Suche löschen...
02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 18.12.1900
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1900-12-18
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19001218026
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1900121802
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1900121802
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1900
- Monat1900-12
- Tag1900-12-18
- Monat1900-12
- Jahr1900
- Links
-
Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
Abend-Ausgabe UcipMer TagMatt ,o 9.7/S. Druck und Lerläq vou E. Polz in Leivzig. Dienstag den 18. Dccembci 1900. heute von Feuilleton rss k rsäitd. >»llk ^.ooo. > liLvK .Luu- 512,— 1405 24,80 70,40 1338 U 0,12V 0,Ä>). SL Jahrgang. 215 83 8495 216,50 OllLl« 1 8 r«, jSllKll, <10. Oslck -Vi»u -tlllsid sr c« rioa eliso 11I.9O 132.— 149,80 138,— 137,SU 130,15 124.25 101.50 44 50 152.75 103.50 78 60 203 50 1^1,2 . 140 0 218,30 .70,50 166,90 179,— 145,— 106.50 341,— 17400 1b ,50 148.75 60,50 71,- 144,— 164 '.! > 54,75 222.— 108.25 162.50 84,00 84,15 ILMlt ckstk. oxä um tllllOs K-VII- x^meineu Vs?, s. Oer OLss» kkLlisikunxell. 4-i«uos. Hv»o- ; 1^k»r>4brw^ der. I v,17>. Ertra-Beilagen (gesalzt), nur mit der Morgen-Ausgabe, ohne Postbeförderuug ./l 60.—, niit Postbesörderung .« 70.—. halten"', «sandte sreundlh Narsn. k«ot«! 7«<1>r.l8 .4 U.7N.8 3 a. 10 2 u. 3 iissub. UI. in. Li.sllb, lranv. Ilsiae. t-scik. orr^IK. >r<1o»l voion Id»Uu ollll. »d.Osck MIlSLtl litsvilk. «Irt. 8, 81r»»b Vsltsr r«8t.k Lu ii kxv rxbiiii nt.-1V l-sniik. ^iildr. DüvI. -. V. <4. irk.-4. b8tlilk. t'i-iib. tkikli- 1»l8tcs ink-^. M8II Ibison ii8«Ikb. idnr».! 74IK»Ii V.-.V, Zusssl sr. >a.k!8seo/8llki mbr^. Lok Vorboten.» 93,60 81.40 01,25 10.50 SO,— SO,— 8b,SO 57,75 104,20 70.— 88,20 101,40 112,60 85.— 157,35 Usmbnrx, e>. Lil kmm Lt» vier ma ¬ ilt ihnen, und als sie wieder aufsah, da war in diese! schöne, frühzeitig ernst gewordene Gesicht wieder »in wenig von jener Lonne zurückaekehrt, die «V bis zu dem Lage durchglüht, da Rawen, ihr Vater, getödtrt worden war. Sie erlosch indetz wieder, do sie leise und mit Beklemmung in der Stimme fort fuhr: „Aber, wird dies, — dieses Geständniß auch genügen, um nun ?" I)r. Bollant wurde nachdenklich. „Freilich, freilich, gnädig« Frau. Da» heißt, für mich und für unS All« liegt ja di« ganze Schwerin, Schloß, 17. December. Bon eben eingetroffener Meldung des schweren Unglück-, das unsere Marine betroffen, schmerzlichst berührt, drücke ich Euerer Excellenz mein tiesstes Mitempfinden aus. Ist über Hergang und Umfang der Verluste schon Nähere- bekannt? Johann Albrecht. Berlin, 17. December. Tief erschüttert vou dem Unglück, welches unsere deutsche Marine durch den Untergang der Fregaite „Gneisenau" an dem Tage getroffen, wo wir die aus Ostasien heimkehrenden Mariuetruppen in Berlin sreudig begrüßen konnten, spreche ich Euerer Excellenz und der gesammten Marine Namen- der städtischen Behörden und der Bürgerschaft Berlins die innigste Theilnahme ans. Kirschner, Ober-Bürgermeister. Lübeck, 17. December. Der Senat hat anläßlich der Strandung deü Schulschiffe- „Gneisenau" an den Kaiser ein Beileidstelegramm gerichtet, auf welches