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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 06.12.1900
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1900-12-06
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19001206023
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1900120602
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1900120602
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
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- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1900
- Monat1900-12
- Tag1900-12-06
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SÜLL gepflogen hat«,. Krüger hott« danach eine langt Unterredung mit itzm und vr. Leyd». Auch in O« st erreich schlagen Vie Herzen warm für das heidenmüthige Boerenvolk und seinen loackere» Präsidenten. Sa meldet uns aus Wien ein Privattelegramm: Lestern Abena wurde im „Sophien-Scmlr" eine sehr gut besuchte Huldi - gungsfeierfürdieBoeren abgehalten. Der Saal war mit Fahnen in den Farben Oesterreichs und Transvaals reich geschmückt. Di« von der Ntusil gespielten Boerenliever fanden lebhaften Beifall. Der Stadtrath Mayreder hielt di, Festrede, in der er den Bvecen Kraft und Ausdauer wünschte. Sodann erfolgte die feierliche Enthüllung eines für den Präsidenten Krüger bestimmten Ehrengeschenks, va» n, einer Riescncassett« ,nit zwei Bannern in den Farben Transvaal» unto «des Oranje-Fwistaat« besteht. J-m Anschlüsse hieran wurde ein B e g r ü ß u n g s te l e g r a m in an reu Prä sidenten Krüger abgefandt. -«nfttge Mel»«n«rii * London, 6. December. (Telegr.) Der Mililärgouverneur von Johan,«Iburg erklärte, wie der „Morning Post" dorther berichtet wird, tu «tner Laokettrede, dl« Behörden hatten beschlossen, die nach Johannesburg zurückkehrende» Bürger militärisch au-tubild«, uud »u bewaffne». Man nehme au, dass jo eine Truppe von 20 000 Mann zu Stand» komm», di« „Rand ResleS" genannt werden soll. * London, b. December. Wie verlautet, wird die Thronrede zur ParlamentSerössnung lediglich erklären, das Parlament sei zu. sammeuberusen worden, um für militärische Zwecke Mittel zu bewillig«». " Worcester (Capcolonie), 5. December. Der Eigenthümer d«» Blatte» „Worcester Advertiser", dr Jong, ist unter dor Beschuldigung der sträflichen aufhetzeuden Verleumdung, begangen durch die Veröffentlichung eiueS Artikel» vom 24. November, in dem die britisch«» Soldaten «iner höchst schiuipslicheu 8u»schrett,ug bezichtigt werdeu, verhaftet worden. Politische Tagesschall. * Leipzig, 6. December. Der sogenannte Toleranzantrag der Nömisckeu ist gestern im Reichstag der Sache nach rund erledigt worden. Zwar hat das hohe HauS — dem 8. L.—Comment ent sprechend — CommissionSberathung beschlossen, aber Graf Bülow hat Namens der verbündeten Regierungen und, wie wir wissen, Namen» aller Bundesregierungen, dein CeiitrumS- »raume «in rasches Ende gemacht. Man schuldet Lasur dem Reichskanzler keinen Dank; als solcher hat er, indem er die WillenSmeinung dcS BuudeSrathS mittels einer vorher vereinbarten Erklärung verkündigte, sich nur einer sormalen Pflicht entledigt; dem preußische» Ministerpräsi denten soll Pie Anerkennung nicht versagt werden, daß unter seiner jungen Leitung der führende deutsche Staat dadurch, daß er sich in diesem Falle von den anderen Bunde-staatro nicht sonderte, Bielen eine angenehme Ueöer- raschung bereitet hat. Unsere Erwartung, daß gegenüber einer solchen extremen Herausforderung der Bundesralh von seiner Praxi», sich an der Berathung von Initiativanträgen nicht zu bctheiligen, abgehen werbe, hat sich erfüllt, und die verbündeten Negierungen haben auch den Grund ihres von der Regel abweichenden Verhaltens abgegeben: „die Frage berührt da» Gewissen deS deutschen Volkes". 