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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 18.10.1901
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1901-10-18
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19011018025
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1901101802
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1901101802
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1901
- Monat1901-10
- Tag1901-10-18
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Abend-Ausgabe. So» Druck und Verlag von S. Pol» «Letp»^ Jahrgang Freitag den 18. October 1901 .62,40 chen in Friedhöfe der- I Weise erläurerle der Antragsteller seinen Antrag, indem er I a g d be u t e " nach I betonte, daß bei dieser Angelegenheit nicht nur der RechtS- mation zeigt, daß die z standpunct, sondern auch das Verhältniß der Stadt Berlin zur 88.10 S7,SO -r sw. und hatte Alice im Verdacht, ihre Romanmotide den Colleginnen zu verrathen. Zu dem „Falle Spahn" hat, wie bereits in einem Theile unserer heutigen Morgenausgabe berichtet worden ist, auch der Kaiser das Wort genommen. Er hat an den Statt» Halter von Elsaß-Lothringen, Fürsten zu Hohenlohe- Langenburg, folgendes Telegramm gerichtet: Neuer Palais. Patent für Professor Spahn von Wir heute vollzogen. Er wird gewiß eine vortreff liche Lehrkraft für die Universität werden. Freue Mich, die lange gehegten Wünsche Meiner Elsaß-Loth ringer haben erfüllen zu können und ihnen sowohl, als Meinen katholischen Unterthanen überhaupt bewiesen zu haben, daß aner kannte wissenschaftliche Tüchtigkeit auf der Basis der Vaterlands liebe und Treue zum Reich immer zu Nutz und Frommen des Vaterlandes von Mir verwendet wird. Wilhelm. I. R. Zufällig ist nun fast zur selben Stunde, in der dieses Telegramm in Straßburg eintraf, von dort eine Depesche folgenden Inhalts an die „Frankfurter Zeitung" abgesendet worden: Zum Falle Spahn veröffentlicht der klerikale „Elsässer" eine Aussehen erregende Zuschrift, welche ihm ouS Berlin zuging. Die Zuschrift gipfelt in der Behauptung, daß der aus einer echten katholischen Familie hervorgegangene vr. Spahn ein Opfer seines Berliner Milieus gen^rdeu sei. In sehr jugendlichem Alter habe Spahn die Redaction der wissenschaftlichen Beilage der Berliner „Germania" erhalten, sei jedoch wegen mancher seiner Aeußerungen mit vielen katho lischen Lesern in Conflict gekommen und habe nach kurzer Zeit die Leitung der Beilage der „Germania" niederlegen i weil er darin die Ausführungen des Würzburger Professors Schell, I formrock mit der Gefängnißkleidung vertauschen muhten, wie Politische Tagesschau. * Leipzig, 18. October. Die Märchenbruuncn - Angelegenheit hat gestern die Berliner Stadtverordneten - Versammlung aber mals beschäftigt und ist, wie bereits in einem Theile unseres heutigen MorgenblatteS mitgethcilt worden, einer friedlichen Lösung entgegengefübrt worden. Die Grundlage der Debatte bildete ein Antrag Preuß, der eine königliche Genehmigung der Anlage rechtlich für nicht erforderlich, nur eine baupolizeiliche für nöthig erklärt und im Falle der Versagung der letzteren daS Verwaltungsstreitverfahren zu betreiben vorschlägt. Als erster Redner trat Herr Singer auf. Unter vielfachen Ausfällen gegen die Krone verlangte der socialdemokratische Redner den Kampf gegen die vom Kaiser geäußerten