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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 15.12.1900
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1900-12-15
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19001215022
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1900121502
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1900121502
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1900
- Monat1900-12
- Tag1900-12-15
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Reklame» unter dem RedactionSftrich ^4 gespalten) 75 H, vor dm Familiennach« richten (6 gespalten) 50 Tabellarischer uud Ziffernsatz entsprechend höher. — Gebühren für Nachweisungen und Offerteuaonahme 25 L, (excl. Porto). Ertra > Beilagen (gefalzt), nur mit der Morgen-AuSgabe, ohne Postbeförderuug 60.—, ni i t Postbeförderung 70.—, Aunahmeschluß f«r Anzeige«: Abend-Auögabe: Vormittag« 10 Uhr. Morgen-Ausgabe: Nachmittag« 4 Uhr. Bei den Filialen und Annahmestellen je ein« halbe Stunde früher. Anzeigen sind stet- an die Expedition zu richten. Die Expedition ist Wochentag« ununterbrochen geöffnet vou früh 8 bis Abends 7 Uhr. > Druck und Verlag vou E. Bolz tu Leipzig. SL Jahrgang. Die Wirren in China. Er heißt jetzt, der englische Consul in Shanghai habe nach Loudon mitgetheilt, die Truppen der Btcekönige de« Aangtsethalcs Liukuugi und Tschangtschitung seien zum Schutze de-5 Kaisers abgesaudt wordeu. Bestätigt sich dies, so müssen wir, schreibt die „Köln. Ztg.", darin die wichtigste Nachricht sehen, die seit langer Zeit aus dem innern China zu uns gedrungen ist. Daß Tungfuhsiang, der nach Kansu gegangen ist und dort mit seinen miuderwerthlgen mohamedanischen Söldnern stehl, angeblich um sie ru entlassen, einen Versuch machen werde, den Kaiser wieder seiner Macht zu unterwersen, kann man immerhin für möglich halten. ES wird sich dann zeigen, ob die Thatkraft der Bicekönige des Hangtle und ihrer Unter gebenen stark genug ist, den dann kaum vermeidlichen Kampf anzuoehmen und siegreich zu bestehen. ES kommt dabei darauf hinaus, ob der blinde Fanatismus, mit dem sich nicht verhandeln läßt, vorläufig die Oberhand iu China ge winnen soll, oder die klugen Männer des Aanztse, die — obschon durchaus abgeneigt, ihr Vaterland bedingungslos den Fremden auszuliefern — bisher größere Ausschreitungen gegen Fremde verhindern konnten und gegenüber dem Hofe, den fremden Mächten und ihren eigenen Provinzen ihr eigenes Ansehen erhalten und befestigen konnten. Gelangt ihr Ein fluß thatsachlich und durch ihre eigenen Waffen, nicht durch Fremde unterstützt, zur Macht, so läßt sich eine verhältniß- mäßig schnelle Erledigung der Krisis vorhersehcn. Tie Vollmachten. „Reuter'« Burean" wird aus Peking unter dem 13. December berichtet: Li-Hung-Tschang und Tsching haben den Gesandten amtlich mitgetheilt, daß sie Schriftstücke erhalten hätten, durch die sie bevollmächtigt würden, im Namen CbinaS zu verhandeln, und daß sie bereit seien, damit zu beginnen, sobald cS die Gesandten wünschten. Ta« chinesische Scczollamt und Sie vcrbnndetcn Mächte. In der gestern hier eingctrofsenen Nummer des „Ostasiatischen Lloyd" vom 9. November lesen wir: Wir Haden bereits mehrfach darauf hingeniesen, daß aus den Einnahmen der SeezollverwaUung bedeut.ndc Beträge an den Kaiserhof in Hsianfu abgcführt werden. Nur durch die ihm aus diese Weise zugehenden Mittel ist der Hof im Stande, die nicht unerheblichen Summen, die sein Unterhalt und der Sold seiner Truppen in Anspruch nehmen, zu zahlen. Wir sind weit davon entfernt, dem Seezollamt aus den Geldsendungen nach Hsianfu