „Internationalen" an. Gegen die von dieser an gestrebte Coalition der destructiven Elemente aller Nationen sollte eine Coalition aller Regierungen gebildet werden, wobei vorzüg lich auf Oesterreich und Rußland gerechnet wurde, die sich denn auch bereitwillig zeigten, während man sich inLondon ablehnend verhielt und die übrigen Stellen wenigstens keinen be sonderen Eifer an den Tag legten. Zwischen den drei östlichen Mächten kam eS dagegen zu einem Wechsel von Denkschriften, in denen anerkannt wurde, daß die bloßen Unterdrückungsmaßregeln nicht genügen würden und dem Uebel tiefer auf den Grund ge gangen werde» müßte, mit anderen Worten, daß der Versuch zu machen wäre, dasselbe durch Befriedigung wirklicher Bedürfnisse und Eingehen auf gerechtfertigte Beschwerden der arbeitenden Classex zu heilen. Die BiSmarck'sche Auffassung der Sachlage ließ sich etwa in folgenden Sätzen ausdrücken: Die neuere socialistische Doctrin rechnet, soweit sie mit der Internationalen zusammenhängt, iiber- baupt nicht mit den jetzigen Staaten und weist darum jede Unter stützung der bestehenden Regierungen grundsätzlich aufs Ent schiedenste zurück. Sie stellt an die Spitze ihres Programms die Forderung der Umgestaltung der heutigen Staaten in den socia- Ustischen Volksstaat. Eine Einmischung der Regierungen in die betreffende Bewegung ist darum so wenig gleichbedeutend mit einer Förderung der socialistischen Bestrebungen, daß vielmehr die Action der gegenwärtig herrschenden Staatsgewalten als das einzige Mittel erscheint, jener Bewegung in ihrer jetzigen Ver wirrung Halt zu gebieten und dieselbe insbesondere dadurch auf heilsame Bahnen zu leiten, daß man dasjenige, waS in den socia listischen Forderungen berechtigt ist und in den Rahmen der heutigen Staat»- und Gesellschafts-Ordnung paßt, zu ver wirklichen sucht, wa» allerdings im rechten Sinn und Geist geschehen mutz. Nach den bekannten Thatsachen zu urtheilen, wird die socialistische Bewegung von der Internationalen durch- aut noch nicht in der von dieser angestrebten Tiefe und Aus dehnung beherrscht, vielmehr ist jene namentlich in Preußen der Marx'schen Lehre und Organisation eher feindlich als zugewandt, wie dies in dem Gegensätze der Lassalle'schen Partei gegen die mit der Internationalen in Verbindung stehende Liebknecht- Bebel'sche deutlich zu erkennen ist. Mit jener ist nicht nur eine sachliche Verständigung noch möglich, sondern es kann bei rich tigem und rechtzeitigem Eingreifen der Regierungen auch noch gelingen, die Mehrzahl der Arbeiter mit der bestehenden Staats ordnung auSzusöhnen und die Interessen der Arbeiter und Arbeit geber wieder in Einklang zu bringen. Im Uebrigen sind die socialistischen Theorien und Postulate schon so weit in den Massen verbreitet, daß es vergeblich sein würde, wenn man die Gefahren derselben durch Stillschweigen beschwören wollte. Im Gegentheil scheint eS dringend geboten, dieselben oft und öffentlich zu er örtern, damit die irregeleiteten Massen nicht immer blos die Stimme der Agitatoren vernehmen, sondern aus dem Für und Wider lernen, waS an ihren Forderungen berechtigt und unbe gründet, ausführbar und unmöglich ist. Von selbst versteht eS sich, daß hiervon di« Hauptfragen über Arbeitszeit und Arbeits lohn nicht ausgeschlossen werden dürfen, weil man sonst den Agi tatoren ihre wirksamsten Agitationsmittel lassen würde. Der Kaiser von Oesterreich wendete damals der Frage sein persönliches Interesse zu, und es kam nicht nur zu Besprechungen in Gastein zwischen BiSmarck und dem öster reichischen Reichskanzler Grafen Beust, sondern «S wurden auch gemeinschaftliche kommissarische Erörterungen in Aussicht genommen, die als Annäherung der einander bis dahin noch ent fremdeten beiden Mächte auch für ein Bedürfnis; der auswärtigen veutAen Politik günstig wirken konnten. Es