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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 09.11.1901
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1901-11-09
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19011109013
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1901110901
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1901110901
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1901
- Monat1901-11
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Anzeigen «Preis die 6gtfpalttne Pttitzeile Lü Reklamen unter dem Redactionsstljch (»gespalten) 75 vor den Famttieitnackx richten («gespalten) 50 Tabellarischer und Ztffernsatz entsprechend höher. — Gebühren fitr Nachweisungen und Lffertenannahme 85 (»xcl. Porto). Ertra-Beilagen (gefalzt), nur mit der Morgen-AuSgabe, ohne Postbesörderung ./L 60.—, mn Postbesörderung 70.—. Iinnahmeschluß für Anzeigen: Abend-Ausgabe: Vormittag« 10 Uhr. Morgen-Ausgabe: Nachmittags 4 Uhr. Bet den Filialen und Annahmestellen je »ine halbe Stunde früher. Anzeigen find stet- an die Expedition zu richten. Die Expeditton ist Wochentag« ununterbrochen geöffnet von früh 8 bi« Abend« 7 Uhr. Truck und Verlag von E. Polz in Leipzig. Sonnabend den 9. November 1901. S5. Jahrgang, Deutschland und der franMlch-türkische Couflict. Sowohl in der englischen als in der fran - zöfische« Press« gelangt anläßlich der französischen Expedition -und der Anwesenheit eines französischen Geschwaders vor der Insel Mytilene eine deutsch feindliche Stimmung zum markanten Ausdrucke. In Frankreich beklagt man sich sogar in tendenziöser Absicht über die angebliche unfreundliche Haltung der deutschen Presst hinsichtlich der französischen Expedition. Es wird indeß zum Beweise solcher Unterstellungen der französischen Publicistik unmöglich sein, auch nur ein einz^es deutsches Blatt von Bedeutung namhaft zu machen, aus dem eine Unfreundlichkeit gegenüber dem Trachten Frank reichs nach Durchsetzung seiner Forderungen in der Lorando-An gelegenheit, soweit diese Forderungen sich als berechtigt erweisen, sich herauslesen ließe. Im Gegenthei: Deutschland, sowohl die Ne gierung als die össentliche Meinung, hat von jeher der Türkei angerathen, diese Angelegenheit schleunigst zu ordnen, um einem etwaigen Konflikte vorzuoeugen. — Eine noch schärfere, spitzigere Sprache als die französische Presse, führt das einflußreichste eng lische Organ, die „Times". In den Ausführungen dieses Blattes verhehlt sich allerdings di« Absicht, Deutschland wieder die Kasta nien aus dem Feuer holen zu lassen, herzlichst schlecht. In einer der jüngsten Nummern der „Times" heißt es nämlich: „In dieser Angelegenheit vertherdigt Frankreich die Interessen von ganz Europa, mit Ausnahme Deutschlands, das in der Türkei stetig seine eigenen Interessen auf Kosten seiner euro päischen Nachbarn gefördert hat. Wenn es zu keinem wirksamen Eingreifen zu Gunsten der Armenier gekommen ist, so lag die Schuld hauptsächlich an der prahlerischen Weigerung Deutschlands, in irgend einer dem Sultan unangenehmen Angelegenheit «inen Finger zu rühren. Frankreich kann die ar menische Frage nicht allein aufwerfen, obschon Herr Delcass6 be wiesen hat, daß er ihr nicht gleichgiltig gegenüber steht; cs kann aber den Streit seiner eigenen Unterthanen aufnchmen und hat es gethan. Damit mag sehr wohl das Spiel, das die französische Regierung zu spielen beabsichtigt, begrenzt sein, jedenfalls sehen wir gegenwärtig nur den ersten Zug; es liegt kein Grund dafür vor, daß derselbe sich nicht wirksam erweisen, daher auch den letzten Zug darstellen sollte." In diesem letzten Satze suchen die „Times" die eigene Angst vor weiteren Schritten Frankreichs zu beschwichtigen und zugleich eine leise Drohung über den Canal zu