Suche löschen...
02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 17.12.1900
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1900-12-17
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19001217025
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1900121702
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1900121702
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1900
- Monat1900-12
- Tag1900-12-17
- Monat1900-12
- Jahr1900
- Links
-
Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
Abend-Ausgabe Druck uud Verlag vo» E. Pol» ia Leipzig SL Jahrgang. Ai Montag den 17. December 1900. deren Herstellung noch vier Wochen beansprucht. 14) Madrid vor. Mts. «tauf von legraphen- ard White , Rafined lüg jedoch i. Schluß uud «>f * «kport- tag. kr 1SVV. i Kdnig- 26. No- Inseraten adon über an Zug 31 gverspätung 49000 B. »Sr, 9,42, 9,01. — tffaet« fest g hervor. iSgeglichen öhung der ien betrug 0. FsrrLUetoir» Nother , Januar >er 44'/„ ar») 2,7b. hsel auf Arzt schwang sich auf das Pferd und reichte dem Alten die Hand. „Also nichts verrathen!" Der Fuchs mußte Galopp gehen. „Teufel", brummte sein Reiter mehrmals, „was sich da noch Alles finden wird! Ich weiß nicht, wohin mit dem Ganzen, aber ich glaube, daß . . . einem gewissen Herrn bange würde, wenn er so eine kleine Ahnung von dem Allen hätte! . . . Vorwärts, Fuchs!" mber 70, Schmalz - SZ2'/.. eheud auf wot uud «geu ab. Ikoptiiste ging di« lut stetig glaube ich, in zwei Wochen gut sein. Für disse Zeit dürfen Sie aber freilich mit der .Hand gar nichts machen." „Eine schöne Bescheerung", sagte der Bauer, augenscheinlich beruhigt durch die Mitrheilung. „Gut nur, daß wir mit der Heumahd fertig sind und «s erst in vierzehn Tagen oder drei Wochen über das Korn hergeht. Da dürst' es sich noch einmal machen." Der Arzt hatte sich an den Schreibtisch gesetzt und schrieb ein Recept. „Das ist zum !Baden der Wunde. Lassen Sie 's in der Apotheke machen. Aber, wie gesagt, nichts anrühren mit der Hand. — Was ich noch fragen wollte Wissen Sie denn nicht, weshalb bei diesem Malcher der Streit auskam?" „Das schon. Ich wollte schon immer zum Herrn Doktor Herkommen und nach dem Herrn Hauptmann Rödel fragen. — Ich habe unter ihm gedient, und der Herr Hauptmann hat mir gesagt, daß ich es ihm sagen sollt', wenn ich etwas Auffälliges bemerken sollte an dem Malcher. Da wollte ich nur sagen, daß er jetzt ganz bestimmt nach Amerika auswandern will. Er hat dem Friedel-Bauer, dem das Häusel gehört, wo er wohnt, schon gekündigt. Er will fort und weil die Frau mit den Kindern sich vor dem großen Wasser fürchtet und darum unser Dorf vor zieht, giebt» immer Streit. — Mir scheint'» aber, als ob er selber nicht gern hinüber möchte, denn er hat früher gar nichts darüber geredet. Das kam so plötzlich. Merkwürdig ist e» schon, daß er jetzt wieder am Hof so zeitweilig aushilft, der Herr von Eichentreu soll gesagt haben, er könne ja die Botengänge für den Hof machen. Mir kommt'» so vor, al» ob ihm das Hier bleiben lieber wäre. Es kennt sich überhaupt kein Mensch aus. Arbeiten Hut er meist gar nicht», aber Geld für Schnap» hat er immer. Nur für das Weib und die Kinder reicht'» nicht. Er ist fast immer im Dusel d'rin und da schlägt er halt dann die Aermsten." „Na, eine schöne Wirtschaft. Danke, lieber Kohler. Aber, was Sie