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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 22.09.1901
- Erscheinungsdatum
- 1901-09-22
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-190109225
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-19010922
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-19010922
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1901
- Monat1901-09
- Tag1901-09-22
- Monat1901-09
- Jahr1901
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 22.09.1901
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BezugS-PreiS 1« der Hauptexpeditton oder den im Stadt» bezirk und de» Bororten errichteten Au«- gabestellrn abgeholt: vierteljährlich 4.50, bet zweimaliger täglicher Zustellung ins Hou» ^l K.OO. Durch die Post bezogen sür Deutschland u. 0,»erreich: vierteljährl. 8. Man abonnirt seiner mit entsprechendem Postaufschlag bei den Postanstalten in der Schweiz, Italien, Belgien, Holland, Luxem« bu^, Dänemark, Schweden und Norwegen. Rußland, den Donaustaaten, der Europäischen Türkei, Egypten. Für alle übrigen Staaten ist der Bezug nur unter Kreuzband durch die Expedition diese» Blattes möglich. Die Morgen-Au-gabe erscheint um '/,7 Uhr, die Abend-Ausgabe Wochentags um 5 Uhr. Nedaction un- Expedition: JohanniSgaffe 8. Filialen: Alfred Sahn vorm. O. Klemm'» Sortim. UmversitätSstraße 3 (Pauliuum), Louis Lösche, Kathariuenstr. 14, Part, und König-Platz 7. Mger TstlMalt Anzeiger. Ättttsblatt des Äömgtichen Land- und Amtsgerichtes Leipzig, des Nathes und Nolizei-Äintes der Ltadt Leipzig. Anzeigen »Preis die 6 gespaltene Petitzeile 25 H. Reklamen unter dem Redacttonsstrich (4 gespalten) 78 H, vor den Famtltennach- richten («gespalten) SO H. Tabellarischer und Ziffernsatz entsprechen! höher. — Gebühren für Nachweisungen und Offertenannahme 25 H (rxcl. Porto). Extra-Beilagen (gefalzt), nur mit der Morgen-Ausgabe, ohne PostbesSrderung 60.—, mit PostbesSrderung 70.—. Annahmeschluß für Anzeigen: Abend-AuSgabe: Bormittags 10 Uhr. Morgen-AuSgabe: Nachmittags 4 Uhr. Bei den Filialen und Annahmestellen je eine halbe Stunde früher. Anzeigen sind stets an die Expedition zu richten. Die Expedition ist Wochentags ununterbrochen geöffnet von früh 8 bi» Abends 7 Uhr. Druck und Verlag von E. Polz in Leipzig. 95. Jahrgang. Nr. 484. Sonntag den 22. September 1901. Ranftsche Gasse 6 Herr Ziselier, Colonialwaarenhandlung, Ranstädter Steinweg 1 Herr 0. LnKelmnnn, Colonialwaarenhandlung, Schützenftrahe 5 Herr 6 ul. 86liüm1ckoit, Colonialwaarenhandlung, Westplatr 32 Herr II. vittiiod, Cigarrenhandlung, Aorkstrahe 32 (Ecke Berliner Straße) Herr k'. IV. Lltztr:, Colonialwaarenhandlung, Meitzer Straße 35 Herr V. Lüster, Cigarrenhandlung, in Plagwiir Herr 6. (Fiüt/iurum, Zschochersche Straße 7 a, - Reudnitz Herr >V. LuKiuaun, Marschallstraße 1, - - Herr 0. 8elnui<it, Kohlgartenstraße 67, . - Herr Lvrnü. IVeder, Mützengeschäst, Gabelsbergerstraße II, « Ttzonberg Herr 1t. lUintseü, Reitzenhainer Straße 58, - Volkmarsdorf Herr OeorF Xiemuitn, Conradstr. 55 (Ecke Elisabethstr.), Aetrseüe, Buchhändler. Anger-Crottendorf Herr L. Lrleüel, Cigarrenhdlg., Zweinaundorfer Straße 6, Connewitz Frau Lisoker, Hermannstraße 23, Eutritzsch Herr Robert.VItuer, Buchhandlung, Delitzscher Straße 5, Gohlis Herr Robert Htner, Buchhandlung, Lindenthaler Straße 5, Lindenau Herr Albert Rlnüner, Wettiner Str. 51, Ecke Waldstr., Buchbinderei, Neustadt Herr Raul Luck, ^niioneeu-Rxpeültion, Eisenbabnstraße 1, in Naunhof Herr Lonras Im Interesse rechtzeitiger und vollständiger Lieferung des Leipziger Tageblattes wollen die geehrten Leser die Bestellung für das Vierteljahr 1901 baldgefälligst veranlassen. Der Bezugspreis