war dabei nicht nur di« Rede davon, durch wirksame Vorkehrungen volksverderbliche Bestrebungen abzuwehren und namentlich den Einfluß der soge nannten „Internationale" zu brechen, sondern es handelte sich auch um eingehend« Prüfung der Maßregeln, durch welche eS den Regierungen gelingen konnte, zur Ausgleichung wirthschaft- licher Gegensätze und zur Beseitigung drückender Nothständr unter den arbeitenden Classen beizutragen. Die Gasteiner Verhandlungen gaben den Anstoß, daß der da malige preußische HandelSmmister Gras Jtzenplitz Con serenzen von Mitgliedern aller politischen und wirthschaftlichen Parteien zur Dorberettung eine» Programm» berief. Bi»marck ließ sich in den gedachten Conferenzen durch den vortragenden Rath im Gtaatlministerium Geh. Rath Wehrmann ver treten. Da der Reichskanzler bald von näherliegenden und dringender Erledigung erheischenden Fragen in Anspruch ge nommen wurde, auch die Internationale sich nicht lange nachher auflöste, wurde die Angelegenheit bald nicht weiter verfolgt. Der Kanzler bezeigte aber im folgenden Jahre sein Interesse an dem ersten Congreß der sogenannten Katheder-Socialisten in Eisenach durch Entsendung seiner Vortragenden Rathe», deS be kannten Socialpolitiker» Hermann Wagener. Noch da- «al» trat dir Absicht hervor, sich über die in Betracht kommenden allgemeinen Gesichtspunkte und Aufgaben zunächst mit der österreichisch - ungarischen Regierung ins Einver- ständniß zu setzen. Die zu diesem Zwecke schon früher verab redeten gemeinsamen Conferenzen sanden gegen Schluß des Jahres 1873 in Berlin statt; für Preußen waren u. A. als Kommissare ernannt Geh. Legationsrath Bucher und Geh. Oberregierungsrath Wagener. Eine Veröffentlichung des Ergebnisses der Berathungen ist nicht erfolgt. Es fand über haupt nur eine Art Gedankenaustausch statt. Im Grunde ver liefen die Conferenzen im Sande. Es scheint, als ob Bismarck die sich ihm von allen Seiten cntgegenstellende Gleichgiltigkeit und Trägheit nicht zu überwinden vermocht habe. Welche Folgen diese Gleichgiltigkeit und Trägheit trotz der deutschen Arbeiterver- sicherungs- und Arbeiterschutzgesetzc und trotz des Versuches, die übrigen Staaten zur Nachahmung dieses Beispiels zu bewegen, gehabt hat, braucht angesichts der Ermordung Mac Kinley's und der Erinnerung, die diese Schandthat weckt, nicht hervorgehoben zu werden. Englisch-franMsche Rivalität in Süd-Ctnna. Aus Shanghai, 9. August, wird uns geschrieben: Soeben trifft hier die Nachricht ein, daß das chinesische Seezollamt nunmehr einen Stab von Beamten nach Nanningfu am Westfluh gesandt hat; das heißt, daß Nanningfu jetzt dem fremden Handel eröffnet werden und in die Zahl der Vertragshäfen eintreten soll. Zugesagt war das vor der chinesischen Regierung schon seit mehreren Jahren; bisher war es aber bei dem Versprechen geblieben. Man wird in der nunmehrigen Eröffnung NanningfuS einen politischen Schachzug Englands gegen Frankreich zu erblicken haben, und als solcher gewinnt jene eine gewisse Bedeutung. Vom rein kaufmännischen Stand punkte aus wird man von ihr nicht allzu viel zu erwarten haben. DaS hat die Eröffnung Nankings, Wusungs, Aochongs und so mancher anderer Vertragshäfen in den letzten Jahren ziemlich deutlich gezeigt; auch nicht einer dieser Plätze hat als Ein- und Ausfuhrhafen im Verkehr mit dem Auslande irgend welche Be deutung gewonnen oder auch nur die bescheidensten Hoffnungen erfüllt, die an ihre Freigabe für den Freihandel geknüpft worden waren. Für Nanningfu liegen die Dinge allerdings insofern anders, al» die Eröffnung des Platzes im Winter 1898/99 von Großbritannien gefordert und jetzt ebenfalls von Groß britannien durchgesetzt worden ist. Im Winter 1898 tauchte zum ersten Male das französische Eisenbahnproject Tonking-Wnnan auf. Frankreich ließ damit erkennen, daß eS, wenn