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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 18.09.1901
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1901-09-18
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19010918023
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1901091802
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1901091802
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1901
- Monat1901-09
- Tag1901-09-18
- Monat1901-09
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Abend-Ausgabe MpMer TagMaü 183,25 Druck lmd Verlag vou E. Pol» m Leipzig SS. Jahrgang. Nr. 477 Mittwoch den 18. September 1901 85,33 der Ertheilung und Uebernahme von Die Unwirksamkeit erstreckt sich nicht 28SS Lruilletsn 4s eLd»UU»««N- 88 33 97,13 275 1233 2325 763 1525 2075 1603 43 213.63 216,05 85,30 216,35 Isior. r»ld. Noet 1575 2130 2125 1675 75 18933 925 2475 233 11433 230 97.13 9,50 153.25 40,25 116.30 112,50 25 3425 14303 4775 3500 25 10200 13630 9753 11453 2930 2500 4130 425 1380 2300 195 1350 > 1850 1600 »13600 1025 > 465 15 10003 13400 7500 400 1330 2250 175 1275 1800 13400 425 84,10 98,80 88.50 95.50 102,25 71.50 71,50 67^5 60.60 133,50 71.60 0^.0). 5, 3M. dächtig oberhalb seiner Nase herum. Dann wandte er sich plötz lich nach dem Kinde zurück, seine Stimme klang seltsam weich: „Anders willst Du werden, Kind! Schöne Dummheiten, die Du Dir da in den Kopf setzst. Bleibe wie Du bist, das ist das Beste. So voll Herzensgute und dankbar für Alles, voll Lieb« für uns und der Sonnenschein in diesem Hause. Mit einem Worte unser „Hannottl"." * Washington, 17. September. Der Zug mit der Leiche Mac Kinley'S ist heute Abend 7 Uhr 20 Min. nach Canton in Ohio abgegangeu. Er besteht aus drei Wagen; im zweiten befindet sich die Leiche. * Washington, 17. September. Die Gattin des verstorbenen Präsidenten Mac Kinley ist heute Abend nach Canton (Ohio) abgereist — Präsident Roosevelt bat in einer Sitzung des Cabinets, daß die TabinetSmttglieder während der Dauer seiner Präsidentschaft ihre Portefeuilles behalten. — Man glaubt, daß etwa 50 Frauen und Kinder aus der Menge, die den Sarg Mac Kinley'S in der Rotunde sehen wollten, verwundet worden sind. Tie meisten waren jedoch im Stande, sich nach ihren Wohnungen zu begeben. * Buffalo, 17. September. Czolgosz weigert sich, irgend ein Wort zu sprechen, selbst mit seinem Rechtsbeistande. Ter Proceß findet am 23. September statt. Zur Einquartierung eines deutschen Ehina-vataillonS in Wie» bemerkt die „Neue Fr. Pr.": Gegenüber den außerordentlichen Vorsichtsmaßregeln, die in Deutschland Ertra-Beilagen (gesalzt), nur mit der Morgen-Ausgabe, ohne Postbesörderung 60—, mit Postbesörderung 70.—» stand des Präsidenten verboten ist. Die amtlichen Boercnkreise befinden sich daher Krüger gegenüber in einer recht peinlichen Lage. Zum Falle des vr. Krause. Gegenüber den Behauptungen englischer Blätter über gewisse geheime Verbindungen zwischen vr. Leyds und dem in London verhafteten vr. Krause wird der Brüsseler Transvaalgesandt schaft mit aller Bestimmtheit erklärt, daß vr. Leyds keinerlei Beziehungen zu vr. Krause unterhalten habe. Der Letztere habe allerdings wiederholt versucht, mit vr. Leyds in einen Brief wechsel zu treten, doch lehnte dieser jede Annäherung ab. Ännahmeschluß für Anzeigen: Abend-Ausgabe: Vormittags 10 Uhr. Morgen-Ausgabe: Nachmittags 4 Uhr. Bei den Filialen und Annahmestelle» je eia» halbe Stunde früher. Anzeige» sind stets an die Expedition zu richte». Die Expedition ist Wochentags unnntrrbroche« geöffnet vou früh 8 bis Abends 7 Uhr. »»mit d-stt. o?