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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 04.11.1901
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1901-11-04
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19011104029
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1901110402
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1901110402
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- LDP: Zeitungen
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- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1901
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7842 zu beweisen. Die „Dubais" glauben, baß dies Ziel von Frank reich auch erreicht sei. Die „LibertL" glaubt bereits zu wissen, daß alle fremden Mächte, selbst die, die einen Augenblick ge sucht hatten, Constans matt zu setzen, jetzt alle eines Willens seien, Frankreich freie Hand zu lassen. Da Constans selbst er klärt hat, daß dieser Frankreich feindlich« Schachspieler am gol denen Horn der Vertreter Rußlands ist, so wäre also daraus zu schließen, daß diese, wie das Blatt erklärt, aus allererster Quelle stammende Mittheilung auf Rußland zielt. Deutsches Reich. * Vertin, 3. November. (VolkszLhlungSergcbnisse für Preußen.) Der „Reicksanzeiger"-Zusammenstellung der endgiltigen Ergebnisse der Volkszählung vom l. Tecember 1900 für Preußen ist unter Vergleichung mit den Zahlen der beiden voraufgegangenen Volkszählungen noch Folgendes zu entnehmen: Di« ortsanwesende Bevölkerung belief sich aus 34 472 509 Ein« wohner gegen 31 855123 im Jahre 1895 und 29 957 367 im Jahre 1900. Es hat also in der letzten fünfjährigen Zählungs periode eine Zunahme um 2617386 Einwohner oder 8,2 v. H. stattgefunden gegenüber einer solchen um 63 v. H. in der voraufgegangenen Periode von 1890 bis 1895. Bon den einzelnen Provinzen ist am stärksten bevölkert das Rhein land mit 5 759 798 (1895 5106 002) Personen; dann solgen Schlesien mit 4 668 857 (4 415 309), Westfalen mit 3187 777 (2 701420), Brandenburg mit 3108 534 (2821695), Sachsen mit 2 832 616 (2 698 549), Hannover mit 2 590939(2 422 020), Ost- Preußen mit 1996626 (2 006 689), Hessen-Nassau mit 1897 981 (1 756 802), Stadtkreis Berlin mit 1 888 848 (l 677 304), Posen mit 1887 275 (1828 685), Pomniern mit 1 634 832 (1 574 147), West- Preußen mit 1 563 658 (1494 360), Schleswig-Holstein mit 1 387 968 (1286 416) und Hohenzollern mit 66 780 (65 752) Einwohnern. Ja Ostpreußen hat also die Bevölkerung seit 1895 um rund 10000 abgenommcn, in den anderen Provinzen zugenommen und zwar am meisten im Rheinland um 654 000, in Westfalen um 586 000 und in Brandenburg um 287 000. Der Stadtkreis Berlin hat in der Bevölkerungsziffer die Provinz Posen überflügelt. Die männliche Bevölkerung belief sich im preußischen Staate aus 16 971425 (1895 15645 439), die weibliche auf 17501084 (16209 684) Personen, jo daß seit 1895 die männliche um 1325 986 oder 8,05 v. H., die weibliche um 1 371400 oder nur um 8,0 v. H. ge stiegen ist. Die stärkere Zunahme der männlichen Bevölkerung beruht auf dem Rückgänge der Auswanderung. Nach dem Ne« ligionsbekenntniß befanden sich unter der Bevölkerung 21 817 577 (1895 20 351 448) Evangelische, 12113 670 (10 999505) Katholiken, 139 127 (119 245) andere Christen, 392 322 (379 716) Juden und 9813 (5209) Personen anderer oder unbekannter Eon- fession. Die Zahl der Evangelischen hat hiernach in den letzten fünf Jahren um 7,7 v. H., die der Katholiken um 10,0 v. H., die der Juden nur um 3.6 v. H. zugenommen. * Berlin, 3. November. Der Vorstand des Post- assistentenverbandes hatte bei Herrn Staatssekretär Kraetke einen Empfang nachgesucht, da Befürchtungen laut geworden waren, nach dem Ausscheiden des Herrn v. Pod- bielski aus der Postverwaltung werde das friedliche Verhältniß zwischen Verwaltung und Verband