nachstehende Antwort des Kaisers eingegangen ist: „Für den Ausdruck der Theilnahme an dem schweren Un glück, welches gestern Meine Marine heimgesucht hat, spreche Ich dem Senat der Freie» und Hansestadt Lübeck Meinen wärmsten Dank an§. Ich bin tief erschüttert durch den jähen Tod der erprobten Männer und hoffnungs vollen Jünglinge, denen die Elemente das frühe Grab bereiteten, während ihre Kameraden aus China bejubelt ihre siegesirohe Heimkehr hielten. Madrid, 17. December. Im Senat gedachte Po- lanco mit Worten ehrender Anerkennung der spanischen Seeleute, die bei dem aus Anlaß de- Unterganges des deutschen Schulschiffes „Gneisenau" unternommenen Rettungs werke ihr Leben einbüßlen, sowie der übrigen Seeleute, welche sich an dem Rellungswerke betbeiligten, und brachte einen Antrag ein, in welchem der Minister dcS Auswärtigen aufgesordert wird, der deutschen Regierung die Ge ruhte des Senats aus Anlaß der schrecklichen Katastrophe zum Ausdruck zu bringen. Der Minister des AuS- wärtigen erwiderte, die Regierung habe bereits ein ent sprechendes Telegramm nach Deutschland gesandt, und fügte hinzu, die Regierung werde sich bei den Beisetzungs feierlichkeiten in Malaga vertreten lassen. Der Antrag Polanco wurde hierauf einstimmig angenommen. * Paris, 17. December. „Journal des DebatS" erinnert anläßlich des Unterganges der „Gneisenau" daran, daß Kaiser Wilhelm am 6. Juli vorigen JabreS die Ca det ten d es fr anzösischen Schulsch iffeS „Iphigenie" und der „Gneisenau" im Hafen von Bergen an seiner Tafel an Bord der „Hohenzollern" vereinigte. „Es war die-", fährt daS Blatt fort, „eine ritterliche Episode in den Be ziehungen der beiden durch politische Interessen und Er innerungen getrennten Länder. Das Gefühl, welches die Cadetten der „Iphigenie" bei der Nachricht von dem traurigen Schicksal der Bergener Tischgenossen empfinden werden, empfinden auch wir, daS Beileid, das Kaiser Wil helm uns jüngst anläßlich der Katastrophe der „La Framäe" aussprach, wird ihm heute Niemand unter uns verweigern." In Berlin verbreitete sich die Trauerkunde von dem Untergang des Schulschiffes „Gneisenau" gestern morgen wie ein Lauffeuer durch die ganze Stadt. Ihre Wirkung war um so tiefer, als sie dem Einzug der auS China heim- »a »mk 3-Leri«v-— »a üollt ». -4ol. -, 1338 obix- und ru- ckoeli «iar-Ill« lvi. 8io 'di»!" »cii. Liistidvil Anzeiger. Änrtsvlatt des Königliche« Land- und Amtsgerichtes Leipzig, des Rathes und Nolizei-Ämles der Ltadt Leipzig. gekehrten Marinemannschafte» unmittelbar folgte. Das AdmiralitätSgebäude in der Königgrätzerstraße 132 und das ReichS-Marineamt am Leipziger Platz 13 wurde alsbald von in Berlin lebenden Angehörigen bestürmt. Jeder fürchtete für die ibm Nahestehenden da- Schlimmste und schon die Ungewißheit führte zu er greifenden Scenen. Leipzig ist glücklicher Weise, so weit bis jetzt bekannt geworden, von den Trauerfällen nicht direkt berührt worden. Ein Leipziger Kind, der Oberleutnant z. S. Friedrich Br» hui er, der mit an Bord der „Gneisenau" war, ist unverletzt gerettet und konnte bereits gestern seinen in Plagwitz wohnenden Verwandten die frohe Kunde seiner Rettung telegraphiren. Capitän z. S. Kretschmann und Capitänleotnant