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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 17.09.1901
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1901-09-17
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19010917018
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1901091701
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1901091701
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1901
- Monat1901-09
- Tag1901-09-17
- Monat1901-09
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Nnzeigett'PreiS die Sgespaltene Petitzeile iS Rrclam«» ««ter demR«daeäoa»striq (»gespalten) 75 vor de» FamUieaaach» richte« (S gespalte«) 50 H. Tabellarischer «ad Ziffernsatz eutsprechead Häher. — Bebühreu für Nachweisungen und Offertenaanahme Lb (excl. Porto). Grtra-Beilagen (gefalzt), aar mit der Morgea-Au-gab«, ohu« Postbesörderung ^l SO.—, mit Postbesärderuug ^il 70—, Lvuahmeschluß für Auzrizen: Lde«d»Aa»gabe: Bormittag» tv Uhr. Morg«»-Aa»gab«: Nachmittag» 4 Uhr. Bet de« Filialen «ad Annahmestelle« je eins halb« Staad« früher. Aazeigeu stad stet» an di« Expedittoa za richte». Die Expedition ist Wochentag» unuaterbrochr» geöffnet von früh S bi» Abend» 7 Uhr. Druck »ad Berlag von E. yolz i» Leipzig Nr. 47L Dienstag den 17. September 1S01. SS. Jahrgang. Harvard-Universität, an der er Rechtsstudien ein zweiundzwanzigjähriger junger Mann, hatte er die Hörsäle verlassen, so stürzte er Politik des Staates New Aork, also seiner Die Ambition, Mayor von New Jork zu ihm, doch wurde er Kation»! civil scrvics dessen Schauplatz zu orientirei Da» Hauptinteresse aber «rotzen Armee-ManS denen, wie erwähnt, der Zar centrtren. i" Compagnien, Maschinengewehr-Abtheilungen, sowie bespannten 15,5 Centtmeter-Haubitz-Batterien, führen. Das Angriffs object der derart formirten Armee wird an diesem Tage ein markirier Feind, bestehend aus einer an vier Sperrforts brr RheiinS sich enlehnendcn Division, bilden. Allein aus dieser Action ist offenbar nicht zu schließen, man wolle durch dieselbe darthun, daß man in Frankreich bei einem Kriege Deutschlands nach zwei Fronten gewillt sei, trotz unserer neuen deutschen Grenzwerke bei Straßburg, Metz und Diedenhofen zur Offensive überzugehen. Denn der Schauplatz bei Rheims liegt etwa 20 deutsche Meilen von der Ostzrenze entfernt und setzt vielmehr ein Durchbrechen des ersten Sperr forts- und Grenzfestungsgürtels von Verdun und Toul und daher eine anfänglich gelungene Offensive des östlichen An greifers voraus, der alsdann, die Front der Angriffsoperation nach Westen angenommen, der Gegenangriff im Innern Frank reichs zum Schutze der Landeshauptstadt folgt. Die Position von Rheims bildet im Verein mit derjenigen von Laon in ge wißem Grad« eine re^ion lorrilics im Brialmont'schen Sinne, die die nahe in ihrer rechten Flanke gelegene kürzeste Marschlinie auf Paris, die Straße über CHLlons-Epernay, be herrscht. Es wird sich daher hier um einen jener großartigen Stellungskämpfe handeln, die man bei der derzeitigen Be schaffenheit der modernen Heere und der vielfach künstlich ver stärkten und zu verstärkenden Kriegstheater in Zukunft erwartet. Die gejammten Truppen derjenigen französischen Armee, die im Kriegsfälle unseren westlichen Grenzcorps gegenüber stehen wird, nehmen an den Manövern Theil. DaS Manöverprogramm ist im Speciellen das folgende: Am 9. September Beginn der Manöver mit Divisionsübungen. Am 