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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 27.10.1901
- Erscheinungsdatum
- 1901-10-27
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-190110270
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-19011027
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-19011027
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1901
- Monat1901-10
- Tag1901-10-27
- Monat1901-10
- Jahr1901
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 27.10.1901
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Bezug-»Preis tn der Hauptexpedition oder den im Stadt bezirk und den Bororten errichteten AuS- gabestrlle» abgeholt: vierteljährlich 4 50, bei zweimaliger täglicher Zustellung in» Haus ^il K.SO. Durch die Post bezogen sitr Deutschland u. t^rfterretch: vterteljährl. 6. Man abonntrt ferner mit entsprechendem Postaufschlag bei de» Postanstalten in der Schweiz, Italien, Belgien, Holland, Luxem burg Dänemark, Schweden und Norwegen, Rußland, den Donaustaaten, der Europäischen Türket, Egypten. Für alle übrigen Staaten ist der Bezug nur unter Kreuzband durch die Expedition diese» Blatte» möglich. Die Morgen-AuSoabe erscheint um '/,? Uhr, die Abend-AuSgabe Wochentag» um 5 Uhr. NeLaclion und Lrpedition: Iohanni-gasse 8. Filialen: Alfred Bahn vorm. O. Klemm'- Sortim. Unwersitätsstraße 8 (Paulinum), Louis Lösche, Katharinenstr. 14, Part, und Kü»tL»platz 7. MpMer TaMalt Anzeiger. Ämtsvlatt -es königlichen Land- und Amtsgerichtes Leipzig, -es Rathes un- Nolizei-Ämtes -er Lta-L Leipzig. Anzeigen.Preis die 6 gespaltene Petitzeile 2S Reklamen unter dem Redaction»strich (4 gespalten) 75 H, vor den Familiennach- richten (8 gespalten) 50 Tabellarischer und Ziffernsatz entsprechenv höher. — Gebühren sür Nachweisungen und Offertenannahme 25 H (excl. Porto). Grtra Beilagen (gefalzt), nur mit bei Morgeu-AuSgab«, ohne Postbesörderung 60.—, mit Postbesörderung ^ll «0.—. Änuahmeschluß für Anzeigen: Ab end-Au»gabe: Bormittag» 10 Uhr. Morgen-Au-gabe: Nachmittag- 4 Uhr. Bei den Filialen und Annahmestellen je ein» halbe Stunde früher. Anzeigen sind stet» an die Expedition zu richten. Die Expedition ist Wochentag» ununterbrochen geöffnet von früh 8 bi» Abends 7 Uhr. Druck und Verlag von E. Polz in Leipzig 95. Jahrgang. Nr. 5O. Tonntag den 27. October 1901. Aus der Woche. Schon öfter baden die Führer de» Bundes der Landwirtbe und die in ihnen in Treue folgenden preußischen Konservativen mit der Aushiffung der Freibandclsslagge für den Fall ge- droht, daß ihnen nicht alle Wünsche in Bezug auf die Ge treidezölle erfüllt werken sollten. Bisher ist es bei der Drohung geblieben; diesmal aber scheint eS den Herren ernü zu sein mit der Verwnktichung ihre» Freihandelsideales. Selbst Gras Mirbach ficht schon dafür in einer Betrachtung über die Zollpolitik: „Im vollständigen Frribandel", so schreibt er, „liegt für die Landwirlbschaft die einzige Rettung". Der Frribandel drückt die Industrie nieder und dann giebt eS „auf dem Lande wieder Arbeiter zu angemessenen Löhnen", die Industrie wird sie nicht mebr fortlocken können und „darin liegt jetzt der ganze Schweipunct". Vielleicht doch nicht der ganze. Falls die Industrie, die, beiläufig bemerkt, wenn die Rücksicht auf die Landwirlbschaft nicht wäre, im Großen und Ganzen gegen die Fortdauer der jetzt bestehenden Handelsverträge nichts