eine Trübung erfahren und die Bekämpfung des Verbandes seitens der Postverwaltung wieder ausgenommen werden. Diese Befürchtungen sind durch den Empfang erledigt worden. Herr Kraetke erklärte der „Post" zufolge, daß er dem Verbände ebenso wohlwollend gegenüber stehe, wie sein Vorgänger, und betonte, er wolle vollste Harmonie in der Postverwaltung, die nur bei ungetrübtem Vertrauen dec Beamten zur Behörde und umgekehrt bestehen könne. Der Ver band könne hierzu nur beitragen, indem er mißverständliche Auffassungen berichtige und Jrrthümer aufkläre. So sei bei spielsweise die Nachricht durch die Tageszeitungen gegangen, daß beim Sekretärexamen die Prüfungsvorschriften ungebühr lich scharf gehandhabt würden. Das sei eine unzutreffende Behauptung. Wahrscheinlich sei die Vorbereitung verschiedener Herren, denen die zugemessene Zeit vielleicht zu knapp gewesen sei, ungenügend gewesen. Daß dabei der Erfolg den Erwar tungen nicht entsprechen konnte, sei leicht einzusehen. Wer das Examen machen wolle, müsse sich gründlich vorbereiten. Solle etwas erreicht werden, so bedürfe es stets der Anstrengung. Von einer übertriebenen Strenge bei der Abnahme der Prü fungen könne leine Rede sein. — Wie übrigens die „Deutsche Postztg." hört, steht es nunmehr endgiltig fest, daß durch den Etat für 1902 vom Reichstage die Mittel gefordert werden, um die anderweite Festsetzung der Gehaltsstufentafel der Post- assistentenclasse auf 1500, 1800, 2000, 2400. 2600, 2800, 3000 vom 1. April 1902 ab durchführen zu können. — Die Kaiserin hat dem Ausschuß, der auch in diesem Jahre die Absendung einer Glückwunsch-Adresse zu ihrem Geburtstage bewirkt hatte, zu Händen des Herrn Karl Gerold sen., Unter den Linden 24, folgendes Dankschreiben zugehen lassen: Auch in diesem Jahre haben sich Tausende von Berliner Bürgern auS allen Kreisen, die verschiedensten Anstalten und Vereine, Cor« porationen und Kriegervereine, verbände. Schulen und Fabriken vereinigt, um Mir ihre freundlichen Glückwünsche zum Geburtstage in einer kunstsinnig auSgestattcten Adresse darzubringen. Mich bat dieses Zeichen königötreucr und dantbarer Gesinnung, besonders in diesem Jahre der Trauer, tief bewegt, und Ich spreche sowohl dem für die Anfertigung der Adressen zusammen- getretenen Comitö, als den Unterzeichneten Meinen aufrichtigen und herzlichen Tank aus. Wenn unter Gottes Segen die Förderung christlicher LiebeSthätigkeit, die Pflege des religiösen Sinnes, sowie zahlreiche Wohllhätigkeitswerke in den letzten Jahren erfreuliche Fortschritte gemacht haben, so war es die treue, unermüdliche, «us Gott gerichtete Arbeit» welche nicht nur innerhalb unserer christ lichen Gemeinden gehegt und gefördert wurde, sondern auch das versöhnliche und brüderliche Zusammenhalten vieler Tausende aller Kreise und Stände, welche in der aus weiten Gebieten auszuübenden Nächstenliebe ihre Pflicht erkannten. Wenn in diesem Sinne Königshaus und Volk auch in unserer noch so viel Noth und Elend bergenden Reichshauptstadt weiterhin treu und fest zusammenstrhen, so wird uns Gottes Schutz und Hilfe niemals fehlen und die ge meinsame Arbeit wird unserem Volke ein dauernder Segen werden. Neues Palais, den 30. Ortober 190l. gez. Auguste Victoria, I. R. — In den „Alld. Bl." wird bekanntgegeben: „Tas hochverdiente Mitglied der Hauptleitung unseres Ver bandes, Herr Reichstagsabgeordneter l)r. Lehr, ist leider seit Monaten schwer erkrankt. Wir hoffen zuversichtlich, ihn bald wieder genesen zu sehen. Herr vr. Lebr wünscht aber, daß wir unseren Mitgliedern schon jetzt davon Mittheilung machen, daß seine Aerzte ihm erklärt haben, es erscheine ausgeschlossen, daß er die frühere aufreibende geschästssührende Tbätigkeit für den Verband wieder ausnehmrn könne. Dagegen sprechen wir die Zuversicht aus, daß Herr vr. Lehr noch lange im Ehrenamte