betrifft, die Hand muß geschont werden. Da» Eine wallt' ich noch sagen, wenn Sie bemerken, daß dieser Malcher nach Amerika wirklich fortmachen will, können Sie mir'» mit theilen." „Natürlich, Herr Doctor. Ich habe ja j«tzt Zett, den Kerl zu beobachten." Al» der Bauer sich entfernt hatte, ging vr. Bollant «irrige Minuten nachdenklich im Zimmer auf und ab. „So viel Neue» in einem Tage. Zwar, wenn man et» recht betrachtet, nicht gar Ungeheuerliche», aber man fühlt, daß r» etwa» vorbereitet. Die Augen werd« ich jedenkall» offen behalten. irg zu ver- :«iine sicher !urzer Zeit (Srtra - Beilagen (gesalzt), nur mit der Morgen-Ausgabe, ohne Postbeförderung /t 60.—, mit Postbesörderung 70—, ein Vorrücken von zehntausend Mann in der Richtung auf die kaiserliche Stadt durch dir Franzosen gemeldet. Da 15 Meilen westlich von Peking entfernt eine französische Garnison durch die Vorhut jener Truppen angegriffen wurde, wandte man sich an Li-Hung-Tschang mit dem Ansuchen, den Weitermarsch der chine sischen Truppen zu verhindern, nachdem die Friedensverhandlungen bereits eingcleitet wären. Die Eröffnung der Eisenbahn, welche heute stattsinden sollte, ist verschoben worden. * BertlU, 17. December. (Tel.) Die Eisenbahn Schon« Haikwan-Tongku ist fertig bis auf zwei Brücken südlich von Lutai, Nr. 7 7, - yi«n ern steam Herr Adolf kppstädt in tav Robert >igt das. — arl O»car ulius Emil Herr Ernst Inh. Herr auen. Ge> ander Carl Inh. Herr ma. Inh. in Kohren, l in Hart- — Otto Reinhardt Otto Ernst fönlich Has. iwin Glanz z das. — Lutter das. m Heinrich weSden. — Ehrler das. rren Franz zlenwerk E. cd Scholze Inh. Herr - Brauerei edrich Her- Herr Ernü Herr Ernst Znh. Herr in, Zweig, bestehenden t in Frei- ch OiSbahr v das. tz Wittwc flauen. — jlauen. — r Dresden, kurzen. — — Clara <kd. Seifert tu» Rothe, , Berliner >ßer, Otto Lehmann, Ernst Hof- mzenhauer amtlich in Anzeige»-Preis die stgespaltene Petitzeile 25» H. Rec la men unter dem RedactioirSstrich (4 gespalten) 75 vor den Familiennaä)- richten (6 gespalten) 50 H. Tabellarischer und Ziffernsatz entsprechend höher. — Gebühren für Nachweisung«« und Osfertrnannahme 25 (excl. Porto). Zehntes Capitel. Vr. Bollant richtete noch am selben Tage ein längeres Schreiben an seinen alten Freund vr. Jordan in Kardorf. Er theilte ihm die Bestätigung der Vermuthung, daß der gewesene Officier Eichentreu, welcher dessen Bruder im Duell erschoß, mit dem augenblicklichen Inhaber des Gutes Rawen identisch sei, mit. Auch bat er ihn, für den unglücklichen Bildhauer alle Milderungen der Haft zu erwirken, welche statthaft seien, beziehungsweise ihn möglichst lange im Spitale zu behalten, da die Gesundheit Horwart's ihm ernstlich erschüttert schien und er an eilstn Rückfall dachte, wenn ihn wieder die freudlose entsetzliche Atmosphäre des Zuchthauses umgab. Vielleicht führte die neu gewonnene Spur zu einer plötzlichen Aufklärung de» an Rawen begangenen Mordes. . . . Der alte Arzt wurde förmlich aufgeregt während deS Schreibens. Kaum war der Brief abgesendet, begann die Orvination. Er fertigte Alle so rasch al» möglich ab, denn er wollte mit seine: Frau die Unterredung mit Frau von Eichentreu besprechen. Glücklicher Weise waren keine besonders schwierigen Fällt. Schon wollte er das Vorzimmer absperren, al» noch ein Mann mit ver- bundenrr Hand eintrat. Ein