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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 30.11.1900
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1900-11-30
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19001130027
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1900113002
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1900113002
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1900
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Feirslleton igelegten Schmucke, daß die Gräfin plötzlich aut einer Gesellschaft aufgebrochen und zu ihm geeilt sein muDte. Klaus wollte ihr einen Stuhl herbeiholen, doch wehrte sie ab. „Wo ist Lady Denison? Können sie mir nicht sagen, wo sie zu finden ist?" stieß sie athemlo« hervor. Die Aohlkninterpkllation. H In der Kohlenfrage gelangt am Montag eine von den Centrumsabgeordneten vr. Heim und Müller-Fulda ein gebrachte und von dem größeren Theil der Centrumsfraction unterschriebene Interpellation zur Berathung, die an die ver bündeten Regierungen die Frage richtet, was sie „zu thun ge denken, um der bestehenden, weite Volkskreise schwer bedrücken den Kohlentheuerung wirksam abzuhelfen und für die Zukunft die Wiederkehr solcher Mißstände zu verhüten." Die Inter pellation wird der Centrumsabgeordnete Heim begründen, und er wird sich hoffentlich nicht darauf beschränken, nur über die Thatsache Klage zu führen, daß die Kohlenpreise so hoch sind und weite Volkskreise genau so schwer bedrücken, wie Preis steigerungen anderer unentbehrlicher Lebensbedarfsartikel, sondern auch einige positive Rathschlägc zu geben in der Lage sein. Denn nur um Beschwerde zu führen und nicht auch eine wirksame Abhilfe anzuregen, werden doch solche parlamentari schen Schritte nicht von bürgerlichen Parteien ergriffen, die in ihrem Programm positive Arbeit haben. Die Interpellation ist an die Reichsregierung gerichtet und damit an eine Adresse, deren Interesse an der vorstehenden Frage unbestreitbar ist. Bergwerke zwar besitzt das Reich nicht und mit Kohlen handelt es auch nicht, sondern es ist lediglich Kohlen- consument, Consument für den Bedarf seiner Betriebsverwal tungen, für den Bedarf der Reichseisenbahnen und der Reichs post, Consument für die Bedürfnisse der Heeresverwaltung und der Marine und der damit in Verbindung stehenden großen Werft- und Fabrikbetriebe. In Summa kann man sagen, daß der Reichsfiscus den größten Kohlenconsumenten innerhalb der deutschen Reichsgrenze und damit auch — da die Reichsein nahmen zum großen Theile auf die Consumkraft der breiten Massen gestellt sind — den größten Interessenten an der Auf rechterhaltung mäßiger Preise darstellt. Insofern wäre die Interpellation an die richtige Stelle gerichtet. Auf der anderen Seite fehlen aber dem Reiche alle Mittel, um seinerseits auf die Preisbildung im Rahmen der gegenwärtigen Staatsordnung und Gesetzgebung irgendwie einzuwirken. Die Eisenbahnen ge hören zum«ss Einzelstaaten «nd ebenso sind, soweit Bergwerke staatliches Eigenthum sind, nur Bundesstaaten, nicht das Reich, deren Besitzer. In erster Linie kommt dabei der größte Bundes staat, Preußen, in Betracht. Und die preußische Staatsregierung hat bereits am 10. October des Jahres diejenigen Maßnahmen getroffen, die sich auf Grund der ihr zur Verfügung stehenden Machtmittel treffen ließen. Zur Erleichterung der Kohlen e i n- fuhr