einzuwenden Kälte, untergeht, wer kaust der Landwirlbschaft ihre Erzeugnisse ab? Mit Rußland, Amerika, Argentinien u. s. w werden sie bei den billigsten Arbeitslöhnen nicht auf dem Weltmärkte concurriren können, die veulschen Industriearbeiler wandern aus und wir fürchten, dann werden mangels Baargclde» die Landarbeiter so ausschließlich mit Naturalien entlohnt werden müssen, daß sie auch auSwandern. Vielleicht überlegen sich vie Herren die Sache noch einmal, Zeit ist dazu genug, und sie haben sich auch ,n Sachen des Planes, die Industrie, weil sie nicht überall für den Doppeltarif für Getreide ist, mit einer Forcirung der Socialpvlitik zu „be strafen", rechtzeitig eines Besseren besonnen. Freilich nur, weil sie die Revanche fürchteten. Die Landwirlhsckaft ist von der Arbeiterschutzgesetzgebung ausgenommen, aber das ist kein Zustand, der erdalten bleiben muß, am allerwenigsten bot die Lage der ländlichen Arbeiter, ins besondere keS Ostens, zwingenden Grund, eS bei der Aus nahmestellung bewenden zu lassen. Dock diese Richtung war es nickt, in der die näcktten Befüichtungen sich be wegten. Die betrafen die Gesindeorvnuug, eine Ein richtung, die in manchen deutschen Gebieten das Gegenlheil von zeitgemäß ist. Die sah man vor Allem bedroht und Telegramme, die alsbald, nachdem die Acußerung der Absicht, die Gewerbeordnung der Industrie zur Hölle zu machen, auf den Güiern bekannt geworden war, in Berlin eintrafen, machten auf dieses Repressivmittel in mehr klarer als höflicher Sprache aufmerkiam. Man braucht also den agrarischen Freihandel noch nicht sehr zu fürchten und die freibändle r ischenFreibandelS- bäume werden auch nicht in den Himmel wachsen. Herr Luzzatti bedräut zwar das deuische Reich fürchterlich. Die „Neue Freie Presse" ist als Gegnerin ebenfalls niwt zu unterschätzen, auch der Deutsche Flottenverein, der indirekt ein wenig gegen Lebensmilteizölle agitirt, hat sich, wenigstens den Floltenfreunden, furchtbar zu macken gewußt und Herr Staatssekretär v. Tirpitz ist als wohlmeinender Beratber der Freihändler bekannt geworden. Aber allen diesen Widersachern werben die Anhänger einer verständigen Schutzzollpolitik ob siegen können und ein Zolltarifgesctz wird im Reichs'age zu Stande kommen. Was aber am letzten Ende geschieht, wenn es sich um das Kündigen der bestehenden Handelsverträge und des Abschlusses g ü nsl ige r neuer Abkommen bandeln wird, das vermag Niemand vorauSzusehen. Die „Nordd. Allgem. Zeitung" bat sich über die Kündigung nicht klar ausge sprochen. Hätte sie es gethan, so würde das freilich auch nichts zu bedeuten haben, denn die Auftraggeber deS Blattes können beute nicht wissen, was sie moigen wollen dürfen. Im Reichstag aber, diese Hoffnung darf festgebalten werden, wird sich eine Einigung erzielen lasten. Die Obstruktion haben wir nie ernstlich gefürchtet, und was sich im österreichischen Abgeordnetenhaus« wieder abzuspielen begonnen hat, verstärkt die Beruhigung. Von der Ausnutzung aller Mittel der Geschäftsordnung bis zum Radau ist, wenn man ein Zoll gesetz von beinahe tausend Positionen zu deraihen hat, nur ein Schritt und Auftritte, wie sie soeben wieder in Wien gesehen wurden, wollen die deutschen Wähler in ihrem Parla mente nicht erleben, auch nicht in einer durch daS fast ausschließlich herrschende deutsche Element etwa- gemilderten Form. Ein Reichstag, der durch Obstruclion zu