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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 30.09.1901
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1901-09-30
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19010930015
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1901093001
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1901093001
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1901
- Monat1901-09
- Tag1901-09-30
- Monat1901-09
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LnKelmann, Colonialwaarenhandlung, Schützenftrafte 5 Herr «lul. 8e!minl< Ken, Colonialwaarenhandlung, Westplatz 32 Herr ll. Vittriok, Cigarrenhandlung, Aorkstrafte 32 (Ecke Berliner Straße) Herr R. n. LItztL, Colonialwaarenhandlung, Zeitzer Striche 35 Herr V. RÜ8ter, Cigarrenhandlung, in Plagwitz Herr 6. «rütLMLiw, Zschochersche Straße 7», - Reudnitz Herr VV. Ruswanu, Marschallstraße 1, - - Herr v. ZoUwlüt, Kohlgartenstraße 67, - . Herr Lvrnli. >Ved«r, BLützengeschäst, Gabelsbergerstraße II, - Thonberg Herr R. Üänt8ek, Reitzenhainer Straße 58, - Volkmarsdorf Herr 6eor§ Alemann, Conradstr. 55 (Ecke Elisabethstr.), Im Interesse rechtzeitiger und vollständiger Lieferung des Leipziger Tageblattes wollen die geehrten Leser die Bestellung für das IV. Vierteljahr 1901 baldgefälligst veranlassen. Der Bezugspreis beträgt wie bisher vierteljährlich für Leipzig 4 LV mit Bringerlohn für zweimaliges tägliches Zutragen S SV durch die Poft bezogen für das Deutsche Reich und Oesterreich-Ungarn v v In Leipzig nehmen Bestellungen entgegen sämmtliche Zeitungsspediteure, die Hauvtexpedition: Johaimisgafse 8, die Filialen: Katharinenftratze 14, Königsplatz V und Universttiitsstraße 3, sowie nachfolgende Ausgabestellen: Arndtstriche 35 Herr Rrleär. Oanltr, Colonialwaarenhandlung, Beethovenstrahe 21 Herr I'Iieoä. Reter, Colonialwaarenhandlung, Brühl 53 O. IV Zetzubert's ^aekkolxsr, Colonialwaarenhandlung, Frankfurter Strafte (Thomasiusstr.-Ecke) Herr Otto Lwutsekke,Colonialwaarenhandlung, Löhrstrafte 15 Herr Rituard Retrvr, Colonialwaarenhandlung, Nürnberger Strafte 45 Herr Ll. R. Aldrvoül, Colonialwaarenhandlung, in Anger-Grottendors Herr 8. Rrleävl, Cigarrenhdlg., Zweinaundorfer Straße 6, - Connewitz Frau 8i86üer, Hermannstraße 23, - Cutritzfch Herr Rodert Altner, Buchhandlung, Delitzscher Straße 5, . Gohlis Herr Rodert Altner, Buchhandlung, Lindenthaler Straße 5, - Lindenan Herr Aldert I-Iuäner, Wettiner Str. 51, Ecke Waldstr., Buchbinderei, - Neustadt Herr Raul Luek, Anuoneen-Rxxeältlon, Eisenbabnstrahe 1, in Naunhof Herr LouraÄ Let28ede, Buchhändler. Die ihn des den Fest den die Mädchen ihre Burschen mit Kuchen und Wein und nachher 8'ng'S Haben sie Maden, so wird das Jahr gut. Ist nichts darin, so hält der Tod sein Hut. Sind die Eichäpfel früh und sehr viel, So schau, was der Winter anrichten will: Mit viel Schnee kommt er vor Weihnachten, Darnach magst Du große Kält' betrachten. Sind die Eichäpfel ganz schön innerlich, So folgt.ein schöner Sommer, glaub' sicherlich, Auch wird dieselbe Zeit wachsen viel Korn, Also ist Müh' und Arbeit nicht verlor'n, Werden sie innerlich naß erfunden, Thut man einen nassen Sommer verkünden, Sind sie mager, so wird der Sommer heiß. Das sei Dir gesagt mit allem Fleiß. Der weissagende Eharakter der Eiche ist sehr alt. Eiche war bei den Griechen und Römern dem Jupiter geweiht, wie auch der durch die ersten Orakelsprüche des Jupiter be rühmte Hain zu Dodona. Rief man den Dater der Götter unter »iner heiligen Eiche an, so rauschten