Suche löschen...
Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 22.09.1900
- Erscheinungsdatum
- 1900-09-22
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1666408611-190009222
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1666408611-19000922
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1666408611-19000922
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungRiesaer Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1900
- Monat1900-09
- Tag1900-09-22
- Monat1900-09
- Jahr1900
- Titel
- Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 22.09.1900
- Autor
- Links
-
Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
Person«»' -dnFmM«! H« SGtzt LeiSni» »«ItiM weide». Weintraube. Der Zimmermann Moritz Vetter» Mw« Serkowttz befand sich Sonntag Nachmittag im hiesigen Vrchvhofsrestaurant, wo er mit mehreren Bekannten «ar- te» spielte. Gegen 6 Uhr verließ er das Zimmer und bat eine« Arbeitskollegen, inzwischen für ihn weiter zu spie- Le». Bald darauf sah ein anderer Arbeiter BetterS in eigenartiger Weise aus einem Stuhle außerhalb der Bahn- hHsräume sitzen, weswegen er ihn anredete, aber leider entdecken mußte, daß er todt war. Tin Herzschlag hatte den Unglücklichen so plötzlich aus dem Leben gerissen. Er wurde in seine Wohnung gebracht. X Dresden. Die vom BrzirkSobstbauvereiu zu Dres den geplante Obstausstellung, welch« in den Tagen vom 3. bis mit 5. Oktober d. I. im Saale der Saldschlößchenbrauerei auf der Schillerstraße stattfiudet und mit der gleichzeitig ein großer Obstmarkt verbunden sein wird, ist, nachdem nunmehr alle gründ- liegenden Arbeiten erledigt, jetzt vollständig gesichert. Obgleich die Ausstellung nur für Mitglieder des BezlrkSobstbauvereinS Dresden offen ist, laufen doch ziemlich zahlreiche Anmeldungen zur vetheiligung ein und der Andrang zum Obstmarkt, zu dem jeder Obstproduzent seine Früchte senden kann, verspricht ein recht reger zu werden. Im Interesse der glatten Erledigung aller Arbeiten wäre eS deshalb sehr wünschrnSwerth. wenn An meldungen zur Obstoutstellung sowohl als auch zum Obstmarkt möglichst bald erfolgten. Die nöthigen Unterlagen hierzu find bereits in großer Anzahl verschickt worden und Herr A. Grunert, DreSden-N , Bautznerstr. 63, der Vorsteher der Geschäftsstelle für di« Ausstellung, ist gern zu Rath und Auskunft er- bölig. Dresden. Zu der Notiz, nach welcher in Triest wegen FelddicbstahlS ein junger Mann angehalten worden ist, der sich Otto Max Dietrich genannt und mit der von der Dresdner Gerichtsbehörde wegen achtfachen Mädchenmordes steckbrieflich verfolgten Person identisch sein soll, wird gemeldet, daß nach de« angestellten Erörterungen eS sich hier um den 28 Jahre asten geisteskranken Arbeiter Max Otto Dietrich von hier handelt. Gegen denselben liegt weder ein Steckbrief vor, noch beruht die Mittheilung von dem achtfachen Mädchenmorde auf Wahrbeit. ' Bautzen, 20. September. AIS gestern Nachmittag der GaflhofSbesitzer Andreas.OSkar Lipke auS NeuschirgiSwalde mit seinem Geschirr von Rosenhain nach Sohland fuhr, scheute plötz- Pch daS Pferd und raste die Straße entlang. Bei einer Bie gung derselben wurde Lipke auS dem Wagen geschleudert und -so schwer am Kopfe verletzt, daß sich seine sofortige Unter bringung im Stadtkrankenhause zu Bautzen nöthig machte. Lipke, rrst 24 Jahre alt und seit zwei Jahren verheirathet, ist heute borgen infolge Schädelbruchs und Gehirnerschütterung ver- jwrben. Annaberg, 21. September. Infolge der Geldknapp heit haben auch die Sparkassen zu Annaberg und Buchholz sich genöthig: gesehen, den Zinsfuß zu erhöhen. Die Annaberger Sparkasse erhöhte denselben für Spareinlagen von 3 auf 3»/, und die Buchholzer Sparkasse von 3 auf 3,6 Proz. Für Aus leihungen