nöthig, gewillt sei, auch vor großen Unternehmungen nicht zurückzuschrecken, um den ganzen süd west-chinesischen Handel über Tonking zu leiten. Damals waren die Verhandlungen mit der Pekinger Regierung wegen Er öffnung des Westflusses und des Hafens von Nanningfu die Antwort Großbritanniens. Die bloße Zusage der chinesischen Regierung schien den Staatsmännern an der Themse zu ge nügen. Offenbar glaubte man nicht an eine Verwirklichung der Eisenbahnpläne Frankreichs. Es darf bei dieser Gelegen heit daran erinnert werden, daß kurz vorher auch deutsche Capitalisten und Unternehmer von berufener Seite auf das Bahnproject Golf von Tonking-Dünnan hingewiesen worden waren, und zwar weil in Pakhoi, dem gegebenen Auslaßhafen, erhebliche deutsche Schifffahrtsinteressen schon bestanden, daß man in Deutschland damals aber nur die Antwort gehabt hatte, die Zeit für Eisenbahnbauten in China sei noch nicht gekommen. Nunmehr hat Frankreich gezeigt, daß es nicht nur einen Schreck schuß mit der Erwerbung jener Eisenbahnconcession abgefeuert hat. Es hat das für den Bau nöthige Capital aufgebracht und sein thatkräftiger Gouverneur von Jndochina, Doumer, befindet sich in diesem Augenblick mit den Ingenieuren auf der Reise nach Tonking, um den Bau sofort in die Wege zu leiten. In London ist man sich offenbar über die Tragweite dieses Schrittes völlig klar. Man hat die Wirkungen der Eröffnung LungchonS und Möngtzes in Dünnan nicht vergessen; man weiß, in welchem Maße schon durch sie der Handel Kwangsis und Dünnans, der sich früher ausschließlich über Canton und Hong kong bewegte, nach Tonking abgelenkt worden ist. Man hofft jetzt offenbar, den neuen Schlag, den Frankreich gegen die eng lischen Interessen in Südchina mit seinem Eisenbahnbau zu führen sich anschickt, durch die Eröffnung Nanningfus und damit durch die Ausgestaltung des Verkehrs auf dem Westflusse abwenden zu können. Ob die Hoffnungen, die man namentlich hier an die Er öffnung Nanningfus knüpft, berechtigt sind, bleibt allerdings ab zuwarten. Wenn der Platz an sich auch durch seine geographische Lage berufen zu sein scheint, die Versorgung Kwangsis, Knei- chons und Süd-Pünnans zu übernehmen, so ist andererseits die AufnahmefähiHkelt der südwestlichen Provinzen Chinas nur be schränkt, ist die Bevölkerung größtentheilS arm und hat das Land wenig Werthvolles als Gegenleistung zu bieten. Dazu kommt, daß nicht sehr viel oberhalb Nanningfus die Schifffahrt überhaupt aufhört. Ob es sich aber lohnen wird, Maaren zu nächst per Schiff von Hongkong nach Nanningfu und eventuell bis Pese zu bringen und dann mit Karawanen nach Mnnanfu, wenn eine direkte Eisenbahnverbindung von Aünnanfu nach Hanoi oder Pakhoi besteht, ist zum Mindesten zweifelhaft. Was schließlich Nanningfu selbst anlangt, so liegt dieser Platz etwa 900 Kilometer von der Mündung des Westflusses, etwas unterhalb der Stelle, wo der Tso- und der Jo-Fluß sich vereinen. Die Stadt zählt etwa 10 000 Einwohner; sie ist mit Wall und Mauer umgeben und macht einen sa ibere» Ein druck; m der Taiping-Revolution blieb sie verschont. DaS Innere ist weitläufig gebaut; Häuser wechseln mit Feldern und Teichen ab. Das GeschäftSvicrtcl zieht sich außerhalb der umwallten Stadt am Fluß entlang und ist sehr eng gebaut. Die Kaufleute auS West-Kwangsi und Dünnan bringen ihre Erzeugnisse hier auf den Markt: Thee, Opium, Anis Anisöl, Kupfergeschirr, Häute und Medicamente. Sie tauschen sie in Nanningfu gegen englische Baumwollenstoffe und indisches Baumwollengarn au». Durch den Transport, Likin und andere Abgaben vertheuern sich diese Maaren bis Nanningfu um rund sieben Procent gegenüber den Preisen in Canton oder Pakhoi. Nanningfu selbst ist auch Industriestadt: Kupfer- und Messinggefäße, sowie starke» Papier werden dort hergestellt. Die Bevölkerung besteht zum Theil