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Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 15.05.1900
- Erscheinungsdatum
- 1900-05-15
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1666408611-190005152
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1666408611-19000515
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1666408611-19000515
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungRiesaer Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1900
- Monat1900-05
- Tag1900-05-15
- Monat1900-05
- Jahr1900
- Titel
- Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 15.05.1900
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bron begeben, nicht nach Lindley, und hat Heilbron zur neuen Hauptstadt erklärt. Ueber 400 BurgherS haben ihre Waffen au-geliefert. In Kroonstadt und in der Umgegend verlautet, die TranSvaaler konzentrirten sich am Baal- Fluß. Wie wir Berichten der in Pretoria erscheinenden „Volksstem" und der „Standard and Diggers News" in Johannesburg entnehmen, hatte General Joubert sich bei seinem letzten Besuche im Fretstaate eine starke Er kältung zugezogen aber erst nach mehreren Tagen erkannte man deren ernsten Charakter. Der General war trotz seines Unwohlseins seinen Geschäften nachgegangen und hatte noch am 24. März Herrn Leon von den Creusot- Werken, der bet Kimberley verwundet worden war und nach der Genesung nach Europa zurückkehrte, zur Bahn begleitet. Dann mußte sich Joubert niederlegen und am 27. März Abends um 11 Uhr verschied er. Seine letzten zusammenhängenden Worte waren an den Generalpost- metster von Alphen gerichtet und voll von Ausdrücken der Liebe für sein Land und sein Volk. Dann verfiel er in Fieberphantasien, in denen er eine große Schlacht durch- zumachen schien: er Hab Meldereitern Befehle und dictirte Telegramme an die Commandanten. Dieser Zustand der Bewußtlosigkeit dauerte fast sechs Stunden, dann hörte das tapfere Herz zu schlagen auf. Schon um' 9 Uhr Abends war es den Joubert behandelnden Aerzten klar, daß keine Rettung möglich war. Indische HungerSnoth. Folgende Auszüge sind aus Indien angelangten Briefen Und Berichten entnommen: Indien leidet an der schwersten HungerSnoth des gan zen Jahrhunderts. Der Distrikt, über welchen sich dieselbe erstreckt, mißt 300000 englische Quadratmeilen mit einer Bevölkerung von 40 Millionen Menschen. Weitere 21 Mil lionen leiden auch schon Mangel. Wir können uns gar nicht vorstcllen, was solche HungerSnoth heißt, aber helfen kön nen wir Alle! In einem Briefe aus Radschputana heißt es: „Hunderte sind schon gestorben an Hunger, Durst und Krankheit. Tausende von heimathlosen, nackten Ver hungernden wandern von Dorf zu Dorf und suchen nach Arbeit, Wasser und 'Nahrung. Keine Beschreibung kann das Elend übertreiben. Ganze Familien zerstreuen sich, um »rach Nahrung zu suchen, und finden sich nie wieder zusammen. Kinder werde« geschlagen und au- dem Haufe gejagt, Frauen werden htnau-getrteben, während ihre Kin der sich an sie anklammern. Hunderte von Waisen durch ziehen bettelnd da- Land. Aus den Märkten heben sie jedes Körnchen von der Erde auf, ja sie sammel« den Dünger, um darin Kornkörner zu suchen. Die Alten, die Verkrüppelten, die Blinden liegen sterbend auf den Stra ßen. Gestern wurde ein 13 jähriger Knabe auf unsere Veranda getragen, der in den letzten Zügen lag. Sein abge magerter Körper zeigte, daß er den Hungertod starb. Nach einigen Minuten kamen zwei andere Knaben herauf. O, hätten Sie die herzzerreißenden Klagen der armen Jungen gehört, als sie das Gesicht des sterbenden Bruders er kannten, den sie auf ihrer Wanderung verloren hatten und nun nach 14 Tagen so wiederfanden. „Haben wir Dich nur nur gefunden," klagten sie, „um Dein todtes Gesicht zu sehen?" Ihre Eltern waren zuerst verhungert und diese drei Brüder hatten lange versucht, zusammen zu bleiben, aber, indem, sie etwas suchten, ihren Hunger zu stillen, waren sie auseinander gekommen." In Südindien sah ich einen alten Missionar. An seiner Thüre versammelten sich Schaaren von Hungernden. Ich sah eine Gruppe von gespensterhaften, abgemagerten Ge- stalten. Sie kamen von der staubigen Landstraße, auf wel cher sie schweigend 75 englische Meilen zurückgelegt hatten. „Herr," schrieen sie, „wir haben keine Arbeit, keine Nahr ung, kein Wasser. Wie sollen wir am Leben bleiben?" Der Missionar konnte ihnen nur rathen, 30 Meilen weiter zu gehen, wo es etwas Arbeit für Männer gebe für 10 bis 20 Pfg. den Tag. „Aber was soll aus unseren Frauen und Kindern werden?" Darauf konnte der Missionar keine Antwort geben. In seinem eigenen Distrikt leiden schon 10000 Christen Hunger. Sie leben von Wurzeln und Beeren, aber auch diese werden bald verzehrt sei»». An manchen Orten kominen noch Krankheiten dazu. In einem kleinen Dorfe hatten die Leute in 40 Häusern die Blattern, und dabei verhungern sie. Viele hatten tage- lang nichts gegessen! Gudschcrat war ein fruchtbares, dicht bevölkertes Land, jetzt sieht man dort nicht einen Gras halm. Jedes Blatt wurde von den Bäumen gerissen als Futter für das Vieh, und jetzt werden auch die Bäume umgehauen, um das Holz zu verwerthen. Das Vieh ist todt; man sieht überall Leichen von Menschen. Als ich am Armenhause vorbeiging, sah ich zwei Todte vor der Ächüre liegen, sie waren zu spät angekommen, um gerettet zu werden. Täglich kommen Frauen zu mir und bitten «nicht ihre Kinder au- ihren Armen zu nehmen und sie zu retten. Manches dieser Kleinen starb, nachdem ich e- ausgenommen hatte, sie waren schon verhungert und konnten Nahrung nicht mehr zu sich nehmen. Wiederholt sind mir Kinder für eine Mark angeboten worden. Und sie haben sie ge rade so lieb, wie wir unsere Kinder haben! Kinder wer den für 20 Pfg. au-geboten oder für eine Mahlzeit! Zu diesem Preise kaufen die Mohammedaner jetzt kleine Mäd chen. Man muß im Hetdenlande gelebt haben, um zu wissen, was ihr Schicksal sein wird. Ein Missionar schreibt: „Hinter unserer Station ist ein auSgetrocknetes Flußbett. Hier kauern ganze Gruppen abgemagerter Gestalten, um zu sterben. Ueberall, wohin ich gehe, stoße ich auf Leichen. Ein wild aussehender Mann und seine Familie haben sich in einer Art Höhle fünfzig Schritte von der Missionsstation angesiedelt, haben mit dürrem Holze und einigen leeren Kornsäcken ein Obdach geschaffen und dort Hausen sie mit ihren 18 Ziegen und beten um Regen. „Herr," sagte mir der alte Vater, „in unserer Heimath ging es uns vor der Trockenheit ganz gut, wir bewohnten ein mit Ziegeln bedecktes Haus, aber unser Vieh starb vor unsere»» Augen und wir haben unser Haus leer hinterlassen. Dort ist nichts mehr zu haben." Aus Puna wird geschrieben: Ein Wagenzug mit zwanzig Waisenknaben »vurde neulich zu unserem Waisen hause gebracht und als sie diesen Ruhehafen erreichten, waren mehrere von ihnen durch das Fieber, welches die Schwäche erzeugt hatte, rasend. Seit einiger Zeit haben wir täglich Begräbnisse. Wir verkaufen ja auf unseren 15 Missionsstationen Korn so billig wir nur können und ernähren so viel Kinder wie möglich. Wieder heißt es: Es macht mich ganz krank, all die sterbenden Kinder zu sehen. Wir gehen jeden Morgen aus und jedesmal, wo wir ein Kind neben seiner tobten Mutter liegend finden, bringen wir es natürlich mit. Gestern früh sah ich, nicht zweihundert Schritt von unserer Thüre ent fernt, sechzehn Leichen liegen, wie sie gefallen waren! Dr. Anz. Kirch euuachrichte« für Zeithai« mid Rödera». Mittwoch, den 16. Mai, Borm. 9 Uhr Wvcheueom- munio« in Zeithain. Donnerstag, den 17. Mai, Vorm. 10 Uhr Wocheneom« munion in Röde rau. «in Pferd, brauner Wallach, verkauft billig Voigt, Sageritz. Eine starke Kuh, worunter daS Kalb saugt, weil über zählig, zu verkaufen GohliS No. «S. MM LM Freitag, den 18. Mai. stellen wir wieder einen größeren Transport bestes Milchvieh u. fpruugfähige Bulle« in Riesa im »Sächsischen Hof- zum Verkauf. Poppitz »nd Fichtenberg (Elbe) Vvdr. Lramvr. kaust Pretzftroh Kvivko«, Falkenberg (Halle). — Angebote per Postkarte erberen. — Der« «e>5-ets«re DerH-'r*erÄ »LÄvrvr". 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Das Zimmer war klein, aber freundlich und sauber, mit der Aussicht nach dem Rheine. Nachdem er mit Gottfried cingetreten, zündele er die Lampe an und setzte sich auf einen altmodiscchn, mit Leder überzogenen Armstuhl, der vor dein cinfacchn Schreibtisch ii» der Fensterecke stand. „Und nun, mein Junge beichte," sagte er streng, wenn auch nicht gerade unfreundlich. „Was denn, Vater?" gab der junge Mann zurück, der mit gekreuzten Armen ihn» gegenüber stehen geblieben war. „Habe ich nöthig, mich deutlicher auszudrückcir, oder meinst Du, ich lasse mir von Dir etwas vorslunkern? Wo warst Du heute Abend?" »Ich shgte Dir ja, ich stellte einen Versuch an," ent gegnete Gottfried, des Vaters Blick fest erwidernd. „Wo? In Deinem Zimmer nicht; ich wollte Dich zu einem Ausgang abrufen, fand aber die Thür verschlossen und erhielt keine Antwort auf mein Rufen und Rütteln." „Ich war vielleicht um jene Zeit iin Garten. Ich saß lange unten in der Laube." „Mit Escher?" „Nein, die war noch gar nicht zurück. Sie war mit Frau Cessna auf dem Lande gewesen und erst heute wieder nach der Stadt gekommen. Ich habe sie noch nicht ge sprochen." „Nun, in der Laube hast Du doch! sicher nicht experi- mentirt. Also die Wahrheit, Gottfried, wo bist Du ge wesen und was hast Dl» gethan?" „Habe ich Dich je belogen, Vater?" fuhr der junge Mann auf. „Ich hoffe nicht und würde Dir es auch nicht rathen," entgegnete darauf Herr Rhhiner mit Nachdruck. Eine kleine peinliche Pause folgte. Es verdroß Gott fried, derart ins Verhör genommen zu werden, und er scheute sich, er wußte selbst nicht recht warum, seine unter irdische Expedition zu bekennen, doch verabscheute er es, seine Zuflucht zu einer Lüge zu nehmen. „Nun, wird cs bald?" begann sein Vater ungeduldig. Gottfried versuchte die Sache in das Scherzhafte zu ziehe«. „Tu wirst mich auslachen," jagte er anscheinend sehr heiter, „und deshalb will ich Dich bitten, mir im Voraus zu versprechen, Niemanden sonst Mittheilung da vor» zu machen. Ich möchte nicht gerne blamirt werden." „Ich verstehe zu schweigen, wo es noth thut, und bin der Letzte, der Dich vor Anderer» bloßstellt. Aber ich selbst muß klar sehen. Weiter, also —" Gottfried wurde es immer unbehaglicher zu Muthe. Vergebens sagte er sich, daß er ja nichts Unrechtes gethan. Ihm bangte vor etwas Unbestimmtem, Unerwartetem, und nur mit Mühe behauptete er seine Unbefangenheit. „Als ich da unten in der Laube saß," sagte erzögernd, „ging mir allerei durch den Sinn. Wir haben in letzter Zeit so viel alte Burgen, verwitterte Schlösser gesehen und so seltsame Sagen darüber vernommen, daß' ver- muthlich jene romantischen Erinnerungen eine merkwürdige Idee in mir erweckten. Du erinnerst Dich der Oeffnung hinter der Kirche?" „Tie, zn einem Gang sich bildend, zu den alten Grä bern der Mönche führt?" „Thut sic daS? Ich hörte nie davon, wohl aber, daß der Gang weit hinab in die Tiefe, unter dem Rheine hin weg, auf das jenseitige Ufer geleiten soll." „Unsinn!" sagte Herr Rhhiner. „Und so dummes Zeug konntest Tu glauben?" Vielleicht hätte er die Sache damit für erledigt ge halten, »venu »richt des Sohnes schlecht verhehlte Verlegen heit ihn zu der Vermuthuug gebracht, daß dahinter noch etwas stecke. Esther war drüben bei Stähelins, fuhr es ihm durch den Sinn. Sollte Gottfried die Dummheit be gangen habe»» — das konnte ja nicht sein. Sie war noch ein Kind, häßlich dazu — und doch, was spukt nicht alles in so einem Studentenkopf! — „Du machtest also den Versuch, dort einzudringen," fügte er laut hinzu, „und was fandest Du?" „Einer» feuchten, schlüpfrigen Weg, cs schien mir fast nicht recht geheuer da unten. Ich werde mich gewiß sobald* nicht entschließen, die Reise wieder anzutreten." „Ich will mir doch den Gang auch einmal genauer be trachten," meinte Herr Rhhiner. „Er scheint mir nicht ganz ohne Interesse." Ein Klopfen.ar» der Thür unterbrach ihn. A)er Waisen vater ließ Herrn Rhhiner zu einer kurzen Besprechung auf sein Zimmer bitten. Dem Ruf sogleich folgend, ent ließ er den Sohn, welcher froh war, die Unterredung be endet zu sehen. Am folgenden Tag suchte Gottfried sich Esther zu nähern, während die Kinder sich im Hofe tummelten. Auch ein Theil des Gartens war ihnen überlassen, wo eine An zahl Knaben und Mädchen ihre eigene»» Beetchen hatte und dieselben Pflegte. Esther war eifrig beschäftigt, das wäh rend ihrer Abwesenheit aufgeschossene Unkraut auszu jäten. (Fortsetzung solgt-1
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