einen Vorwurf zu machen. Tas Seezollamt ist eine chinesische Behörde und Hot den Befehlen zu gehorchen, die ihm von der Negierung zugehen. Eine andere Frage aber ist es, ob es den Interessen der ver bündeten Mächie entspricht, daß die Einnahmen des Scezollamt L für eine Regierung verwandt werden, die sich heute thatsachlich im Kriege mit ihnen befind't. Es ist ja vielleicht von manchem Standpunct aus auch jetzt noch wünschenswcrth, daß formell an der Auffassung festgehalten wird, daß die Mächte sich nicht im Kriege mit China befinden, sondern nur in die chinesischen Verhältnisse eingegriffen Haven, um im Jutereffe ihrer Ange hörigen Ruhe und Ordnung wiederherznstellen. Seit Monaten aber kämpfen die Truppen der Verbündeten nicht mehr gegen aufrührerisches Gesindel, sondern gegen die regulären Truppen der legitimen chinesischen Regierung. Diese aber bezieht die Mittel für die Fortsetzung, wie die Dinge heute liegen, zu einem erheblichen Theil aus den Abgaben, die das Seezvllamt von d-n ausländischen Importfirmen in den Vertragshäfcn erhebt. Das scheint uns auf die Dauer ein unhaltbarer Zustand zu sein. Wir gehen aber noch einen Schritt weiter und behaupten, daß die Thätigkeit des chinesischen Seezollamtes in diesem Augeru blick für die verbündeten Mächte höchst gefährlich ist. Alle Cul- turstaaten haben ein Verbot der Ausfuhr von Waffen und Munition nach China erlassen und von ihren Kriegsschiffen sind Maßregeln ergriffen, um eine Einfuhr dieser Kriegscontrebande zu verhindern. Leider muffen wir feststcllen, daß diese Controle wirkungslos ist. Es ist in den letzten Wochen und Monaten fortgesetzt in Shanghai Kriegsmaterial von Japan eingcfiihrt und ungehindert durch das chinesische Seezollamt gegangen. Es handelt sich in diesem Falle um halbfertige Flintenläufe. Die innere Bohrung ist fertig, von außen muffen die „eisernen Röhren" — als solche werden sie declarirt — allerdings noch abgedreht werden. Kenner chinesischer Verhältnisse wissen, daß derartige halbfertige Gewehrläufe ein Artikel sind, der seit Jahr und Tag von den Arsenalen in China in großen Mengen ein geführt und verarbeitet ist. Während uns bekannt ist, daß euro päische Firn.cn, die früher derartige „eiserne Röhren" der chine sischen Regierung wiederholt geliefert haben, neuerdings keine Aufträge auf solche mehr ausfuhren, erhält eine japanische Firma in Shanghai mit japanischen Dampfern aus Japan fortgesetzt derartige falsch declarirte Gewehrläufe. Wohl ist uns bekannt, daß das chinesische Seezollamt nur solche eventuell als Kricgs- contrebande verdächtige Maaren zuläßt, die von dem Consul der betreffenden Macht als zulässig bezeichnet werden. Daß aber auch dem wachsamsten Consul Kriegvcontrebande entgehen kann wenn sie unter falscher Flagge segelt, ist selbstverständlich. Daß in dem von uns angeführten Falle dec japanische Generatconsut auch nicht die geringste Ahnung davon gehabt hat, was sich hinter den falsch dcclarirten Maaren versteckt, ist für uns ebenso zweifel los, wie, daß gerade er in Zukunft besonders wachsam sein wird. Wir würden aber auch dem - chinesischen Seezollamt keinerlei Vorwurf daraus mach.n, wenn es wissentlich Gewehr läufe als „eiserne Röhren", oder wie sie sonst genannt werden mögen, landen ließe; cs hat nur die Interessen Chinas zu ver treten und im Interesse Chinas liegt cs zweifellos, daß seine Arsenale fortgesetzt mit Material zur Herstellung von Kriegs waffen versehen werden. Eine andere Frage aber ist es, ob das auch den Interessen der Verbündeten Mächte entspricht. Wir glauben, daß das Ocgentheil der Fall ist. Sollten sich nicht