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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 28.11.1900
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1900-11-28
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19001128012
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1900112801
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1900112801
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- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1900
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Amtsblatt -es Königlichen Land- nnd Amtsgerichtes Leipzig, -es Rathes und Nolizei-Ämtes der Ltadt Leipzig. W. Mittwoch den 28. November 1900. Anzeigen-Preis die 6gespaltene Petitzeile 25 H. Necla men unter dem RedactionSstrich (»gespalten) 75 H, vor den Familiennach« richten (S gespalten) SO H. Tabellarischer und Ziffernsatz entsprechend höher. — Gebühren für Nachweisungen und Offertenannahme 25 H (excl. Porto). Extra-Beilagen (gefalzt), nur mit der Morgen-Au-gabe, ohne Postbesörderuug SO.—, mit Postbesörderuag 70.—. Aunahmeschluß für Anzeige«: Abend-AuSgabe: vormittag» 10 Uhr. Morgen-Au-gabe: Nachmittag» 4 Uhr. Bei den Filialen und Annahmestelle» je eine halbe Stund« früher. Anzeigen find stet» an die Expedition zu richten. Die Expedition ist Wochentags ununterbrochen geöffnet von früh 8 bis Abend» 7 Uh». Druck und Verlag von E. Polz in Leipzig. 94. Jahrgang. Wo bleibt das Völkerrecht? ?. v. Durch die Capitulation von Langensalza am 29. Juni 1866 gerieth das hannoversche Heer in Kriegsgefangenschaft. Ein Friede zwischen dem Könige von Preußen und dem Könige von Hannover wurde nicht geschloffen. Statt dessen erfolgte am 20. September die Besitzergreifung Hannovers durch Preußen. Das hannoversche Heer sah sich aufgelöst. Mann schaften und Officiere wurden entlassen, die Osficicre mußten sich verpflichten, in dem damaligen Kriege nicht gegen Preußen zu dienen. Unmittelbar nach Abschluß des Frankfurter Friedens, wenn nicht schon nach der Unterzeichnung der vorläufigen Ab machungen, bewerkstelligte die deutsche Heeresleitung die Frei gabe und Rückbeförderung der französischen Gefangenen. Ein Krieg kann beendet werden entweder durch eine Kund gebung des obsiegenden Staates, daß er das Gebiet des unter legenen Theiles einverleibt hat, oder aber durch einen Friedens vertrag. In jedem Falle sind unmittelbar nach dem Abschluß des Krieges, erfolge er nun in der einen oder anderen Form, die Kriegsgefangenen frei zu geben. So gebietet das Völkerrecht. Auch in dieser Hinsicht setzt sich England über die Be stimmungen des Völkerrechts hinweg. Vor einigen Wochen erklärte England in aller Form und auf das Feierlichste die Annexion der Boerenrepubliten. Hiermit war der Krieg beendet und der Abschluß eines Friedensvertrages entfiel in Ermangelung eines zweiten vertragschließenden Theiles. Dagegen ließ sich formell nichts einwenden. Nach der Verkündigung der Annexion der Boerenrepubliken war aber England verpflichtet, zu thun, was Preußen nach dcr Annexion Hannovers that: das kriegsgefangene Heer zu entlasten. Dazu trifft England noch nicht einmal die ersten Vorbe reitungen. Die englische Regierung handelte bereits willkürlich, als sie die gefangenen Boeren anfangs wie Verbrecher in alte, ungesunde Schiffe sperrte, und ferner, als sie die Tausende dieser Boeren weit ab von ihrer Heimath nach St. Helena und Ceylon schaffen ließ. Im Augenblicke der feierlichen Annexion der Boerenrepubliken durch England waren diese Kriegsgefangenen nach dem Völkerrechte frei. England hatte die Pflicht, sie über dies nach ihrer Heimath, mindestens nach Kapstadt, zurückzu