'Nachdem Graf Bülow mit der Abgabe dieser Erklärung seine Schuldigkeit al» Mandatar de» BuudeSrathS getban, ließ er sich „für seine Perlon" iu einer Weise vernehmen, au« der man zweierlei schließen darf: erstens, daß der neue Kanzler die Grenzen, die da» BnndeSverhältnih der Thälig- keit deS ersten Berather» Wilhelm'« II. steckt, kennt und ehrlich respectirt, zweiten« aber, Paß daS gegenwärtige preußisch« Regiment, »venu eS könnte, wie e« wollte, dem Nom freie Hand iu Deutschland gebenden „Toleranz- aulrage" wahrscheinlich zustimmen würde. Die sehr allgemein geballt,,« Bemerkung de« Herrn Grafen Bülow über „der artige landcögesetzlicheDiSparitäten" ist bedauerlich. Der Kanzler mußte — da« gehört zu seinem Geschäft — die Begründung, die da» Centrum feinem Antrag in der Presse beigegebeu hat, gelesen, geprüft und ihr entnommen haben, daß die Ultra montanen mit dieser Action auf Beseitigung der Aeuderung von Vorschriften auSgebrn, von denen mit Grund und Recht nicht gesagt werden darf, daß sie — wie Graf Bülow sich nut gebotener Gewundenbeit ausdrückte — „mit ihren im größeren Theile de» Reiches anerkannten Grundsätzen freier ReliaionSübung nicht überall im Einklang stehen". In Mecklenburg und in Braunschweig existiren einige Be stimmungen, von denen dieser Satz gelten kann, aber die Moliviruug de» ultramontaneu Anträge» stellt fälsch lich den Nechtßzustaod im Königreich Sachse» dem in den genannten beiden Großherzogthümern herrschenden völlig gleich und e» ist «io offene- Geheimniß, daß da» Cen- trum nut seinem Vorstoß eS gerade auf Sachsen abgeseben bat. Da« zeigten gestern auch dir Reden der Abgg. vr. Lieber und Pichler. Wenn der Herr Reichskanzler sich über diesen einfachen Sachverhalt richtlg informirt hätte, wäre er wohl «0NWWEWNMMWWMMWNNWMIWIWWENWWMWMIWMNMI«» hagere Schreiber de» Criminalisten hielt triumphirend einen glänzenden kleinen Gegenstand iu die Höhe. Mit lebhafter Geberd« eilte vr. Rosen, der wenige Schritte dahinter stand, auf diesen -u. „Ein goldenes Uhrauhängsel", sagte er und wog eS prüfend in seiner Hand. „Keine Markt- waare, sondern echte» schwere» Gold, uud das «ingeritzte Kaiser porträt ist eine künstlerische Arbeit. Betrachten Sie das, meine Herren!" Er reichte «I dem jungen Bildhauer, der langsam heran gekommen war. Dessen große Augen schauten düster und die Wangen waren bleich, während die Lippen sich eng aufeinander preßten. Der Untersuchungsrichter wandte sich, noch schärfer den Boden untersuchend al» früher, jener Stelle zu, wo der Schreiber das Anhängsel aufgehoben hatte. Er konnte daher nicht wahrnrhme», wie Max unwillkürlich nach seiurr Uhrkette griff, an welcher daS Anhängsel — fehlte. Er kannte da» Ge fundene nur allzu gut. Da» kleine Medaillon war, das fühlt» er, verhängnißvoll für ihn. Nur einen flüchtigen Blick warf er darauf, dann reichte er e» schweigend dem Arzte. Diesem war MaxenS jähe Armbewegung nach der Uhrkette nicht ent- ganaen, und ein leiser Schauer war durch seine Glieder gerieselt. Er dachte an d«S Sterbenden Wort uud übergab dem Schreiber da» Anhängsel, ohne e» angesehen zu haben. Gr vermochte nicht, Mar in diesem Augenblicke anzuseheu, weil e» ihm war, al» müsse auf dessen Gesicht da» Signum der Schuld sich außprägen. „Hier sind Spuren", sagte vr. Rosen und deutet« auf die Fußeindrücke, die man in dem «un lehmigen Boden de» Hoch wald«», der hier sein Ende hatte und un dir Bärensteiner Gründe stieß, wahrnahm „Dieselben scheinen aber hier auch schon zu enden, dem» weiterhin konnten wir doch keine bemerken", warf vr. Bollant ein. „Das ist sehr erklärlich, denn tiefer in den Wald hinein wird der Boden «st peinig, dann saugt die Nadelstrru jede Spur sofort auf", bemerkte der Untersuchungsrichter. „Die Spur scheint aber dennoch hier gleichzeitig zu enden, denn hier führen dieselben Fußstapfen au» dem Wald« hinaus", entgegnete neuerding» der Arzt und deutete auf die