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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 21.12.1900
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1900-12-21
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19001221028
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1900122102
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1900122102
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1900
- Monat1900-12
- Tag1900-12-21
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Durch die Post bezogen sür Deutschland u. Oesterreich: vierteljührl. >ll t». Man abonnirt ferner mit entsprechendem Postaufschlag bei den Postanstalten in der Schweiz, Italien, Belgien, Holland, Luxem burg, Dänemark, Schweden und Norwegen, Rußland, den Donaustaaten, der Europäischen Türkei, Egnpten. Für alle übrigen Staaten ist der Bezug nur unter Kreuzband durch die Expedition dieses Blattes möglich. Die Morgen-Ausgabe erscheint um '/,7 Uhh die Abend-AuSgabe Wochentags um 5 Uhr. Re-actio« und Expedition: Johannisgasse 8. Filialen: Alfred Hahn vorn». O. Klemm'- Gortim. UuwersitätSstraße 8 (Paulinum), Loul- Lösche, Katharinenstr. 14, pari. und König-Platz 7. KO. Abend-Ausgabe. UeiWM Tageblatt Anzeiger. Amtsblatt des Äöniglicheu Land- nnd Amtsgerichtes Leipzig, des Mathes und Molizei-Ämtes der Ltadt Leipzig. Freitag dm 21. December 1900. Anzeige«'PreiS die 6 gespaltene Petitzeile LS H. Reklamen unter dem RrdactionSstrich (-gespalten) 75 vor den Familiennach- richten (6 gespalten) 50 H. Tabellarischer und Ziffernsatz entsprechend höher. — Gebühren für Nachweisung«« und Offertenannahmr 25 H (rxcl. Porto). Extra-Beilagen (gesalzt), nur mit der Morgen-Ausgabe, ohne Postbesördrruag 60.—, mit Postbesörderung 70.—. Ännahmeschluß für Änzeizen: Abend-AuSgabe: Bormittags 10 Uhr. Morgen-AuSgabe: Nachmittag- 4 Uhr. Bei den Filialen und Annahmestellen je eine halbe Stunde früher. Anzeigen sind stet- an die Expedition zu richten. Die Expedition ist Wochentags ununterbrochen geöffnet oon früh 8 bi- Abend- 7 Uhr. Druck und Verlag von E. Polz tu Leipzig. SL Jahrgang. ——— I I» M -II.!!'- Vie Wirren in China. Die Einigung der Mächte. Vom Wolff'schen Telegraphenbureau wird folgende officiöse Auslassung der „Köln. Zig." verbreitet: Die letzten Nachrichten ans Peking lassen die zuversichtliche Erwartung gerechtfertigt erscheinen, daß dort nunmehr am 20. December sämmtliche Ge sandte die gemeinsame Note unterzeichnen werden, die die Be dingungen der Mächte zum Abschluß des Friedens in China in unzweideutiger, maßvoller, aber fester Form zusammenfaßt. Es sind in dieser Note alle diejenigen Grundsätze niedergelegt wor den, die von vornherein als die Mindestforderungen bezeichnet worden sind, die China zu erfüllen haben wird, um volle Sühne für die begangenen völkerrecht lichen Verbrechen und ausreichende Bürgschaft für die Zukunft zu bieten. Den berechtigten deutschen Forderungen ist in dieser Note in vollem Umfange Rechnung getragen. Der Reichskanzler Graf Bülow hat ihren wesentlichen Inhalt bereits in der Reichstagssitzung vom 19. November öffentlich mitgetheilt. Inzwischen ist daran lediglich insoweit eine Veränderung vorge nommen worden, als nicht mehr die Verhängung der Todesstrafe, sondern allgemeiner die Vollstreckung der „schwersten" Strafe an den Hauptschuldigen verlangt wird. Dagegen haben sich neuerdings die Gesandten in Peking wieder dahin geeinigt, daß die in dieser gemeinsamen Note aufgestellten Forderungen ausdrücklich als „irrovocables" bezeichnet werden; ferner ist auf Antrag des Londoner Cabinets noch der sehr wesentliche Zusatz zur Note beschlossen worden, zu er klären, daß, bevor nicht