befördern. England zögert, diese Pflicht zu erfüllen, obschon seit der Annexion mehrere Wocheno ergangen sind. Wie lange will England diese Kriegsgefangenen noch auf St. Helena und Ceylon festhalten? Monate oder Jahre, oder gar auf Lebenszeit? Wie es scheint, möchten die Engländer bei der Annexion der Boerenrepubliken nur das Land übernehmen und sich die Leute möglichst vom Halse schaffen. Das war in der modernen Zeit noch nicht da. Ehedem bethätigte solche Praxis Tamerlan, der an der Spitze seiner Hunnenschaaren zuerst die Bevölkerung umbrachte, dann ihr Eigenthum raubte und schließlich das Land behielt. Abgesehen davon, wird die Lage der Kriegsgefangenen auf St. Helena und Ceylon geradezu unerträglich. Auch dort werden sie wie Verbrecher behandelt, cs wird ihnen unmöglich gemacht, Nachrichten von sich nach der Heimath gelangen zu lassen. Das ist nicht nur völkerrechtswidrig, sondern geradezu barbarisch. Merkwürdiger Weise ist diese neue Verletzung des Völkerrechts durch England noch nirgends festgestellt und erörtert worden, ob wohl auch andere Länder in Mitleidenschaft gezogen werden. Finden sich doch unter den gefangenen Boeren auf St. Helena und Ceylon auch Deutsche, Franzosen, Oesterreicher u. s. w. in nicht unerheblicher Zahl. Hoffentlich wird der Reichsregierung Veran lassung gegeben werden, im Reichstag ihre Stellung zu dieser Angelegenheit darzulegen. Vielleicht findet es die Reichsregierung für zweckmäßig, sich schon jetzt darauf vorzubereiten. Zunächst wäre zu ermitteln, wie viel Kriegsgefangene deutscher Nationalität sich auf St. Helena und Ceylon befinden, wieviel davon die deutsch« Reichsangehörigkeit besitzen oder sie aber, wenn auch naturalisirt, noch nicht verloren haben, genug, wieviel deutsche Kriegsgefangene auf St. Helena und Ceylon vorhanden sind, deren Freigabe die Reichsregierung auf Grund des Völkerrechts zu verlangen be rechtigt und verpflichtet ist. Und dann wäre die Reichsregierung zu befragen, was sie zu thun gedenkt, um die Befreiung dieser Gefangenen zu bewirken? In der Aussprache darüber wäre den deutschnationalen Mitgliedern des Reichstages Gelegenheit ge geben, sich über das völkerrechtswidrige Verhalten Englands auch in dieser Sache zu äußern und die Engländer an ihre Pflichten zu erinnern. Natürlich wird man in England den Versuch machen, sich zu entschuldigen; man wird auf die Fortdauer des Guerillakriege hinweisen, man wird "sagen, die Freigabe der Kriegsgefangenen und ihre Rückbeförderung nach Capstadt werde die noch kämpfen den Boerenschaaren vermehren. Diese letztere Annahme ist ernst lich zu bezweifeln. Gerade die zurückkehrenden Kriegsgefangenen dürften des Kampfes müde sein und friedliche Bestrebungen unterstützen. Dann fragt sich auch, ob sie nach ihrer langen Gefangenschaft nicht körperlich und geistig zu sehr zuruck- gekommen sind, um überhaupt noch ins Feld rücken zu können. Aber selbst wenn die Bedenken der Engländer begründet sein, wenn die freigelasicnen und zurückbeförderten Boeren zu den kämpfenden Schaaren stoßen und die Engländer aufs Neue be kriegen sollten, selbst in diesem Falle wären die Engländer ver pflichtet, die allgemein anerkannten Bestimmungen des Völker rechts durchzuführen und die Kriegsgefangenen frei zu geben. Wollten sie dieser Möglichkeit vorbeugen, so hätten sie nicht gar so voreilig die Annexion der Boerenrepubliken verkünden dürfen. Das war ein Fehler, der sich nun bitter rächt. Die Wirren in China. Das Ultimatum der Gesandten. Die „Times" bericktcn auS Peking unter dem 26. No vember: Die Gesandten, einschließlich de» russischen, stimmten zwei weiteren Vorschlägen zu, die