BerninghauS. Der Commandant des Schiffs Capitän z. S. Karl Kretschmann, dessen Tod bestätigt ist, genoß in den Kreisen der Flotte den Ruf eines überaus tüchtigen OsficierS, der sich ganz besonders zur Leitung in der Erziehung der jungen See» cadelten und Schiffsjungen eignete. Er war am 30. Mai 1871 in die Marine getreten. Am 16. December 1874 wurde er zum Unterleutnant uud am 19. April 1879 zum Oberleutnant befördert. Nach Besuch der Marine-Akademie wurde er 1885 I. Oificier auf dem „Albairoß", mit dem er mehrere Jabre in Australien blieb; in diesem Commando rückte er im Oclober 1886 zum Capitän-Leutnant auf. Nach seiner Rückkehr war er 1888 ern bei der IV. Werftdivision Compagnie führer, dann wurde er 1889 Adjutant der I. Marine-Jnspection in Kiel. Nach kurzem Bordcommando auf der „Baden" wurde er 1892 Commandant des „Wols" und war mit diesem Kanonenboot auf der ostasiatijchen Station. 1894 wurde er Commandeur der II. Matrojen-Artillerie-Abtheilung. Im März 1898 wurde er zum Fregattencapitän und Commandeur des Schulschiffe- „Sophie" er nannt, mit dem er längere Zeit auswärts, auf der amerikanische« Station :c-, war. Nachdem er am 15. März d. I. zum Capitäa zur See ernannt worben war, wurde er am 4. April d. I. Comman dant des Schulschiffs „Gneisenau". Die hervorragend seemännische Begabung des ersten Osficier- der „Gneisenau", des CapitänleutnantS Berning- bau», war in der Marine allgemein bekannt, in rechl schwierigen Commandos, auch als Commandant von Torpedo booten und Divisionsbooten hatte er immer bewiesen, daß er jeder Lage gewachsen sei. Er war am 20. April 1882 in die Marine getreten und am 18. Juli 1885 zum Leutnant befördert worden. Er stand erst bei der II. Matrosen-Division, dann bei der III. Matrosen-Artillerie- Abtheilung und wurde 1888 auf dem Kreuzer „Habicht", der sich auf der Ostasrikanischen Station befand, commandirt. 1890 zurück gekehrt, stand er erst bei der II. Matrosen-Division, kam daun auf den „Pfeil", besuchte 1892 die Militär-Turnanstalt und wurde 1893 aus die „Brandenburg" commandirt, an deren Bord er am 8. April 1895 zum Capitänleutuant ausrückte. 1896 wurde er Chef einer Torprdodootsdivision und blieb dann im Torprdodienst lhätig, bis er im August Führer zweier Compagnien bei der II. Werftbivision wurde. Seit 5. März d. I. war er erster Osficier auf der „Gneisenau". Der Hafen van Malaga und die „Gneisenau". .4. Al. 6. Der Hafen von Malaga wird durch zwei Moleu gebildet, von denen die östliche bei der Batterie L>aa Nicolas beginnend, sich zunächst in südsüdöstlicher Richtung, dann umbiegend in südwestlicher Richtung etwa 700 Meter weit in die See erstreckt. Die westliche Mole beginnt an der Mündung deS Flüßchens Guadamedina und verläuft in südöstlicher Richtung gegen die Mitte der Ostmole. Die >8« >.) icolilsu- 00 <r., 700,» Ii.. 6000. 1>kiUi>p Oiisrlott« 25». 