die Zweige, wenn Jupiter die Bitte erhörte. Eine gute Eichelernte war früher für den Landmann und Viehzüchter von großer Wichtigkeit, denn die Eicheln gaben für die Schweine das beste Mastfutter (Eichelmast). Karl der Große ließ sich von seinen Gutsbeamten über die Eichelernt« und Eichelmast alle Jahre am 1. September berichten. j Der Michaelistag ist jetzt noch ein Zahltag und ein Pacht- f Wandeltag und wird als Erntetag des Weines als Weinmichel in alten Bauernsprüchlein aufgeführt. Michaelistag und Martinstag werden tn alten Schriften als Termintage an geführt und Michelsmissen und Martinsmissen genannt. Der Name deutet auf den früheren Gottesdienst (Messe) an diesem Tage. Ferner gilt, Michaelis wie Martini, als eine Zeit, in welcher allerlei Abgaben bezahlt werden müssen. Früher wurden solche Termine auf den Kanzeln verkündet. Prediger und Küster erhielten an diesem Tage als Besoldung Lieferung an Korn u. s. w. Im Havellande und im Kalenbergischen treten die Mägde zu Michaelis ihren Dienst an, während die Knechte die» zu Martini thun. Der Michaelistag fällt auf den 29. September, und die Feier dieses Tages gründete sich auf den Wunderglauben der alten Kirche, welche von verschiedenen Erscheinungen des Erz engels Michael erzählt. Zuerst erschien der Erzengel auf dem Gebirge Garganus in Apulien. Die Veranlassung wird so er zählt: Auf dem Gebirge Garganus weidete einst eine Vieh heerde. Ein Stier entfernte sich etwas weit von der Heerde, und als man ihn suchte, fand man ihn endlich in einer großen Höhle. Man sandte einen Pfeil auf den Stier, aber der Pfeil kehrte durch göttliche Fügung wieder in den Pfeilbehälter zurück. Durch diese» Wunder erschreckt, wagte man nicht, die Höhle zu betreten. Man frug einen Bischof, und dieser ordnete ein dreitägiges Fasten an. In der Nacht erschien der Erzengel Michael dem Bischof und sagte, daß diese Höhle in des Erz engels Schutz und Obhut gestellt und in derselben Verehrung GotteS, des Erzengels und der anderen Engel gefeiert werden solle. Nachdem der Bischof daS gehört, ging er mit dem Volke zur Höhle und fand dieselbe schon zum Tempel hergerichtet, und sofort weihte er den Ort zu gottesdienstlichen Verrich tungen. Seit dieser Zeit geschahen an diesem Orte viele Wunder. Die berühmte Höhle des St. Michael befindet sich am Monte Gargano. Jetzt handelt es sich.um ein Heiligthum, welches seit dem 8. Jahrhundert besteht und bis auf den heutigen Tag all jährlich viele Tausende von Gläubigen anzieht. Diese christ lichen Pilgerzüge bilden die Fortsetzung der heidnischen, denn ehe St. Michael die Höhle von Monte Gargano zum Wohn sitz erkor, war dieselbe eine Orakelstätte, wo KalchaS, der vom Trojanischen Krieg her bekannte Seher, nach seinem Tode die Arbeit seines Lebens ebenso fortfetzte, wie der Heilgott Aeskulap dieü nach seinem Tode in Epidauros und anderswo that. Den Eingang zur Höhle deS St. Michael verdeckt eine statt liche Kirche, deren Glockenthurm von Karl Anjou stammt, der sich für einen Liebling jene- himmlischen Kriegsfürsten hielt, Am 8. Mai jeden Jahres, am Tage der Erscheinung des Erz engel«, und an den acht folgenden Tagen ist die Kirche von Pilgern überfüllt, welche Gaben bringen, Gelübde lösen, Bilder und Statuen kaufen und das Wunderwassrr, welches in der Höhl« entspringt, theuer bezahlen. Beim Fest des Jahres 1890 war di« Zahl der Pilger über 80 000. Von der erwähnten Kirch« au« gelangen wir auf 86 Stufen in da» heilige Dunkel der Höhl« und sehen im Hintergrund derselben auf einem Mar moraltar die Statue de» Fürsten