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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 19.10.1901
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1901-10-19
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19011019021
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1901101902
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1901101902
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1901
- Monat1901-10
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Abend-Ausgabe. >0 Druck uud B«lag vou L. Polz « Leipzig S5. Jahrgang Sonnabend den 19. October 1901 in der sich mit dem !0 iv ro Die Kosten die Experi- 30 ,80 I. ,50 50 Die vor einigen Tagen in mehreren Städten Spaniens, be sonders, in Sevilla neuerdings ausgebrochenen Unruhen haben durch ihre schnelle Verbreitung und Ausdehnung den Befürch tungen besonnener und vorschauender Politiker Recht gegeben, die in der großen Zahl aufrührerischer Elemente, von denen die Be völkerung der industriellen Bezirke Spaniens durchsetzt ist, eine stetige und unaufhaltsame Gefahr für das gesammte politische und wirtschaftliche Leben des Landes erblicken. In der That zeigt der Verlauf der ganzen Bewegung, besonder? die Art der Ausschreitungen, 'der gleichzeitig« Beginn der Unruhen in ver schiedenen Gegenden des Landes, daß die Bewegung von langer Hand vorbereitet und organisirt war, organisirt von densocia - listischen und anarchistischen Führern. Ein Lohnstreit in einer Fayence-Fabrik von Cartuja, der die Entlastung mehrerer Arbeiter zur Folge hatte, gab das Signal zu einem allgemeinen Ausstande, der sich aber merkwürdiger Weise nicht auf das ge nannte Etablissement oder die Fabriken der Stadt Cartuja be schränkte, sondern fast gleichzeitig in einer Reihe der bedeutendsten Industriestädte zum Ausbruch kam und Tausende von Arbeitern, deren Interessen durch den Vorgang von Cartuja keineswegs .32 >,IS ».02 ',32 '.7s 1.50 >S »t» 87.70 100,— 103.50 162.50 !2.— 1160 lev. ZS,— '0,10 1253 «erer klick« Feuilleton. so so i»- 80 20 7'/. S'/„ 3 0 S1« 3-!, 3 0 «o L ptsll. 32,— io,— 105.50 135,— 88.30 80.50 62.50 118 50 84.10 188.75 12175 201.50 171.75 127.50 149.50 136^75 »27,50 258,— 84.50 141,— 135.— 117.75 81.— 158.25 18».— 150,— 30.80 85,1» Verletzung deS BölkerechtS — an Verletzungen desselben haben wir unS ja bereits gewöhnen müssen — dann wird dies Wohl endlich den Großmächten die Schamrvlbe ins Antlitz treiben und sie veranlassen, England ein gebieterisches Halt zuzu rufen. In Entrüstung und Zorn wallt unser Blut auf, wenn wir von dem fortdauernden Hinschlachten von Männern hören, di« unbeirrt für der Güter Höchstes tämpfen. Kircheniemals gewankt hat und heute über die Methode, Mangelhaftes in der Kirche zu bes- ern, ganz anders denkt, als vor drei Jahren. Und warum soll man mit einem Philosophie-Spahn nicht dasselbe Experiment machen, das man mit einem Geschichts- Spahn anstellt? Vielleicht kommt auch noch ein j u r i st ischer und ein m « d i c i n i s ch e r „Staatskatholik" hinzu, des Experiments zahlen ja, wenn es mißglückt, nur mentir-Professoren und die Wissenschaft. Ertra-Beilage« (gefalzt), nur mit de« Morgen-AuSaabe, ohne Postbcsörderung SV—, mit Postbejürderuag 70.