berechnen beide Kassen 4>/, Proz. Lunzenau. Der sechsjährige Knabe deS Sandgruben arbeiters Seidler in Cossen verunglückte dadurch, daß eine be deutende Sandwand einstürzte und ihn begrub. Nach langem Mühen fand man die kleine Leiche mit vollständig zerdrücktem Körper. Tirpersdorf i. V., 20. September. Noch längerer Zeit der Ruhe erschütterte Mittwoch ein gewaltiger Erdstoß Nach mittags 1 Uhr wieder den Erdboden; die Richtung dex Be wegung war von Süd nach Nord. 10 Minuten später wieder volle sich die Erscheinung in verminderter Stärke. Der erste Stoß gehörte mit zu den heftigsten des lausenden Jahves. Auerbach. Die feierliche Einweihung und Eröff nung her Volksheilstätte für weibliche Lungenkranke „Ca- rolagrün" ist Mitte Octobcr zu erwarten. Der Tag wird von Sr. Maj. dem König selbst bestimmt. Man giebt sich der Hoffnung hin, daß — wie bei der Eröffnung der Volksheilstätte „Albertsberg" --- auch, diesmal das Königs paar die Feier durch seine Anwesenheit auszeichnen wird. Aus dem Reiche und Auslande. Tas leichtsinnige Fortwcrfen von Obstresten auf das Trottoir hat wiederum in Berlin ein blühendes Men schenleben gefordert. Tie 21 jährige Pflegetochter des Bau unternehmers Plath zu Groß-Lichterfelde war vor etwa ^zehn Tagen in Berlin über achtlos hingeworfene Pflau- menkernc ausgeglitten und hatte, da sie mit dem Hinter kopfe schwer auf das Trottoir aufschlug, eine starke Ole- Hirnerschütterung erlitten, die jetzt den Tod des bekla- genswerthen jungen Mädchens herbeigeführt hat. — Der schlechte Geschäftsgang in der Geraer Industrie scheint sich auch in wirthschaftlicher Beziehung mehr und mehr bemerkbar zn machen. Bis November stehen beim dor tigen Amtsgerichte 15 Zwangsversteigerungen von Wohn häusern rc. an. — In. Mühlbach bei Eger fuhren ein Müller und dessen Knecht mit einem mit zwei Pferden bespannten Wagen in den Wald, wobei sie in die Nähe eines großen Wespennestes gcriethen. Die aufgestörten Infekte» fielen wüthend über Menschen und Thiere her, die arg zugerichtet von der gefährlichen Stelle zu ent kommen suchten. Ein Pferd wurde von den Wespen so zerstochen, daß es nach einiger Zeit zusammenbrach und verendete. — Wie gefährlich der Genuß der Beeren des schwarzen Nachtschattens ist beweist nachfolgender Fall: Das kleine 3jährige Töchterchen einer Familie in Gotha hat vor einigen Tagen in Folge des Genusses dieser Beeren einen schweren, schmerzvollen Tod gefunden, trotz dem der schnell herbeigerufene Arzt sofort gegengiftige Lrzeneien angeordnet hat. — Sclstvere Brandwunden durch eine Benzinexplosion erlitten gestern in Berlin die 18- Hlhrigen Arbeiterinnen Klara Thiclemann und Martha Albrecht. — St» ebenso un-ewüWltcher wie schrecklich« Unfall ereignete sich zu Oberlahnftet« 1« Ver Rhein provinz. Ter 30jährige Bremser Schwalm befand sich in einem Packwagen, der auf einem Nebengleise stand und nicht zu einem Zuge gehörte. Beim Rangiren gerieth eine Anzahl Wagen, die sich in schneller Fahrt befanden, duüh Versagen eines Hemmschuhes in das Gleis, auf dem der Packwagen stand. Ein Beamter rief deshalb „Borsicht" was Schwalm veranlaßte, den Kopf zur Wagenthür htn- auSzustecken, um sich über die Bedeutung dieses Rufes Klarheit zu verschaffen. In demselben Augenblick rann ten die rangtrten Wagen auf den Packwagen auf, eS gab einen ungeheueren Ruck, sodaß die Thür des Pack wagens mit fürchterlicher Gewalt zugedrückt und dem Schwalm der Kopf vom Rumpf« getrennt wurde. Bericht über die Sffotltche Sitzuug de» R. Schöffe» Gericht» zu Riesa am IS. September 1S00. 