China sich diesen Forderungen gefügt haben wird, die Gesandten in Peking keine Aussicht aufZurllck- ziehung der verbündeten Truppen aus Peking und der Provinz Tschili eröffnen können. Dieser Zu satz ist geeignet, den chinesischen Staatsmännern, welche noch nach den jüngsten Anzeichen immer eine gewisse Vorliebe für Ver schleppungen und Winkelzüge haben, vollends die Augen über den ganzen Ernst der Lage zu öffnen; sie erfahren dadurch, daß sie es selbst in der Hand haben, ob die Räumung des chinesischen Ge biets von allen Truppen der Verbündeten, abgesehen von der ver stärkten Schutzwache für die Gesandtschaften in Peking und die Besetzung der Etappenstraße nach Peking, beschleunigt wird oder sich noch lange hinziehen muß. Die eine oder die andere Macht, die am Ausgange der Verhandlungen jetzt weniger intereffirt ist, nachdem dieses einheitliche Friedensprogramm aufgestellt ist, mag ihre Truppen ganz oder theilweise zurückziehen, sei es aus Spar samkeitsgründen, sei es, weil sie die Truppen anderweitig ver wenden muß, auS der jetzigen Erklärung aber werden die chinesi schen Friedensunterhändler ersehen, daß jedenfalls die letzten Truppen erst dann den Boden Tschilis verlassen werden, wenn die Hauptschuldigen bestraft und wenn ausreichende Bürgschaften für die Erfüllung aller übrigen Forderungen und für die Zahlung der Geldentschädigungen geleistet sind. Nunmehr wird ohne weiteren Zeitverlust die gemeinsame Note dem Prinzen Tsching und Li-Hung-Tschang überreicht werden. Ihre Aufgabe wird es sein, recht bald den Kaiser und die Kaiserin-Regentin für die Annahme und Durchführung der darin festgestellten, unwiderruflichen Friedensbedingunqen zu be stimmen. Der Krieg in Südafrika. Die Invasion Natal- und der Capcolonie. Aus London, 20. December, wird uns geschrieben: Als mir gestern, — vor mir lagen eine ganze Reihe Privatkabel aus Boerenquelle, die alle ein siegreiches Vordringen verschiedener Boerencommandos in die Capcolonie meldeten — unwillkürlich das Wort „Invasion" unter die Feder kam, durchstrich ich es, klang es doch trotz alledem und alledem wie eine Uebertreibung. Heute steht dieses selbe volltönende Wort in schwarzen, fetten Lettern auf den Ausschreiplacaten der englischen Blätter, und der Mann in der Straße sammelt sich erstaunt, fast entsetzt um das drohende Wort, das die heiseren Stimmen der Zeitungs jungen in den grauen Abendnebel der menschengedrängten City gassen hinausschreien. Invasion in der That; vor Glencoe, wo (es sind jetzt vierzehn Monate her) Joubert das erste britische Corps fast vernichtete, und zu kopfloser, nächtlicher Flucht gen Ladysmith zwang, wird gekämpft (weder Boeren noch Engländer sagen von wem), vor Dundee sind zwei starke Boerencommandos erschienen, ein anderer Boerencommandant hat den Viercleur südlich der Biggarsberge, d. h. dicht nordwestlich vor Ladysmith entfaltet und zieht „zahlreiche Natal-Rebellen" an sich, wieder ändere Commandos sind (immer nach englischen Meldungen) den Van-Reenens-Paß herabgekommen und „marodiren das Tugela- thal hinab", — ganz wie damals, als die erste Invasion Natals begann. Im Norden der Capcolonie dasselbe Bild. Gestern Abend noch bestritt das englische Kriegsamt, daß mehr als ein Bocren- commando den Oranjefluß überschritten habe, und dieses eine war nach ihm unter schweren Verlusten von General Macdonald bereits an die Oranjegrenze zurückgeworfen und der Gefangen nahme sicher. Die Mythe zerfloß wie so viele andere in ihr Nichts beim Tagesgrauen, als die Morgenblätter mit allen mög lichen Einzelheiten das Erscheinen von Vier Boerencolonnen süd lich vom Oranjefluß bestätigten. Kommandant Herzog stand bereits nicht mehr