wenig« Meter davon entfernten Eindrücke, die augruscheinlich von dem selben Fuße hrrstammten, wie die waldeinwärt» führenden. „Mognch, aber nicht wahrscheinlich. UebrigenS ist e» ja keineswegs auSaeschloffen, daß der Mörder, vorausgesetzt, daß eS feine Spuren sind, bi« den Wald betrat und ihn auch wieder an dieser Steve verließ. Weiterhin ist e» leider nicht möglich, nicht darauf verfallen, das Recht-.der freien Religionsübung in einem „größeren" Theile deS Reich» besser gewahrt zu wünsche», er würde vielmehr zu der Uederreuguug ge langt sein, daß nur in eine», kleinsten Theile nach dieser Richtung — wenigstens für die Katholikeu — ein berechtigter Wunsch übrig bleibt. Also, wa» Graf Bülow „für seine Person" und natürlich für Preußen erklärte, war schwächlich; e« hat aber keine Bedeutung, den» i» dieser Frage sind die Einzelregierungen und insbesondere auch Bayer» — so viel die Regierung diese» Lande« der ultra montanen Partei zur Zeil auch entgegcukommeu mag — stark. Die im „Tvleranz"-Autrag angeregten Dinge berühren dort wie auch in anderen Ländern die Verfassung, und es ist eine noch unbeantwortete Frage, wie und warum das Centrum sich in diesem Augenblicke zn einer derartigen Kraftprobe entschließen konnte. Vielleicht giebt für die Aufhellung der Geschichte deö Antrags und für die seiner Eindringung vorausgegangenen inneren Kämpfe oder — Ueberrumpelungen der Umstand einen Fingerzeig, daß der am Sonntag von der „Germania" als Hauptrevner für den „Toleranz-Antrag" frierlich angekündigle heißspornige Abg. Gröber iu letzter Stunde dem diplomatisirenden vr. Lieber weichen mußte. Was dieser Herr vorbrachte, war Alles schon und, wie e» scheint, aus der Feder eines bekannten CentrumSjuristen, gediegener in einer klerikalen Zeitung zu lesen gewesen. Haupt argument: in den Eotonien und den Schutzgebieten giebt es keinerlei Staatsaufsicht über die NeligiouSgemeinschafteu, folg lich darf eS eine solche auch im deutichrn Reiche uicht geben, sondern es muß auf religiösem Gebiete „volle Aereiuö- sreiheit" herrschen. Daß das Eentrum nicht nur diese volle, sondern auch eine sehr bedingte Vereinsfreiheit mit unermüdlichem Fanatismus uud schließlich mit vvllem Erfolg in Bayern gegen die Altkatboliken bekämpft hat, ist schon hervor gehoben worden. Im Ucbrigen möchien wir das Auguren- Lächeln unbeobachteter Ultramontancr sehen, wenn sie sich über die Forderung unterhalten, das Colvnialrecht auf das Reichsgebiet zu übertragen. Ebenso, wenn die Herren den Satz dcS Herrn Lieber coinmentiren, daS, was das Centrum jetzt verlange, sei nur eine „Parallele" zu dem Artikel der NeichSverfassnng, der die Ausübung staatsbürgerlicher Rechte von dem religiösen Bekeiintniß unabhängig macht. Als Staatsbürger, das weiß Herr Lieber natürlich sehr gut, stehen alle Deutschen unter staatlichem Recht, aber die katholischen Kirchendiener, Ordensleute u. s. w. stehen unter „Fremdrnrecht", Las in diesem Falle aber kein znivilvjjinur ouvivLuw, sondern ein Vorrecht darstellt, auch ohne den „Toleranz-Antrag". Herr Lieber, um diese Einzelheit noch zu berühre», hat sich die historische Licenz erlaubt, die „Culkur- kauipfgesetze" des Reiches feien nur Preußen zu Liebe gemacht worden. Hat der Centrumsführer vergessen, daß Ler Kanzelparagraph mit dem Namen des baye rischen Ministers v. Lutz uuzertrennlich verknüpft ist? Auch das Htsuuengesetz, auf das der Centrumsjüqrer sich ausdrücklich berief, ist nicht Preußen zu Liebe geschaffen worden. Durch dieses wurde nur in Bayern, Sachsen, Württemberg und Baven im Wesentlichen geltendes Recht als RcichSrecht verallgemeinert. Preußen bat sein eigenes Icsuilengesetz. Da Las Centrum, der „Gastgeber", gestern Lurch u.chls überraschte, als mit der Ersetzung deS Herrn Gröber lnrch Dr. Lieber, so konnte mau, nachdem di« Ne gierung der Sache materiell