beträgt wie bisher vierteljährlich für Leipzig 4 SV mit Bringerlohn für zweimaliges tägliches Zutragcn S 5V durch die Post bezogen für das Deutsche Reich und Oesterreich-Ungarn v In Leipzig nehmen Bestellungen entgegen sämmtliche Zeitungsspediteure, die Hauptexpedition: Johanrridgasse 8, die Filialen: Katharinenstratze 14, Königsplatz V und Univerfitätsstraße 3, sowie nachfolgende Ausgabestellen: Arndtstraße 35 Herr «l. Rrleilr. Oanltn, Colonialwaarenhandlung, Beethovenstraste 21 Herr Rbooü. Roter, Colonialwaarenhandlung, Brühl 53 0. R. 8ebuberR8 Xaebl'olKer, Colonialwaarenhandlung, Frankfurter Straste (Thomasiusstr.-Ecke) Herr Otto Llautsebke,Colonialwaarenhandlung, Löhrstraste 15 Herr Rüuarü Retter, Colonialwaarenhandlung, Nürnberger Straste 45 Herr 2l. R. 4Ibreebt, Colonialwaarenhandlung, in Aus der Woche. „Der Zar in Frankreich." Diese Rubrik haben sich zahlreiche deutsche Blätter für ihre erste Stelle zugelegt und damit wieder einmal bewiesen, daß sie nicht an nationaler Selbstüberschätzung kranken. Die gewöhnliche geographische Stoffeintheilung hätte wohl auch genügt. Eine Ueber- treibung nach der entgegengesetzten Richtung wäre freilich ebensowenig am Platze gewesen, weshalb wir das Ansinnen eine» Freundes unseres Blattes, über den Zarenbesuch in Frankreich im Bolkswirthschaftlichen Theile und zwar unmittel bar über den Börsen» und HandelSnackrichten zu berichten, dLutswsnt abgelehnt haben. Einen gewissen metallischen Bei geschmack, wie der Berliner sagt, hat die Reise allerdings. Wer wollte behaupten, der Zar wäre nicht nach Dünkirchen und Compiögne gekommen, wenn sein Finanzminister nicht Geld brauchte? Aber Thatsache ist: Herr Witte braucht Geld, viel Geld, die zuverlässigen „B. Reuest. N." sprechen sogar von 800 Millionen Mark. Und dieser Umstand ver gällt vielen Franzosen die Freude an der wider fahrenen Ehre. Die Franzosen sind witzig und boshaft und manchem von ihnen fällt jetzt die eine und die andere beißende Bemerkung ein, die er selbst über den einen und den anderen reichen Nachbar gemacht hat, der sich durch den Besuch eines VicomtS hoch geehrt fühlte, der zwar die kräftigste Ahnenprobe vertragen konnte, dessen Name aber in den Büchern des Gastfreundes häufig und nur auf der linken Seile vorkam und auf anderen Blättern vorkommen wollte. Uns Deutsche berühren diese Nachdenklichkeiten so wenig als — zur Zeit wenigstens — die Hoffnung, die ein Tbeil der Franzosen auf die Anwesenheit des Zaren bei militärischen Veranstaltungen und auf die Hervorhebung des Bündniß- verhältnisseS setzt. Ebenso kann es kaum beunruhigen, daß erst in dem vierten der ausgetauschten Trinksprüche das Wort „Frieden" vorkommt; bezeichnend ist höchstens, daß der Zar und nicht der Präsident der Republik es war, der es zuerst gebrauchte. Herr Witte braucht Geld, aber er braucht es mehr für die Vermehrung als für die Erhaltung der Kraft Rußlands. Die russische Agrarkrisis bat die Steuerkrast gemindert. Dafür kann Witte nichts. Die Petersburger Hosgeschicktchen, die auch wir Wiedergaben, sind jedenfalls insofern unglaubwürdig, als sie Witte als einen leichtfertigen Finanzmann dastehen lassen möchten. Bei seiner Geld beschaffung! arbeitet! er vornehmlich! als Executivorgan der großartigen GegenwartS- und Zukunftspolitik, deren Träger das astatische Counts ist, das Bewunderungswürdiges, Welthistorisches angeregt bat. Man denke nur an die trans sibirische Bahn. Herr Witte ist weder leichtfertig noch unklug, wenn er die Rivalen Rußlands, und zu diesen gehört, vom weltpolitischen Gesichtspunkt angesehen, auch Frankreich, die Mittel aufbringen läßt zur Förderung einer Entwickelung, die dem Riesenstaate eine glänzende politische und