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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 18.11.1901
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1901-11-18
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19011118011
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1901111801
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1901111801
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1901
- Monat1901-11
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- Monat1901-11
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Eine lustig« Lhmesengeschichte von Paula Kaldewey. ^iachdrua verboten. Frau Balsamine Bevermann hatte wieder einmal ihren Willen durchgesetzt. Obgleich ihr allzeit fügsam«! Gatt« — da» würdige Ober haupt von Kyritz — den schüchternen Versuch machte, einen stich haltigen Einwand vorzubringen — vor ihrer Beredtsamkeit mußte er schleunigst die Segel streichen. E» war ihr eben „ganz klar, daß sie daS ihrer Stellung schuldig war!" Nämlich, die Hochzeit ihres einzigen Töchterleins Elly durch eine große Festlichkeit zu feiern. „Und wa» di« Geschichte mehr kostet", fuhr sie in über zeugendem Tone fort, „daS kommt reichlich wieder ein durch die vielen Hochzeit»g«sch«nke. Selbst wer abfagt, muß doch irgend ein« Gab« senden. Das ist nun einmal bei einer Vermählung so üblich! Ich sehe also durchaus keinen Grund «in, warum wir nicht, unserer bekorzugten Stellung gemäß, repräsentiren sollten!" „Natürlich, Du hast ja ganz recht — wie immer, ktche Bal- scrmine!" Bürgermeister Bevermann hatte sich in zwanzigjähriger Eh« abgewöhnt, in seinem Hause noch eine eigen« Mrirrung zu haben. Deshalb beeilte er sich, in Gedanken an seinen kühnen Wider spruch vorhin, diesen nach Möglichkeit zu entschuldigen und zu entträftig«n, wa» sich in dem Zugeständniß äußerte: „An die HochzeitSgeschenke hatte ich gar nicht gedacht; wir Männer sind auch immer so unpraktisch!* „Nun, Ernst Delius, aber keineswegs, so weit ich die Sach« beurtheilen kann! Al» er gestern Abend bei un» war, hörte ich, wie er seinem Bräutchen erzählte, daß der Kegelklub, besten Vorsitzender er doch ist, seinen Mitgliedern al» VermählungS- gabe stet» eine große, geschnitzte Wanduhr in Sich« oder Nuß baum überreiche. Aus die freue er sich besonder», sie solle über seinem Schreibtisch hängen. Elly wünscht sich von ihren Kränzchenfreundinnen gemeinsam «in Frühstück»g«deck in Platt stichmuster." „UNd wenn mich nicht Alle» trügt, schicken die Stadtver- ordneten dem jungen Paar« einen silbernen Tafelaufsatz, wie er bei Wagner schon seit Jahren im Schaufenster steht." Smil Bevermann strahlt« förmlich bei dem bloßen Gedanken, wie herrlich sich all« diese ersehntrn Gegenstände in dem Hau». andere Verschärfungen der Sicherung-Vorschriften unmittelbar bevor, die aber nicht nur durch die baulichen Anlagen (Weichen stellereien) bedeutenden Aufwand erfordern, sondern auch durch den Bedarf zahlreicheren Personals den Hahnen ziemlich kost spielig werden. So sollen die Blocksignale, die einzelne Bahn strecken in sich abschließen, nock durch Vorsignale ergänzt und die Blocksignale auf Haltestellen in besondere AuS- fahrtssignale aufgelöst werden. Außerdem sollen die Wärter aller Blockstarionen noch mit elektrischen Benachrichn- gungsmitteln versehen werden, wie sie durch die Fernsprecher