300 6., 950 Ii. Null 18100 I!.. r. krrkux- 5 L., WilUsIiu n 8r«m«n, >'12) .kiMiem tinolldump^r ilniiidinx", in rd»vk>o (17. Ii» LNISII. nm klst», ^outtmmploll 2) .Oodlem', kiölsml^, »Ile dvid» Ergreifende Einzelheiten künden die hier folgende» Depeschen: "Madrid, 18. December. (Tel.) „Agencia Jabra" meldet aus Malaga: Der Commandant der „Gneisenau" erlitt den Ehrentod ans seinen Posten, er lehnte jede Hilfe ab. Als cs einen spanischen Matrosen gelang, an die Fregatte heranzukammcn und ein Tau hinüber zu werfen, warf ihm Kretschmann seinen Dege» zu. Der Schiffsingenieur starb an der Seite des Commaudanteu. Ter Erste Lfficicr kämpfte eine Stunde lang mit den Wellen, au eine Holz planke geklammert, ging aber völlig erschöpft dann unter. Seccadett v. Bülow wurde gegen den Felsen geschleudert und am Kopf und den Armen verletzt, lehnte aber ärztliche» Beistand ab Im deutschen Consnlat fand heute Musterung der Schiffbrüchigen statt, wobei sich hcrausstcllte, datz mehrere Todtgehaltenc gerettet sind. Der Tod von zwölf spanischen Matrosen bestätigt sich nicht. DaS spanische Kanonenboot „Rucva Espana" ging Cadix zur Hilfeleistung ab. Ter Stotz, den die „Gneisenau" beim Ausstößen auf den Felsen erlitt, war furcht bar. Das Wasser drang sofort an viele» Stellen ein und binnen zehn Minuten sank das Schiff. Es schien hente früh ans dem Felsen festzuliegen. Ein Dampfer dcS Nord deutschen Llohd traf von Gibraltar ein, nm von den Neste» der„Gneiseiian";n bergen, soviel als möglich, aber wegen des aufgeregten ZnstanScs des Meeres konnten Taucher noch nicht arbeiten. Tie Zahl der Verletzten, die im Noblc-HoSpital verpflegt werden, beträgt 150. Tie meisten Verletzungen sind Kopfwunden, viele Personen sind aber auch an Hände» und Fützcn verletzt. Tic meisten Ver letzungen sind leichter Natur. ' Paris, 17. Tecembcr. Die Geretteten erzählen: Als Commandant Kretschmann sah, das; Alles verloren war, weil die Ankerketten den Ticust versagte« und datz eine Vorwärtsbewegung unmöglich war, weil Wasser in die Hcizkammer eingcdrnngcn war, rief er: „Kinder, Ruhe und Gottvcrtrancnk" Blitzschnell wurde mit Hilfe des ersten LsficierS ein Rettungsboot ins Meer gelassen. Gleich zeitig sprangen etwa 50 Man» ins Meer nnd klammerten sich an die Planken. Diese waren cs, welche in der vom Hafen anSgrsandte» Schaluppe Aufnahme fanden. Leider fielen während dieser RctlnngSfahrt zwölf Mann über Bord. (B. L.-A.) Ueber eine englische HilfSaction wird noch gemeldet: * London, 17. Tecembcr. „Reuter s Bureau" berichtet ans Malta: Der Kreuzer „Pioneer" ging nach Malaga zur Hilfeleistung für die „Gneisenau" ab. Die Liste der BeileidSkundgebungen wächst schnell: * Berlin, 17. December. Dem Staatssekretär des ReichS- Marine-AmlcS sind nachstehende Telegramme zugegangen: Oldenburg, 17. December 1900. Ich spreche Euerer Excellenz mein tiefcS Bedauern zu dem traurigen Unfall der „Gneisenau" aus und bitte sobald al- möglich um Näheres, besonders ob oldenburgische Landes angehörige betheiligt sind. Friedrich August. 18!.59 88.50 201.50 353.2, 188.50 174.60 2 >0, - 150.60 130,25 117,7» mit dem Gutsbesitzer Rawen zusammentraf, Sie hörten nicht, wie unmittelbar darauf ein Schuß ertönte?" „Nein!" Malcher schüttelte den Kopf. Ör- Bollant gab dem Osficier einen Wink. Leise traten in das Zimmer drei grauhaarige Bauern. Männer, welche der Gemeindevertretung von Langberg an gehörten. Fast feierlich waren nun die Worte, die der Arzt an den Sterbenden richtete: „Malcher Franz, Sie gestehen in der Todesstunde, daß Sie den Bildhauer