1. Ein« von den Behelligten jedenfalls unerwarteten Aus gang nahm die Hauptverhandlung in der Straffache gegen die in R. wohnhaften uoch jugendlichen Arbeiter a. E. R. H., ver heirathet und wegen gleicher Delikte bereits vorbestraft, b. F. M. W., ledig und noch nicht bestraft, o. F. W. E. W., ledig und wegen gleicher Vergehen vorbestraft. Die Angeklagten be traten am Abend deS 1. Juli cr. in Gemeinschaft mit einer Anzahl anderer junger Leute in bereits angeheiterter Laune dm Saal de» Gasthofe» zu M, woselbst sie sich, zum Thell wenigsten», an der daselbst stattfindenden Tanzbelustigung beteiligten. In immer übermüthiger gewordmer Laune brüllten und tobten dir Angeklagten bald derart, daß ihnm ihr Gebühren von dem dm Polizeidirnst verrichtenden Grmeindebeauftragtm untersagt werden mußte, welchem Gebote jedoch keineswegs Folge geleistet wurde. Ein angebliche- Zerwürfniß mit dem Tanzordner veranlaßte den Angeklagten zu u. einen Stuhl zu ergreifm und diesm mitten unter die Tanzenden nach dem Tanzordner zu werfen. Beim Ergreifen eine» zweiten Stuhle» wurde er von dem Aufsicht führenden am Werfm dadurch gehindert, daß dieser dm Stuhl festhielt, der Angeklagte drang deshalb aus dm Aussichtführenden ein, eS kam zu einem Handgemmge, wobei der letztere zu Falle kam und eine stark blutende Kratzwunde im Gesichte erlitt. DaS Werfm mit Stühlm nahm nunmehr seinen Fortgang und eS sind hierbei nicht weniger denn 26 Stühle beschädigt, zum Theil gänzlich -erbrochen worden. Der Aufenthalt im Saale war geradezu lebensgefährlich geworden, der Tanzordner, nach dem die Angeklagten fahndeten, hatte sich nach dem Bodenraum ge flüchtet und sich dort verborgen gehalten. Nachgewiesenermaßen haben sich an diesen Vorgängen alle drei Angeklagte betheiligt, ebenso habm sie den wiederholten Aufforderungen d.-S Wirthes wie auch de» Aufsichtführenden zum Verlassen deS SaaleS sowohl, als auch de» Gastzimmer- und der Küche, in welche sie schließlich eingedrungm waren, nicht Folge geleistet. Der Vorgang hatte derartige Dimensionen angenommen, daß dem Wirthe nichts andere» übrig blieb, al» schon um >/,11 Uhr da» Tanzvergnügen zu schließen und daS Licht im Saale auSzulöschen. Trotzdem hat es eine Anzahl der Krakehler, unter ihnen der Angeklagte zu a , versucht, nachdem sie den Saal verlassen hatten, nochmals in denselben einzudringen, indem sie eine von der Straße in denselben führende Eingangsthür mit Gewalt eindrückten und dadurch stark beschädigten. Das königl. Schöffengericht sühnte diese Rohheiten mit wohlverdienten Freiheitsstrafen und zwar erkannte dasselbe gegen die Angeklagten wegen gemeinschaftlich von ihnen begangener ungebührlicher Erregung ruhestörenden Lärms und Verübung groben Unfugs, wegen Werfens mit harten Gegen ständen auf Menschen und wegen gemeinschaftlich begangenen Hausfriedensbruchs (gegen den Angeklagten zu a außerdem wegen Sachbeschädigung nach 8 303 deS R.-St.-G.-B.) nach den 8Z 360". 123» i. V. m. 88 47. 74. 77 des R-St.-G.-B. gegen den Angeklagten zu u auf eine Gesängnißstrafe von 3 Monaten 1 Woche und eine Haftstrafe von 7 Wochen, gegen die Angeklagten zu d und o auf je 3 Monate Gesängniß und je 7 Wochen Hast. 2. Der Fleischer und Wirthschaftsbesitzer C. E. R. R. zu Kl -Z. war beschuldigt, am 11. April cr. 9 Stück Petroleumfässer i. W. von 40 Mk. 50 Pfg, der Deutsch- Amerikanischen Petroleum-Gesellschaft gehörig, die derselben bei dem etngelretenen Hochwasser der Elbe weggeschwommen und von ihm in Gemeinschaft mit Anderen anfgefischt waren, unterschlagen zu haben. Der Angeklagte bestritt zwar die Absicht einer rechts widrigen Zueignung, nach dem Ergebniß der Beweisaufnahme gelangte daS Schöffengericht aber dennoch zu einer Verurtheilung und erkannte nach 8 246 deS R.-St.-G.