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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 17.10.1901
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1901-10-17
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19011017024
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1901101702
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1901101702
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1901
- Monat1901-10
- Tag1901-10-17
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Abend-Ausgabe Druck mrd L«lag von L. Pol» « Leiplls- 95. Jahrgang Donnerstag den 17. October 1901 lo 7V 7S 2S des Kaisers von so so der die Straße, Arbeiten s o ) i r » o o ö s s ein am 1175 10 18600 SS0 ,42» S10 S700 100 »so 1026 LMcl vtW«p«Q ke»vtlm> !0 Anzeigen.Preis die 6 gespaltene Petitzeile SS Reklame« unter dem Rrdaetloussirtch (4 gespalten) 7K vor den Famtlienaach» richten («gespalten) KO L,. Labellackscher und Ktffernsatz entsprechend höher. — Gebühren süi " ' Offertenanaahme Lk H (excl. Porto). Srtr«.Beilagen (gefalzt), nur mit de» Morgen-Ausgabe, ohne Postbesördernng SO—, mit Postbesörderuog 70.—. »' tU/tv, s<t»wpk«r Ik/io> in »a«iplNK> Ub/10) IvmootU, .8ir<io»- »' (1VW) S2S0 3SS0 iSLvo 4000 3400 6 9800 12700 S4tX) 10800 2800 22S0 »900 4S0 1180 2300 120 12SO 187« ISOO 13600 1000 7S SO .SO eiWM TlUMM Anzeiger. Amtsblatt -es Königlichen Land- und Amtsgerichtes Leipzig, -es Mathes und Nolizei-Ämtes -er Lta-L Leipzig. »rischer und Hisfernsa- entsprechend — Gebühren für Nachweisungen nud rrtenanoahme LS H (ercl. Porto). Imahmeschluß fir Anzeigen: Abend-Ausgab«: Vormittag- 10 Uhr. vk arg ««-Ausgabe: Nachmittag- 4 Uhr. Bet de» YUialeu und Annahmestellen je ein« halbe Stunde früher. Anzeige» find stet- au die Expedition zu richte«. Di« Expedition ist Wochentag- uuuutrrbroche» gekffuet von früh 8 bis Abends 7 Ubr. Anton Bergan hatte seinen Pultplatz verlassen, um sich auf da- Krankenbett zu legen, von dem er diesmal nicht wieder aus stehen sollte. „Sm braves Pferd stirbt in den Sielen." Eine» Vormittags, al» er mit seiner Tochter allein war, rief er sie zu sich und fragte: „Wie stehst Du mit Olof, Lissi?" Sie hatte dem Kranken soeben «inen Löffel starken Weine» gereicht und stellte die Flasche fort. Die Frage erschreckte sie. Wie war fi« gemeint- von dem tm Augenblick der Ausführung Buchführung. All' ihre kleinen Einnahmen opferte sie dem Zweck, den Bruder für irgend einen praktischen Beruf aus zurüsten. Edwin sucht« jetzt Beschäftigung, aber für eine kauf männische Lehrlingsstelle war er nachgerade zu alt geworden und etwa» Anderes hatte sich noch nicht gefunden. Der Cansus sprach den Wunsch aus, den jungen Menschen zu sehen, und, wenn sich's thun li«ß«, dem alten Freunde wenigstens diese Sorge abzunehmen. Zu «iner ihm bestimmten Stunde suchte der junge Bergau den Consul in seinem Hotel auf und wurde von -ihm scharf ins Gebet genommen. Der „neue Mensch" saß wohl noch ein bischen lose um den lustigen Bruder Leichtfuß, der in Edwin steckte. Abkr Römpke fand Gefallen an ihm. War er doch selber nie ein Duckmäuser gewesen und hatte es trotzdem leidlich weit ge bracht im Leben. Edwin besaß etwas von der persönlichen Liebenswürdigkeit seines Vaters, die diesem Zeit seines Leben- Freunde gewonnen. Der Consul erklärte, er wolle es mit dem jungen Menschen versuchen und nahm ihn gleich mit, um ihn in seinem großen Speditionsgeschäfte anzustellen, zunächst natürlich als jüngsten Lehrling. Für seine weitere kaufmännische Aus bildung versprach er Sorge zu tragen. Verhalten als Ministerpräsident den