—» Schmerzen in ernster Selbsterziehung erlangt wird — auch nicht auf dem Dorfe, sondern im Strome der Welt. „Wie geht es Deinem Sohn?" fragte Frau Bergau, nachdem das Nächstliegende erledigt war. „Er schreibt so selten", erwiderte Anna Thoroldsen, und wandte sich zu der Aufwärterin, die auf das Glockenzeichen herbei gekommen. Nachdem sie dieser l«is« einen Auftrag ertheilt, setzte ie hinzu: „Lissi weiß jedenfalls mehr von Olof, als kh." „Ich fand zufällig in einer Fachzeitung die Notiz, daß Olof zur Zeit in Norwegen weilt", versetzte Alice. „Das ist Alles, was ich von ihm weiß." „Wie, er hat Dich nicht auf dem Laufenden gehalten?" fragte Frau Thoroldsen, Erstaunen und Mißbilligung heuchelnd. „Wie geht das zu? Ich glaubte, Du ständest in lebhaftem Briefwechsel mit ihm." Die Aufwärterin brachte „eine kleine Erquickung", bestehend aus einer Flasche Wein und einem Teller mit Kuchen. Anna Thoroldsen schenkte ein, nöthigte zum Zulangen und verbarg ihre innige Befriedigung über das Gehörte, so gut es eben gehen wollte. Alice, nachdem sie von ihrem Glase genippt, fragte geradezu: „Du hast Olof also noch nicht gesehen, Tante? Da er sich diesseits des Occans befindet, wird er Dich natürlich besuchen. Wann erwartest Du ihn?" Frau Thoroldsen erröthete. Ihre Finger schloffen sich fest um den Papierstreifen in ihrer Tasche, oer Olof's Telegramm enthielt, als könnte dessen Inhalt ihr entschlüpfen. „Kind, Du fragst zu viel! Ich erwarte ibn jeden Tag — schon in die dritte Woche! So lange hat er nicht geschrieben. Auch Fräulein von Brunsdvrf hat kein« Nachricht. Sie ist nämlich hier — hat sich mit Olof Rendezvous gegeben — ein« entzückende Dame." „Fräulein von Brunsdorf — w«r ist das!" fragt« Frau Bergau. „Oh — eine Freundin, aus di« Olof stolz sein kann — mütterlich« Freundin, versteht sich. ErzieHenn der jungen Gräfin, in deren Interesse er herübrrgekommen ist — um ihr das nach gelassene Vermögen ihrer Mutter zu retten —' Frau Bergau hörte mit großen Awzen zu. Alice blickt« starr vor sich nieder, ihr Antlitz war bleich und ausdruckslos. „Wie — ein« junge Gräfin — deren Vermögen" — fragte Frau Bergau. „In Gefahr war — ja, »in süßes junges Geschöpf, das Olof damals auf der Rückreise nach Amerika kennen gelernt —" „Damals schon —" murmelt« Alice. 63.80 88.80 87.10 9810 02.25 75 10 75 10 71.60 61.50 :03,50 71.70 6,181, ».60. 97.50 8 60 152,50 35,— 106.10 von großem Nutzen erweisen; sollte er wider Erwarten nicht glücken, so wird der Schaven, der damit geschehen, schwerlich ein sehr erheblicher sein, bei dem obenein die Mittel zur rechtzeitigen Remedur nicht fehlen." D. h. mit anderen Worten, der Kaiser erblickt mit dem preußi- chen Cultusminister und dem Curator der Universität Straß burg in Herrn Spahn einen Mann, der katholisch, aber nicht ultramontan ist, und erwartet von ihm, daß er von seinem Lehrstuhle aus als katholischer Gegner des Ultramontanismus wirke. Diese Erwartung gründet sich auf die Vergangenheit Spahn's, in der man die Gewähr dafür zu finden meint, daß er sich zum „Staatskatholiken" eigne. So nannte man bekanntlich während des Culturkampfes jene Katho liken, die sich den „Maigesetzen" fügten oder wenigstens eine Ver letzung derselben vermieden. Sie wurden dann nach dem Friedensschlüsse zwischen Berlin und Rom die Opfer dieses Friedens, denn 'der Staat war nicht in der Lage, sie gegen dir mehr oder minder empfindlich«n Nackenschläge von Seiten der Sieger zu schützen. Wir kennen gar manchen katholischen Geist lichen, der für die Rolle, die er als „Staatskatholik" gespielt, mit dem Verzicht auf seine Laufbahn büßen mußte. In Berlin hat man das entweder vergeßen, oder glaubt künftig dem Ultra montanismus gegenüber eine stärkere Position zu haben, als früher. Genug, man will das alte Experiment aufs Neue in anderer Form machen. Herrn I)r. Spahn fällt dadurch eine höchst schwierige Aufgabe zu, doppelt schwierig, weil sie ganz offen gestellt wird. Denn das haben die klerikalen Elsaß- Lothringer, die einen katholischen Geschichtsprofeffor