breit gebauter, stark gebräunter junger Bauer, der. höflich grüßend, mit einem verlegenen Lächeln sich dem Arzte näherte. „Potztausend, Kohler, sind Sie's oder nicht?" lief dieser über rascht aus. „Jawohl, Herr Doctor, der bin ich." „Schön, schön. Aber was haben Sie denn da?" vr. Bollant hob di« eingebundene Hand des Bauern empor und zog ihn gegen dar Fenster. Vorsichtig löste er den primitiven Verband, der aus einem feuchten Leinenlappen bestand, über welchen ein rothes Tuch gebunden war. „Wo haben Sie denn das her, mein Lieber?" examinirte der Arzt, während er die Wunde untersuchte. Der rechte innere Handteller war aufgerissen und eine kleine, aber bi» auf den Knochen reichende Wund« freigelegt. hätte Hilfe nickst rechtzeitig gebracht werden können. Der glück liche Ausgang der gefährlichen Krisis ist also einzig und allein dem heroischen Vorgehen der kleinen Kanonenboote und in erster Linie unserem braven „Iltis" zu danken. Auf dem Quai von Tongku fanden wir unsere vom „Jaguar" bereits gelöschte Ladung wieder, doch das Wiedersehen war ein schmerzliches. Troy aller Bemühungen der Officiere des „Jaguar", die in wirklich ausopsernder Weise um die Sicherheit unseres Mate rials besorgt waren, wiesen namentlich unsere Proviantvorräthe große Lücken auf. Noch schmerzlicher war der Verlust des größten Theils unseres Gepäcks, darunter unserer sämmtlichen Winter sachen; auch meine Geige hatte offenbar irgend eine Suppe kochen helfen. Von den Zuständen in Tongku macht man sich nur schwer einen Begriff. Alle Nationen find vertreten; zwischen Deutschen und Russen lausen Zuaven, Anamiten, Indier, Japaner herum, und „nimm, was du kriegen kannst", ist Trumpf. Namentlich die Ruffen haben eine Virtuosität im Annectiren, die geradezu Bewunderung erregt. Während wir auf der einen Seite unsere Kisten und Kasten verluden, wurden sic auf der anderen Seite von Kosaken wieder heruntergeholt, bis wir rein durch Zu fall dahinter kamen. Auch unsere lieben, eigenen Landsleute kann ich von solchen Versündigungen nicht ganz freisprechen. Persön liches Gepäck ist fast noch beliebter als Rothwein und andere Ge- nutzmittel; ein deutscher Ofstcier sah schmerzbewegt seinen leeren, erbrochenen Koffer den Peiho hinunterschwimmen, und mancher Leidensgefährte hat gleich uns an dem Grade seiner Habe gestanden. Mein armes „Wimmerholz", ein so prosaisches Ende ist ihm an seiner Wiege in Neapel wohl nicht gesungen worden. Seitdem Monsieur Chinamann anständiger behandelt wird, fängt er schon wieder an, frech zu werden, und Ueberfälle sind in den letzten Tagen keine Seltenheiten. Dieser Bande gegenüber scheint wirklich angebracht nur der Grundsatz der Russen zu sein, die mit der Knute ebenso schnell bei der Hand sind, wie mit dem Bajonett und dem Re volver. Ich habe mich anfänglich sehr gegen diese von ein sichtigster Seite vertretene Anschauung gesträubt, bin aber jetzt, wo ich das gefährliche, gelbe Pack aus eigener Anschauung kennen gelernt habe, schon fast bekehrt. — Mancherlei ist hier in Tientsin interessant und sehenswerth, auch wenn ich von dem Völkcrgemisch der Verbündeten, dem Leben und Treiben, dem Schmutz und Ge stank der Chinesenstadt absehe. Morgens ist hier täglich großer Markt. In den Lagern der Russen, Amerikaner und Anderer wird ein schwunghafter Handel getrieben mit schönen