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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 29.11.1900
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1900-11-29
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19001129023
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1900112902
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1900112902
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Bemerkung
- Images teilweise schlecht lesbar
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1900
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Amtsblatt des Königlichen Land- und Amtsgerichtes Leipzig, des Rattjes nnd Nolizei-Ämtes der Ltadt Leipzig. Donnerstag den 29. November 1900. Anzeigen-Preis öle gespaltene Petitzeile 25 H, Neclamen unter dem NedactionSftrick s4 gespalten) 75 vor den Familiennach- richten (P gespalten) SO H. Tabellarischer und gifserusatz entsprechend böher. — Gebühren für Nachiveisungen nnd Offertenaniiahme 25 (excl. Porto). Extra-Beilagen (gefalzt), nur mit der Morgen Ausgabe, ohne Postbesörderung SO.—, mit Postbesörderung .Si 70.—. Ättnalimeschlnß für Iiozeizev: Abend-Ausgabe: Bormittags 10 Uhr. Margen-AuSgabe: Nachmittags 4 Uhr- Bei den Filialen und Annahmestellen je ein« l-albe Stunde früher. Anzeigen sind stets an die Expedition zu richten. Tie Expedition ist Wochentags ununterbrochen geöffnet von früh 8 bis Abends 7 Uhr Druck uud Verlag von E. Polz in Leipzig. 94. Jahrgang. Die Wirren in China. Der kaiserliche Hof. „Morninz Post" berichtet anS Peking unter dem 27. November: Nachdem die Gesandten erklärt baden, sie seien mit dem jüngsten Erlasse dcS Kaisers Kwangsü, in dem die Bestrafung der schuldigen Beamten angeordnet wird, nicht zufriedengestellt, richteten Li-Hung-Tschang und Prinz Tsching an den Kaiser ein Telegramm, in dem sie darauf aufmerksam machten, daß die Gesandten weiter gehende Maßnahmen verlangt Kälten, als in dem Erlasse vorgesehen sei, und ferner darauf hinwiesen, daß entwever der Kaiser selbst nach Peking zurückkcbren oder Jemand bestimmt werden müsse, der für ihn in Peking handeln könne. Schließlich wird in dem Pro gramm betont, daß die Admirale auf dem Aangtse Bor kehrungen träfen, die Absendung der für den Hof in Singanfu bestimmten Lebensrnittel zu verhindern. Auch der Picekönig Lie-bun-ji hat sich an den Hof gewandt und sich in einer Denkschrift über die Thätigkeil der Admirale verbreitet. Tie socialdcutokratische HunncnkomöLie. Da die Beralhungen im Reichstag über die deutsche Ehinaexpedition der socialdemokratischen Agitation alle sach lichen Einwände ans der Hand geschlagen, verlegt sich bas socialdemokratische Ccntralorgan auf die weitere Veröffent lichung von „Hnnnenbriefen". Ein Musterexemplar davon wird beute der Ehre gewürdigt, an leitender Stellt den „Vorwärts" zu zieren. DaS Blatt versichert, daß ein Zweifel an der Echtheit nicht obwalten könne, da daS Original auf chinesischem Papier Vorgelegen, und daß es den Brief „in originaler Orthographie und Interpunktion" wiedergebe. Wer daraufbin den Brief liest, findet zunächst, daß selbst daS socialdemokratische Centralorgan eS für nolh- wendig erachtet bat, verschiedene Stellen, die sich weder mit Boxern, noch mit Chinesen, noch mit den Thalen der deutfchen Truppen, sondern lediglich Vorgängen beschäf tigen, die nicht nur in China, sondern überall natürlicher Weise vorkommen können, nur durch Puncte zu kennzeichnen. Berräth die, wie der „Vorwärts" sagt, „originale" Recht schreibung und Interpunktion, daß der Verfasser des Briefes von alleruntergeordnetster Schulbildung ,st und nicht einmal den Anforderungen der Volksschule genügt, so lassen diese Aus lassungen nach den vorangegangenen Kraftstellen auf eine Roh heit des Ausdrucks und der Gesinnung des Schreibers schließen, daß Niemand durch solche Briefe von vornherein mehr diScredi- tirt und unglaubwürdig erscheint, als der Verfasser eines solchen, in den ordinärsten Worten und Wendungen sich ergehenden Schreibens selbst. Zu diesem Urtheil muß selbst ein abgehärteter Leser deS „Vorwärts" kommen, wenn ibm die bezeichnende Stelle präsentirt wird, daß „wir" — nämlich der Verfasser des kostbaren Briefes — „bald keine Gewehre mehr gebrauchen", weil er schon fünfzig Meter gegen den Wind etwas Anderes besorge. Da der „Vorwärts" nicht prüde ist, kann man sick ungefähr vorstellen, waS für eine Gemeinheit durch die darauf folgenden, eine Auslassung audeutenven Puncte unterdrückt rvcrden mußte. Dieser Brief ist dem „Vorwärts" im Original zngängig gemacht worden, was darauf schließen läßt, daß der Ver fasser — worauf ja auch die ernsthafte Verwerthnng des Schreibens schließen läßt — in der Clientel des social demokratischen CentralorganS selbst zu suchen ist. Betrachtet man unter diesem Gesichtspunkt die weiteren Thaten, wovon dieser Held vermeldet, so liegt die Vermuthung mehr als nabe, daß er in China die Endziele des social demokratischen Programms, die Expropriation der besitzenden Classen und die allgemeine Gütertheilung aus seine Art in Anwendung zn bringen sich für berechtigt gehalten bat. Und so besagt folgerichtig der Brief unter Wahrung der „origi nalen" Schreibweise: „Alles was nur hier in China ist ge hört unsere, Gold ist nicht da aber Silber und Seite wir geben in die Häuser mit Gewehr nehmen was uuß gefällt und gehen wieder, brummt der Chinese so bekommt er noch eine mit dem Kolben auf den Palch das er unswegen in 24 Stunden stirbt." Das ist eine der markantesten Stellen, die daS social demokratische Organ durch Fettdruck hervorhebt, indem cS den Namen deS sich also verrathenven nnd bramarbasirenden Banditen unter seinen Schutz nimmt. Und da kann er auch bleiben. Tenn weder die bürgerliche Gesellschaft noch das Heer dulden derartige Individuen in ihrer Mitte. Hier handelt eS sich um Plünderung und Tödtung, und darüber sagte der Kriegsminister am 19. November im Reichs tage nach Ausweis des amtlichen Stenogramms wörtlich: „Auf Plünderung und Tödtung steht nach dem Militär strafgesetzbuch der Tod"; die Sacke würde mithin für die Betreffenden eine sehr ernste Wendung nehmen können. Wie er weiter mittbeilte, hat eine Depesche des Conimandeurs des Expeditionskorps, die auf Anfrage Anfang voriger Wocke in Berlin eingegangen ist, die Auskunft enthalten, daß auf Grund der gesetzlichen Bestimmungen verfahren wird und vorgekommene wenige Ausschreitungen unnacksicktlich geahndet worden sind — soweit sie nicht hinter dem RedactionS- geheimniß deS socialdemokratischen Centralorgans eine Zu flucht finden. Vom Kriegsschauplätze. * Berlin, 28. November. Nach einer Meldung des Feld- marschallS Grafen Waldersee vom 25. d. sollte die Colonne Mühlen fels an diesem Tage in Peking rintrekfen. — Bom 27. meldet der Feldmarschall: „Die zahlreichen, von allen Nationen unter- nommrnen Strrtfzüge scheinen allmählich die gewünschte Be ruhigung deS Landes herbeizusühren. Häufig bitten abgelegene Dörfer um Schutz