in Herschel, sondern hatte bereits seine Ver einigung mit dem bei Odendaal über den Fluß gegangenen Kommando hergestellt und bedrohte nach der „Daily Mail" schon Burghersdorp, nachdem er sich der B a h n l i n i e n B e - thulie und Alival-North-Albert-Junction be mächtigt hatte, die Beide direct nach Molteno und den Strombergen führen, da vor Jahresfrist der unselige General Gatacre Niederlage auf Niederlage sich holt«. Mittags kam aus Boerenquelle über Eastlondon ein Kabel, wonach Herzog den General Macdonald westlich von Burghersdorp geworfen, zahlreiche Caprebellen an sich gezogen und den Vormarsch gegen die Stormberge fortgesetzt habe. Ein englisches Telegramkn ließ die über Frans' Drift eingebrochenen Boeren bereits auf Naauwpoort marschiren und dieselbe „Daily Mail" meldete das Dorrücken eines vierten Commandos aus den letzten E'sen- dahnknotenpünct des nördlichen Caplandes de Aar und ließ dieselben bereits vor Philipp stown am Co les berg er scheinen — ganz wie vor einem Jahre. * CaVstO-t, 20. December. („Reuter'L Bureau".) Tie Lage in der Capcolonie wird ernster. Boeren, deren Zahl auf 2000 Mann geschätzt wird, sind Uber den Oranje-Fluß in der Kolonie ringedrungen. Obgleich man wegen der Endergebnisse keine Befürchtungen hegt, bestehen ernste Besorgnisse, daß holländische Boerenfreundc sich ihnen anschließen und der Ausstand sich ausbreite. Der Mangel an ausgebildeten be rittenen Truppen ist schwer sUhlbar. Tie besten Landes kenner betonen die Nothwendigkeit, alle verfügbaren be rittenen Truppen nach Südafrika zu senden. * Capstadt, 20. December. (Reuter.) Eine Kundgebung der Eapregirrung von heute Abend besagt: Die Boeren, die über Rhenosterhock (bei Bethulie) vorgedrungen sind, werden jetzt aufgehalten, da SteyerSburg stark besetzt Ist. Die Eindringlinge können sich jetzt nur mit großer Schwierig keit bewegen und wurden zuletzt auf den Zu urberg en zwischen SteyerSburg und Benterstad beobachtet. Die Boeren, die die Sanddrift überschritten haben, zählen etwa 2000 Mann. Sie schienen auf Colesberg Vordringen zu wollen, als ihnen aber Truppen entgegengesandt wurden, schwenkten sie in der Richtung nach PhiliPPStown ab und besetzten eS am 19. December. Bisher kam es nur zu PI ä n ke le i e n, da die Eindringlinge jedes Mal vor den britischen Truppen zurückgingen. In Untersdorp haben sie die aus 20 Mann bestehende Garnison gefangen genommen. In Hamel- fontein (im Colesberg-District) wurde die Garnison zur Capi- tulation aufgefordert. Auf ihre Weigerung folgte ein mehr stündiger Kampf. Die Angreifer wurden schließlich unter be- trächtlichen Verlusten zurückgetrieben. In mehreren Distrikten ist das Standrecht proclamirt worden. * London, 21. December. „Daily Mail" berichtet aus Cap» stadt vom 20. d. M.: In ColcSberg sollten in den Tagen bis zum Sonnabend mehrere Fälle von Hochverrat!) abgeurtheilt werden. Da aber inzwischen die Boeren bis ans sirben eng lische Meilen an das GcrichiSgcbändc herangckommrn waren, so mußte das Gericht nach einem sicheren Orte ver legt werden. Die Mitglieder des Gerichts sind in Cap stadt angekommen. Lage im Norden. * London, 20. December. Aus Pretoria wird vom gestrigen Tage telegraphirt: Drei starke BoerencorpS be drohen alle Verbindungslinien in nächster Nähe der Stadt. General Fr euch kämpft hart 45 Kilometer westlich der Stadt unterhalb der Ostabhänge des Magaliesberges. General Elements wurde von den Boeren erneut im Lager angegriffen. Andere Commandos der Boeren stehen auf der Bahnlinie zwischen Pretoria und Johannesburg. Von Krüge rSdorp tönt Kanonendonner herüber. Die Verbindung von hier nach Middelburg ist gestört. Dewet steht an der Bahn linie