10. und 11. September folgen Corpsmanöver. Am 12. findet Ruhetag statt. Am 13., 14., 15. und 16. Armee manöver, und zwar operirt bei ihnen eine Armee ^1, bestehend aus dem 1. und 2. Armeecorps und der 4. und 5. Cavallerir- Division, geführt vom Mitglied des Obersten Kriegsraths und Armee-Jnspecteur, General Duchesne, gegen eine Armee L, die aus dem 6. und 20. Armeecorps, der 2. und 3. Cavallerie- Divtsion, geführt vom Mitgliede des Obersten Kricgsraths und Oberbefehlshaber der 1. gegen Lothringen bestimmten franzö sischen KriegSarmee, General Keßler, besteht. General Keßler genießt bekanntlich eines besonderen Rufes als Truppeaführer. Am 17. September jst rin zweiter Ruhetag und am 18. findet das große Manöver der vier Armeecorps und vier Cavallerie- Divisionen gegen einen von Metz hereinbrechend gedachten mar- kirten Feind statt; die Manöver schließen tags darauf, am 19., mit der großen Revue bei Bethany. Selbstverständlich sollen auch in diesem Jahre Motorfahr zeuge, Maschinengewehrabtheilungen, Luftballons, Rad fahrer u. s. w. und auch die Haubitzbatterien zu ausgiebiger Verwendung gelangen, auch werden bei den Manövern zweifel los die Versuche, mit welchem Caliber und welcher Geschlltzzahl und Bespannung die reitenden Batterien versehen werden sollen, ihre Fortsetzung und vielleicht Entscheidung finden. Das der zeitige Schnellfeuergeschütz der französischen Feldartillerie ist namentlich für die reitenden Batterien zu schwer und un- manövrirfähig und man scheint sich daher hinsichtlich seiner durch eine besondere Bespannung der Munitionswagen, wie dieselbe bereits in der russischen Armee erprobt wurde, helfen zu wollen. Jedenfalls werden die großen französischen Armee- Manöver, namentlich was die Verwendung der Schnellfeuer geschütze betrifft, viel Interessantes bieten und unsere sie be gleitenden Militär-Attaches werden vollen Anlaß haben, sie be sonders aufmerksam zu beobachten. Was das Beiwohnen des Zaren bei den Manövern betrifft, so ist dasselbe bei seiner Kürze wohl mehr als ein politischer Höflichkeitsact, denn als eine kritische Prüfung des französischen Heeres aufzufassen, aber auch dieser Act wird seinen Eindruck auf das Heer und sein Officiercorps, wie auf ganz Frankreich nicht verfehlen, während es der militärischen Begleitung des Zaren, den Militär bevollmächtigten u. s. w., zufallen wird, die eigentliche sachliche Kritik an der Verfassung des französischen Heeres und an seinen Manövern zu üben. Der Chef des russischen Generalstabes, Generalleutnant Sacharow, wohnt den Manövern fast von Anfang bis zu Ende bei, und außer ihm der Generalmajor Besobrasow, drei Obersten, ein Oberstleutnant und ein Leutnant. Die großen französischen Ärmer-Manöver. V. L. Die bevorstehenden Manöver der französischen Armee beanspruchen in diesem Jahre »in besonderes Interesse, nicht nur da der Zar ihnen beiwohnen wird und nach der Flotte auch das französische Landheer, und zwar nicht sowohl in Bezug auf seine Revueleistungm, als hinsichtlich seiner KriegSauLbikdung besichtigen wird, sondern auch da sie in ausnahmsweise großem Umfange abgehalten werden und im Westen zum ersten Male in Verbindung mit der Flotte stattfinden. Während die französische Armee zu Anfang dieses Jahr hunderts unbestritten mit ihren Kriegs- und Friedensleistungen an der Spitze aller Heere gestanden und in aller Welt mit ihrer neuen Gliederung und Schulung als Modell