Wünsche in Bezug auf die Märchenbrunnenanlage. Nachdem Herr vr. Preuß seinen Antrag begründet hatte, stellte Stadtverordneter Kämpf einen VermittelungSantrag, der den Rechtsstandpunct der Commune zu wahren sucht, aber auch die Möglich keit gewährt, ohne Processe durch Verhandlungen eine Ver ständigung herbeizufübren. In sehr ruhiger und geschickter Ver Krieg in Südafrika. Ter Alba Südafrikas. (Eine geschichtliche Parallele.) Seitdem die Zeit abgelaufen ist, die Lord Kitchener in seiner denkwürdigen Proclamation vom 6- August den im Felde stehen den Boerenführern gestellt hat, seitdem ferner alle Gerüchte von Zwistigkeiten zwischen Kitchener und der Londoner Regierung de- mentirt wurden — und der britische Oberbefehlshaber in Süd afrika im Amte geblieben ist, hat mit überraschender Wendung die Berichterstattung über die dortigen Vorgänge einen seltsam blutigen Charakter angenommen. Im occupirten, wie im eigenen Lande besteht das Kriegsrecht, an Stelle der Feldschlacht tritt die Inquisition, anstatt der Strategie der Strang, statt der Paci- fication die Schreckensherrschaft. Folgendes wurde in der kurzen Zeit der letzten drei Wochen gemeldet: Am 25. September in Pretoria 10 Boerensührer für immer aus Südafrika verbannt; am 30. September in Johannesburg Broeksma, der ehemalige Ankläger Jameson's, erschossen; am 7. October Roux, ein Boeren-Jllngling, in Graaf-Reinet erschossen; am 9. October Belagerungszustand über die Capstadt und die wichtigen Theile des Caplandes verhängt; am 9. October 53 Mann von Lotter's Kommando zu lebenslänglichem Zuchthause begnadigt; am 11. October in Middelburg Commandant Lotter hingerichtet; am 12. October in Barkley - West 2 Farmer gehängt, 1 Farmer zu lebenslänglicher, 2 zu mehrjähriger Zwangsarbeit, 1 zur Depor tation verurtheilt; am 12. October über weitere 18 Boerenführer lebenslängliche Verbannung ausgesprochen, am gleichen Tage eine Anzahl Capholländer wegen Hochverrates verurtheilt; am 14. Oc tober Commandant Schoemann von Lotter's Commando er schaffen; noch 10 Mann von diesem zu lebenslänglichem Zucht hause begnadigt; zwei Jünglinge zu Gefängniß und zu 20 Stock schlägen verurtheilt; am 14. October das Todesurtheil gegen Commandant Woolfaardt von Botha's Truppe bestätigt; am 15. October Woolfaardt erschossen; am 16. October Leutnant Brida zum Tode durch den Strang verurtheilt. Alle diese Vemrtheilten büßen in gleich furchtbarer Weise ihre Begeisterung für die Sache des holländischen Stammes; wir lassen es dahingestellt, bei wie vielen oder wenigen von ihnen auch nur juristisch das Verbrechen des Hochverrates vor gelegen haben mag, wir lassen es noch mehr dahingestellt, bei wie vielen das summarische kriegsrechtliche Verfahren sich eine geordnete Beweisaufnahme, eine regelrechte Verteidigung mag haben angelegen sein lassen. Kein Mensch außerhalb Englands glaubt ja daran, daß hier ein Werk der Gerechtigkeit gethan wird. Aber staunend fragt sich Europa: Wozu diese Politik der Un erbittlichkeit, der Grausamkeit und des Schreckens? Kann der Galgen triumphiren, wo das Heer einer Weltmacht versagte? Kann die mangelnde Kriegsvorbereitung, die Un tüchtigkeit der Generale, die schlechte Aus bildung der Truppen, kann der ganze furcht bare Rechenfehler, den dieser frivol begon nene Krieg für Englands Ansehen und Welt stellung bedeutet, nun im dritten