ein Ende gemacht, der De batte «in souLerlichcs Interesse uicht mehr abgewinuen. Ter Abg. v. Voll mar, obwohl mit dem Centrum durch ein bayerisches Wahlbündnis; eng verstrickt, hielt der ultra montanen Toleranz Len blankesten Spiegel vor und zog richtig die Conscqnenz. Wenn der Staat Kirchen gemeinschaften derart sich selbst überlassen soll, wie es dieser Antrag verlangt, bann müssen die Zahlungen dcS Staate« an die ReligivnSgeuvssenschaften aushörcn. So weit geht der Freiheitsdrang ces CenlrumS aber nicht. Bon dem conservativen Redner hätte man einen frischeren Abwehrton erwarten dürfen; der nationalliberale Abg. Bassermann, über dessen Rede wir an anderer Stelle aus führlicher als im Morgenblatte berichten, vertrat nach der bundcSrechtlichcn und, wenn auch hier in einer für unfern Ge schmack etwas zu sehr abgeschwächten Weise, nach der materiellen Seite Leu Staudpunct, auf dem die Partei in Fragen dieser Art verharren muß, wenn sie nicht untergeben will. Der noch im gestrigen Abendblatte der „Germania" wenigsten» als zweiter Cenlrumöreduer genannte Herr Gröber kam nicht zum Worte, dagegen der Altbayer Pichler, der sich Sachsen» auf das Freundlichste annahm und seinen Beruf, über unsere innerstaatlichen Verhältnisse als Sachverständiger zu reden, u. A. dadurch bewährte, daß er besonderes Gewicht auf den Umslaud legte, daß der — um die Staatsgesetze herumgchende — sächsische Graf Schönburg ein Schwager des österreichischen Thronfolgers ist! Wir haben m Sachsen eben Unglück. Wenn der Erzherzog Franz Ferdinand die Comtesse Cbotek nicht geheirathet hätte, wäre der „Toleranz-Antrag" am Ende gar nicht eingebracht worden. Der sächsische Bevollmächtigte Graf Hohenthal berichtigte Herrn Pichler im Rechtlichen und That- sächlichen mit Geschick, der Vertreter Mecklenburgs war weniger glücklich. Gewissermaßen al» Ergänzung zu den Ausführungen, mit denen gestern im Reichstage der sächsische Bevollmächtigte dieselben zu verfolgen, denn der am Waldrande beginnende Feldweg vertilgt durch die Wagengleise jeden Fußstapfen. Kehren wir also um. Ich hoffe, daß das Uhranhängsel uns irgend einen neuen Weg weisen werde, der zur Eruilung des Mörders führt." In raschem Tempo kehrten die Herren auf dem kürzesten Wege nach dem Schlosse Rawen zurück. Achte» Capitek. Als der Criminalist den Eorridor zu seinem Zimmer entlang schritt, in welchem er sich vor dem Diner noch etwas restauriren wollte, denn seine Kleider waren bestaubt und mit Tannen nadeln behangen, hörte er leise seinen Namen rufen. Als er sich umwandte, kam sein Schreiber mit langen Schritten auf ihn zu. Sein schmales unfreundliches Gesicht war in gehcimniß- volle Falten gelegt. Das Grinsen um den breiten Mund verrieth eine freudig« Nachricht. „Was soll das?" fuhr ihn vr. Rosen an, der im Verkehr mit seinen Untergebenen den kurzen militärischen Ton liebte. „Was kommen Sie mir nachgelaufen, Hilger? Ich habe keine Zeit." „Die Wichtigkeit der Mittheilung mag meine Zudringlichkeit entschuldigen", erwidert« in unterwürfigem Tone Hilger, „Also machen Sie es kurz!" „Nicht hier, bitte", bemerkte lebhaft der Schreiber, da der Untersuchungsrichter noch immer im Eorridor vor seiner Thür stand. „Alsdann kommen Sie!" Er schloß die Thür auf und Beide traten in daS Zimmer. Obwohl also kein unberufener Lauscher zu gewärtigen war, begann der Schreiber im Flüstertöne: „Ich wollte Ihnen, Herr Doctor, nur mittheilen, daß der junge Schloßherr, dessen Namen ich nicht weiß, eine Uhrkette hat. an welcher da» Anhängsel fehlt." Der Untersuchungsrichter war überrascht, wenn auch nicht in dem Maße, al« es Hilger zu erwarten schien. „Bemerkten Sie da»?" „Ja! Ich wurde durch die hastige Bewegung aufmerksam gemacht, mit welcher dieser Herr bei dem Funde des Medaillons nach seiner Uhrkette griff." „DaS ist im Grunde erklärlich, denn wenn