sind für den Eisenbahntransport von den deutschen See häfen und den deutschen binnenländischen Umschlagsplätzen die Frachtsätze des Rohstofftarifes zugestanden worden; ferner sind an die fiskalischen Gruben Anweisungen ergangen, den sich an fie wendenden Genossenschaften und Gemeinden in beschleunigter Ausführung Kohlen unmittelbar zu liefern. Ferner hat die Verwaltung des Innern diejenigen Werke ermittelt, von welchen Kohlen direct bezogen werden können, und, wie vor etwa zwei Wochen mitgetheilt worden ist, die Zusage einzelner Verwal tungen großer Kohlenwerke erwirkt, der auch von der Regierung als „vielfach unberechtigt" anerkannten Steigerung der Kohlenpreise mit den ihnen zu Gebote stehenden Mitteln energisch entgegenzuwirken. Außer diesen Maßnahmen sind damals auch noch andere in Vorschlag gekommen, die zur Competenz des Reiches gehören. Der eine ging dahin, für Deutschland ein Kohlenausfuhr- verbot zu erlassen. Im Hinblick auf die Handelsverträge kann einer solchen Maßnahme nicht näher getreten werden; denn die Handelsverträge schließen für ihre Dauer eine solche Maß nahme aus. Weiter aber ist das rheinisch-westfälische Kohlen- syndicat auf der einen Seite, auf der anderen Seite der Kohlen handel der Schuld an der Preissteigerung geziehen worden; daS Kohlenshndicat mit dem Hinweis darauf, daß es die Kohle zu billigeren Preisen an das Ausland verkaufe, um den Inlands preis hoch zu halten. Danach ist als nächste Maßnahmen ge fordert worden, durch einen Druck auf das Kohlenshndicat von diesem einen Druck auf die preissteigernden Händler zu erlangen; sodann ist der Gedanke aufgetaucht, das Kohlenshndicat unter Die Wirren in China. Rußland ist, wenn die betreffende englische Meldung richtig ist, wieder der Störenfried im Concert der Mächte, da sein Vertreter sich geweigert hat, die Präliminarien zu unterzeichnen, wenn die Forderungen, betr. die Bestrafung der Schuldigen und die Entschädigung, nickt zurückgezogen werden. Auch die Vereinigten Staaten wollen ja in diesen Puncten nickt mit- thun, aber in so rigoroser Form bckben sie ihre Meinung noch nicht kundgegeben. Ueberbaupt scheinen die zu milderer Be handlung der Chinesen geneigten Mächte ihren für sckärfsteS Vorgeben eiutretenden Gesandten noch keine definitive Weisung, , von der Todesstrafe abznschen, gegeben zu haben, und möglicher- ! weise wäre diese doch noch in dem Ultimatum aufreckt erhalten worden, wenn jetzt Rußland nicht brüsk dazwischen getreten wäre. Es entspricht das nur seiner von vornherein ein- getchlagenen Sonderpolitlk, die es auch in jeder weiteren Pdase der Chinawirren betbätigen wird. Da auch Amerika und Japan seinem Standpunkte zuneigen, kann man dem weiteren Verlauf der „Strafac ion" nur mit den größten Besorgnissen eutgegenseben. Allem Anschein nach wird sie versumpfen und Deutschland allein nicht in der Lage sein, seine beiecktigten Forderungen durckzusetzen. Eine gehörige Dosis Pessimismus scheint uns heute mehr denn je am Platze. Oberst Nork erstickt? Die über den Unglückssall, welcher den Obersten Jork betroffen hat, schon mitgetbeilte Nachricht geben wir im Folgenden in erweiterter Fassung wieder: * London, 29. November. Die Abendblätter veröffentlicken folgende Depesche aus Peking vom 28. November: Gestern traf von der Colonne Dock ein Bote ein, der in größter Eile hierher gereist war, um zu veranlassen, daß sofort ein Ar.t sich