zwischen Kroonstad und Bloemfontein. Die Boeren scheinen eine Umzingelung und Zsolirung von Pretoria zu versuchen. Stimmung tu London. In einem Leitartikel mit der Spitzmarke „Tas süd afrikanische Dilemma" schreibt die „Westminster Gazette", England sei jetzt an einem Stadium angelangt, wo es entweder den Boeren eine gewisse Uu abhä ugigkeit lassen oder seine militärischen Operationen derartig eiurickten müsse, daß di« Lor.rengenerale zur Ueb ergäbe gezwungen werden. Leider sei das Land nicht in der Laune, Elftere» zu tbun, während es zweifelhaft sei, ob die Negierung die Fädigkeit besitze, daS Zweite zu thun. Dem Dilemma müsse indeß die Stirn ge boten werden, ohne Rücksicht auf die möglichen Folgen für die Regierung. Krüger tu Holland. * Amsterdam, 20. December. Nach dem Empfang im Industrie palast ist Präsident Krüger um 3 Uhr wieder nach dem Haag abgcreist. Ter BUrgermcister und die Spitzen der Behörden be gleiteten ihn zum Bahnhöfe. Beim Abschiede dankte der Präsident für den warmen Empfang, das Publicum begrüßte ihn lebhaft. ZUM Untergang der „Gneisenau". * Malaga, 20. December. (Tel.) Heute ist die Leiche des Schiffsjungen Becker an den Strand gespült worden. Mn Matrose des Schulschiffes „Gneisenau", der den Arbeiten der Taucher an dem gestrandeten Schiffe zusah, fiel von dem felsigen Gestade hinab und verletzte sich schwer. Der englische Kreuzer „Pioneer" ist eingetrosfen- Aus Kiel, 20. December, wird uns geschrieben: Die von der „Gneisenau" Gerittenen sollen zwar unverzüglich zurück ¬ kehren, aber ihre Ankunft in der Heiinath wird wohl erst um Neujahr erfolgen können. Die in Malaga zurückbleibende Wache soll namentlich die von den Wellen anS Land gespülten Werth gegenstände bergen. — Schon sehr bald wird sich zeigen, ob «ine Hebung des Schiffes möglich ist. Bei dem Unfall vor Samoa konnte bekanntlich die „Olga" geborgen werden, während „Adler" und „Eber" auf den Felsen liegen bleiben mußten. — An der Indienststellung des zum Ersatz der „Gneisenau" be stimmten Schulschiffes „Stein" wird mit aller Kraft ge arbeitet. „Stein" hat in den Jahren 1898 und 1899 eine um fassende Ausbesserung der Maschinen, Kassel und des Schiffs körpers erfahren. Mit dem Änbringen der neuen Schiffs takelage ist begonnen, im Innern wird Hauptsächlich an der Her richtung der Wbhnräume gearbeitet. Uebcr die Aussichten der Bergungsarbeiten geht den „Hamb. Nachr." von dem Nordischen Bergungsverein in Hamburg folgende vom 20. December datirte Mittheilung zu: „Unser Bergungsüampfer „Newa", welcher regelmäßig in Gibraltar stationirt ist, war bereits am Sonntag-Abend sofort nach erhaltener Benachrichtigung nach Malaga abgegangen, wo derselbe noch in der Nacht «intraf. Zunächst kann es sich nur darum handeln, das Wrack auf noch darin befindliche Leichen zu untersuchen, jedoch wird angenommen, daß die Verunglückten, wett „alle Mann an Deck" commanvirt war, von der See fort gerissen sind, denn zufolge gestrigen Telegramms des Capitäns Neckel vom Dampfer „Newa" ist die Leiche des Kommandanten etwa 3 Meilen ostwärts am Strande aufgefunden. Bis jetzt hat die starke Dünung jegliche Taucheruntersuchungen des Wrackes verhindert, die überdies dadurch erschwert werden und Taucherarbeiten im Schiffsrumpfe vielleicht unmöglich machen, daß das Wrack 45 Grad Schlagseite besitzt, und demnach die Taucher auf den Decks keinen festen Fuß fassen können. Heute Morgen traf die telegraphische Benachrichtigung ein, daß das Wetter sich gebessert habe, und sobald Erlaubnis der spanischen Hafen- und Zollbehörden und dazu Ordre von Ca- pitänleutnant Werner ertheikt sei, würde mit den Laucherunter suchungen begonnen werden. Die Bergung