man einen solchen Gegenstand findet, pflegt sich Zeder unwillkürlich zu vergewissern, ob ex nicht vielleicht «hm selbst fehlt." Graf v. Hohenthal nicht nur die klerikalen Vorwürfe auf unser Ministerium wegen seiner Stellung zu dem Wechselburger Streite zurückwieö, sondern da« Recht diese» Ministerium» wabrte, mit Hilfe der sächsische» Geselle praktische Beweise der dogmatischen römischen Intoleranz im Interesse der Wahrung de« kirchliche» Frieden» zu verhüten', kann die in unserem heutige» Morgeublatte unter DrrSven mitgrtheilte amtliche Mit- theilung de« „Dresdner Journal«" über die „Affäre Prinz Max" gelten. E« wird in dieser Mittheilnng zwar gesagt, die von dem Cultu«ministerium angestrlltrn „ein gehenden Erörterungen" hätten ergeben, die angefochtenen und beklagten Aenßerungen de« Prinzen seien „rheilweise mißverstanden, theilweise auch nicht ganz richtig in der Presse wiedergegedea wordeu"; um so bedeutsamer aber ist der Schluß: ,,E» ist »ach den eigenen Erklärungen Sr. Köoigl. Hoheit anzunehmeu, daß derselbe, schon um nicht «tu« erneute Erregung hervorzurusen und anderweit»» Mißverständnissen und unliebsamen Erörterungen io der Presse aulgejctzt zu werden, i» absehbarer Zeit selbst uicht aus den Wunsch zurückkommen wird, öffentliche kirchenamtlichr Functionen in Sachsen auSzuüben. Sollte die» aber doch geschehen, sowird die StaatSregieruug bei der alsdann ihrerseits zu fassen den Entschließung der ihr gesetzlich obliegende» Ver pflichtung, den öffentlichen Frieden zu schützen, ganz gewiß eingedenk bleiben." Wir wollen e« dahin gestellt sein lasse», ob die Erklärung de« Prinzen auf eine höhere Einwirkung zurückzuführen ist oder nicht; auch die Frage mag offen bleiben, wa« an den „nickt ganz richtigen Mitlheilungen" der Presse richtig war; die Hauptsache bleibt, baß daS Ministerium auch dem Prinzen gegenüber von dem ihm gesetzlick zustchenden Rechte minach- sichtlich Gebrauch machen wird, um zu verhüten, daß durch praktische Beweise der dogmatischen römischen Intoleranz der kirchliche Friede im Königreiche gestört werde. Die vom Präsidenten des japanische» Herrenhauses, Prinzen Konoye, unter dem Namen „Great National Union" ins Leben gerufene politische Vereinigung hat eine ansehnliche Bedeutung in Japan erlangt und verdankt dies zum Theile keinem Anderen, als Marquis I t o selbst, der nach voll zogener Constituirung der neuen Partei seine eigenen An hänger versammelte und gegen sie eine Philippika losließ. Seit her Vergeht taum ein Tag, ohne daß sich irgend ein japanisches Blatt mit dem Eonflicte beschäftigt. Den wesentlichsten Unter schied zwischen den beiden Parteiprogrammen bildet jedenfalls der Umstand, daß Marquis Ito und seine Organe sich zu der opportunistischen .Politik bekennen, daß eine Theilung Chinas verhindert werden soll, daß aber Japan, falls sie sich als unabwendbar erweise, sich daran in einer durch seine Interessen gebotenen Weise zu betheiligen hätte, während die Partei Konoye's die Integrität Chinas um jeden Preis, und selbst gegen die westlichen Mächte, auf ihre Fahnen geschrieben hat. Dies zieht ihr seitens des Marquis Ito und seiner Freunde den Vorwurf zu, daß sie zum PanmongoliSmus neige, auf eine Allianz mit China lossegle und Japan der Gefahr aussetze, um chinesischer Interessen willen in einen Conflict mit dem Westen zu gerathcn. In den Erwiderungen des Prinzen Konoyr auf das von Marquis Ito gegen ihn und die „Great National Union" geschleuderte Anathema betonte der Prinz, daß seine Partei keine solche im eigentlichen Sinne des Wortes sei, keine Dauer bezwecke und mit der Beilegung der chinesischen Wirren vom Schauplätze abtreten werde. Da einige der Partei gänger Jto's zur Genossenschaft Konoye's überliefen und dem Programm des Letzteren wahrscheinlich auch die Progressisten sich anschlietzen werden, hat sich