eines Mitgliedes der Hauptleitung dem Verbände erhalten bleibt. Die Hauptleitung des Verbandes, vr. Hasse." — Daß in dem Reichshaushaltsetat für 1902 Forderungen für Maschinengewehr - Abt Heilungen enthalten sein würden, war um so eber zu erwarten, als schon im Etat für 1900 von der Absicht Mittheilung gemacht war, sämmt'iche Armeecorps mit solchen Gewehren auszustaiten, un<- zu diesem Zwecke Abtheilungen zu bilden, die je einem Jäger- und In fanterie-Bataillon in derselben Art, wie die Escadrons Jäger zu Pferde den Cavalleric-Rezimentern ungegliedert werden sollen. Es handelt sich also nicht um eine völlige Neuerung, sondern um die Fortführung einer schon ergriffenen militärischen Maßnahme. Seit dem 1. October d. I. giebt es auch bereits fünf solcher Maschinengewehr-Abtheilungen. Da dieser Termin von Anfang an in Aussicht genommen war, so brauchte auch nur ».re Hälfte der Kosten in den Etat für 1901 eingesetzt zu 'werden. Die Ein richtung selbst war so geplant, daß auf jede Abtheilunz 3 Offi- ciere, 9 Unterofficiere, 58 Gemeine und 43 Dienstpferde ent fielen. Es ist selbstverständlich, daß die Erfahrungen, welche bei der Einrichtung der Abtheil-ung gemacht worden sind, bei der Auf stellung der neuen Forderungen mit berücksichtigt werden. — JmNeichsschatzamt haben, wie dem „Fränk. Cur." von hier geschrieben wird, di« Vertreter der Reichsämter und der preußischen Ministerien, die an den Verhand lungen der Bundesrathsausschiisse über den Zolltarif theil- naihmen, drei Tage lang Besprechung abgehalten, um die Meinungsverschiedenheiten auszugleichem die sich bei der ersten Lesung im Vundesrathe ergeben haben. — Ter preußische Cultusminister hat den Nachgeordneten Behörden in einem Erlasse mitgetheilt, wie ein in diesem Sommer vorgekommener Unfall es erwünscht erscheinen lasse, daß an Apparaten und Nebenapparaten der Telephonanlazen in den Ge bäuden Warnungstafeln angebvacht werden, welche die Be nutzung des Telephons 'bei Gewitter und Ge witternähe verbieten. Der Minister hat gewünscht, daß, sofern noch erforderlich, dieserhalb das Weitere veranlaßt werde. — Wie wir hören, schweben zur Zeit Verhandlungen über eine Betheiligung der biologischen Abtheilunz des Reichs - gesundheitsamtes an dem Recht zur Niederlassung in der neuen Berliner Universitäts-Colonie Dahlem, wohin -unter Anderem auch der botanische Garten verlegt worden ist. — Die „Hamb. Nachr." melden, die in einigen Blättern auf getauchte Mittheilung, daß es sich bei der gegenwärtig im Bun- dcsrath befindlichen Vorlage bez. des Geheimmittel wesen s um den Entwurf einer Verordnung betr. die Regelung des Verkehrs mit Geheimmitteln handele, ist falsch. Eine solche Verordnung ist schon im vorigen Jahre erlassen und es werden jetzt die Ausführungs - Bestimmungen fertiggestellt. Sobald dies geschehen ist, tritt die Verordnung in Kraft. Man nimmt an, oaß dies Anfangs des nächsten Jahres der Fall sein wird. — Von den Ausführungsbestimmungen zum Fleischbeschaugefetze, die jetzt den Bundesrath beschäf tigen, sollen, wie die „Allg- Fleischer-Ztg." mittheilt, zunächst die Vorschriften über die Einfuhr und Untersuchung des auslän dischen Fleisches und Fettes fertiggestellt u-nd erlassen werden. Da der vom Reichsgesundheitsamte vorgelezte Entwurf dieser Ausführungsbestimmungen voraussichtlich im Bundesrcrthe nur unwesentliche Aeuderungen erfahren dürfie, ist die Veröffent lichung und das Inkrafttreten der das ausländische Fleisch und Fett betreffenden Anskührungsbestimmungen zum Fleisckbeschau- gesetze binnen Kurzem zu erwarten. — Die Blätter sind neuerdings vielfach auf die Geschickte des P r ii g c l - E r l a s s e s de» preußischen Unterrichtsministers zurückgekommen, und cs hat sich herausgestellt, daß die Verant wortung für den ersten Erlaß der frühere Unterstaatssetretär in dem