wirthschastliche Zukunft verheißt. Der russische Finanzminister versteht sich auch auf» Handelsvertragsgeschäft. Obwohl Rußland beute hinsichtlich der Waarenauöfuhr sehr viel mehr auf Deutsch land angewiesen ist, als Deutschland auf Rußland, läßt e» — in der letzten Zeit hat dies allerdings etwa« nachgelassen, vielleicht auch aus Anleihe-Rücksichten — Deutschland das Antlitz eines Kaufmanns sehen, der sich auf nichts einläßt, weil er „nichts nöthig hat". Freilich, Helfers helfer, wie er sie dabei in Deutschland findet, würden keinem deutschen Staatsmann in Rußland oder in einem anderen Lande zu Gebote stehen. Herren, die im Auölande das deutsche Beispiel aus irgend welchen Gründen zu befolgen nicht abgeneigt waren, müßten dennoch davon absteben — im Interesse ihrer körperlichen Sicherheit. Minister Möller findet keine russische oder österreichische Bundes genossenschaft und dies gereicht ihm nicht zum Vor wurfe. Daß er aber neuerdings das Bedürfnis Deutsch lands nach Handelsverträgen öffentlich außerordentlich betont, ist nicht nur im Kreise der extremen agrarischen Agitation ausgefallen. Dem, allerdings nickt gesprochenen, nur ge schriebenen von volumus, non PO88UMU8 der Herren Witte und Zanardelli gegenüber scheint das an ein ckobomus strei fende Reden de« ersten deutschen HandelSministerS nicht geradezu geboten. Man weiß überhaupt nicht recht, warum Herr Möller zum Zolltarife noch wiederholt da« Wort ergriffen hat, nach dem er erfahren haben mußte, daß er der hetzerischen Pro paganda von rechts und links keinen Wind aus den Segeln genommen. Und die etwas gemäßigtere? Mil Herrn Möller'S letzter handelspolitischer Rede zeigte sich die „Nationalzeitung" und zeigte fick auch die „Kreuzzeitung" — zwei handelspolitische Antipoden — verhältnißmäßig be friedigt. Ist daS aber ein rhetorischer Erfolg, der für später praktische Erfolge verheißt? Die „Kreuzztg." sieht fick übrigens bemüßigt, ihre Zustimmung in einer Zu schrift schon einzuschränken, und das genannte freihändlerische Blatt wird sich trotz der Behauptung, baß wir Handelsverträge eigentlich haben müssen, nicht zum Doppeltarife für Getreide bekehren, an dem Herr Möller festhalten zu wollen scheint. Eine andere, dieser Tage vom Minister Möller gehaltene Rede hat in ganz anderer Nich'tunz Aufsehen erregt, vaS aber, und aus naheliegenden Gründen, in der öffentlichen Er örterung wenig laut geworden ist. Der bisherige Fabrikant von Brackwede hat Kaiser Wilhelm II. einen großen Mann genannt. So plumpe Schmeicheleien pflegte Kaiser Wilhelm I. sehr übel zu nehmen; sein Enkel, der in dieser Abneigung seines Großvaters gegen Byzantinismus wohl auch einen Beweis von Größe erblickt, wird Herrn Möller hoffentlich deu Verstoß nicht hoch anrechnen, weil dieser von einem Manne auszeht, der Miuisterreden zu halten erst noch lernen muß. Die Vermuthung, Herr Möller sei schon amtSmüde, läßt sich aus seinem Verstoße schwerlich herleiten. Ueber die Börsen-Conferenz wird noch nichts Greif bares berichtet. Man weiß nicht einmal, welche Forderungen der Sachverständigen-Commission vorgelegt waren. Sicher dürfte sie sich nicht zu allem zu äußern gehabt haben, waS der Börsen ausschuß, diese zur Begutachtung von gewissen Anglegenheiten, die nach dem bestehenden Gesetze durch den Bundesrath zu regeln sind, gebildete Körperschaft empfohlen hat. Es gehörte dazu, außer dem radikalen Vorschläge der Beseitigung des Verbotes des börsenmäßigen Termin handels in Getreide und in Jndustriepapieren, das sehr weit gehende Verlangen nach Aufhebung des BörsenregisterS. Die Regierung scheint zu nicht viel mehr bereit, als zu einer Er weiterung des Kreises der Personen, die, ohne im Bürger register