ge dient hatte, auch noch unter Napoleon HI. eine Zeit lang diesen Ruf genoß, blieb das wichtigste Kriegsschulungsmittel, die seldmäßigen Friedensübungen, bis auf die programm mäßigen Uebungen im Lager von CHLlons, bis nach dem Kriege von 1870 gänzlich von ihr unberücksichtigt; erst ganz all mählich fanden alsdann die Feldmanöver nach deutschem Muster bei ihr Eingang. Nicht länger vermochte man nach den Er fahrungen von 1870 die Nothwendigkvit derartiger, den Krieg 7m Gelände vorbereitender Uebungen zu verkennen, und so entschloß man sich, wenn auch zögernd, zu ihrer Nachahmung. Dabei hatte die französische Armee Entwickelungsstadien zu durchlaufen, die daS deutsche — namentlich das preußische — Heer längst überwunden hatte; erst in neuester Zeit ge lang es ihr, sich von dem anfänglich rein programmmäßigen, schematischen Manöververlaufe mehr frei zu macken und dem selbstständigen Entschluß und Handeln, sowie der Initiative der Trupprnführer mehr Spielraum zu gewähren, sowie den Ver lauf der Manöver durch die weit ausgreifende AufklärungS- thätigkeit der Cavallerie, die sachgemäße Verwendung der drei Waffen überhaupt, sowie durch die Ungewißheit über Stellung und Absichten des Gegners und häufige Biwaks kriegsgemäßer zu gestalten. Die Anlage und Durchführung der französischen Manöver machten daher besonders im letzten Jahrzehnt in qualitativer Hinsicht ganz unverkennbare Fortschritte und in diesem Jahre fällt namentlich ihr außergewöhnlich quanti tativer Umfang und di« Verbindung mit einem LandungS- manöver der Flotte ins Auge. Dem Beispiele Deutschlands folgend, ist die französische Heeresleitung im letzten Jahrzehnt auch zur fast alljährlichen Abhaltung von Armee-Manövern geschritten, die sich als eine Vorbereitung auf die Kämpfe der in der Jetztzeit sich auf viele Hunderttausende beziffernden Heeresmaflen als unerläßlich herauLstellten, und in diesem Jahre werden nicht weniger «lS sechs französische Armeecorps und 4U, Cavallerie-Divisionen nebst einer Anzahl besonderer Formationen, in zwei große Gruppen getbeilt, im Westen und im Osten Frankreichs in den nächsten Wochen manövriren. Die Manöver der westlichen Gruppe hatten bereits am 29. August begonnen und währten bis zum 7. September. Sie fanden unter Beiwohnung und Leitung des Vicepräsidenten des Obersten Kriegsraths, General Brugsre, im Westen Frank reichs an den Küsten der Vendee und der Bretagne statt und waren gleich den unlängst erfolgten russischen in Finland mit einer Landungsoperation und der Theilnahme der Flotte, repräsentirt durch eine leichte Kreuzer-Division des Nord geschwaders, verbunden. Im Speciellen nahmen an den Manövern an der Westküste Therl: das 11. Armeecorps (Nantes), das 18. (Bordeaux), eine Infanterie-Brigade (von Angoulvme) des 12. Corps, die Kllrassierbrigade von Tours, das 7. Husaren-Regiment (Niort) und die in der Region anwesenden, bezw. mit der Kreuzer division dorthin gelangenden Theile der Colonialarmee. Ferner eine aus den Colonial-Regimentern von Brest und Rochefort und einer Batterie gebildete Colonialinfanterie-Brigade. Bei den Manövern der westlichen Gruppe gelangten somit 66 Bataillone, 28 EscadronS, sowie die complete Artillerie zweier Armeecorps und einige Colonialbatterien, in Summa etwa 50 000 Mann, zur Verwendung. Das Manöverprogramm war in großen Umrissen das folgende: Am 29. August Be endigung des Aufmarsches der beiden Armeecorps. Am 