Le: Truppen gegen die Boxer. * Peking, 28. November. Eine kleine Abteilung Franzosen nahm am 21. d. M. nach einem lebhaften Kampse Talitotfchon, südwestlich von Paotingfu. Die Verluste de- Feindes sind beträcht lich. Die Franzosen hatten etwa 10 Verwundete, darunter drei schwer Verletzte. Der Krieg in Südafrika. Krüger i» Paris. Ueber den Besuch des Pariser Gemeinderaths von Paris wird noch berichtet: Krüger batte sitzend zugehört. Nun erhob er sich und hielt folgende Ansprache: „Ich danke für Ihre beredten Worte und warmen Gefühle, die Sie mir aus drücken. Seit meiner Ankunft in Marseille ist cs förmlich eine Fluth von Enthusiasmus, welche mich hierher ge tragen hak. Ich bin insbesondere dankbar der Re gierung der Republik für die Art und Weise, wie sie mich empfangen, und kann nicht genug Dankbarkeit empfinden dem Stadtrathe gegenüber für Alles, was er gethan, und überdies für das, was er tbun wollte. (Stür mischer Beifall.) Ich bin voll Rührung darüber, weil dieser Enthusiasmus vollständig von Gefühlen inspirirt ist, welche meiner Trauer und dem Unglücke meines Vaterlandes gelten. Ich bin hingerissen von dem Empfang, welchen mir die Pariser Bevölkerung bereitet. DaS Boerenvolk ist keine Nation von Besiegten, sondern eine Nation von Kämpfern; es kämpft noch und wird noch lange kämpfen. Wenn mein Volk die Zurufe hören könnte, mit welchen sein Präsident umjubelt worden ist, seine Kräjle würden sich verdoppeln, aber leider können meine Mitbürger nichts davon erfahren, denn alle CommunicationSmittek sind in Händen unserer Feinde. Mein Volk wi^d aber eines Tages erfahren, wie man mich ausgenommen bat, und wird dafür dankbar sein. Ick läge auck den unabbängigen Journalen Dank für Alle-, waS sie für uns getban haben. Wenn ihre Vertreter nach Transvaal geben könnten, so würden sie über noch viel entsetzlichere Ge- schichten berichten können, als die sind, welche bereit- bekannt sind. Als ick in Frankreich ankam, sprach ich das Wort „Barbarei" auS. Wenn die Presse die Dinge anS der Nähe sehen könnte, wäre sie entsetzt über die Grausamkeiten und Ungerechtigkeiten, welche von den Engländern begangen worden sind. Ich bin dem Stadtratb sehr dankbar, daß er von dem Schiedsgericht gesprochen und daß er, indem er diesen Empfang veranstaltete, anstrebt, diese Idee zu fördern, welche gerecht und verläßlich ist." Te Wet. * Loudon, 28. November. Dem „Reuterschen Bureau" wird auS Edenburg vom 24. d. M. gemeldet: De Wet hält Dewets- d orp besetzt; dies wird von Einigen als Anzeichen dafür an gesehen, daß er beabsichtigt, in die Capcolonie cinzudringen, nm sick Ersatz an Mannschaften und Vorräthen zn versckafsen. Von Len Engländern werden deshalb alle Fürthen des Oranje- slusses besetzt gehalten. Ohne Vermehrung der berittenen Mann schaften ist jedoch keine Hoffnung, De Wet zu fangen. Vielleicht trägt daS Erscheinen deS genialen Boeren- sührerS in der Capcolonie dazu bei, die Capbolländer, die ja zum Aufstand geneigt sein sollen, in Massen mit fort zureißen. Große Hoffnungen kann man indessen nach den bisherigen Erfahrungen auf diese natürlichen Bundesgenossen der Freistaaten nickt setzen; sie batten immer kühne Worte, aber an Thaten ließen sie eS fehlen. Politische Tagesschau. l * Leipzig, 29. November. Nm Sonntag hat in einer Katbolikenversammlung zu Braunschweig der CrntrumSabgeordnete V>. Karl Bachem nack dem Berichte seines Blatte-, der „Kölnischen Volkszeitung", die nachstehenden schönen Worte gesprochen: „Sie kämpfen für Wahrheit, Reckt und Freiheit! Wir wollen weiter kämpfen, ruhig und besonnen, ohne Verletzung der Protestanten, mit Tact und Maß . . Unmittelbar neben diesem Berickt über die Braunschweiger Versammlung druckt daS rheinische CentrumS- blatt eine Correspondenz anS Dresden ab, die einen sickeren Maßstab dafür gewährt, in welckem Grade der Ultramon- tanismus eS sick angelegen sein läßt, seine sckönr Theorie beim politischen Kampse in die Praxis umzusetzen. In jener Dresdner Correspondenz ist nämlich wörtlich daö Folgende zu lesen: „Die sächsische Consessionshrtzr dauert mit »«geschwächten Kräften kort. Die Pöbel ei en gegen den Prinzen Max spotten jeder Beschreibung. Schon Ende October bat das „Leipzjger Tage blatt" gegen ihn einen Brandartikel von nicht zu über treffender Frechheit gebracht, den andere Blätter getreulich nachdruckten; der Neffe des Königs ist vogelsrei, jeder Radau bruder deS Evangelischen Bundes wischt sich an ihm die Stiesel ab, und nichts regt sich. Es giebt zwar eine Menge von Protestanten, denen diese Dinge ein Ekel sind, aber gegen den Terrorismus dieser Gesellschaft wagt selten Jemand rin Wort zu sagen. . . ES wird in Sachsen nicht eher Ruhe werden bis von ob«» herab «in kräftiges Wort gesprochen wird. Helfen würde es ganz gewiß, denn das Regiment der Hetzer, daS jetzt noch die öffentliche Meinung terrorisirt, steht auf thönernen Füßen. . . . DaS Stärkste an ihnen ist wahrlich nickt der Geist, sondern der Mund, und dcn könnt» man ihnen leickt stopfen." Hat dir „Köln. VolkSztg." durch den Abdruck der vor stehenden hetzerisckcn Sckimpfereien gezeigt, waS sie unter Ruhe und Besonnenheit, Tacl und Maß, sowie unter „Nicht verletzung der Protestanten" versiebt, so lieferte der Abg. vr. Backem für seine Person eine Probe davon, wie er den von ibm empfohlenen „Kampf für Wahrheit und Neckt" praktisch zu führen gewillt ist. Er sagte nämlich — nach dem Berichte seines Blattes — in jener Braunschweiger Versammlung, daß die Palme auf dem Gebiete der Imparität Sachsen ge bühre: „Man gebt so weit, in katboliscken Kirchen, in denen Gottesdienst gehalten wird, den Katholiken den Eintritt zu verbieten und durch die Polizei zu Verbindern". — Herr Backem meint natürlich die Wechselburger Angelegenheit. Selbstverständlich konnte er am Sonntag die in unserem beutigen Morgendlatte mitgetbeiltrn Verordnungen noch nicht gelesen haben, die da- sächsische CultnSministerium mit Genehmigung des Königs in der Wechselburger Ange legenbeit an das Apostolische Vicariat in DrcSdcn gerichtet hat und auS denen hervorgebt, wie in Wechselburg die Dinge liegen und auf welcher Seite das Recht zn finden ist. Wobl aber mußte er aus seinem eigenen Blatte den Bescheid dcS katholischen geistlichen Consistoriums im Königreich Sacksen vom 7. November d. I. kennen, in dem diese- Consistorium selbst miltbeilt, daß der katho lische Gottesdienst in Weckselburg vom sächsischen Ministerium allen Katholiken zugänglich gemacht worden ist, sofern dort ein im öffentlichen Dienste stehender Geistlicher angestellt wird und sofern das apostolische Vicariat mit den evangelischen Kirchenbebördcn sick über da« Benutzungsrecht an der Wechsel bürger Sckloßcapelle au-einandergcsetzt hat. Wer wirklich für Wahrheit und Reckt kämpft, sollte dergleichen doch nicht verschweigen. Aber freilich: rin waschechter Ultramontaner bat allein die Wabrbeit und also auch allein daS Reckt. Er bat schrankenlose Freiheit für sich allein