Max Horwart an jenem Tage, da der Gutsbesitzer Rawen ermordet wurde, überhaupt nicht gesehen haben? Daß Sie ober sahen, wie Eichentreu, der derzeitige Besitzer des Gutes Rawen, um diese Zeit, da der Mord geschehen sein muß, vom Brettgrunde hergeeilt kam und die letzte Scheuer anzündete, von der man annahm, sic sei durch einen Blitzschlag in Brand gerathen?" Das erdfahle verfallende Gesicht des Malcher zog sich zu sammen, die Lippen öffneten und schloffen sich gewaltsam und dik halv erloschenen Augen thaten sich weit auf. Man fühlte, ein Sturm kämpfte da aus, ein Leben, das Schweres verschuldet. Nun löste sich endlich die Zunge, und fast wie ein Aufschrei klang es: „Ich beschwöre es." Die ganze schwache Lebenskraft schien in diesen Worten auf geflammt zu sein, denn die Augen erloschen plötzlich wieder, und schwere Tropfen traten auf die Stirn des Sterbenden. Er griff nach der Hand seines Weibes und preßte sie fest. Als der Priester eintrat, den man doch geholt, konnte er Malcher nur mehr die letzte Oelung ertheilen. Noch hatte der Pfarrer seine Gebete nicht beendet, da starb der Brandleger. Liek erschüttert standen die Männer, welche das letzte Be kenntnis vernommen, an der Leiche. Und als Or. Bollant sic mit Handschlag verpflichtete, Niemanden ein Wort zu sagen von Dem, tva-sie gehört, bis sie einst hiervon Zeugniß geben sollten, schlugen Alle ernsten BlickeL ein. Nachdem der Arzt noch einen kleinen Geldbetrag für die Hinterbliebenen d«r BrandlegerS dem alten Bauer übergeben hatte, entfernten sich die beiden Herren. Zn scharfem Trabe brachte sie der Wage» ziun Schlöffe zurück. „Was giebt es, was fehlt Euch?" fragte ängstlich die Ara« des ArzteS, als die Beiden eintraten. Ihre Gesichter kündeten deutlich, daß etwas Außergewöhnliches geschehe» sei. vr. Bollant machte einen schwachen Versuch, zu lächeln. „Unll fehlt gar nicht-, liebe Anna, uns nichts. Aber wir kommen Ännahmeschluk für Anzeigen: Abend-AuSgabe: Vormittag- 10 Uhr. Morgeu-AuSgabe: Nachmittags 4 Uhr. Lei den Filialen und Annahmestellen je ein» halbe Stunde früher. Anzeigen sind stet- an die Expedition zu richten. Die Expedition ist Wochentag- ununterbrochen geöffnet von früh 8 bis Abends 7 Uhr. „Erkennen Sie mich?" forschte Dr.. Bollant. Malcher Franz nickte. „Können Sie sprechen?" „Ja", klang es nach einer Weile, sichtlich mit Anstrengung gesprochen. „Wollen Sie einen Priester?" frug der Arzt. Man sah, wie des Verunglückten Mund, von Furcht ergriffen, zusammenzuckte. Verneinend schüttelte er den Kopf. „Aber Ihre Frau und Ihre Kinder?" Es erfolgte eine Bejahung. Nachdem der Arzt in möglichst schonender Weise die Un glücklichen mit dem Zustande Malcher's bekannt gemacht hatte, ließ er sie an dessen Lager treten. Alle gingen hinaus. Aber das Aufschluchzen und Weinen hörte man auch im anderen Zimmer. Die Frau wollte nicht von ihrem Gatten weichen. So hörte sie auch still weinend, wie vr. Bollant zu dem Sterbenden sagte: „Malcher, ich kann Ihnen nicht verhehlen, daß es mit Ihnen zu Ende geht. Wenn Sie etwas gut zu machen haben in diesem Leben, machen Sie es rasch." — Und als er das schwere röchelnde Athmen des Verunglückten wahrnahm, fügte er milder hinzu: „Sie können