<t um een - tisriovte.) rkt r morxsu ad- s«ssr. 1i»urs- lnetiievertven iov irr» kreise, reevrsibuueeu Drucks von 27,63 22.25 113.10 135,90 96.75 94,90 66,— 112,— 97.25 191,— 120 25 232.75 139,60 142,50 136.10 135.25 251.25 101.75 147.25 134,— 117 25 81,75 157,— 207,— 149.— 3350 3500, Politische Tagesschau. * Leipzig, 18. September. Wie die noch immer osficiösen „Berl. Polit. Nachr." heute mitthcilen, ist an die maßgebende Berliner Stelle eine An regung in Bezug auf eine gemeinsame internationale Action gegen die Anarchisten bisher nicht herangetreten und steht man an dieser Stelle dem Gedanken an inter nationale Vereinbarungen solcher Art sehr kühl gegenüber. Diese Küble wird von dem ofsiciöscn Organe folgendermaßen begründet: „In Deutschland und in Preußen hat es der Mordthat in Buffalo nicht bedurft, um eine sorgsame Ueberwachung der Anarchisten herbeizuführen. Alles, was in den Kräfte» der öffentlichen Gewalt liegt, geschieht, um verbrecherischen Ausbrüchen des Anarchismus wirksam vorzubeugen. Wenn unserem Beispiel anderwärts überall in entsprechender Weise gefolgt würde, so dürfte voraussichtlich ein wirksamerer Schutz gegen die Gefahren des Anarchismus geschaffen werden, als im Wege internationaler Vereinbarungen." Darüber, ob in „Deutschland und in Preußen" Alles, was in den Kräften der öffentlichen Gewalten liegt, geschehe, um verbrecherischen Ausbrüchen des Anarchismus wirksam vorzubeugen, sind die Meinungen nun freilich getheilt. So wird vielfach die Duldsamkeit getadelt, die man Anarchisten versammlungen und anarchistischen Hetzblättern gegenüber übt. Von anderer Seite wird dagegen darauf hingewiesen, daß man ohne diese Duldsamkeit den Anarchisten schwerlich auf die Spur kommen und also keine Fingerzeige für die Ueber wachung haben würde. Und wenn man bedenkt, wie viel Mordthaten in der Reichshauptstadt unaufgeklärt und un gesühnt bleiben, so muß man zugestehen, daß die vollständige Unterdrückung anarchistischer Blätter und Versammlungen die Polizei wahrscheinlich in dieselbe üble Lage gegenüber den Vorbereitungen zu anarchistischen Anschlägen bringen würde, in der sie sich gegenüber den Verabredungen zur Begehung von Raubmorden befindet. Andererseits muß man aber auch einräumen, daß die zu weit getriebene Dulvung von auf reizenden Versammlungen und Zeitungsartikeln die bedenk lichsten Folgen bei fanatischen Wirrköpfen haben kann. Die rechte Mac Linley -j-. Aus Washington, 17. September, wird uns berichtet: Bei der Ueberführung der sterblichen Hülle Mac Kinley's von dem Weißen Hause nach dem Capitol und bei dem in der Rotunde desselben abgehaltenen Gottesdienst waren sämmtliche hiesige Botschafter und Gesandtschaften vertreten. Um 9 Uhr wurde der Sarg, der auf einem einfachen Leichenwagen ruhte, aus dem Weißen Hause herausgebracht, geleitet von regulären Truppen, Matrosen und Seesoldaten, sowie von Veteranen der großen Armee. Im Zuge befanden sich Präsident Roose velt, der frühere Präsident Cleve land, Vertreter aller Zweige der Bundesregierung, eine Anzahl Gouverneure mit ihren Beamten und Vertreter zahlreicher Civilkörperschaften. Frau Mac Kinley blieb im