Mittel uno Wege finden lassen, um den Handelssuperintendentcn der südlichen Häfen davon zu überzeugen, daß es unter den heutigen Ver hältnissen seine Pflicht ist, selbst dafür Sorge zu tragen, daß keine Kricgscontreband» cingeführt wird, so bleibt allerdings unserer Auffassung nach nur ein Mittel übrig, um die Interessen der auswärtigen Mächte gehörig zu schützen, und dieses würde in einer Beschlagnahme der Zollämter durch die Alliirtcn bestehen. Die Verwaltung würde dann in die Hände einer Comm'ssion übcrzugehen haben, die dafür Sorge trägt, daß weder Kriegs material eingeführt, noch die Einnahmen des Seezollamtes zu Zwecken benutzt werden, die dem Interesse der Mächte schnur stracks entgegenlaufen. " Peking, 14- December. Durch einen Sturz mit ihren Pferden haben sich der Feldjäger-Leutnant Graf Wintzingerode die Ber- renkung einer Hüfte und Capitän v. Usedom einen cemplicirten Unterschenkelbruch zugezogen. iBerl. Tagebl ) Der Krieg in Südafrika. Ter Lieg -er Voercn. Die Magaliesberge — der Name wird auch als Singular gebraucht — ziehen sich in einem stumpfen Winkel, dessen Scheitel vom Krokodilflusse durchschnitten wird, in einer Länge von etwa 70 km erst nordöstlich, dann genau östlich nach der Bahnlinie hin, die sie etwas nördlich von Pretoria erreichen. Die Berge sind der beständige Schlupfwinkel von Boerensckaaren gewesen, und besonders Delarey hat sie zu seinem Stiitzpuncte gemacht. Es ist noch in Erinnerung, daß Rustenburg, zwischen dem OlifantSnek und den MagalieS- bergen, verschiedene Male der Gegenstand des Kampfes zwischen Delarey oder Lemmer und englischen Heerführern gewesen ist. Auch De Wet hat sich durch diese Berge, Baden-Powell ein Schnippchen schlagend, hindurchgepirscht. Wie nun ans ber letzten Depesche Kitchener'S bcrvorgeht, standen in jüngster Zeit zwei englische Abkheilungen bei den MagalicSbergen; Pretoria zunächst Clements mit seiner Division, die freilich arg zusamm-ngesckmolzen sein muß, und 11 Kilometer weiter westlich auf der andern, nördlichen Seite der MagalieSberge, Brvadwood mit seiner Cavallerieörigabe. Beide scheinen ein beschauliches Leben geführt zu haben, denn das Anrücken zweier Cvm- mandoö von 2500 Bveren, die sich scheinbar erst zu dem Zwecke gemeinsamer Operation nördlich der MagalieSberge vereinigt haben, wurde von Clements so wenig bemerkt, daß er vollkommen überrumpelt wurde, und als er sich dann unter schweren Verlusten zurückziehen mußte, ließ ihn der 11 Kilometer entfernte Broad- wvvd ruhig in seiner hilflosen Lage; daS wenigstens scheint zwischen den Zeilen der amtlichen Depesche zu stehen. Die Lage Clements muß in der That sehr kritisch sein. Der von einigen Flußläufen umspülte Berg, auf den er sich zurück gezogen hat, scheint der WitwaterSberg östlich von Heks- poort zu sein. HekSpoort selbst liegt uur etwa 20 km nord westlich von KrügerSdorp, ist also nicht allzu weit von ber Bahnlinie entfernt. Entsatz kann daher mit Leichtigkeit herbei geschafft werden und würde die Boeren, die zweifellos Clements' Abtheilung cingeschlossen halten, alsbald zurück drängen. Aber die Schlappe ist für die Engländer auch so schon groß genug. Ueberhaupt regen sich die Boeren, als ob sie einer aus gegebenen Parole folgten, gleichzeitig aller Orten. Der „Daily Eppreß" erfährt aus Lourenao MarqucZ, daß ein Boerencommando von etwa 300 Mann mit zwei Geschützen oie Delagoa-Babnlinie zwischen Alkmaar und Nel- spruit besetzt hält und die Bahn- und Telegrapbenlinie auf eine Strecke von fünf Meilen zerstört hat. Die Verbin dung mit Barberton ist unterbrochen. Nelsssruit liegt etwa no Meile» westlich