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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 26.11.1901
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1901-11-26
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19011126018
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1901112601
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1901112601
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1901
- Monat1901-11
- Tag1901-11-26
- Monat1901-11
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Aintsvtatt des Äöttigsichen Land- und Amtsgerichtes Leipzig, -es Nathes nnd Notizei-Amtes der Ltadt Leipzig. Dienstag den 26. November 1901. Anzeige» »Preis die 6 gespaltene Petitzelle 25 H. Reklame» unter demRrdaction»strich st gespalten) 7S vor den FamUiennach richten (6 gespalten) SO Tabellarischer und Zisfernsatz entsprechend höher. — Gebühren für Nachweisungen und Offertenannahme Lü (excl. Porto). Ertra-Beilagen (gefalzt), nur mit der Morgen-Ausgabe, ohne PostbrsSrderung ./» 60.—, mit Postbesörderung 70.—. Jinnahmeschluß für Anzeigen: Abend-Ausgabe: Dormittag» 10 Uhr. Marge»-Ausgabe: Nachmittag» 4 llhr. Bei den Filiale» »nd Annahmestelle» je ein» halbe Stunde früher. Anzeigen sind stets an die Expedition zu richte». Dir Expedition ist Wochentag» ummterbrochen geöffnet von früh 8 bi» Abend» 7 Uhr. Druck und Verlag von E. Polz i» Leipzig. 95. Jahrgang. Zur Versammlung des Reichstags. Q Heute tritt — in Fortsetzung der am 15. Mai ab gebrochenen Tagung, mitbin obne förmliche Eröffnung und Thronrede — der Reichstag zusammen. Das will für dies mal in der Hauptsache besagen: die Angelegenheit der künf tigen deutschen Zollpolitik gelangt aus der wüsten Anno» spbär« agitatorischen Lärm» in da» Stadium praktischer Be handlung. Wa» da« Parlament sonst beschäftigen wird, ist zum Tbeil nicht unwichtig, aber e» wird von „der Frage aller Fragen" in den Hintergrund gedrängt werden. Die SeemannSorVnllng, das Süßstoff- und da« Schaum- Wei asteuerge setz findet der Reichstag au» dem vorigen VerbanvlungSabscknitt in balbfertigem Zustande vor, emr Novelle zum Börsensteuergesey ist m»t Besttmmtbeit zu erwarten und da» am letzten Tage der ersten Sessions hälfte — wir wollen nicht hoffen: des ersten SeisionSdritiel« — auf dem Gebiete der Branntweinsteuergesetzgebuug entstandene Bacuum wird nicht unausgefüllt bleiben. Obwohl ein Gegenstand die parlamentarische Lage be herrscht, wird der ReickStag in gewobnter Weise nicht ver- fedlen, den ArbeitS- oder Redestoff aus Eigenem zu vermehren. Bei der Beratbung des Etat« darrt WeleS und Bieleriri der Erörterung; wahrscheinlich werden auch einzelne Tagesfragen, ober wa« man dafür hält, gesondert auf dem Wege de« Interpelliren« behandelt werden. Tie nur im agitatorischem Jnleresse zur Sprache gelangenden Dinge sind tbeil« nicht vorauszusehen und jeven'alls keiner vorläufigen Erwähnung wertb. Mil Bestimmtheit, weil einer moralischen Notbwendigkeit entsprechend, wird die Besprechung de« In st erb urger Zwei kampfe» erfolgen und dabei dem Kriegeminister ein etwaiger Versuch, den schrecklichen Vorgang mit der jüngste» läster lichen Duellvervidnung in Einklang zu bringen, herzlich schwer gemacht werden. Auch die chinesische Expedition wird ihre Schalten noch einmal in den BerathungSsaal werfen müsse». Nickt so sehr, weil sie mit auf den