der himmlischen Heerschaaren, umstrahlt vom Licht d«r Tag und Nacht brennenden Lampen und Kerzen. Todtenstille herrscht in der weiten Höhle, nur unterbrochen von d«m Geräusch füllender Tropfen, im Mai aber ist st« von dem Geräusch der in Lbtheilungen emtretend« In Irland wurde in jeder Familie, die es bestreiten konnte, l auf Michaelis ein Schaf geschlachtet. Ein Theil desselben I mußte gesetzlich den Armen gegeben werden. Dies geschah > zum Andenken an ein von St. Patrick, dem Schutzheiligen Ir lands, unter dem Beistände de» Erzengels Michael bewirktes Wunder, weshalb auch der Michaelistag als Festtag der Freude, Fülle und des allgemeinen WohlthunS eingesetzt wurde. Am Michaelistage wird ein neuer Lord-Mayor der City von London für das neue Amtsjahr gewählt. Allgemein üblich war in England der Gänsebraten zum Mittagsmahl. Im 15. und IS. Jahrhundert war es noch Sitte, daß die Gutsbesitzer ihre Pächter auf Michaelistag einluden und sie zum Mittagsmahl mit einem Gänsebraten bewirtheten. Auch allerlei Aberglaube verbindet sich mit diesem Gerichte. Eine allgemeine Rede sagt, wenn man eine Gan» auf MicharliS- tag esse, so werde man das ganze Jahr Geld haben. In Schweden, wo bereit» schon jm 10. Jahrhundert der Michaeli-tag besonders heilig gehalten wurde, begegnet un« noch bis zu Anfang dieses Jahrhunderts eine interessante Er innerung an das alte Herbstfest. Auf der Anhöhe OmbergS- heden, eine Viertelmeile von Sund, findet ein achttägiger Markt um Michaelis statt, der berühmteste Markt in Wärmeland, der von 20—30 000 Menschen besucht wird. Diesen Markt be nutzte man ehedem dazu, alle bis dahin aufgeschobenen Raufereien abzumachen, und selbst Knaben, die etwas mit einander auszumachen hatten, sagten ernsthaft: „Auf Om- bergsheden werden wir uns treffen." Der MichaeliStag war ganz besonders wichtig für Wetter anzeigen, und dieser beruhte auf der Heiligkeit der Sonnen wenden und der Heiligkeit der beiden Tag- und Nachtgleichen. Diese vier Knotenpuncte hatten eine hohe Bedeutung, sofern sie in der heidnischen Vorzeit als die vier Pforten betrachtet wurden, durch welche man aus der Ewigkeit in die Zeit, aus dem Himmel zur Erde gelangt und umgekehrt. In diesen Zeiten sah man das Zukünftige voraus, wie das Vergangene gegenwärtig, und das Wetter zu deuten und vorher zu be stimmen, hängt damit zusammen, daß der Michaelistag in die Zeit der Herbst-Tag- und Nachtgleiche fällt. Der Norweger beobachtet auf den MichaeliStag daS Wetter jeder einzelnen Stunde von früh 6 Uhr bis Abends 6 Uhr, um von ihm auf das Wetter des betreffenden Monats zu schließen, indem jede Stunde einen Monat bedeuten soll. Einige Wetteranzeichen mögen hier folgen: Weht der Wind aus Norden oder Osten, so zeigt das für den Winter starken Frost an. Sogar die Ge treidepreise werden in dem hannoverschen Wendlande nach dem Stande deS Windes zu der in Rede stehenden Zeit benutzt. Winde aus Westen bringen billige, aus Osten dagegen theuere Preise. In Pommern heißt eS: Weht der Wind auS Ost, ist vor der Ernte große Noth. In Ostpreußen sagt man: Wenn es Morgens und Mittags windig ist, so wird'« im Herbst theuer werden, ist Nachmittags stilles Wetter, so wird's im Frühjahre wohlfeiler sein und umgekehrt. Regen auf MichaeliStag bringt einen nassen Herbst, regnet e« nicht, so kommt ein gutes Frühjahr (Schlesien, Äestpreußen), regnet «S ohne Gewitter, so kommt ein gelinder Winter (Westfalen, Elsaß). Donner um Michaelis beoeuten große Winde (Rhein gegend). So viel Fröste vor MickaeliS, so viel kommen nach dem 1. Mai