Weißen Hause zurück. Der Sarg wurde in dem weiten Raume unter der Kuppel der Rotunde um 10^ Uhr aufgestellt. Der Gottesdienst begann um 11 Uhr. Während der Ueberführung waren die Straßen ungeachtet des Regens von einer dichten Menschenmenge besetzt. Milte zwischen Duldung und Strenge zu finden, wird daher sehr schwer sein, und da man überdies nicht genau weiß, was bei uns geschieht, „um verbrecherischen Ausbrüchen des Anarchismus wirksam vorHubeugen", so wird man sich einst weilen wohl bei der osficiösen Versicherung beruhigen müssen, daß Alles geschehe, ',waS in den Kräften der öffentlichen Gewalt liegt." Die Berl. Polit. Nackr." begnügen sich übrigens nicht mit dieser Versicherung, sondern fahren fort: „Wenn bei diesem Anlaß in der Presse auch wiederum auf den Zusammenhang zwischen Anarchismus und Socialismus hingewiesen wird, so ist ein unmittelbarer ursächlicher Zusammen- Hang zwischen der jüngsten anarchistischen Blutthat und den socialdemokratischen Bestrebungen nicht nachweisbar, und es fehlt daher an einer geeigneten Grundlage, um aus diesem Anlaß gegen die SocialLemokratie mit Aussicht auf Erfolg vvrzugehen. Wohl aber verdient auch in diesem Falle das Ver halten der socialdemokratischen Presse gegenüber der anarchistischen Mordthat volle Beachtung. So weit diese Presse Lurch den Anarchismus und seine Frevelthaten die socialdemokratischen Bestrebungen, insbeson dere die Pfründen der socialdemokratischen Führer für bedroht erachtet, sucht man den Anarchismus allerdings von den Schößen der Social Lemokratie abzuschütteln. Im klebrigen aber wird auch in dem vorliegenden Falle die That nicht als eine Frevelthat schlimmster Art, sondern als Wahnwitz und, was in Wirklichkeit noch schlimmer ist, als die natürliche Folge bestehender socialer Zustände bezeichnet. Hält man mit der Charakterisirung der anarchistischen Frevelthaten als der natürlichen Frucht solcher Zu stände die verhetzende Agitation zusammen, welche die Socialdemokratie gegen die bestehende wirthjchastliche und gesellschaftliche Ordnung in Scene sctzk, so wird man sich der Ueberzeugung nicht ver schließen können, daß die anarchistischen Frevelthaten in der socialdemokratischen Verhetzung gegen die be stehenden Zustände ihren Nährboden finden und daß Äcmgusvlge di> nachdrückliche Aowehr gegen diese focialdemokratische Verhetzung auch unter Len Maß- regeln zur Verhütung anarchistischer Verbrechen eine wichtige Rolle spielen muß." Das klingt fast, als ob aufs Neue der Versuch gemacht werden sollte, den Reichstag zur Genehmigung fchäferer Mittel zur Abwehr socialbemokralischer Verhetzung und Ver herrlichung von Verbrechen zu veranlassen. Wir sind über zeugt, daß weite Kreise der Bevölkerung einen solchen Versuch begrüßen würden. Wahrscheinlich würde er aber im Reichstage an dem Bestreben der rcaclionären Parteien, aus einem Gesetze zur Abwehr derartiger Verhetzungen und Verherrlichungen ein Gesetz zum Schutze klerikaler Propaganda zu machen, scheitern — wenn man nicht einen außergewöhnlichen, aber zweckmäßigeren Weg einschlüge, den Weg nämlich, sich mit außerparlamentarischen Größen aller staatserhaltendeu Richtungen über einen Gesetzentwurf zu verständigen, für den dann diese Größen im Volke ZustimmungS- itm «iisirvtroLvl .^-M»" N«/9) Io ,l^äi»' (16/S) Io »r Ilid«; XII»o- (I6«> Io kdtl.