zu fordern und kämpft unter allen Umständen für Wabrbeit, Freiheit und Recht, auch wenn er jene Wabrheit, die nach seinen Begriffen keine ist, ignorirt, fremde« Recht, da« nach seinen Begriffen keine- ist, beugt und die Freibeil Anderer, die nach seinen Begriffen nicht frei sein dürfen, weil sie weder Wahrheit noch Recht haben, zu vergewaltigen sucht. In die Pslenpalitik Ser preussischen Regtentttg soll allem Anscheine nach trotz der Polenfreundlickkcit k»S CeNtkliMS in nächster Zeit der schon seit Monaten anaekündigte frische Zug kommen. Wenigsten« beginnt die halbamtliche „Berl. Corr," eine Artikelreibc über „Die polnische Gefahr". Der erste Artikel beschäftigt sick mit der polnischen Volk-zabl in Preuße», über die er bemerkenSwerthe neue Daten bringt: Die Volkszählung deS Jahres 1890 ergab für den preußischen Staat eine Gesammtbevölkerung von rund 30 Millionen Ein wohnern. Von Liesen war bei rund drei Millonen als Mutter- sprach« da? Polnische ermittelt worden. Daß seither rin ganz erhebliches Wachsthum derEinwohncr polnischer Zunge stattgrsunden hat, kann angesichts der im Folgenden nackZuweiseNLen Ausbreitung der volniscken Bewegung über alle Provinzen der Monarch-e nicht bezweifelt werden; »ine zahlenmäßige Erfassung aber dieses WachSkkiums begegnet zur Zeit kaum überwindlichen Schwierigkeiten. Zunächst ist daran z» erinnern, daß die Frage nach Set Muttersprache bei der Boik-zühlung de« Jahre« 1895 in die Zählkarten nicht mit ausgenommen rvordeN tst, daß als« erst durch bi» am 1. December deS lausenden Jahres bevorstehende Volkszählung genaue Daten über dir Bewegung der Bevölkerung überhaupt und insbesondere über die Vertbrilnng det einzelnen Nationalitütengruppen innerhalb des deutschen Reiche- und der preußischen Monarchie sich werden gewinnen lassen. Allerdings dursten die Resultat« der neuen Volkszählung kaum vor dem Herbst deS künftigen JahreS veröffentlicht und benutzt werden Ferrrlleton Die Malerin. Roman von I. Mar - den Sutcliffe. N-chliu-1 »erdet >,. Trotzdem er erst sehr spät erwacht war, befand sich Reginald Nachmittags vier Uhr im Kuxemburg-Garten. Den Gedarrten, sich auch hier eines Auskundschafiers zu bedienen, hatte er fallen lassen. Schon bald wurde seine Aufmerksamteit erregt durch eine schlanke, zierliche Frauengestalt, welche mit einer Mapp« unter dem Arm rasch durch den Garten eilte. Im Moment war sein Verdacht erwacht, zumal das Aussehen und die Größe, der Gang und die Haltung, die Winfrieden- waren. Di» Dame bog in eine Allee, welche am Palast vorüber nach der Straße fte Medici» führt. Reginald folgte in richtig bemessener Ent fernung. Nus dieser Straße begab sich die Dame in die Straße Baugirard, und Triumph leuchtete aus seinen Augen, al» er sie in da» ihm noch wohlbekannte Hau» der Madame Favert ein treten sah. Reginald drehte sich um und achtete in seiner Freude nicht darauf, daß eine al» Kindermädchen gekleidete Frau mit dunkler Brille im Vorübergehrn ihn scharf ansah. Die Bonne setzte ihren Weg ruhig fort bi» zu dem Haus, in welche» auch sie hatte Winfriede eintreten sehen, la» dort den auf dem Schild prangenden Namen der Madame Favert ab und bestieg einige Schritte weiter ein« Droscht«, um möglichst schlrunig ihrem Mann«, dem Detektiv van de Weier, von dem Entdeckten Mit- theilung zu machen. Acklundvierzig Stunden später fuhr Reginald mit seiner Schwester vor dem Hause der Madame Favert vor. „Wir find zur Stelle", sagte er, und wollte eben-auSsteigen, da