alten Conservativen gegen über in der heftigsten Weise gegeißelt und die Forderung einer definitiven Trennung von den Iunimisten erhoben. Da die Versammelten diesen Worten stürmisch zustimmten, so kann der Bruch zwischen den Altconscrvativen und den Iunimisten als ein vollendeter angesehen werden. Die zur Stärkung des con- servativen Regimes im Sommer 1900 herbetgeführte Fusion zwischen den Iunimisten und d«n Conservativen, die aber in Wirklichkeit eine Schwächung desselben bedeutete, indem sich innerhalb der Regierungspartei sehr bald Gegensätze bemerkbar machten, die schließlich zu dem Sturze des Cabinets Carp führ ten, hat also im direkten Gegenthril eine große Kluft zwischen den beiden Parteien geschaffen. Es wird sich nun fragen, welche von ihnen die größere Macht im Lande besitzt. Nach den bereits zu Tage getretenen Kundgebungen dürfte die Partei der Herren Cantacuzmo und Take Jonescu indessen die stärkere sein, so daß bei einem Systemwechsel in der Regierung die Iunimisten schließ lich doch genöthigt sein würden, den Ältconservativen Gefolg schaft zu leisten. Die Iunimisten wollen nun ihrerseits größere Versammlungen im Lande veranstalten, um Herrschen zu halten. habt — und das arme Ding — das vergeht ja vor unseren Augen in Bangen und Grämen und vergeblichem Wünschen und Hoffen." „Ja, sie ist verändert", gab Bergau reumüthig zu und ließ den Kopf auf die Brust sinken. „Nicht, als ob ich Dir das zur Last legen wollte, liebster Mann." — Frau Cläre war aufgestanden und streichelte und tätschelte an ihrem Gatten herum. „Du hattest gewiß ganz Recht damals. Nur wenn — ein wenig Geduld und Nach sicht — junge Menschen haben eben keine alten weifen Köpfe. Es wäre vielleicht Alles ebenso gekommen, aber wir hätten uns keine Borwürfe gemacht." Anton blieb stumm und niedergedrückt. Aber »er alle Sanguiniker in ihm war noch nicht ganz umgebracht von allen Schicksalsschlägen. Würde Anna so geschrieben haben, wenn — Alles zwischen den jungen Leuten aus wäre- — Gewiß, Olof würde wieder kommen. Er wartete vielleicht nur auf ein entgegenkommendes Wort. Anna hatte vermitteln, hatte ihm das nahelegen wollen. Er würgte ein natürliches Widerstreben hinunter und schrieb an die Schwester — einen langen Brief voll Zärtlichkeiten, voll Bedauern und Selbstanklagen. Seine Tage seien gezählt, unv er sehne sich nach der Verzeihung Aller, die er gekränkt und denen er Unrecht gethan. Zu diesen gehöre vor Allen sein Neffe Olof. Und er freue sich in diesem Falle seines irrigen Urtheils und wolle Hern Unrecht gehabt haben. Er wünsche von Herzen, Olof noch die Hand zu drücken und mit ihm Frieden zu schließen, bevor es ans Sterben gehe." Umgehend kam die Antwort. Anna Thoroldsen versprach, ihrem Sohn diese lieben Zeilen zu übermitteln, und zweifelte nicht, daß die sympathische Er widerung so schnell eintreffen werde, als die weite Entfernung erlaube. An Herüberkommen könne Olof freilich auf Jahre hin aus nicht denken. — Ein paar Wochen später erhielt sie eine Zeile von Lissi: der Vater sei sehr krank und wünsche inirigst, die einzige Schwester vor seinem Ende zu sehen. Deutsches Reich. A Berlin, 16. October. Die Ausgaben, welche das Reich für die staatliche Arbeiterver sicherung zu lei st en hat, dürften im Reichshaushalts- rtat für 1902 schon «ine recht stattliche Höhe erreichen. Zu nächst und hauptsächlich kommt dabei der Reichszuschub zur Jnvaliditäts- und Altersversicherung in Betracht. Während in früherer Zeit die Steigerung dieses Etatspostens von Jahr zu Jahr sich auf die Summe von 2 bis 3 Millionen Mark belief, hat