- », „0»mdrow»n" t Hom«" cvv8) I» lockslpdi». .Silvi»' (17/S), Der Krieg in Südafrika. Zum Befinden des Präsidenten Krüger wird uns aus Brüssel gemeldet: Der Gesundheitszustand Krüger's ist ein derartiger, daß der greise Präsident unmöglich den Winter über in den Niederlanden verbleiben kann. Die Aerzte ruthen ihm deshalb dringend an, den Winter an der Riviera oder in Neapel zu verbringen; doch sträubt sich der Präsident hiergegen. Er möchte in Holland verbleiben, da er noch immer hofft, es könne sich doch eine Gelegenheit bieten, die Intervention einiger Mächte zu erlangen. Falls er aber nach dem Süden gehen würde, so möchte er lieber ganz nach Südafrika zurückkehren. Seine Umgebung hält jedoch den ersteren Fall für gänzlich ausgeschlossen, während eine Rückreise nach Afrika ebenso sehr durch die Engländer, wie durch den Zu- kundgebungen veranlaßten, vor deren Wucht die eigen sücktigen Parteibestrebungen Paria» mentarischerFractionen verstimmen müßten. Viel leicht entschließt sich der Reichskanzler, diesen Weg zu betreten. Jedenfalls würde er dem Ziele näher führen, als eine ReichStagsauslösung und Neuwahlen, die doch unter dem Drucke einseitiger Fractionsbestrebungen vor sich gehen würden. X Anzeiger. Amtsblatt des königlichen Land- und Amtsgerichtes Leipzig, des Mathes und Molizei-Äintes der Stadt Leipzig. habe. Ich putze den Spiegel nun schon seit siebenundzwanzig Jahren", brummte Anton. Der Polizeisergeant wurde plötzlich aufmerksam. „Ich dachte, Sie wären schon länger hier." „Nein, ich kam erst nach dem Schwarz." „Dem Schwarz", rief Schlauer mit mühsam unterdrückter Stimme, „warum haben Sie nie von dem gesprochen?" „Weil mich nie Jemand nach dem gefragt hat", knurrte Anton. «Idt»' (16/9) VS» 1>»' (16/9) Dovsi; ' In 8r«w»n, r io t-»ip«i», Sonntlon» (16/9) , doia» voo O»i ir«, 1» Oviomdo m» (Ib/S) ^ll»o- 6»tv«»too (14/S) »II« <tr»1 o»ck on 8ootd»wptoo Larttlrit" o»ck stirn gelegt, die Rechte schlaff herabhängend. Das Brodmesser war zu Boden geglitten. * .. * * Am nächsten Tage waren alle Zeitungen voll von dem Mord anschlage. Anton las alle Berichte mit größter Andacht durch. „Einer unserer geachtetsten Mitbürger, vr. Rotta", las der Alte, noch viel grimmiger als sonst knurrend. Der gnädige Herr hat viel von der Achtung gemerkt in den letzten Jahren, — „durch diesen geheimen Gang, der dem einstigen Kammerdiener allein bekannt war, schlich dieser vor fünfundzwanzig Jahren zu seinem Opfer, dem alten Herrn Bertram Rotta. Leider fiel damals der Verdacht der That auf den Neffen des Ermordeten. Natürlich hat nie ein Mensch aus gebildeten Kreisen diesen fürchterlichen Verdacht getheilt —" So, da müssen dir feinen Heroen, dir auf der Stmße Wegsachen, wsim mein Doctor vorüberkam, oder auf die andere Seite gingen, recht un gebildet gewesen sein." „Anton geh, schilt doch nit auf die Leut'", bat Hannottl, die dem Akten zugehört hatte. „Es thut ihnr ha'lt gar leid, daß sie so was Böses von dem lieben Vater denkt habe, und nun möchte sie es gern gut mache, und wisse nit wie." „Ja, Du", Anton warf unter seinen buschigen Brauen her vor einen Blick voll Bewunderung auf das Kind, „Du schmeichelst Allem noch eine gute Seite ab. Ich glaube, wenn Einer in der Hölle briete, würdest Du ihn noch fragen: „Gelt, das ist schön, daß Du nicht kalt hast?" Der gnädige Herr und die Jette finden auch schon Alles schön auf dieser Jammerkugel und verwöhnen Dich um die