Jahre wett gemacht werden durch die Henkersnatur eines Generals, dem der Name des „Schlächters von Omdurman" an ha stet, der die Farmen niederbrennt, Weiber und Kinder zu Tausenden in Concentrationslagern zu sammenpfercht, die durch Hunger und Seuchen in Friedhöfe ver wandelt werden, — der seine tägliche „ I London telegraphirt, der in seiner Proclamation zeigt, daß die I standpunct, sondern auch daS Verhältniß der Stadt Berlin zur »,80 «,S0 >7,SO »2,20 s».d0 VH0 11,40 ri.so in .so. S7.5O SSO 58,— SS 28 16,78 os,so Anzeiger. Amtsblatt -es Königlichen Land- und Amtsgerichtes Leipzig, -es Rathes im- Nolizei-Ämtes -er Lta-t Leipzig. 51.78 14,— 105,90 135,— SV,78 55.50 62 — 117.78 94,— 188.78 121.— 201.28 171.78 127,7V 148,— ISS,so 126,— 2S3,— 55.78 142,— ISS,so 11675 79.50 155.40 188,— 147,— 30.78 SS,1b 218.40 213,35 21b,78 8S,2S 216,70 SMl. 88,20 1SS.7S SS,78 179,— 158,50 154.25 ISS SO 145.25 107,— I0S,— I — rillte» io n Lier Ll» »'s voräs » «las Ls- vss Os- )St-Ll»«L- Grtra-Beilagen (gefalzt), uur mit de« Morgen.Ausgabe, ohne Postbesördrruug SO.—, mit Postbeförderung 70.—. Das Bild gelang. — Wie bald tilgt hoffnungsstrahlende Freude die Spuren überstandenen Wehs auS einem jungen Ge sicht und Herzen. Noch bevor es in Olof's Händen sein konnte, traf ein neuer Brief von ihm ein. Ein fieberhaftes Mittheilungsbedürfniß war über ihn ge kommen. Er schilderte die schöne Stadt, die Männer, mit denen er sich verbündet, die Lebensweise, die, ebenso maßlos im Ge nuß wie in Arbeit, aufreibend und ohne Behagen war, den raschen Aufschwung, dessen seine Unternehmungen, kaum ins Werk gesetzt, sich erfreuten. „Ja, Lisfi, das Glück bleibt mir treu, die Erfolg: sind be deutend, selbst in diesem Lande der raschen Erfolge. Ich baue an unserer Zukunft, Lissi, das erhält mich frisch und bei Kräften. Jetzt bin ich fast über den Berg. Jetzt noch ein paar Jahre a l-slpUir, aevio, »- vov «SV »II,' vom 1« Srsw«, voo io» VUt>«Im' l»7N 1» kl»t»> cUE,8tott- »or» Beraubung, Vertreibung und Austilgung der von ihm bekämpf-1 Krone berücksichtigt werden müsse. Der Presse und jedem Bürger ten Rasse sein letztes Ziel ist? Die Geschichte lehrt es anders. Der Blutrath von Graaf- Reinet thut seine Schuldigkeit, wie der vvm Herzog von Alba im Jahre 1567 eingesetzte Blutrath in Brüssel einst die seine that. Mit harter Faust sollten auch damals freiheitsliebende Holländer bezwungen werden. „Von einer solchen Umkehrung der Gesetze", sagt Schiller, „solchen Gewaltthätigkeiten gegen das Eigenthum, einer solchen Verschleuderung des Menschenlebens kann die Ge schichte gebildeter Staaten schwerlich mehr als noch ein einziges Beispiel aufweisen." Auf der fünfeckigen Citadelle in Antwerpen ließ Alba sich ein Standbild errichten mit der Inschrift: „Dem Vernichter und Züchtiger der Rebellion, dem Hüter des Rechts, dem Friedebringer, dem treuesten Diener seines Königs". Aber König Philipp selbst ließ nach wenig Jahren dies Denkmal nieder reißen: der milde Rcquesens löste Alba ab. Dieser mußte rühm los zur Heimath ziehen und mit Flüchen beladen das Land ver lassen, das er nicht zu bezwingen vermochte, obgleich seine Krieger in vielen Feldzügen erprobt und abgehärtet, seine Officiere und Generale die tüchtigsten von Europa waren, obgleich der Fana tismus des Glaubens, der ihn leitete, ein edlerer war, als der Fanatismus der