kommenden Jahre« (Westfalen, Rhein). Ist die Nacht vor Michael reibt hell, Kommt rin Winter kalt zur Stell'. Die Saaten müssen 14 Tage vor, spätestens 14 Tage nach Michaeli in die Erde kommen. Um Michaeli die Saat, Ist nickt zu srühund nicht zu spat. Wintersaat um Michaeli ausgestreut, Den Bauer mit reicher Ernte erfreut. In Bezug darauf, daß die Lichtarbeit Michaelis beginnt, sagt der Schlesier: Michel steck' da« Licht an, Da» Gesind' muß zum Spinnen Han. Soll in Schwaben die Weinlese gut werden so muß der Michel den Buttentragen und nicht der Galle (Galluitag, der 16. October). Besonder» weissagend für Wetter und Frucht barkeit deS nächsten Jahre» sind chie Sickävfel. Au« Schlesien (Görlitz) stammt der darauf bezüglich« Reim: Willst Du sehen, wie da« Jahr gerathen soll. So merk' Dir folgende Leh? gar Wohl: Nimm der Eichäpfel am MichaeliStag, An welchen man daS Jahr kennen mag, Haben sie Spinnen, so kommt ein bö« Jahr, Haben sie Fliegen, zeigt «in mittel Jahr fiirtyahr, *) *) -ine Mitteln»»«. Pilger erfüllt, dann dröhnt es wie fernes Wogengeräusch, welHe« von gellenden, schluchzenden, schreienden Stimmen übertönt wird. An den ehernen Thüren genannter Kirche sieht man die im elften Jahrhundert angefertigte Darstellung verschiedener Erscheinungen des St. Michael, darunter auch die schon er wähnte vom Jahre 493, als sich der himmlische Heere«fürst dem Bischof Laurentius von Sipouton in jener Höhle zeigte, worauf letztere in ein Heiligthum verwandelt wurde. Den Grundstein zur Kirche vor jener Höhle legte Laurentius am 29. September 493. Ein anderes Mal soll der Erzengel Michael auf der Engels- bürg in Rom erschienen sein. Di« Burg hat von diesem Er scheinen ihren Namen und wurde durch Gregor I. auf ihrer Spitze mit einer bronzenen Bildsäule de« Erzengel« Michael geschmückt Von diesen Engelserscheinungen leitet man die Feier deS Michaelisfestes ab. Die erste Nachricht des Erzengel« Michael erhielt der Prophet Daniel aus Persien, und wir wissen, daß die jüdische Ewgel- lehre in ihrer ausgebildeten Gestalt au« Persien bezogen worden ist. Nach Daniel 10, 13 ist Michael einer der vornehmsten Fürsten im Himmel und wird als „euer" Fürst, d. h. der Juden Fürst, bezeichnet. Unserem Erzengel Michael entspricht der per sische Bohumano, der oberste der persischen Schutzgeister. *Vohumano ist der Beschützer der Menschen und sorgt dafür, daß gute Gesinnung, Friede und Freundschaft unter den Menschen gewahrt werden. Er sitzt auf einem goldenen Throne, erhebt sich von demselben nur, wenn die Seelen der Frommen eintreten, denen er entgegensetzt, um sie zu der Stätte der Seligkeit zu geleiten. Dasselbe gilt auch von dem Erz engel Michael. Er ist oberster Fürst, König der Engel, Anwalt und Versorger Israels, seine Grundeigenschaften sind Güte, Gnade und Friede, er hat, wenn er bildlich dargestellt wird, eine Waage in der Hand, zum Zeichen, daß er Macht hat, die Seelen zu empfangen, ihre Verdienste zu erwägen und gerecht zu richten. Dann führt er die Frommen inS Paradies. Auch neckische Scenen finden sich in den bildlichen Dar stellungen, z. B. in Neapel. Michael trägt den schön gearbeitete» Panzer, ein rother, nach deutscher Sitte durchwebter Mantel fällt ihm von den Schultern herab. Die Flügel sind mit einem Pfauenfederschmuck versehen. Das Haupt ist entblößt, da« rothblondc Haar fällt wallend herab und rahmt ein milde«, gutmüthiges Gesicht von breiten Formen ein. Selbst die Teufel zeigen nordische Darstellungsweise, sie sind glatt, grau blau, affenartig gebildet, mit Hörnern, Ohren und