genannten Ministerium tnrg. Die Stellung der Untcrstaats- sekreiäre in Preußen ist eine andere, als im Reicht. In Preußen sind die Unt-rstaatssekretäre nicht nur Dirigenten einer besonders wichtigen Abtheilunq des Ressorts und gelegentlich Stellvertreter des Ministers, sic haben vielinelir auch das Recht, den Letzteren im Ministerrathe zu vertreten und ihr Votum selbstständig abzugeben. Wenn auch jetzt wieder die Abzweigung der Medicinalabtheilung vom Kultusministerium empfohlen wird, so scheinen in letzter Zeit die Bedenken, die gegen eine solche Maßregel bestehen, nicht ge ringer geworden zu sein. Insbesondere wird der Wunsch in den Vordergrund gestellt, den Zusammenhang dcr Abteilung mit dem Nniversüätswksen in seiner historischen Entwickelung zu erhalten. — Der Lloyddampfer „Krefeld-- hat 175 altechinesische Bronzekano n en nach Deutschland gebracht, die seinerzeit auf den Mauern von Peking ihren Stand hatten. Die znm Theil gewaltigen Rohre wiegen bis zu 100 Centnern. Aus den daran angebrachten chinesischen Schriftzeichen geht hervor, daß sie 200—250 Jahre alt »nd in China von chinesischen Kanonen- gießereien unter Anleitung von Jesuiten l)ergestellt worden sind. Auch eine hölzcrncKanone befindet sich darunter. Ferner hat der Dampfer „Krefeld" eine größere Anzahl Lafetten, Fahr zeuge und Munitionswagcn der chinesischen Streitkräfte nach Deutschland befördert. Wie verlautet, sollen die nur weniger reich verzierten Stücke der kostbaren Bronze wegen demnächst zur Ein schmelzung gelangen, die übrigen dagegen als historisch wcrthvolle Kunstgegenstände dem Marine-Museum einverleibt werden. — Der Konitzer Proceß zieht immer neue gerichtliche Nachspiele nach sich. Wie die „Deutschsocialen Blätter" mit theilen, gedenkt Rechtsanw-al: De. Hahn in Charlott-enburg gegen den Bescheid des Ersten Staatsanwaltes in Sachen Levy'sBeschwcrdebeidemOberstaatsanwalte in Marienwerder zn erheben. — In dem Proceß gegen den Stuttgarter „Beobachter" wegen Beleidigung der deutschen Chinatruppen theilte der Ver treter der Anklagebehörde mit, daß nach einer ihm vom preu ßischen Kriegsministerium zugegangenen Mit- theilung noch gegen acht bis neun deutsche Zei tungen wegen Abdrucks der sogenannten Hunnenbriese Strafantrag gestellt worden sei. — Bei dem Reichskanzler und der Gräfin von Bülow sand am Freitag ein Diner statt» zu welchem unter Anderen der gegen wärtig hier weilende Botschafter in Waihingion voii Holleben, der bayerische Gesandte Graf Lerchenseld, der württembergische Gesandte Freiherr von Varnbüler, der Generaloberst Freiherr von Lo«" der Staatssekretär des Neichs-Poslamts Kraetke» der Unterstaatssekretär im Auswärtigen Amt von Müdlberg, die Geheimen Räthe Ham man», Klehmet und Conrad und der der Botschaft in Washington attachirte Kammerherr Freiherr von Herman Einladungen er- halten hatten. — Tas infolge des Ablebens der Kaiserin Friedrich verschobene Okdenscapitel zur Einweihung des Marienburger Hoch schlosses wird dem Vernehmen nach in Gegenwart des Kaisers und des Erzherzogs Eugen von Oesterreich, sowie unter Theiluahme der österreichischen Deutschherrcn und der deutschen Johannitter-Ritter im Mai künftigen Jahres abgehalten werden. — Ter Bevollmächtigte zum Bundcsrath, sckaumburg-lippische Staatsministrr Freiherr von Feilitzsch, ist von Berlin abgereist. Königsberg» 3. November. Dcr Königsberger See canal, der am 15. November dem Verkehr übergeben wird, hat 6s-2 Meter Wassertiefe, und man erwartet von ihm eine große Umwälzung des Seeverkehrs mit der Stadt Königsberg. Denn die bisherige Fahrrinne im Frischen Hass betrug nur 3,77 Meter durchschnittlich und nöthigte alle Schiffe mit größerem Tiefgang zur Ableichterung. Diesem Uebelstande, der sich geradezu als Verkehrshindernis herausstellte, soll der neue Seecanal abhelfen. * Stettin, 3. November. Die „Pomm. Reickspost" wird aus ihrem Leserkreise um Veröffentlichung folgenden Aufrufs ersucht: Aufruf! Die pommersche Hockschule in Greifswold hat gegen die unerhörte Schmähung, die der englische Minister Chamberlain in öffentlicher Rede gegen Deutschland, die deutsche Armee und ihre Kriegsführung 1870/71 geschleudert hat, zuerst mobil ge- macht und die Professoren und Studirenden in flammendem Aufruf zu einer Protest-Versammlung zusammengernsen, die inzwischen schon stattgefunden hat. Wo bleiben die deutschen Krieger vereine, die in erster Linie berufen sind, die freche Verleumdung von Tausenden ihrer Mitglieder zurückzuweiien, die mit Ruhm und Ehren bedeckt aus dem glorreichen Feldzuge heimgekehrt sind? Eine große gemeinsame Protestversammlung sämmtlicher Kriegervereine Stettins und seiner Vororte sei die Parole! Der Urheber des Raubzuges in Südafrika soll wenigstens wissen, daß unsere tapferen Krieger ihre Ehre und den deutschen Namen nicht durch englische Unverschämtheiten besudeln lassen! Mehrere Mitkämpfer von 1870/71. Gnrsen, 3. November. Zu 300 Geldstrafe, eventuell 30 Tagen Gefängniß, wurde dieser Tage der P r o p st S kor <a ck i aus Orchow von der Gnesener Strafkammer verurtheilk. ÄS Vcrurthcilung erfolgte auf Grunv des tz 130 (Aufreizung ver- schieveiier Vevölkerunysclassen gegen einander). Propst Skorackr hatte dem Bauernsohne Franz Powala aus Myslontkowo während des Weihuachtsumganges ein Muttergottesbild geschenkt, auf dem gedruckt war: „Königin der Krone Polens." Dieses Bild fand man beim Militär in dem Militärpag des Franz Powala. Das Kriegsgericht in Gnesen vecuriheilte den Powala dafür zu drei Tagen Arrest. Powala räumte ein, dies Bild vom Pfarrer Skoracti erhalten zu haben. Darauf stellte die Staats anwaltschaft Strafantrag gegen den Pfarrer, der nun zu oben er wähnter Ge'Vstrafe verurtheilt wurde. Tie Verhandlung fans unter Ausschluß der Öffentlichkeit statt. * Hannovor, 3. November. Die Mitglieder der hiesigen s o c i a l d e m o k r a t i s ch e n, sogenannten Localcom- Mission, welche eine dauernde Liste derjenigen Wirthe im hiesigen Kreise veröffentlicht, die den Socialdemokraten zu Versammlungen u. s. w. den Saal verweigern, wurden vor hiesigem Landgerichte wegen „groben Unfugs" zu je 20 Geldstrafe verurtheilt, weil „durch die Boycottirung ein« Beun ruhigung weiterer Kreise und Gewerbe, besonders im Mrdhc- gewerbc, eintrete". In dcr ersten Instanz vor dem Schöffen gerichte war Freisprechung erfolgt. * Dortmund, 3. November. Bei dem schlechten Geschäfte gange in der Industrie -werden hier zahlreiche Arbeiter über flüssig. Die Landwirthschaftskammer der Provinz O st Preußen hat sich erboten, Leuten, die aus jener Provinz nach dem Westen gekommen waren, die Rückkehr in die Heimath zu ermöglichen. Sie erhalten freie Rückfahrt mit ihren Familien angehörigen, müssen sich aber verpflichten, mindestens zwei Jabre in dem neuen ländlichen Arbeitsderhältnisse a-uszuhalten. Tie Männer erhalten für ihre Arbeit auf den Gütern einen Baar- betrag von etwa 100 im Jahre, außerdem das Nöthige an Roggen, Weizen, Hafer, Kartoffeln u. s. w.; ferner wird -ihnen so viel Land gewährt, daß sie eine Kuh halten und Flachs an- bauen können. Am 1. November kchrten von hier aus -gegen 30 Familien zurück. Ein Beamter der Landwirthschaftskanmier holte die Heimkehrenden ab. --- Altenburg, 2. November. In Eisenberg lehnten die Stadtverordneten die Vorlage des Stadtraths über die geplante Umsatz steuer einstimmig ab. — InMeusel - w i tz plant der Gemeinderaih ebenfalls eine Umsatzsteuer. Gegen die Einführung der Steuer aber hat eine inZipsendorf von 600—700 Personen besuchte Versammlung Protest eingelegt. Die Versammlung mußte im benachbarten Zipsendorf tagen, weil in Meuselwitz zu diesem Zwecke kein Saal zu haben war. * WormS, 3. November. Bei der Stadtverordneten wahl siegte die Liste der nationallibcralen Partei mit großer Mehrheit. Die freisinnige Partei brachte trotz großer Anstrengungen für ibre Candidaten nur eine kleine <Äimmen- zcchl auf. * AuS dem Vlsas;. Wie der „Burgwart" mittheilt, soll o-it Burgruine Pfirt im Sundgau (Ober-Elsaß) restaucirt werden. Aehnlich, wie bei der Hohkönigsburg, -werden Rücksichten des erhöhten Fremdenverkehrs ins Feld geführt, um für den Platz Stimmung zu machen. 