früher infolge Mangel» an Einmülhigkeit abgelebnt worden waren, nachdem sie einigen Abänderungen unterzogen worden waren. Der eine Vorschlag geht von dem englischen Gesandten an» und verlangt, daß China der Umarbeitung der Handelsverträge rustimme. Der andere Vorschlag, der vom italienischen Ge ¬ sandten gemacht wordea ist, g«ht dahin, daß China sich von den Mächten al» Garantie für die Bezahlung der Entschädigung der für nöthig erachteten Finanzcontrole unterwirft, die in einem internationalen Controlamtc, ähnlich der ezyptischen Casse der Staatsschuld oder der Verwaltung der ottomanischen Staatsschuld, besteht. Die Berzögerun g der Ueberreichung der gemeinsamen Note, die auf die heimischen Regierungen zuriickzuführen ist, trägt viel zu den Schwierigkeiten der Lage bei und verschlimmert die Störungen im Handel und in den Finanzen, besonders binsichtlich der Eintreibung der inländischen Steuern. Da die Finanzlage jetzt sorgsam überwacht wird, sind die Zahlungen für die bestehenden Anleihen für December und Januar gesichert, doch dürfte später eine zeitweise Ein stellung der Schuldentilgung nicht unmöglich sein. Luertreiderete» Amerikas. Der amerikanische Botschafter bat am Sonnabend dem Staatssekretär des Auswärtigen Freiherr« v. Richthoscn eine auf die chinesische Frage bezügliche Note überreicht. Mit teilungen über den Inhalt dieser Note werden hier nicht gemacht. AuS der Bemerkung einzelner Blätter aber, daß die Hinrichtung des Prinzen Tuan und anderer Rädelsführer lediglich eine Frage der Zweckmäßikgeit sei, läßt sich wohl auf den Inhalt der Note und ihren Eindruck einen Schluß ziehen. Die „Natioual-Zkg." zwar verbreitet: „Der deutsche Staaissekrelär nahm die Note in der übliche» Weise entgegen, ohne sich über den materiellen Inhalt zu äußer». Die Meldung eines hiesige» Blattes, der amerikanische Botschafter habe im Namen seiner Regierung bei einer Unterredung mit Frei herrn v. Richihofen zu bedenken gegeben, ob es nicht rüthlich sei, die Forderungen an China zu ermäßigen, und die Aufnahme der aiuerlkanifchen Anregung gestatte Len Schluß, daß Deutschland sich einer solchen Abänderung nicht widersetzen werde, ist iu ihrem zweiten Tdeile jedenfalls unzutreffend. Deutschland erachtet sich bis aus Weiteres durch das Avkommen der Geiandlen in Peking über die au China zu richtende unwiderrufliche Entscheidung sür ge bunden. Mittheilungen über den Inhalt der amerikanischen Note zu machen, muß der Uniousregierung oder ihren diplomatischen Vertretern überlassen bleiben." Der „Voss. Z^." wird au» London, 27. November, depeschirt: Eine Washingtoner Drahtmetdung der „Daily Cbronicle" vom 26. d. M. besagt, die amerikanische Regierung habe den Mächten nicht eine gleichlautende Note, onvern lediglich Abschriften der an Conger gesandten Weisungen übermittelt, damit die Mächte daraus die Haltung der Vereinigten Staaten kennen lernen mögen. Conger wurde benachrichtigt, daß Amerika, wenngleich eS ich vom Concerte der Mächte nicht lossagen wolle, doch dagegen sei, daß die Forderungen an China in Form eines Ultimatums gestellt werden, dem China nicht Folge leisten könnte. Die amerikanische Re gierung verlange keineswegs Milde für die Leiter des Boxer ausstandes, noch wolle sie versuchen, diese zu schirmen, sie wolle sich aber auch nicht bloßftellen durch Ueberreichung eines Ultimatums, daS Cbina, wie sie wisse, unbeachtet lassen würde. Conger wurde mitgetheilt, die amerikanische Regierung erachte eS nicht für nothwenbig, daß alle schuldigen Rädelsführer geköpft werden, vielmehr halte sie eine mäßige Entschädigung für hinreichend. Bis zum letzten Sonnabend hat, so fährt