unerfreulichen Stand der Finanzen eingewirkt hat — daS kann für erledigt gelten —, sondern weil der Reichskanzler, der sich in diesem Falle n cht hinter den Kriegsminister verstecken kann, vor die Alternative gestellt werten muß, die ungereimten officiösen Deutungen, di« man zur Affäre der astronomischen In- strumenke zu veröffentlichen gewagt hat, zu wiederholen oder der Wahrheit — näher zu rücken; ganz kann er sie ja nicht heraus sagen. Es ist zu hoffen, daß bei diesem Anlasse die bis zur Ungezogenheit gesteigerte Plnmpbeit der halbamtlichen Erklärungsversuche obne Rückhalt verurtbeilt und den Regierenden nicht zu verstehen gegeben, sondern offen gesagt werden wird, daß sie, wenn sie das deutsche Volk für eine Nation von Bierbankpolitikern an sehen zu dürfen glaubten, doch nicht zu der Meinung be rechtigt sind, über ein Volk von Unmündigen zu herrschen. DaS „Wenn schon, denn schon" sollte überhaupt den politisch leistenden Parteien bei der Erörterung von ärgern ßerregenden Vorkommnissen zur Richtschnur dienen. Dies gilt insbesondere auch von dem Verhalten der Negierung gegenüber den Beschimpfungen Deutsch land« durch Chamberlain, da e« nun einmal zur Sprache gebracht werden wird, obwohl von der Erklärung de« Grafen v. Bülow sehr wenig zu erwarten ist. Auch hier wird aus die herausfordernden Beschönigungsversuche und Schulmeistereien in der Presse hinzuweisen sei», die obne Frage auf die „Wilbelmstraßc" zurücksübren. In dem «inen Falle, zu dem d«r Abg. Or. Hasse dies al» Vermulhung geäußert, ist dir Bewanttn ß vielleicht eine andere und hat die „Naiionalzig.", um ausnahmsweise einmal ein Wort Eugen Richter'S zu gebrauchen, „höher gezielt". Von dem Boerenkriege selbst und von der — im Materiellen, wenn auch leider nicht immer im Formellen — correcien und gebotenen Stellung, die man in Berlin zu ibm genommen, wird besser gar nicht erst die Rede sein. Es kann auch obne dies aus den Verhandlungen hervorgeben, ein wie schwerer Irrtbum eS ist, zu wähnen, die Sympathien des sich geldgieriger UnterwersungS- gelüste erwehrenden kleinen HeldcnvolkeS sei den deutschen Männern lediglich von ihren Frauen und Kindern eiugeimpft. Der Reichskanzler sür seine Person mag dicS auch erkannt haben, als er gegen die Commentirung der Chamberlain'schen Worte durch ibren Urheber Verwah rung einltgeu ließ. Es wird ihm im Reichstag hoffentlich nicht voreutbalten werden, daß man in Deutschland bierbank- politijch genug gerichtet ist, um sein Verfahren für äußerst unconscquent und unglücklich zu erachten. Gewiß, auch Chambcilain'S Selbsterläuterungen waren süffisant und un genügend. Aber die Absicht einer Abschwächung der kränken den Rede lag ihr unverkennbar zu Grunde. Und dagegen hat die Regierung Worte der Abwehr gefunden, während sie zu den Beleidigungen Deutschlands und seines ersten Kaiser» nickt nur geschwiegen, sondern durch ihre Prrffe und einen Druck auf die Kriegeivereine die naiivnale Entrüstung zum Schweigen zu bringen getrachtet batte. DaS wird man im ReickStag wobl „moniren" und jedenfalls auch die von Feigheit zeugende» osficiöse» Andeutungen, rin englischer Minister habe keinen politischen Anlaß, auf die Empfindungen Deutschlands Rücksicht zu nehmen, die deutsche Bewegung aber, die durch die ministerielle Rücksichtslosigkeit hervorgerufen wurde, werde „Deutschland isolire»". Auch kann es