vielleicht noch Viele- sühnen. Denken Sie nach. — Denken Sie an den traurigen Tod des Gutsbesitzers Rawen." — - Der Arzt schwieg. Wohl zehn Minuten herrschte Todtenstille in dem kleinen Raume. Die Augen de- Malcher Franz irrten von dem entsetzten Gesichte seiner Frau zu dem tiefernsten Arzte und dem erschütterten Osficier. „Steht's wirklich so schlecht — mit — mir?" fragte er dann. Ali die Bejahung erfolgt, richtete er sich ein wenig auf. „Herr Doctor, ich bin unschuldig am Tode deS Hofherrn. Aber, ich hab' — beim Gericht nicht Alles gesagt, was ich wußte. — Ich hab' an dem Tag, — zu der Stund' gesehen, — wie vom Brettgrund herüber, als daS Unwetter so gräßlich anfing, der — der — Gutsherr Eichentreu — gelaufen kam. — Ich hatte mich hinten unter eine Scheuer gestellt beim Hof, weil der Rearn gar zu sehr anfing. Und — da sah ich, — wie der Eichentreu — zur letzten Scheuer hinübersprang — und dort etwa- auS der Tasche ritz. — Auf einmal — brannt' di« Scheuer — und ich machte mich in toll«r Angst, — datz man mich für den Anstifter hallen würde, davon." vr- Dollant'S Gesicht war todtenblatz, nur mühsam bezwang er die furchtbare Aufregung, die ihn ergriffen hatte. Der Osficier stieß mit seinem Säbel auf den Fußboden, daß ei klirrte und der Sterbende scheu zusammenschreckte. . „Und Sie sahen nicht, daß der Bildhauer Max Horwart Anzeigen-Prei- die 6 gespaltene Petitzeile 25 Reelamen unter dem RrdactionSstrrch (-gespalten) 75 H, vor den Familiennach richten (6 gespalten) 50 H. Tabellarischer und Ziffernsatz entsprechend höher. — Gebühren für Nachweisunge.« und Offertenannahme 25 H (rxcl. Porto). Vom Untergang der „Gneisenau" ist heute an erster Stelle die bocherfreulichr Kunde zu melven, daß alle bisherigen Angaben über die Zahl der Ver unglückten zu hoch waren und daß nach den letzten Meldungen nur 38 Personen als to-t zu beklagen sind. Da- betr. Telegramm, welches dem größten Tbeil unserer Leser schon im AuSzuge bekannt gegeben werden konnte, besagt: * Berlin, 17. December. Der Kaiserliche Consul in Malaga meldet amtlich unterm 17. December d. I.: „Gneisenau lag außerhalb Hafens wegen Schieß übung, Wetter bis 10 Uhr Morgens ruhig, kurz daraus starker Süd ost; ein Anker ge brochen; Maschine versagte und Schiff wurde «egen Autzenmole geschmettert. Vcrmuth- lich 38 — achtunddrcitzig — »««gekommen. Larunter Commandant Kretschmann, erster Osficier BerninghauS, erster Ingenieur Prüfer. Sämmt- liche Gerettete gut nntergcbracht und bestens vervfiegt. Seit S Uhr wird Musterung vorgcnomnicn, um Namen Verlorener sestzustellcn". Es ist anzunebmen, daß die Feststellung der Namen der Verunglückten, die telegraphisch gemeldet werten sollen, deshalb schwierig ist, weil die Mannschaften in durch die ganze Stadt zerstreute Ouartiere unter gebracht sind. AuS nachstehendem Telegramm sind die Namen der bisher Vermißten schon heule Morgen durch Sonderblätter mitgetheilt: * Berlin, 18. December, 12 Uhr 30 Mi». Nachts. ,'T e l.) Nachstehendes amtliche Telegramm ist im Reichs-Marine- Amte eingegangen: „Als die „Gneisenau" vci schwerem Südost der« Ankerplatz verließ, versagte Sic Maschine. Ter B.-B.-Rnker war gcschlipvt, Ser St.-B.