schicken, die lauter und deutlicher in einem Londoner Briefe des „Matin" zum Ausdrucke gelangt, in dem es heißt, daß eine etwaige Besetzung Mytilenes doch nur „temporär" sein könne und man sich in England auch vei dieser temporären Besetzung der Loyalität Frankreichs ver sichert halten müsse! Das Bestreben d«r französischen und der englischen Presse, Deutschland aus seiner ruhigen, abwartenden Haltung, die sich aus der bisher beobachtenden Stellungnahme zu den jeweils auf- rauchenden „Mitt«lmeer"-Fragen von selbst ergiebt, herauszu locken, erweist sich als ganz nutzloses Bemühen. InRußland giebt man offen der Schadenfreude darüber Ausdruck, das eng lische Geschwader trotz des Erscheinens der französischen Flotte vor Mytilene ruhig in einem anderen Theile des Mittelmeeres kreuzen zu sehen. Charakteristisch aber für die englische Presse ist, daß sie diese wirkliche Unfreundlichkeit Rußlands gar nicht beachtet, während sie die deutsche Regierung wegen ihrer objek tiven Haltung mit allerlei Verdächtigungen überhäuft. W r suchen vergebens in den englischen Blättern, um zu sehen, wie sic etwa auf folgende Aeußerung der „Nowoje Wremja", die schon vor einer Woche erfolgte, reagiren: „Es ist zweifellos, daß die Entschiedenheit o.'r französischen Politik schnell ihr« Wirkung ausüben wird und bei dem Er scheinen dec französischen Panzerschiffe vor Mytilene alle For derungen Frankreichs von der Pforte befriedigt sein werden. Lcf.tere könnte uur in dem Falle ihre Hartnäckig!« i forlsctzen, wenn vor Mytuene gleichzeitig oder noch vor der französischen Panzerdivision ein anderes europäisches Geschwader erschiene, welches versuchte, wenn nicht dem französischen Admiral den Weg zu versperren, so doch ihm die Erfüllung der ihm von der französischen Regierung auferlegten Auftrages zu erschweren. In jenen Gewässern befindet sich gerade gegenwärtig rin bedeutendes englisches Geschwader, aber man kann hoffen, daß die Zeiten von Faschoda vorüber sind und die Engländer sich aus vielen Erwägungen nicht entschließen werden, ein innen ein mal geglücktes Experiment zu wiederholen." Es zeug) nicht einmal von freundlicher Gesinnung der russischen Press«, in diesen kritischen Tagen an Faschoda zu er innern, waS sowohl in Frankreich als in England unangenehme Gefühl« erwecken muß. Aber darüber geht man in beiden Ländern schweigend fort, während man hüben wie drüben des Canals eigentlich doch Deutschland zum Sündenbocke für alle Consequenz-en der fraglichen Expedition machen möchte. Der Krieg in Südafrika. Handel nn« Wandel tn den voerenstaaten. * lkapftadt, 15. Oktober. Der Handel in den beiden Boeren« staaten lag vor dem unglückseligen Krieg« zum größten Theile in Händen von Engländern, doch hatten Holländer und Deutsch« sich i» manchen Gegenden auch bereits achtbare Positionen geschaffen und waren auf dem besten Wege, Dank der Abneigung der Boeren gestln pst Engländer, dstsen mit der Zeit den Rang abzulaufen. Die Engländer vertraten vor allen Dingen den Großhandel. In Durban oder Capstadt hatten diese mit vielen Millionen von Pfunden arbeitenden Firmen ihren Hauptsitz, und unterhielten in den wesentlichsten Punkten der Boerenstpubliken Filialen, di« dort neben einem schwunghaften Großhandel auch schon Klein- handel trieben. In solchen Geschäften, welche gewöhnlich in hoch modernen Sperialhäusern untergebracht waren, konnte man alle» nur Denkbare für Gerd und gut« Wort« haben; von der 20pfer- diaen Lokomobile mit allen daran zu hängenden landwirtschaft lichen Maschinen, Pflug und Egg«, Hack« und Spaten, Mauser und Revolver, bis herunter zu Stahlfeder und Nähnadel. Die Preis« waren natürlich riesig hoch, besonder» bei LuxuS- gegenständen, denn alle Artikel mußten von Uebersee und Uber lange Bahnstrecken eingeführt und dann besonder» letztere noch tüchtig verzollt werden, aber in dem Goldlande spielten Preise gar keine Rolle, in dem Lande, wo der geringste Handwerker nicht unter ein Pfund Sterling pro Tag arbeitet«, und wo Buchhalter Minister-«--!»