nickt» schaben, wen- in den Vei bandlungSberichten de« ReickStagS sür alle Zeiten zu lesen sein wird.daßeieauSgebrockeneEmpöruna.wenigstcnSsoweit ihre Stärke in Betracht komm», aus compliciiter Ursache berubt und raß u. A. die vorletzte Reise de» Kaiser» nach Eng land und die Verleihung des Schwarze» Adlerorven« an Lord Roberts eine Saat auSgesneut baden, die im deutschen VolkSgemütbe keineswegs „auSgewintert" war, al« Herr Chamberlain seine frecke Rede auSstieß. Außer den beispielsweise ansgesvbrien Dingen bat man im Lande und ohne Zweifel auch im Reichstage noch Anderes auf dem Herzen, insbesondere die Art der Besetzung der Straßburger GeschicktSprosefsur und die ReickS- sinanzrcform. Auch erste, e Angelegenheit ist ReickSsacke. Gemäß unsrem geäußerten Wunsche, die Parteien möchten fick bei der Kritik von der Regel leiten kaffen: „Wal Du thust, lhue reckt", können wir der parlamentarischen Behandlung beider Gegenstände in dieser Tagung nickt gerade eifrig da« Wort reden. Blickt man der Lage fest ins Auge, so findet man, daß eine gründliche Erörterung die Verständigung der in der wichtigste» Angelegenheit auf Verständigung nun einmal angewiesenen Parteien aufzubaiten geeignet wäre. Dieser Neich-tag ist vor allem ein Rcichtag aä lioe und dem Rechnung zu tragen ist eine schwer fallende, aber politisch nickt unvervienstlicke Entsagung. DaS hoo tritt mit Wuckt allsogleich bei Begin» der Verhandlung auf. Die Einzelbegründung zu den Zoll gesetzen ist uuS soeben zugegangen, die allgemeine Monvirung ist seit mehreren Tagen zugänglich und wird von der Presse der Parteien und Gruppen, schutzzollpolitisch absolut oder so gut wie absolut ver neint, schon unerbittlich „verurtbeilt". Mil Unrecht natür lich. Wir haben von diesem Schriftstücke nickt viel Auf klärung erwartet; eS könnte nur in einem Puncte etwa« Neues bieten, und den bat sich die Regierung offenbar für da« „MündlickkeitS-Verfahren" aufgelpart. Im klebrigen faßt die allgemeine Begründung Bekanntes geschickt zu- sammeS und zeichnet sich durch Offenheit und Muth auS. Sie wird der 1879 inaugurirlen Handelspolitik als der Mutter der deutschen industriellen Prosperität in tarelloier Weise gereckt, sie weist damit die — beiläufig bemeikt, kürzlich selbst von einem socialdemokratischen Schriftsteller ver lachte — Behauptung zurück, die Handelsverträge hätten den Umschwung erzeugt. Sie haben aber, und daS hebt die „Begründung" auch sehr nachdrücklich hervor, dem durch die Biömarck'sche Reform gestärkten Arme weitern Ellenbogenraum geboren. Die Begründung scheut sich ferner nickt, eine weitere Agitatorenlüge, daß nämlich Deutschland eS gewesen, daS mit der gegenwärtigen Schutzzollpolitik „angefangen" habe, als Lüge zu kennzeichnen, wenn sie auch daS Wort nickt gebrauchen darf. Die Notbwendigkeit einer stärkeren Berücksichtigung der Landwirthsckast, die z. Z. ohne Zollerhöbung nickt zu betbätigen sei, wird kräftig betont wie die Auffassung, die die Regierung von dem Wertbe langfristiger Handelsverträge hege. Dabei nimmt eS die Begründung keineswegs als gewiß an, daß die Steigerung des lantwirtbsckastlicken ZollschutzeS eine Mehr belastung deS Verbrauch« nach sich ziehen werde. Sie mackt mit berecktigter auf die Freibandclspreffe die wobl vorauS- zuscheiide Wirkung übender Malice darauf aufmerksam, daß der neuerliche Rückgang der Getreibepreise von