zu dem Obersten Grasen Jork von Warteuburg begebe. Ter Bote berichtete Folgendes: Als die Colonne während einer Nacht in einer Stadt log, zog sich Oberst Jork, welcher in einem nach chinesischer Art durch einen Ofen ohne Abzugsröhren geheizten Hause schlief, durch Einathmen des Ofenrauches eine Rauch vergiftung zu. Man fand ihn am Morgen bewußtlos vor und sein Adjutant bemühte sich zwei Stunden hindurch vergeblich, ihn wieder zum Bewußtsein zu bringen. Ein Arzt aus Peking ist sofort zum Graten Jork abgereist. Graf Waldersee wird selbst die Colonne Jork nach Peking zurückführen. Der Krieg ist ein rauhes gefährliches Handwerk. Nickt nur die feindlcke Kugel bedroht daS Leden der Tapferen, auch mit widrigen Zufällen müssen sie auf Schritt und Tritt rechnen, zumal in unbekanntem Lande. Offenbar ist der Zustand Aork'S höchst kritisch, aber immer ist noch Hoff nung vorhanden, daß ter eiligst zu ibm gesandte Arzt ihn noch am Leben findet. (Wie wir bei Schluß der Revaclion auS dem „Berl. Tagebl." ersehen, soll der Oberst am 27. November Vormittags ll Uhr i» Hüaibai dock ge storben sein. — Hans Ludwig David Maximilian Io>k von Wartenburg, königlich preußischer Oberst und Äb- tbeilungschcf im Groß.» Generalstabe, war am 12. Juni 1850 zu Klein-Oels geboren. Graf Jork war mit einer Russin, geborenen v. BronikowSka, vermablt und batte durch seine Gemablin weitreichende russische Familienbeziehungen, zu denen sich durch seinen langjährigen Aufenthalt als deutscher Milnärbevollmäcktigter in Petersburg neue hinzu gesellten. Graf Jork erfreute sih in russischen Militär- und Hoskreisen der giößlen Sympathien, und daS war einer der Gründe, aus denen Graf Bork dem Stabe des Grafen Waldersee in China zugetheilt wurde.) Weitere Meldungen. * London, 30. November. Die „Morning Post" berichtet auS Shanghai unter dem 29. November: Nach einer Depescke aus Hankau war der Besuch des Admirals Seymour bei dem Vic könig Tschang-tschi-tung von Erfolg gekrönt, die Be- ziedungen zwischen ihnen sind die freundschaftlichsten. In einer anderen Depesche wird berichtet, daß der Gouverneur von Sckensi den Vicekönig von Hankau aufgefordert habe, unverzüglich acht Schnellfeuergeschütze zu liefern. Ter Bic könig gab Be- fehl, sie nach Schensi zu schaffen. — Ein fremder Tonsul in Hankau hat di« Nachricht erhalten, daß 10 000 Mann von den Truppen Tung.fu.hsiang'S in der Provinz stansu eingerückt seien, um sich mit dem Prinzen Tuan zur Rebellion gegen den Kaiser zu vereinige" „Aber, Gräfin, Ihnen, der Schwester Reginald's, soll ich die Adresse seiner Frau geben?" „Foltern Sie mich nicht länger. Ich komme soeben von ihm, er ist tödtlich verwundet, die Aerzte zweifeln an seinem Auf kommen. Er hat nach Winfriede gefragt. Vielleicht liegt er jetzt schon im Sterben. Jetzt sollte sein Weib trotz Allem zu ihm kommen." So bitter auch Klaus den Mann haßte, der Winfriede so Schweres angethan hatte, diese so unerwartet kommende, so schlimme Kunde, erschütterte ihm Er sagte der Gräfin, Lady Denison weile in Glen-Orloch bei seiner Mutter. „O weh, so weit weg!" rief Lady Pole traurig. „Dann wird sie wohl kaum mehr zur rechten Zeit hier sein können." „Wir wollen das Beste hoffen, ich werde sofort tele- graphiren." Thränen standen in den Augen der Gräfin, Thronen heißen Dankes, dem mit Worten Ausdruck zu geben, ihre Stimme augenblicklich nicht fähig war. Wie wunderbar