von Komatipoort. Nach einem weiteren Telegramm Lord KitchenerS aus Pretoria vom 13. haben, wie nochmals im Zusammenhänge recapitulirt sei, die Boeren auch vie Orte Lichtenburg (westliches Transvaal), Bethlehem, Vrede (noroöstl. Orau,esreistaat) und Lryheid (südöstf. Transvaal) an gegriffen, ohne indessen Erfolge gehabt zu haben. Ferner wird aus Lourenoo Marques vom 14. g< meldet: Die Lage in Komatipoort ist ernst. Eine 1500 Mann starke Boeren- streitmacht befindet sich in oer Nähe. Man erwartet einen Sturmangriff ans Komatipoort. Die britische Cavalleri: ilt nach dem Sabiefluß abgegangen. Alle Truppen haben Befehl, sich in Bereitschaft zu halten. Neber den Auszang des Kampfes, in den De Wet bei Reddersburg (südlich von Bloemfontein) verwickelt sein soll, verlautet noch nichts. Tic aufständtschc Bewegung im Vaplande. AuS London, 11. December, wird uns geschrieben: Es wird versichert, das Kri-gsamt habe bereits Meldungen darüber erkalten, daß in den nordöstlichen Bezirken ber Cap- colonie niedrere Hundert Boeren zu den Waffen gegriffen haben und auf Schleichwegen nach dem Schauplatz der Kämpfe zwischen De Wet und Knox zu gelangen suchen. Sir Alfred Milner empfiehlt sehr scharfe Unterdrückung-Maßnahmen, da sich sonst der Aufstand sehr schnell verbreiten würde. Politische Tagesschau. * Let-rig, 15. December. Seitdem daS Ceutrum eingesehen hat, daß e« di« ersehnte Macht im Reiche nicht dadurch zu erringen vermag, daß es in den Einzelstaaten mit Hilfe der unnatürlichsten Wahlbündnisse zu Einfluß gelangt, seitdem richtet eS be« kanntlich sein Bestreben darauf, sich dem Reiche selbst unent behrlich zn machen und hierdurch die erselmte Macht zu er langen, die dann natürlich auf die Einzelstaaten zurückwirkt. In dem gestern abgelaufenen ersten Abschnitte der laufenden Reichstage session ist dies schärfer und klarer als je hervor getreten. Keine Partei hat dem neuen Reichskanzler sich so gefällig erwiese», wie daS Centrum, daS nur noch die Polen abzuscbütteln braucht, um den Weg in das gouvermentale Fabr- wa;fer frei zu finden. Für diese Gefälligkeiten bat eS dann die Zu stimmung des Reichskanzlers zu dem vielbesprochenen „Tole- ranzan trage" erwartet, der die Competenzen de- Reiche gegenüber den Einzelstaaten erweitern und mit Hilfe dieser erweiterten Competenzen Schranken stürzen will, die iu de» Einzelstaaten der absoluten Freiheit der römischen Kirche und ihrer Diener noch entgegenstehen. Mit diesem Anträge hat das Centrum den ersten Grundsatz seines am 21. März 1871 formulirten Programms: „Allen Bestrebungen, welche auf eine Aenderung des föderative« Charakters der ReichSverfaffung abzielen, entgeaenzuwirken" und demgemäß „von der Selbstbestimmung und der Selbstständig keit der einzelnen Staaten in allen inneren Angelegenheiten nickt mehr zu opfern, als da« Interesse deS Ganzen eS un abweisbar fordert", über Bord geworfen. Freilich hatte bas Centrum dabei vergessen, daß der Reickskauzler nicht der Bundesrath ist und daß dessen Mitglieder nicht Lust haben, die den Einzelstaaten von Reich wegen gewährleistete Autonomie beschränken zu lassen. Aber H-rr I)r. Lieber und Genossen batten doch wenigsten« die Genugthuung, zn ers.chrev, daß der Herr Reichskanzler persönlich dem Anträge nicht völlig ablehnend gegenübevsteht und daß ihm der Gedanke, zugleich mit einer Competenz- erlmiterung des Reiches eine ihm völlig dienstwillige Cenlrumsfractivn zu erlangen, nickt gerade unsympathisch ist. Das Centrum wird daher nickt nur auf der Berathmrg seines Antrags in d r Commission bestehen, sondern ihn im Falle oer völligen Ablehnung wiederholen