au» Shans, die eine eigene Sprache sprechen. Früher aalten diese al» ganz besonders un botmäßig, und fremde Reisende wußten gelegentlich von recht üblen Erfahrungen in Nanningfu zu berichten. Neuerdina» ist da» aber entschieden besser geworden. Der Lrieg in Südafrika. „Dckily Expreß" erfährt, daß die Hauptstrcitmacht der Barren unter Louis Botha in 'der fast unzugänglichen Gebirgsfestr des Nordost-Transvaals an der portugiesischen Grenze verschanzt (!) liege und dort während der Winterzeit ihre Hilfsmittel gespart habe, um während der günstigen Jahreszeit den Feldzug wieder zu beginnen. Die Lager seien über ein weites Gebiet zerstreut, so daß sich die Zahl der Leute schwer schätzen lasse, aber in Botha's Hauptquartier befänden sich etwa 4000 bis 5000 Mann. Während des Win'ters habe Botha eifrig recru- tirt. Auch einige europäische Recruten seien zu ihm gestoßen. Im Lebamba-Grbirge seien Depots angelegt worden und Nach schub von der Küste durch das zerklüftete Land, in dem die Portu giesen keine Macht ausübten, sei durch nichts behindert. Ferner seien große Mengen Munition und Gewehre, wahrscheinlich auf dem Seewege, h-rangebracht und an versteckten Plätzen gelandet worden, und so sei dieser Kriegsvorratlh sehr all mählich angesammel't worden. Botha habe beständig mit Europa im Verkehr gestanden und habe scheinbar reichlich Geld, da die abenteuerlichen Halb-Boeren an der Grenze von dem guten Sold zu erzählen wüßten, der von den Werbern angeboten werde. Auch Wagenbauer zur Herstellung von Trekwagen oder Lafetten würden beschäftigt. Der betreffende Herr erklärte, diese Streit macht werde einen letzten verzweifelten Versuch zur Wiedererobe rung der D e la g o a - B a i - Bah n l i n ie machen, und die beständigen Manöver der Boeren nach der Capcolonie zu sollten nur dem Zwecke dienen, oaß Lord Kitchener sein« Truppen im Novden schwäche, bevor Botha im Ernst die Offensive ergreife. Einer portugiesischen Schätzung nach betrüge Botha's Streitmacht 15 000 Mann, diese Zahl könnte jedoch nur nach der Zahl von durch portugiesisches Gebiet gegangenen Verstärkungen und Waffen errathen sein. Botha möge die Wiedereinnahme von Pretoria wohl nicht beabsichtigen, jedoch einen Einfall in Natal auf Grund seines früheren Operationsplanes gegen Durban, den Joubert zu Gunsten der Einschließung von Ladysmith verwarf, machen. Botha besitze vier sechszöllige Geschütze und 1^ Batterien Feld- artillerie unter dem Befehl seines obersten Genieosficiers Holland, der bei den Verschanzungen bei Fouriern Streams unter Du Toit , half. Botha's Pferde seien in schlechter Kondition, würden sich ; cach mit dem Somm-'r erholen. Er habe drei gefangen« britische Officierr bei sich. Die Leute unter Botha wollten vom Nieder legen der Waffen nichts wissen und danach handele Botha, der etwaige persönliche Wünsche nach Frieden dem Willen der Burgher stets unterordne. Niemand wird es dem Lord Kitchener verldenken, daß er die großen „Ltcgesdepefchcn" nicht mehr selbst verfassen mag: Der Londoner Korrespondent des „Manchester Guardian" schreibt nämlich, daß di« letzten officiellen Telegramme aus Süd afrika nicht von Idem Oberstcommandirenden, Lord Kitchener, selbst abgrsaßt feien. Das Operationsfeld fei jetzt so weit aus gedehnt, daß Lord Kitchener die Abfassung solcher Meldungen seinen Untergebenen überlassen müsse. Dies sei im KriegSminisierium vollkommen bekannt. Man könne also die unglückliche Phraseologie einiger der letzten Bericht« nicht Lord Kitchener zuschreiben. Also beginnt man selbst in England zu bemerken, daß die Kriegsdepeschen vom Cap oft dazu angethan waren, den billigsten Humor zu erwecken. Der Krieg gegen die Krauen wird von den Briten mit unentwegtem Muihe weitcrgeführt. AuS Cradock meldet ein Telegramm des „Reuter'schen Bureaus": „NeunMädchenimAltervon 15 bis 