-Anker, fallen gelassen, hielt nicht. Das Schiff trieb schnell auf die Ostmole, stieß mehrmals ans nnd ging unter. Die Maste«« ragen bis auf Gaffclhöhe aus dem Wasser. Vermißt werden: Capitän zur See Kretschmann, Capitän-Leutnant Beninghaus, Ingenieur Prüfer, Maschinist Leher, Scecadet Berndt, Maschinenmaat Grewc, dieStcuermcistersmaatc Martin, Rübe und Vierling, die Heizer Wcrchor und Witzler, die Schiffsjungen Riemer, Heiscl, Richard, Jaserich, Schreck, Hamert, Becker, Petz, Delitz, Philippscn, Jo hannsen, Möller, Friedrich, Becks, Schars. Kahl, v. Sperl, Groll, die Matrosen Hcrwagen, Mchcr, Wilhelm, Weih und Giese, der ZimmermannSgast Detlehsen, der VerwaltnngSapplicantRappe, der Steward Schröder und der Barbier Rudloff. (Bezüglich der Namen Meyer, Wilhelm Weitz ist cs zweifelhaft, ob Wilhelm zu Meyer oder Weitz gehört. Es ist telegraphisch danach an gefragt. Es ist nicht ausgeschlossen, datz einzelne Namen nicht vollständig richtig buchftabirt sind). Lucie. Original-Roman von Ferd. Gruner. Nachdruck Verbote». Malcher Franz zeigte kein Leben. Blut sickerte ihm vom Kopfe, daS eine Bein war zerschmettert. „Wie ich gehört hab', daß der da der Lump g'wesen sein soll, der dem Kohler sei Häusl angezündet, da bin ich und der Doff da gleich hinaus auf den alten Steinbruchweg", erzählte der ältere der beiden Burschen. „Denn als ich vom Ackern zuhau- kam, sah ich ihn dort hinausschleichen. Er mutz nii weit g'rannt sein, denn gar n«t weit oberhalb der Stell', wo ich ihn daS erste Mal g'sehen, sahen wir ihn plötzlich auftauchen. Er wutzt' ja natürlich gar nicht, weshalb wir kamen, aber er lief, so viel er könnt', bergauf. Wir natürlich hinter ihm drein. Immer rannt' er knapp neben dem alten Steinbruch. Er dacht' wohl, datz wir uns da nicht nachtrau'n werden. Wir waren schlietzlich auf der anderen Seite schon wieder halb herunter, da auf einmal verschwindet er vor mir, ich war kaum fünfzig Schritt hinter ihm, — ein Schrei, daß ich stehen blieb, dann ein hohle» Klatschen, und still war'S, ganz still. Geh', sagt' ich zum Dolf, als mir der Athem wieder z'rückkommen iß: der Malcher Franz is abg'fiürzt. Jetzt müssen wir gleich 'nunter, vielleicht lebt er doch noch. Und richtig, kaum zehn Schritt im Gtetnbruch drin lag er unten am Boden, so wie wir ihn jetzt gebracht haben. Er hat sich am ganzen Weg nit g'riihrt." Tiefernst hörten Alle die Erzählung an. vr. Bollant untersuchte eingehend die Verletzungen deS Be- wutztlosen und legte Nothverbände an. „Dir Verletzungen sind sehr ernst, wahrscheinlich tödtlich", sagte er endlich. „Ein Transport ist ausgeschlossen. — Sie müsse» ihn also hier be- indte er sich an den Hausherrn, einen grauhaarigen ichen Bauern, der sich sofort damit einverstanden erklärte. „S» wird, glaube ich, nicht für lange nöthig sein."'