38 Welt inzwischen von unserer Unschuld überzeugt hätte. Es wird geschehen, wenn sich die öffentliche Meinung der einflußreichen Völker auf eine neue Frage konzentriert hat und dort mit ge schloffenem Machtwillen die Antwort gibt. Diese Frage wird lauten: „Wie geben wir dem friedlosen Europa die Ruhe wieder?" Und die meinungsmäßige Antwort darauf dürfte schließlich heißen: „Durch Revision des Versailler Vertrages." Ansätze, Meinungskeime, unbestimmte öffentliche Meinungen ohne ge nügenden Einfluß sind in dieser Hinsicht schon vorhanden. Wir haben es in der Hand, durch geschickte öffentliche Werbung diese Entwickelung zu einer geschlossenen Meinungsbildung darüber zu beschleunigen. III. Die künstliche Formung der öffentlichen Meinung durch die Merbeakte. Aus welchen Quellen entspringt eigentlich die öffentliche Meinung? Ist sie immer und ausschließlich ein Ergebnis be wußter Werbung? Wir haben schon wiederholt von Werbe akten gesprochen, durch die das öffentliche Meinen in ein be stimmtes künstliches Bett geleitet werden soll und auch tatsäch lich meist geleitet wird. Entsteht neue Meinung nur durch neue Werbung oder auch aus anderen Ursachen? Die Frage ist des halb höchster Beachtung wert, weil wir die öffentliche Mei nungsäußerung nur dann richtig beurteilen können, wenn wir sie auf ihre kraftspendenden Wurzeln zurückverfolgen können. Jede vorhandene Meinung trägt Werbecharakter. Sie hat das Bestreben, anerkannt zu werden, sich durchzusetzen. Muß sie des halb aber auch durch eine Werbung entstanden sein? Wenn wir unsere Selbstbeobachtung zu Hilfe nehmen, so werden wir das in den meisten Fällen bejahen. Wir sind meist nicht erst selbst zu der betreffenden Ansicht gekommen, wir sind irgendwo auf sie gestoßen und haben sie uns mehr oder minder bewußt und in mehr oder minder starker Abwandlung zu eigen gemacht. Man hat auf irgendeine Weise, sei es durch Rede oder Schrift oder auf noch anderen Wegen unsere Vernunft und unseren Willen umworben. Muß also nicht doch irgend jemand ein-