700 000 seien für den Bau erforver lick, deren Bewilligung vom Landesausschusse erwartet werde. Sollte jedoch der Antrag verworfen werden, so erfdlge die Be schaffung des Geldes auf dem Wege einer öffentlichen Sub- scription; ein Freund alter Denkmäler und Bauten habe schon eine Summe von 200 000 in Aussicht gestellt und -die Bearbei tung der Projecte übernommen. Oesterreich-Ungarn. „Solvatcugräbcr vom Jahre 1866". k'. Wie», 2. November. Die am St. Marrer Fried hof e befindlichen sächsischen und österreichischen Soldatengräber vom Jahre 1866, welche seit vielen Jahren zum Allerheiligen und Allerseelentage von dem Wiener Bürger Franz Wagner im 2. Ge meindebezirke geschmückt werden, wurden auch dieses Jahr zu Allerheiligen uns Allerseelen auf das Schönste geziert. Belgien. Vom Hofe. * Brüssel, 3. November. Der Kö cig begab sich Nach mittags in das Pala-rs des Prinzen Albert. Die Bevölke rung bereitete ihm Ovationen, die Menge rief: „Es lebe der König!" Er wurde von dem Adjutanten des Prinzen, Oberst Jungbluth, empfangen, der meldete, daß Alles gut verlaufen sei. Im Vestibüle begrüßten zahreiche Mitglieder der Presse den König mit den Rufen: „Es lebe der König!" Der Monarch, der seine Freude nickt verbergen tonnte, dankt« lächelnd. Der König wurde sodann von dem Grafen und der Gräfin von Flandern und dem Prinzen Albert empfangen- Die Begegnung w-ar sehr -bewegt; der König umarmte unter Bekundung großer Freude den Prinzen Albert, sowie den Grafen und die Gräfin von Flandern. Der König nahm Pathenstelle an. Orient. * Athen, 3. November. Die Deputirtenkammer ist zum 12. d. Mts. einberufen worden. kammer und zuweilen auch Langeweile und Sehnsucht in die Ferne. Und das wieder jcchraus, jahrein — immer dasselbe, bis sie alt und grau war. „Ja—-a!" Sie seufzte mehreremals tief auf. Aber noch waren es ja drei Wochen. Und nun lächelte sie wieder. Einige Tage später erhielt Lisbeth den ersten Brief von Fritz. Sie weinte und lachte darüber. Er lautete: „Liebes Liesing! Du hast ein Bild vor meine Augen gemalt, das mich Tag und Nacht verfolgt. Es ist das Bild meiner Träume. O dieses Berlin! Aber wie es jetzt auch mit mir sicht — einmal komme ich doch hin, und wenn ich durchgehen müßte. Das wird dcr Alt« schon sehen. Letzten Sonntag hat's wieder mal Scandal gegeben. Sc! nur froh, daß Du nicht da bist. Ich bin ihm zu spät nach -Hause gekommen; ich soll überhaupt nicht so ost nach Klützow laufen. WaS soll ich denn blos am Sonntag zu Hause machen? Bei Gott, ich habe kaum drei Gläser Bier getrunken . . . ich habe m«in Wort gehalten. Aber dem Alten kann man's nie recht machen. Ein Hundeleben! Keine geistige Anregung, kein ideales Streben — immer Mist und Vieh! DaS Boecklin'sche Bild, von dem Du mir schreibst, habe ich in einer Zeitschrift gesehen ... Ja, dcr kann freilich was! Ach, wenn ich Maler werden dürfte! Ich sehe auch manchmal solche phantastische" Figuren im Geiste. Uebrrhaupt — ich wollt'- der Welt schon zeigen! Ein« Neuigkeit — der Inspektor ist schon wieder mal fort. Du kannst Dir den Grund ja denken: kleine Differenzen zwischen 'dem Stoppelhopser und unserem lieben Papa, wobei es von dessen Seite beinahe zur Prügelei kam. Dies« Kerle geben aber immer nach — ekelhaft feige! Wenn ich nicht sein Sohn wäre, ich wollte ei ihm geben, wenn er's mit mir so machte! Nun hat er keinen