keiner erkennbaren Verwoblfeilung des Brode« begleitet sei, das Umgekehrte nach einer durch Zölle verursachten Preiserhöhung alio auch nicht einlreten müsse. Aber auch die entgegen gesetzte Möglichkeit wird ins Auge gefaßt und dazu erklärt, entstünde eine Mehrbelastung, so müsse sie im Interesse des Wohlergebens der Gesammtheit eben ertragen werben. Tas heißt ehrlich und klug gesprochen, denn eS zeigt einen wohl- tbuenden Contrast zu der Bestimmtheit, mit der Agitatoren, leider aber auch einige Gelehrte die Mehrbelastung für un vermeidlich erklären und deren Höbe bei Heller und Pfennig auSrechnen. Von den Gelehrten aber jeder ander», was dem Credit der zollgegnerijchrn Propheten im Lande natürlich nicht zuträglich ist. BeachtenSwertb, weil sie ja auck, ohne eine Lücke sichtlich zu machen, hätte unterdrückt bleiben können, ist die Bemerkung der Begründung, e» sei noch nicht zu überblicken, ob neue Handelsverträge zu Stande kommen würden. Man darf der Stelle entnehmen, daß der Reichskanzler nickt beabsichtigt, in erster Beralhunz des ReickStagS über etwaige mit fremden Negierungen geführte Pourparlers nnd deren vorläufige Ergebnisse Mittheitung zu machen. Ist die Ver- mutbuug richtig, so wird der Kanzler auck' nicht sagen können, daß er den Beweis, mit dem Griffe nach dem Doppeltarif sür Getreide keinen Fehlgriff gethan zu haben, bereits in Händen halte. Unwahrscheinlich ist dies dennoch nicht. Aber auch ebne die Andeutung von Beweisen wird der oberste diplomatische Beamte bei Unbefangenen Glauben finden, wenn cr — was nicht auöbleiben dürfte — erk art , sich bei der Aufnahme eines TrppeltarifS in die Vorlage bewußt gewesen zu sein, das VerbandlungSgrschäst, für dessen Erfolg er ver antwortlich ist, sich nicht zu erichweren. Dies der Punct, den die Begründung für die mündliche Besprechung reservirt hat. Sie erwähnt objektiv daS Für und Wider eines partiellen Doppeltarif» und gelangt zu dem Ergebniß, daß er sür die „Sicherung" der Landwirlblckajt wünsckenS- werth sei. Unsere wiederbolt geäußerte Ansicht. Gegen men und gegen was die Sicherung gebraucht werden könnte, braucht ja in dem amtlichen Aktenstück, nicht zu stehen, kann vielleicht auch gar nicht drin stehen. Im Allgemeinen spiegelt die Argumentation der Begrün dung die innere handelspolitische Situation getreu wieder. Das Reick und die Regierung seben fick gegenüber der Industrie und der Landwirthschast in der Lage einer Mutter, die zwei Söhne bat, euien kräftigen und einen schwächlichen. Der eine braucht viel Nahrung, weil er einen starken Körper bat, und der andere, um zu erstarken. DaS Brod aber ist knapp. Tie Landwirtbsckaft benölbigt möglichst viel Schutz, die Industrie mit dem Handel möglichst viel Ausfuhr. Bridern muß Rrcknung getragen und Beide« muß auch ausgesprochen werden. So ist eS kein Wunder, wenn in der allgemeinen Begründung häufiger ein Satz, der von der Landwirihsckaft handelt, durch einen folgenden, die Industrie erwähnenden abgeschmackt wird nnd umgekebrt. Znfriedengestellt werden die Vertreter der entgegen gefetzten Interessen nicht werden, aber die Verständigen unter ihnen müssen sich einigen. Und wir doffen, daß dies geschehen werde. Im Einzelnen sollen die Chancen der Vorlagen gar nickt erörtert werden. Nur Eine«: wenn die bayerischen Klerikalen fick mit ibren übrigen FractionS- genossen verständigen