zackige» Flügeln versehen. Besonders ist die neckische Art auffallend, mit welcher Michael sich mit diesen Teufeln herumschlägt. E« wird ihm schwer, seine sonst übliche Hoheit zu bewahren, wenn ihn hier ein kleiner Teufel am Gewände zerrt, dort ein anderer ihm den Schild zu entreißen sucht, ein dritter endlich siH in die Mantelfalte hüllt, diese mit den Krallen zusammenhält und höhnisch hinauslugt. Der Erzengel weiß nichts Anderes zu thun, als sein Schwert zu ziehen und die zudringlichen Geselle» zu verjagen. Am schönsten ist wohl Michael auf Memling'S Altarbild« in der Marienkirche in Danzig dargestellt. Michael steht da i» der vollen Pracht der goldenen Plattenrüstung und de« wallenden, nach deutscher Art reich gesäumten Mantels mit stattlicher Agraffe. Nur der Helm fehlt, denn daS Haupt de« ritterlichen Engels beschirmt das aus Juwelen geformte Kreuz. Die stattlichen Flügel endigen ebenfalls echt deutsch i» schillernden Pfauenfedern, die Linke hält die wohl^earbeitete ge räumige Waage. DaS Zünglein neigt sich merklich nach link«, mit ihm die Schale, in welcher der Gerettete betend die Hände erhebt. Die Höllenmacht ist in ihrem sich angstvoll windend« Vertreter in der rechten Schale überwunden. Zum letzten Mak holt der Erzengel aus, doch er kämpft nur mit geistlich« Waffen. Ein Stoß mit dem Kreuz, und die Sünde ist gerichtet. Vor einigen Jahren hat der deutsche Kaiser sämmtlich« deutschen Fürsten je ein Widmungs-Exemplar der nach seiner Angabe entstandenen Knackfuß'schen Zeichnung, welche den Sie« de» deutschen Michael über die die FriedenSwohlfahrt be drohenden Mächte der Finsterniß darstellt, übermitteln lass«. Der heilige Michael begleitete al» Schutzengel auch dt« Deutschen sichtbar auf einer Fahne in die Schlacht. So befand sich im Jahre 933 bei Heinrich s I. Sieg an der Unstrut über die Ungarn im Reichshauptbanner der Erzengel Michael. Unter Otto I. flatterte in der Ungarnschlacht auf dem Lechfelde 965 die Lanze des heiligen Erzengels Michael. Das christlich deutsche Schlachten- und Wallfahrcrlled, da« bis zur Zeit der Reformation al« KriegSlied vor der Schlacht gesungen wurde, lautete: 1) O! unbesiegbar starker Held — Herzog Michael! Führ' Du daS deutsche Heer in« Feld, -erzog Michael! Geschichte und Gebrauche desMichaelisfestes. Nachdruck rcrdoten. Aus den Anfang des October fiel das alte heidnisch ger manische Herbstfest, an welches sich später das christliche Michaelisfest anlehnte. Manchen Rest der alten Feier des heidnisch germanischen Hochfesttages finden wir noch in allerlei Gebräuchen, die sich bis heute in Deutschland, Frankreich, Groß britannien und den Nordländern erhalten haben. Daß die Michaeliszeit eine heilige Festzeit war, ergiebt sich aus folgenden Gebräuchen. Michaelisfeuer mögen in früheren Zeiten überall geleuchtet haben, heute treffen wir sie noch in der Eifel, an der Mosel. In Schweden brennen sie am Vorabend vor Michaelis. In Geroltstein in der Eifel ließ man bis 1816 ein angezündetes Rad von der Höhe bis in die Kyle laufen. Am Bache erwarteten zur Musik. In Wittlich und dessen Umgebungen (Moselgcgend) eilen die Jünglinge und Knaben am Vorabend vom Michaelisfeste auf die Berge. Sie tragen Pech- und Kien fackeln und ein Rad mit vielem Stroh umwunden. Diese werden auf der Höhe angezündet, und das Rad wird unter großem Geschrei und Jubel der Umstehenden den Berg hinab gerollt. Sobald das Rad im Laufen ist, jagen die Jünglinge mit den brennenden Fackeln ihm nach ins Thal, und man hält es für eine unglückliche Vorbedeutung für Den, welchem