«! bezogen. Weiter als bis in die Städte gingen die Firmen selbst nicht, sie rüsteten aber Leute, die etwas Geld hatten, und die ein Ge schäft anfangen wollten, sehr gern mit Maaren aus und schickten sie damit in die entlegenen Gegenden, um sich dort an irgend einer mehr befahrenen Straße, oder noch besser an einer Kreuzung solcher Straßen, oder gar in einem noch entlegeneren Kaffernlande zu etabliren. Hierbei ist der englische Kaufmann durchaus nicht engherzig. Wenn so ein Anfänger, der natürlich gute Referenzen haben mußte, 300 Lstrl. anzahlte, dann erhielt er für 3000 Lstrl. Maaren nach der äußersten Bahnstation hingeliefert, Holz und Wellblech zum Bau eines Hauses obendrein, und dann konnte er per Ochsenwagen weiterziehen bis an die gewählte Stelle, und tonnte dort sein Glück versuchen. Sehr oft machten solche Leute denn auch prompt Pleite, wenn sie nicht verstanden, mit ihren Kunden umzugehen, und dann sah so ein Großkaufmann wenig oder gar nichts von seinem Eigcnthume wieder, aber die Falle, wo aus solchen kleinen Anfängen in -dem entwickelungsfähigen Lande blühende Geschäfte entstanden, die nicht selten ven Grundstock zur Anlage von Städten und Dörfern bildeten, überwogen doch bedeutend, und diese Durbaner oder Capstädter Handlungshäuser sind mit der Zeit gerade durch dieses Ausbreitungssystem ihrer Beziehungen durch das ganze Land zu Riesenfirmen heran gewachsen. Natürlich lag es im Interesse der Firmen, ihren «chützling so lange wie möglich oder gar für immer in Abhängig keit zu halten, oder andernfalls sich durch coulante Behandlung seine werthe Kundschaft zu sichern, und es ist dort Mancher, der ven richtigen Blick bei der Wahl der richtigen Niederlassungs stätte gehabtz und sich zu rühren verstanden hat, binnen Kurzem vom armen Teufel zum Großkaufmann geworden. So ein Geschäft fina gewöhnlich mit einem einsamen Kafsern- store an, denn Kaffern sind und bleiben in Südafrika immer noch die besten Kunden, weil sie den Werth des Geldes noch nicht zu schätzen wissen, und den Werth eines Gegenstandes immer nach dem Grade ihrer Begehrlichkeit bemessen, und danach oft für die geringsten Sachen die höchsten Preise bezahlen, und nach und nach kommt ein Boerenstore, eine Bar, einige Loqirzimmer, Aus spannung, eine Schmiede und Wagenreparaturwerkstatt, und von alledem ist der Kaufmann der Baas, dem Alles unterthan wird, von dem manchmal die ganze Gegend abhängig ist. Die durch das Abbrennen von Farmen unv Wegtreiben des Viehes durch die Engländer verursachten Verluste treffen in vielen Fällen nicht nur die Boeren allein, sondern in ganz erheblichem Maße auch sblche größere oder kleinere Handelshäuser, die ihnen Geld und Maaren auf Kredit gegeben haben. Deutsches Reich. Berlin, 8. November. (Arbeitslosigkeit und Ansiedel u ngaufdemplattenLand e.) Daß Rom nicht an einem Tage erbaut wurde, ist eine alte Weisheit. Sie braucht aber darum nicht als bereits veraltet zu gelten. Wenn bei Besprechung von Maßnahmen, die zur Herabminderung der Arbeitslosigkeit zu ergreifen seien, insbesondere auch die Rede davon gewesen ist, daß es sich empfehlen möchte, die Abwanderung von Arbeitern aus der Stadt nach dem Lande zu unterstützen, so hat es selbstverständ lich Niemandem, der ernsthaft solchen Vorschlag machte, ein fallen können, zu erwarten, daß demnächst ein förmliches Rennen von Industriearbeitern nach dem platten Lande statt finden, geschweige daß die Frage der Leutenoth vom Montag bis zum Sonnabend ihrer Lösung entgegengeführt sein werde. Gut Ding will Weile haben. In