für das Ministerium Ito eine ernst zu nehmende Opposition vorbereitet. Deutsches Reich U Berlin, 6. December. (Die Beschäftigung jugendlicher Arbeiter und Arbeiterinnen in Werkstätten mit Motorenbetrieb.) Die In haber aller der Werkstätten, in welchen mit Motorenbetrieb ge arbeitet wird, werden gut thun, sich schon jetzt auf die Um gestaltung vorzubereitcn, welche demnächst die Beschäftigung von jugendlichen Arbeitern und von Arbeiterinnen in ihren Be trieben erfahren muß; denn am 1. Januar 1901 treten die kaiserliche Verordnung und die Ausführungsbestimmungen des Bundesraths über diese Beschäftigung in Kraft. In diesen Bestimmungen sind Unterschiede zwischen Werkstätten mit zehn oder mehr Arbeitern, mit weniger als zehn Arbeitern, Werk stätten mit Wasserbetrieb, sowie Bäckereien und Conditoreien, Getreidemühlen, Confectionswerkstätten gemacht. In den Werk stätten mit zehn oder mehr, sowie in denen mit weniger als zehn Arbeitern werden mit gewissen Modifikationen die Vor schriften über die geschützten Arbeiterkategorien, wie sie für die Fabriken schon lange maßgebend gewesen sind, Platz greifen müssen. In Werkstätten des Handwerks mit Motorbetrieb, in denen in der Regel weniger als zehn Arbeiter beschäftigt werden, finden gewisse Bestimmungen über die Beschäftigung jugendlicher Arbeiter leine Anwendung. Für die Werkstätten mit Wasserbetrieb sind noch besonders formulirte Vorschriften vorgesehen. Wenn schließlich die Bäckereien und Con- „Aber dann nimmt man ihn wohl an sich, wenn er Einem gehört. Der junge Schloßherr that aber nichts dergleichen." „Das ist richtig. Herrn Horwart scheint er also nicht zu gehören; oder meinen Sie ?' Der Untersuchungsrichter sah seinen Schreiber scharf an. „Uhrkette und Medaillon stimmten vollständig zusammen", war die in überzeugtem Tone gegebene Antwort. Die grauen Augen des Criminalisten kniffen halb zusammen und ein Zug unerbittlicher eiserner Strenge legte sich über sein Gesicht. „Hilger, wissen Sie auch, waS Sie da sagen? Wenn Sic Recht hätten, . . . dann aber papperlap, ich kenne Ihren unreifen Uebcrcifer. — Schnüffeln Sie nicht in dieser Sache herum, überlassen Sie das mir!" Zornig klang's dem Verblüfften entgegen, der mit einer stummen Verbeugung die Thür zu gewinnen suchte und eiligst verschwand. Kaum war er draußen, so schwand der scheinbare Zorn deS Criminalisten, aber eine tiefe Falte zog sich in seine Stirn. „Dieser Hilger folgert mit einer erstaunlichen Unverfrorenheit aus der geringsten Kleinigkeit einen sehr gewagten Schluß. Freilich pflegt er dabei in die tiefsten Gruben zu fallen. Aber e» ist ein Fingerzeig und ich werde ihn jedenfalls verfolgen; daß es wahr sein könnte, was Hilger andeutet, kann selbst ich nicht glauben", brummte vr- Rosen halblaut in seinen Bart, während er eiligst Toilette machte. Als er nach zehn Minuten au» der Thür trat, uin hinunter in das Speisezimmer zu gehen, überbrachte ihm der alte Johann auf einer Silbertablette die eben eingelangten Briefe. ES waren nur zwei Stück. Ein amtliches Schreiben, wie an seinem Aeußeren sogleich ersehen werden konnte, und ein Privatbrief. vr. Rosen steckte beide ungelesen in di« Lasche, denn eis wär« eine Unhöflichkeit gewesen, noch langer auf sich warten zu lassen. Das Mittagsmahl war vorzüglich, und vr. Rosen, der dies zu schätzen wußte, schien dadurch in die beste Laune zu kommen, E» gelang ihm, ziemlich rasch rin anregendes Gespräch in Fluß zu bringen, an welchem Alle theilnahmen. Selbst Max, der anfangs recht schweigsam gewesen war, betheiligte sich bald leb hafter. Mit jenem Geschicke, da» vr. Rosen bekannt und ge fürchtet gemacht, beobachtete dieser dabei, ohne daß auch Jemand die geringste Ahnung haben konnte, den jungen Bildhauer scharf und unablässig. Der Verdacht, den der Schreiber ausgesprochen, mußte entweder bestätigt oder