trat Frau Favert zufällig aus dem Haus». Er rief fir sofort an: „Guten Lag, Madame Favert, wie geht'»? Sir entsinnen sich meiner doch?" Sie schien aber die Frage überhören zu wollen und wandte sich an Lady Pole, womit sie dienen tonne. Freundlich lächelnd sagte die Gräfin: „Bei Ihnen wohnt sine junge Dame Namen» West, nicht wahr?" „Sir hat hier gewohnt, ist aber gestern abgereist." „Fort?!" rief Reginald mit einem Fluche. „Wohin ist sic gereist? Sie müssen mir da» sagen", herrschte ec sie an. „Es ist ganz zwecklos, daß Sie sich so stellen, al« ob Sie mich nicht kennten. Sie wissen sehr wohl, daß ich der Gatte jener Dame bin!" „Gewiß habe ich Sie sofort wiedererkannt", sagte die Fran zösin, ihn kalt und gelassen ansehend. „Aber, mon Diou, wie ich Tie Haffe!" rief sie lebhaft, „einen solchen Engel, wie Ihre Frau, so schlecht zu behandeln! Sobald sie nur erfuhr, daß sie in Paris seien, hat sie gepackt und ist abgereist." „Woher wußte sie denn, daß ich hier sei?" fragte er lauernd. „Aon visu, wie soll ich das wissen! Sie hat tnir's selbst auch nicht gesagt." Mit gewinnender Höflichkeit fragte die Gräfin: „Haben Sie keinerlei Anhaltspunkte, wohin sie wohl gegangen sein könnte? Ich frage in der besten Absicht, ich bin ihre Schwester." „Nein! Ich vermag auch darüber keine Auskunft zu geben." „Ging sie allein? Bitte, verhehlen Sie mir nichts. Es ist von großer Wichtigkeit, daß die Dame gefunden wird. Ich kann Sie versichern, e» soll ihr nicht» Böses geschehen." „Das glaube ich Ihnen gern, Madame. Aber ich kann nicki weiter sagen, als was ich weih, sie ist allein fortgereist und hat mir nicht gesagt, wohin." „Hat sie jüngst Betuche empfangen?" fragte die Gräfin. „Jawohl, vorgestern hat eine alte Dame sie besucht." „Also ein Herr ist nicht dagewesen?" fuhr Reginald da zwischen. „Gewiß nicht", sagte Madame Favert unwillig. „Ich glaube, die junge Frau hat an der schlechten Erfahrung mit einem Herrn mehr denn genug gehabt." Konnte oder wollt« die alte Französin nicht» verrathen, die Geschwister muhten sich sagen, daß jedes weitere Ausforschen zwecklos sei. Sie fuhren daher zum Gasthau» zurück. „Und sollte ich jeden Morgen Landes meiner Besitzungen verpfänden, ich wende Alles daran, fi« zu finden. Es tst eine ganz gemeine, abgekartete Geschichte, und diese Frau steckt mit dahinter", sagte Reginald, dessen Zorn nach diesem neuen Miß erfolg keine Grenzen mehr kannte. „Mäßige Dich doch. Deine Frau ist nicht gezwungen, bei Dir zu leben, gegen ihren Willen." „So? Das wollen wir doch erst sehen." „Wirklich, Reginald, Du sprichst, als ob eine Frau eine Sklavin wäre oder ein erkauftes Stück Hansgeräth. Du über zeugst mich immer mehr, daß es von Deiner Frau sehr klug ge handelt war, sich Deinem Machtbereich zn entziehen, und ich hoffe und wünschte es für sie geradezu, daß es ihr auch fernerhin ge lingt« möge." „Das ist ja recht schwesterlich gedacht", fuhr Reginald sie boshaft an. „Gegen Lady Denison gewiß", entgegnete sie kalt, „und ich will ihr auch eine Schwester sein, wenn sich nur die Gelegenheit dazu bieten sollte." „Meinen verbindlichsten Dank für Deine liebenswürdigen Absichten", spöttelte Reginald in mühsam verhaltenem Grimm. Aber die Gräfin lieh sich von seiner herausfordernden Un gezogenheit nicht anfechten, sondern schwieg. Neunzehntes Capitel. Dank Frau van de Weier's hervorragender Mithilfe hatte Lady Falk einen Vorsprung vor Reginald gewonnen. Erstaunt und verwirrt erhob sich Winfriede, als die