und weniger Zoll »ach Hause dringen, al» der Regensburger Bauerniag verlangt bat, so darrt ihrer eia unfreundlicher Empfang. Da» »st voran« zu seh«». Vereiteln sie aber di- Verständigung nnd kommen sie sohin mit gar nickt- heim, so erwartet sie gleichfalls ein üble« Willkommen. Und wobl ein übleres. Denn „Nickt«" de- reutet zunächst die N cktkündigiing der Handelsverträge. Die Voraussetzung de» Gelingens aber ist die ununter brochene Beschlußfähigkeit deS ReickStagS während der Beralhung der Zollgesctze, denn die bürgerliche und die iocialistnckc Demokratie planen, obwohl auck sie darin eine selbstmörderische Tactik erkennen, die faktische Obstruktion, der nur durch ein abstmimungSfahigeS HauS begegnet werden kann. Also: alle Mann an Bord! Wenn die rhatsäcklich vor handene Sckutzzollmebrbeit durch Nackläisigkeit versagt, wird sie dem Anieben des Reiches einen Stoß versetzen, wie eS ihn noch nicht erlebt hat. Der Krieg in ZüLafrika. Ta« Gefecht bei BtllierSdorp. b. London, 3». November. (Privattelegramm.) Kitchener gesteht offictrll zn, datz der angebliche Tieg über Vrobelaer bet Billiersdorp am 20. November thatsiichlich eine englische Niederlage war. Major Fischer, 2 kfstciere und 14 Mann find todt, viele ver wundet, 5 Lsfiriere, 120 Mann nnd 200 Pferde gefangen. Friedensangebot; Voercnkundgebnng. * Haag, 25. November. (Telegramm.) Der Haarlemiche „Courant", der gute Beziehungen zu Boerenkreisen besitzt, meldet, Krüger sei von englischer Seite osficiös befragt worden, ob er die Autonomie der Boerenstaaten unter Abtretung der Goldfelder annehmen werde. Er lehnte das Ansinnen aber rundweg ab. ^Philadelphia, 2ö. November. (Telegramm.) DerDeutsck- Amerikanische Nationalbund hat eine Petition in 4000 Exemplaren an oll« deutschen Vereine versandt, in der diese den Eongreß ausfordern sollen, den Bocren ihre Sympathie zum Aus druck zn bringen. Man rechnet auf Millionen von Unterschriften. Indischer Ersatz. Die geringen Verstärkungen und wenigen Ersatztruppen, welch« man von England jetzt noch nach Südafrika zu senden in der Lage ist, reichen natürlich bei Weitem nicht aus, den immer dringender werdenden Ansprüchen des Lord Kitchener's zu ge nügen, weshalb sich düs Londoner Kricgsamt genöthigt siehi, auf sein« indische Armee zurückzugreifen, und zwar einig« der besten weißen Regimenter derselben zu entnehmen und nach Südafrika zu schicken, da es bekanntlich gegen das Völkerrecht sein würde, indische Soldaten gegen die Boeren zu verwenden. Ende dieses Monats werden bereits folgende Regimenter von Bombay nach Durban und Capstadt absegeln, und zwar werden dieselben Alle mit größter Eile für die Einschiffung vor bereitet: Die 1. Royal Highlanders, das 2. Bataillon des Esser- Regiments, di« 2. Munster-Füsiliere, die 2. Jnniskilling-Füsi- liere, die 3. und 20. Husaren und die 18., 62. und 75. Batterie der indischen Feldartillerre. Wenn diese Truppenteile thatsäch- lich nicht nur in der angegebenen Stärke auf dem Papier existiren, so würden sie mindestens eine frische Division repräsen- iiren, und Kiichener jedenfalls hochwillkommen sein. Wahr scheinlich verhält es sich aber mit diesen Truppenteilen ähnlich wie mit denjenigen, die von England aus jetzt noch nach Süd afrika gesandt werden: sie sind in Wirklichkeit nur Bruch stücke von Regimentern und Bataillonen und bilden Alle zu sammen