gewissen Blättern heißt es jetzt klagend, es sei vorauszusehen gewesen, daß diese Abwanderung nur in geringem Maße in die Erscheinung treten werde. Diese Art von Pessimismus ist aber doch durchaus kein Beweis dafür, daß aller Liebe Müh' auch auf die Dauer umsonst sei. Der erste Kanzler des deutschen Reiches hat aus der reichen Erfahrung seines Lebens heraus und auf Grund seiner hervorragenden Fähigkeit, in der Volksseele zu lesen, nicht mit Unrecht gesagt, die Abwanderung nach der Stadt erkläre sich nicht zum letzten aus der Vergnügungssucht und dem Hang eines gewissen Procentsatzes der Bevölkerung zum leichten Leben. Wenn man die Socialpolitik, welche die großen Städte, mit rühmlichen Ausnahmen, in den letzten Jahrzehnten verfolgt haben, prüft, so kann man nicht anders sagen, als daß sie, wie es in Berlin in der Gründerzeit geschah, den niedrigen Instinkten in eirlem größeren Grade entgegengekommen sei, als den besseren. Es darf aber auch nicht außer Acht gelassen werden, daß die Socialdemokratie nicht» mehr fürchtet, als den Er folg von Bestrebungen, welche daraus obzielen, Genossen oder Mitläufer der Propaganda in der Weise annähernd zu be friedigen, daß man sie entweder zu Gunsten der Industrie oder der Landwirthschaft an die Scholle bindet. Die Neigung, sich binden zu lassen, das behaupten wir, ist vorhanden; um so mehr aber ist die socialdemokratische Parteipropaganda bemüht, hier mit der Warnung einzugreifen: sich um keinen Preis fesseln und der Agitation und dem Stimmenaufqebot der Partei ent ziehen zu lassen. Eine zeitgemäße Bekämpfung der Social demokratie und ihrer landfcindlichen Bestrebungen würden wir darin zu erkennen glauben, wenn die Landwirthe, denen e» wirklich um die Bekämpfung der Leutenotb zu thun ist, so weit möglich sich zusammenthäten und überall da, wo es angezeigt erscheint, Äerbebureau errichteten, um die für land- wirthschastliche Arbeiten wirklich geeigneten und zur Ansiedelung auf dem Lande geneigten Arbeiter so zu gewinnen, daß die Möglichkeit eines dauernden Zusammenarbeiten- gegeben wäre. * Berlin, 8. November. (Die neuen Postwerth- Zeichen.) Für die Ausgabe der brutschen EinheitSbriefmarke, wie sie von der Reichs-Postverwaltung mit der württembergischen Postverwaltung vereinbart worden ist, sind von der Reichs-Post- verwaltung bereits alle Vorbereitungen getroffen. Für den Druck der Marken sind bereit» alle Platten hergestellt, so daß jeden Augenblick mit der Anfertigung der Werthzeichen begonnen wer den kann. E» sind etwa 800 bi» 900 Millionen Werthzeichen in 25 verschiedenen Sorten, al» Briefmarken, Kartenbrief«, Post- anwcisungSformulare, Rohrpostbriefumschläge und Postkarten der verschiedenen Arten, fertigzustell«n, ehe mit der Ausgabe der Werthzeichen begonnen werden kann. Da darf mit dem Beginn der Drucklegung nicht mehr allzu lange gewartet werden, wenn zur Verlheilung an die Obcr^postcassen, die Postcassen der größeren Acmter u. s. w. und die württembergische Postverwaltung im März der erforderliche Vorrath bereit stehen soll. Die d»rhandenen Bestände an den jetzigen Werthzeichen der Reichtpost sollen nach Möglichkeit aufgebraucht werden. Die künftigen deutschen Sin- heit»mark«n entsprechen im Allgemeinen den Ger mania - Marken der Ausgabe von 1900 (Leider!) und unterscheiden sich von diesen nur dadurch, daß an Stelle des Wortes „Reichspoft" der im ersten Absatz des Uebereinkommens vorgesehene Vordruck „Deutsches Reich" tritt. Die Buchstaben des neuen Vordruckes sind etwas schlanker und größer gehalten als auf den jetzigen Marken. Da die zwei Worte mehr Raum als das bisherige „Reichspost" -beanspruchen, so gehen sie über den ganzen unteren Rand der Briefmarke weg. Die Ara besken in den beiden unteren Ecken fallen deshalb weg. Dies ist die