gegeben sind. Für diese Sicherungseinrichtungen sind allein auf unseren Staatsbahnen seit 1892 über 3»/» Mill. Mark auf- gewender wovden, und auch im außerordentlichen Staatshaus- haltsetat für 1902/03 sind für weitere Durchführung dieser Sicherheitseinrichtungcn wiederum 1950 000 emgeseyr worden. Der Betrag von insgesammt 5 Mill. Mark wird Manchem hoch erscheinen und doch wird er bei unserem über 3000 Kilometer großen Eisenbahnnetze noch nicht ausreichen, um allen den Sicherungsvorschriften, die jchon gegeben sind oder noch in Aussicht stehen, zu genügen. Der Betrieb war früher ein wesentlich oruigerer. Jeder wollte der liebenswürdigen Einladung gern Folge leist««, und heute — am Tage vor der Hochzeit — stand die Flurklingel des bereit» festlich geschmückten bürgerm«istrrlichen Hause» keinen Augenblick still, um all' den dienstbaren Geistern Einlaß zu gewähren, die gekommen waren, sich der Gabe zu entledigen, die ihre Herrschaft dem Brautpaar als Hochzeitsspende überreichten und die nun — durch ein Trinkgeld hochbeglückt — die Schritte wieder heimwärts lenkten. In den Räumen aber war das junge Paar damit beschäftigt, die schützenden und verbergenden Hüllen von den eingetroffenen Gegenständen zu entfernen. Eben war der Hausdiener der „Goldenen Kugel", wo all wöchentlich der Kegelklub „Alle Neune" seine VerrinSsitzungen ab hielt, dagewesen, um im Namen de» Letzteren eine große Kiste abzugeben, di« auf dem Deckel in deutlich sichtbarer Schrift die Mahnung trug: „Vorsicht!" „Ernst, lieber Ernst! Ohne Zweifel die geschnitzte Wanduhr, von der Du neulich sprachst, und die Du Dir so wünschest. Schnell, öffne di« Kiste, damit wir ihren Inhalt bewundern. Ach, wi« freue ich mich darauf! D«nn ohne sie hätten wir im ganzen Haushalt keine Uhr, und wenn ja auch tum Glücklichen keine Stunde schlägt, können wir ihrer doch nicht entrathen, andernfalls kämest Du sicherlich zuweilen zu spät aufs Amt», gericht." Die blonde Elly war so aufgeregt, daß si« kaum die Zett erwarten konnte, wo stch unter den Händen khreS Verlobten d«r Deckel hob. „Ahl" Ein Laut der Uebervaschung, von zwei Lippenpaaren gleich, zeitig auSgrstotzen, tSnt« durch'» Zimmer. „Nanu, wa» ist denn daS?" Ernst DeliuS schüttelt ver- wundert den Kopf. „Keine Wanduhr und dafür ein chinesische» Tberserviee? Da» ist ja eigentlich gegen die Bestimmung. Wie gefällt Dir da» Ding, Schatz?" Für einen kurzen Augenblick war ein Zug der Enttäuschung über da» hübsche Gesicht der jungen Braut gehuscht, al» sie aber die zierlichen, fein gemalten Täßchen, ein« ebensolche The«, und Milchkanne, ein« Zuckerdose und schließlich noch «in mächtige« Tablett erblickte, war ihr Unmuth verflogen. wäre die Gabe seinen Händen entsunken, so verdutzt und ver stimmt sieht er aus: „Ist Dir schon «in ähnliches Pech vorgekommen, Elly? Wiede, solch' ein chinesischer Krempel! Die Vase und die beiden Wand teller hätten die hochweisen Herren auch besser für sich behalten, als andere Leute vamit unglücklich zu machen —" „Aber sie sind doch sehr hübsch", kam es schüchtern von Elly'S Lippen, die angesichts der vielen Lhinatwaaren selbst nur noch einen leisen Widerspruch wagte. „Also Du findest daS Alles schön und hübsch und gut? Weiter wollen wir ja gar nicht»!" Ernst Delms' Stimme klang mit jedem Auaewblick erregter. „Thtna, nicht» al» China! Oh, Herz, waS wünschst