30., 31. August und 1. September fanden Detachementsübungen statt. Am 2. September Manöver innerhalb der Armeecorps. Am 3. September Ruhetag. Am 4. und 5. September fanden Corpsmanöver der beiden Armeecorps gegen einander und am 6. und 7. September Manöver der beiden zu Armeeabtheilungen vereinigten Armeecorps Argen einen markirten Feind statt. Für den 28. August war em Landungsmanöver im Bereich deS 18. Armeecorps angesetzt, das, da das Wetter es gestattete, bei La Dallice ausgefuhrt wurde. Das Landungscorps wurde dabei auS einer Infanterie-Brigade, einer Batterie und zwei EScadrons, in Summa 4000 Mann und 300 Pferden, gebildet. Die Kreuzerdivision des Nordgrschwaders escortirte die be treffenden drei TruppentrauSportdampfern und die Ausschiffung der Truppen fand in den Dampfbarkassen und Ruderbooten der Kreuzer, die Wiedereinschiffung deS LandungScorpS unter dem Schutz der Artillerie der Kreuzer statt, worauf dasselbe, von den Kreuzern eSeortirt, nach QuibSron ging und dort landete. Außer diesen Manövern fanden bereits im Laufe deS Juli größere Uebungen in den Alpen und in den Vogesen, letztere in Gestalt von sogenannten „Marschmanövern", statt, bei denen rS sich nicht sowohl, wie ein Facholatt berichtete, um gegen da» Elsaß gerichtete Invasion »Manöver, sondern vielmehr um mehrere Wochen hindurch stattfindende DertheidigungS- und Aufklärungsübungen i« den Vogesen handelte, die die Truppen der ihnen anliegenden Distrikte im Gebirgskriege und —" »platz zu orientiren bestimmt waren. uptinteresse aber wird sich demnächst auf di« Sver an der vstgreaze, an zwei Tagen beiwohnt, con- Sie währen vom 9. bi» 19. September und finden ebenfalls unter der Oberleitung General» vrua-re statt. Der Zar wird den Manövern am letzten OperationStaae und der üblichen großen Schlußrevue in Begleitung de» Präfi- dritten der Republik beiwohnen, und zwar wird am ersteren Tage der Grneralisstmu» für den Kriegsfall, General BrugSre, di« gefamntten manöverirenden Truppen in den vereinigten Armee-Abtheilungen de» I. und L Armeecorps, der 4. und 5. Sadallene-Didifioa, sowie de» 6. und 20. Armeecorps und der 2. und 3. Cavallerie-Division, in einer Gesammtfiärke von 180000 Mann in 136 Bataillonen, 128 EScadronS, -9 Batterien, SO Jägercompagnien, «in« Anzahl Radfahr Mac Linley -j-. Präsident Roosevelt. Von informirter amerikanischer Seite gehen der „Neuen Freien Presse- die nachfolgenden Mittheilungen zu: „Mac Kinley's Tod könnte wohl große Veränderungen im Personalstande der höchsten Würdenträger der Union mit sich bringen. Auch nach der Ermordung Lmcoln's und Garfield'S nahmen die neuen Präsidenten gewaltige Veränderungen in den Reihen der sie umgebenden Beamten vor. Die Demission deS CabinetS wird wohl nicht rein formaler Natur sein. Der neue Präsident Roosevelt wird mit mehreren der bisherigen Minister oder, wie sie officiell heißen, „Staatssekretäre", nicht regieren können oder wollen. So z. B. nickt mit dem Marine- Sekretär Lona, so auch nicht mit dem Schatzsekretär Gage. Allgemein ist sein Gegensatz zu diesen beiden Mannern bekannt. Wa« Mr. Lona anbelangt, so war Roosevelt vor wenigen Jahren noch dessen Untergebener in der Eigenschaft als l-'n-8t rwsisttmt ok tks so erstarr ok blarine. Damals suchte Roosevelt für den Krieg gegen Spanien die Marine möglichst stark zu machen. Als eS ihm gelungen war, die Marine jo aus zugestalten, daß sie allen Eventualitäten