genommen, vielleicht noch nicht einmal eine kriegsstarke Brigade. Boeren «egen Bocren? Inzwischen läßt die englische Presse sich durch „Reuter" von Pretoria aus die hübsche und gefällige Nachricht auftischen, daß „die Organisation der sich aus loyalen Burg'herS zusammensetzcnden Corps, di« den Namen „Na tional Scouts" (nationale Späher) erhalten haben, gute Fort schritte macht. Zwei solcher Corps sollen bereits güte Dienste unter der englischen Flagge geleistet haben, und zwar stehen die selben nach „Reuter'^ unter dem Befehle der Kommandanten CellierS und — Cronje, dem leibhaftigen Bruder des bei Paardeberg gefangen genommenen Generals Cronje. Die Kom mandanten Brick und Muller haben sich angeboten, zwei weitere Corps loyaler Burghers zu bilden, denen übrigens von den Eng ländern 21z Schillinge pro Tag gezahlt wird, während 50 Proc. des Werthes sänimtlichen gefangenen DieheS diesen Kriegern zu fällt. Die anderen 50 Procent gehen natürlich in die englische Tasche. Uebrigens wird jedes dieser Corps von zwei britischen Officieren „begleitet", d. h. man riscirt es denn doch nicht, diese „loyalen" Burghercorps sich selbst zu überlassen und ihnen zu gestatten, ohne englische Oberaufsicht gegen ihre Landsleute zu operiren. Wahrscheinlich stehen die bereits gemeldeten Vor gänge in einigen Therlen des Transvaals mit solchen loyalen Corps im Zusammenhangs, insofern als es sicherlich gerade solch« Burghers waren, die anscheinend mit gutem Willen und viel Elan gegen ihre Blutsbrüder zu Felde zogen, um dann bei erster Gelegenheit trotz des Widerspruchs der sie „begleiten den" britischen Officiere die Waffen zu strecken und sich zu über geben, oder mit anderen Worden, einfach mit ihrer ganzen von den Engländern erhaltenen Ausrüstung zu den Boeren über zugehen. Selbstverständlich wissen solche BurgherL ganz genau, daß sie im Falle der Gefangennahme bei den Engländern keine Gnade mehr finden werden und kurzerhand über die Klinge springen müssen, eine Thatsache, die aufs Neu« beweist, wie desperat, der Boer längst geworden ist und wie ihm jedes Mittel recht ist, um, falls er schon einmal in die Gewalt der Engländer gerathen ist, sich dieser zu entziehen, seinen Feind zn dupiren und seinen Freunden auf jede Art und Weise zu nützen. Repressalie», gegeei Vie englifche Schreckensherrschaft AuS Haag, 24. November, wird uns geschrieben: Wie wir aus authentischer Quelle mittheilen können, nehmen die Re präsentanten der Borrenrepubllken in Europa gegenüber den Willkürakten der englischen Schreckensherrschaft in Südafrika nach Recht und Gerechtigkeit für die Boeren die Bcrech- tigung in Anspruch, Repressalien zu üben, werden es jedoch geflissentlich vermeiden, dafür irgend welche allgemein giltige Leitsätze aufzu st eklen oder den Generalen im Felde irgend welche Direktiven zukommen zn lassen. Düsen, als den Herren der Situation, bleibt es nach wie vor vollständig überlassen, von Fall zu Fall zu urtheilen und zu handeln. Fälle, in denen englisch« Officiere, die aus Ehrenwort auS der Ge fangenschaft entlassen und dann mit den Waffen in der Hand abermals gefangen genommen würden, erschossen werden, dürfen selbstverständlich nicht als Repressalie betrachtet werben, wic dies anscheinend bei der Anfang November gemeldeten angeb lichen Füsilierung eines englischen Leutnant» Beyl« (oder Doyle) geschieht. An zuständiger