einem vollen FiaSco in der Zollpolitik getrieben würde, würde bald einem sehr ruhigen Hause Platz machen, allerdings wahrschein lich auch einem sehr reactionären. DaS Räthsel, das der „Fall Spahn" aufgegebeu bat, kann nur der junge Gelehrte selbst lösen und wahrscheinlich wird er mit der Lösung lange zögern, um sich weder des ihm in so außergewöhnlicher Weise bekundeten kaiserlichen Vertrauens unwürdig zu zeigen, noch der ihm bereits von Rom auS in Aussicht gestellten akademischen Excommunication auSzusetzen. Diese Verzögerung hat viel leicht da- Gute, diejenigen im Lande, die bisher auf da» Zustandekommen einer theologisch-katholischen Facultät in Straß burg viel Gewicht legten, mit einiger Gleichgiltigkeit gegenüber dieser Frage zu erfüllen. Sie ist in den Kreisen der Universitäts lehrer und UniversitätSkenner immer eine umstrittene gewesen. Ob jetzt auch noch die „katbolische" Philosopben-Profeffur creirt wird, bleibt abzuwarten. Wenn ja, so verfällt man hoffent lich nicht wieder auf einen ehemaligen Correspondenten de» Grafen Horv-broech. Im Falle Spabn hat dieser Herr nur den Römischen Dienste geleistet. Natürlich wider Willen. Die mit viele» Verbindungen gesegneten „Bert. Pol. Nachr." erachten de» Augenblick für geeignet, Hymne» au die Börse anzustimmen. Wahrscheinlich, weil zur Hinnahme radicaler Anträge auf Aenderungen ve» Börsengesetze» die Ge- müther erweicht werden sollen. Ist dies der Beweggrund, so wird die Mühe sich al- vergeblich erweisen. E» kommt zu einer Reform; sie bewegt sich aber in dem von ua- wiederholt skizzirtrn und gebilligte» enge» Rahmen. Der eigentlichen Geschäftswelt wird die Erhebung de» Termin» einwande» erschwer», im Allgemeinen wird die sonderdare Nichtverjährung de- Recht» zur Borbringung dieser Einrede abgeschafft. Tie Zurückbehaltung von Depot» zur Deckung von Speculation-schulvea der Einwand--Gentlemrn wird zngelaffen und der Bankier von dem Zwang befreit werden, Leuten, die durch ein Spiel entstandene Verluste nicht decken, Gewinne auszu- olgen, die bei einem andern Spiele gemacht worden sind. Darüber hinaus wird nicht gegangen. Insbesondere bleibt daS Börsen register mit seinen Wirkungen bestellen, und zwar voraus- ichtlick auch für die Angehörigen gewisser ErwcrdSkreise, die war im Handelsregister eingetragen, deshalb aber doch nicht als Kaufleute anzusrden sind. Die Regierung, daS steht be reits fest, wird, wenn sie nicht weiter geht, aber auck nur, wenn sie nickt weiter geht, im Reichstag eine starke Mehr heit zur Seite haben. Der loyalisirte „Egmont", der über die Bretter gebt, die für Berliner Hofkreise die Welt bedeuten, erregt böchliche Verwunderung. Selbst die reaktionäre „Deutsche Tages- ieitung" hätte so etwas nicht sür möglich gehalten und wird beinahe grob. Im Zusammenhang erscheint daS Gestrichene geradezu wie em Hymnus auf das deutsche Webrsystem, daS eine preußische Erfindung und eine der größten Errungenschaften der letzten hundert Jahre ist. Empfindlich könnte Goetbe'S Ausspruch !)eute nur noch für da» Söldner „treibende" Großbritannien werden. Und hier ist vielleicht die Erklärung für den Eensur- trich zu finden. Jedenfalls ist dieser nicht älter als der üdafrilauische Krieg. Der Krieg in Südafrika. Las vcrmächtnttz ctne» portugtesischc» Afrikaforscherü. Der im Januar Dieses Jahres verstorbene portugiesische Afrikaforscher Serpa Pinto hat seinen