gewachsen sein konnte, legte er sein Amt nieder, um da- Corps der Rough RiderS zu organisirrn, daS sich vor Santiago de Cuba so auSzeichnrn sollte, daß e» eigentlich den Krieg gegen Spanten entschied. Roosevelt war ursprünglich Advokat in New Kork gewesen, hatte aber da» Klima i» der Großstadt nicht vertragen können. Da kaufte er sich eine sehr große Farm im Westen in einer Prairir. Lier trieb er Viehzucht und lebte al» Cowboy, der auf seinem Thiere weit herumtrabte. Bon da nahm er seine Er innerungen an die Verwendbarkeit der Cowboy» im Kriege mit, die sich dann auf Cuba so sehr bewährten. Daß sich Roosevelt während de» Kriege» sozusagen zu Wasser und zu Lande durch die Dienste, die er al» Marine- Assistant und al» Oberst der Rough Rider» gethan, ausgezeichnet hotte, verlieh ihm eine ungeheure Popularität im Land«. Die — „ Republikaner machten, indem sie ibn nach dem Kriege auf den. (Ohio) Tausende von Abordnungen seiner Partei zu empfangen. Schild hoben und zum Vire-Prafidentrn der vereinigten j Dabei war er unermüdlich, Jeden, der ihn aufsucht«, mit Staaten wählten, damit ein Zugeständniß an den durch die Kriegserfolge mächtig geweckten Imperialismus. Roosevelt steht heute am Anfang der vierziger Jahre. Also er ist -in Anbetracht seiner hohen Würde noch sehr jung. Schon sein Aeußeres ist imponirend. Er ist eine kräftige, mittel große Erscheinung, hat ein volles, geröthetes, ausdrucksstarkes Gesicht. Ein üppiger Schnurrbart legt sich über die Oberlippe. Ein Zwicker sitzt ihm auf der starken Nase, und seine Augen blicken entschieden und beobachtend, wie die Äugen eines Mannes, der weiß, was er will. Sein Haar ist gescheitelt und bereits angegraut. Er hat sehr energische Gesichtszüge. Er ist in anderer Art energisch, als es Mac Kinley war. Dieser concentrirte seine Thatkraft ursprünglich und auch wieder zu letzt auf das Wirtschaftsleben der Union, Roosevelt ergänzte den bisherigen Präsidenten durch seine auf die nationalen Ver- theidiaungsmittel gerichtete Aufmerksameit. Den Imperia listen in Amerika ist Roosevelt ein nationaler Heros. Noch mehr als Mac Kinley steht ihm das Wort hoch: „Amerika den Amerikanern". Die Monroe-Doctrin hält er nicht nur heilig, sondern er will sie noch weiter ausgebildet wissen. Schon mit Hinsicht auf den Conflict zwischen Columbia und Venezuela hat er ein sehr energisches Wort gesprochen. Er wird als Präsident sein Programm halten, daß der Isthmus durch diesen Conflict in keiner Weise tangirt werde und allem Handelsverkehr offen bleibe. Man darf also in Roosevelt keine im Vergleiche zu Mac Kinley geminderte, sondern in der Richtung des Mili tärischen sogar gesteigerte Thatkraft erblicken. In Hinsicht auf die Kenntniß des Wirthschaftslebens steht er jedoch seinem Vor gänger nach. Desgleichen auch in der Redebegabung. Aber Roosevelt gebricht es keineswegs an Bildung. Dieser Mann der That ist auch ein Mann der Feder. Er hat eine ganze Anzahl von Büchern geschrieben — Bücher, die man nicht macht, indem man sich andere Bücher anliest, sondern Bücher, ganz und gar aus dem Leben geschöpft. Namentlich haben ihn die Jahre, die er im Westen zugebracht, reichlichst inspirirt. Er hat ein Buch veröffentlicht: „vVinnins ok tüs Vkost". Das Leben in der Prairie oder, wie dec Amerikaner dies nennt, auf der Ranch; das Leben des Ranchmans hat er in seinen Schriften „tluutiux trips ok a ttaiielunan" und in ,.krmeti like