und nützlichen Dingen, die bei der Eroberung von Tientsin und Peking mitgegangen worden find. Mancher kehrt aus China als Mil lionär in die Heimath zurück, ein kühner Griff in die Perlenschätze deS Pekinger Kaiserpalastes genügte zur Erreichung dieses ersehnten Zieles. Von der Pracht der Gewänder und Pelze, die hier allerdings zu sehr hohen Preisen feilgehalten werden, macht man sich keine Vorstellung. Ich sah einen Prinzeffinnenmantel, außen wunderbar gestickt, die langen Hängeärmel mit Zobel, das übrige Gewand mit Blaufuchs gefüttert, rin einziges Gewand mehr als tausend Pfund Werth. Derartige Kleider zieht der vornehme Chinese im eisigen chinesischen Winter eines über andere, denn Oescn kennt man nicht, nur die steinernen Lagerstätten sind heizbar. Da ein so bekleidetes Menschenkind, abgesehen von dem Werth, den es rcpräsentirt, auch natürlich viel Platz einnimmt, so sind dir Armsessel von einem Umfang, daß sie drei wohlgenährte Europäer auszunehmen vermögen. Die Chinesenstadt Tientsins ist von einem großen Wall umgeben, der etwa zehn Meter hoch und drei Meter breit ist. Von hier aus haben die Hauptangrisfe der chinesischen Truppen stattgefunden: neben Haufen moderner Patronen findet man uralte Boxerspieße und Schwerter, alte Vorderladerkanonen und Wallbüchsen. Die Wallbüchse ist bei den Chinesen immer noch sehr beliebt, weil der gelbe Heid annimmt, daß der Feind vor dem Knall ebenso viel ÄnD habe, wie er selbst. Wie die Sache übrigens weiter gehen wird, ist schwer zu sagen; da im Winter sicher eine Hungersnot!, zu erwarten ist, so wird die Verzweiflung vielleicht den Aufruhr von Neuem anfachen. * New Kork, 16. December. Ein Telegramm au» Peling vom 15. d. M. besagt: Eine englische Colonne unter Oberst Tulloch nahm ein 18 Meilen von Peking entferntes Dorf; die Verluste der Boxer waren dabei beträchtlich. Von Paotingfu wird Die Wirren in China. Sin Brief vr. Küttner'S. Prof. Vr. Küttnrr, zur Zeit Chefarzt eines Lazareths vom deutschen Rothen Kreuz in China, umseren Lesern bekannt durch fein Buch über den südafrikanischen Krieg hat an Prof. vr. von Bruns in Tübingen einen dem „Schwäbischen Merkur" zur Verfügung gestellten Brief gerichtet, welchem wir Folgendes entnehmen: Tientsin, 29. October. Am 15. October fuhren wir in den gelben Peiho ein. Zu beiden Seiten der Mündung liegen die starken Takuforts, auf denen die deutsche, russische und japanische Flagge weht. Wenn man vor diesen mächtigen, mit den modernsten Riesen geschützen armirten Befestigungen steht, so begreift man nicht, wie die fünf kleinen Kanonenboote derselben haben Herr werden können. Man hatte die letzteren bekanntlich in den Peiho einfahren lassen und versuchte dann, den Fluß hinter den Kanonenbooten zu sperren und die schmale Fahrrinne durch Minen für alle Schisse unsahrbar zu machen. Sobald diese Absicht klar wurde, verlangten dir Commandanten der Kanonenboote auf Initiative des Kapi täns Lans die sofortige Einstellung der Maßregel, worauf dir Chinesen in der Nacht zum 13. Juni da? Feuer eröffneten. Wäre eS dem Feind damals gelungen, den Peiho zu sperren, so wäre das Schicksal sämmtlicher Europäer in Petschili besiegelt ge wesen, denn in Folge Zerstörung der Kaiping-Schanhaikwan-Bahn Bezugs «Preis E» der Hauptexpedition oder den im Stadt bezirk und den Vororten errichteten Au.