des Schiffes selb st scheint ausgeschlossen. — Won anderer Seite wird bereits gemeldet, daß der R u m p f des Schiffes in Folge des furchtbaren Wellenschlages geborsten sei. * Plön, 20- December. Die kaiserlichen Prinzen statteten der Familie des Arbeiters Kahl, dessen Sohn mit dem Schulschiff „Gneisenau" verunglückt ist, einen Beileids besuch ab. Politische Tagesschau. * Leipzig, 2l. December. Von derselben Seite, die uns gestern telegraphisch aus Berlin meldete, es sei erweislich, daß Präsident Krüger schon in Paris von deutscher Seite amtlich ersucht worden sei, seinen Besuch in Berlin zu verschieben, wird uns heute geschrieben: „Ein holländisches Blatt hat unter Berufung auf die Autorität des Gesandten Dr. Leyds die Nachricht verbreitet: Präsident Krüger sei in Paris von deutscher Seite in Ungewißheit darüber erhalten worden, ob er vom deutschen Kaiser würde empfangen werden oder nicht. Staatssekretär von Richthofen habe ihm nur mittheilen lassen, er könne nicht oafür einftehen, daß Kaiser Wilhelm in Berlin anwesend sein werde. Trotz der Bestimmtheit, mit der diese Meldung verbreitet wurde, widerspricht sie vollkommen den Thatsachen. Wir sind in der Lage, auf Grund positiver Kenntniß de- in Frage kommen denBeweismaterialS folgende zwei Puncte authentisch festzustellen: 1) hat der Staatssekretär von Richthofen sich nicht auf die eingangs erwähnt« Benachrichtigung Frnillatsn. ij Nauhfroft. Novelle von I. Fichtner. Nachdruck vrrdotra. I. „Rauhfrost!" Fast wie ein Jubelruf klang es von den Lippen Derer, die, kaum vom Schlaf erwacht, aus irgend welchen Ursachen zumeist nach dem Wetter auSschauten. Und gerade heute gab es der Ursachen kehr viele. Es war Sonntag und Feiertag dazu — der dritte des Weihnachtsfestes, man befand sich noch vollständig im Bann der weihnachtlichen Feststimmung, di« uns Deutschen ja so lange anhängt, als noch ein grünes TannenreiS, eine Nuß schale oder rin buntes Weihnachtslichtchen sich innerhalb der Wohnräume befinden. Und dann der neue Winterstaat, da reizende Pelzmützchen, das moderne Eiskostüm und vor Allem die blitzblanken Schlittschuhe neuester Construction, was Alles da- Christkind beschrert, da- muß noch gehörig präsenttrt und vrobirt werden, und keine passendere Dekoration konnte eS wohl dazu geben, als Rauhfrost, diesen märchenhaft schimmernden, glitzernden Winterschmuck der Erde, welcher uns auf Augenblicke die Blüthenpracht dr- Frühling- vergessen machen kann. So war es auch heute. Blitzende Augen, strahlende Gesichter drücken sich an die Fensterscheiben und nehmen davon freudig Notiz, daß da- zumeist in den großen Städten vorherrschende dumpfe Grau deS Winters sich über Nacht in leuchtenden, krystall» Hellen Farbenschmelz verwandelt. Jeder Laternenpfahl, jedes Fenstersims, jede Dachrinne blitzt und funkelt im Strahl der kalten Wintersonne. Die Mauern der Häuser sind wie glasirt, die bunte Bedachung der Thürmr, die zackigen Giebel d«S alten Ratbhauses scheinen durchsichtig, wie die Bonbonbedachung der Pfefkerkuchrnhäu-chen auf dem Weihnachtstisch. Die liebe Jugend konnte es kaum erwarten, sich in den kurzen, trügerischen Glan- hineinzustürzen und zunächst die eiligen Schritte nach dem Stadtpork zu lenken, wo die gewiß heut spiegelglatte Eisbahn ein herrliches Vergnügen versprach. Und in der Thal, schon allein der Anblick der mit Krystallschmelz Gehangenen Baumgrupprn, die ihre ragenden, glitzernden Neste wie Fühlhörner in die kalt« Lust htnausstrecktm, del schimmern den Strauchwerks, der wie Silber gstinzenben Rasenplätze, auf welchen jedes hervorragende Blättchen und Gräschen nun Wiel Diamantschmuck zur Bewunderung lockte, dies Alles entzückte I Auge