sie seit dem Inkrafttreten des neuen Invalidenversicherungs gesetzes zugenommen, und zwqr vornehmlich, weil die Zahl dec Invalidenrenten in Folge dec durch das neue Gesetz geschaffenen Erleichterung der Rentenerlanaung sich bedeutend erhöht hat. Die Steigerung des Reichszuschusses im Etat, der übrigens auch schon in den früheren Jahren tast regelmäßig um ganz erhebliche Beträge hinter der Wirklichkeit zurückgeblieben war, belief sich von 1900 auf 1901 auf nahezu 4s/z Millionen Mark und hatte damit die Summe von 34 Millionen erreicht. Man wird auf Grund der bisherigen Erfahrungen wohl nicht fehl gehen in der Annahme, daß sich der in den Etat für 1902 ein zustellende Reichszuschuß um den Betrag von 38 Millionen Mark herum bewegen wird. Zu diesem Rrichszuschusse kommen die Summen, welche das Reich als Arbeitgeber in den ver schiedenen Berwaltungszweigen, wie Militär- und Marine verwaltung, Reichsdruckerei u. s. w., für die drei Arbeiter versicherungszweige leistet. In der Militärverwaltung be laufen sie sich jetzt bereits auf über 1 Million Mark, in der Marineverwaltung auf weit über '/ir Million Mark und In den übrigen Verwaltungen auch schon auf ganz ansehnliche Summen. In den Reichshaushaltsetat für 1902 dürfte es nöthta werden, zu diesem Behufe nahezu 2 Millionen Mark einzustellen. Schließlich kommen für das Reich bei der Arbeiterversicherung die Ausgaben in Betracht, welche für das Reichsversicherungsamt in den Etat einzustellen sind. Dieses Amt hat im Laufe der Jahre und namentlich in Folge der Ausdehnung, welche die Arbeiterversicherung und damit der Kreis seiner Geschäfte erfahren hat, die Bewilligung immer größerer Ausgaben nöthig gemacht. Die Summe seiner fort dauernden Ausgaben ist allmählich auf 1,8 Millionen Mark gestiegen, und wenn auch für 1902 nicht wesentliche Neuerungen im Reichsversich«rungsamte nothwendig sein werden, so wird sich diese Summe doch noch etwas erhöhen, so daß auch hier nahezu 2 Millionen in Rechnung zu stellen wären. Danach zu 4 Procent verzinst zur Abzahlung gelangt. Ueber diese Schuld hat China, wie schon berichtet, vor einigen Tagen dem Doyen des diplomatischen Corps, dem spanischen Gesandten, einen Pauschal-Bon ausgehändigt. In widerwärtig pfäffischer Weise predigt ein Hanseaten blatt di« Obstruktion bei der Berathung des Zolltarifs. E» schreibt: „Wenn e« nicht ander« g«ht, so kann — streng im Rahmen der Geschäftsordnung natürlich und mit legitimen Mitt«ln — dafür gr» sorgt werden, daß dir Berathung im Reichstag nicht vor dem 31. December 1S02 zu Ende geht. . Die« ist der Kündigungstermin für die Handelsverträge; verstreicht er ohne die Aussage, so lausen die Handelsverträge ein Jahr weiter, d. h., da sie ohnehin bi- 31. December 1903 reichen, dann bis zum Jahre-schluß 1904. In der Möglichkeit, die- zu erzwingen, liegt eine Stärke der Po- sition der Handelsvertrag-freunde im Reichstage. Mag man das Obstruction heißen — das Zustandekommen Von Ges«tz«n, die man nach seiner ehrlichen, wohl erwogenen und begründeten Ueberzeugung für dem Vaterlande verderblich hält, zu verhindern, kann auch ein« patriotische Pflicht sein." Was gemeint ist, nennt man nicht Obstruction, wär« aber Obstruction. Die Wendungen vom „Rahmen der Ge schäftsordnung" und den „legitimen Mitteln" sind nur Heuchelei. Die Absicht ist, mit parlamentarischen Winkel- consulentenkniffen das, was Gesetz und Geschäftsordnung wollen und vorschrriben, zu Nichte zu machen, daS Princip der Majorität, auf der jegliches Volksrepräsentation«« fysteru beruht, durch den Scan dal — mir oder ohne Pult deckel- und