Goldgier und des Landerwerbs. Kein Segen sproßte aus jener blutigen Saat; die Niederlande wurden frei und Spaniens Macht verfiel; Egmont und Hoorn werden heute als Helden gefeiert, wie einst vielleicht Broeksma, Lotter und die Uebrigen. Die historische Parallele drängt sich zu einem Zeitpunct auf, der, wie Eingangs erwähnt, sich als ein Wendepunct in der Ent wickelung der südafrikanischen Ereignisse darstellt, in einem Augenblicke, in dem selbst frühere Bewunderer Englands an dessen Niedergang zu glauben anfangen. Möge England sehen, wie es aus dem Wirrsal dort unten, in das Unkenntniß, Ge wissenlosigkeit und Dünkel es verstrickt haben, sich wieder frei macht. Eine der Vorbedingungen dazu und der sicherste Weg, die noch nicht völlig gleichgiltigen Sympathien der ganzen Welt auf seine Seite zu bringen, wäre die Abberufung des — Alba von Südafrika. S»»durr- -a NItlsdll its wer sw- U»»Il»' 08/10) .^orksdlr»' 0) io ijosso»- r „LertdnUo* >ioi»' <17/1(y,; Ib/IG 1>I»»rä machen, Alles auf einmal — aber Feder und Papier sind stumpfe Werkzeuge — ein ganz unsinniges Verlangen folterte mich, Dich selber zu sehen, Dich im Arm zu haben — ich war auf dem Sprunge, hier Hals über Kopf Alles abzubrechen, um hinüber zukommen — aber was hätte es genützt — dann hätte der Tanz dort von Neuem begonnen. Gerade damals brach eine Sturmfluth von Arbeit über mich herein, so daß ich meiner selbst, meiner Sinne und Gedanken kaum noch Herr war. Neue bedeutende Unternehmungen hier — dort, in St. Louis alte Verpflichtungen, zunächst fortbestehend, all mählich und vorsichtig abzuwickeln, dafür andere Vortheilhafte Verbindungen anzuknüpfen — eine Handvgll geschäftlicher Fäden, die sich um keinen Preis verwirren dürfen. Es gilt Ausnutzung meiner Erfindungen im großen Stil bis in den Schlaf verfolgen mich Gespenster geschäftlicher Combinationen, von Bauplänen und Neuanlagen, von Verhandlungen, Ueberlistungen, Ueberredungen, Kämpfen auf Tod und Leben, mit Freund uno Feind. — Jeder Tag bringt Entscheidungen über Sem und Nichtsein. Ich lebe, als hätte ich nur noch ein Jahr vor mir und für ein Jahrhundert Arbeit zu erledigen." Zum Schluffe bat Olof Alice um ihr Bild. „Das kleine, das Du mir gabst, hat mich von Anfang an ge ärgert. Es sieht geleckt aus, wie ein Wachskopf im Frisirlasen und hat einen gezierten Zug, den der Esel von Photograph hincin- retouchirt hat. Es verfälscht mir Dein liebes Erinnerungsbild und auch dieses fängt an zu verblassen. Schicke mir Dein Bild, so wie Du jetzt bist, aber ein echtes, nur von der Sonne gemalt, vnverhunzt durch plumpe Retouchc. Ich will Dich immer bei mir haben, Lissi." stehe daS Recht der freien Meinungsäußerung und der Kritik an communalen Einrichtungen zu, warum solle nicht auch der Träger der Krone ein gleiches Recht haben. Die Stadt vergebe sich nichts, wenn sie die Anregungen des Kaisers prüfe und, falls sie ihnen zustimmen könne, Folge leiste. Ober bürgermeister Kirschner führte in längerer Rede diesen Gedanken weiter aus. Mit besonderer Schärfe betonte er, daß die Hauptstadt des deutschen Reiches Pflichten der Rücksichtnahme gegen den Monarchen habe, der sein lebhaftes Interesse an der Entwickelung der Stadt auch in künst lerischer Beziehung durch größere Aufwendungen aus privaten Mitteln bewiesen habe. Der Cbef der Communalverwaltung erklärte ferner, daß der Kaiser