einzig« Aenderung, welche die Werthzeichen bis zum Betrage von 80 erfahren. Auch die Marken der höheren Werthe zu 1, 2, 3 und 5 cki behalten die Zeichnung der jetzt geltenden Aus gabe. Nur der Vordruck wird auch bei ihnen entsprechend in die vertragsmäßigen Worte „Deutsches Reich" cobgeändert. Für die Werthzeichen der deutschen Schutzgebiete ist eine neue Ausgabe nicht erforverlich, da sie den Namen des Schutzgebietes tragen. Die besonderen Briefmarken für die deutschen Postanstalten im Auslande, in der Türkei, in Marokko und in China, erfahren in sofern eine Aenderuna, als die neuen Werthzeichen mit der Be zeichnung „Deutsches Reich" dafür verwendet werden. Das Land, in dem sich die deutschen Postanstalten befinden, oder die fremde Währung wird den Marken bekanntlich durch einen schwarzen Ausdruck beigefügt. O Berlin. 8. November. (Telegramm.) Zur gestrigen Abendtafel bei dem Kaiserpaare waren geladen Fürst und Fürstin Eulenburg und deren Töchter, Freifrau von Lyncker unv Professor Harnack. — lieber den augenblicklichen äußeren Stand der Sach« der Evangelischen Arbeitervereine giebt di« „Hilfe" folgende Statistik: Evangelische Arbeitervereine giobt es in Deutschland augenblicklich 509, in Ostpreußen 11, in West preußen 2, -in -Posen 1, in Schlesien 8, in Pommern und Brandenburg 22, in Sechsen und in den thüringischen Staaten 24, im Königreich Sachsen 36, in Braunschweig 1, in Han nover 3, in Schleswig-Holstein 9, im Regierungsbezirk Cassel 5, im Regierungsbezirk Wiesbaden 11, im Großherzogthum Hessen 5, in Baden 26, in Württemberg 46, in der Rheinpfalz 30, in der Saargegen-V 24, im übrigen Rheinland, sowie Westfalen 176, im rechtsrheinischen Bayern 69. Die Gesammtzahl der Mitglieder Vieser Vereine beträgt etwa 103 386, wovon 72 386 im Ge- sammiverbande zusammengefaßt sind. Außerhalb eines Pro vinzialverbandes stehen in Rheinland und Westfalen circa 24 Ver eine mit 6000 Mltgüedern, zur Bochumer Separation gehören ebenfalls circa 24 Vereine mit 6000 Mitgliedern, die rechts rheinischen Vereine Bayerns umfassen circa 12 000 Mitglieder, die vom sächsischen Landesverband« losgelösten Chemnitzer und Zwickauer Verein« umfassen 6000 Mitglieder und acht sonstige Vereine circa 1000 Mitglieder. — Von Seiten einer Anzahl von Handwerkskammern, namentlich in Preußen, war versucht worden, die Gärtner als zum Handwerk gehörig zu betrachten, Beiträge von ihnen einzuziehen un!d Prüfungsausschüsse für Gärtner lehrlinge zu errichten. Auch ein Verein gärtnerischer Arbeit nehmer, der „Allgemeine deutsche Gärtner-Verein", dem aller dings von den über 70 000 gärtnerischen Arbeitnehmern nur circa 5000 als Mitglieder angehören, unterstützte die Bestrebungen, welche darauf hinzielten, die Gärtner dem Handwerk« unter- zuordnen. Den entgegengesetzten Standpunkt nahm der Verband der Handelsgärtner Deutschlands u-n-d mit ihm die überwiegende Mehrzahl aller selbstständigen deutschen Gärtner ein, die sich der Landwirthschaft zurechnen. Das Vorgehen des gesammten Ver bände» hatte auch zur Folge, daß die Ansprüche der Handwerks kammern immer wieder zurückaewiesen und bereits erhobene Bei träge zurückgezahlt wurden. Trotzdem wurden noch bis auf den heutigen Tag von einzelnen Handwerkskammern Ansprüche an die Gärtner gestellt. Eine Erklärung des preußischen Han-delsministers macht dem Streit nunmehr für Preußen ein Ende. In einer Versammlung der Handwerkskammer zu Frankfurt a. O. brachte dec Staatscommissar, Negierungsrath I)r. Bauer, zur Kennt- niß, daß nach der Auffassung des Ministers für Handel und Ge werbe di« Gärtner, Blumenbinder, Photographen und Dentisten nicht als Handwerker anzuschen seien. (7) »icl, 8. November. (Telegramm.) Das Ur- theil im „ G a z e l l e" - P r o c e ß ist gestern Abend gegen 9 Uhr gefällt