Wette. Alles thucn sie, was sie Dir an den Augen absehen können. Aber an eins haben sie Beide noch nicht gedacht", schloß er trium- phirend und brachte einen in Seidenpapier gewickelten Gegenstand aus seiner Kammer. „Eine Puppe, eine wunderherzige Puppe", jauchzte daS Hannottl ganz selig vor Freude. Sie konnte sich gar nicht satt daran sehen und dankte dem Alten wieder und wieder. Dann aber trat sie plötzlich mit einem sehr ernsten Gesichtchen auf ihn zu: „Anton, Ihr seid Alle so arg lieb zu mir. Ich hab' schon oft denkt, es giebt doch so viele arme Kinder, warum muß ich's grad so gut habe. Ich glaub', mein Vater und mein' Mutter im Himmel habe den liebe Herrgott gebeten: „Geh, mach, daß unser Hannottl nimmer so viel weine muß, weil's gar so allein ist". Und ich will gewiß recht brav sein, damit der liebe Gott und mein Vater und mein' Mutter sich freuen, wenn sie vom Himmel runterschauen. Gelt, Anton, Du sagst mir, wie ich werde muß, damit ich gut bin?" Der Alte drehte sich dem Fenster zu und wischte sehr ver dächtig oberhalb seiner Nase herum. Dann wandte er sich plötz lich nach dem Kinde zurück, seine Stimme klang seltsam weich: „Anders willst Du werden, Kind! Schöne Dummheiten, die Du , 93,23 162.75 ! 45,75 , 178,75 276,25 159,90 150,93 152.75 151,— 114.50 113.50 er wird Gift und Galle spucken, wenn Du statt meiner kommst. Du kannst doch keinen Geldschrank öffnen." „Nee", entgegnete Nante zögernd. „Geh' Du am Ende doch lieber, Schwarz." Die eine der Gestalten schlich leise davon, während die andere zurllckblieb. Plötzlich aber wurde dem Aufpasser ein dickes Tuch übergeworfen, das ihn am Schreien verhinderte. Kräftige Arme hielten ihn gepackt und schnürten ihm die Glieder zusammen. Der junge Schwarz war unterdessen in die Nähe des Hauses gekommen, schon sah er die dunkeln Mauern vor sich. Da war's ihm, als husche etwas neben ihm durch die Büsche. Erschrocken hielt er inne, der Laubgang, den er jetzt durchschritt, war so finster, daß er kaum die Hand vor den Augen sah. Wieder knackte es neben ihm: „Nante, bist Du es?" flüsterte er. „Nein, nur ich", antwortete eine fremde Stimme ebenso leise. „Wenn Du Dich von der Stelle rührst, Hund, jage ich Dir eine Kugel durch den Kopf!" Schwarz duckte sich feige zusammen, es fiel ihm nicht ein, dem dritten Cumpan, obgleich dieser sein Vater war, ein Warnnngszeichen zu geben. Vier kräftige Fäuste packten Schwarz, gut gefesselt wurde er zu seinem überwältigten Kameraden zurückgetragen. Jetzt zirpte zum zweiten Male der aufgeschreckte Vogel, für die im Schlafzimmer athcmlos Lauschenden als Zeichen, daß zwei der Einbrecher gefaßt seien. Bald darauf ertönte ein leises Miauen. Der Polizist, der es ausgestoßcn, stand in Jacke und Mütze des jungen Schwarz dicht an der rechten Hausecke. „Komm", flüsterte neben ihm eine heisere Stimme. Der Beamte fühlte sich am Arme gefaßt und in eine schmale, von Ranken überwucherte Oeffnung hineingezogen. „Fünf Schritte geradeaus, dann zwölf Stufen hinauf. Wenn wir in die Stube kommen, machst Du einen Augenblick die Laterne auf, Du hast sie doch mit, damit man sieht, wie er liegt", flüsterte es dicht am Ohr des Polizisten. Er antwortete nur ein kurzes „Ja", um sich nicht zu verrathen. Die steile Treppe war erklommen, jetzt schnappte die Feder des Spiegels. In demselben Augenblick wurde es aber auch hell im Zimmer. Schlauer hatte