die Washingtoner Drahtmeldung fort, die amerikanische Re gierung Grund für die Annahme gehabt, daß die Mehrzahl der Mächte ihr Verfahren billigen würde. Die heute ein gegangenen Depeschen weisen indes darauf hin, daß die europäischen Mächte sich nur mit den drastischsten Maß nahmen gegen China zufrieden geben würden. Dies betrachte die Washingtoner Negierung al« einen Irrweg, der die Lage nur noch weiter verwickeln könnte. * Washington, 26. November. („Reuter's Bureau.") Der deutsche Botschafter v. Holleben hatte eine längere Besprechung mit dem Staatssekretär Hay. Tie mikttiirtsche Action. Laut einer Meldung des Feldmarschalls Gras Walder- see erreichte die Colonne Aork am 19. November Kalgan und trat am 23. November den Rückmarsch an. Von Tientsin auS unternahm Oberstleutnant v. Arnstedt mit einem kleinen Detachement eine Strafexpedition nach Wutsinghsien und Nantsaitsung, 55 und 40 tcm nordwestlich von Tientsin. DaS erste Bataillon deS 2. ostasiatischen Jnfanterre-Regiment» in Shanghaikwan ist durch Etappentruppen abgelöst worden und marschirt direct nach Peking. HungerSnoth in Scheust. Die „Morning Post" erhält «in Telegramm ihres Special- Correspondenten m Shanghai des Inhaltes, daß die Hungers- noth in Schenst (von deren Eintritt wir bereits vor einiger Zeit Kenntniß nahmen) jetzt so acut geworden ist, daß die Bevölke rung sich nur noch von Laub und Wurzeln ernähren kann. Die Kaiserin-Wittwe hat daraufhin angeordnet, daß die Vorraths- kammern in Singanfu, in denen das Tributgetreide aufge speichert ist, geöffnet werden, aber Dank der Corruption ihrer eigenen Anhänger sind die Speicher nur zum geringen Theil ge- füllt, und waS vorhanden ist, reicht höchstens aus sechs Woche» aus. Die Kaiserin-Wittwe ist, nach anderer Quelle, jetzt voll ständig gebrochen und infolge der Anstrengungen, Entbehrungen und Enttäuschungen schwer erkrankt. Es ist erinnerlich, daß sie bereit» zur Zeit der Flucht von Peking ernstlich unwoyi war, und es ist nicht ausgeschlossen, daß die Sache diesmal Ernst wird. Stirbt dir Kaiserin, so sind dir Tage Kwangsy's voraus sichtlich auch gezählt, denn es ist affines Geheimniß, daß sie allein das einzige Hinderniß ist, welches sich T u a n und Tung- Fu-Srong immer bei dem Plane, den Kaiser umzubrinzen, in den Weg stellt«. In welcher GemüthSverfassung sich die Kaiserin befinden mag, geht auS dem Umstande hervor, daß sie, allerdings ist eS „Reuter", der das meldet, angeordnet hak, daß die Fabri kation moderner Gewehre u. s. w. sowie deren Verwendung im Krieg von jetzt ab unterbleiben soll, da diese Waffen sich gegen die Fremden nicht bewährt haben. Wahrscheinlich ist diese Nachricht, wie die Kabel-Correspondenz mittheilt, auf die That fache zurückzuführen, daß in Canton seit einigen Wochen eifrig an der Herstellung von Handfeuerwaffen ältesten chinesischen Stile- gearbeitet wird, und daß diese Donnerbüchsen, die sür Niemand gefährlich sind, als für den, dcr sie trägt, massenhaft ns Innere geschickt werden. Interessant ist übrigens noch, was „Laffan" über den Ge- ündheilszustand der verschiedenen Contingente in Norochina elegraphirt, weil sich varin die bemerkenswerthe Aussage indet, daß die deutschen Truppen zwar am Besten mit allen hygieinischen Dingen ausgerüstet sind, aber trotzdem die meisten Kranken haben, während die Japanesen, die sich überhaupt nicht in Acht nehmen, weder Typhus noch Dysenterie zu verzeichnen hatten. Trupptn-TranSportdampfer nach China „Wittekind" (N. D. Lloyd) l5. „H.H.Mcier"(N. D. Lloyd) 17 „Frankfurt" (N.D.Llovd) 19 „Gera" (N. D. Lloyd) 23 „Dari»stadt"(N. D. Lloyd) 22 „Hannover" (N.D. Lloyd) 29 „Valdivia" (Hamb. A.L.) 22 „Dresden" (N.D.Lloyd) 26 „Straßburg" (N. D.Llvyd) 25 „Rhein" (N.D.Lloyd) 26 Nov. in Taku. - von Port Said (Heimreise). - von Moji. - in Nagasaki. - von Pcrt Said (Heimreise). - von Moji (Heimreise). - in Kobe. - in Nagasaki (Heimreise). - in Tsingtau. - Perim passirt (Heimreise). Der Krieg in Südafrika. Krüger in Paris. Das Bureau des Pariser GemeinderatbeS und da» Bureau desGeneralratbes statteten gestern Vormittag dem Präsidenten Krüger einen Besuch ab und versicherten ihn der Hochachtung und Verehrung der Pariser Bevölkerung. Präsident Krüger dankte der Municipaiilät. Der Empfang war ganz privat und sehr kurz. Die Mitglieder der beiden Körperschaften begaben sich hierauf nach dem Ralhhause, wo ie den Besuch Krügers erwarteten. * Paris, 27. November. (Telegramm.) Begleitet von dem Gesandten vr. Leyds, dem Delegirten der Boeren Fischer und einem Tolmetscber, begab sich Präsident Krüger heute Vorinit'ag 9 Uhr in daH Ministerium deS Innern, um den Ministerpräsidenten Waldeck-Rousseau zu besuchen. Die Unterredung dauerte zehn Minuten. Der Ministerpräsident erwiderte al-bald Len Besuch. — Bei der gestrigen Audienz der „Liga für Menschenrechte" wurde dem Präsidenden Krüger eine mit 25 000 Unterschriften ver- ehcne Adresse überreicht, in dcr gegen den von England herauf beschworenen Krieg protestirt wird. Ein kühnes Reiterstückchen. Aus Lourenzo Marques, 8. October, schreibt man der „Frkf. Ztg": Ueber folgende That von 1 Deutschen auf dem üvafrikanischen Kriegsschauplätze möchte ich noch nachträglich berichten. Am 14. August kam ein reitender Bote zu dem Commandanten deS Ausländer-CorpS Dr. Krieger (ein in Carolina ansässiger deutscher Arzt) und überbrachte die Nach richt, daß die Engländer in Carolina einrückten, die Frau des Commandanten gänzlich ohne Lebensmittel, und im Orte selbst nichts mehr käuflich zu haben sei. Sofort er klärten sich vier Herren des Corps, und zwar Deutsche, bereit, Nachts eine Patrouille nach Carolina reiten zu wollen, um der Frau des Commandanten Lebensmittel zu bringen. Es waren dies: v. d. Lippe (Leutn. im 11. Husar.-Regt.), v. Schell (Leutn. im 1. Gardc-Artill.-Regt.), du Plat auS Hannover und Max Teinert aus Breslau. Nach 6stündigem Ritt, vorbei an der wie immer schlafenden Boeren- wache, vorbei auch an der schlafenden englischen Brandwache, welche an der Mine vor Corolina lag, langten die vier Reiter gegen 3'/« Uhr Morgens in Carolina an. Schnell wnrden die Lebensmittel bei der er freuten Frau deS Commandanten abgeladen, den Pferden eine Ruhepause vou ca. 20 Minuten gegönnt, und zurück ging eS im scharfen Ritt und im Schutze der Dunkelheit. Die englische Brandwache schlief noch immer, und unbehelligt kamen die vier Reiter vorbei. ES lagen in Carolina 2000 Mann der von Süden heraufkommenden Armee BnllerS. Nach mekr als 12stündigem Ritt, auf groß:« Umwegen ge langten die vier kühnen deutschen Reiter wieder wohlbehalten im Lager an, freudig begrüßt vom Commandanten und dem ganzen CorpS. Die Mtnenintzuftric. Aus Johannesburg, 22. October, wird der „Köln. Ztg." von n i ch t - boerischer Seite berichtet: Es vergeht kaum eine Woche, wo man nicht an irgend einer Himmelsrichtung die Kanonen donnern hört, mehr oder weniger ergebnißlose Schar mützel mit vereinzelten Boerenbanden, die immer noch durch das Land ziehen, und man kann gar nicht absehen, wie dieser unglück liche Krieg so bald zu Ende kommen kann. Dabei sind die Verkehrs verhältnisse so schlecht wie nur je, da die Bahn alle pq^r Tage irgendwo unterbrochen ist. Wenn nur einmal dec Kampf auf den nördlichen Theil Transvaals beschränkt werden könnte, dürfte uns die