anä tlis Huntinq tr-ail", wirkungsvoll dargestellt. Er treibt auch gern das Handwerk des Hunting, ist ein großer Jäger vor dem Herrn. Er hat, wie mancher der ersten UnionS- Prasidenten, seine Kraft und seine Anregung aus dem un mittelbaren Contact mit der Wildniß der westlichen Natur Nordamerikas geschöpft. „Ido vilckorness Iiunter" betitelt sich ein anderes Buch von ihm. Seine allgemeinen Grundsätze hat er in einer Schrift „^morioan ickeals" niedergelegt, und seine Ideale sind keines wegs sentimentaler Art, sondern er strebt einen aus den patriarchalischen Ueberlieferungen der Anfänge der Union in die neue Zeit des Imperialismus hinübergeleiteten Zustand an. Sein Kraftgefiihl hinderte ihn nicht, sich auch einen gewissen historischen Sinn zu retten. Er hat einige geschichtliche Schriften verfaßt — eine Geschichte von New Uork, ein Leben des Governors Morris und ein solches von Thomas Hart Benton. An der oblag, ward er, graduirt. Kaum sich schon in die engeren Heimath. werden, scheiterte commissioner und später Präsident der New Dorker Polizei — ein Amt, das auch der einstige Gesandte der Vereinigten Staaten in Wien und gegenwärtige Generalissimus auf den Philippinen, General Grant, bekleidet hatte. Im Jahre 1897 trat Roosevelt, wie bereits erwähnt, in das Navy-Departement, um schon 1898 aus demselben auszuscheiden. Er organisirte dann die Rough Riders. Bei diesem Werke war ihm ein jüngerer Mitarbeiter, der jetzige Generalmajor Wood, behilflich, denn dieser war durch Erziehung und Beruf ungleich mehr Militär als Roosevelt, der ja kein Militär von Fach ist. Dann wurde Roosevelt im November 1898 zum Governor des Staates New Uork gewählt. Damals umgab ihn bereits die Aureole des großen Kriegserfolges. Uebrigens wird ihm auch Verwaltungstalent nachgerllhmt. Er machte aus dem großen New Aork ein Greater New Aork. Als Präsident des Senats, der er erst in Folge seiner Wahl zum Vice-Präsidenten der Vereinigten Staaten wurde, hat er dieser legislativen Körperschaft, deren jüngstes Mitglied er war, eine im Vergleiche zu früher erhöhte Bedeutung zu verleihen ge. wußt. Ein neuer Geist, heißt es, wäre mit ihm in das HauS „ab eingezogen. Dem neuen Präsidenten wird auch die Eigenschaft nach gerühmt, daß er seine Rathgeber zu wählen wisse. Dabei wäre er jedem bureaukratischen Zopfe abhold. Wie er selbst, ohne Militär zu sein, in militärische Aufgaben hineinzuwachsen wußte, so trägt er kein Bedenken, Leute, die nach seinem Dafür halten über das Niveau des Routiniers erhaben sind, großen, ihnen bisher fremd gebliebenen Aufgaben zuzuführen. Roose velt ist ein Mann voll Entschlossenheit und läßt sich manchmal von der Gluth seines Temperaments fortreißen. Seine Er holung besteht noch heute darin, daß er sich bisweilen von den Geschäften losreißt, in die Prairien wandert und dort nach Bären und Wölfen jagt. Gern erholt er sich in Mount Vernon oder Bunker Hill. Wenn Männer, wie Charles Eliot Nortons oder Edward Atkinson, dem Imperialismus entgegentraten, da traf sie die ganze Leidenschaft von Roosevelt's auf ein Ciroator ^rnerioa gehenden Streben». Washington und Lincoln sind mehr seine Vorbilder in Hinsicht auf Lebensführung, als auf die Politik de» großen Landes, an dessen Spitze er nun steht. Er ist aber, wie gesagt, nicht ohne alle patriarchalische Neigungen. Er findet viel Erholung in seiner Familie. MrS. Roosevelt hat ihm sechs Kinder geboren. Miß