und Herz selbst des flüchtigsten Beschauers. Die gefrorenen I Nebel schwebten wie Brillantstaub in der Luft, drängten jedes Wort, jede Bewegung nieder, so daß jeder Laut klar und deut lich, wie in einem geschlossenen Raume, widerhallte. Die das Thermometer beherrschenden zehn Grad genügten, um den märchenhaften Zauber auch bei vorgerückter Stunde zu fesseln und womöglich noch durch den kaum sichtbaren Schnee staub zu steigern; denn dieser hing sich wie blendender Puder an die glitzernde Eisherrlichkeit und schuf so ein entzückend schönes Wintergemälde, welches in seiner seltenen Erscheinung einen unauslöschlichen Eindruck hervorbrachte. Tausende strömten auch hinaus, sich dem seltenen Genuß hinzugeben, und ob alt oder jung, sie eilten Alle nach dem Schwanenteich, der, mitten in ven Anlagen gelegen, schon seit einigen Wochen zum Tummelplatz des Eissports diente. Lockende Musikklänge und die hastig eilenden, Schlittschuhe tragenden jungen Menschenkinder zeigten auch dem Unbekannten Weg und Steg dahin, und einmal am Uferrande angelangt, wurde es wahrlich auch dem Nichtschlittschühläufer keineswegs schwer, trotz der mehr als frischen Temperatur, ein halbes Stündchen zuschauend um den Teich, nunmehr die Stätte harm losen, fröhlichen Treibens, hrrumzuschlendern. Bald standen Hunderte vor dem bunten, wcchselvollen Bilde, das heute, durch den köstlichen Rahmen doppelt hervorgehoben, mit all' dem jugendlichen Frohmuth, der Gewandtheit und Geschicklichkeit, die sich in anmuthiger, oft auch grotesker Weise wiedrrspiegelten, eine herzerquickend« Wirkung selbst auf den ärgsten Pessimisten ausüben mußte. Nichts als lachende, sonnige Gesichter, angehaucht von innerer Lust und duftfrischer Winterkälte, geschmeidige, jugend frische Gestalten, sich wiegend und neckend, jagend und treibend nach den rauschenden Klängen der Artilleriecapelle, die inmitten auf einer kleinen künstlichen Insel Platz gefunden, wahrlich, es war genug, um manch' einen am Ufer Zuschauenden nach den verlorenen ParadieSfreuden der Jugend sehnsüchtig aufseufzen -u lassen. Aber auch kleine Zukunft-jünger der erfrischenden und be lebenden Kunst, die da unten gepflegt wurde, drängten ihre rothen Näschen durch den Zuschauerkreis, um nach den Ge schwistern, auszuspähen und ihre Beifallsäuberungen über eine plötzlich« Niederlage in lauter Weise kundeugeben. Unter diesen auch ein herziges, süße» Kind, ein kaum sechsjährige- Mädchen; fest im Arm eine große, funkelnagelneue Puppe mit himmel blauen Glasaugen und einer gelben Flachsmähne, welche die kleine Glückliche keine Minute von ihrem Herzen läßt, mit den kleinen Füßchen ungeduldig strampelnd. „Elli, Elli!" tönt es jauchzend von den rosigen Lippen, so daß der dicke Major an ihrer Seite ob des Hellen Klanges förmlich zusammenfährt. Lottchen hat im Augenblick unter der wimmelnden Menge ihre Schwester entdeckt, ein wehendes Taschentuch verkündet der Kleinen, daß ihr Ruf den Jubel und Trubel da unten übertönt und vernommen worden ist. Aber schon ist das hellgraue Barett, das wehende, dunkelblaue Kleid wieder im Gewühl verschwunden; flugs entzieht sich ihr Händchen der führenden Mutterhand, behend drängt sich die kleine Figur durch die sie verdeckende Umgebung, und wieder schallt der klare Ruf: „Elli, Elli!" durch die klingende Winterluft. „Aber Kind, um Gotteswillen, sei doch still!" Eine schmale, behandschuhte Hand legt sich auf da- schwellende Mündchen, während die uächststshenden Zuschauer lächelnd cuf das lebhafte Kind blicken, das sich mit einem Ruck der Fessel entledigt und schon wieder strampelnd vor Vergnügen im selben Hellen Tone ausruft: „Dort ist sie — dort — dort!" Sie kennt wohl