-B. unter Annahme mildernder Umstände auf eine Geldstrafe von 60 Mk , an deren Stelle im Falle der Uneinbringlichkeit 14 Tage Gesängniß zu treten haben. S. Der Begehung deS Haussr edenSbruchs, deS Widerstands gegen die Staatsgewalt und der Beamtenbeletdigung war angektagt der vorbestrafte Klempnergefelle A. R. D. auS M. Am 14. August begehrte der bei dem Klempnermeister W. in R. in Arbeit stehende Angeklagte plötzlich von dem in Abwesenheit deS Meister» die Aussicht in der Werkstatt führenden Sohne desselben seine Papiere. Der MeisterSsohn bedeutete ihm, er könne ihm dieselben nicht auShändigen, da er hierzu kein Recht habe, cr müsse sich schon gedulden, bi» der Meister zurückkehre. Hierüber aufgebracht, fkandalirte der Angeklagte in erheblicher Weise, sodaß ihn der MeisterSsohn mehrfach zum Verlaßen der Werkstatt aufforderte. Da er dieser Aufforderung nicht Folge leistete, wurde ein Schutzmann herbeigerufen und da er auch dessen Aufforderung zum Verlaßen der Werkstatt unbeachtet ließ, mußte seine Entfernung gewaltsam erfolgen, wobei ihm schließlich die Arretur angekündigt wurde. Selbstvrrstüpdltch widersetzte er sich diesen Maßnahmen durch Umsichschlagen und Einstemmen mit den Füßen, ja er ließ sich sogar herbei, dtn Schutzmann mit erhobenem Stocke zu bedrohen, um ihn zu schlagen. Auf dem Transporte nach der Polzriwachr fehlte e» auch nicht an den gröblichsten Beleidigungen gegen den Beamten. E» erfolgte die Verurtheilung de» Angeklagten nach den 88 123», 113. 185. 1V6 de»R.-St.-G^B. zn 6 Wochen Gefängniß wovon 2 Wochen durch die seit dem 15. August erlittene Untersuchungshaft al» verbüßt gelten. Dem Schutzmann wurde die Besugniß zugesprochen, eine UrtheilSauSferttgung, soweit dieselbe die Beleidigung betrifft, nach ekngetrckiner RechBkrnft de» ztvck Wvch» ^«1 v» der BckmmtmnchnnAStnfck tze» RithhanslS zn Ries« D» UnRrmG In örtnGen. ck» W^gen gestihrkicher KörperveckchmrG wurde der »eg« Du weiter Entfernung seine» jetzigen Wojnort» vmn Er scheine« zur Hauptver Handlung entbundene, bisher nnteftrnste Hausdiener E. I., -. gt. der Begehn«« der That I» R. wohn haft. »ach , 223». 223 de» R-St.-G^v. mttrr ««nähme mildernder Umstände zn einer Geldstrafe von 10 Mk, an dimn Stelle im UneiubringlichkeitSfalle 2 Tage Gefängniß zn treten habe«, verurtheilt. Der Angeklagte war an genannten» Tage Abmd» in einem Restaurant zu R. mit einem Andere« in einen Wortwechsel gerathen, hatte diesen daun auf der Straße a«s- gelauert und, al» er an ihm vorbelgegangen war, ihn mit einem harten Gegenstände, jedenfalls einem zugeklappte» Taschenmesser, einige Male auf den Kops geschlagen. Äe hierdurch entstände« en Verletzungen waren nur drei unerhebliche Hautwunden. 8. Der 51 Jahre alte und vielfach vorbestrafte Schlossergeselle F. W. N. au» C. wurde wegen Betteln» nach 8 360" deS R.-St.-G.-B. zu 1 Woche Hast verurtheilt. «. Die Prtvatllog« de» Guts besitzer» E. I. zu U. gegen die M. CH. vrrw. K. geb. H. zu G, wurde nach Schluß der Beweiserhebung bei der Aussichts losigkeit aus Erfolg von dem Privatkläger zurückgezogen. V. I« der Privatklagsache der HammerarbeiterSehefrau W. zu R. gegen den Arbeiter H. K. daselbst schloffen die Parteien vor Eintritt in die Hauptverhandlung einen Vergleich. 8. Vermischtes. Die Weiße Frau. Die Berliner Wochenschrift „Ter Bär" erzählt: Während der letzten Regicrungsjahre Friedrich Wilhelms I. zeigte sich des Nachts wiederholt die Weiße Frau im Berliner Schloß, in dem damals di« Gemahlin des Markgrafen Philipp von Brandenburg- Schwedt krank darniederlag. Als diese nun starb, sprach es ganz Berlin öffentlich aus, daß die Erscheinung der Weißen Frau ihren Tod prophezeit habe. Einen General verdroß es jedoch, daß drei Soldaten seines Regiments bei diesen Geistererscheinungen die Wache im Schloß ge habt hatten und darauf schwuren, sie hätten mit ihren eigenen Augen das Gespenst gesehen. Er ließ sie rufen und vor dem