in der Hoffnung, dcß die platonische persönliche Neigung des ReickSkanzler- sich allmählich a: f andere Mitglieder des BundeSrathS, be sonders die preußischen, übertrage. Zweifellos um sich dem Reichskanzler und den ihm unterstehenden Staatssekretären noch mehr zU emvfehlen, hat das Centrum bei der EtatS- berathung durch einen seiner Redner die Anregung geben lassen, die en'siehenden Finanzschwierig» leiten des Reiches dura, schärfere Heranziehung der Einzclstaaten, d.h. ourch Erhöhung der Matricular- bei träge, zu überwinoen. Natürlich kann eS dem Reichs kanzler nicht angenehm sein, wenn er eine Vermehrung der eigenen Einnahmen deS Reiches in Vorschlag bringen und für die Einft.hrung neuer unpopulärer Reichsabgaben eintreten m"ß. Ob die Einzelstaaten unter gesteigerten Lasten seufzen, ist denr jetzigen, nach höheren Zielen strebenden Centrum einerlei. Nun ist in dieser Rechnung allerdings insofern ein Loch, als Graf Bülow nicht nur Reichskanzler, sondern auch preußischer Ministerpräsident ist und al- solcher einer Mehrbelastung Preußens ebensowenig geneigt sein iss Lucie. Original-Roman von Ferd. Gruner. Nachdruck »rrbotiu. Eichentreu war ein unstäter Mensch, leidenschaftlich und herrisch, fast brutal der Dienerschaft gegenüber. Lucie rcizre ihn, widersprach seinen Anordnungen, kritisirte sie. Aber wie es auch über sein Gesicht zuckte, er blieb ihr gegenüber ruhig und höflich. Ost, wenn sie bei der Mutter in deren Zimmer saß, Abend« bei halbverdunkelter Lampe, kam er, setzte sich auf eines der niedrigen Fauteuils und hörte zu, wie Lucie sang. Denn Lieder besänftigten die arme Irre. Sie wurde ruhig, bis sie endlich einschlief. Dann trug Lucie mit der Gesellschafterin die Mutter in das Bett und Cichrntreu half dabei. Viertel stundenlang starrte er Lucie an, und sie hielt es aus. Wenn sie einen scheuen Blick auf ihn warf, faßte er ihre Hand. Sie mußte sich gewaltsam beherrschen, nicht zusammenzuzucken bei der Berührung mit dieser kalten feuchten Hand. Er alterte rasch, daS graue Haar wurde Weitz, die Furchen vertieften sich in der Stirn und in den Wangen. Fast zu jugendlich war sein ganzes Gehapen. Man merkte ihm das Gewaltsame, Unnatürliche in der Haltung an. Wenn Gäste erschienen, was nur selten vorkam, war er die erste Zeit sehr aufgeregt, seine Gestalt fiel zusammen, die hageren Finger vibrirten. Ueberhöflich, dabei mit schnellen scheuen Blicken Alle« musternd, auf alle Gespräche horchend. Waren aber die neuen Meldungen erschöpft, sprach man von Politik, Kunst und Wissenschaft, dann spielte er den geistreichen Causeur, lachte und scherzte. Und wenn der Wein auf den Tisch kam, wurde er familiär. Er trank viel. Lucie bemerkte es mit Unbehagen. Er überstürzte daS Trinken. Er sprudelte dann über vor Lustigkeit, und wenn nach den Karten gegriffen wurde, war er bei den Manieren der seligen Leutnantszeit an- gelanat. Wenn die Gäste sich wieder entfernt hatten und die eintönige Ruhe im Hause einkehrte, wurde Eichentreu nervös. Besonders an den ynmittelbar folgenden Tagen. Es war dann etwas Lauernde», Beobachtendes in seiner Haltung, insbesondere Lucie gegenüber. Sie fühlte es, datz er sie au-forschen wollte; in dem Zucken seine» fahlen Gesichtes lag eS immer wie eine Frage, die nach Antwort verlangt und doch vor ihr zittert. Er trug dadurch in die friedliche Ruhe des Schlosses einen Zug des Mißtrauens, der von Tag zu Tag sich verstärkte. Lucie hatte endlich nach Monaten des Zögerns den Muth gefunden, Max Mittheilunz von ihrer Heirath zu machen. D»nn vr. Bollant wollte oct einer Fahrt zu einem Ver wandten, der in der Nähr von