Du mehr? Und wenn schließlich mal alle Stricke reißen, dann eröffnen wir eben einen Laden für Chinawaaren, und um ihn zu füllen, leeren wir einfach unsere Wohnung, damit ist die Sache erledigt!" „Ernst, lieber Ernst, beruhige Dich doch, bitte." „Nanu, was ist denn hier lo». Kinder? Ihr zankt Euch wohl gar am Tage vor Eurer Hochzeit?" Im Rahmen der Thür stand eine hochaetwachsene Männer - gestalt und blickte verwundert auf die beiden Anwesenden. „Onkel Kruse!" Elly eilt dem Eintretenden entgegen, schiebt ihren Arm in den seinen und bittet in schmeichelndem Tone: „Wie gut, daß Du gerade fitzt kommst, Onkelchen! Hilf Du mir, meinen alten Brummbär besänftigen." „WaS hat er denn, mein lieber Kind?" „Er hadert mit dem Schicksal, da» ihm ,u seinem HochzeitS« feste den Schabernack spielt, daß all« eintreffenden Geschenke in selttner Uebereinstimmuna jenem Lande entstammen, mit dem wir bis vor Kurzem Krieg führten. „Und da» wundert Euch noch?" Betroffen schauen sowohl Ernst DeliuS wie sein Bräutchen in do» lachende Gesicht de» Sprechend««. „Ja, da» muß un» doch wunderlich vvrkonnnen. Oder findest Du «» etwa natürlich?" „Selbstverständlich, wie «» auch Jeder finden wird, der unsere ehrsamen Einwohner und ihre Sparsamkeit kennt." „Sparsamkeit? Wir verstehen Dich wirklich nicht, lieber Onkel!" „Aber Ihr werdet e» sofort thun, sobald ich Euch mttaethetlt habe, daß Friedrich Wilhelm Schulz«, unser braver China« waarenhändler im Städtchen, seit Kurzem «inen großen Au»verkauf zu erstaunlich billigen Preisen wegen Aufgabe seine» Geschäft» angezeigt hat!" Sächsischer Landtag. Tagegelder der LandtagSabgeordneten. * Den Ständen ist «in Dekret, betreffend die Tagegelder der LandtagSabgeordneten, zugeganaen. In demselben wird, einem schon früher in der Zweiten Kammer aestellten Antrag« entsprechend, vorgesehen, daß die in Dresden wohnenden Lanidragsabgeordneten, welche bisher vom Bezüge d«r Tage gelder ausgeschlossen waren, die Hälfteder Tagegelder, also 6 -4t für den Tag, erhalten. In der Begründung wird ausgeführt, daß der erforderliche außerordentliche Aufwand, für welchen die Tagegelder als Entschädigung dienen sollen, nicht nur den außerhalb Dresdens wohnenden Landtags- mitaliedern erwächst, fondern — wenn auch in vermindertem Maße — den in Dresden wohnenden, namentlich wenn sie für eine Stellvertretung in ihrem Privatberuf sorgen oder gar mit geschäftlichen Einbußen rechnen müssen. — Ls sei hierbei gleich anaefügt, daß von der letzten Synode ein Entwurf wegen Erhöhung der Tagegelder der Synodalmitglicder von 9 aus 12 «4t angenommen worden war. Die Staatsregierung schlägt den Ständen die Genehmigung zu der in diesem Sinne zu be wirkenden Abänderung des Kirchengesetze» vor. Auch bei der Synode erhalten Vie in Dresden wohnenden Mitglieder die Hälfte. Abänderung de» Jagdgesetze» tu Ansehung der wilden Kaninchen. Nach einem den Ständen zugeaangen«n Gesetzentwurf wegen Abänderung des Jagdgesetzes sollen die als Gegenstand des JaadrechtS aufgeführten wilden Kaninchen künftig als sagdbar« Thiere gestrichen und dem freien Thier fange überlassen werden. In der Begründung wird auSgeiührt, daß schon seit Jahren in einzelnen Theilen über ein bedrohliches Auftreten der wilden Kamnchen geklagt wird, sowie darüber, daß sie die Feldfrüchte ganzer Aecker ab nagen, in jungen Waldanlagen die Baumhölzer