Kinderklapperlgrni. bleibt sich gleich — zu zer stören. Daß dies nicht ohne Hilfe der Socialdemokratie, die ihrerseits, weil sie sich außerhalb des StaalsrabmeiiS fühlt, dergleichen unternehmen kann, zu bewerkstelligen ist, genirt die Herren anscheinend nicht. Die Zeiten ändern sich. Die einzige liberale Bereinigung, die unseres Wissens jemals ausdrücklich eine Aufhebung des geltenden Reichstagswahl- rechteS verlangt hat, war eine Hamburgische, Die Herren dort besaßen weniger Widerstandsfähigkeit als selbst das von einer weltstädtischen Masse umtoste Berliner Bürgerthum, Die drei Hamburger Reichstagswahlkreise sind längst „hin über", während in Berlin von den sechSWahlbrzirken noch immer die Hälfte von einer bürgerlichen Partei festgehalten ist. Dabo haben die Berliner niemals vou der Wahlzefetzgebung Hilfe nachgesucht. Die Hamburger, die ander« dachten, icheinen jetzt so weit getröstet, daß sie sich unbedingt in die Gefolgschaft der Socialdemokratie begeben wollen. Denn nach Princip- und Personalverbältnissen ist diese Partei die einzige, die eine „ordentliche" Obstruction in Angriff nehmen und durchführen könnte. Man hat die Bremer und die anderen „Hansen" früher stolz genannt. Sie sind «S offenbar nicht mehr. Ueber die Parteiverhältnisse in Rumänien schreibt man uns aus Bukarest, 14. October: In Jassy fand am gestrigen Sonntage «in großes Bankett der conservativen Partei statt, zu welchem die hervorragendsten Führer der Partei im ganzen Lande geladen und auch erschienen waren. Die Vorgänge, welche sich bei diesem politischen Bankett abgespielt haben, werden einen Markstein bilden in der Geschichte der rumänischen Parteien. Denn in den Reden, welche daselbst von den früheren konserva tiven Ministern Cantacuzino, Take Jonescu, sowie den beiden Brüdern Lahovary gehalten wurden, wurde das Vorgehen Carp's und der ihm folgenden Iunimisten in der Finanzfrage und sein > 77» «L Strua«»- n», au» DezugS.PreiS Pmlptexpedtcko« oder de« t» GAdö» bezirk «ud de» Borort«« errichtet», kn»- «abestrlle« abgeholt: vierteljährlich s KO, bei zweimaliger täglicher Zonelloaz ln» Hau» K.KO. Durch die Post bezogen für Deutschland «. Oesterreich: Vierteljahr!. >il». Ma« abomckrt ferner mit entsprechendem Postausschlag bei de« Postanstalten in der Schweiz, Italien, Belgien, Hollaud, Luxem burg, Dänemark, Schwede« und Norwegen, Rußland, de« Douaustaateu, der Europätlchen TLiM, Egypten. Für all« übrig«, Staate» ist der Besag «r ««ter Kreuzband durch dta ExpoUtio» dieses Blattes nwgltch. Di« Mvraen-Au-aabe erscheiut um '/,? Uhh di« Abeud-Au-gave Wochentag» «m k Uhr. NeLartton und ErpMio«: -»-«»tbßrffe 8. Filiale«: Alfred Bah« vorm. O. Klenna'» Sartin», lluiversitüt-straß« S (Pauli»»«), Loecks Lisch«, verholfen, der leider — wie Anton vermuthlich wisse — im letzten Winter plötzlich verstorben sei. In seinem Testament habe er ihrem Sohn nicht allein über alle empfangenen Vor schüsse quittirt, sondern ihm die runde Summe von 30 000 als Legat hinterlassen. Das sei freilich ein großes Glück — Herr Rückwart habe immer eine hohe Meinung von ihrem Olof gehegt, wenngleich er auch eine Zeit lang ob seiner Eigenmächtig keit und Eigenwilligkeit mit ihm gezürnt. Auch ohne äußere Hilfe hätte Olof sich emporgearbeitet, nur hätte es vielleicht ein paar Jahre länger gedauert. Als Nachschrift dieser von Mutterstolz förmlich strahlenden Zeilen fragte Frau Thoroldsen, ob der Bruder erlaube, daß sie ihren Olof von ihm grüßen und ihn ermuthigen dürfe, selbst an den Onkel zu schreiben. Diese bescheidene Bitte rührte geradezu Anton'S Herz. Alcnds, als er mit seiner Frau allein war — Lissi arbeitete in ihrem Zimmerchen —, gab er ihr den Brief und sah mit halb verlegener Miene zu, wie sie gespannt und erregt die Zeilen durchlief. Als sie das Blatt sinken ließ, faltete sie die Hände im Schooß, bewegt, voll Zweifel und Unruhe. „Ach Gott — welch ein Glück — hätte das sein können —" murmelte sie. Anton spielte den Skeptiker. „Mutteraugen sind leicht verblendet", meiste er. „Und was bedeuten heutzutage 30 000 Und wenn auch Alles stimmt, ein Unternehmen ist schnell gegründet und ebenso schnell ver kracht. Besser, er hätte sich auf seine Erfindungen beschränkt." „Sein genialer Kops bleibt ihm auch im schlimmsten Fall, daS ist ein sicheres Capital", erwiderte Frau Cläre. „Ja, mein Gott, wer konnte das ahnen jetzt hätte ich ja nichts dagegen — wenn ich einmal nicht mehr bin — steht denn Lissi noch in Verbindung mit ibm?^ „Ich weiß nicht, Anton, ich frage nicht. Anfangs hat sie — wir ich glaube — Briefe bekommen — aber ich fürchte —" Frau Bergau legte die Hände vor» Gesicht und brach in heiße Thränen aus. Anton sah das mit tiefer Bestürzung. „Aber Cläre — Frau — liebes Weib — sei doch verständig! Vielleicht läßt sich doch Alles noch gut machen. Anna's Brief klingt ja so — na ja, es war ein Fehler — ein Thorenstreich — aber ein Mädchen wie unsere Lissi — das wirst man doch einem Manne nicht nach." Frau Bergau trocknete ihre Thränen. „Ich habe mir ja keine Illusionen gemacht, Anton. Welcher Mann nimmt heut zutage ein arme» Mädchen — und zu einer leichtsinnigen Liebelet ist unsere Lissi freilich zu aut. Nur — man ist ja thöricht — man glaubt an Möglichkeiten — er hat st« doch sehr lieb ge- ö ,1L t,VO »,7S >'70 >,ss ^2» 740 l,2» s,eo 8,— S,10 9^70 «so «,I0 WH.) r Nr- »Uu»- > äi« «K«ll irov- Loet- t r«- Der Lrieg m Südafrika. Niemand darf bekanntlich in den vom Standrecht betroffenen Bezickn für mehr al» 7 Tage ausreichende Lobens mittel oder Viehfutter auf seiner Farm halten, eine Maßregel, die längst zu den unerträglichsten Schwierigkeiten und Nothständen geführt hat, indem eß natürlich einfach unmöglich ist, nach Ab lauf dieser 7 Lage rechtzeitig weitere Vorrädhe zu erhalten, während die zahllosen Patrouillen und Polizeispitzel der Eng länder di« Farmen unaufhörlich controltren, und jede, auch die geringste Uebertretung der Vorschrift zur Anzeige bringen. Aehnliche Bestrafungen finden fortwährend statt und geben den britischen Behörden ganz bequem« Gelegenheit und Veranlassung, bei mißbeltebtrn oder verdächtigen Capholländern belangreiche Confiscationen aller Art vorzunehmen. * London, 17. Oktober. (Telegramm.) „Reuter's Bureau" berichtet au» Frankfort (Nordosten de» Freistaates), unter dem 15. Oktober: Major Damant'S Colonne traf hier am 13. October ein. Die Tommandanten Roo» und Mryer hatten kurz vor brr Ankunft Damant'i Frankfort mit e'nigrn Hundert Mann verlassen und sich nach Süden zurückgezogen. Damant verfolgte st» und erbeutete sieben Wagen und Karren. — Gestern hatte Rowlinson'» Mthetlung «in Gefecht mit Myer'» Lommando, in hem ungefähr 20 Leute Meyer's fielen, verwundet und gefangen genommen wurden; die Bagage des Com- Mandanten fiel in Rawlinson's Hände. Heute wandte sich Row linson südöstlich von Frankfort und vertrieb Roo» und Myer aus ihren Stellungen, die sie bei B la -au w k ra n tz eingenommen hatten, und dann au» einer zweiten starken Stellung bet R 0 de -- val. Die Borren hatten drei Todt« und «inen Verwundeten. Roo», sein Adjutant und ein anderer Boer wurden gefangen, vier Wagen und eine Anzahl Pferde erbeutet. Auf englischer Seit« sind keine Verluste zu verzeichnen. — Gestern verfolgte Oberst Remington ein Commando in der Näh« von Blllertzdorp am Vaal. Drei Boeren fielen, «iner wurde gefangen genommen, 27 Wagen und Karren wurden erbeutet. * vlsrmfsntein, 16. Oktober. („Reuter'S Bureau.*) Die Abheilungen, die in der Richtung nach Tlldosten operiren, machten in den letzten Tagen 70 Gefangen». Oberst William» machten einen Angriff auf Nieuwhoudt, in der Nähe von JagerS- fontein, nahm 10 Mann gefangen und erbeutete hundert Sättel. * Joh«tt»ne»Hnrg, 16. October. („Reuter's Bureau,") Die Angeso-Nine erhielt die Srlaubniß, fünfzig Stampfen In Betrieb zu setzen, — Wie verlautet, ist di« Erlaubniß ertheilt worden, daß wöchentlich 100 Transvaalflüchtlinge nach Johannesburg zurückfchren. Lade otoa.) Lrvck Politische Lagesschau. * Lei-zig, 17. October. Wie der Telegraph bereits gemeldet hat, veröffentlicht der „Reichsanzeiger" das am 7. September d. I. in Peking von den Bevollmächtigten der Mächte und ver chtuestschen Regierung vollzogene Schlußprotokoll. Die beiden ersten Artikel I« und I t> handeln von der Deutsch land besonder» zu ertheilenden Genugthunng und lauten: Artikel I a. Durch ein kaiserliche» Edict vom 9. Juni d. I. ist Tschun Tsai-fong, Prinz erster Tlasie, zum Botschafter Seiner Majestät des Kaiser» von China ernannt und in dieser Eigen schaft damit beauftragt worden, Seiner Majestät dem deutschen Kaiser den Ausdruck de» Bedauerns Seiner Majestät des Kaiser» von China und der chinesischen Regierung über di« Ermordung de» deutschen Gesandten Freiherrn v. Ketteler zu überbringen. Prinz Tschun ist am 12. Juli d. I. von Peking abgereist, um die ihm gegebenen Befehle auSzufllhren. Artikel I b. Die chinesische Regierung hat erklärt, sie werde an der Stelle, wo der Gesandte Freiherr v. Ketteler ermordet worden ist, ein dem Range des Verstorbenen würdiges Denkmal er richten mit einer in lateinischer, deutscher und chinesischer Sprache abgefaßten Inschrift, die dem Bedauern Seiner Maje stät des Kaisers von China über den begangenen Mord Ausdruck geben soll. Ihre Ercellrnzen die chinesischen Bevollmächtigten haben durch ein Schreiben vom 22. Juli d. I. Seine Excellenz den Bevollmächtigten de» deutschen Reiches benachrichtigt, daß an der besagten Stelle, in der ganzen Breite Ehrenbogen errichtet wird und daß 25. Juni d. I. begonnen haben. Bekanntlich heißt e» in dem Schreiben China, das der „Sühneprinz" am 4. September unserem Kaiser im Neuen Palais zu Potsdam überreichte, nicht nur, daß der Kaiser von China die Ermordung des deutschen Gc- sandten „aufs Tiefste bedauere", sondern es wird noch hinzu gefügt: „Prinz Tschun, unser leiblicher Bruder, soll Eurer Majestät versichern, wie sehr uns die Vorgänge im verflossenen Jahre betrübt haben und wie sehr die Gefühle der Reue und Beschämung uns noch beseelen." Diese Versicherung hat der Prinz nicht gegeben; er sprach nicht von „Reue und Beschämung", sondern nur von „aufrichtigem Bedauern". Und auch nur das „Bedauern" ist in das Schlußprotokoll über gegangen. Da nun dieses Protokoll schon längere Zeit vor dem September vereinbart war, so liegt die Vermuthung nahe, daß die Verzögerung, die das Eintreffen des Prinzen Tschun in Potsdam erfuhr, in Verbindung zu bringen sei mit dem eben cttirten Passus des kaiserlichen Schreibens, dessen Einfügung anscheinend nachträglich in Berlin gefordert und durchgesetzt wurde, während ein mündliches BKciminiß des Prinzen zu „Reue und Beschämung" und die Anwendung dieser Worte im Schlußprotokoll entweder nicht verlangt oder nicht erreicht wurde. Genaueres wird man darüber wohl nicht er fahren. — Der lange Artikel VI handelt von der Ent schädigungssumme in der Höhe von 450000000 Taels — 1374 750 000 c-k, welche im Laufe von 39 Jahren Das willkommene Ereigniß hatte da» gewohnte Gleichmaß der Lage und der Stimmung in der Familie Bergau aus wohl- thuende Weis« durchbrochen. ES gab also noch günstige Sterne, die glückverheißend durch dunkles Gewölk leuchteten. Al» die ersten befriedigenden Nachrichten von Edwin ein gelaufen, schrieb Bergau an seine Schwester, theilte ihr mit, wa» Römpke über ihren Sohn berichtet, gratulirte dazu und bat um Nähere». Frau Thoroldsen antwortete bald und mit ungewöhnlicher Ausführlichkeit. Sie hätte schon früher ihrem lieben Bruder die guten Neuig keiten von ihrem Olof geschrieben — wenn — sie sich seiner freundlichen Teilnahme dafür hätte versichert halten dürfen. Da er aber die Güte habe, zu fragen, so mache e» ihr große Freude, ihm zu bestätigen, daß es Olof recht gut gehe, daß'seine Erfindungen ihm einen angesehenen Namen in fachmännischen Kreisen verschafft, daß auch bereit» praktische Erfolge sein be harrliches Streben belohnten. Neuerding» habe Olof eine Werkstatt zur Herstellung elektrischer Maschinen und ähnlicher Dinae eingerichtet, und zwar in Verbindung mit einem Groß- fabrikanten für Maschinen in Cincinnati. Aber nicht mit dessen Geld« allein. Olof sei — dem gütigen Gott sei'» gedankt — in der Lage, ein Unternehmen mit eigenem Capital zu be gründen. Dazu habe ihm sckn alt«, Gönner, Herr Mckwart, Ther-W«. Nomari von Anna Maul (M. Gerhardt). A-chteuck »krt.tei. „Meine Schwester wird ja sehr glücklich sein, ich gönne e» ihr", nahm Anton nun daS Wort. .Solch' neue Erfindung, wenn sie wirklich werthvoll ist und gehörig auSgebeutet wird, kann ja ungeheuren Gewinn abwerfen." „Da» will ich meinen", versetzte der Consul. „In Amerika soll ja da» Ding schon vielfach im Betrieb'sein. Die Ameri kaner sind ja immer voraus auf industriellem Gebiet, denen kommt'» nicht darauf an, all»» Vorhandene einfach zum alten Eisen zu schmeißen, sobald ein« verbeffemng auftaucht, die größeren Vortheck verspricht. Sie haben da» nöthige Klein geld. — Aber bei uns wird di« Lhoroldsen'sch» Wechselstrom maschine auch eingesübrt, da« ist nur eine Krage der Z»it — alls Dein Neffe nicht inzwischen noch wa» Bessere» erfindet. Inglaublich, waS sie jetzt mit Esektricität und Magnetismus Ur Beschichten aufstellen. DaS Ding da von Deinem Neffen, >a» soll ja da» reine Ei de» Columbus sein, genau da», wa» sie eit Jahren gesucht haben, die Elektrotechniker. DaS Einfachste von der Welt, blo» daß rein Mensch drauf verfallen. Und der Olof kommt, stellt'« hin, und e» stimmt und klappt, und ver, richtet eine Masse Arbeit mit möglichst gckngem Kosten aufwand." — Frau Bergau war zu ihrer Tochter getreten, di« über eine Näharbeit gebeugt saß, und legt« liebevoll die Hand auf ihren Nacken. „Hast Du gehört, Lissi?" „Ja, Mutter? „Freust Du Dich d«m nicht eia bischen- Jetzt kommt da» Glück, mein, Lachter.* Da» Mädchen schüttelte den Kopf, ohne aufzublicken. „Ich will mich für ihn freuen, Mutter." Schon im Aufbrechen erkundigte sich der Consul nach Edwin. Aergau seufzt«. Die Schauspielerei hatte sein Sohn seit Jahr und Tag aufaesieckt und angefangen, ein ordentlicher Mensch »u werden. Da» war Lissi'» Verdienst, die ihn nicht au» den Augen ließ und sich Tag und Nacht abmühte, ihm beim Nach holen de» vielen Versäumten behilflich zu sein. Sie trieb Englisch und Französisch mit ihm, Stenographie und doppelte
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