Alice ist die älteste der drei Töchter — Theodore der älteste der drei Knaben. Es giebt ein Bild, auf dem sie Alle friedlich die Köpfe zusammenstecken. Der brillenbewaffnete Theodore spielt mit einem Pudel und auch die Mehrzahl seiner Geschwister haben ihren Pudel zur Seite. Bald werden allerlei Anekdoten über Roosevelt und sein Fa milienleben aufflattern. Betrachtet man aber seine Züge genau, dann ist viel Thatenlust und wenig Harmlosigkeit darin/ Charakter»»»« Mae Kinley ». All Mac Kinley erstmals al» Präsidentschaftskandidat auftrat, hatte er in seinem einfachen Hause in Kanton on Abordnungen je liebenswürdigen Worten zu erfreucn. Stundenlang mußte er oft in Wind und Wetter auf der Veranda seines Hauses mit entblößtem Haupte stehen, um die Vorüberziehenden zu be grüßen. Als der wichtige Tag der Präsidentschaftswahl ge kommen war, ließ der Bürgermeister Kinley ersuchen, ihn durch eine Ehrenescorte der Stadtmiliz zur Fahrt nach dem Wahllocal abholen lassen zu dürfen. Kinley antwortete darauf telepho nisch: „^ever wiucl, 8ii ! I am a oitirou iilco tko otkons! I ivill vaik iiks tiiem. Miaust >ou!" („Sorgen Sie nicht, Herr Bürgermeister! Ich bin ein Bürger wie die andern! Ich werde wie sie den Weg machen. Danke sehr!") Er ging also zu Fuß zum Wahllocal. Dort angelangt, reihte er sich hinten an die lange Kette der langsam zur Urne vorriickenden Wähler. Als sein Vordermann, ein schlichter Arbeiter, ihn erkannte, wollte er ihm seinen Platz abtreten. Kinley lehnte das Anerbieten lächelnd ab mit den Worten: „Ao, w)' trieacst Xoop zour place! I oan >vait!" („Nein, mein Freund! Behalten Sie nur Ihren Platz! Ich kann warten!") Diese Erwiderung wurde von den Umstehenden mit stürmischem Beifall ausgenommen. Wegen der Ähnlichkeit seiner äußeren Erscheinung mit Napoleon I. erhielt Kinley den Spitznamen „lionoparto ok tds VVlütk ttouse". Hatte er auch nicht das Genie des großen Er oberers, so war er doch gleich diesem von heißem Drange be seelt, den Ruhm und die Größe seines Vaterlandes zu fördern. Die Grundsätze seiner Verwaltung kennzeichnete er in seinem Zustimmungsschreiben zu seiner Aufstellung als Prä- sidentschaftscandidat mit folgenden Worten: „Ich erachte es für meine Pflicht, nur die Wohlfahrt und das Glück des Volkes im Auge zu behalten! Ich bin ent schieden gegen jede Politik, die diese beiden Factoren herabsetzt. Es soll mein unaufhörliches Bestreben sein, jede Gelegenheit zur Förderung guter Regierung zu benutzen. Unter dem Bei fall dessen, der uns bisher geleitet hat, wollen wir als Freunde alle treu Zusammenwirken, den guten Namen und die Ehre unseres Landes, den Frieden und die Ordnung zu bewahren und sein zunehmendes Ansehen unter den größten Regierungen der Erde zu fördern." In der Nacht nach dem Wahltage, als die Drahtberichte seinen Sieg verkündeten, sank Kinley seiner greisen Mutter zu Füßen und erflehte ihren Segen zu seinem Wirken an höchster Stelle. Bezeichnend ist auch der Brief, den er seiner Zeit an das Comitv zur Veranstaltung eines großen Inaugurations balls in Washington schrieb; es heißt darin: „Ich bitte Sie, wenn Sie mit dem in freundlicher Bereitwilligkeit zu der Fest lichkeit gesammelten Gelde ein Arrangement treffen wollen, das mir besondere Freude macht, so verfügen Sie so: 25 000 Dollars für die Gesellschaft zur Rettung Verwahrloster in den Groß städten der Union, 10 000 Dollars für die obdachlosen Armenier in