ist diese Liebe der Frauen zu den verworfensten, unwürdigsten Männern! Welch' eigenartiges Geheimniß des Frauenherzens! Und wie erweisen sich die Männer dafür dankbar?! Drei Tage darauf that Sir Reginald Denison seinen letzten Athemzug, überwacht von zwei Frauen, welche einander durch die wenigen, an diesem Sterbebette gemeinsam verbrachten Stunden sehr nahe getreten waren. Er starb, ohne seit dem Moment, in welchem er in plötzlich aufflackerndem Bewußtsein „Winfriede!" gerufen hatte, noch wieder ein Wort gesprochen zu haben. RegungSloS hatte er da gelegen, und offenbar nicht mehr erkannt, wer um ihn bemüht war. Ob er in jenem Augenblicke sein Ende vor sich gesehen, ob er n der zwölften Stunde di« einzige ihm noch vergönnte arm- elige Sühne, eine schlichte Abbitte hatte leisten wollen, daS noch aus seinem Munde zu erfahren, war den beiden Frauen nicht vergönnt. Dieser Trost blieb ihnen versagt, auS denen ihre Gott vertrauenden Herzen die Kraft hätten schöpfen können, Hoffnung wachten Club gründlich auszuheben, ihre Maßregeln sehr um fassend getroffen. Der Sieg war ihr sicher, trotz der verzweifelten Gegenwehr der Spieler, welche ihre letzten Kräfte aufboten, um nur der Schande der öffentlichen Bloßstellung zu entgehen. Djx I ^m heißen Ringen war mehr als Einer zu Boden Roman von I. MarSden Sutcliffe. Als endlich Licht geschaffen worden war und Sieger und Be- N««druck verdien. Isiegte sich athemloS gegenüber standen, hatten sich die Gestürzten (Schluß.) I alle wieder erhoben, bis auf Einen, der still und regungslos, mit So schwer eS Reginald wurde, schließlich mußte er sich der I dem Kopfe an der Kante deS Marmorkamins, auf dem besseren Einsicht seiner Schwester fügen. Er reiste mit ihr nach I Boden ausgestreckt lag. Eine Lache Blutes bedeckte den England zurück. Innerlich erfüllte ihn aber noch immer ein! Teppich. schlimmer Zorn gegen Winfriede, und daS wurde durchaus nicht I Die Anwesenden erkannten in dem Verwundeten den Baron besser, als seine Spione keine Spur von ihr zu entdecken <der-1 Denison. Ein als Heilgehilfe ausgebildeter Polizist legte einen mochten. Eie war und blieb seit der Flucht auS Madame I Nothverband an, ein anderer wurde nach einem Arzte ausge- Favert'S Haus verschwunden. I sandt. Dieser kam bald herbei und bestimmte, daß der Ver- Der heimlich an ihm nagende Groll verhinderte indeß Regi-1 wundete zum nächstgelegenen Spital gebracht würde. Dem vald keineswegs, seinen sonstigen LebenSzewohnheiten nachzu-1 Polizeiinspector sagte er auf dessen Frage, daß er die Ver gehen. Er war in London geblieben, unter dem Vorwande un-! wundung in Folge der Begleiterscheinungen für äußerst gefähr- unterbrochener Verbindung mit dem nach Winfriede forschenden I lich erachte. Geheimagenten, in Wirklichkeit aber, um seiner Leidenschaft,! »Es kann ja noch ein paar Tage dauern, wer kann daS dem Spiel zu fröhnen. Besonders Baccarat zog ihn an. Er I wissen", so meinte er, „aber ich glaube, der Aermste tritt seine hatte einen übel berüchtigten Club gefunden, wo dieses Spiel mit I letzte Reise bald an." besonders hohen Einsätzen gespielt wurde. Dort wurde er ein I Klaus saß spät Abends in seinem Zimmer, rauchte und über recht häufiger Gast. I dachte die Ereignisse der letzten Tage. Plötzlich glaubte er daS Sine« Abend«, als das Spiel im vollsten Gange war, stürzte I Rauschen sich rasch bewegender Frauenkleider zu