— AI» man Malch«, Franz die Kleider auSzoa und ihn von brr Bah« in da» Bett hob, Ssfnrte er rin paar Mal die Augen, fchlotz sie aber wieder. Reibungen mit kaltem Wasser brachten ihn schlietzlich so weit, datz er langsam zum Bewußtsein kam. Mit stierem Blick sah er um sich. Besonders lange hafteten seine Augen auf dem alten Arzte, der seinerseits auch kein Tuge von ihm verwandte. Vezug-oPreiS 1» der Hauptexpeditiou oder de» im Stadt bezirk uud d« Vorort« errichtet« Aus gabestelle» abgeholt: vierteljährlich 4.50, bei ztveimaliaer täglicher Zustellung in- Durch die Post bezog« für chlaud u. Oesterreich: vierteljährl. v. Mau abouuirt ferner mit entsprechendem Postausschlag bei den Postaustalten iu der Schweiz, Italien, Belgien, Holland, Luxem burg, Dänemark, Schweden und Norwegen, Rußland, d« Donaustaateu, der Europäisch-,-. Türkei, Egvpteu. Für alle übrigen Staat,'» ist der Bezug nur unter Kreuzband durch dir Expedition diese» Blattes möglich. Di« Morgen-Au-aube erschrint um '/,? Uh^ di« Lbeup-AuSgave Wocheutags um 5 Uhr. Uedactio» und Expedition: Jo-anni-gaffe 8. Mialei»: Alfred Bahn vorm. O. Klemm'» Sortim. Uuwersitätsstraße 3 (Paulinum), LoutS Lösche, Kotharineuftr. 14, Part, und Königsplatz 7. von einem Todten. — ES war, wie ich gefürchtet hatte. Des Kohler-Bauern Gehöft ist niedergebrannt. Und Malcher Franz ist der Brandleger. — Man verfolgte ihn. Dabei stürzte er in einen alten Steinbruch, und nun ist er gestorben." Die Augen des Arztes richteten sich auf Frau von Eichentreu, die einen Arm um dir ältere Frau geschlungen hielt und in ängstlicher Spannung an seinem Munde hing. „Gnädige Frau, der Mann ging in sich, al» er sah, datz sein Ende da sei. — O, seien Sie gefaßt", fügte er schnell hinzu, als er das Erblassen ihrer edel gezeichneten Züge wahr* * nahm. „Vorerst nehmen Sie Platz." Als sie fügsam auf ein Fauteuil sich niedergelassen hatte, fuhr er fort: „Das Eine wenigstens wissen wir jetzt, daß Malcher an jenem Tage, da das Fürchterliche über Ihr Haus hereinbrach, den Bildhauer Max Horwart überhaupt nicht sah." Lucie sprang auf. Den schönen Kopf weit vorneigend, ging es wie ein Fieberschauer durch ihren Körper. Ein leiser Schrei, den die Thränen erstickten, die nun au- ihren Augen drangen, unaufhaltsam. Die Frau des ArzteS nahm die Erschütterte in ihre Arme. Sie ließen sie ausweinen. Nach und nach fand sie sich wieder, beruhigte sie sich. Und nun fuhr vr. Bollant fort: „An diesem Tage sah der nun Verstorbene aber Einen vom Breitgrunde hergelaufen kommen — einen — gnädige Frau, verzeihen Sie, wenn ich eS aussprecht, aber ich melde ja nur DaS, was Malcher beschworen — Herrn von Eichentreu. — Er sah ihn bei der nun abgebrannten Scheuer hantiren ." Jetzt weinte die junge Frau nicht. Den Kopf zurückgelehnt in die weiche Hülle des Sessels, hob sich ihre Brust in stürmischen Athemzügen. Besorgt trat der Arzt an sie heran. „Gnädige Frau, ist Ihnen unwohl?" Sie wehrte schwach ab. „Nein, nein. Ab» bleiben Sir, lieber Doctor, ich Hobe Ihnen ja so diel, so unendlich diel zu danken." Und tviedrr schossen die Thränen in die Lugen, sch uchzte sie tief auf. Der ganze Schmerz, da» furchtbar» Weh löste sich Oslck Lriek — 80 — 40^0 —— 3550 —— 16100 3450 3525 3675 37 75 —— 15 0 91^0 17000 173L0 9250 12100 12320 7200 7350 13000 13200 3300 3400 2550 3970 625 700 1400 1520 — 3375 9>>0 1800 1875 — 2375 — 2825 14400 — — 1350 576 62s 1600 — 90 110 2200 2300 1100 90 20000 20400 1050 — 2902 50 — - 260 300 13100 — — ISO 1650 1700 450 500 - 3000 8250 8450 1250 «325 8. 1375
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder
Erste Seite
10 Seiten zurück
Vorherige Seite