ihm bei der Audienz gestattet habe, die rechtlichen Bedenken der städtischen Behörden in dieser Frage vorzutragen, während der Monarch selbst die Rechtsfrage nickt betonte, sondern lediglich die Rücksichtnahme auf seine Wünsche in Bezug auf die künstlerische Ausschmückung der Residenrstabt hervorhob. Oberbürgermeister Kirschner empfahl die Annahme des Antrags des StadtverordnetenKämpf. Die Versammlung entschied sich nach weiterer Debatte in gleichem Sinne. Von Interesse waren noch die Ausfüh rungen des Stadtbauraths Hoffmann, der ganz im Sinne des Kaisers seine Modelle als für den geplanten Zweck „zu festlich, zu pompös" bezeichnete. Es wird nun voraussichtlich zu einer Verständigung über die Form der Brunnen kommen. Die Rechtsfrage bleibt freilich vor der Hand noch ungelöst, aber da sie doch einmal gelöst werden muß, so ist eS er wünschter, wenn die Lösung in einer weniger gespannten Zeit erfolgt, als wenn sie jetzt herbeigezwungen worden wäre. Ird»all nnä ärtesr a. L. i Vililder» ck 8«rltn.) ^oilvle 8900, —t» UR 8 S«ro»I«, li»0 L»IIv«rUl« iniu »SR S « L, b« » der KatholiciSmus als Princip deS Fortschritts, veröffentlichen wollen und darau- eine CabinetSfrage gemacht habe. Auch die im Jahre 1896 erschienene Doctordtssertation Spahn's „BersassungS- und WirthschaftSgeschichte Pommerns von 1478 bis 1625" zeichne sich durch Concessionen an die protestantische Auffassung auS. In dem 1898 erschienenen Hauptwerke Spahn's, dem Lebensbilde des Johannes EochläuS, werde dieser Haupt» Vorkämpfer der katholischen Kirche im 16. Jahrhundert als Lands knecht der Theologie, als niederer Geist, dessen meiste Schriften völlig werthlos seien, verurtheilt, während Luther als der größte Deutsche seiner Zeit gepriesen werde. Bald nach der Herausgabe des EochläuS habe sich vr. Spahn dem Exjesuiten Grafen HoeuSbroech genähert. Am 6. und 7. Sep tember 1899 habe er ein „schmachvolles" Feuilleton in der „Frank furter Zeitung" veröffentlicht, in welchem ein« Lanze für dir katholisch - liberalen Geschichtsprofessoren gebrochen wurde. Auch mit dem Blatte des evangelischen Bundes sei Spahn in Verbindung gestanden. Im Anfang deS Jahres 1899 sei er zu Rom in engster Verbindung mit dem Exdominikauer Alphons Müller erschienen. Am Schluss« deS Artikels wird be- merkt, wenn die „Germania" fest überzeugt sei, daß Herr Spahn über die Methode, Mangelhaftes in der Kirche zu bessern, jetzt ganz anders denke als vor drei Jahren, so müsse darauf erwidert werden, man wisse daS nicht, sondern wolle «S hoffe«. Die „Franks. Ztg." hat dieses Telegramm abaedruckt, ohne hinzuzufügen, welches Bewenden rS mit dem „schmach vollen" Feuilleton vom 6. und 7. September 1899 hat. Der klerikale „Elsässer", der ohnehin nicht gut auf Prof. Spahn zu sprechen ist, wird aber sicherlich dieses Feuilleton auSaraben und gerade auS dem Schweigen der „Franks. Ztg." auf Spahn als den Verfasser schließen. Auch die wissenschaftliche Beilage der „Germania" während ihrer Leitung durch Spahn, seine Doctordissertation und sein Lebensbild deS EochläuS wird man sorgfältig nachprüfen, um zu sehen, wie eS mit der Er füllung der „lange gehegten Wünsche" der klerikale« Elsaß- Lothringer steht. Und bei dieser Prüfung wird eS Herrn Prof. Spahn in den Auge« seiner ultramontanen Richter nicht zum Vortbeile gereichen, daß ihm der Kaiser „Baier- landsliebe