Stelle ist von dieser Justificirung überhaupt nichts bekannt und wird für den Fall, daß sie ihat sächlich erfolgt sein sollte, auf die angedeutete ehrlose Handlung ooer irgend ein völkerrechtswidriges Vergehen des betreffende Officiers zurückgeführt. Der Widerspruch, daß der Genannte im vorigen Jahre von De Wet gefangen genommen und nun auf Befehl Botha'S erschossen worden sein soll, ist jedenfalls auch nicht dazu angethan, die Glaubwürdigkeit der bezüglichen Meldung zu erhöhen. " - - Deutsches Reich. * Berlin, 2Ü. November. Ueber eine» Mangel in der deutscken Proceßordnung wird der „Vtraßb. Post" von ärztlicher Seile geschrieben: Ter traurige Vorfall in Insterburg hat mehr al« irgend «in anderer ahnlicker Fall die Gemülher in Deutschland aufgeregt. Ein junger Osficier, dicht vor seiner Hochzeit, gkebt leinen Kameraden ein Fest. Nach demselben beincht er noch ein Weinrestaurant und zeckt weiter. Endlich geht er nach Hause. Vorübergehende Officiere, die ebenfalls spät nach Hause gehen, finden ihn, hockend und scklafend, am Thor des HanscS, in welchem sich seine neue Wohnung befindet. Eie wecken ihn auf und bringen ibn in seine frühere Junggesellen- Wohnung. ES kommt unterwegs zu Streit, Tdätlichkeite». Tie Sacke toird dem Ehrenrath gemeldet. Alle Zeugen erklären, der betreffende Officier sei ihrer Meinung nach nickt sinnlos betrunken gewesen. Der Ehrenrath selbst scklirht sich dieser Meinung an und mub deSbalb ein Duell für unvermeidlich erklären. Der Un glückliche fällt in diesem Duell. Dir« der Hergang, wie er sich ans den Gerichtsverhandlungen ergiebt. Wer ist für diesen »utietzlickien Au-gang verantwortlich zu mache«? Wo liegt der Fehler unserer Einrichtungen, die eine so harte Strafe unausbleiblich machte für ein Vergehen, das in allen Kreisen unseres Volke» leider täglich straslo« begangen wird, ja Los in der öffentlichen Meinung an sich durchaus nicht für ein arges Vergehen gilt? „Wer niemals einen Rausch gehabt, das ist kein braver Mann", heißt e« ja im Volkslied. Der Fehler ist leicht zu finden, auch leicht abzuändrrn. Und Laö furchtbare Ereigniß könnte noch zum Segen gereichen, wenn es zum Ausgangspunkte einer so notwendige» Aenderung würde. Nach Len Bestimmungen der Proceßordnung ist jeder Gerickisbof berechtigt, sich über den Geisteszustand eines im Processe B,»heiligten nach eigenem Ermessen ohne Zuziehung von Sachverständigen ein Unheil zu bilden. Diese den Gerichtshöfen zuertheilte Gewalt ist jedem Fachmann, der die Schwierigkeiten bei Beurteilung von Geisteszuständen kennt, etwas ganz Ungeheuerliche«. Ja, in diesem Falle zeigt c« sich wieder einmal so recht Leuttick, wie wenig im Allgemeinen Laien im Stande sind, selbst einfache Verhältnisse bei Beurteilung eines Geisteszustandes genügend zu beachten und zu verwerten. Jeder Sachverständige wird in diesem Falle nach Rcnntnißnahme eer Acten ohne Zögern das Urteil fällen: alle Beteiligten haben einen verhängnißvollen Irrtum begangen. Die Zurechnungsfähigkeit des iingliicttichen Lsficiers ist nach dem Vorhergegongenrn gänzlck onSgrschlosscn. Tie Thöttichkeiten konnten Len Betroffenen ebenso wenig beleidigen, als wenn z. V. ein Typhöser ihn im Delirium geschlagen hätte. In der Tbot läßt sich der Irrtum io vieler Zeugen nur daturck begreifen, daß denselben daS der Tdat Porhergegangene wenigstens teilweise unbekannt