alte Baronin in ihr Zimmer bei Frau Favert eintrat. Im nächsten Augenblick aber lagen sich die beiden Frauen wortlos in den Armen. Endlich lösten sich die Umarmungen, und Lady Falk fragte Winfriede, ihr liebkosend das Haar streichelnd: „Warum sind Sie denn nicht nach Glen-Orloch gekommen? Die Rosen prangten dann noch auf Ihren Wangen. Haben Sie geglaubt, ich würde mich jetzt zu Ihrem Ankläger und Ritter anfwerfen"? Das war das einzige vorwurfsvolle Wort, welches die Baronin für ihre junge Freundin hatte, es wurde durch einen liefen Seufzer beantwortet. Lady Falk wartete auch keine Ant wort ab, sondern sagte: „Winny, ich darf Sie gewih um eine Taffe Thee bitten?" Die» gab der durch Lady Falk s Erscheinen höchst erregten Winfriede, wie beabsichtigt, eine äußerst willkommene Ab lenkung und ließ den Besuch in einem ganz anderen Lickte er scheinen. Die Baronin freute sich über den Erfolg ihrer kleinen List, und cs entspann sich eine kurze, beruhigende Unterhaltung über belanglose Sachen. Nach einiger Zeit zog Lady Falk Win fried« dicht an sich heran und sagte: «Jetzt, liebe Winfriede, erzählen Sie mir endlich, warum Sie sich von Ihrem Gatten ge trennt haben?" „Ach, Lady Falk, wie wenig verdiene ich Ihre große Güte, nachdem ich mich unter falschem Namen in Ihr Hans ein geschlichen habe. Wie gern hätte ich schon damals Ihnen rück haltlos olles anoertraut, als Sic mich auf Glen-Orloch fragten. Aber ich konnte nicht, ich durfte nicht sprechen, ich hatte ver sprachen — meinem Manne — versprochen, zu schweigen, wenn mir dte Last des Schweigens auch unerträglich dünkte. Nun er aber seinerseits den Vertrag gebrochen hat, bin auch ich frei davon und darf Ihnen Alles erzählen, nicht wahr?" Und nun berichtete Winfriede über jene bi» dahin in Ge- heimniß gehüllten drei Jahre. Bei der Schilderung des Lebens ihres Mannes und ihrer schrecklichen Erkebnifse senkte sie ihren Kopf vor Scham tief in Lady Falk s Schovß; als sie dann unter Thränen von ihrem Söhnchen und dessen Tode berichtete, traten auch Lady Falk die Thränen in die Augen. Aber Winfriede führte, ermuthigt durch einen Blick in da» theikNahmSvolle Ge sicht ihrer Freundin, ihre Erzählung fort bi» zum Schluß jenes Vertrages, ihrem Eintritt in das Spital, dem Wiedersehen mit ihrem Manne und der furchtbaren Scene in ihrem Atelier. „Also darum flohen Sie, weil er Jbnen gedroht hatte, Sie zu zwingen, zu ihm zurückzukehren?" „Jawohl, da» war der eine Grund", sagte Winfriede, sich abwendcnd, um ihr heftiges Srröthen nickt zu zeigen. „Also hatten Sie noch einen anderen Grund? Soll ich den nickt auch erfahren? Sie wissen ja, ich bin Ihre Freundin." Die zart gestellte Frage zog Winfried« gänzlich au« ihrer Zurückhaltung, und sie gestand, sie sei auch vor -der Gefahr ye flohen, welche die Fortsetzung eines gewissen vertraulicken Um ganges für sie mit sich zu bringen schien. „Sie sind ein edle« Geschöpf, Wtrmy!" sagte die Baronin, und küßt« sie herzlich. „Jetzt aber eine andere Frage: in welcher Zeit können Sie bereit sein, mit mir nach Gken-Orloch zu reisen?" Ueberrascht erhob sich Winfriede: „Aber ich kann doch nicht mit nach Glen-Orloch, ich darf nickt dorthin, da» wäre zu —- —" „Das ist Alles schon bedacht!' erklärte die Baronin ernst. „Unter gewöhnlichen Umständen würde ich e» für Meine Pslickt erachten, ein fortgelaufenes Weib seinem Manne wieder zu zuführen. Aber bei Ihnen liegt die Sack, ander». Ein s»
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