Auditeur ein förmliches Verhör mit ihnen an stellen. Sie gaben Folgendes zu Protokoll: „Wir sahen in den namhaft gemachten Nächten kurz vor dem Tode der Markgräfin nahe bei deren Zimmern die Weiße Frau, wie sie, von Kopf bis zu den Füßen weiß gekleidet, einen brennenden Wachsstock in der Hand, einen Schlüsssetbund an der Seite rasch an uns vorüberging. Ties geschah in der ersten und zweiten Nacht bald nach zwölf, in der drit ten und letzten Nacht kurz vor ein Uhr." Verdrießlich schrie der General: „Kerls, warum habt Ihr sie denn nicht angerufen, wie es Eure saüermentsche Pflicht war?" Darauf schwiegen zwei der Soldaten, der dritte aber sagte: „Excellenz, ich habe der Exscheinung ein „Halt, wer da" zugebrüllt, aber darauf ist sie vor meinen Augen in den Bodev gesunken." Ter General zuckte mit den Achseln; er wußte nicht, wie er sich die Sache erklären sollte. Zu fällig hörte der Hofprediger Gronau von dieser Spukge schichte und fand auch sogleich des Räthsels Lösung. Seine Nichte, Fräulein Adler, war Kammermädchen bei der ver storbenen Markgräfin gewesen und hatte ihm kurz vor dem Tode erzählt: „Einen fürchterlichen Schreck hatte ich in der vergangenen Nacht. Kurz vor ein Uhr holte ich, ein Licht in der Hand, aus einem nahen Zimmer Erfrisch ungen für meine kranke Herrin, da brüllte mir die unver nünftige Schildwache ihr „Halt, wer da!" in einem so fürchterlichen Tone zu, daß ich vor Sreck in die Knie sank und beinahe die Schloßtreppe hinuntergefallen wäre. Ich begreife nicht, warum sie mich gerade diesmal anschrie, nachdem sie mich in den beiden vorangegangeneu Näch ten unbehelligt hatte passiren lassen. Ich war aber auch so böse auf sie, daß ich gar nicht antwortete, sondern, nachdem ich mich von meinem Schreck erholt hatte, ruhig meines Weges weiter ging." Gronau eilte sofort zu seiner Nichte, nahm sie mit zu jenem Auditeur und ließ ihr die über die spukende Erscheinung aufgenommenen Akten vor legen : Alles, jeder Nebcnumstand paßte. Fräulein, Adler hatte, ohne es zu wollen, die Weiße Frau gespielt! Neueste Nachrichten u. Telegramme vom 22. September 1900. )( Berlin. Die „Nationalliberale Korrespondenz" schreibt: Die erwartete Kanalvorlage ist sogut wie fertiggesiellt. Die Vor lage wird als einen ihrer Hauptbestandtheile ten Mittelland kanal enthalten. Daneben aber ist speziell für die östliche Hälite der Monarchie eine Erweiterung der Kanalprojekte in Vorschlag gebracht. )( Paris. AuS Anlaß deS bevorstehenden Festmahls der Bürgermeister unterbreitete der Justizminister dem Präsidenten Loubet ein Begnadigungsdekret, in dem 166 Straferläße ver fügt werde«. Dreißig Blättern aller Parteirichtungen kommt dieser Gnadenerlaß zu Gute. — Präsident Loubet richtete an den KriegSminister ein Schreiben, in welchem er seine Befrie digung auSsprtcht über die Ausbildung, die Manneszucht, die Hingebung, die Ausdauer und da» Pflichtgefühl der Truppen wovon sie bei den Manöver« einen Beweis gegeben hätten. rr Sofia. Anläßlich der Einführung deS Zehnten kam es in mehreren Ortschaften bei Varna zu ernsten Unruhcn; ei» starke» Milltäraufgebot ist dorthin abgegangen. X London. Dem Reuterbureau wird au» Auckland ge meldet, daß der Gouverneur von Tahiti am 21. August von den Inseln Rurutu und Tutuai auf Verlangen der Bewohner für Frankreich Besitz ergriffen hat. » London „Globe" -neidet au» Konstantinopel vom 19. September über ein Gefecht, daß am 15. September an der türkischen Grenze zwischen russischen Truppen und Türken stattgrfunden hat. Die Russen verloren fünf Todt«; während die Türken keine Verluste hatten. Der Anlaß zn dem Gesecht ist ans lokale Streitigkeiten znrückzuführen. Der rnsfifchr Botschafter
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder