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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 31.10.1901
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1901-10-31
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19011031019
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1901103101
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1901103101
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Bemerkung
- Ausgabe beschädigt
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1901
- Monat1901-10
- Tag1901-10-31
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Osnltr, Colonialwaarenhandlung, Beechovenstraste 21 Herr 'riieock. ?eter, Colonialwaarenhandlung, Brühl 53 6. k. koklldvrt's ^Lvkfolxsr, Colonialwaarenhandlung, Frankfurter Gtraste (Thomasiusstr.-Ecke) Herr Otto Llautsokke,Colonialwaarenhandlung, Löhrstraste 15 Herr Läuurü Hetzer, Colonialwaarenhandlung, Nürnberger Ttraste 45 Herr 11. L. 4Idreokt, Colonialwaarenhandlung, in Anger-Erottendorf Herr 8. k'rleckvl, Cigarrenhdlg., Zweinaundorfer Straße 6, - Connewitz Frau 8l8oker, Hermannstraße 23, - Eutritzsch Herr Robert Bitner, Buchhandlung, Delitzscher Straße 5, - Gohlis Herr Robert Lltner, Buchhandlung, Lindenthaler Straße 5, - Lindenau Herr Udert I^lnäner, Wettiner Str. 51, Ecke Waldstr., Buchbinderei, - Neustadt Herr Raul Luek, ^imoneen-LxpelUtlon. Eisenbabnstraße 1, Für und Idvvvmkvr kann das Leipziger Tageblatt durch alle Postanstalten des deutschen Reiches und Oesterreich-Ungarns zum Preise von 4 bezogen werden. 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Ei» langer, glanzender Festzug bewegt« sich nach der ThomaSkirche zu Leipzig. An seiner Spitze schritten auch die katholischen Geistlichen der Stadt. Im altehrwürdigen Gotteshause, geweiht durch Luther'» Predigt zu Pfingsten 1539, betrat der Superintendent und ordentliche Professor der Theologie v. Großmann die Kanzel. „Woher dieser prangende Festzug, dieser behre Glanz seltener Feierlichkeit, diese volle Männervcrsammlung, diese rüstige Bürgerbewaffnung, diese Farbenpracht der Paniere am Altäre de» Herrn, diese ungewöhnliche Form de» Gottes dienste», diese beispiellos« Theiluahme aller Confessionen an einem Feste, dessen Bedeutung für sie sonst nichts weniger al» ein Gegenstand der Anerkennung und Huldigung ist?" In beredten Worten prie» der Prediger die Herrlich keit der Reformation, die »der Uebergang war von dem Stande der Unmündigkeit und Knechtschaft zur seligen Frei heit de» Glauben» und Gewissen», von der Herrschaft ver alteter Formen zum Walten de» Geistes und der evangelischen Ueberzeugung, vom dumpfen Schweigen eines blinden Gehor sams und einer leidenden Unterwerfung unter menschliches Ansehen zur öffentlichen und freimüthigen Darlegung und Erörterung der GlaubenSwabrheiten"; die Große Luther'S, „d«S Unsterbliche», dessen GlaubenSkrast mit dem Donner deS Wort» und dem Schwerte de» Geiste- Roms Fesseln zerschlug, dessen deutsche Mannhaftigkeit, dessen christlicher Hocksinn, dessen Tapferkeit und Heldenmuth der Stolz und die Freude SachsenlandS, da» theure Erbgut deS deutschen NamenS und die unversiegbare Quelle ist, daraus sich immer wieder der Geist unserer Kirche von Zeit zu Zeit er frischt und verjüngt"; den Protestantismus als den „Mittel punkt für alles da», waS die neuere Zeit vor dem Mittel- alter vorau» bat, die Sonne, die vom Lichtmeer deS Evan gelium» au» ihre Strahlen nach allen Seiten den Geistern zusendet, die, gleich dunkeln Planeten, um sie kreisen." Und auch die römischen Priester ließen sich des Predigers Mahnung gesagt sein: „Euer Muster sei Luther'» Wabrbeitssinn, Luther'» Liebe zum Volke, Luther'S Offenheit und Geradheit, Luther'» Uneigennützigkeit und Freimüthigkeit, Luther'S Dcmuth, Geduld und Zuversicht!" So gescheht« heute vor 71 Jahren, damals nicht im mindesten auffällig! Und beute? Es kommt kaum noch vor, daß römische Priester an der Einweihung