worden. Der Obermatrose Weiß wurde, wie die „Kieler Zeitung" berichtet, von der Anklage des Ueberbordwerfen» von Geschütztheilen freigesprochen, dagegen wegen Ach- tungSverletzung, Gehorsamsverweigerung und Beleidigung eine» Vorgesetzten zu drei Monaten Gefängniß verurtheilt. Der Matrose Gröger wurde von der Anklage der Bedrohung mit Begehung eine» Verbrechen» freigesprochen, aber wegen Abfassung und Singen» eines auf den Kommandanten ge münzten Liedes zu sechs Monaten Gefängniß ver urtheilt. Der Obermatrose Genz wurde wegen AchtungSver- lehung und Singen» des LieveS zu drei Monaten Ge sa n g n i ß und der Wachtmeistermaat Kunze wegen desselben Vergehens zu drei Monaten Gefängniß un-d De gradation verurtheilt. Außerdem stand noch d«r Ober matrose Teile, der dem Matrosen Gröger bei der Abfassung des Lieves einige in dem Liede zur Verwendung kommend« Aus- vrück« ersetzt hat, unter Anklage; er erhielt drei Wochen Mittelarrest. Kunze wurde in Folge Fluchtverdacht«» so fort verhaftet. (Wiederholt.) * Posen, 8. November. (Telegramm.) In dem Proccß wegen G e h e i m b ü n d e l e i hob der erste Staatsanwalt in seinem Plaidoyer hervor, e» sei in Frage gekommen, ob er nicht gegen die polnischen Studenten wegen Hochverraths vor- gehen solle. Er habe e» aber unterlassen, weil man angenommen habe, daß die Mitglieder der geheimen Organisationen sich vielleicht nicht der Tragweite ihres Thun» bewußt gewesen seien. (7) Telitzich 8. November. (Telegramm.) Wie dir „Delitzscher Zeitung" meldet, wurden bei den S t a d t v e r o r d - netcnwahlen der dritten Abtheilung alle drei ausge stellten Socialdemokraten gewählt. AttS Thüringen, 8. November, Die dem „Verl. Local- Anzeiger" entstammende Nachricht, von einer am 6. November in Weimar abgehaltenen Confrrenz von Vertretern sämmt. licher thüringischer Staatöregierungen, mit Ausnahme von Reuß ä. L., in der Zolltarif-Entwurf-Frage, ist au» derLuftaegriffen. Ein« solche Confrrenz hat am Dien», tag vor acht Tagen in Erfurt stattzefunden, während an demselben Tag« RegierungSvertreter in Weimar in Angelegen heiten der Alters- und Invaliditäts-Versicherung zusammen waren. v. Jena, 8- November. Die gestrige P r o t e st v e r s a m im lung gegen die Chamberlain'schen Nichtswürdigkeiten war sc besucht, daß bereits eine «halbe Stunde vor der festgesetzten Zeit der Saal gefüllt war. Hunderte konnten keinen Einlaß finden. Unter brausendem Beifall sprachen die Rechtsanwälte Or. Zeiß und Or. KuhIenbeck. Letzterer wies die officiöse Bemänte lung, Chamberlain habe in Edinburgh nicht als Staatssekretär, sondern als Privatmann gesprochen, zurück. Eigentlich müsse man Chamberlain dankbar dafür svin, daß durch seine Rede endlich die wahre Stimmung im deutschen Volke mit elementarer Kraft znm Ausdrucke komme. Hoffentlich werde es auch di: Billigung des obersten Kriegsherrn finden, daß, wer des Königs Rock beschmutze, sich dagegen wehre. Redner erinnerte daran, daß Napoleon nach der Schlacht bei Jena jede Plünderung in der Stadt Jena bei Todesstrafe verboten habe. Wie stehe dagegen ein Lord Roberts da, der friedliche Farmen niedergebrannt habe. Wenn der alte Heldenkaiser Wilhelm I. jetzt herpbschaue auf die Entrüstungsversammlungen gegen Chamberlain, so werde er sich sicher über den Sinn des deutschen Volkes freuen; zu hoffen sei. daß auch der Enkel unseres Heldenkaiser» die Kundgebungen in demselben Sinne aufsasse. Die einstimmig angenommene Reso lution an den Reichskanzler ist inhaltlich bereits telegraphisch mit-, getbeilt. * Düren, 7. November. Eine große Versammlung der Centrumspartei hat nach längeren Ausführungen der Abgeordneten Graf Hompesch, Stupp und v. Grand- Ry folgende Resolution einstimmig angenommen: „Die beutige Centrums-Versamml-unz in Düren spricht der