forderten, nicht gewollt, daß man ihnen einen „Staatskatholiken", einen katholischen Gegner des Ultramontanismus, zu ihrer Bekehrung sende, und Professor Spahn hat aus den Stimmen, die in der klerikalen Presse des Reichslandes laut wurden, als seine Zustim mung zu gewissen Aeußerungen des Grafen Hoensbroech bekannt geworden war, mit voller Deutlichkeit erkennen können, was seiner wartet, wenn er die Hoffnungen seiner Protectoren und nicht die der Ultramontanen erfüllt. Er kennt außerdem die Macht der Jndexcongregation und täuscht sich sicherlich nicht darüber, daß man gegen die Entscheidungen derselben in Berlin nicht mehr auszurichten vermag, als in München. Die „Ger mania" erwartet denn auch von dem Staatskatholicismus Spahn's nichts, was ihr unbequem werden könnte. Im Gegen- theil. Sie denkt an Professor Schell in Würzburg und be merkt zu dem Telegramme des Kaisers hoffnungsvoll: Mit der Ernennung Prof. Spahn's durch den Kaiser dürfte nun auch die Discussion über die Affäre Spahn in d«r Presse ihr Ende finden. Wir hoffen, daß der Neuernannte imoollsten Maße das Vertrauen rechtfertigen wird, welches so wohl der Kaiser als die Katholiken in seine Person für die Zukunft gesetzt haben. Es läßt sich nicht verkennen, daß namentlich angesichts der Preßerörterungen der letzten Wochen die Stellung des Herrn Professor Spahn an der Straßburger Uni versität nach verschiedenen Seiten hin keine leichte und angenehme sein wird. Seine Widersacher im Lehrkörper der Hochschule werden sich aber allmählich in das Unvermeidliche fügen und es auch ertragen müssen, wenn demnächst eine Philo sophie-Professur mit einem Katholiken besetzt wird. Das MißtrauenderkatholischenKreisezu überwinden, wird Herrn Prof. Spahn nicht schwer sein, da er — wie wir heute noch einmal wiederholen — trotz schwerer einzelner Fehler in seiner Treue zur Für das Bestreben der äußersten Rechten Tentruni auf einen möglichst guten Fuß zu stellen, ist eine Betrachtung der „Kreuzztg." über die badischen Land tagswahlen überaus charakteristisch. Die „Kreuzztg." folgert aus dem Umstande, daß einige Centrumsleute in Karls ruhe für die nationalliberalen Candidaten gestimmt haben, und aus der angeblichen Billigung dieses Verhaltens durch den Erz bischof von Freiburg eine Wendung der badischen Centrumspolitik. Die letztere soll der scharfen Tonart des geistlichen Rathes Wacker entgegengesetzt sein und erntet dafür das Lob der „Kreuzztg." insofern, als sie nur der politischen Klugheit entspräche,weil jetzt di« Zulassung von Ordensniederlassungen viel eher erreichbar wäre, als bei der von Wacker prakticirten Unterstützung socialdemokratischer Candidaten. Für politisch klug hält die „Kreuzztg." eine Schwenkung der badischen Eentrums- politik auch noch aus dem Grunde, weil sie der b a d i s ch e n Re gt e r u n g das Fortschreiten auf der Bahn conservativer Ideen erleichtere. In welchem Grade diese „konservativen Ideen" der „Kreuzzeitungs"-Leute den wahrhaft konservativen Charakter vermissen lassen, erkennt man aus dem Beifall, den Vie „Kreuzztg." der Taktik Wackcr's an und für sich spendet: jene Taktik habe der badische Liberalismus an und für sich verdient, jetzt aber solle Pfarrer Wacker einsehen, daß der systematischen Untergrabung der irdischen Autorität sehr leicht auch die Unter grabung der kirchlich-religiösen folgen könne. Ein seltsamer Kon servatismus fürwahr, der nicht grundsätzlich jede Untergrabung der staatlichen Autorität bekämpft und der die Fortsetzung einer staatsunterwühlenden Taktik, wie es die Wacker'sche ist, nur des halb widerräth, weil darunter schließlich die kirchlich-religiöse Autorität zu Schaden kommen könnte. Die badische Bevölkerung dürfte für solchen Konservatismus auch in Zukunft nicht mehr Verständniß haben, als bis jetzt. . »13,40 . 