der Türkei, 15 000 für die Pestkranken in Ostindien u. s. w." Mac Kinley war ein eifriger Raucher; er behauptete, daß das Rauchen einer guten Cigarre die Arbeit fördere. Den alkoholischen Getränken war er abhold. Nur selten trank er selbst ein Glas Wein oder Bier, doch setzte er seinen Gästen bei Tische stets davon vor, was ihm die Temperenzler sehr übel nahmen. Er respectirte auch in dieser Beziehung die persönliche Freiheit. * Washington, 16. September. (Telegramm.) Nach Len neuesten Bestimmungen werden Dienstag Vormittag in Washington in der Rotunde des Capitols Trauergottesdienste abgehalten werden, wonach die Leiche bis Abends in der Rotunde aufgebahrt bleibt. Abends wird die Leiche in feierlichem Zuge zum Bahnhof geleitet werden und am Mittwoch in Canton eintreffen. * London, 16. September. (Telegramm.) Eine Depesche des „Daily Mail" aus Buffalo meldet: Czolgosz wurde Sonntag in der Verkleidung eines Polizisten vom Polizeigesängniß nach dem Staatszuchthause übergesührt, wo er nicht allein sicher gegen Lynchjustiz ist, sondern auch besser verhindert werden könnte, einen Selbstmord zu verüben, was die Polizei sehr befürchte. Sein Proceß soll am 23. September beginnen. (Mgdb. Ztg.) * Buffalo, 16. September. (Telegramm.) Das Ver mögen Mac Kinley's, das hauptsächlich seine Wittwe erbt, stellt, wenn auch «ine ansehnliche Summe, doch keineswegs einen großen Besitz dar. — Czolgosz ist dec Tod des Präsidenten noch nicht mitgetheilt worden. * London, 16. Septemb«r. Bon verschiedene« Seiten wird vorgeschlagen, daß die englische Nation und der englische Hof bei der Beerdigung Mac Kinley's durch den Herzog von Cornwall vertreten werden solle. „Times" bemerken, die Hinder nisse, die sich der Annahme dieses Vorschlages rntgegenstellen, seien zweifelsohne beträchtlich und dürften sich sogar unüberwindlich er weisen ; sollten aber Mittel zu deren Ueberwindung gefunden werden, so würde die Ausführung die tiefste Befriedigung in England ver- Ursachen. Ganz England würde sich freuen, wenn rS gelänge, den Amerikanern einen so außergewöhnlichen Beweis des Wunsches zu liefern, mit ihnen gemeinsam dem großen Bürger, den sie verloren haben, jeden in England» Macht stehenden Tribut zu zollen. Wir würden stolz sein, den Thronerben der Leich« de» verstorbenen Präsidenten folgen zu sehen. (Boss. Ztg.) * München» 16. September. (Telegramm.) Der Prinz ¬ regent ersucht« den drntschen Botschafter in Washington tele graphisch, der Regierung der Bereinigten Staaten sein aufrichtigstes Beileid anläßlich de» Ableben» de» Präsidenten Mac Kinley anszudrücken. Der Krieg in Südafrika. Der vor etwa vier Wochen von dem englischen Oberbefehls- Haber Lord Kitchener, anscheinend im Auftrage des Herrn Chamberlain, durch eine Proklamation den tapferen Boeren- kämpfern gestellte letzte Zeitpunkt, »er IS September, an welchem r» ihnen noch frrigestellt sein sollte, sich ohne Nachthril für ihren Besitz und ihre Freiheit zu ergeben, ist verstrichen, ohne daß eine nur irgend erwähnenswerthe Wirkung dieser Aufforde rung an die VaterlandSvertheidiger bemerkbar, und ohne daß die seit 2 Jahren vergeblich von England angestrebte Niederwerfung der kämpfenden Boeren und die thatsächliche Beherrschung der seit länger als einem Jahre für englisches Gebiet erklärten Boeren- staattn rrreicht wär«. Im Grgentheil b«w«is«n schon s«it längrrrr
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