Sache gleichgiltig sein, aber die Boeren scheinen immer wieder neue Vorstöße gegen den Süden zu machen und zeigen eine Ausdauer, die man ihnen nach ihren früheren Leistungen nicht zugetraut hätte. Allerdings besteht wohl die Mehrzahl der jetzt noch im Felde stehenden Boeren aus absoluten Desperados, deren Farmen nicdergebrannt sind, die Hab und Gut verloren haben, und aus Rebellen aus der Capcolonie, kurz aus Leuten, die nichts mehr zu verlieren haben. Fremde sind kaum noch bei ihnen. Da- Schlimmste ist, daß bei diesem Zustande der Un sicherheit an eine Wiederaufnahme der Minenindustrie vorläufig gar nicht zu denken ist. Es wäre ja möglich, die weißen Beamten und Arbeiter wieder herauf zu dringen, aber, um die Minen wieder in Thätigkeit zu bringen, sind mindestens 100 000 Koffern nothwenbig. Diese sind durch den Krieg derartig verängstigt, daß nicht viele von ihnen hierher zurückkommen werden, so lange noch ein einziger Schuß in Transvaal abgefeuert wird. Das sind wahrhaft trostlose Aussichten, und dazu kommt noch, daß, bevor man die Rückkehr einer solchen Menge von Menschen er laubt, erst in dieser vollkommen ausgehungerten Stadt für eine ausgiebige Anhäufung von Lebensmitteln gesorgt werden muß, was bei den eingleisigen, schmalspurigen Bahnen nur allmählich geschehen kann, selbst wenn man die häufigen Verkehrsstörungen nicht in Betracht ziehen will. Wenn die Engländer nach der Einnahme von Johannesburg und Pretoria hier großmüthig, vergessend, versöhnend, dabei allerdings streng, aber nicht die Menschen wegen der Vergangenheit kleinlich verfolgend, aufge treten wären, so wie man es von einer Nation mit solch groß artiger geschichtlicher und colonialer Vergangenheit erwarten durfte, so wäre heute die Pacificirung und Einverleibung Trans vaals vollendet. So wie aber jetzt die Sachen hier liegen, hat England wenigstens drei Viertel auch von denjenigen von sich gestoßen, welche ihnen bei dem Einzuge entgegenjubelten, und unter der niederländischen Bevölkerung ganz Südafrikas eine tiefe und jedenfalls lang andauernde Erbitterung geschaffen, die bei etwas Großmuth und Staatsklugheit leicht hätte vermieden werden können. Tie Ausweisung der Deutschen aus Transvaal sind durch die Rede des Abg. Hasse im Reichstage und durch die sehr matte Erwiderung des Staatssekretärs Frhrn. von Richthofen wieder in den Vordergrund der allgemeinen Aufmerksamkeit gerückt. Eine hiesige Zeitung veröffentlicht zur Beleuchtung der Behandlung, die die Ausgewiesenen erfahren haben, den Wortlaut einer Eingabe, die im September aus Vlissingen abgesandt ist: „Tas kaiserliche Auswärtige Amt bitten die unterzeichneten deutschen Reichsangehörigen, ihre in Folgendem näher begründe ten Ansprüche auf Schadenersatz bei der britischen Regierung zu vertreten. Wir sind durch die Maßregeln der britischen Regierung ge zwungen worden, Transvaal zu verlassen, obgleich ein Theil von uns an dem südafrikanischen Kriege überhaupt nicht theil- genommen hat, ein anderer Theil zwar gefochten, dann aber in Folge einer von Seiten der Engländer erlassenen Proclamaüon die Waffen niedergelegt hat. Wir haben denn auch gegen Zahlung von 2 Schilling 6 Pence und nach Ableistung des Neu tralitätseides einen englischen Paß erhalten und sind für frei erklärt worden. Seit Ende Juni jedoch begannen die britischen Behörden Aus länder zu verhaften und auszuweisen und zwangen dadurch auch die Nichtverhafteten, dem Lande den Rücken zu kehren. Wir protestiren gegen dieses Verfahren an sich, noch mehr aber gegen die Ärt und Weise, wie es im einzelnen Falle durchgeführt ist. Wir führen in der Anlage zwei Beispiele an, da wir