da« kleine, ungeberdige Schwesterchen gut genug, um zu wissen, daß es sich nicht ohne Weiteres abfertigen läßt, und nur dem Rufe folgend, und nicht wissend, daß da- kleine Persönchen schon von der Mutter weggeführt wird, windet sich Elli geschickt aus dem Gedränge, welches immer in der Nähe der concertirenden Capelle entsteht, und will in einem kühnen Bogen dicht am Ufer vorbei- fahren, die Augen suchend hinaufgrrichtet. Aber wehe — die festgefrorene Wurzel einer Wasserpflanze stellt sich den gleitenden Füßen entgegen, und mit einem kurzen Aufschrei fällt das junge Mädchen hart auf die spiegelnde Fläche. Verwirrt und beschämt will sich die sonst so gewandte Eisläuferin wieder erheben, und ob sich ihr auch zwanzig hilf reiche Hände entgcaenstreckten, verschmäht sie eS, davon Gebrauch zu machen. Indeß — eS will nicht gehen — dai glühend« Ge sichtchen verzieht sich schmerzvoll, und ob nun gern oder ungern, die Verunglückte mußte e- sich gefallen lassen, daß ein kräftiger starker Arm sich um ihre Taille legt und pe wie eine Feder cmporhebt. Den kleinen Unfall beseitigt glaubend, fährt di« Schaar hilfsbereiter Jünglinge wieder in allen Richtungen aus einander, noch einen neidischen Blick auf den Glücklichen werfend, der sich einen Ritterdienst nicht streitig machen ließ. Dieser steht noch immer, die junge Dame behutsam stützend, an der Seit« derselben. Er hat es sofort herautgefunden, daß eine Verletzung am Fuße das Aufstehrn verhindert, und nun sagen es ihm die großen grauen Augen, die sich langsam mit Thränen füllten, während der Mund eine verwirrte Entschuldi gung stammelt. „Sie können nicht allein gehen; erlauben Sie also, Ihnen die nöthige Hilfe zu leisten." Damit begegnet brr junge Mann der stummen Abwehr und läßt sich ohne Weiteres auf ein Knie nieder, um die Schlittschuhe von den Füßen der jungen Dam» zu lösen. Diese hat unsägliche Mühe, das Gleichgewicht zu behaupten. Sie sieht sich schließlich aenöthigt, sich mit einer Hand auf den Nacken des vor ihr Kmeenden zu stützen, während der Blick ihrer Augen angstvoll an dem hohen Usser hingleitet, um die Kleine und mit dieser auch die Mutter zu erspähen, jedoch vergebens. „Der linke Fuß ist verletzt, haben Sie Schmerzen?" fragt ihr Ritter, noch immer knieend, den Fuß in der Hand haltend und daS dunkle Auge zu ihr emporgerichtet. „Ja, sehr!" muß sie eingestehen. „Dann müssen Sie mir erlauben, daß ich Sie hinauf trage!" Er steht schon neben ihr. „Nein, nein!" weist Elli zurück, während Röthe und Blässe auf dem süßen Gesicht wechselt. „Ach so — ich vergaß — Sie gestatten: Ludwig Stern, Mediciner. Gnädiges Fräulein sind also nicht in unrechte Hände gerathen." Der Ton seiner Stimme ist vertrauenerweckend, weich und doch auch bestimmt. Elli aber, mit der ganzen Schüchternheit ihrer 17 Jahre und dem Gefühl der Hilflosigkeit und des stechenden Schmerzes in dem verletzten Füßchen ist schier dem Weinen nahe. Trotz dem nickt sie Dank, und ihren Schmerz vrrbeißend, erwidert sie: „Ich heiße Ellinor von Kronau — aber mein« Mama war doch eben noch hier — sie muß den Augenblick weggegangen sein, als ich fiel; vielleicht sucht sie mich." „So wollen wir suchen, zum Aufgang zu gelangen, bitt« — stützen Sie sich fest auf mich." Er bot ihr den Arm, und sie nahm allen Muth zusammen, da» schmerzvolle Auftreten zu überwinden. Aber, war eS nun daS Herzeleid über das jäh zerstörte Vergnügen, oder der Kummer über den Schreck der Mutter, oder auch daS Peinliche ihrer Lage, mit einem Male schluchzt, Ye laut auf und ließ da- blonde Köpfchen fassungs los an die Schulter ihre« Begleiter- sinken. (Fortsetzung s-l-t^
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