und Treue zum Reiche" nachrühmt. So sehr also auch der neue Straßburger Professor erfreut sein mag von dem ihm ausgestellten öffentlichen Zeugnisse deS ReichS- oberhaupteS, so wenig wird er sich doch im Stillen ver hehlen, daß ihm jetzt, wo man von ultramontaner Seite eifrig den Spuren seiner früheren literarischen Thätigkeit nachgeht, dieses Zeugniß gerade in den Kreisen Schwierigkeiten bereitet, auf die er wirken soll. Auch anderwärts wird mau der Ansicht sein, daß der Monarch daS mitgetheilte Telegramm schwerlich abgesendet haben würde, wenn er von seinen Be- rathern von Allem in Kenntniß gesetzt worden wäre, wa« seit der ersten Nachricht von der Ernennung Spahn's über dessen frühere Thätigkeit an die Oeffentlichkeit gedrungen ist. Anzeige«.Pret- die S gespaltene Petüzeile LS Reklame» unter dem RedacttonZstrich (4 gespalten) 75 vor den Familteunach» richten («gespalten) SO H. Tabellarischer mrd Ztffernsatz entsprechend höher. — Gebühren fttr Nachweisungen und Offerteuanuahme L5 H (excl. Porto). * * Den Winter hindurch ging der Briefwechsel zwischen den beiden Verlobten im lebhaftesten Tempo fort. Wenn man eS Briefwechsel nennen konnte. Di« Antwort auf da- zuletzt er halten« Schreiben überholte zwei — drei neue Briefe. Diejenigen Olof's nahmen selten Bezug auf die Mittheilungen seiner Braut, er schrieb sich vom Herzen, was ihn soeben bewegte, hastig, ab gerissen, unklar zuweilen, in einem seltsamen, leidenschaftlichen Tone, der Alice befremdete und beunruhigte. Einige seiner Briefe waren so kurz, daß es Lissi Thränen kostete. Verlohnte es doch kaum, das theun Porto an ein paar inhaltleere Zeilen zu wenden. Immer wieder erklang das schmerzliche: „Ach, warum bist Du nicht bei mir, Lissi! Du fehlst mir, fehlst mir unbeschreiblich, fehlst mir überall und immer!" Dann in einem anderen Briefe: „Ich bin erschöpft, Lissi. Ich haste mein Tagewerk ab, es graut mir davor. Die wilde Mgd habe ich satt, ich brauch« Ausruhen, brauche Liebe, Stille — Frieden. Ich komme von der Kette nicht loS, kann Dich nicht holen, jetzt noch nicht, bei Gefahr, alles Gewonnene zu verlieren. Nur einmal wieder allein sein mit meinen Gedanken! — Nachts tauchen Ideen auf, wachsen riesengroß, abenteuerlich. Ich werde ihrer nicht Herr, bis ich sie an der Kehle packen und zwingen kann, Gestalt anzunehmen. Schreibe mir, Lissi — schreibe mir oft, warte nicht auf Antwort. Laß mich nicht los, damit ich nicht Dir und mir ver loren gehe!" Tief erschreckt von diesen Zeilen, warf Lisfi «in paar Worte auf ein Blatt und eilte damit zur Post. „Ein Telegramm — Vereinigte Staaten — Cincinnati —?" Der Beamte am Schalter zählte die Worte und schlug in seinen Tabellen nach. Alice gerieth in Verlegenheit, als er die Gebühr nannte. Es fehlten ihr «in paar Mark an der nicht unbeträchtlichen Summe. Aber wieder nach Haus« gehen —? „Ist ja auch sehr lang. Ein paar Wörter streichen —* rtrth der Beamte. Rasch zog Alice den Zettel zurück. Abscheulich — einen fremden Menschen zum Vertrauten zu machen — in dieser An gelegenheit. Aber — wurde Ernst daraus, dann würde sie mehr zu überwinden haben. Und gleich beim ersten Schritt zimpern und zagen? Sie trat an ein Pult und änderte die Fassung ihres Tele- Stand halten im richtigen Gleise, — und die Geldfrage wird in unserem ganzen Leben keine Rolle mehr spielen. Dahin will ich, dafür