20 Jahren, sowie «ine verheirathete Frau sind hier wegen Be herbergung der Feinde des Königs und weil sie dieselben gelegent lich des letzten Einfalls der Boeren in MaraiSburg mit Lebens mitteln und anderen Dingen versehen haben, angeklagt und zwei von ibnen sind freigesprochen, die Anderen jedoch zu 30. Tagen Gesängniß verurtheilt worden." * Landon, 17. September. (Telegramm.) Eine Durbaner Drahtung deS „Standard" besagt, rin Werbeofficier von Bethune berittener Infanterie empfing die Meldung, daß da» Regiment am 16. September unweit Dordrecht ein Treffen mit einem Boerencommando hatte, wobei e» «inen Verlust von sechs Tobten und sieben Verwundeten erlitt. * London, 17. September. (Telegramm.) Der „Daily Telegraph" meldet auS Capstadt vom 15. September: Große Erbitterung herrscht hier infolge deS Vorschläge» von Lord Kitchener, den Belagerungszustand über Capstadt zu verhängen. Die Bürgerschaft, di- Presse und da» Capministerium sind entschlossen, deu Vorschlag auf da» Arußerste zu bekämpfen. Mac Linley -j-. * Washington, 17. September. (Telegramm.) Roose velt wird über die Pläne seiner Verwaltung keine Erklärung er lassen, ehe «r von der Theilnahme an der Beisetzung Mac Kinley'» Wieder «intrifft. * London, 17. September. (Telegramm.) Obwohl vielfach behauptet wird, daß Roosevelt nicht zu freundliche Gefühle gegen über England hege, begrüßt die englische Presse seinen Amt-antritt im Allgemeinen doch wohlwollend. „Time»" schreiben, Roosevelt sei amerikanischer Imperialist; obwohl er gesagt hat, daß er die Politik Mac Kinley'» fortsetzen werde, sei e» nicht gewiß, daß er den etwa» unbestimmten Phrasen, in welchen er diese Politik darlegt, dieselbe Au-lrgung gebe» werde, wie sein Vorgänger. In England werde keine Neigung zu einem unfreundlichen Vorurtheile über Roosevelt'» Verwaltung vorhanden fein. (Voss. Ztg.) * Berlin, 17. September. („Nordd. Allgem. Ztg.') Der Staatssekretär Hay dankte in herzlichen Worten dem Reichs kanzler Graf v. Bülow für fei», BeileidSkundgebung. * Weimar, 17. September. (Telegramm.) Die „Wcima- rische Ztg." veröffentlicht folgenden Depeschenwechsel: „Wilhelmsthal, 14. September 1901. Consul Moore, Weimar. Sehr schmerzlich berührt durch die Traurrkuade von dem Hinscheiden des Präsidenten Mac Kinley, eile Ich, Ihnen Meine aufrichtige Theilnahme an dem schweren Verluste Ihre» Vaterlandes und Meinen tiefen Abscheu über da- Verbreche» auszusprechen, dem der Entschlafene zum Opfer gefallen ist. Wilhelm Ernst." „Weimar, 14. September 1901. Seiner Königlichen Hoheit Wilhelm Ernst, Großherzog von Sachsen, Wilhelmsthal. Ich bin tief gerührt von der Sympathie, welche Sure Königliche Hoheit mir anläßlich des Hinscheideu» de» Präsidenten Mac Kinley ausdrücken. Ich erlaube mir, Eurer Königliche» Hoheit im Namen meines Vaterlandes den aufrichtigsten Dank auszusprechen für die von so großem Mitgefühl getragene Kundgebung, welche ich unverzüglich meiner Regierung über mitteln werde. Thos. Ewing Moore, Consul der Bereinigten Staaten." Deutsches Reich. *§* Berlin, 17. September. „Neue» Licht auf die französischen Zarentage" werfen nach der Meinung der „Schief. Ztg." die folgenden Stellen eines au» Peters burger Hofkreisen stammenden und au einen Freund de» genannten Blattes gerichteten Briefe»: «... Die Zusammenkunft in Danzig war längst be« beschlossen, ehe von einem Besuche in Frankreich die Rede war. Der Gedanke an letzteren lag so fern, daß Fürst Ur ussow (der französische Botschafter in Par!» — Red.) ruhig in Urlaub ging uud bereit» zwölf Tag« von Pari» abwesend war, al» er wegen der geplanten Reise plötzlich zurückkehrte. Der Besuch in Frankreich wurde auf dringende Vorstellungen seitens der französischen Regierung vom Zaren bewilligt, um rin Gegengewicht gegen den Eindruck der Danziger Zusammenkunft zu schaffen. Die