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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 17.09.1901
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1901-09-17
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19010917021
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1901091702
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1901091702
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1901
- Monat1901-09
- Tag1901-09-17
- Monat1901-09
- Jahr1901
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Ma» abo»airt ferner mit entsprechendem Postaufschlag bet de» Postanstalten in der Schweiz, Italien, Belgien, Holland, Luxem burg, Dänemark, Schwede» und Norwegen, Rußland, den Donanstaaten, der Europäische» Türket, Egypten. Für alle übrigen Staate» ist der Bezug a»r unter Kreuzband durch die- Exp«itio» dieses Blatte» möglich. Di« Morgen-Ausgabe erscheint »m Ubch dta Abello-Ansgab« Wochentags »m 5 Upn, Ne-ortio« «nd Lrpxditiour Johauniögaffe 8. Filiale«: Tlftrß Bahn norm. O. Klemm'» Soiitb». UmvrrsttätSstraße S (Poultnum), Louis Lösch«, Kathartneustr. pi»rr. »ich KtMigbplatz 7. Abend-Ausgabe. ciMerTaMatt Anzeiger. Amtsvlatt des K'önigkichen Land- «nd Amtsgerichtes Leipzig, -es Mathes «nd Volizei-Ämtes der Ltadt Leipzig. Nr. 475. Dienstag den 17. September 1901. Anzeigen Preis die S gespaltene Petitzeile LL Reklamen unter dem Redactionsstrtch (4 gespalten) 75 vor den Familiennach richten (6 gespalten) 50 H. Tabellarischer und Ziffernsatz entsprechend höher. — Gebühren für Nachweisungen »ad Offertenannahme 25 H (excl. Porto). Erkra-Beilagen (gefalzt), nur mit der Morgen-Ausgabe, ohne PostbesSrderung -«SO—, mit Postbesörderung ^l 70.-. Annahmeschluß für Anzeigen: Abend-Ausgabe: vormittag» 10 Uhr. Morgeu-Au-gabe: Nachmittag» 4 Uhr. Bet deu Filialen und Annahmestelle» je ein» halbe Stunde früher. Anzeige» sind stet» an die Expedition zu richte». Die Expedition ist Wochentag- ununterbrochen geöffnet vo» früh 8 bi» Abend» 7 Uhr. Druck und Verlag vou E. Pol» »u Leipzig 95. Jahrgang. Mac Linley -j-. In einer am Sonntag in Buffalo abgehaltenen Con - ferenz der Minister und hier anwesender Freunde legte Präsident Roosevelt seine politischen Ansichten dar. Die Politik Roosevelt », weicht hiernach in keinem Punkte von der Mac Kinley's ab. Auch Roosevelt ist für eine weitergehende Reciprocität beim Kauf und Verkauf der Güter, so daß über den Ueberschuß der Production der Bereinigten Staaten auf Grund billiger Abmachungen mit den fremden Ländern in zufriedenstellender Weise verfugt werden kann. Roosevelt ist ferner für das völlige Aufhören eines Handels- llieg es gegen die übrigen Länder, für die Abschließung von Reciprocitätsverträgen und die Abschaffung solcher Zölle, die nicht weiter für das Staatseinkommen nöthig sind, natürlich unter der Bedingung, daß durch die Abschaffung dieser Zölle die amerikanische Industrie und Arbeit nicht beeinträchtidt wird. Es sollen ferner nach dem Programm Roosevelt's direkte Schifffahrtslinien zwischen den Vereinigten Staaten und den beiden Küsten von Süd- und Eentralamerika geschaffen werden, es soll die Handelsmarine ermuthigt und Schiffe sollen gebaut werden, und zwar mit amerika nischem Gelde, welche, Amerikanern gehörend, unter amerikanischer Flagge fahren und amerikanische Mannschaft führen. Der I st h m u s - C a n a l soll sobald wie möglich fertig gestellt und ein der amerikanischen Regierung.ge hörendes Kabel gelegt werden, welches das Mutterland mit den auswärtigen Besitzungen verbindet. Roosevelt ist auch für eine schiedsgerichtliche Erledigung aller Streitigkeiten mit den fremden Nationen, um einen Krieg zu vermeiden, und er will, daß die Ersparnisse des Volkes, die in Banken nieder gelegt find, und andere Arten von Depots durch Wahrung des kommerziellen Gedeihens des Landes und Ernennung von Männern nur von höchster Integrität zu Ver trauensstellungen geschützt werden. * Buffalo, 16. September. Der mit einer Flagge bedeckte Sarg mit der Leiche Mac Kinley'- wurde bei seiner Ueber- führang nach dem Bahnhofe von Soldaten und Marinrmanuschaften getragen. Kleine Abtheilungen Le- Heere» und der Marine bildeten da- Geleite, die Musik spielte Choräle. Die ssabinrtsmitgliedrr folgten im Wagen dem Sarge zum Bahnhöfe; auch die Gattin des Verstorbenen und eine Anzahl Senatoren geleiteten den Zug. Der Sarg wurde in einen schwarz auSgeschlagenen Wagen gestellt; am Fußende nahm rin Soldat, am Kopfende ein Matrose Aufstellung. * Washington, 16. September. Der Zug mit der Leiche Mac Kinley'» ist heute Abend 8'/« Uhr hier eingetroffen. Auf allen Stationen, die der Zug langsam berührte, hatten sich gewaltige Menschrumaffrn angesammelt, die de» Zug in ehrfurchtsvoller Haltung vorüberfahren ließen. * Buffalo, 16. September. Seit der Autopsie der Leiche, welche eine geschwächte Constitution und dünne Herzwände ergab, ver- breitete sich das Gerücht, daß die in den Unterleib gedrungene Kugel vergiftet gewesen sei. vr. Mann ver ne tut dies aber. Die Kugel ist noch nicht gesunde»; daraus ist kein Vorwurf für die Aerzte ab- zuleiten, da da» Geschoß iu deu Rückenmuskeln gebettet ist. Doctor Wasdin hatte »ine Genesung stet» für auSgrschlosse» gehalten und sich in diesem Sinne geäußert; doch sind die Behauptungen von Streitigkeiten zwischen den Aerzten falsch. Die Aerzte Mynter und Park verlachen die Idee von einer vergifteten Kugel, doch wird eine chemische Untersuchung flattfinden. (B. L. A.) * Buffalo, 16. September. Die Anklagejury hat gegen Tzolgosz die für begründet erklärte Anklage aus Mord im ersten Grade erhoben. * New Park, 16. September. Der Anarchist Johann Most wurde heute dem Gerichte vorgesührt. Der Richter erklärte, er glaub» nicht, daß der in Most's Blatte erschienene Hetzartikel mit dem verbreche« in Buffalo in Verbindung stehe. Most wurde daraufhin unter Leistung einer Bürgschaft von 500 Dollar» frrigelasse«. Der Krieg in Südafrika. Die Engländer in Lomenyo Marque-. Aus Lissabon, 15. September, wird uns geschrieben: Der „Seculo" veröffentlicht mehrer« Berichte von niederen portu giesischen Beamten in Louvvn§o Marques, welche das Verhalten des dortigen englischen Generalkonsuls schildern. Sie beschuldigen den Letzteren offen, daß er sämmtlichm höheren portugiesischen Beamten in der Colonie regelmäßig« Bestechunzs- g«lder als „Gehaltszulage" auszahl«, währen!» die unteren Be amten „stückweise" ihre Vergütungen erhallen. Dies sei so zu verstehen, daß jeder Zoll-, Post-, Eisenbahn- oder Polizeibeamte für jede Denunciation über angebliche Einschmuggelung von Kriegscontrebande, über die Durchreise verdächtiger Personen, oder sogar über verdächtige und aufgefangene Briefsendungen seine genau festgesetzte Belohnung erhalte. In Wahrheit sei der britische Generalkonsul zugleich Civil- und Militärgouverneur der Provinz, da er sogar die Befehle über die Verwendung und di« Dienstleistungen der portugiesischen Colonialtruppen ertheile. Politische Tagesschau. * Leipzig, 17. September. Heute endlich veröffentlicht auch der „ReichSanzeigrr" die Rede, mit welcher der Kaiser in Danzig die Begrüßungs ansprache deS Oberbürgermeisters Delbrück beantwortet hat. Und zwar veröffentlicht er sie unter ausdrücklicher Berufung auf da- „Wölfische Telegraphen-Bureau", dessen Bericht somit amtlicke Bestätigung erhält. Der Kaiser bat also wirklich gesagt, seine Zusammenkunft „mit seinem Freunde, dem Kaiser von Rußland, habe die Ueber- zeugung unerschütterlich befestigt, daß für lange Zeiten der europäische Frieden für die Völker er halten bleiben wird." Daß ein solcher Ausspruch aus solchem Munde einer Sonderausgabe de» „ReichSanzeigerS" wertb gewesen wäre, wird wohl von keiner Seite bestritten werden, um so weniger, in je frischerer Erinnerung es ist, daß der von der „Nordv. Allgem. Ztg." veröffentlichte und allgemein auf den Reichskanzler Grasen Bülow zurückgefübrte Artikel zur BegrüßungdeSZaren von „vergangenen und künftigen Schwierigkeiten" sprach, die die „Verpflichtung zu erböbter Rücksicht und Besonnenheit" auferlegten. Auch das ist noch nickt vergessen, daß die ersten Meldungen über den Verlauf und daS Ergebniß der Monarchenbegegnung nicht in als vfficiö- bekannten, sondern in solchen Blättern erschienen, für deren Auslassungen und Meldungen keine Regierungsstelle auch nur die geringste moralisckeVerantwortlickkeit zu übernehmen braucht. Die Worte des Kaisers bedeuteten also für nicht köhler gläubige Leser eine hohe und freudige Ueberrasckung, die durch die verzögerte amtliche Bestätigung nicht hätte herabgemindert werden sollen. Freilick bleibt die Frage noch ungelöst, von welcher Seite die-größere Rücksickt beobachtet worben ist, um etwaige Schwierigkeiten so überwinden zu helfen, daß sie eine Störung deS Friedens nicht befürchten lassen. Diese Frage aber in einem für Deutschland günstigen Sinne zu beantworten, fühlt man sich durch jenen BezrüßungSartikel der „Nordd. Allgem. ZfS " gedrungen, der, wie wir un mittelbar nach seinem Erscheinen hervorhoben, an Wärme nichts zu wünschen übrig läßt, aber in correcter Weise die politische Ebenbürtigkeit beider Reiche und Reichsoberhänpter wahrt. Den tiefsten Eindruck der kaiserlichen Worte wird man jedenfalls in Frankreich empfinden, wo man an den Besuch des Zaren in weiten Kreisen Hoffnungen geknüpft bat, auf die jene Worte wie ein Mehlthau fallen. Offenen Ausdruck wird man ja diesem Eindrücke schwerlich geben; um so tiefer wird die Wirkung sein, — so tief vielleicht, daß sie dem Zaren und den ihn begleitenden Diplomaten die Er reichung ihrer Ziele nicht unwesentlich erschwert. Die Spaltung der evaugelischeu Arbeitervereine, die schon auf dem Pfiugstcongreß in Speyer zu Tage getreten war, ist, wie eine bereits im heutigen Morgenblatte mit- getheiite Meldung aus Volmarstein lehrt, in einer daselbst am Sonntag abgehaltenen Versammlung öffentlich und endgiltig vollzogen worden. Die entschiedenen Gegner der Socialdemokratie, die zu der sogenannten Bochumer Richtung gehören, sind unterlegen und die National-Socialen haben den Sieg errungen. Auf dem Pfingstcongresse war, wie erinnerlich, über die Anlehnung der evangelischen Arbeitervereine an die Gewerkschaften beratben worden. Der Bochumer Flügel wehrte sich damals entschieden gegen eine Verbrüderung mit den socialdemo kratischen Gewerkschaften. Sein Führer, der nationalliberale Abgeordnete Franken, wurde bei den Ausschußwablen nicht wiedergewählt, dann allerdings zum Ehrenmitglied ernannt, verzichtete aber auf diese Ehre. Die Resolution der Bochumer wurde abgelebnt und den Vereinsmitgliedern em pfohlen, sich nach eigener Wahl beliebigen Gewerkschaften an- zuschließen. Nach diesem Siege der National-socialen unter Naumann verließen in Speyer die Bochumer den Saal, wodurch die Spaltung gekennzeichnet wurde. Ueber den am Sonntag unternommenen Versuch, den Riß zu verkleistern, und über daS Resultat dieses Versuches liegt beute in der „Nat.-Ztz." der folgende eingehende Bericht aus Volmarstein vom 15. dS. vor: In der sogenannten Verbandsanstalt der evangelischen Arbeiterinnen Rheinlands und Westfalens fand heute die ent scheidende Delegirtenversammlung in der Naumann-Angelegen heit statt. Der Vorsitzende, Herr Pfarrer Niemeyer, er- mahnte in der Einleitung zum Frieden im Interesse der Vereine und im Interesse der evangelischen Kirche. Es seien viel mehr einigende al» trennende Puncte zwischen den beiden Richtungen vorhanden. Die von Bochum ausgehende Opposition erklärte erst, sie sei gern zum Frieden bereit. Es fielen aber im Lause der Debatte sehr scharfe Worte und namentlich war es auch der Vorsitzende de» Gesammtverbandrs, Pfarrer Lic. Weber, welcher meinte, daß die Bochumer nicht nur jetzt, sondern auch schon früher die Entwickelung deS Verbandes beeinträchtigt hätten. Nunmehr erklärten die Bochumer, sich auf keine Einigung, die LaS Verbleiben deS wrstfälisch-rheinischen Verbandes im Hauptverbande zum Zwecke habe, einlassen zu können. Sie könnten den Arbeitern gegenüber das Verhalten Naumann's nicht entschuldigen, der hier mit den Socialdemokraten Arm in Arm gegangen sei; rin Mann, der Bebel unter den einen Arm fasse, in dem andern die Bibel trage, gehöre nicht in die evangelischen Arbeitervereine. Lic. Weber verlas ein Schreiben Naumann's, in welchem dieser sein Bedauern aussprach, weil man ihm nicht glaube, daß er wirklich christlich gesinnt sei und niemals beabsichtigt habe, die evangelischen Arbeitervereine in das socialdemokratische Lager zu führen. Alle ermittelnden Schritte des Vorsitzenden blieben wirkungslos, es Wurde schließlich zur Abstimmung geschritten und folgende Resolution, die vom Aus schüsse seiner Zeit in Dortmund beschlossen war, mit 10L gegen 62 Stimmen angenommen. „Der Ausschuß des rheinisch-westfälischen Verbandes spricht sein allertiessteS Bedauern darüber aus. Laß der um die evangelischen Arbeitervereine so hochverdiente Reichstagsabgeordnete Franken auf dem Delegirtentage in Speyer nicht wieder in den Ausschuß des Gesammtverbandrs gewählt worden ist. Er erkennt aber, daß dies« Nichtwiederwahl kein Mißtrauensvotum gegen denselben erhalten sollte, sondern daß sie lediglich das Resultat unglücklicher Zufälle ist und daß die sämmtlichen Delegirten bereit gewesen sind, durch die Er nennung Les Herrn Franken zum Ehrenmitgliede des Gesammt- verbandes demselben ihr volles dankbares Vertrauen auszusprechen. Deshalb erachtet es der Ausschuß nicht für nothwendig, aus dem Gesammtverbande auszutreten, richtet aber an den selben das Ersuchen, dahin zu wirken, daß ein Ausgleich des bedauerlichen Zwischenfalle- gefunden werde, der dem rheinisch westfälischen Verbände daS weitere Verbleiben bei ihm möglich macht. Ausschuß betont seinen scharfen Gegensatz gegen die von Pfarrer a. D. Naumann vertretenen Grundsätze, stellt jedoch fest, daß dieselben von der großen Mehrheit des Delegirtentages nicht getheilt worden sind, und hält deshalb ein weitere» Zusammenwirken unter obiger Bedingung doch für möglich und wünscht deshalb eine völlige sofortige Trennung um der Einheit der ganzen evangelischen Arbeitervereinsbewegung gegen über den Feinden der evangelischen