215,75 , 85,30 216.40 > — - > 88,10 160.75 »8,80 180,90 278.75 159.— 15475 154 — 148.50 106,80 105,70 v«rioke».) M«»» »k. ri«v»rtk» tu» U «Ulut- LMgcr TaMM Anzeiger. Kjtttsölatl des Höniglicheit Land- und Amtsgerichtes Leipzig, -es Rathes und Volizei-Ämteo der Ltadt Leipzig. rar«»«. »114-07/101 > «ar a»r »ar« 117/1» w oao» Anzeigen »Preis die «gespaltene Petitzeile LS Reklamen unter dem Redaction»strich (4 gespalten) 7b H, vor den Famili«aaach> richten (S gespalten) 50 H. Tabellarischer und Ktffernsatz entsprechend höher. — Gebühren für Nachweisungen und Offertrnaunahme LS H (excl. Porto). Louis Botba ist Wieder einmal endgiltig seinen „Verfolgern" entschlüpft und General Walter Kitcbener bat denn auch richtig da« Nachsehen gehabt. Boiba soll sich augenblicklich in be ¬ festigter Stellung von Wakkeistroom, 30 rngl. Mecken west lich von Lunoburg und 15 Meilen östlich von Volksrust, befinden, woselbst er wahrscheinlich ein neue- „Kesseltreiben" der Engländer in Ruhe abwartet. Auge um Auge, Sohu nm Zahn! Aus London schreibt man un«: Wenn die Boerensührer nur jeden Briten bängten, dann dürften die beut« schon kampfesmüden englischen Söldner sich bald weigern, länger den fruchtlosen Kampf gegen die den heimathlichen Herd vertheidigenden Boeren forlzusetzen. Man lasse eS darauf ankommen, ob England für jede» sllsilirten englischen Soldaten daS Leben eines gefangenen Boeren auf Bermuda oder St. Helena nehmen wird. Kommt es bis zu dieser schlimmsten „O, ich freu« mich — freue mich ja sehr", stammelt« Frau Thoroldsen. „Es ist recht, daß Ihr mich einmal besucht." „Ja, wir haben uns seit einer Ewigkeit nicht gesehen. Aber wer kann reisen, nur um seine Lieben zu besuchen? Du weißt ja, Edwin — er dient jetzt und soll dann in die Welt. Und der einzig gute Konsul Römpte — er will, daß ich vorher noch etwas von meinem Jungen haben soll — und er von mir. Und weil seine Villa in Strandhagen leer steht, so hat er mich eingeladen, mit Alice em paar Wochen dort Aufenthalt zu nahmen — zur Erholung für uns Beide." Frau Bergau, außer Äthern vom Treppensteigen und raschen Sprechen, hielt inne. Frau Thoroldsen bat, einzutreten und niederzusihen, und nahm mechanisch den Hut vom Kopf. „Du wolltest auSgehen, Tant«", fiel Alice, dies bemerkend, ein. „O, das eilt nicht", verseht« Frau Thoroldsen, die Depesche in ihrer Tasche zwischen den Fingern, und ihr Gesicht zu freundlicher Lüge glättend. „Also Ihr geht nach Strandhagen hinaus. Wir sehen uns doch zuweilen in den nächsten Wochen, liebe Cläre. Wie Dir die kräftige Seeluft wohlthun wird. Strandbagen soll überfüllt sein, aber die Römpke'sche Villa liegt ja so herrlich, zwischen Wald und See, ganz außerhalb des Badetreibens." „Ich kenne sie von früher her", bestätigte Frau Bergau. „Frau Römpke hat sie aufs Kostspieligste und Behaglichste eingerichtet und wohnt nie draußen, weil sie sich langweilt. Der arme Consul thut mir so leid; der verdient« wahrlich -in« Frau, die ihn nicht mit Launen und unvernünftigen Ansprüchen quält." „Er ist zu Hause geblieben?" „Ja, er hat nie Zeit zum Reisen." „Ich glaube, er hält es nie lange auS ohne seinen Scattisch und seinen Abendtrunk im Blutgericht", muthmaßbe Frau Thoroldsen kühl. Man hatt« im Wohnzimmer Platz genommen, um im guten Lichte sich genauer betrachten zu können. Frau Cläre war etwas gealtert, blaß, stark und in Folge dessen weniger beweglich, als früher. Alice, die Frau Thoroldsen seit dem Tode ihres Bruders nicht gesehen und damall verblüht und «lend gefunden, überrascht« sie dagegen durch ihr güte» Aussehen. Nicht gerade rosig, aber von frischen, feinen Farben, di« braunen Aug«n leuchtend, die Gestalt schlank und voll entwickelt. DaS anmuthiae Grübchen in der Wang« erinnerte noch immer an di« kleine Lissi. Der geistig rege, unbefangene Ausdruck, die sichere, weiblich reseroirte Hal tung, die elegante Einfachheit der Kleidung, all' da» wirkte zu sammen zu jener schönen Harmonie, die wahre Bildung verleiht — Bildung del Geiste» und Herzens, dir nicht ohne Kämpf« und Dez«gS,Prel- A» dar Ha»ptexp«ditiou oder de» I» ktndd dezirk und den Vororten errichtete» Aus gabestelle» abgeholt: vierteljährlich 4 50, »et zweimalig«: täglicher Ku stellarz in» Hau- S.SO. Durch die Post bezöge« für Deutschland «. Oesterreich: vierteljShrl. ^l S. Mau abonntrt ferner mit entsprechendem Postausschlag bet den Postanstalten in der Schweiz, Italien, Belgien, Holland, Luxem- stnra, Dünemark, Schwede» und Vorweg««, Ausland, de» Donaustaaten, der Europäischen Türket, Eguptrn. Kür alle übrigen Staaten ist der Bezug nnr unter Kreuzband durch dt« Elpedino» diese» Blatte» mügltch. Di« Morgkn-All»gab, erscheint am >/,7 Uhh. dt» Abend-AuSgabe Wochentag» am 5 Uhr.' Ne-action «nd Erp^-itio«: JohanntSgaffe 8. Filiale»: Tlftrd Bahn norm. O. Klemm'» Torts» UmversitälSstraße S (Paultuum), Lvui» Lösch», Katharinenstr. p^rr. ,«d Kitnigüpla- D „Und bei deren Großvater er viel verkehrt — auf dessen herrlicher Besitzung er nach heißen Tagen Erholung unv theil- nehmend« Freundschaft fand. Er konnte nicht weniger thun, als sich dem alten Herrn zur Verfügung zu stellen, als dieser eines klugen und vertrauenswürdigen Stellvertreters bedurfte — übrigens ist die Sache Geheimniß. Aber Ihr gehört ja zur Familie und ver- rathet nichi?." Eine beklommene Pause. „Wir müssen wohl gehen, Mutter", sagte Alice und erhob sich. Frau Bergau hielt mit zitternden Fingern ihr Weinglas um spannt. Die Frage platzte heraus: „Olof heirathet die junge Gräfin, nicht Anna?" Frau Thoroldsen brach in verlegenes Lachen auS. „Aber Cläre, um Gottes Willen, wie kannst Du mir solche Gewissensfrage thun!" „Verzech!" murmelte Frau Bevgau. „Wo habe ich doch meinen Schirm? Komm, Lissi." „Wollt Ihr nicht — zu Mittag — vorlieb nehmen?" „Nein, danke herzlich, Mittags treffen wir mit Edwin und dem Consul im Römpke'schen Hause zusammen. Vorher wollen wir noch einige Besuche machen." „Und wann geht Ihr nach Strandhagen?" „Wahrscheinlich morgen früh. Nachmiitcgs hofft Edwin, sich frei zu machen. Alice will ja nur ein paar Tage bei mir bleiben. Sie ist ja so mit Arbeit überhäuft. Sie fand ja hier schon Correcturen vor — " -Ich fthe Dich doch auf Deiner Rückreise noch, Alice?" sagte die Tante, und mit heuchlerischen Küssen wurde Abschied ge nommen. Der Krieg m Südafrika. Die Erhebung in Capl«nd. Zum bessern Verständniß unserer Telegramme Freitag-Abend-AnSgabe geben wir noch einen vom 12. d. M. stammenden Drahibericht des „Bur. Reuter" aus Malmes bury wieder, in dem eS heißt: Während der vergangenen Woche zogen Abteilungen von Rebellen aus dem Distrikt Calvinia unter Führung der TranS- vaalcommandanten Maritz, Louw, Smit unv Tberon plötzlich nach Süden in die reichen Getreidedistricte Piquetberg undMalmeSbury. Maritz,der ein junger Johannesburger ist, bat daS Commando inne. Allen eingegangenen Meldungen zufolge sind die Boeren gut beritten. Nach Ueberschreitung deS Olifantgebirges zerstreuten sich die Netellen über daS Land, um Proviant, Pferde und Necruten zu beschaffen. Die Boeren bekamen bald Füblung mit unseren Truppen. Leutnant Maclachlan versuchte mit einigen bewaffneten Fischern ans HoetjeSbai die Furt über den Großen Bergfluß zu halten und eS gelang ihm, drei Boeren zu tökten und zwei zu ver wunden, bevor er (wie gemeldet) mit einem sterlust von zwei Verwundeten sich zurttckziehen mußte. Die Truppen an Ort und Stelle reichen vollauf hin, mit den Marodeuren fertig zu werden, deren Vormarsch bereits Einhalt geboten ist. Malmesbury liegt in der Mitte dcS Dislricts gleichen Namens, 35h', englische Meilen nordnordöstlich von Capstart. Piquetberg liegt 74 und HoetjeSbai 70 Meilen von Cavstadt, und der Große Bergfluß bildet die Grenzlinie zwischen den Distrikten Piquetberg und MalmcSbiny. Diese Districte gelten ebenso wie Paar! und Stellenbosch, die an Capstadt grenzen, als sehr holländisch. Nachdem vorgestern das Er scheinet» von 500 Boeren an der Taldanha-Vai und bei Hoprsield gemeldet worden, ist eS unverkennbar, daß Capstadt bereits birect im AufstantSgebiet liegt. Die Bai liegt gegen 100 Kilometer nördlich von Capstadt. Es ist dies da» zweite Mal, daß die Boeren bis an Len Atlantischen Ocean vorgedrungcn sind, denn bereits vor einem halben Jahr etwa stanv «in Bocrenconimando vorübergehend an der etwas weiter nördlich, bei Clanwilliam, gelegenen Lambert-Bucht. Inzwischen sind die Boeren auch im Norden nicht unthätig gewesen. Siebzehntes Capitel. Die erste Nacht, die Olof in der alten Heimath im Mutter hanfe, zubrachte, war eine verstörte, ruhelose. Spät Abend», ermüdet von einer Reihe anstrengender Reisetage und intensiver Geistesarbeit, traf er ein. Als dann die Mutter in seinen Armen weinte, vor Freude, aber sprachlos vor tiefrr, nach bebender Erschütterung, alles überstandene Leid, alle lang jährigen Trennungsschmerzen in dieser ersten Glück-stunde nach kostend, nachleidend, da traf es ihn ins Innerste, daß er bis her allzu ausschließlich sich selbst gelebt, daß er LiebeSschuldrn abzutragen, Liebe zu nehmen und zu geben hab«, bevor «» zu spät werd«. Die Mutter war endlich zur Ruhe gegangen und er hatte sich mit den für ihn eingrlaufenen Briefen und Depeschen in sein freundliche», sorglich eingerichtete» Zimmer zurückgezogen. Annahmeschluß für Anzeigen: Abend-Ausgabe: Bormittag» 10 Uhr. Morgen-Ausgabe: Nachmittag» 4 Uhr. B«i d«a Filialen nnd Annahmestellen j« ein» halb« Stunde früher. Anzeige» sind stet- an die Expedition zu richten. Die Expedition ist WochrntaaS ununtrrbroche» geöffnet von früh 8 bi» Abend» 7 Uhr. Politische Tagesschau. * Leipzig, 19 Oclober. Der höchlich überraschenden, ohne Beispiel in der deutschen Ge schichte dastehenden Kundgebung des Kaifrrs für den neuen katholischen Geschichtsprofessor vr Spahn folgt heute in den „Berl. N. N." ein zweifellos officiöser Commentar, dessen Zweck, jener Kundgebung das Ueberraschende zu nehmen, klar zu Tage tritt. Er lautet: „Die Neigung eines großen Theiles der deutschen Presse, die Dinge weit über Gebühr und Bedeutung aufzubauschen, ist wie bei der Behandlung der Berliner Communalangelegenheiten, so auch in der Behandlung des Falles Spahn hervorgetreten. Viele Blätter schreiben dann darüber, wie Blinde über Farbe. Aus der V o r g e s ch i ch t e ist festzustellen, daß Professor Spahn nichtaufdcrVorschlagslistederFacultät stand, sondern daß der C u r a t o r, der sich zur Information über die von letzterer vorgeschlagenen Persönlichkeiten nach Berlin begeben hatt«, hier im C u l t u s m i n i st e r i u m auf den Professor Spahn aufmerksam gemacht wurde. Er wohnte hierauf in Bonn einer öffentlichen Vorlesung desselben bei, die dem Vernehmen nach dem Pap st Alexander VI. galt, bekanntlich einem der