arbeite ich — dafür — und für meine Freiheit. Ich will nicht Sklave des Geldes werden. Ist es er rungen, so mag es weiter arbeiten. Ick habe Anderes — Besseres zu tbun. O, wäre ich erst ein freier Mann!" * * * Noch ein paar Jahre Stand halten! Ein eisiger Schauer kroch über Lissi's Rücken. Ein paar Jahre noch! Ach, wie unendlich jeder Tag, jede Stunde fern von ihm! — Und auf Jahre noch schiebt er das Wiedersehen hinaus! Was kann nicht Alles Vorfällen im Laufe eines Jahres! Was sich verändern! Ein ganzes Leben schließt cs ein. Freilich, hatte sie ihm nicht einst selber gesagt: «in paar Jahre verfließen schnell. — Thorheit! Lüge! Kindischer Selbstbetrug! — Im Rückblick, vom sicheren Port mögen sie kurz erscheinen. Liegen sie vor einem, mit aller Qual des Wartens, Sehnens, Zweifelns, so dehnen sie sich zu Ewigkeiten. Eines Nachts träumte Alice, sie wäre bei dem Geliebten. Ueber der heiß ihr Herz überfluthenden Glückseligkeit erwachte sie und konnte nicht wieder einschlafen. Phantasiebilder tauchten auf von einer Reise» über den Ocean, Ankunft in einer schönen Stadt, heimlichem Eintreten in sein Zimmer. Hinter ihm stand sie, hielt ihm die Augen zu. Fiebernd vor Lust und Leid weinte Alice sich wieder in Schlaf. Aber der Traum mit seiner wachen Fortsetzung kam wieder, verließ sie nicht mehr bei Tag und Nacht, nahm bestimmtere Farben, festere Umrisse an. Zum Glück fehlte es Alicen nicht an Beschäftigung. Ein paar Nachmittagsstunden täglich arbeitete sie an der Schreib maschine auf dem Bureau eines Rechtsanwalts. Ihre Vormittage gehörten einer Schriftstellerin, nach deren Diktat sie steno- graphirte, Verse und Prosa, Feuilletonartikel, dramatische Ent würfe und Romancapitel. Auch die Reinschrift des Vollendeten fiel ihr zu und ein Antheil an der umfangreichen Correspondrnz der Frau v. Rost-Diepenbrook. Diese war eine geistvolle, aber launische und nicht selten rücksichtslose Dame. Es kam vor, daß Alic« den Weg zu ihr umsonst machte. Zuweilen überhäufte sie ihre junge Gehilfin mit Zärtlichkeiten, nöthigte ihr Näschereien auf, plauderte mit verblüffender Offenheit über ihre etwas aben teuerliche Vergangenheit, über Triumphe und Mißerfolge, poe tische Entwürfe und HerzenSbeziehungen. Sie nahm es nicht übel, wenn Alice ihr halbe und kraus verworrene Sähe ver besserte und zog sie in Stilfragen zu Rathe. Ein ander Mal verschloß sie mißtrauisch jeden Brief und jeden Fetzen Manuscripi Bezugs »Preis ä» der Hauptexpedttüm oder de» I» Swd» Bezirk «d de» Vororten errichtete» LuS- «abestelleu «bgeholt: vierteljährlich 4 50, vei tger täglicher Zustellung tnS Durch die Post bezogen für ifterreich: vierteljährl. S. Man abouuirt ferner mit entsprechendem Postauffchlag bei den Postanstaltra in der Schweiz, Italien, Belgien, Holland, Luxem burg, Dänemark, Schweden und Norwegen, Rußland, den Douanstaaten, der Europäische» Türkei, Egypte». Für alle übrigen Staaten ist der Bezug nur uutrr Kreuzband durch di« Expedition dieses Blattes möglich. Die die It um '/,7 Ubr, P« mn 5 llgr. Lrdartion «ud LrrMtton: IohamtiSgaffe 8. Filiale«: Ufftrd Bah» vor«. O. Klemm'» Sortim. LuwerfitätSstraße S (Paultuum), Louis LLsche, Kutharbmit-r. Ich pari, «ed Köutgtplatz 7. Älmahmeschluß für Anzeigern Ubeud-LluSgab«: Vormittags 10 Uhr. Morgeu-LuSgabe: Nachmittags L Uhr. Bei den Filiale» mrd Annahmestellen je