Landsleuten ein colonialpolitifches Brrmächtnist binterlass u, welches iegeu wärtig in einem Lissaboner Blatte veröffentlicht wird. Dasselbe ist eine in Briefform gehaltene kurze Denkschrift, welche nachweist, daß Portugal durch seine jetzige Bündniß- oder bester gesagt Be - dienten st «llung gegenüber England seinen Kolonialbesitz in Afrika vollständig verlieren werde. Denn wenn England sein Ziel der Unterjochung und Ausrottung der Boeren erreichen würde, werde jeder englische Staatsmann und jeder Capiialist die portugiesischen Colonien als einen der britischen Ländergier völlig verfallenen Ausbeutungsgrgenstand ansehen und darin nach Belieben schalten und walten. Werde dagegen der englische Raubkrieg in Südafrika zu Ungunsten der Briten aus allen, so werde das portugiesische Ostafrika der Rache der Boeren erliegen, während die westafrikanischen Besitzungen jedenfalls von Frankreich genommen würden. Serpa Pinto, dessen Zug in das Schire-Gebiet bekanntlich die englischen Gewaltakte von 1889 und 1890 nach sich zog, sagte, Portugal hätte die damalige De- müthigung abwcnden können, wenn es sich bei Zeiten mit Frank reich und Deutschland verständigt hätte. Auf alle Fälle aber hätte es gleich nach dieser Niederlage Anschluß an die festländischen Mächte suchen müssen. Ihm, Serpa Pinto, habe das Herz ge blutet, als er auf Befehl seiner Regierung während der letzten Jahre die englandfreundliche Haltung Portugals unterstützen mußte. Ein Fortschreiten auf dieser Bahn sei gleichbedeutend mit Der Preisgabe aller geschichtlichen Ueberlieferungen und mit dem Berrathe an dem Andenken aller großen portugiesischen Seefahrer und Coloniegründer. — Die Veröffentlichung dieses Schriftstückes hat ersichtlich einen tiefen Eindruck auf alle poli tischen Kreise des Landes gemacht; Doch ist es sehr fraglich, ob es überhaupt noch Zeit wäre, daß Portugal von der jetzigen schiefen Bahn noch abkommen kann. Wie c» in der Eavcolonie anSfieht. AuS der Umgebung von Capstadt erhalten wir die folgende, vom 1. Oktober Dativie, überaus anschauliche Dar stellung der gegenwärtigen Verhältnisse in der Capcolonie. Wir bemerken dazu, daß der Brief nur auf Umwegen an seine Adresse befördert werden konnte. Alle deutschen Zeitungen sind verboten, auch europäisch« Brief« unterliegen der streng gehandhabten Censur. Selbst di« äußerst „loyale" englische Zeitung Capstädts (die „Times") Darf an die Loyalen nur mit Der Beschränkung aus gegeben werden, daß Andere die Zeitung nicht lesen Dürfen und das Blatt jedenfalls innerhalb vierundzwanzig Stunden ver nichtet wird. Selbst nach Capstadt reisen zu dürfen, erfordert einen Erlaubnißschein, der nicht einem Jeden und jedenfalls nur dann gewährt wird, wenn sehr triftige Gründe zu der kleinen Reis« Vorlagen, und der Reifende beweisen kann, daß er äußerst loyale Gesinnungen hegt. Unterwegs werden diese kernaitg vom Militär revidirt, unter Umständen abgenommen, so Daß der Reisende von Capstadt nicht wieder noch seinem Heimathsorte zurllckkehren kann, und sehen mag, wo er in Capstadt bleibt. Wir führen bei Alledem noch ein ruhiges Leben. Fleisch preise sind 50 Prokint gestiegen, und die Rinderpest ist nun auch in der Näbe von Kimberley auSaebrochen. Gefrorenes Fleisch auS Australien kann den Bedarf nicht Decken. Unsere lovu euarch übt fleißig, damit wir nicht überfallen werden; leider wurde dieser Tage durch einen falschen Alarm, Der die lovrr p-rwrck zur Uebung zufammontrommeln sollte, einig:» jungen Damen ein rechter Schrecken auf Den Leib gejagt, wovon sie sich allmählich wieder erholen; «in« farbige Frau bekam aber einen Schlaganfall, dem sie sofort erlag. Kanonendonner hören wir öfter; der rührt von den englischen Kriegsschiffen her, die Hebungen in False Bay vornehmen. Anfang» Oktober ist hier, besonder» in der Gegend von Malmesbury, die Haferernte; dann giebt eS also PferDrfutter. (DaS haben ja jetzt wohl Die Boeren „commandirt". D. Red.) Bon Friedensaussichten kann ich noch nichts schreiben; eS sind ja auch erst zwei Jahre her, daß der Krieg dauert, und da- reiche England hat, wie man sagt — hier sagt —, Geld und Leute genug, um noch einige Jahre oder länger den Krieg fortzusetzen. Wie da Friede werden soll, wenn die Sachen so liegen, ist mir dunkel. Verlustliste «r. 21. Abkürzungen: T. --- Todt fr. --- früher. A. H. — AmtS- hauptmannschaft. Kr. -s- Krei». Lar. — Lazarrth. Ober amt. — Oberamtsbezirk. OstasiatischeS Expe dit i o» »t o r p », 2. Ostastatische» Infanterie- Regiment. 2. Cornpaame. 1) Gefr., Hornist Paul Endorf, ,au» Dehnih, A. H. Grimma, Sachsen; fr. Jnf.-R. 107, 9. Comp., T., 5. 10. 01 im Baracken-Laz. Bremerhaven an den Folgen von Typhus. 4. Compagnie. 2) Musk. Robert Hoffmann, aus Jordan, Kr. Schwiebus; fr. Gren.-R. 101, 6. Comp., T., 20. 8. 01 im Hospital in Singa- pore, Typhus. 3. Ost asiatisches Infanterie- Regiment. 2. Compagnie. 3) Musk. Stephan Kaatz, aus Mellentin, Kr. Deutsch-Krone; fr. Jnf.-R. „Prinz Moritz von Anhalt-Dessau", 10. Comp., T., 5. 10. 01 im Garnis-Laz. Bremen, Unterleibstyphus und Brustfellentzündung. O st - asiatisches Feldartillerie - Regiment. Vierte Batterie. 4) Kanon. Philipp Weil, aus Espa, Kr. Usingen; fr. Feldart.-R. 15, 2. Batt., T., 9. 10. 01 im Baracken-Laz. Munster, Typhus. 8. Batterie. 5) Kanon. Stanislaus Czerwonke, aus Petzin, Kr. Flatow; fr. Feldart.-Schießschule, Lehr-Regt., 3. Batt., T., 13- 10. 01 im Baracken-Laz. Munster, Typhus. Leichte Munitions-Colonne. 6) Kanon. Adolf Rein hardt, aus Notzingen, Oberamt. Kirchheim, Württemberg; fr. Feldart.-R. 13, 5. Batt., T-, 9. 10. 01 im Baracken-Laz-^ Bremerhaven, Typhus. Ost asiatische Corps-Tele- graphen-Abtheilung. 7) Pion. Wilhelm Beißwenger, aus Heubach, Oberamt. Gmünd, Württemberg; fr. Telegr.- Bat. 1, 2. Comp., T-, 11. 9. 01 im Hospital in Colombo, Typhus. * Pietermaritzburg, 25. Oktober. (Meldung des „Neuter'l'chen Bureau.") Lord Miln er hielt vier eine Rede, in welcher er aussührte, Las Ziel der Wünjcke Aler iei ein glückliches und ge deihlich voranschreitendes Südafrika, eine große Gemeiuichast unt r engliichcr Flagqe; aber man mö^e damit nicht rechne», daß dasselbe plötzlich erreicht werben würde. Selbst der Besse und der Weiteste könne der großen Tugend der Geduld nicht entralhen; hiermit meine er aber nicht ein hilslosts Zusshen, wenn die Tinge jchies gehen tollten. Deutsches Reich. * TreSden, 26. Oktober. 2m Ministerium deS Innern fanden geilern unv heule unter dem Vvlsitz des Siaals- uumsters v. Metzsch und unter Betbeitigung der stell vertretenden Buttdesbevollinächiigen Geb. Rald I)r. Fischer unv Geb. Finanzralh 1>r. Rüger Besprechungen über die Slettung statt, welche cie sächsische Staatsregierung bei der zweiten L-suug des Zolltarifs im Bundes rat he einzunchmen bade. An Liesen Besprechungen nahmen Mitglieder des Minisleruinis Les Inner», Les Finanz- UiinlsteriumS und des Ministeriums rer auswärtige» An gelegenheiten Tbeil. Berlin, 25. Oktober. (Die deutsch-franzö sische Grenzbe st immun g.) In Frankreich macht ein Wert unter obigem Titel großes Aufsehen, das jetzt, nach dreißig Jahren, die Vorgänge und Verhandlungen der von beiden krieg führenden Mächten eingesetzten Grenzcommistion schildert, selbst verständlich in der einseitigsten Weise und unter brutalsten Schmähungen und Ausfällen nicht nur gegen Deutschland, son dern auch gegen die damaligen Friedensunterhändler Frank reichs, vor Allem gegen Thiers. Der Verfasser ist Oberst Laussedat, bis vor Kurzem Leiter des Conservatormms für Künste und Gewerbe; er wohnte als französischer Commissar den langwierigen Verhandlungen über die Grenzbestimmungen bei und nimmt jetzt für sich das Verdienst in Anspruch, aus jener Zeit einige Grenzdistricte sür Frankreich gerettet zu haben. Bescheidenheit kann man bei diesem Versuche dem Herrn Oberst Laussedat gerade nicht nachsagen. Ueber die Motive der Ver- öfsenttichung seines wertes yar er ci-nem ReoactlüusmltgueDe des „Eclair" einige Aufklärungen gegeben. In der Hauptsache be stehen sie wohl in der Absichi, das Gedächtniß an jene Ereignisse des Jahres 1870/71 wieder aufzufrischen, um daran zu mahnen, daß „Preußen sich unversöhnliche und vielleicht Todfeinde" durch die Wiedercroberung Elsatz-Lothringens geschaffen habe. Da neben sucht Laussedat sich selbst ins gebührende Relief zu setzen, natürlich auf Kosten der anderen französischen Unterhändler, die er sammt und sonders — außer dem Herrn Pouyer- Quertier — als unfähige Diplomaten brandmarkt, unfähig gegenüber der „frechen" Verschlagenheit des Siegers. Ganz besonders hat sich — um auf einige Einzelheiten dieses fran zösischen Memoiren-Werkes einzugehcn, das sehr wahrscheinlich nicht ohne Widerlegung von deutscher Seite bleiben wird — der deutsche Commissar Hauch ec orne, der als bergbau technischer Beirath zu dieser Grenzregulirung hinzugezogen war, den Haß des Oberst Laussedat zugezozen. Gr schildert diesen deutschen Beamten, dessen Borfahren nach Aufhebung des Ediktes von Nantes nach Deutschland gewandert waren, in den schwärzesten Farben und läßt ihn, der „gestern" (d. h. vor mehreren hundert Jahren) noch Franzose war, Rache an Frank reich wegen jener religiösen Unduldsamkeit nehmen. Diesem Phantasiestückchrn steht ebenbürtig die Anekdote an der Seite, in der erzählt wird, wie Herr Pouyer-Quertier den Fürsten Bismarck um den Besitz des Minendistricts Biller upt übertölpelt habe durch die Angabe, daß er Hauptactionär der Grubenwerke Villeruptz sei und daß, wenn dieser Ort innerhalb der deutschen Grenzlinie falle, man ihn zum Deutschen mache. Darauf habe Bismarck verzichtet. Schließlich mochte Oberst Laussedat nochmals eine Revision der Grenze von Donon anregen, da diese Grenze eigentlich keine Grenzlinie sei, sondern einem Spinnengewebe gleiche, blos damit die reicheren Ortschaften dieser Gegend Deutschland anheimfielen. Was den „blutigen Krallen des Habichts" noch entrissen werden konnte, daS war — die Welt höre eS und bewundere — das Verdienst des wackeren Oberst Laussedat, der so einigermaßen wieder gut machte, was ThierS in seiner weinerlichen Rhetorik preisgab, Thiers, der nicht- Ernsthaftes unternahm, um den „frechen Forderungen" Deutschlands zu widerstehen! Jedenfalls hat Herr Laussedat sehr weise gehandelt, mit seinen Memoiren so lange zurück zuhalten, bis er von seinen eigenen Landsleuten, die an jenen Unterhandlungen theilnahmen, keine eingehende Widerlegung mehr zu fürchten brauchte. Aber die amtlichen deutschen Auf zeichnungen jener Tage dürfen den Anspruch auf ein glaub hafteres Dokument machen, als die tendenziös-chauvinistischen, selbstgefälligen Memoiren des Herrn Laussedat. * Vertin, 26. Oktober. („D e r K a i s e r t h u t A l l e» !") Einer Der überzeugtesten Monarchisten in Deutschland ist Friedrich Naumann. Er ist, wie man sich erinnern wird, in seinem Buche „Demokratie und Kaiserthum" für eine Cocklition sozusagen zwischen der Demokratie und dem Kaiserthum« ein getreten; er hat eine große Gedankenarbeit darauf verwandt, um zu erweisen, Daß Das Heil Deutschlands nur auf einem „socialen Kaiserthume" beruhen könne. Er schreitüt in dem klirrten Buch: „Wenn die Socialdemokratie politisch klug wäre, ging« sie mit dem Kaiser!" Naumann ist ein aufrichtiger Bewunderer der glänzenden Eigenschaften Kaiser Wilhelm'S II. Um so mehr Beachtung verdient es deshalb, wenn gerade d'eser Naumann in einer Wochenschrift „Die Zeit" an der Spitze der neuesten Nummer schreibt: „Der Kaiser thut Alles. Der Kaiser giebt der Universität Den Professor Spahn, er gic'öt Dem Friedrichshain einen Brunneneniwurf, er ist nicht nur oberster Kriegsherr, oberster Vertreter der auswärtigen Politik, oberster Schützer von Industrie, Handel und auch Landwirthschaft, oberster Bischof Der evangelischen Landeskirche, nein auch oberster Wiffenschaftleiter und oberster Kunstrichter. Zu seinen Füßen knien Ares, Athene, iloseidvn. Apollo und alle Musen. Er hat Zeit für alle "Gebiete und macht alle anderen Oberleitungen zu „Handlangern". Aus der Vergangenheit steigt das französisch« Wort -mpor: lotat, o'cst moi! Das hat aber seine ungeheuere Gefahr in sich. Niemand wird gerade uns im Verdacht haben, zu "wenig kaiserlich zu sein. Wir halten „Das Zeitalter Wilhelms II." für eine NothweMgkeit, aber in diesem Zeitalter darf nicht all« sonstige Regierungskraft im deutschen Volte ersterben. Der Kaiser ver tritt die Gesammtnation in ihren Weltbezirhungen. Dazu legt das Volk Mannschaft und Geld vertrauensvoll in seine Hände. Aber für Universitäten und Stadtcassen gab man bisher daS Geld nicht mit der Absicht, daß nur ein Will« regieren solle. Selbst wenn der Kaiser in Beurtheilung des Bru-nnens und des Herrn Spahn sachlich Recht haben sollte, was möglich, aber keineswegs sicher ist, so verliert das Kaiserthum viel durch An- pannung seiner Autorität für kleine und fraglich« Fälle." * Vertin, 26. Oktober. (Fortbildungsschulreform.) Eine von der kal. Akavemie gemeinnütziger Wissen chaften in Erfurt preisgekrönte Sckrift des Münchner Siadtichulrath» Ur. Georg Kersch en st ei n er über die erzieherische Einwirkung auf die schulentlassene Jugend befür wortet eine Aus- und Umgestaltung der Fortbildungsschule in der Weise, daß in anfangs obligatorischem, später frei willigem Unterricht die Erreichung eines doppelten Ziele», ter beruflichen unv der staatsbürgerlichen Tüchtigkeit gesichert werde. Dieser zweite Tbeil der Aufgabe, der bisher im Arbeitsplan der Fortbildungsschulen nicht berücksichtigt werde, sei allerdings nickt in tbeoictrscken Unterweisungen zu lösen, sondern so, daß man den egoistischen Berufsinteressen der Schüler Rechnung trage und sie an der Hand konkreter Fälle und Wirkungsroller Momente der vaterländischen Ge- tckickte allmählich und ungezwungen auf daS Gebiet allge meiner Siaalsinle:essen binüberfübre. Wie die berufliche Ausbildung die ArbeitStücktigkeil und -freude erstrebe, so fasse dir staatsbürgerliche eine gewisse Einsicht in den Zu sammenhang der Einzelinteresscn mit denen deS Vaterlandes inS Auge und halte dazu an, diese Einsicht durch Selbst beherrschung, Gerechtigkeit und eine vernünftige Lebensführung zu detbäkigen. Besonders woblthuend berührt an der Sckrift, wie die „Köln. Ztg." bervorhebt, daß ihr Verfasser zur Ver wirklichung seiner beberzigenswerthen Gedanken nickt in erster Linie nach dem Staate ruft, sondern das Beste von der freiwilligen, aber systematischen Tdätigkeit kleinerer Verbände, der Gemeinden, der gewerblichen und gemeinnützigen Vereine und einzelner opferfreudiger Männer erwartet. (-) Vertin, 26. Oktober. (Telegramm.) Der Kaiser unternahm gestern Vormittag einen Ausritt. An der Mittags tafel nahm auck die Kaiserin zum ersten Mal wieder tbeil. Nachmittags machte das Kaiserpaar eine gemeinsame Aus fahrt. Zur Abendtasel waren keine Einladungen er gangen. — Heute Morgen unternahm der Kaiser «inen Ausritt in die Umgebung deS Neuen Palais und hörte oon 9 Uhr ab die Vorträge des EbesS deS Admiral stabe» v. Diederichs und deS EbesS de» Marine- cabinetS Frhr. v. Senden-Bibran. Um 11 Uhr empfing der Kaiser den persischen Gesandten Mahmud Khan Kadsckar in Antritts-Audienz und nahm später die Meldung des Uilterstaaissekretäls Sydow im Reichspostamt auS Anlaß seiner Ernennung hierzu und um 12 Uhr militärische Meldungen entgegen, darunter diejenigen deS königl. sächsischen GcnrraUnajorS Frhr. v. Milkau, deS königt. sächsischen Obersten Frhr. ».Hausen, der Oberstleutnant« im königl. vttomanischen Generalstab, preußischen Hauptmann» a. D. Hauschild und deS kaiserlich russischen Generalleutnants v. Scharnhorst. (7) Berlin, 26. Oktober. (Telegramm.) Heute wurde der Ärunbstetu des neuen Lettehause» am Victoria-Louisen- Platze feierlich gelegt. Als Vertreter deS Kaiser» war Prinz Friedrich Leopold mit Gemahlin erschienen; ferner waren anwesend Enltusminister Studt, Vertreter der staatlichen und städtischen Behörden und der Geistlichkeit. Die ersten Hammerschläge that Prinz Friedrich Leopold für den Kaiser. (-) Hamburg, 26. Oktober. (Telegramm.) Elf hiesige Arbeiter, die im vorigen Jahre in Folge de» Nieter streike» von hiesigen Arbeitgebern entlassen worden waren, baden, wie der „Hamb. Eorresp." erfährt, eine Schaden ersatzklage gegen ihre früheren Arbeitgeber in Höhe von 3202 .4! eingereicht, die ihnen an Arbeitslohn entgangen seien, weil sie obne ihre Schuld entlassen wurden. Fall» sie ein günstige» Ergebniß erzielen sollten, beabsichtigt man, ähnliche Forderungen für alle damal« entlassenen Arbeit» zu stellen. Der BerhaavlungStermi» ist auf den S. Januar 1902 angesetzt. * Posen, 25. Oktober. Dem „Pos. Tagebl." geht folgende Zuschrift zu: „In Nr. 495 des „Pos. Tagebl." vom 22. d. M. ist die Be hauptung aufgestellt, daß „in der hiesigen Diöcese «ine fort gesetzt« Verminderung der deutschen Pre dig t e n in Gegenden der Provinz, Di« früher «in«n überwiegend deutschen Charakter aufwiesen, stattfindet". Die» ist unrichtig.
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