Kardorf domicilirte, den Bild hauer aufsuchen. Natürlich würde dann dieses Thema berührt worden sein. So wollte sie wenigstens Mar selbst die Mit- theilung machen. Der Brief, an welchem sie Stunden zugebracht, war aber kurz und kläglich ausgefallen. Sie fand keine gleich- giltigen Worte, um ihm ruhig anzudeutcn, weshalb sie diesen Schritt gethan, und so begnügte sic sich schließlich mit der trockenen Bekanntgabe. Sie fühlte zwar, daß das zu wenig sei, aber es fehlte ihr die Kraft für mehr. Seit jenem Tage, da sie Eichentren's Schuld in ihrem Herzen besiegelt meinte, war es ihr schwerer als je erschienen, Licht in das Dunkel zu bringen, ihn der That zu überführen. O, cs war gräßlich, nicyts ließ sich entdecken, was zu positiven Beweisen geführt hätte. Und da fliegen in ihrer Seele, wenn sie allein war, manchmal schon Zweifel auf, ob das Opfer nicht vergebens gebracht sein würde. Sie beobachtete des Gatten unstätes Wesen mit einem Gefühle, das halb Furcht, halb Freude war. Aber schon diese wenigen öden Wintermonate an seiner Seite ermüdeten sie. Sie fühlte sich unglücklich. Neben einem Manne zu leben, der wahrscheinlich die furchtbarsten Verbrechen am Theuersten begangen und dem man doch nichts, nichts nachweisen konnte >— cs war erdrückend. Dazu kam noch das geheime Grauen, daß er sie beseitigen würde, wenn er von ihren Plänen nur eine Silbe ahnte. Da erhielt sie eines Morgens — sie saßen eben beim Früh stück — einen Brief. Ein langes, graues Couvert, das den Vermerk „K. K. Kreisgericht Bären st ein" trug. Sie schob den Brief, den ihr ein Diener auf silberner Tafel überreicht hatte, ein wenig zur Seite, denn ihr Gatte sprach gerade mit ihr. Ein harmlos-heiteres Gespräch über die Frühjahrsculturen, die im Garten angelegt werden sollten. Eichentreu brach aber plötzlich mit einem röchelnden Husten ab, als er den Brief gleich sam spielend in die Hand nahm. Lucie sah erschreckt auf. Die Blicke der beiden Gatten tauchten ineinander. Sie sah wieder das finstere Feuer aus den seinen lohen und er erschrak vor dem bis ins Innerste dringenden ruhigen, klaren Blicke. „Ach, ein gerichtliches Schriftstücks suchte er zu scherzen. „Ja, wahrscheinlich über Max Horwart", sagte Lucie ein wenig erröthend und ließ den Brief in ihre Tasche gleiten. Eichentrcu lächelte unsicher bei dieser Manipulation. Er zündete sich eine Cigarre an und trat an das Fenster. Der alte Johann erschien in diesem Augenblicke im Speise zimmer. Der Diener verbeugte sich tief. Das glattrasirte Ge sicht war gealtert, es yatte sehr viele Furchen und die Haare waren schneeweiß geworden. „Herr vr. Bollant bittet die gnädige Frau, ihm einige Minuten Gehör schenken zu wollen." Lucie war angenehm überrascht. „Bitten Sie den Herrn Doctor doch herein." Der Diener verschwand, und wenige Augenblicke später er schien die behäbige Gestalt des alten Arztes in der Thür. Sein Anzug deutete an. daß er zu Pferd« gekommen sei. Militärisch stramm klappte er die Absätze zusammen, dass die Svoren klirrten. Das weiße, sonst sehr sorgfältig gekämmte Haar des alt^r Herrn hing etwas wirr herab; das röthlich schimmernde Gesicht mit dem starken Schnurrbart schien ernster als sonst. Sein Auf treten war überhaupt sehr förmlich, nichts von der gewohnten, ein wenig polternden Liebenswürdigkeit. „Pardon, gnädige Frau, daß ich so frühzeitig in Ihr Heim einbrcche", sagte er mit tiefer Verbeugung und küßte Lucie die Hand, „aber ich wurde zu einem Schwrrkrankcn in Bärenstein gerufen und da wollte ich mir die Freiheit nehmen, Ihnen meine Aufwartung zu machen. Gleichzeitig auch als Bevollmächtigter meiner Frau, welche Sie übermorgen zu einer kleinen Jause freundlichst einladet und Sie ganz zuversichtlich zu begrüßen Erst jetzt nahm er Herrn v. Eicyentreu wahr, der noch immer neben, dem Fenster stand. „Pardon, Herr von Eichentreu. 