<- gabestrllen ab geholt: vierteljährlich./L 4 50, vei zweimaliger täglicher Zustellung üw Lau» 5.50. Durch die Post bezogen Nir Deutschland u. Oesterreich: Vierteljahr!. 6. Man abonnirt ferner mit entsprechendem Postausschlag bei den Poskanstalten in der Schweiz, Italien, Belgien, Holland, Luxem burg, Dänemark, Schweden und Norwegen, Rußland, den Donaustaatrn, der Europäischen Türkei, Egnpten. Für alle übrigen Staaten ist der Bezug nur unter Kreuzband durch die Expedition dieses Blattes möglich. Die Morgen-Ausgabe erscheint um '/,7 Uhr^ die Abend-Ausgabe Wochentags um 5 Uhr. Nedaction und Expedition: Johannisgasse 8. Filialen: Alfred Lahn vorm. O. Klemm'- Sortim. Universitätsstraße 3 (Paulinum), Louis Lösche, Katharineustr. 14, park, und Künigsplatz 7. „Es hat Sie doch nicht eine Kuh spießen wollen? So scheint es aber zu sein." „Nein, Herr Doctor. Im Raufen hab' ich da» erwischt. — Der Bauer lächelte. „Im Rüufen? So, so ." „Die Geschichte war so, Herr Doctor. Wie Sie wissen, liegt mein Haus dem Hänsel, wo der Malcher Franz wohnt, gleich gegenüber. Der Lump prügelt sein armes Weib und die Kinder mehr, als sie wahrscheinlich zu essen kriegen, 's ist sehr traurig bestellt, das wissen Sie ja, Herr Doctor, auch." „Gewiß. Aber jetzt hören Sie einen Augenblick auf und beißen S' Vie Zähne zusammen." Der Arzt untersuchte die Wunde mit der Sonde, wusch sie aus und verband sie schließlich. „Na also, jetzt weiter. Setzen Sie sich aber, es hat Sie doch die Geschichte ein wenig mitgenommen." Vr. üwUant nölhigtt den Patienten, dessen 'Gesicht blaß ge worden war, Platz zu nehmen, während er ihm einen Cognac ein goß. „Da, das macht warm." „Danke, danke. — Heute Morgens nun war wieder ein schreck licher Lärm in dem Häusel. Meine Frau hörte die Malcherin ganz ängstlich schreien. Da ich gleich hinter'm Lach ein Bissel Klee abmähte, kam die Meinige hinausgelaufen: ich sollt' doch einmal nachschauen, was beim Malcher wäre. Alsdann denk' ich, hast Dich zwar nichts darum zu kümmern, aber todtfchlagen kannst Du da» Weib, das sich eh' sorgen und mühen thut, nicht lassen. Ich spring' also in die Stube 'nein. Steht der Malcher mit auf gedunsenem Gesichte, die Augen blutunterlaufen, da» Haar zer zaust, wie ein richtiger Vagabund und haut mit seinem Stocke auf die arme Frau ein, die nicht hinaus konnte, weil er sich vor die Thür gestellt hatte, 's war zum Erbarmen, wie sie schrie. Ich fasse den Kerl hinten beim Kragen und ruf' ihm zu, ob er wohl aufhören möcht'. Er reißt mir aber da» morsche Rock- sutter au» der Hand und dreht sich um. Wüthend wie ein Stier, daß er ganz blau im Gesichte war, schreit er mich an und wie ich nach dem Stocke greifen will, stößt er plötzlich mit der eisernen Spitze desselben fluchend gegen mich. Mit aller Wucht stieß der Lump mir in die Hand, daß ich dacht', er zerreißt sie mir. D'rauf habe ich ihm freilich ein« 'geben, daß er sich umg'legt hat, aber meine Hand ist dabei nicht besser worden, 's hat damisch ge brannt, Herr Doctor." „So, so", brummte vr. Bollant. „Dann können Sie wirk lich froh sein, daß Sie wahrscheinlich ganz unwillkürlich die Hand etwas zurückgezogen haben. Wenn die Spitze ganz durch gegangen wär«, Härte e» gefährlich autgefchaut. Aber so wird'», enbau. Iüthen- ert, wird lütb-n. hste Früh- fferr. Die hriae Be Trockenheit h diesmal gewöhnlich