eingetragen zu sein, zu dem Mittel der Erhebung des DiffereuzeinwandeS nicht greifen dürfen. Sie will zu diesem Behufe vor Allem daS Handelsregister an Stelle des Börsenregisters gesetzt wissen, ein sehr großes Entgegenkommen aber, waS nicht bestritten werden soll, eine wüuschenS- werthe Maßregel, da die Erhebung des DisferenzeinwandeS, wenn er von Kaufleuten auSgeht, eine besonders unsittliche Erscheinung ist, womit nicht gesagt sein soll, daß ein Privat mann, der sich diesen Verstoß wider Treu und Glauben zu Schulten kommen läßt, Anspruch auf Achtung behalte. Sehr wichtig ist aber, daß die Fälle überraschend zahlreich sind, in denen der Differenzeinwand erhoben wird, ohne daß der Ehrenpunct in Frage kommt. Beim Erbgang an Minderjährige hält es der Vormund häufig, bei Verhängung des EoncurseS über das Vermögen einer in Börsengeschäfte verwickelten Person oder Gesellschaft der ConcurSverwalter immer für seine Pflicht, von den Schutz befohlenen Nachtheile aus fehlgeschlagenen Börsengeschäften durch den Spieleinwand abzuwenden. Dem will man mit Fug abhelfen. Die Beseitigung des Börsenregisters über haupt würde sich hingegen materiell nicht rechtfertigen und moralisch geradezu das Ansehen des Staates und der Gesetzgebung mindern. Wer SpeculationSgcschäfte für daS Privatpublicum auSführcn will, mag sich gefälligst in daS Register eintragen taffen und sich vergewissern, daß seine Kunden daS Gleiche gcthan haben. Dann giebt cs keinen Differenzeinwand. Die Gegner des Börsenregisters sind es vor Allen, die viel von „Junkertrotz" reden, dem der Staat sich nicht fügen dürfe, sie selbst verlangen aber ein Zurückweichcn vor einem Bankiertrotz, der nicht die geringste sittliche Unterlage Hal. Franz von Mendelssohn, einer der ersten Bankiers und einer der geachtetsten Notablen Deutschlands, hat seinen Berufsgenossen die Eintragung in da« Register dringend angerathen. Der Mann weiß auch, waS kaufmännisch« Ehre ist. Als daS Börsengesetz gemacht wurde, zeigte sich große Entrüstung, weil der Entwurf über haupt und daS Register insbesondere die Ehrenhaftigkeit des deutsche» KausmannSstandeS dadurch in Frage ziehe, daß er bei seinen Angehörigen ein Abweichen von dem ungeschriebenen Gebote von Treu und Glauben für möglich annehmc. Nun, gerade die Erhebung des Differenzeinwandes durch Kauf leute ist häufig geworden und selbst Bankiers haben sich deS elenden Behelfes bedient. Für generelle An griffe auf da- Börsengesetz und für die Rufe nach seiner gänzlichen Beseitigung, wie sie auS Anlaß deS Zusammentrittes der Conferenz laut wurden, ist also der Anlaß — und auS anderen Gründen der Zeitpunkt — schleckt gewählt. Die Nationalsocialen haben wieder einmal etwas zerstört, also seouuäum rmturrrm sui generis „gewirkt". Alle diese kleinen Gebilde, die durch Verschrobenheit, DoctrinismuS und Mangel an Vcrständniß für die Nolhwendizkeit ter Samm lung von Massen gegen Massen auf die Oberfläche getrieben worden sind, haben sich als Sprengbomben für nützliche ältere Organisationen erwiesen. So jetzt die Nationalsocialen sür den Verband evangelischer Arbeitervereine. Herrn Naumann und seinen Helfern dient offenbar Mepbisto'S „Alles, was entsteht, ist werth, daß es zu Grunde geht", als,Richtschnur ihres Handelns. Neues werden sie auch diesmal nicht an die Stelle des Zer trümmerten setzen. Ihr Thun wird einfach der doch auch schon alten Socialdemokralie zu Gute kommen. Der Krieg in Südafrika. Tas Ende der Pest. Aus Capstadt, 25. August, schreibt man uns: Die Pest ist als erloschen anzusehen, denn vom 25. Juli bis heute sind nur zwei Erkrankungen vorgekommen, von denen sich der letzte Fall am 9. d. M. ereignete, so daß nach nun über vierzehntägiger