Jnfpector — nun muß ich 'ran! Pfui Teufel) Jeder Mensch -hat doch einen inneren Trieb ... Ich hab' nun mal keinen für Ochsen und Säue. Aber daß Du so wundervolle Sachen siehst in Berlin, das freut mich riesig. Dadurch habe ich jetzt einen Dorgenuß, bis ich einmal selber hinkomme. Papa flucht den ganzen Tag in mich hinein, daß ich ihm soll den Jnfpector ersetzen. Aber was ich mache, -ist nicht recht. Papa ist überhaupt komisch . . . Dich will er zur alten Jungfer machen, und mich hätte er beinahe geschlagen, weil ich neulich Mieken ein bischen in die Backen kniff . . . vielleicht habe ich ihr auch einen Kuß gegeben. Dabei kann ich nun gar nichts finden. Ach so, das durfte ich Dir eigentlich nicht schreiben. Daß Du ihm das angethan hast und nach Berlin gegangen bist, über diese „Pflichtvergessenheit" schimpft er den ganzen Tag. Wir wären „herzlose" Kinder... Ist das nicht groß artig? Na, mit der Feder mag ich meinen Gefühlen nicht Ausdruck geben. Du solltest Dich ja nicht unterstehen, etwas vom Verloben oder Verlieben hören zu lassen. Ich dachte mir aber, er braucht sich nicht zu ängstigen. Wenn Eine: zu uns herkommt, schnappt er doch gleich wieder ab- Na, mir wär's auch nicht angenehm, wenn Du mich mit dem Alten allein ließest. Ich sehne mich unendlich, bis Du wieder bei mir bist. Bist Du doch der einzige Mensch, dem ich sagen darf, was ich denke, und was mich drückt. Schaue Dir nur Alles Schöne an, damit Du recht viel erzählen kannst! Der Alte schimpft über Dein« Briefe . . . lauter Ver gnügungssachen ständen drin, Du würdest jedenfalls ganz ver dorben und verwöhnt zurückkommen. Es ist eine —s-and-e! Als ob rin Prachtmädel, wie Du, nur für die Küche und die Milchkammer da wäre! Ich küsse Dich innig und zähle die Stunden, bis Du wieder- kommst. Dein treuer Bruder Fritz. ?. 8. Mein Versprechen habe ich wirklich gehalten. Ehren wort! — Den Mädchen geht es auch sehr schlecht. Papa sucht ihnen immer die Taschen aus, ob sie nichts aus der Speise kammer gemaust haben. Großartig — was? Herr Platen führte die Damen ins Museum. Aber er kielt es für unbedingt nöthig, noch einige Male hinzugehen. Denn man könne doch schließlich die Damen nicht durch einen zu langen Besuch ermüden. Er wußte übrigens recht schön Bcsckeid, und Lisbeth staunte geradezu über seine Kenntnisse. Aber dann führte er sie in ein Weinrestaurant, und sie früh stückten ausgezeichnet, wobei es sehr lustig bei Caviar, Austern und Scct zuging. So durchstreiften sie fast eine Woche lang das alte und neue Museum, das Hohenzollern-, das Völker- und das Kunstgewerbemuseum, und stets endete es mit Sect und Austern Lisbeth machte groß» Augen, wie di« Tante und Herr Platen mit dem Gelbe umgingen. Was das kostete! Wenn sie da an ihren Vater dachte, und wie der jeden Pfennig zweimal umdrehte! Natürlich wollte Jeder die Kosten tragen. Aber die Tante einigte sich bald mit Platen, und so bezahlte Jeder von ihnen abwechselnd. Ganz offenkundig machte er ihr jetzt den Hof, erschien jeden Tag mit einem neuen Vergnügungsprogramm; und als es kalt wurde, lief er mit Lisbeth Schlittschuh auf der reizenden Rousscau-Jnselbahn im Thiergarten. Er hielt es für seine Pflicht, erklärte er lachend, der Professorin die Sorge um Lis- beih's Amüsement abzunehmen. Uebrigens habe er ja im Grunde momentan nichts zu thun, und er sorge dabei nur für sein eigenes Vergnügen. So gab es ein lustiges Leben. Und wenn er nicht zum Thee oder Abends bei Böhmanns erschien, brachte er als „Revanche" für die Gastfreundschaft Theaterbillets für die Damen. Nach dem Theater gingen sie dann, ohne oder mit dem Professor, noch in irgend ein Nestaurant soupiren. Die Pro fessorin behauptete, einen besseren lunitro cke piaisir könne man sich gar nicht wünschen. Platen wunderte sich nicht wenig über sich selbst. Seit vierzehn Tagen ging