ttvittevung Sträuchen -er wesent. r Bäumen Lucie. Original-Roman von Ferd. Gruner. Nachdruck verbot u. ,,Jch habe noch Niemandem davon etwas gesagt. Ganz zufällig fand ich dieses da." — Er zog aus der Tasche ein kleines, von ZeitungSpapier umhülltes Packetchen. Etwa vierzig bis fünfzig rolhe lange Hölzchen lagen darin. „Sie wissen, Herr Doctor, daß gerade hinter der abgebrannten Scheuer ein Graben geht, welcher die angrenzenden Aecker von den rückwärtigen Theilen der Scheuern trennt. Nur ein ganz schmaler Raum ist zwischen den Scheuern und dem Graben. Da die Scheuer nun wieder aufgebaut werden soll, muß ein Theil des Abzugs grabens zugeschüttet werden, damit man die Gerüste auffteUen kann. Ich hatte davon gehört und sah mir das rauchgeschwärzte Nauerwerk von allen Seilen an. Dabei glitt ich etwas aus und fuhr, ohne es zu wollen, in den Graben. Da bemerkte ich nun mit Staunen, daß auf einem ganz engen Raum diese Streichhölzer zerstreut lagen. Ich sammelte sie, denn ein eigener Gedanke schoß mir durch den Kopf. Sollte Jemand die Scheuer oamols angezündrt haben? Derselbe hielt vielleicht die Schachtel in der Hand, und al» er über den Graben sprang, schüttelten sich die Streichhölzer durch den vermuthlichen Ruck heraus. — Ich suchte nun nach der Schachtel, oder wenigstens einem Theile derselben, konnte aber nichts finden." „Ganz merkwürdig", brummte in höchstem Grade erstaunt der Arzt, der vom Pferde gestiegen war, damit der Diener nicht so laut zu sprechen brauche. „Geben Sie mir diese Hölzerchen mit. Bei mir sind sie jedenfalls besser aufgehoben. Solche Salonhölzer sind heute gar nicht mehr „modern". Waren zu theuer, gingen daher nicht. — Teufel . . .! — Schweigen Sie, lieber Johanne» Klug! Kein Sterbenswörtlein darf über diesen Fund verrathen werden. Wahrscheinlich ist ja gar nichts dahinter. Merkwürdig ist r» aber. Also, wie gesagt: Still schweigen!" „Verstehe, Herr Doctor, ich wüßte auch nicht, mit wem ich über die Sache reden sollte", versicherte der Diener, der erfreut schien, daß seinem Funde augenscheinlich Wichtigkeit beigelegt würde. „Nun muß Kh abn rasch fort,,» ist schon elf Uhr." — Der Der Untergang der „Gneisenau". Eine traurige Weihnacktsbotschaft kommt aus dem Süden: Die „Gneisenau", das deutsche Seecadettenscbiff, ist unter gegangen. Wie viele sind todt? Erst hieß es vierzig, jetzt sollen es gar Hundert sein, unter ihnen der Commandanl Kretschmann. In Hunderten von Familien soll also Jammer sein zu Weih nachten. Um so gräßlicher erscheint uns das Unglück, als eS gerade die jüngsten und hoffnungSfrohesten unserer braven Seeleute vernichtet hat. Halbe Kinder noch, haben sie sterben müssen und vielleicht schwer sterben müssen. Zn ihrer Begeisterung für den sinnbestrickendsten aller Berufe hat ihnen wohl von Kampf auf Leben und Tov mit Feinden des Vaterlands geträumt. Sie sind auch so fürs deutsche Reich gestorben und werden zu den Helden zählen, zu den jungen Helden, deren ergreifendes Schicksal das ganze große Vaterland mit tiefem Schmerz erfüllt. Der Telegraph berichtete zuerst über das Unglück in folgender Form: * Madrid, 16. December. (Tel.) Meldung der „Ageneia Aabra": Das deutsche Schulschiff „Gneisenau" strandete vor dem Hafen von Malaga. Tas Schiff kenterte; angeblich sind 40 Mann ertrunken. (Notiz des W. T. v.: Nach Erkundigung an amtlicher deutscher Stelle bestätigt sich die Nachricht von der Strandung deS Schiffes.) Diese Nachricht konnte noch in den meisten Exemplaren unserer Morgenausgabe ausgenommen werden. Nach 10 Ubr lief dann noch folgendes Telegramm ein, das inzwischen als Extrablatt verbreitet worden ist: * Madrid, 17. December. (Tel.) „Ageneia Aabra": Die Strandung des Schulschiffes „Gneisenan" erfolgte Sonntag Vormittag. Infolge eines plötzlichen Sturmes befahl der Kommandant, schleunigst Dampf auszumachen. Tie Gewalt des Sturmes ritz die AnkerkeNcn lo»; die „Gneisenan" trieb ankerlos und strandete am EingangedeS Hafens. Tie sank »iS zur Mitte des Mastwerkes. Die Mannschaft sprang in die Aluthen. Trotz dem hcldenmüthigen Rettungswcrke sind etwa hundert Mann, darunter der Kapitän z. See Kretschmann, ertrunken. Die Behörden haben die Gerettete» im Rathhause und im Hospital nnter- gebracht. Dem „Berl. Tgbl." geht über die Katastrophe folgende Privatmeldung zu: Das Kriegsschiff „Gneisenan" befand sich aus der Rhede Malagas, nm Schtctzversnchc vorzunehmen, als cs plötzlich von einem gewaltigen, in solcher Heftigkeit selten dagcwcsenen Sturm überrascht wurde. GS wurden vergebliche Versuche gemacht, das Feuer der Kessel anznzündcn. Tic Anker rissen los und das Schiff wurde auf den Felsen Morro Levante geworfen, wo es zerschellte. Schlictzlich ragten nur noch Mastspitzen heraus. Als Alles verloren war, stürzte sich die Mannschaft ins Meer und versuchte sich durch Festhalten an Brettern und Rettungsgürteln zn retten. Allein ein breiter vlutstreifen zeigte bald, Satz viele der Unglücklichen an den Felsen zerschmettert wurden. Die Behörden thaten ihr Möglichstes, es wurden Dampfer abgesandt und der Alkaldc stellte Der Krieg in Südafrika. Die Niederlage des General Clements am MagalieSberg hat der Befürchtung, daß der Krieg sich noch sehr lange hinziehen kann, einen neuen festen Grund gegeben. Daß beute ein Zabr nach Eintreffen der Nachricht von der Niederlage bei Colenso die Gefangennahme von beinahe 600 Engländern gemeldet werden mußte, scheint die Vorhcrsagungen der größten Pessimisten zu bestätigen. Manche bringen die Niederlage mit Robert»' Abreise in Verbindung. DaS Bataillon der Northumberland-Füsiliers, das die Niederlage erlitt, scheint da» nämliche gewesen zu sein, daS am lO. December vorigen Zähre» unter Gatacre bei Stormberg geschlagen wurde. Die Marschleistungen de Wet'S sind geradezu bewundernswertb, wenn man bedenkt, daß er in einer Woche unter vielfachen Kämpfen mit Artillerie und Troß den Weg von der Capgrenze bis zu der westlich von Bloemfontein liegenden Linie Thabanchu-Ladybrand zurück gelegt hat. Er ist also weit über die Höhe von RedderS- burg hinaus, und zwar östlich von Helvetia und RedderSburg auSdiegend, vorgedrunzen. Wenn au» dem Haag berichtet wird, daß Präsident Krüger sebr erfreut über den neuesten Sieg seiner Boeren sei, so wird man da» glauben dürfen, dagegen wird man skeptischer einer weiteren Meldung gegenübersleheu müssen: E» soll sich nämlich bestätigen, wie man un« au» dem Haag trlegraphirt, daß Krüger beabsichtige, dem englischen Premierminister Salisbury zu versprechen, seinen Landsleuten die Nieder legung der Waffen anzuempfeblen, wenn den Boerenstaaten volle innere Freiheit unter Englands Oberhoheit zugesicherl werde. Der Präsident