Pause ein neuer Fall kaum zu erwarten ist. Interessant ist, daß das Nachlassen und Aufhören der Seuche einherging mit der Verminderung der Einlieferung der Ratten. Ende Juli wurden die letzten Ratten abgeliefert und seitdem kamen, wie erwähnt, nur zwei Fälle von Erkrankung vor. Es sind insgesammt 801 Personen erkrankt, davon 203 Weiße, 428 Mischlinge, 170 Kaffern; gestorben sind insgesammt 384 Personen, davon 68 Weiße, 241 Mischlinge, 74 Kaffern. Die Sterblichkeitsrate war demnach für Weiße 33^ Proc., für Mischlinge 56sH Proc., für Kaffern 43hs, Proc. der Erkrankungsfälle. Ein Gutes hat die Pest zur Folge gehabt: eine gründliche Säuberung. Alt-Capstadt ist durch Unsauberkeit ebenso be rüchtigt, wie Kairo, Jerusalem oder Konstantinopel. Mit euro päischen Städten kann und darf man Alt-Capstadt nicht ver gleichen, wohnen doch hier 35 000 Farbige, Mischlinge, Malayen, Kulis, Chinesen und dergl. Nun war aber bisher der Stadt rath machtlos in dem Kampfe gegen die Unreinlichkeit dieser Elemente, — weil die jeweilige Wahl der Stadtväter vorzugs weise von den Bewohnern dieser Schmuhviertel abhängt. Da her scheuen sich die Stadtväter natürlich, den lieben Gewohnheiten ihrer Wählerschaft zu nabe zu treten. In Folge dieser Verhält nisse hat denn auch Capstadt die traurige Berühmtheit erlangt, mit Recht als die unsauberste aller colonialen Hauptstädte des englischen Reiches zu gelten. Um hier einmal „reine" Bahn zu machen, mußte schon eine höhere Gewalt eingreifen, und es ist einzig und allein der rücksichtslosen Energie des Ministers Th. Graham zu verdanken, daß der Augiasstall Alt-Capstadt einmal gründlich gesäubert und somit die Brutstätte der Beulen pest in Südafrika vernichtet ist. Uebrigens wird die ReinigungS- cur noch ein kleines Nachspiel im Parlament haben — die Be gleichung der Rechnung. Da aber alle Parteien entschlossen waren, keine Opfer zu scheuen, um die Seuche erfolgreich zu be kämpfen, so werden auch die 850 000 Pfund Sterling, welche bis jetzt schon für diesen Zweck verausgabt sind, glatt bewilligt werden. * Pietermaritzburg» 20. September. (Telegramm de- „Reuter'schen Bureau«".) Am 16. d. M. trieb ein Boerentrupp am oberen Tugela au- zwei Häusern die Pferde und das Vieh fort und beschädigte ein dort befindliches Hotel. Zur Verfolgung der Boeren wurde eine englische Truppcnabtheilung entsandt; zwei Mann derselben wurden verwundet, einer wird vermißt. Am Nachmittag hörte man Geschützseuer aus der Richtung von Oliviers» hoeck; man glaubt, daß die Garnison von Acton Homes in einen Kampf verwickelt ist. Deutsches Reich. * Leipzig,2l. September. Auskunft «»Auswanderer! Tausende von deutschen Auswanderern leiden schweren materiellen Schaden und gehen dem deutschen VolkSthume verloren, Weik Niemand sich um sie kümmert. Um hier nach Kräften bessernd rinzugreifen, will die „Welt« Correspondenz", die über die Verbindung mit ver trauenswürdigen, mit Land und Leute genau bekannten deutschen Männern in zahlreichen überseeischen Ländern verfügt, ihre Organisation in den Dienst dieser Sache stellen. Sie ist bereit, auf alle Anfragen durch Vie Vermittelung ihrer Vertrauensmänner Auskunft zu ertheilen, sowie die Aus wanderer an die Vertrauensmänner zu weisen, damit diese ihnen bei ihren ersten Schritten im fremden Lande mit Rath zur Seite stehen können. Diese Organisation ist zunächst geschaffen für Mexico, Cuba, Venezuela, Brasilien, Argentinien, Südafrika, Marokko, Australien (Victoria und Neu-Süd-WaleS), Samoa, China, Japan, Holländisch - Indien, Britisch - In dien, Siam, Philippinen, Persien, Syrien (Palästina). Den Fragestellern entstehen keinerlei Kosten, ausgenommen für die geringfügigen thatsächlich erwachsenden