die Thür einer kräftig leuchtenden Blendlaterne geöffnet und trat nun, den Revolver in der Hand, auf den Ertappten zu. Ebenso Anton, der hinter der Portiere des Wohnzimmers gestanden hatte. Die beiden Polizisten hielten die Arme des Verbrechers, der sich vergeblich bemühte, den schweren Hammer gegen seine Angreifer zu schleudern, mit eiser nem Griff gefesselt. „Sieh da, ein alter Bekannter von mir", sagte der riesige Polizist liebenswürdig, „habe schon die Ehre gehabt, den Herrn wegen schweren Einbruchs ins Zuchthaus abzuliefern. Fünf Jahre gab's damals, jetzt wird's mehr, mein Herzchen, lebens länglich." Rotta entließ die Schutzmanschaft reich beschenkt. Dann ging er in das Eßzimmer, um nach den Kindern zu sehen. Er fand sie fest eingeschlafen. Hannottl mit gefalteten Händen, wie betend, den Knaben, die linke Hand schützend über die Mädchen- BezugS-Preis t» d-r Hauptrxpeditto» oder de» Stadl» bezirk »nd de» Vororten errichtete» Lus- -abcstellen abgeholt: vierteljährlich 4 50, bei zweimalige: täglicher Zustellung in» HauS 5.50. Durch die Post bezogen für Deutschland «. Oesterreich: vierteljährl. 6. Ma» abonutrt ferner mit entsprechendem Postausschlag bei den Postanstalten in der Schweiz, Italien, Belgien, Holland, Luxem- bürg, DLnemark, Schweden und Norwegen, Rußland, de» Douaustaaten, der Europäischen Türkei, Egypten. Für alle übrigen Staaten Ist der Bezug nur unter Kreuzband durch die Expedition dieses Blattes möglich. Die Morgea-S»Sgab« erscheint um '/,7 Uhr^ di« Abeuv-AuSgabe Wochentags »m 6 Uhr. -K-gttton un- Lrprditt-rr: JohanniSgasse 8. Filialen: Llstrd «ah» von». O. Klemm'» Sortiuu UnwersitätSstraßr S (Paultunm), Louis Lösche, Katharinenpr. ich psrr. und Ksnigsplatz 7. r. >a.k!«,<:o/LaNr cuvr". ook vsi-dotsn.i (j«I<1 Urist 675 ! 1125 . 1950 715> , 250 8. 8ri«äriev rv«o Lod«nk«I» Lrakux« ruvix. 8»»»» 503 6., , 2603 8„ V«r- 1277 S., 0»ro- 3on»t»uÜu <I«r i«td»u 2365 6., Nr»et»t 1i»kd»n 00 8., rrödUek« 6r»t Siunaro^ 14300 S«r- lpp Ib 8 , 25 8., 50 8„ 6«U» 11450 8., It 890 410 8.. 0 8„ 8t«>nx»tt Morr» 1100 8. — Hannottl. Erzählung von Anna Blum. Nachdruck verboten. (Schluß.) ,Sieh Dir jetzt mit Hans das neue Märchenbuch an"; Rotta streichelte leis« das glänzende Haar seines Pflegekindes. „Der Herr Polizeifergeant und ich rauchen unterdessen eine Cigarre, die uns Anton bringen wird." „Darf ich sie nicht holen?" fragt« Hannottl eifrig. „Ich weiß ganz genau, wo sie stehen, auf dem Eckschränkchen in Deinem Schlafzimmer." „Ei, freilich, mein liebes Kind, aber Du mußt Licht mit nehmen, damit Du Dich nicht stößt." „Ich habe den Armleuchter im Schlafzimmer des gnädigen Herrn angezündet", sagte Anton, „weil der Herr Doctor vorhin meinten, er wolle dem Herrn Polizeisergeanten die alten Waffen zeigen." „Dann brauche ich kein Licht", rief die Kleine und huschte zur Thür hinaus. Die^einen Füße in leichten Hausschuhen glitten völlig lautlos über die dicken Teppiche der nach dem Garten gehenden Zimmerreihe. Im Arbeitszimmer Rotta's hielt sie plötzlich an, vor ihr lag der vierte und letzte Raum, das Schlaf zimmer Rotta's, und aus diesem hellerleuchteton Raume klang ein leiser, schnappender Ton, als würde auf eine Feder gedrückt. Das Kind stand unbeweglich im tiefsten Schatten und lauschte. Der offenen Thüve gerade gegenüber war in die Wand des Schlafzimmers ein hoher, bis zur Erde reichender Spiegel ein