vernehmen. Al« ein Kellner herein mit der Meldung, der Club sei von der Polizei! «r sich umwandte, sah er zu seinem größten Erstaunen Lady umstellt. I Pole vor sich stehen. Sie war ersichtlich in höchster Erregung. Alles stürmte nach den Ausgängen, nur um sich zu über-! Al« ihr Mantel ihr von den Schultern glitt, ersah Klaus au« dem zeugen, daß jeder Weg der Flucht versperrt war. Die Polizei j tief ausgeschnittenen Klei^ und dem angelegten Schmucke, daß drang ein und erklärte sämmtliche Anwesenden für verhaftet. In - - - -- - - - " * - diesem Augenblick wurde das Gas auSgedreht, und es entspann sich ein von beiden Seiten sehr heftig geführter Kampf, Mann gegen Mann. Die in das Zimmer eingrdrungenen Polizisten wurden arg bedrängt und konnten daher ihre Laternen nicht -rauchen. Die Polizei aber hatte, um den schon lange über ¬ staatliche, beziehungsweise Reichsaufsicht zu stellen, ein Gedanke, dessen letzte Consequenz die Ueberfiihrung der Kohlenbergwerke In Reichsbesitz wäre, die ebenfalls und selbst in conservativen Organen befürwortet worden ist. Aus den Darlegungen der Centrumspreffe über die Ziele der eingangs erwähnten Inter pellation ist zu entnehmen, daß auch deren Ziel die Einführung einer Staatscontrole für das Kohlenshndicat ist, eine Maß nahme, von der man aber von vornherein sagen muß, daß sie aus ein Syndikat allein nicht beschränkt bleiben dürfte, sondern folgerichtig auch die anderen, namentlich das Zucker- und Spiri- tus-Syndicat, erfassen müßte, und schließlich eine unabsehbare staatliche Einwirkung auf die Produktionsverhältnisse überhaupt nach sich ziehen wird. Diesen Schritt mitten in den Staats- socialismus hinein zu befürworten, tragen wir die schwersten Bedenken. Soweit sich bisher die Gesetzgebung mit den Car tellen befaßt hat, sind positive Versuche bisher nur in den Ver einigten Staaten gemacht worden, wo bei den Riesendimensionen des gewerblichen Lebens der Union auch Riesenausschreitungen der Cartelle vorgekommen sind. Ferner hat man in Oesterreich einen Anlauf dazu gemacht, ohne indeß bisher damit zum Ab schluß zu kommen. Die in den Vereinigten Staaten ergriffenen gesetzlichen Maßnahmen haben sich außerdem als in der Haupt sache wirkungslos erwiesen. Daher läßt sich die öffentliche Con- trole der Cartelle von Staatswegen für uns in diesem Stadium nicht für die praktische Politik, sondern nur theoretisch und als alleräußerste Eventualmaßnahme discutiren, für den Fall, daß sich auch bei uns Schädigung des öffentlichen Lebens durch solche gewerblich« Organisation Herausstellen und eine andere Gegen wirkung als unmittelbare staatliche Aufsicht sich als fruchtlos erweisen sollte. Beides ist aber bis heute noch in keiner Richtung erwiesen. Im Gegentheil: soweit bisher Zahlen vorliegen, muß man billig zugeben, daß die Cartelle nützlich gewirkt haben und daß speciell die Preissteigerung der Kohle in allererster Linie in dem ge stiegenen Bedarf und der, der plötzlichen Bedarfssteigerung nicht gewachsenen Organisation des Kohlenverkehrs zu suchen ist. Damit ist die Grundlage, auf der die Behandlung der Interpella tion sich füglich bewegen muß, wenn etwas Positives dabei her auskommen soll, hinreichend umschrieben. Unleugbar sind die Kohlenpreise fühlbar gestiegen, und diese Preissteigerung ist eine Belastung der breiten Massen, die sie beunruhigt und zu be klagen ist. Eine eingehende Klarstellung