Auslagen der „Welt-Correspondenz" bezw. ihrer Mitarbeiter. Wir machen alle Auswanderungslustigen aus diese Organisation besonders aufmerksam und stellen ihnen anheim, sich entweder an die „Welt-Correspondenz" (Berlin ^V., Kleiststraße 27) direct zu wenden oder uns ihre Anfragen zur Uebermittelung an diese Stelle zugehen zu lassen. tt Berlin» 2l. September. (N eserve - H ilfS- geschwader.) Die Anzahl der Handelsfahrzeuge, welche bestimmt sind, im Kriegsfälle ein Rescrve-HilfSgeschwader der eigentlichen Kriegsflotte zu bilden, ist bei den einzelnen Nationen sehr verschieden. Numerisch steht Großbritannien mit 50 den bedeutendsten Nbedereigesellsckaften des vereinigten Königreiches gehörenden Dampfern, für welche theilweise hohe staatliche Subventionen gezahlt werden, weitaus an erster Stelle. Frankreich folgt mit 34, Deutschland mit 9 im Dienste der Handelsmarine befindlichen kriegsbrauchbaren Schiffen. Nur wenig hinter Frankreich bleibt Rußland zurück, daS 19 Schiffe der „Freiwilligen Flotte" und 12 Fahr zeuge der Schwarze Meer-SchissfahrtSgesellschaft als armirte Hilfskreuzer in Dienst stellen kann. Hinsichtlich der Fahrt leistungen dieser provisorischen Kriegsfahrzeuge aber ist Deutschland allen übrigen Mächten überlegen. An der Spitze seinerSchnelldampfer,deren kriegsmäßigeVerwendungvor- geseben ist, sieben „Deutschland" und „Kaiser Wilhelm der Große" mit 23,5 bezw. 22 Knoten Fahrgeschwindigkeit; alle übrigen Schiffe dieser Categorie fahren nicht unter 18,5 Knoten in der Stunde. Unter den britischen, im Ernstfälle für den Gefechtsgebrauch bestimmten Handelsdampsern besitzen die beiden schnellsten je 21 Knoten» 8 andere 18—20 Knoten Fahrtgeschwindigkeit; die übrigen 40 bleiben weit hinter diesen Leistungen zurück, ihr GefechtSwerth dürfte da her ernstlich kaum in Betracht kommen. Frankreichs Reserve- HilfSgeschwader besitzt 1 Schnelldampfer, die „Touraine", mit 22 Knoten Fahrtgeschwindigkeit, von den übrigen 33 über- ichreiten nur 7 die von den deutschen zur KriegSreserve in Aussicht genommenen Handelsfahrzeugen als Mindestmaß ge forderte Schnelligkeit. Von den für den gleichen Dienst in Betracht konimenenden Schiffen der russischen Handelsmarine erreichen nur 10 eine Geschwindigkeit von 19—20 Knoten, die Fahrtlcistungen der übrigen lassen pie Schiffe zur Ver wendung im Seekriege ungeeignet erscheinen. -i- Berlin, 21. September. (Die NerchStagSersatz- Wahl in Wiesbaden.) Durch den Tod deS Abgeordneten Wintermeyer ist das Mandat im ReichstagSwahlkrcisc Wiesbaden erledigt worden. Der Wahlkreis war mit Aus nahme der Legislaturperiode 1893/98 stets fortschrittlich ver treten. Auch im Jahre 1893 konnte ein Mitglied der etwas mehr rechts stehenden freisinnigen Vereinigung nur dadurch gewählt werden, daß die Nationalliaeralen und die Conser- vativen von vornherein für den Candidaten der freisinnigen Vereinigung cintraten, so daß dieser an Stelle des Bewerbers der freisinnigen Volkspartei mit dem Social demokraten in die Stichwahl und demnächst zum Siege gelangte. Schon bei der im Jahre 1897 erforderlichen Nach wahl aber wurde wiederum ein Mitglied der freisinnigen Volkspartei gewählt. Der Wahlkreis "befindet sich also 26 von den 30 Jahren seit dem Bestehen des deutschen Reichs tages in den Händen der Fortschrittspartei bezw. ihrer Nach folgerin, der freisinnigen Volkspariei, was diese Partei, deren S tze höchst unsicher sind, nur von einer recht geringen An zahl von Wahlkreisen sagen kann. Aber auch der Wahl kreis Wiesbaden ist für die Fortschritt-Partei durchaus nicht so sicher, als eS nach dem Besitzstände auf -den erste» Blick den Anschein hat. Die Statistik ik
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