widerlegt werden. Das be trachtete der Criminalist al» seine nächste Hauptaufgabe. Der tiefernste Zug auf del jungen Bildhauer» Gesicht, der hier ditoreien, die Getreidemühlen und Son fee« tionswerkstättcn von den am 1. Januar 1901 in Kraft tretenden neuen Bestimmungen ausgenommen sind, so ist dies nur der Fall, weil die Beschäftigung der Arbeiter in ihnen schon durch besondere Maßnahmen geregelt worden ist. Für Bäckereien und Conditoreien gelten nach dem Beginn des nächsten Jahres die Anordnungen der Maximalarbeitszeit-Ver ordnung fort. Die Inhaber der Werkstätten mit Motorenbetrieb, in welchen vom 1. Januar ab die Neuerungen zur Geltung ge langen, werden gut thun, sich eingehend mit der betreffenden kaiserlichen Verordnung und Bekanntmachung de» Bundesraths zu beschäftigen, um den Unannehmlichkeiten zu entgehen, welche aus einer etwaigen Nichtbefolgung dieser Vorschriften hervor gehen würden. * Berlin, 5. December. (Die Beziehungen der preußischen Polen zum Auslande.) Die Artikel der „Berl. Corr." über die polnische Gefahr finden heule ihren Abschluß durch eine länger, Ausführung über die Be ziehungen der preußischen Polen zum Auslande. E« wird daran erinnert, wie daS im VereinSlfben und in der Presse des Polcntbum» immer stärker fick geltend machende Zu- sammciigehörigkeitsgefühl, in welchem sich die Polen preußischer Staatsangehörigkeit mit ihren Stammesgenosseu iu Rußland und Oesterreich verbunden fühlen, sowie die immer klarer und zuversichtlicher bervortreiende Hoffnung auf eine Neu begründung de« PolenrcichS mit Nvthwendigkeit zur An knüpfung auch thatsächlicher Beziehung der preußischen Polen zu den national-polnischen Organisation«» de» Auslandes führen mußten, und an einer Reihe von Berichten wird dargelhan, wie namentlich wieder dir Sokol- vereine auch in den auswärtigen Beziehungen die Führung hatten. Indessen seien keineswegs die Sokolvercine allein als Träger des Vereinigungsgedankens der Polen Rußlands, Oesterreichs uud Deutschlands anzufehen. Auch unabhängig von ihnen finden lebhafte Wechselbeziehungen politischer Art über die LaubeSgrenzen hinaus statt. Nach einigen Belegen für dieses politische Zusammenwirken der Polen in drei Reichen zieht die Correspondenz au« ihren gesammteu Aus führungen folgenden Schluß, iu dem sie die Anwendung aller zur Stärkujng der Position des Deutsch- thumü nothwendigen Maßregeln ankündigt: Nach den vorstehenden Darlegungen kann an dem Vorhanden sein einer „polnischen Gefahr" nicht gezweifelt werden. Da diese Gefahr die nationalen Juteressen unseres Volkes bedroht, so ist di« Polen frage iu Preußen nicht eine sprcifijch preußische, sondern in eminentem Sinne eine deutsche Frage. Die preußische Regierung ist sich bewußt, den Lebensiotrresseu Les deutsche» Volkes und des deutschen Reiches zu dienen, wenn sie Alles, Ma in ihrer Macht sieht, zu thun entschlossen ist, damit der Charakter des preußischen Staates als eines deutschen gewahrt werde. Sie wird jedem Versuch, diesen Charakter zu gefährden, mit Entschieden heit cnlgegentrcteu. Ebenso wird sie alle erforderlichen Maß regeln ergreifen, um di« Position de» Deutschthums, wo dieses gegen polnische Uebermacht um sein« Existenz zn kämpfen hat, nach Möglichkeit zu stärken. Diese Hal tung Ler Regierung kann aber nur daun Erfolg versprechen, wenn auch die deutsche Bevölkerung in ihrer Gesammtheit sich immer mehr des Ernstes bewußt wird, mit dem der ihr auf gedrungene nationale Kampf nothweudig geführt werden muß. CS würde den Deutschen allerdings schlecht ansteheu, dem polnischen Deutschenhaß mit entsprechendem Poleuhaß zu begegnen; wohl aber hat sich das Deutschthum mit derjenigen nationalen Energie zu wappnen, die allein in einem Kampfe Erfolg ver spricht, bei dem es sich um die Erhaltung der höchsten idealen Güter der Nation handelt. Der Krieg