der Productions-, Handels- und Verbrauchsverhältnisse, wie sie sind, kann daher nur als nothwendig und nützlich bezeichnet werden. EineStheils wegen der damit verbundenen Beseitigung aller Schlagworte, dann aber insofern, als eine öffentliche Klarstellung vor dem Reichstag und der darin liegende Druck des öffentlichen Lebens wirklich vorhandene Mißstände, sowie eine mißbräuchliche Aus nützung der in natürlichen Verhältnissen begründeten Preis spannung sicher beseitigen hilft. Es versteht sich daher von selbst, daß auch die nationalliberale Fraktion, die sich sofort nach ihrem Zusammentritt ernsthaft auch mit dieser Angelegenheit beschäftigt hat, ihrerseits nach Kräften mitwirken wird, so weit es vom Reichs tage aus möglich wird, daß wieder normale Ver ¬ hältnisse eintreten, aber auch, daß eine objektive und volle Klärung über die Bedingungen und Verhältnisse deS Kohlen- markteS erfolgt, wie sie wirklich sind. , Der Krieg in Südafrika. Aus Paris, 28. November, wird der „Köln. Ztg." ge schrieben: Die Nachrichten englischer Blätter aus hiesigen Quellen, daß die Hoffnungen Krüger'S und seiner Leute dahin gehen, Frankreich und Rußland zu einer diplomatischen Action für Transvaal zu ver anlassen, bringen insofern ein offenes Geheimniß, als der ganze Zweck der Reise Krüger's ebenso wie auch schon der Reisen der beiden Boerenvertreter Wessels und Fischer und die minder offene, aber mit bedeutenden Mitteln arbeitende Thätigkeit I)r. Leyds' dahin geht, durch die Anregung Frankreichs und Rußlands eine solche Action in Scene zu setzen. ES ist hier kein Geheimniß geblieben, daß Leyds zu diesem Zwecke schon seit Längerem mit hiesigen nichtamtlichen Kreisen agita torische Beziehungen unterhält, die ihm auch für den Empfang Krüger's in Marseille und Paris gute Dienste geleistet haben. Auch dürfte es zutreffend sein, daß Krüger und Leyds den Plan verfolgen, Deutschland und Berlin zu besuchen, um auch hier persönlich für ihre Sache zr wirten. Wir glauben aber kaum, daß Leyds ein so schlechter Kenner der deutschen Verhältnisse ist, wie die englischen Blätter anzunehmen scheinen, indem sie seinen Agenten die Aufgabe zuweisen, den deutschen Kaiser zu „sondiren" und nötigenfalls das deutsche Volk gegen ihn auszuspielen. Wenn nun aber ferner noch die englischen Blätter hinzufügen, die Erwartungen Krüger's und seiner Leute hinsichtlich der geplanten diplomatischen Action richteten sich auf die von Rußland ausgehende und von Frankreich dann ausge nommen« Forderung an England, durch Unterwerfung unter ein Schiedsgericht dem Blutvergießen ein Ende zu machen, und dahinter auch gar schon militärische Möglich keiten in Aussicht stellen, so heißt das einen Teufel an die Wand malen, dem man in hiesigen diplomatischen und ernsten politischen Kreisen mit ungläubigem Lächeln zusieht. Man muß sich erinnern, daß schonGrafMurawiewden Gedanken eines Schiedsgerichts gefaßt hatte, aber sofort wieder aufgab, als England darauf zu verstehen gab, daß es unter den ob waltenden Umständen in einem solchen Vor schläge nichts anderes, als eine „unfreundliche Handlung" erkennen könne. Haben sich seitdem die Verhältnisse so verändert, daß bei Rußland oder bei England jetzt eine andere Auffassung der Dinge und der Lage platz gegriffen haben könnte? Man sollte eher das Gegentheil an nehmen. Die Verwickelungen in China, die Beschränkung der militärischen und diplomatischen Actionsfreiheit der Mächte durch sie, die Fortschritte der englischen Waffen in Transvaal und die Erklärung seiner Einverleibung durch Lord Roberts, die Krank heit des Zaren, das Alles sind ebenso viele Momente, die eine derartige Forderung, wie sie in den Plänen Krüger's liegen soll, heute noch viel aussichtsloser erscheinen lassen, als damals, und weder Rußland noch Frankreich, noch selbst beiden vereint einen Schritt nahelegen können, der ohne allen Zweifel bei England wieder dieselbe Aufnahme finden würde und deshalb nur unter dem Druck einer mit einer Kriegs drohung gleichbedeutenden Action erfolgen müßte, wenn er nicht abermals nur zu dem Zweck erfolgen soll, „ut sliquiä lecnsss viäestur". Das hieße aber annehmen, daß Rußland die Stunde für gekommen erachtet, seinen weltpolitischen Gegen satz zu England in Asien der Boeren wegen durch einen Krieg zur Entscheidung zu bringen, der den Weltkrieg bedeuten würde. Wenn das vielleicht die militärischen Möglichkeiten sind, die Krüger und seine Umgebung in Rechnung stellen, so dürften sie aber nament lich sich über die Aufnahme täuschen, die ihrer Pläne inBerlin wartet. Und Frankreich? Frankreich besitzt von den Grubenwerken Transvaals, wenn auch aus seinem Besitze mittlerweile ein gut Stück in englische Hände llbergeqangen sein dürfte, das diese bei dem niedrigen Preisstande mit größerem Vertrauen auf den Endausgang der Dinge in Südafrika an sich brachten, doch heute immerhin noch Hunderte von Millionen. Die Begeisterung Frankreichs für Krüger ist schön und gut. Ob sie es aber den zu hegen für die Seele des Verstorbenen, dessen ganzes Dasein ein einziger langer Kampf gegen das Gute und Edle im Leben gewesen war. Für Winfriede war sein Tod die Erlösung von geradezu un erträglich gewordener Pein. Nichtsdestoweniger erschütterte es sie aufs Tiefste, daß er, ohne Frist der Reue, in vollster Mannes kraft so plötzlich in seinen Sünden dahingerafft worden war. Es währte geraume Zeit, ehe sie sich von dem Schrecken deS über ihren Mann hereingebrochenen Verhängnisses freimachen konnte, ehe sie die Schwungkraft ihrer Seele wieder gewonnen und sie Trost und Stärkung in ihrem wieder aufgenommenrn künst lerischen Schaffen fand. Einundzwanzig st es Capitel. „Es ist draußen so wunderschön, nicht der geringste Nebel; wollen Sie mir etwas Gesellschaft leisten auf der Veranda, während ich meine Cigarre rauche?" So fragte Klaus eines Abends, etwa sechs Monate später, Lady Denison. Winfriede leistete der Bitte Folge und legte ihre Handarbeit zusammen. „Packe sie aber gut ein", warnte Lady Falk, da Winfriede noch von der Mahlzeit her ein tief ausgeschnittenes Kleid trug. Klaus hielt semer Mutter ein dickes schottisches Umschlage tuch zur Prüfung hin, und diese war mit dem gewählten Luch einverstanden. So gewappnet gingen sie zur Terrasse. ES war eine schöne Mondscheinnacht. Klaus hatte aus Rücksichten auf Winfriede Glen-Orloch lange gemieden, er war erst gestern gekommen. Jetzt waren sie zum ersten Mal allein mit einander. Die Hände tief in den Taschen, ließ Klaus sich in fast über« müthiger Laune etwas gehen und betrachtete mit großem, un verhehltem Wohlgefallen das reizende, gen Himmel gewandte Gesicht seiner Begleiterin. Als sie das bemerkte, sagte sie: „Wo ist denn Ihre Cigarre? Ich denke, Sie wollen rauchen?"
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