er nun tagtäglich mit den beiden Damen „irgend wohin". Es machte ihm ja selbst Vergnügen; denn die Professorin war klug und lustig — ein fideler Kerl, und Lisbeth fand er mit jedem Tage reizender. Aber was sollte daraus werden? — Bah, hatte er nicht schon oft geflirtet. Man gefiel sich, cimllsirte sich in Ehren, und schließlich trennte man sich, ohne daß ein bitterer Nachgeschmack zurückblieb, nur eine angenehme Erinnerung. Darüber wollte er sich jetzt noch nicht den Kopf zerbrechen. Und ihr selbst, die bis jetzt so wenig vom Leben gehabt, schien der kleine Flirt ja Spaß zu machen. Immerhin war es ein gefährliches Spiel, und manchmal mußte er geradezu gegen sich ankämpfen, um sie nicht an sich zu ziehen und die weichen, festgeschlossenen Lippen zu küssen. Sie hatte etwas so Frisches, Natürliches, Unverbrauchtes, ohne jede gemachte Naivität, ohne Geistreichthuerei und Koketterie. Sie war klug und hatte Manches gelesen, noch mehr gedacht; aber sie prunkte nicht vordringlich damit und würde dem oberflächlichen Beobachter eher „simpel" er schienen sein. Alles an ihr war echt, keine falsche Platirung, keine Ueber- treibung. Sogar ihre Heiterkeit war abgedämpft; und so herz lich sie lachen konnte, die grauen Augen blickten doch meist ernst, fast wehmüthig in die Welt. Wohl eine Folge ihrer häuslichen Verhältnisse, von denen er durch die Professorin so Manche» erfuhr. Zuweilen dünkte es ihm begehrenswerth, ein hellstrahlendes, frohes Licht in diesen Augen zu entzünden. Aber er liebte seine schwer bewahrte Freiheit — er war ja ein Heirathsccmdidat eomruo il kaut — und hatte sich schon einmal selbst betrogen und betrügen lassen. Wie glühend hatte er damals geliebt; und doch war es wie ein Windhauch davongeflogen! Aber freilich nicht ohne Schmerzen, nicht ohne Unruhe und Wirrnisse hatte er die Fesseln abstreifen können, die man ihm angelegt. Damals hatte er sich geschworen, dem ersten Gefühl zu mißtrauen, lange zu prüfen und zu wägen, wenn es sich da innen wieder einmal regte. Und doch war er eines Tages, kurz vor: Lisbeth's Abreise, nahe daran, diese weise Vorsicht zu vergessen und eine, wie er es nachträglich nannte, „riesige" Dummheit zu machen. Er kam Abends in der Dämmerstunde zu Böhmanns, um ein versprochenes Buch abzugeben und bei einer Tasse Thee ein Stündchen zu plaudern. Lisbeth war allein; sic saß im Lehnstuhl am Fenster und träumte vor sich hin. Die Tante sei zu einem Kaffeeklatsch gegangen; und da sie sich bei so etwas immer langweilte, sei sie zu Hause geblieben. Sie reichte ihm mit freundlichem Lächeln die Hand, zündete schnell die Lampe an, breitete einen rothcn Schirm darüber und setzte sich dann scheu und verlegen in die Ecke des Sophas. Sie war noch nie allein mit ihm gewesen und hatte ihn ursprünglich abweisen wollen. Ueberall, selbst auf der Eis bahn, waren doch immer Menschen um sie gewesen und die Tante als Gardedame in der Nähe. Platen war natürlich entzückt, das liebe Mädchen endlich einmal allein zu finden. Da saß er ihr nun gegenüber und plauderte. Nicht scherzhaft wie sonst, mit lustigen Neckereien und Anspielungen, sondern leise und ernsthaft, wie es die trau liche Stimmung mit sich brachte. Er erzählte ihr von sich, von seiner Heimath, seiner Jugend, seiner Studienzeit, von seinen Reisen, seinen Plänen und Aus sichten, gerade als ob sie ein Recht darauf hätte, Alles zu wissen. Sie hörte ihm gespannt zu. Und dann fragte er sie aus. Ob sie ungern aus Berlin fortginge? Sie nickte mit einem großen, leeren Blick, als ob sie ihr ödes, unlustiges Heim vor sich erblickte. Sie sah wunderschön dabei aus. Der rothe Schein der Lampe Lberfluthete ihr zartes Gesicht und ihr Haar, so daß dic dicken Defreggerflechten wie eine rothe Goldkrone leuchteten. (Fortsetzung folgt.)
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