einer evangelischen Kirche theilnebmen. Aber daß sie an einem Jubcltage der Reformation im Festzuge mit zu einer evangelischen Kirche pilgern, da» wäre heutzutage geradezu ein Ding der Un möglichkeit. Wer trägt die Schuld an dieser Veränderung? Die evangelische Kirche? Sie hat ihre Stellung nicht geändert. Sie ist wobl seitdem zu einem ganz anderen Leben in Glaube und io Liebe erwach», sie ist ringetreten in ein Stadium ganz andere« Selbstbewußtsriu», aber sie steht nach wie vor auf dem Einen Grunde, der gelegt ist, und bekennt sich nach wie vor zu den beiden Sätzen: Dir Heilige Schrift allein ist die Quelle de» Glauben» und die Richtschnür de» Leben» — Wir werden selig allein au» Gnaden um Jesu Christi willen durch den Glauben. Auch Rom gegenüber nimmt unsere Kirche keine andere Stellung al» sonst ein. Sie hält wie vorher fest an dem Satze von der unsichtbaren Kirche, d. h. sie ist gewiß, daß, so lange in der Kirch« de» Papste» die Predigt de» göttlichen Worte» noch nicht verstummt, so lange auch unter de« Krummstab de» römischen Bischof» eine Seele den De- zum wahren Heile finden und auch ungeblendet von goltslimmernden Heiligenscheinen da» Kreuz Jesu Christi er kennen kann? in dem allein unser Friede und unser Trost rubt. Darum reicht unsere evangelische Kirche noch heute auch dem Katholiken im Friedeu dre Bruderband und versagt keinem deshalb Areuodltchkeit und Duldung, weil erdicht evangelischen Glauben» ist. Mit Nothwrudigkeit erzieht sich die Toleranz au» de» evangelischen Kircheubegriff. Die evangelisch« Kirche trägt also die Schuld an jener Verlader»- nicht. Dann kann sie nur Rom tragen. Freilich im Grunde aenommea ist auch Rom inzwischen nicht ander» aewvrdeu. E» ist nur rurückgekrbrt zu den mittelalterlichen Anschauungen von Papstthum und Kirch«. Auf allen Ge bieten drängt Rom in» Mittelalter zurück. Die Zeit, in der e« seine weltumfassenden Ansprüche «rbob — Ansprüche blieben sie freilich trotz vorübergehender greifbarer Erfolge und trotz dem, daß da» Papstthum auch in Zeiten seiner tiefsten Erniedrigung sie unermüdlich und schablonenhaft wieder holte —, die Zeit, wo e» über allen Königen und Völkern I herrschte oder zu herrschen glaubte, die Zeit, in der eS das I Kaiserthum von Griechenland auf Deutschland übertragen zu I haben vorgab, die Zeit, wo Hohenstaufen deS Papste- Steig bügel hielten, erscheint dem Papstthum von heute als die ideale Zeit. Die Entfernung verklärt immer, auch in der Zeit. Einst erhobene, aber nie verwirklichte Ansprüche sieht Rom von der Gegenwart au- für Tbatsachen an. Den eigenen Jammer und das tiefe Elend, auS dem Deutschland im Mittel alter daS Papstthum befreite, bat e« vergessen. Oder waren da» auch ideale Zeiten, als ein Johann XIX. die päpstliche Gewalt im Orient an den Patriarchen von Konstantinopel verkaufen wollt«, al» «ach seinem Tode ein zehn jährige' Knabe als Benedikt IX. zum Nachfolger Petri erhoben, zwölf Jadre später von den Römern verjagt, Sieger über seinen Nachfolger blieb und dann da» Papsttbum an Gregor VI. verkaufte? So lange e» besteht, müßte Rom auf den Knieen dem deutschen König Heinrich III. danken, daß er e» auS solchem Sumpfe hervorgezozen hat. Statt dessen that cS Alle», die Macht, die ihm zum Netter geworden, zu zerreißen und zu schwächen — sich selbst zum Berhängniß! Seit Jahr zehnten erbebt Rom seine mittelalterlichen Ansprüche von Neuem. Gregor VII. und Jnnocenz III., die die unbedingte Unterwerfung vou Kirche und Staat unter den Papst als den Stellvertreter GotteS auf Erden forderten, sind die modernsten Menschen geworden und durchaus nicht mittel alterlich klingt die Bulle Ilnam ssnctum eines Bonifaz VIII.: „Wir verkünden laut und öffentlich jeder menschlichen Kreatur, daß sie unterthan ist dem Papste bei Verlust der Seligkeit." Hierin liegt die Erklärung für die veränderten Verhält nisse. Um seines Zieles willen muß Rom gegen die evan gelische Kirche kämpfen. Infolge seines Kirchenbegriffes, der Kirche und Rom identificirt und für eine evangelische Kirche, für Seligkeit außerhalb RomS keinen Platz laßt, kann es keine Duldung kennen. Der Protestantismus ist „nicht eine verschiedene Form einer und derselben wahren christlichen Religion, in welcher man ebensowohl Gott gefallen kann als in der katholischen Kirche", sondern „der pestilenzialischste Jrrthum aller Jrrthümer", ein „dummes, wetterwendisches System, hervorgegangen auS Uebermulh und Gottlosig keit!" Bon diesem Standpunkte auS und mit solchen Farben muß die Geschichte geschrieben, insbesondere das Bild Luther'S gemalt worden. Eine Duldung der evangelischen Kirche ist unmöglich. Ja eS darf im römischen Lager auch keiner geduldet werden, der es wagt anzuerkennen, daß auch im Leben ober in der Wissenschaft des Protestan tismus sich etwas Gutes befände. Als Bischof Strohmayer davon zu reden wagte, bildete ein „Pfui, pfui, nieder mit dem Ketzer!" die Antwort. AehnlicheS haben wir vor Kurzem erlebt. AehnlicheS werden wir binnen Kurzem erleben. Oder wird eS Rom dulden, daß au» seinen eigenen Reihen dem deutschen Reformator ein Bertheidiger erstand, der um seine» deutschen Empfinden» willen die „confessionelle Schmähsucht" der Römlinge verdamm»? An sich könnte man solchem Kampfe getrost Zusehen. Solche Kämpfe müssen gekämpft werden. Aber da» Traurige und Verbängnißvvlle ist, daß sie so gekämpft werden müssen und daß die Parteien nicht verschiedene Völker sind, sondern daß die furchtbare Zwietracht mit immer wachsender Heftig keit und Erbitterung in unser deutsche» Volk getragen wird. DaS ist da» Bedenkliche, daß die römischen Ansprüche und die römische Unduldsamkeit den Deutschen gegen den Deutschen, den Gatten gegen den Gatten, den Mitbürger gegen den Mit bürger aushetzt, daß der konfessionelle Kampf selbst auf wissen schaftliche und wirthschaftliche Gebiete übertragen wird. Da durch muß unser deutsche» Volk zerrissen und geschwächt werden. Da» Oiviäs st iwpern vergaß römische Politik noch nie! So ist «» jetzt — und «inst? Werden die beiden Kirchen sich einige«, wird sich Rom und Wittenberg die Hand reichen? E» ist unmöglich. Kurfürst Johann Friedrich von Sachs;» batte völlig rech», wenn er sagte: „Dieweil wir leben, so sollen durch Verleidung de» Allmächtigen die Worte: Ver gleichung in der Religion bei un« unserer Person halben nicht mehr stattfinden, sondern wolle« e» dahiustellen und dabei bleibe« lassen: der sich vergleichen will, der vergleich« sich mit Gott und seinem Wort und nehme daffelbige und diese Lehre an. Wer mit Flickwerk umgehen will, der fahre dahin!" i Solle« wir trauern, daß r» nicht mehr so ist wie vor >71 Jahre«? Nein, besser ist der Kamps Auge in Auge, al» I eine Verhüllung von Gegensätzen! E« ist der größte Kampf in der Welt, der gekämpft wirb um Wahrheit und Gewissen. Darum handelt es sich. Golt hat dem Volke der Reformation auch diese Aufgabe zugewiesen. Gott wird ibm beisteben, sie zu lösen. Denn deß sind wir gewiß: Der Sieg bleibt auf Seiten der Wahrheit! Darum wohlauf, du deutsches evan gelisches Volk, beweise dich würdig der Aufgabe, für die du erwählt bist! Halte hoch, bewahre, rette die Güter der Re formation! Unser ist die Wahrheit, unser ist der Sieg! DaS Reich muß uns doch bleiben! 6. L. Der Hrieg in Südafrika. Summarische vpeeutioncu i» Südafrika. Die kriegsgerichtlichen Todesurtheile über gefangene Rebellen scheinen den britischen Militärbehörden in Südafrika allzu um ständlich und zeitraubend zu sein, und man greift daher neuer dings zu einem kürzeren und recht summarischen Verfahren, nämlich der sofortigen Aburtheilung der Gefangenen durch das Standgericht, das sich auf Befehl des ersten besten Stabs- officiers „über der Trommel" constituirt und innerhalb einer Viertelstunde Verhör, Verurthcilung und Execution erledigt, wenn, wie die Londoner Jingo-Blätter mit edler Entrüstung melden, die Rebellen die Frechheit gehabt haben, in Khaki auf den Kriegspfad zu gehen. Mit anderen Worten, das Ver brechen der Rebellen verschärft sich bedeutend, wenn sie die geheiligte Farbe des „Gentleman in Khaki" wählen, um gegen die verhaßten Unterdrücker zu Felde zu ziehen. Wahrscheinlich stammen diese Khakiuniformen aus britischen Depots, sind also regelrechte Kriegsbeute und können nach Völkerrecht un möglich Veranlassung bieten, die Träger derselben wie Maro deure oder Schlachtfeldhyänen kurzer Hand niederknallen zu lassen. Aber die englischen Officiere in der Capcolonie haben entsprechende Instructionen vom Hauptquartier in Prätoria er halten und vollziehen diese willkommenen Befehle mit größtem Eifer. Don zwei verschiedenen Orten liegen Meldungen vor, daß sieben resp. vier Capholländer in Khaki auf diese Weise executirt worden sind, und zwar die sieben auf Befehl des Oberstleutnants Gorringe in Middelburg (Capland) und die vier auf Befehl des Majors Stephenson in der Nachbarschaft von Cradock. Im Uebrigen wird auf Basis einer gründlichen Henker- Politik der Engländer tüchtig weiter gehängt, erschossen, ge prügelt und, wo es sich um „Führer der Boeren" handelt, auch verbannt. Jrn Ganzen sind schon mehr als 30 gefangene Offi- riere der Freistaatler und Transvaaler nach Indien verschifft worden, von wo sie natürlich niemals wieder zum Vorschein kommen werden. Womit England diese gegen das elementarste Völkerrecht verstoßende Maßregel rechtfertigen will, ist nicht er findlich, und es bleibt jetzt nur noch abzuwarten, welche Repressalien die Boeren schließlich noch in Scene setzen werden, um diese brutalen Vergewaltigungen in der einzig richtigen Weise zu beantworten. Verhaftung van Rothe Srenz-Aerztkn. * Haag, 30. October. (Telegramm.) Tas nieder ländische Rothe Kreuz veröffentlicht einen Bericht, in dem festgeslellt wird, daß die niederländische Ambulanz, die am 5. Juli, al- sie Pretoria verlieh, gesaugen genommen wurde, keines wegs beabsichtigt habe, die Neutralität zu verletzen. Die englischen Behörden in Pretoria hätten im Voraus gewußt, daß die Mitglieder der Ambulanz sich offen erbieten, den Briejdienst der Boeren mit ihren Familien zu vermitteln. Eine einfache Warnung der eng- lischen Behörden habe genügt, die- zu verhindern. Selbst wenn das Vorgehen der Ambulanz eine Verletzung der Genfer Convention gewesen sei, so wäre doch die völlige Ent- sernung der Ambulanz vom Kriegsschauplätze eine genügend strenge Strafe gewes«i. Die Deportation der Aerzte uud ihrer Gehilfen nach Ceylon, wo sie sich noch als Kriegs gefangen« befinden, sei nicht zu rechtfertigen, so lange dir englisch« Regierung nicht den Nachweis liefern könne, daß die bei den Mitgliedern der Ambulanz confiScirten Papiere «ine derartig« Maßregel erforderlich erscheinen ließen. Nach- dem die anderen Ambulanzen in die Heimath zurückbesördrrt worden seien, habe das TomilS de» Rothen Kreuzes mehrere Mal die englische Regierung dazu zu bestimmen gesucht, den Beistand deS Rothen Kreuzes sür die BoerenrommandoS zuzulaflen. Alle Besuche seien unbeantwortet geblieben, auch eine Depesche der Frau Botha vom 18. Juni an kitchenrr, in der sie ihn ersucht batte, telegraphisch sein Versprechen zu bestätigen, daß e» Aerzten gestattet sein solle, mit Medikamenten di« Linien zu passirrn. Die» Versprechen sei nicht gehalten worden. * Lo»h«n, SO. Oktober. (Telegramm.) Kitchener melde auS Pretoria: Am 27. Oktober traf nördlich von Balmoral Oberst Williams auf da» Commaudo Müller'». Bier Boeren wurden getödtet, 54 gefangen genommen und 36 Wage« erbeutet. Deutsches Reich. */* Leipzig, 30. Oktober. Polizeilich beschlagnahmt wurde hier auf Antrag der Staatsanwaltschaft au» der Druckschrift „Der Sinn deS Lebens" von Tolstoj der „Antwort an den Synod" betitelte Theil. Berlin, 30. Oktober. (Jndustriecartelle uud Trusts.) Der Präsident der Vereinigten Staate«, Roose« velt, bereitet eine Bolschaft an den Congreß vor, in der er auch seine Absicht ausspricht, eine Reform der Trustaesetz- gebung anzubahnen. In den Vereinigten Staaten bestedea bereits in 27 Staaten und Territorien Geseke über die Trust»; besonders lebhaft zeigte sich die amerikanische legislatorische Thätigkeit im Anschluß an die rapiden Fortschritte der industriellen Concentration in den Jahren 1890, 1897 und 1899. Wie notbwendig die Reform dieser Trustgrsetze, wie überhaupt die rechtliche Regelung der Jndustrie-Cartelle ist, versucht eine interessante Abhandlung von H. Waentig (in Schmoller'S Jahrbüchern) darzuthun. Die Industrie kartelle und Trusts, heißt eS da u. A., ihrer Natur nach be fähigt, eine furchtbare Waffe im internationalen Wettkampfe der Nationen zu werden, da sie die exakte Lösung gewaltigster Productionsaufgaben in kürzester Zeit ermöglichen und im Innern ein friedliches Mittel, die Produktivität der mensch lichen Arbeit durch Aufhebung der ProductionSanarchi« in ungeahntem Maße zu steigern, können ebenso gut zu Werk zeugen brutaler Willkür, schamloser Gewinnsucht und ae- bäisiger Ausbeutung entarten. — Die Hauptgefahr dieser ConcenlrationSbewegung sei darin zu sehen, daß eine wahr haft fürstliche Gewalt, vorläufig ohne jede Controle, in die Hände von Männern gleiten könne, die ihrer höchsten vollS- wiribschaftlichen Riesenaufgabe wohl geschäftlich, nicht aber sittlich gewachsen sind. ... ZS werde sich also bei dem Problem einer rechtlichen Regelung der Cartelle und Trust» darum handeln, diesem gigantischen Erwerbs- und SchaffenS- triebe gewisse Schranken zu setzen, gewisse Bedingungen de» Wirkens, die eS auSfchließen, daß er sich auf Kosten wichtig ster Gemeininteressen anstatt zu ihrem Wohle bethätige. In dieser Richtung bat sich die amerikanische Trustgesetzgebung als völlig verfehlt erwiesen; alle Kenner derselben stimmen darin überein, daß sie sich stark zeigt gegenüber dem Schwachen und schwach gegenüber dem Starken und dadurch daS Entgegengesetzte ihrer Absicht erreichte: sie vermehrte die industrielle Concentration und stärkte daS Monopol. Auch der österreichische Referentenentwurf vom 22. Januar dieses JabreS zur Regelung deS Cartellwesen» findet nicht die Billigung Waentjg'S; er bezeichnet ihn al» eine jener Attrapen, an welchen das österreichische Gewerberecht so reich sei, unfähig aber, irgendwie einschneidende Wirkungen hervorzubringen. Für Deutschland empfiehlt Waentig zunächst, die Cartelle und Trusts vorläufig nur einem Regime aufmerksamer und neutraler Beobachtung und dem er zieherischen Einfluß maßvoller Publicität zu unterwerfen, al- beste Methode, den Widerstand mächtiger Interessenten gruppen gegen jede rechtliche Regelung zu überwinde«. Da» Problem der rechtlichen Regelung der Trust» uud Eartelle kann indeß nicht von der Arbeit erfrage lo»gelöst werden. Hierbei scheint sich ein Ausweg zu bieten in der AuSbauung der eben in England entstehenden sogenannten „Allianzen". Die» sind Doppelvcrbände der Arbeiter und Unternehmer einer bestimmten Branche von der Art, daß der Arbeiter verband sich verpflichtet, nur für die der gemeinsamen Vereinigung angehörigen Unternehmer zu arbeiten, da» Unternehmercartell dagegen, nur Mitglieder de» Gewerk- verein» zu beschäftigen, mit der gleichzeitigen Zusicherung, daß in dem Maße, wie die Unternehmer mit Hilfe de» Ver bände» die Produclpreise erhöben sollten, auch die Arbeits löhne steigen würden. In diesen Allianzen scheint als» der Antagonismus zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmer auf gehoben. Sollten wir vielleicht, meint Waentig, in Doppel verbänden dieser Art den wichtigsten Typu» industrieller Organisation der Zukunft sehen? JedensallS dürften solche „Allianzen" und ihre Erfolge in der Förderung de» socialen Friedens wohl geeignet sein, da» ererbte Grauen deutscher Unternehmer vor Arbeitercoalitionen allmählich zu zersthreu.
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