nicht alle nach derselben Regel, sondern sehr ver schieden behandelt sind. Es wurde uns zumeist keine Zeit ge lassen, unsere Angelegenheiten zu ordnen. Auch durften wir nur wenig Freigepäck mitnehmen (20, in einzelnen Fällen 30 englische Pfund), so daß wir einen großen Theil der Sachen an unseren bisherigen Aufenthaltsorten zurücklassen mußten. Wir erhielten zwar Fahrkarten dritter Classe, mußten aber zu meist 4—6 Tage trotz Kälte und Regen im o f f e n e u K o h l e n w a g e n zubringen, ohne daß auch nur im Geringsten für unsere Verpflegung gesorgt wurde. Außerdem liefen wir wegen der unsicheren Verhältnisse nicht geringe Lebens gefahr. Unsere Hauptbeschwerde richtet sich gegen die uns von East London ab zu theil gewordene Behandlung. Hier wurden wir Alle ohne Unterschied als „arrogteci »nä prisoners" behandelt und unter militärischer Bedeckung an Bord der „Braemer Castle" gebracht. — Die Frauen und Kinder wurden in der 3. Classe, alle Männer aber im Zwischendeck untergebracht, wo sie während der ganzen Reise in Hängematten schlafen mußten, die dicht nebeneinander angebracht waren. Wir konnten uns weder gegen Ungeziefer noch gegen D'ebe schützen. Erst auf erhobene Beschwerde hin erfuhren wir einige, aber wenige Erleichterung. Die meisten hatten ihre mehr als noth- dürftige ReiseauSrüstung in East London zu vervollständigen gehofft, aber sie erhielten keine Erlaubniß, in der Stadt Einkäufe zu machen. Das Essen war theilweise ungenießbar. Wir hatten zwar Gelegenheit, Nahrungsmittel zu kaufen, oder in der 2. Classe Unterkunft zu finden — aber nur auf eigene Kosten, während die Holländer wenigstens vom Stationsvor st eh eraufwärtsfreieFahrtinder 2. Classeer- hielten. Viele von uns wollten auf eigene Kosten reisen, weil sie ein besonderes Reiseziel im Auge hatten (Capstadt, Ost afrika, Amerika u. s. w.), wurden aber gegen ihren Willen nach Vlissingen gebracht. Wir fügen hinzu, daß das britische Gouvernement nach der aus drücklichen Erklärung des kaiserlich deutschen Consulats in Johannesburg uns unsere Freiheit gewährleistet hatte. ES war eine Frei heitsentziehung und Kränkung unserer Ehre zugleich, wenn wir, wie mehreremale ausdrücklich versichert worden ist, während der Fahrt als prisonar« angesehen und behandelt wurden. Wir er hielten demgemäß auch keine Erlaubniß, in Las Palmas an Land zu gehen. Außerdem verloren wir kostbare Zeit dadurch, daß der enge Dampfer vom 1. bis 16. August in East London vor Anker lag und nicht weniger als 28 Tage Fahrzeit gebrauchte. Wir erheben daher Anspruch aufErsatzdeSSchadens, der uns verursacht ist: 1) dadurch, daß wir aus sicherer Stelle gerissen, 2) dadurch, daß wir keine Zeit fanden, unsere An gelegenheit zn ordnen, 3) durch den Verlust eines großen TheilS unseres Eigenthums, 4) durch die Verzögerung der Reise, 6) durch die uns an Bord erwachsenen Kosten, 6) durch die in East London stattgefundene Freiheitsberaubung, die unS mate riell und moralisch geschädigt hat. Wir beauftragen die Herren Eberiu», Hartmann, "Henkel, Jacobs und Schneider, dem kaiserlichen Auswärtigen Amte unsere Bitte um Vertretung unserer Interessen schriftlich oder mündlich vorzutragen und sind zu jeder weiteren Auskunft erbötig. Wir verbleiben der hohen Behörde ergebene (folgen die Namen)." Diese Ergänzung ähnlicher, von unS früher mitgeiheilter Berichte stimmt, wie die „Tägl. Rundsch." mit Recht hervor hebt, schlecht zu der gleichmüthigen Darstellung des Herrn von Richthofen. Das Auswärtige Amt wird also Gelegenheit haben, zu zeigen, ob daS „Avis Oorruayus smn" nur eine Redensart bleiben soll.
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