in Frankreich vielfach erörterte Frage, ob Präsident Loubet die Verhandlungen mit dem Zaren persönlich und hinter Waldeck- Rousseau'S Rücken sgesührt habe, möchte ich nicht ohne Weitere» entscheiden. Indessen sprechen doch verschiedene Umstände dafür, daß der Präsident der Republik sich durch einen hohen Mittelsmann direkt an die höchste Stelle gewendet hat. So viel dürfen Sie als gewiß anaehmen, daß der Höflich keitsbesuch in Frankreich nur etwa» Secundäre», nur eine Folge der Danziger Zusammenkunft ist. Nicht überraschen darf e», wenn die Sicherheit-Maßregeln, zu denen sich die französische Regierung verpflichtet hat und die diesmal schon von vornherein umfassender getroffen waren al» im Jahre 1897, infolge deS amerikanischen Attentate» noch verschärft werden. Möglich ist e» auch, daß im Festprogramm noch im letzten Augenblicke Aenderungen eintreten. Jedensall» steht ein« g«hörig« Ab sperrung zu erwarten. Auch gegen jede journalistisch« Reportage, welche nicht den au» obigen Zeilen erkennbaren Absichten de» Zaren «nt- sprechen sollte, sind geeignete Vorkehrungen getroffen. So erfahre ich, daß die russische Regierung alle Urbermittelungea von privaten Nachrichten über die Zarenrrise verhindert. Allerdings scheint die» nicht direct ausgesprochen zu sein, denn den russischen Corre- spondenten in Frankreich steht r» frei, Berichte abzuschicken; nur müssen dieselben von der den Zaren begleitenden Hofkanzlei ge nehmigt und abgestempelt sein. Bei deu materiellen Schwierig keiten einer solchen Procedur läßt sich jedoch, selbst wenn man den besten Willen der Reisekanzlei vorau-setzte, aanehmen, daß nicht viele Berichte dir Revision passiren werden. Und da die Absicht der ganzen Maßregel nicht zu verkennen ist, vermindern sich die Chancen der Privatberichterstattung noch Rußland noch beträchtlich. ES scheint, daß der französischen Regierung der Wink gegeben worden ist, russische Berichterstatter möglichst von den Festen fernzu halten. So viel ich weiß, soll eine Au-nahme nur für den Vertreter der hiesigen „Nowoje Wre mja" statt finden. Hierbei dürfte weniger die (genugsam al» deutsch feindlich bekannte — Red.) Stellung de» Blatte» als vielmehr eine Rücksichtnahme Rußland» aus französische Nuschauungen bestimmend gewesen sein. Der Correspondrnt der „Nowoje Wremja" ist, wenn ich nicht irre, Syndicu» der auswärtigen Presse in Pari»; seine An-schließung von den Festlichkeiten würde daher den Franzosen za sehr aus gefallen sei». Wa» wir hier zu lesen bekommen werdrn, wird au», schließlich da» Werk amtlicher Berichterstatter sein Wenn ich auf diese Sachen näher eingegaagrn bin, so ist «» nur geschehen, um Ihnen die Richtung, in welcher der Zar zu wirken sucht, zu vrranschaulichea: offenbar liegt ihm daran, daß sich weniger seine Russen für die Franzosen, al» die Franzosen für Rußland erwärmen. Fast möchte ich behaupten, daß di« Reise noch Frankreich selbst lediglich den Zweck hat, einer weiteren Ab kühlung der französischen Freundschaft vorznbeugen. Eine Rücksichtnahme auf Frankreich war unter den Umständen, di« Sie ja kennen, jedenfalls angebracht . . . Ganz neu ist da» Licht, da» au- diesen Zeilen leuchtet, nun nickt, denn Aehnliche» ist in einem deutschen, im Gerüche der Osficiosität stehenden Blatte schon angedentet worden. Aber da» ist nebensächlich. Die Hauptfrage ist, ob e» da» rechte Licht sei. Wärt eS da», so müßte man annehmen, der Ver fasser de» Briefe» hätte eine schreckliche JndiScretion begangen, für dir er Verbannung nach Sibirien verdient zu haben sich bewußt sein müßte. Denn wenn der Zar au» Rücksicht auf die Stimmung der Franzosen die Zulassung de» deutschfeind lichen Pariser Vertreter» der „Nowoje Wremja" zu den Fest lichkeiten gewünscht hat, so hat rr auch vermeid«» wolle».
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