kann auch darüber nicht im Unklaren sein, daß eS für England von seinem feierlich im Parlamente verkündeten Standpunkte, es sei nicht gewillt, den Boeren auch nur einen Schein von Unabhängigkeit zu kaffen, kein freiwilliges Zurück giebt. Wie unser holländischer tss-Correspondent schreibt, äußerte sich vr. Lryd'S über die Unterhandlungen, welche der Reise des Präsidenten Krüger nach Deutschland vorangegangen sind, gegenüber einem Mitarbeiter des „Nieuwe Rotterdamscke Courant" dahin, daß die durch Herrn von Bülow im deutschen Reichstage gegebene Darstellung ein M ißverständniß enthalte. Zn Paris ist biernach an den Präsidenten Krüger kein Ersuchen gestellt, die Reise nach Berlin aufzugeben. Zn Pari» bat Herr v. Richtdofen, durch Vermittlung der deutschen Botschaft und des Herrn Vr. Liyd» dem Präsidenten lediglich wissen lassen, daß er (Herr Ännahmeschlnß für Anzeigen: Abend-AuSgabe: Vormittags 10 Uhr. Morgen-AnSgabe: Nachmittag» 4 Uhr. Bei den Filialen und Annahmestellen je eine halbe Stunde früher. Anzeige« sind stet» an die Expeditton zu richten. Die Expedition ist Wochentag» ununterbrochen geöffnet von früh 8 bi» Abends 7 Uhr das Rathhaus für die Geretteten zur Verfügung. Mannschaften vom Rothen Kreuz schafften zahlreiche Verwundete ins Hospital; auch die Mitglieder der deutschen Kolonie betheiligtcn sich eifrig am Rettungswerk. Eine riesige Menschenmafse wohnte auf der Mole dem traurigen Schauspiel »ei. Wie eS hecht, beträgt die Zahl der Todtcn Kundert, der Verwundeten weit über hundert. Kapitän Kretschmann ertrank durch das Umschlagen des Bootes, in das er sich mit mehreren vffieieren gerettet hatte. — Die Königin uud die Regierung drückten dem deutschen Botschafter ihr tiesftes Beileid über die furcht bare Katastrophe aus. Die Rang- und Quartierliste der kaiserlich deutschen Marine für daS Zahr 1900 (nach dem Stande vom 8. Mai) giebt über die Besatzung deS gesunkenen Schiffe» folgende Auskunft: Commandant: Capitän zur See Kretschmann. I. Officier: Capitänleutnant Berningbau». Capitän- leutnant Zacobi. 0. Oberleutnants zur See: v. Koppelow, Boland (Max), Brebmer, Krab, v. Koch. Leutnant» zur See: Punkt, Habedanck, Dietert (Bruno), Webner, Möller, Helf. Seecadetten: Angermann, Aye (Emil), Barckbausen, Baum, Becker (Friedrich), Bcckert, Beer (Robert), Behrendt, Berndt, Bieber, Brevschneider (Ernst), v. BÜlow, Detring, Frhr. v. Doernberg, Dortschy, Enaelking, Fcldt, Goldenstedt, GrooS, Hernmark, Heyrotb, v. Zoeden, Kaiser (Friedrich), Killmann, Klug, v. KoblinSki, Koch, Kolbe, Loewenberg, Lomberg, Nebesky, Orb, Pauli, Quaatz, Rettberg, Rietzsch, v. Rosenberg-GruSzczynSki, Schaper, Freiherr v. Schleinitz, Schlenzka, Schott, Schu macher, Schwerdtfeger (Paul), Siewert, Stabbert, Stein brinck, Wagensübr, Wernecke, WierSbitzky, Wilcke, Wolf. Leutnant Hedemann, vom II. See-Bataillon, Marine- Zngenieur Prüfer, Marine-Slabs-Arzt vr. Ratz, Marine- Ober-Assistenz-Arzt vr. Evers, Marine-Ober-Zahlmeister Schmidt, Marine-Pfarrer Kramm. Außer den hier Angeführten trug das Schiff natürlich noch volle seemännische und technische Besatzung. HtMger TagMM Anzeiger. Amtsblatt des Königliche« Land- «nd Amtsgerichtes Leipzig, des Mathes und Molizei-Ämtes der Ltadt Leipzig.
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder
Erste Seite
10 Seiten zurück
Vorherige Seite