ist also in optima tormrr erklärt; e« fragt sich nur, wie er von Seiten der Regierung geführt wird, die es mit dem Centrum nicht verderben will. — Nach einem Kronberger Drahtbericht der Münchener „Allg. Ztg." vom 4. December hatte sich innerhalb der letzte» drei Tage eine überraschende Wendung zum Bessern im Befinden der Kaiserin Friedrich eingestellt. Sonntag Mittag konnte die Kaiserin im Fahrstuhl auf der Terrasse einige Zeit im Freien zubringen. Die acute Krankheit gilt als verschwunden und das ganze Leiden als gemildert. — Wie die „Kreuzzeituug" hört, ist auS Anlaß der 200jahrigen Feier des Königreiches Preußen die Ausprägung von Denkmünzen nunmehr bestimmt in Aus sicht genommen worden. Es sollen Zweimarkstücke und Fünf markstücke mit entsprechender Aufschrift geprägt werden, deren eine Seile Las Doppelbild Friedrich'« I. und Wilhelm'» II. Zeigt. — Der BundeSrath hält morgen sein« gewöhnliche Plenarsitzung ab; die Tagesordnung ist sehr umfangreich, enthält aber zumeist Aucschußanträge und mündliche Bericht« einiger AuSscküsse. Es verlautet, daß u. A. AnSschußanträge, betreffend Aenderungen des amtlichen Waarenverzeichnifsc» zum Zolltarif, sowie zum Gesetzentwurf, betreffend daS Ur heberrecht an Werken der Literatur und der Tonkunst, und be treffend das Verlagsrecht, auf der Tagesordnung stehe«. — Da» Befinden des Generalfeldmarschalls Grafen Blumenthal ist zur Zeit nickt zufriedenstellend. Der greise Marschall ist seit einigen Tagen bettlägerig und recht und da, wenn auch nur secundenlang, zu einem düsteren Hin starren wurde, schien ihn aber mehr zu bestätigen, als zu widerlegen. Sonst freilich war nichts Auffälliges an ihm zu bemerken. Als man sich von Tische erhob, sagte der Criminalist in jenem verbindlich-bedauernden Tone, der ihm eigen war: „Darf ich bitten, Herr Howart, mir für die Examinationen, die ich nun vornehmen muß, ein Zimmer zur Verfügung zu stellen?" „Sehr gern. Wenn Sie, Herr Doctor, da» Schreibzimmer Papas benützen wollen, so finden Sie die nothwendigen Utensilien dort vor." Der Criminalist war damit einverstanden, und so ertheilte Max den Auftrag, frische Tinte einzufüllen und eine genügende Meng? Papiers aufzulegen. „Gnädiges Fräulein, ich bitte um Verzeihung, wen» ich nun, um einige Mittheilungen über den traurigen Fall für mein Protokoll ersuchen muß", wandte sich sodann vr. Rosen an Lucie. Diese nickte leicht. „Fragen Sie nur, Herr Doctor." Auf seine Bitte erzählte sie ihm sodann, wiederholt lfl Thränen ausbrechend, die Einzelheiten de» Verbrechen», so weit ihr dieselben bekannt waren. Der Beamte dankte. Zum Schluffe fragte er nur, öS Lucie keinerlei Verdacht gegen irgend Jemanden hege. Einen Augenblick schwieg sie, wie überlegend, dann verneinte sie entschieden. „Ich wüßte keinen auch noch so unscheinbaren Anhaltspunkt, der mir das Recht geben würde, irgend einen Verdacht auszusprechen. Mir ist die That unfaßbar." vr. Rosen verbeugte sich tief. „Wollten Sie, gnädige» Fräulein, nun Herrn Horwart mein Ersuchen mittheilen, einige Augenblicke bei mir zu erscheinen?" Lucie versprach e», wiewohl da» Her» ihr in bangen Schläge» pochte. Denn sie hatte bereits durch Max von dem Medailloa- fnnde Kenntniß erhalten, und sie verhehlt« sich nicht, daß dadurch ein neuer scheinbarer Derdacht»grund gegen Max coastruirt werden würde. Eine unbestimmte Angst bemächtigte sich daher ihrer, al» jetzt der Untersuchungtrichter Max -u Wh berief. (Fortsetzung fokgk.j schw< mani zum Bei! ant im d daß würt werd einen Da» in di Ant frech, mit, wird. Ludn „Par Staa Ver entstc gelöst des l Zweö als l schuß religi Einst jetzt I Recht für bereit Mak N< umfaß wohne läufig« 407 3l die B auS, r von ! der F dem : 229 7L am 2 1507. 1895 . liehen schied etwa Zählui demnä wird, einem verschi lung j v. 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