Kirche willen zu vermeiden." Die Bockumer, unter denen sich auch der Abgeordnete Franken befand, der wiederholt erklärte, daß es sich nicht um seine Person, seine Nichtwiederwahl, sondern um ganz andere Dinge handle, waren somit trotz der vom Ausschüsse ausgesprochenen Mißbilligung der von Naumann vertretenen Grundsätze unterlegen, denn die angenommene Resolution, die weder Fisch noch Fleisch ist, bietet keine Gewähr dafür, daß die Tendenzen Naumann's in Zukunft von den evan gelischen Arbeitervereinen fern gehalten werden sollen. Damit war aber auch den Bochumern daS Verbleiben im Verbände unmöglich gemacht. Sie erklärten daher mit 33 (großen) Vereinen sofort ihren Austritt aus dem rheinisch-westfälischen Ver bände und werden am nächsten Sonntag einen neuen Ver band inS Leben rufen, dem wahrscheinlich noch mehrere andere Vereine, die jetzt noch zurückhallen, beitrcten werden. Somit ist die „Naumann-Frage" in den evangelischen Arbeitervereinen entschieden. Der Verband bat den Ruck nack links vollzogen, dabei aber nicht viel weniger als die Hälfte seiner Mitglieder verloren, die dem alten Programme »j Hannottl. Erzählung von Anna Blum. Nachdruck «rrdotni. „Kann ich Herrn Rotta sprechen?" fragte am Mittag des nächsten Tages ein blasser, dürftig gekleideter Mann den alten Diener." „Was wollen Sie?" „Ich bin der Schneider Wittel und möchte mich bei dem Herrn Doctor bedanken. Mein HanS kann gehen." Thränen traten dem Manne in die Augen. „Ach, Herr Doctor", erzählte er dann, als er vor Rotta stand, „wie da» schön war, kann ich gar nicht sagen! Meine Frau rief heute früh nach unserer Aeltesten, und die hörte eS in der Küche nicht, weil die Kleinen dort schrien. Auf einmal geht die Thur auf und der HanS kommt herein, ohne seine Krücken, ganz stramm marschirt er. „WaS willst Du, Mutier?" fragt er. „Meine Frau, die hat sich so gefreut, daß sie schon halb wieder gesund ist. Ein» von den Kindern muht« zu mir laufen und sagen, wenn ich könnte, solle ich doch zum Essen nach Hause kommen, sie habe mir was Gute» zu sagen. Und wie ich kam, stolzrrt mir der HanS entgegen, als mühte daS so sein. Da hab' ich unserm Herrgott gedankt. Er schickt doch immer eine Freude nach allem Schweren." „Sie haben doch jetzt eine gut« Stelle?" erkundigte sich Rotta teilnehmend. Wittel'S Gesicht verdüsterte sich. „Bis jetzt ja; aber heute kündigte mir der Meister an, dah ein Verwandter von ihm, der einige« Lapital habe, da« er nothwendig zur Vergrößerung seine« Geschäft- brauche, am ersten April an meine Stell« treten würde. Der Meister sagte auch, e« thate ihm leid, vr hätte mich lieber als Arbeiter wie seinen Verwandten, der sei so flüchtig. Aber wa« Hilst da«I Meiner Frau hab' ich noch gar nichts zu sagen gewagt, ich wollt« sie nicht in ihrer Freude über ihren Jungen stören." „Wieviel Capital brauchen Sie denn?" „So dreitausend bis viertausend Mark." Paul Rotta ging an Anen Schreibtisch. „Hier", sagte er ruhig, „sind fünftausend Mark; daS wird also auf alle Fäll« oeniigen? „Da« kann ich nicht annehmen", rief Wittel. „Da« Risico ist zu -roh für Sie. Ich kann trank werven oder mein« Frau und die Kinder, da könnte ich Ihnen womöglich nicht einmal die Zinsen zahlen." „DaS sollen Sie gar nicht, ich schenke Ihnen das Geld. Lieber Mttel, sehen Sie denn gar nicht rin, daß Sie mir durch Ihren Dank und dadurch, daß ich Ihrem Jungen helfen konnte, eine viel größere Wohkthat erwiesen haben, als ich Ihnen mit diesem, für mich so überflüsiegen Geld thue. Ich habe eine Einnahme, die mehr als sechs Mal so groß ist, wie daS, WaS ich jährlich verbrauche. Die Menschen haben mich zurückgestohen, selbst als ich ihnen Wohlthaten erweisen wollte. Lassen Sie mir doch das Bewußtsein, daß wenigstens ein kleiner Bruchtheil meines großen Vermögens Gutes stiftet." Große Thränen standen in Wittel'S Augen. „Ich kann Ihnen nicht danken, wie ich sollte, Herr Doctor, aber meine Kinder sollen jeden Abend für Sie beten, besonders der HanS." * * * „Nuu", knurrte Anton, als August Müller am nächsten Tage die Zeitung abgab, „warum kommst Du denn, statt des Mädchens?" „Meine Schwester ist krank", plapperte August, der keine Ahnung hatte, wie genau Anton über di« Familienv«rhältniss« unterrichtet war. „Und Sie möchten doch so gut sein und mir noch ein paar von den kleinen Kuchen geben, die haben ihr gestern so gut geschmeckt." „Oder Dir, Du Range! War mir's doch, als hättest Du gestern hinter der Ecke gelauert, als sie fortging", sagte Anton, den cJungen tüchtig an den Ohren schüttelnd.. „Di« Hannottl würde nie um etwas bitten." August eilt« wüihend dem Thore zu; als er sich in Sicher heit glaubte, schrie er frech: „So geht's Einem in einem Hause, wo ein Mörder wohnt." Dann wollt« er schleunigst Fersengeld geben. Aber ein neuer Feind stellt« sich ihm am Thore entgegen. Purzel stand dort mit gesträubten Haaren und gefletschten Zähnen; er war nie eine Schönheit zu nennen, in diesem Augen blick sah er aber so fürchterlich au«, daß selbst der freche Junge einige Schritte zurückwich. Jetzt hatte ihn aber auch sein Schick sal in Gestalt Anton'« erreicht. Der Alte hieb ihn mit wahrer Wollust durch und schob di« heulend« Range endlich mit den Dorten aus dem Thore: „So, da« hat mir wohigethan. Ich möchte einmal die ganz« Menschheit so prügeln! Da« arme Hannottl hat eine reizende Derwandtschaft, die liebevolle Tante, diese« Prachtexemplar von einem Vetter, — und krank ist daS Kind —" „Ja, Hanottl ist krank", brstStigie Han« am nächsten Tag«. „Vorgestern Abend wollt« Frau Müller auf den Ball gehen, der Hermann, der Aelteste von den Müllers Jungen, hat es mir er- zählt. Hannottl sollte ihr noch schnell was plätten. Der August wällte aber eine Peitsche gemacht haben und war wüthend, daß sie erst plätten sollte. Wie sie nun den glühenden Plättbolzen aus dem Feuer zieht, giebt er ihr «inen Stoß, daß ihr der heiße Stein gerade auf den Arm fällt." „Ei Du Satan, Du frecher, niederträchtiger Hund", brüllte Anton, all« Rücksicht vergessend. „Hat man denn gleich nach einem Arzt geschickt?" fragte Roita, der ein nicht minder teilnehmender, wenn auch weniger lebhafter Zuhörer gewesen war. „Nein, Frau Müller hat ihr geschnitten« Zwiebeln darauf gebunden und hat gesagt, sie solle nun aufhören zu flennen und in den Keller gehen, Kohlen holen. Meine Schwester Therese, die die Trrppe wusch, Hai es gehört. Da ist Idas Hannottl furchtbar blaß hinuntergeschlicben und lange, lang« nicht wiedergekommen. Endlich ist Therese nachgegangen und hat sie gefunden, sie ist wie todt im Keller gelegen. Heute früh sind nun die Müllers gleich fort, es ist ein großes Volksfest in Freudrnwald, und da Laben sie die Hannottl einfach eingefchlosien. Sie liegt in der Kammer mit dem Fenster nach der Treppe und stöhnt und spricht mit sich selber." „Das ist schlimm, da ist Fieber eingetreten, das arme Kind", sagt« Rotka erregt. Versuch« doch, Anton, ob man nicht in die Wohnung gelangen kann und sieh, was zu thun ist." „Das weiß ich ganz genau, was ich thun werde", murmelte Anton nn Fortgehen. „Da ist der H«rr Polizeisergeant, Ker hat das Hannottl sehr aern", sagte Hans, als sie auf die Straße traten, zu dem alten Diener. Dieser eilte sofort auf Schlauer zu und erzählt«, sich vorstellend, das Dorgefallene. Der gptmLthlge Sergeant war ebenfalls empört. „Ich komme mit", saai« er eifrig. „Die Hauswirihin hat jedenfalls einen Wohnungsschlüssel, außerdem muß sie als Zeugin dabei sein, wenn wir da? Kind finden." „So eine Bande, o, wenn ich nur den Einen von ihnen nehmen und den Anderen damit durchprügeln könnte", knirschte Anton, vor dem Loher deS Kindes, einem jämmerlichen Strohsack, knieend. „Mein Gott, wje sieht der Arm au-, und «in Fieder hat daS arme Wurm, daß e« gar nicht mehr weiß, wo eS ist." Schlauer streichelte mitleidig die glühende Stirn de» KindeS. „DaS Schlimme ist. daß gerade «ine starke DiphtberitiSepidemie in der Stadt bereicht. Da- KinderkrankenbauS ist überfüllt und die Aerzte überlastet. E» könnt« einen balben Tag oder noch länger gehen, eh« Hannottl dort Aufnahme findet. Aber hier kann sie auf keinen Fall bleiben, das Kämmerchen ist ja kaum größer, als eine Hundehütte." „Soll sie auch nicht", knurrte Anton, „sie kommt zu uns. Da ist der Arzt im Hause, und ich will das kleine Ding pflegen, als ob ich seine Mutter wäre." „Wird denn Ihr Herr Doctor das erlauben?" „Ist mir ganz egal, was er sagt. Ich habe zwei Zimmer für mich, da liegt sie auf dem Sopha zehn Mal so bequem wie hier. Und curiren wird sie mein Herr schon. Seit zwei Wochen habe ich den Herrn drangsalirt, ich möchte die Kleine zu mir nehmen, ich brauche Jemand, der mir Ausgänge besorge und so weiter. Er wollte durchaus nicht i „Das Haus sei zu ernst und düster für ein Kind". Nun kriegt er sie doch hinein, und wenn sie ein mal da ist, läßt er sie schon nicht mehr fort." „Wohin wollen Sie die Kleine bringen?" fragt« die Haus« wirthin. „Zu dem Herrn Rotta, „dem Mörder", der besser ist, als Ihr Alle zusammen", knurrte Anton giftig. Die Frau sah Anton ernst und ehrlich an. „Ich glaube schon seit Jahren nicht mehr an das Gerede, und alle vernünf tigen Leute auch nicht. Im vorigen Winter hat sich die Müller, sie hat ein giftiges Mundwerk, obgleich sie immer von ihrer Herzensgute spricht, mit dem Schneider Wittel auf der Treppe gezankt. Sie fiel einmal wieder über Herrn Rotta her, da sagte Wittel, er glaube nicht an Rotta's Schuld. Ein Mörder bliebe nicht vierundzwanig Jahre in dem Hause und schliefe in dem Zimmer, wo der Mord geschehen. Und das sagen wir uns eben Alle. — Aber nun will ich schnell einen Wagen holen lassen und eine recht warme Decke bringen, damit wir das Kind einwickeln können." * * * Am Abend dieses Tages Hatte der Polizeiserqeant Schlauer eine sehr ernste Unterredung mit dem Ehepaar Müller. „DaS Mädel muß augenblicklich zurück", schrie die Frau wüthend, „so eine kleine Brandwunde. Ich will ihr's schon auS- treiben das Fieber, Faulfieber ist's." „Der Arzt hat gesagt, wenn das Kind einen Tag später in seine Behandlung gekommen wäre, hätte er den Arm abnehmen müssen. ES ist Blutvergiftung eingetreten, durch das Auflegen der nicht einmal von der Erde gereinigten Zwiebel und das Um wickeln eines ganz schmutzigen Lappens. Sie hätten sich dann vor Gericht verantworten muffen, und da wäre dann wohl auch zur Sprache bekommen, wie Sie das Kind behandelt haben. Alle Hausarbeit hat daß arme, zarte Ding machen müssen und Sir sind von Vergnügen zu Vergnügen gezogen, dabei hat sie kaum zu «ssen bekommen. Die Leute im Hause haben Ihnen oft Dor«
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