Centrums-Fraction des Reichstages und des Abgeordnetenhauses volles Vertrauen und dankbare Anerkennung aus für die in den politischen und socialpolitischen Fragen der letzten Jahre einge nommene Haltung und bethätigte erfolgreiche Wirksamkeit. Sie hält die in jüngster Zeit hier und da laut gewordenen Klagen über die nicht genügende Vertretung der Interessen der Land wirthschaft seitens des Ccntrums für unbegründet, ist Vielmehr überzeugt, daß die Fraction auch bei den Verhandlungen über den Zolltarif-Entwurf — unter Wahrung des be währten Grundsatzes ver Gerechtigkeit gegenüber den übrigen Ständen — durch eine wesentliche Steigerung der landwirth- schaftlichen Zölle zur Hebung der gegenwärtigen Nothlage der Landwirthschaft nach Kräften beitragen wird. Ein Eindringen des Bundes der Landwirthe in die Rheinprovinz muß wirthschaftlich und politisch als eine Gefahr bezeichnet werven, gegen die mit Ruhe und Entschiedenheit angekämpft werden muß; wirthschaftlich, weil die einseitige Vertretung eines einzelnen Standes leicht über das Ziel hinausschießt und deshalb weniger erreicht; politisch, weil der Bund ver Landwirthe dem Centcum feindlich gegenübersteht." (.) Tinmstadt, 8. November. (Telegramm.) Der Großhcrzog von Hessen kehrte heute von seiner Reise nach Italien zurück. * Stuttgart 7. November. Das ultramontane „Deutsche Dolksblatt" kündigt für dieses Jahr noch die Abhaltung einrs allgemeinen württembergischen Katholikentage» mit der Begründung an, daß ein solcher, wie vor 11 Jahren, auch jetzt wieder im Hinblick auf die gesummte religiöse un-d sociale Lage dringend geboten erscheine. Die definitive Beschlußfassung über Zeit und Ort wurde in einer Versammlung einem Aus schuß überwiesen. Man wird nicht fehlgehen, wenn man den erwähnten Hinweis in erster Linie auf die bekannten Ravens burger Volksschullehrerverhältnisse bezieht. (-) München, 8. November. (Telegramm.) Als Prinz Ludwig Ferdinand gestern Abend nach Nym phenburg fuhr, stieß der Wagen an einen Alleebaum und stürzte um. Der Prinz brach die äußerste Spitze des linken Schulter blattes. Sein heutiges Befinden ist den Umständen gemäß gut. Qesterreicki-Ungarn. Rationalistische Forderungen. ^V. Wien, 8. November. (Privatte leg ramm.) Etwa 300 slowenische Studenten veranstalteten an der biesiaen Universität eine Kundgebung zu Gunsten der Begründung einer slowenischen Universität in Laibach. Die Slowe nen wurden von deutsch-nationalen Studenten aus der Aula gedrängt. Der Rector verweigerte die Bewilligung de» SaalcS zur Abhaltung einer Versammlung. * Annshruck, 8. November. (Telegramm.) Italie nische Studenten und Arbeiter veranstalteten beule Mittag vor dem Gebäude der Stattbalterei eine Kund gebung. Die Polizei vertrieb die Ruhestörer, dir mit Stöcken zuhieben, mit blanker Waffe; 10 wurden verhaftet. Frankreich. Bergarheitertewegung; Streikbewegung tue Brester Krieg-Hafen. * Var-IS, 8. November. (Telegramm.) Der Ausschuß deS Bergarbeiter-Verbandes bat nach mehreren Blättern den Beschluß über den GesammtauSstanv bis znm 25. November vertagt; erst dann werde er eventuell die Ordre zum Einstellen der Arbeit ausgeben. * Brest, 8.November. (Telegramm^) .Petit Journal" berichtet, daß unter den Arbeitern im KriegShafen sich „ne AuSstandSbewegung geltend mache, dir sich auf andere KriegSbäsen auSzudehnen drohe. Dir Marineb,Hörde sehr di« Situation al» ernst au. Orient. Frankreich im Aeg-ifchr» Meer«. * Pari». 8. November. (Telegramm.) Ein« Not« der „Agence Havo«" besagt: Die Pforte theilt, mit, sie hab» beschlossen, die verschiedenen Forderung»» Frankreich« zu erfüllen. Der Minister de» Auswärtigen DeleassS erwiderte, sobald der fron» Lüstchen Regierung der Befehl de» Gultan« »»gegangen sein »erd«,
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