unwürdigsten Männer, die je auf dem päpstlichen Stuhl gesessen, und entschied sich, a u f G r u n d des Gehörten, mit Hern Spahn in Verhandlung zu treten und seine Berufung zu beantragen. Nach den Angriffen, welche diese Berufung zuerst von der einen, dann von der anderen Seite erfahren hatte, darf man erfahrungsgemäß annehmen, daß der richtige Mittelweg beschritten worden ist. An Herrn Professor Spahn wird es sein, durch W o r t u n d T h a t zu er weisen, daß seine historische Lehre in Wahrheit auf der Basis von Vaterlandsliebe und Treue zum Reich steht und daß in diesem Sinne seine Berufung wirklich zu Nutz und Frommen des Vaterlandes erfolgt ist. Gerade in Straßburg kann er in diesem Sinne viel Gutes wirken und damit das Vor- urtheil brechen helfen, das von vielen Leuten in der Regel ohne Weiteres der Berufung eines Katholiken in ein öffentliches Amt entgegengebracht wird. Man wird in der Ernennung des Pro fessors Spahn ein Seitenstück zu der Berufung des Msgr. Zorn o. Bulach zum Weihbischof in Straßburg zu er blicken haben. Beide Acte sind von der gleichen Tendenz getragen, den Gegensatzgegen dasReich, der heute noch die An schauungen weiter katholischer Kreise beherrscht, allmählich thunlichst zu beseitigen und in das Gegentheil, di« freudige Mitwirkung an den Geschicken des Vaterlandes, umzu wandeln. Der nationale Gedanke soll dabei in den Vordergrund, der confessionelle dahinter zurück treten. Glückt dieser Schritt, so kann er sich für Deutschland Olof Lhoroldse«. Roman von Anna Maul (M. Gerhardt). Nachcruck »«toten. Fräulei-n von Brunsdorf hatte im Hotel Wohnung genommen und staitete Verwandten und Bekannten, deren sie kn Stadt und Umgegend verschiedene besaß, Besuche ab. Allein, die neue Freun din zag sie mehr an, al» di« fremd gewordenen Jugendverbin dungen. Die schüchterne Anna Thoroldsen, ihr selber so unähn lich, gab erst bei geschicktem und liebevollem Bemüh«» ihr Eigenstes her. Hier belohnte sich dieses, denn hier hatte es einen Zweck. Di« Mutt« Olof Thoroldsen'» war für Hermünr von BrunS- dorf ein Gegenstand lebhaftesten Interesses und heimlichen Studium». Natürlich waren die Beiden kein« Viertelstunde beisammen, ohn« daß Olof und Jngeborg im Mittelpunkt der Unterhaltung standen. Wie die Namen zusammen klanaen. Sogar ausfallende Aebr - lichkeit der Züge wubde beim Vergleich der Portraik» entdeckt. „Sie würden mein Töchterchen lieb gewinnen, eS ist ein zu süßes Geschöpf", behauptete Fräulein von BrunLvorf, und Frau Thoroldsen erklärt« lächelnd, eine Tochter wäre ihr ganze» Glück, ein Sohn sei ja nur ein Gegenstand der Angst und Sorge — und s«i di« überstanden, de» Bangen» und Sehnens. Ein« Tochter stehe dem Herzen der Mutter naturgemäß näher. Sie erzählte alle» Große und Kleine au» Olof'» Kindheit und Jugend, und Hermine von BrunSdorf bekam nie genug vavon. Endlich ein« Depesche von Olof! AuS Kopenhagen. Er kam, er wollte am nächsten Abend «intrefftn. Schlaflos v« freudiger Erregung bracht« Frau Thoroldsen Vie Nacht hin. Am folgenden Morgen hotte sie eben den Hut aus. gesetzt, um FrSitlein von vrun»dorf di« frohe Kunde zu bringen, al« die Hau»glocke erklang. Zwei Damen erstiegen di« Treppe, eine öltcr« und «ine jüngere, in grauen Reiseklaidern. — Im ersten Augenblick er- kannte Anna Thoroldsen sie nicht, und war voll Bestürzung, a'.L sie dann vor ihr standen. S» war ihr« Schvig-.-m Frau Bergcu und deren Tochter Alic«. " „D«rz«h', liede Anno, daß wir Dich so unangemeldet über fallen", entschuldigte sich Frau Bergau, sie herzlich umarmend. ,S« war ein ganz schneller Entschluß."
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