ein» halb« Stund, früher. Anzeigen find stet- LU die Expedition zu richten. Die Expedition ist Wochentag» nmmterbroch« geöffnet von früh 8 bi» Abends 7 Ubr. Angesichts der aus Mderfhoti gemeldeten Soldatrncrawalle ist der neueste dieser Tage von dem Generalinspector der briti schen Mtlitärgefängntffe veröffentlichte Bericht von Interesse. Danach wurden im Jahre 1900 im Ganzen 1901 Soldaten auf Grund „schlechter Führung" aus der Armee des Vereinigten Zen » Königreichs entfernt. Damit ist nur eine geringfügig« Besserung müssen, I gegen das Vorjahr erzielt worden, in dem 1956 Mann den Uni schell, I formrock mit der Gefängnißkleidung vertauschen mußten, wie iieo/Lndr vsrdormi.» 1ä! krlst Olof Thoroldsen. Roman von Anna Maul (M. Gerhardt). Nachdruck verbotrn. Früh am nächsten Morgen brachte der Postbote abermals ein Schreiben aus Cincinnati — diesmal für Alice. Sie flüchtete damit in ihr Zimmerchen und schloß sich ein. Auf einen Stuhl fiel sie und stützte den Kopf in beide Hände. Vor ihr auf dem Tische lag der verschlossen« Brief, groß, dick, mit seinen ausländischen Postzeichen. Der erste, der direct von ihm zu ihr gegangen. Was brachte er ihr! Das Herz klopfte ihr zum Zerspringen, vor ihren Augen lag ein Nebel. Seufzend richtete sie sich endlich auf, ergriff ein Messer und schnitt den Umschlag auf. Ganz kalt und ruhig, und auf Alles, auch daS Schlimmste, gefaßt. So meinte sie wenigstens. — Zwei — drei engbeschriebene Bogen — dazwischen etwas Hartes, daS hinausglitt und auf den Tisch fiel — ein Lichtbild. — Alice hob es auf und schlug das Seidenpapier zurück. Ein ichöner, ernster Männerkopf blickte ihr aus traurigen Augen entgegen. Ihr Antlitz glühte. War das Olof? — Wie hatten diese drei Jahre ihn gereift, seinen Ausdruck veredelt! — Ach, wenn er sie wiedersah, wie würde er sie finden? Wo waren die runden, rosigen Grübchenwangen hin, wo die lachenden, strahlenden Augen! — Das schmale, blaffe Gesicht mit dem herben Zug um die Lippen glich der Lissi, die er einst geliebt, nicht mehr. Leise hauchte sie einen Kuß auf das theure Bild. Dann griff sie nach den Blättern. Und jetzt war es doch, als müsse sie Alles auf einmal lesen — verschlingen — in fieberhafter Hast schlug sie die Blätter um — hier ein paar Zeilen — dort ein paar — — „Im Anfang — grollte ich Dir — konnte Dir nicht ver geben — mich nicht in mein Schicksal finden — Lange Zeit habe ich innerlich mit mir gehadert, Alles, was mir zuwiderlief, war Deine Schuld — loslösen wollte ich mich von Dir, entdeckt« aber, daß das eine Operation auf Tod und Leben fein würde, weil sich di« Wurzeln Deines Seins zu tief in mein Inneres verwachsen. Allmählich kam ich zur Ein ¬ sicht — soweit, daß ich Deine Handlungsweise verstehen, Dir Ge rechtigkeit widerfahren lassen konnte. Was ich an dem Ver storbenen gesündigt, möge gebüßt sein durch daS unfreiwillige Opfer, da» ich ihm gebracht, indem ich auf Dich verzichtete. Jetzt wollte ich Dir schreiben — Alles erklären. Alles gut 25 — 3250 >oo 3550 — 13500 ;oo 4900 125 3400 — 5 760 9878 SOO 12700 soo 350 9500 — >- soo 10780 825 2900 17b 2250 750 3900 410 450 200 1278 225 2300 90 120 200 1250 825 1875 475 1525 !400 1S600 900 1000 2S0 280 !200 —— 1100 1325 1425 1950 1700 — E 10 - 18600 835 2425 — SIO — 9880 — 100 500 580 1025 1400 1450 725 778 -6. SOL.
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