'Guten Morgen." Er ver beugte sich leicht. Eichentreu lächelte verbindlich. „Es ist durchaus nichts zu entschuldigen. Ich war ja nicht in Ihrem unmittelbaren Ge sichtskreise und verhielt mich mäuschenstill. Ich wollte Sie bei der Begrüßung meiner Frau nicht stören." Vv. Bollant nickte höflich. „Im Uebrigen bitte ich mich jetzt, lieber Herr Doctor, ge fälligst zu entschuldigen. Um neun Uhr habe ich mit dem Ver treter einer landwirthsckaftlichrn Maschinensabril die neue Säe maschine auszuprobiren. Der Mann ist eben in den Hof ein gefahren." „Ah, der alte Bergel. Ich sah ihn vorhin durch das Dors fahren." „Jawohl, Bergel, ich glaube, so heißt der Agent." Der Arzt und Cichentren schüttelten sich die Hände Da ¬ unvermeidliche bedauernd-conventionelle Lächeln begleitete diese Cercmonie. Aber kaum hatte sich die Thür hinter dem Gutsbesitzer ge schlossen, als I)r. Bollant's Gesicht einen ernsten, fast finsteren Ausdruck annahm. Mit einer gewissen Steifheit kam er Lucie'» Aufforderung nach. Platz zu nehmen. Umständlich reinigte er sodann sein,. Brille, dabei zu de.- jungen Frau hinüberblinzelnd, die mit lebhafter Spannung seine Mittheilungen erwartete. „Also", begann er endlich und leerte das zierliche Cognac gläschen. das ihm Lucie servirt, mit einem Schlucke, „wie geht es Ihnen, gnädige Frau?" Lucie sah dem Arzte ein wenig unmuthig in das ernste Gesicht. „Ich danke, Herr Doctor, für Ihre höfliche Aufmerk samkeit. Wie Sie sehen, bin ich wohlauf." „Ich fragte, weil —. Aber ich will ordnungsgemäß er zählen. Ich habe die letzten acht Tage zu einer Erholungsreise benützt. Ich besuckte meinen alten Onkel oder eigentlich einen Vetter von einer Nebenlinie, mit dem ich in früheren Jahren, als unsere Wohnorte einander näher lagen, häufigen und sehr herzlichen Verkehr pflegte. Derselbe wohnt in Lorgau. Natür lich machte ich da einen Abstecher nach Kardorf hinüber. Mein Neffe, Hauptmann Rödel, ist für einige Wochen dorthin com- mandirt. Es liegt eine kleine Garnison in dem Neste, deren Osficicre durch ihn — ich weiß nicht in was für einer DiSciplin instruirt werden sollen. Also ich fuhr auch nach Kardorf und habe" — zum ersten Male heftete vr. Bollant den Blick fest auf Lucie — „da natürlich auch meinem unglücklichen Freunde, Max Horwart. einen Besuch abgestattet." Das Gesicht der jungen Frau war blaß geworden. Di« Brust wogte heftig, aber die festgeschlossenen Lippen verriethen ihre Energie, Alles anzuhören, was auch kommen möge. Der Arzt hielt einen Augenblick inne. Die Gedanken flogen zurück zu dem erschütternden Bilde in dem öden, von tode»- starrer Ruhe umfangenen Jnquisitenspitale. Zu dem schmalen, einfensterigen Zimmer, mit dessen grau-weißem, düsterem Tone das fahle eingefallene Gesicht des Bildhauers so traurig harmo- nirte. Es durchschüttelte ihn noch jetzt; wie sehr die kraftvolle, männlich stolze Gestalt unter der Wucht der ungeheuren Anklage zusammengebrocken war. Wie er dieses hagere, knochige Ge sicht kaum wied.r erkannt hätte, wenn nicht das Feuer kn den Augen, der Klang der tiefen Stimme ihm die Gewißheit ge geben hätten, daß der Kraule, der sich mit unsicherem Schritte von dem kleinen Tischchen neben dem Fenster erhob, Max Horwart sei. Es war ihm nicht gelungen, die tiefe Bewegung zu ver bergen. Zwar hatte er geschwiegen, aber ein paar Tropfen
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