seine Fackel nicht erlischt. In der Stadt Prüm (Regierungsbezirk Trier) und Um gegend sammelten die Schulknaben Holz und anderes Brenn material, woraus sie dann große Feuer herrichteten. Dabei fanden auch Umzüge mit brennenden Besen statt. Auch für Süddeutschland ist das Michaelisfeuer nachweisbar. Zu Mus- dorf bei Roth am See (Mittelfrankcn) tanzten die Metzger von Abends 7 Uhr an um ein großes Feuer; und zu Steinberg (Oberamt Laupheim) tragen in der Michaelisnacht Kinder und Erwachsene an Stangen befestigte, brennende Strohbündel auf die Höhen der Umgegend und zünden Feuer an, es waren dieses die alten heidnischen Opferfeuer, denn das Michaelisfest als ältestes Herbstfest war zugleich ein Erntedankfest. Die Heiligkeit dieser alten herbstlichen Festzeit geht noch her vor aus dem Gebrauch, wonach man am Michaelistage in Ost- sricsland und im Erzgebirge kein Korn säen, überhaupt auf dem Felde nicht arbeiten darf. Wie hoch gefeiert der Michaelis tag schon 997 in Schweden war, geht aus der Valnaliotssage hervor, in der erzählt wird, daß Balnaliot, weil er an diesem Tage ein Stück Land unter zwei Brüder vertheilte, die darum gebeten, von Hall, der cs sah, wegen Entweihung Feiertages verklagt wurde. In Ulm zogen die Lehrer mit den Kindern srüher auf nahen Michaelisberg vor dem Frauenthor, wo ihnen «in gegeben wurde. In Würzburg feierten die Handwerker Tag durch ein Festmahl, wozu den Gesellen von den Meistern ein Lichtbraten gegeben werden mußte; die Gesellen fingen näm lich von dem Tage an bei Licht zu arbeiten, auch buk man an diesem Tage eine Wecke, Michelswecke genannt. Auch in Flandern bäckt man zum Michaelistag noch eine Art Weißbrot», Bollerte genannt, die man den Kindern Nachts heimlich unter das Kopfkissen steckt, damit sie dieselben am anderen Morgen beim Erwachen finden. Einen ähnlichen, aber doch in anderen Puncten wieder ver schiedenen Brauch treffen wir auf den schottischen Inseln. Die protestantischen Einwohner der Insel Skie haben auf MichaeliS tag einen Aufzug zu Pferde in jeder Pfarrei, und einige Familien backen Kuchen, welcher St. Michaelis-Bannock (d. i. Hafer- oder Erbsenmehl-Kuchen) heißt. Ebenso halten die Einwohner des Dorfes Kilbar in derselben Gegend auf Micha eliStag einen allgemeinen Umritt und ziehen so um die Kirche. Sobald diese Feier vorüber ist eilt jede Familie, nach alter Gewohnheit den „Michaelis-Kuchen" zu backen, von welchem an diesem Tage Familienglieder wie auch Fremde essen. Zu St. Kilda (Schottland) war es bis kürzlich unter den Insu lanern allgemeine Sitte, in jeder Familie auf den Michaelistag «inen Laib Brod oder einen Kuchen von Brod zu backen, un geheuer groß und von verschiedenen Bestandtheilen. Dieser Kuchen gehörte dem Erzengel und war nach ihm benannt. Ein Jeder in der Familie. Fremder wie Dienstbote, bekam seinen Theil von diesem Schaubrode und hatte somit einiges Anrecht gvf die Freundschaft und den Schutz St. Michaels. Besonders der letzte dieser Bräuche hat noch ganz den Charakter des alten germanischen Opfers bewahrt, nur daß an Stelle des heidnischen Gottes ein christlicher Heiliger getreten tst. Es ist wichtig, daß jedes Glied der Familie, mag eS nun eine hohe oder untergeordnete Stellung im häuslichen Kreise einnehmen, nicht nur berechtigt, sondern sogar verpflichtet ist, etwa? von dem Opfer^ebäck §u genießen. Auf diese Weise tritt t daS ganze Haus in die innigste Gemeinschaft zu der Gottheit! «ld wird der dem Opfer innewohnend« Heilkräfte theilhaftig. j
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