geblieben war. Ein durch den Genuß von viel Alkobol stark Berauschter wird hockend und schlafend an cinem HnuSthor gesunden. Geweckt, soll er sofort zurecknu nq«- sähig sein, weil er ziemlich grade geht und die Leute erkennt! Ber- tängnißvollci. Irrtum, Len nur Jemand begehen kann, der die Alkohol- Intoxikation, diese Gehirn Vergiftung, in ihrem Wesen nicht genau kennt. So schnell können die Folgen der Intoxikation nicht vorübcrgehen! Wer ebcn daö Unsinnigste getan, sich i» einem Thorwege zum Scklaie hinzubocken, kann nicht sofort wieder geisreSklar geworden fein. Er ist es auch nickt, wenn er leidlich grade geht, fließend spricht und seine Umgebung erkennt: er isteSso wenig, als ein Geisteskranker, der stundenlang vernünstiq sprechen »nd denken kann, b § cr plötzlich wieder tobsüchtig wird. Und grade die späteren ganz unsinnigen Tdätlichkeiten sind ein zwingender Beweis für die Unzurechnungsfähigkeit des Berauschte». Alles drängt dazu, eine Aenderung der bestehenden Vorschriften nrnerer Proceßvrdnungen gebieterisch zn verlangen, lieber den Geistes zustand einer Perlon können nur Sachverständige urteile». Jedem Gerichtshof mnß es geboten werden, überall, wo eS sich »ul Geisteszustände handelt, die Meinung von Sachverständigen an zuhören. Erst Sann werden jo verhängnißvolle Irrtümer von Ge- richicn — seien cs Emil-, Straf« cdcr EbrengerichtSdöse — ver- mieLen werden können. Eine öffentliche Agitation sür Liese Aenderung scheint mir geradezu dringend geboten. Berlin, 25. November. Betreffs der Ankündigung von Arznei- und Gebeimmitteln bat der „Verein deutscher ZeilnngSverleger" folgende Eingabe an den RcickSkag gerichtet: „Tie öffentliche Ankündigung der Arznei- und Geheimmittel ist im deutschen Reiche durch etwa vierzig verschiedene Ver ordnungen „geregelt" nnd zeitigt jo in Folge LcL „fliegenden Gerichtsstandes" der Presse und in Folge der Verbreitung einer Zeitung in allen möglichen Bundesstaaten und Provinzen die seltsamsten Zustände. Darunter leiden in erster Linie die ZeilnngSverleger und Anzeigcnrcdacteure. Bei dem völligen Mangel einer ausreichenden Erläuterung des Begriffes „Gel-eimmittel" kommt noch hinzu, daß außer den Gerichten in letzter Instanz Niemand mit Sicherheit entscheiden kann, ob irgend ein Präparat zu den Geheim- Mitteln zu rechnen ist oder nicht. Da jetzt LieGcrichte ausGrund LerBer« ordnungen auch schon Kindermehlprävaratc und harmlos« Essenzen, wie z. B. llllrich'S Kräuterwein, als Gehcinimittcl erklären, vermag selbst der Lake zn ersehen, wie ost täglich die Zeftungsverleger nnd Anzeigenredactenre in Gefahr kommen, unbewußte llebertrctungrn mit Geldstrafen büßen zu müssen. Zur Zeit liegt dem Bund»«- rath zwar ein Antrag vor, zur Beseitigung des jetzigen Zustandes der Rechisunsicherheit an Stelle dec verschiedenen Verordnungen über die Regelung deS Arznei- und Geheiinmittel- wesens «ine riazige sür da» ganz« Reich geltend« Verordnung zu «r. lassen; ober davon haben wir keine oder wenig Besserung d«r Beihältnisse zu erwarten. Dazu kommt serner noch. Laß eü dem Anzeigrnredaclenr einer Zeitung unmöglich ist, jede Anzeige b«i der Annahme so genau zu prüfen, um alle iu Leu spätere» amt- licheu Gemeinuritteliisten verzeichnete» Mittel mit Sicherheit von der Aufnahme ansschließrn zu kSuneu. Da die Behörde auf jede»
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