gelassen, und dieser Spiegel schob sich jetzt langsam und voll ständig unhörbar bei S«ite. In dem schmalen Spalt, der sich öffnete, zeigte sich di« Gestalt eines Mannes. Er blickte einen Augenblick mit lauernder Aufmerksamkeit in dem Zimmer umher. Dann schloß sich d«r Spiegel wieder über dem widerlichen Gesicht. Hannottl war wie gelähmt vor Schreck, endlich raffte sie aber all' ihren Muth zusammen und schlich lautlos, wie sie ge kommen, zurück. „Um Gottes Willen, Kind, was hast Du?" rief Paul Rotta, als daS todtenblassr Mädchen im Eßzimmer in den Lichtkreis der Lamp« trat. Hannottl warf sich an seine Brust und barg einen Augenblick ihr «utsrtztes Gesicht an seiner Schulter. Dann richtete sie sich plötzlich auf: „Dort im Schlafzimmer, der Spiegel, er ging plötzlich auf di« Seite und ein Mann hat hevvorgesehen. Em alter Mann mit so schreckliche Auge und einem Hammer tn der Hand." „Kind", rief Rotta erschrocken, „fieberst Du wieder?" „Nein, nein, ich habe kein Fieber, glaubt mir doch. Ich habe es wirklich gesehen." Schlauer war erregt aufgesprungen: „Also hier ist der ge heim« Gang." „Na, da» ist doch wunderbar, daß ich nichts davon bemerkt * * Eine halbe Stunde später schlichen sich durch das Hintere Pförtchen des Parkes neun dunkle Gestalten. Sechs davon blieben an günstigen Stellen verborgen im Garten zurück, während drei, der Polizeisergeant, Anton und ein riesiger Polizist, das Haus betraten. Das leiseste Geräusch wurde vermieden. Schlauer und sein Untergebener verbargen sich rechts und links vom Spiegel. Sie waren so gut versteckt, daß selbst, wenn ein kleiner Spalt am Spiegel einen Theil des Zimmers überblicken ließ, eine Entdeckung doch aus geschlossen war. Die Kinder mußten in dem nach der Straße liegenden Eß zimmer bleiben. Hans sollte nach Hause, bat aber flehentlich, man solle ihn da lassen. „Anton hatte ja meinem Vater gesagt, wenn er nicht Zeit habe, mich nach Hause zu bringen, solle ich die Nacht auf seinem Sopha schlafen. Ich kann nicht fort, die Hannottl darf doch nicht ganz allein bleiben." So setzte er sich denn voll Heldenmuth neben das Kind, das man auf den Divan gebettet hatte. Die Hand des Knaben umklammerte fest ein heimlich vom Tische entwendetes Brod messer, bereit, das Mädchen gegen die Mörder und Diebe der ganzen Welt zu vertheidigen. Gegen elf Uhr ging Rotta wie gewöhnlich zu Bett, es sollte alles Auffällige vermieden werden. Er hatte eigentlich die schwerste Rolle, denn während die Anderen wohlbewaffnct im Hintergründe lagen, mußte er, vielleicht stundenlang, den friedlich Schlafenden spielen. Seine Ausdauer sollte aber auf keine so harte Probe gestellt werden. Aus dem Garten scholl schon vor zwölf Uhr, in der tiefen Stille deutlich vernehmbar, das Zirpen eines im Schlafe aufaeschreckten Vogels. Rotta wußte, daß dieses Zeichen eines Polizisten das Herannahen der beiden Helfer des Mörders bedeute. Die gut geschulten Beamten Schlauer's hatten die Wartezeit, ohne einen Laut von sich zu geben, zugebracht. Jetzt schwangen sich zwei dunkle Gestalten an der Stelle, wo der Garten an einen Neubau stieß, über die Mauer. „Hier bleibst Du, Nante", flüsterte einer der beiden Männer hastig. „Ich habe Dir doch gesagt, Du mußt Wache stehen." „So, und wenn ich nun wieder übervortheilt werde, wie damals im Juwelierladen. 2000 Mark habe ich gekriegt und in den Zeitungen stand, für 15 000 Mark ist gestohlen worden." „Na, denn zu, Nante, dann geh' Du zu dem Alten. Die Thür zu dem Gang ist gleich neben der rechten Ecke des HauseS, fast unter dem großen Epheustocke, eine Tanne steht dicht davor. Ker Alt« macht Dir auf, wenn Du dreimal miaust. Na, Anzeigen »Preis die 6 gespaltene Petitzeile LS Reklamen unter dem RrdactionSstrich (4 gespalten) 75 H, vor den Familiennach richten (6 gespalten) 50 H. Tabellarischer und Ztfsrrnsatz entsprechend höher. — Gebühren für Nachweisungen und Offertenannahme 25 H (excl. Porto). Im preußischen Handelsministerium treten heute die Sachverständigen zusammen, welche der Minister zur Krage einer Durchsicht des Börsengesetzes gutachtlich hören will. Damit kommt die Action in neuen Fluß, welche durch Berufung desBörsenausschusses in diesem Sommer eingeleitet wurde. Dem Reichstag waren in seinem letzten Arbeitsabschnitt ei» agrarischer Antrag, ein Gesetzentwurf von freisinniger Seite und eine Petition der Handelskammer zu Bielefeld zugegangen, welche sich auf das Börsengesetz bezogen. Der Antrag Freiherrn v. Wan gen heim und Genossen lief hinaus auf Vorlegung eines Gesetzentwurfs, durch welchen die im Börsengesetz vom 22. Juni 1896 verbotenen Termingeschäfte (tz 50) unter Strafe gestellt werden sollten. Der vom Abg. Bargmann Namens und mit Unterstützung der freisinnigen sVolkspartei eingebrachte Gesetzentwurf betreffend Abänderung des Börsengesetzes bestand aus dem einzigen Artikel, welcher lautete: der tz 66 deS Börsen gesetzes vom 22. Juni 1896 erhält die nachfolgende Fassung: „Durch ein Börsentermingesckäft in einem Geschäftszweige, für welchen nicht beide Parteien zur Zeit des Geschäftsabschlusses in einem Börsenrcgister oder in einem Handelsregister eingetragen sind, wird ein Schuldverhältniß nicht begründet. Das Gleiche gilt von Aufträgen, sowie von der Vereinigung zum Abschluß von Börsenlermingeschäften. Die Unwirksamkeit erstreckt sich n i ch t auf die bestellten Sicherheiten und die abgegebenen Schuld anerkenntnisse. Eine Rückforderung dessen, waS bei oder nach völliger Abwickelung des Geschäfts zu seiner Erfüllung geleistet worden ist, findet nicht statt " Ebensowenig wie die beiden vor stehenden Anträge gelangte der Bericht der Pctitionscommissiou über die Bielefelder Handelskammer-Petition, betr. Abänderung des BörscngesetzeS, zur Erledigung. Auch diese Petition betraf ausschließlich die Abänderung des tz 66 des Börsengesetzes. Wegen Abwesenheit deö Referenten wurde eS nicht für wünschenS- werth gehalten, den PclilionSbericht und den Antrag auf lieber« Weisung zur Erwägung im Plenum zur Verhandlung zu bringen. Der nationalliberale Abg. Büsing, der sich ebenso wie andere Redner mit der Absetzung von der Tagesordnung einverstanden erklärte, that dies in der sicheren Erwartung, daß auch ohne eine solche Verhandlung im Reichstage die Regierung beschleunigt die Initiative zur Abänderung des tz 66 des Börsengesetzes ergreifen werde. Es werde beinahe allseitig eine solche Aenderung als nothwenbig anerkannt: im Verzüge liege Gefahr. «Utt» »»r» «nt» Utw- .7„2 o. 1V u. i, «end 1>»vo Vs 104,50. all .von. >r N»ok 8Lv. '. 8w.l «k.vr.i NUl. d.L«ä 'llltsi n it.-W »nnti. rtckkr. vöw V.-^. >»tNIk. 6rud. LUcN llSV isslkd. 39, r 8 r. oo»t« i-r«. »llilv. <to. Sslä ismliek test. - VVwu »lllsiv «r tion llUeo
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