schälen u. f. w. Aus land- und forstwirthschaftlichen Kreisen sei deshalb schon mehrfach angeregt worden, einem weiteren Umsichgreifen der wilden Kaninchen durch Aufhebung der für dieselben bestehenden Schonzeit zu steuern. Neuerdings seien mm vom Landes- Culrurrath Anträge in dieser Richtung gestellt worden. Da nun erfahrungsgemäß bei stark auftretcnder Kaninchenplage der Abschuß allein nicht ausreiche, so bleibe als einziges Mittel zur Vertilgung übrig, die wilden Kaninchen, wie in Preußen, dem freien Thierfange zu überlasten. Das wegen Freigabe des Fanges der wilden Kaninchen weiter Erforderliche, insbeson dere die zum Schutz des Grundeigenthums und der Jaad einer-, sowie d«r Land- un- Forstwirthschaft andererseits sich noth- wendig machenden Bestimmungen, werden im VerordnrmgS- weg« erlassen werden. At>än»erunn »er Revidirten Stiidteordnun- bezw. Landse»eind»ardnun,. Nach 8 44 e der Revidirten Städteordnnng verloren die- fknigen Bürger ihr Stimmrecht und in Verbindung mit Z SS der Revidirten Städteordnuna auch die Wählbarkeit als Stadtverordnete, gegen welche wegen eines Verbrechen» oder Vergehens, daS nach demLtrasgesetzbuch die Entziehung der Ehrenrechte zur Folge haben kann oder muh, die Unter suchung eröffnet worden war. Diese Bestimmung hatte des Ocfteren dazu geführt, daß Stadtverordnete, gegen welche eine Untersuchung eröffnet worden war, die aber im weiteren Ver fahren schließlich mit einer Freisprechung clidete, dennoch ihr Mandat als Stadtverordnete verloren hatten. In Erinnerung dürft« noch der hier m Leipzig vorgckommcne Fall Oelschlägel itehen, der auch dem LandtagSabgeordneten Herrn >vr. Schill Veranlassung gab, einen mit Unterscüriflen aller Fraktionen gestellten Antrag auf Abäiiderung der betreffenden Bestimmung zu stellen. Von der Staalsrcgierung ist nun den Ständen ein Gesetzentwurf vorgelegt worden, wonach in den hier in kommenden Fällen während der Voruntersuchung und wä Bekanntlich waren es die Venetianer, welche in wohl ver standenem eigenen Interesse eS für zeitgemäß erachteten, den im Norden ihres Wohnsitzes sich auSbrettenven Ländern bez. den in diesen heimischen Bewohnern die Wohlthat de» Kaffeegenufse» zu sichern. Es war dies «m Jahre 1624, und trotz der damaligen Langsamkeit des Güterverkehrs hatte sich die mit Behagen be grüßte arabische Bohne gar bald siegreich über das ganze Fest land verbreitet, so daß von Mitte de» 17. Jahrhundert» die Großstädte Europas die Errichtung von Kaffeehäusern sich av- gelegen sein ließen, so London 1682, Versailles 1664, Pari» 1672, Wien 1683. In letztgenannter Stadt stand die Er richtung des ersten Kaffeehauses im Zusammenhänge mit ge schichtlichen Ereignissen. Der erste Kaffeesieder, Kollschitzky, er hielt das Privilegium hierzu als Belohnung für seine im Türkenkriege bewiesene Tapferkeit. Im Jahre 1695 folgte nun auch Leipzig diesem Beispiele. 8s wurde das erste Kaffeehaus eröffnet, und zwar in dem noch heute in der Kleinen Fleischergasse gelegenen „Kaffeebauatt. Die ohnehin leicht zu findende Erklärung der Benennung Kaffeebaum giebt un» der Dichter Zachoriae (1726 bi» 1777), bei dem es heißt: „Der Eingang zaigt sogleich in einer Schilder«, Daß dies des ÄMeegott» geweihter Tempel sei: Es liegt ein AtzAer an einem Kaffeebaum? Das war denn für die guten Leipziger damaliger Zeit etwa» ganz Neues, entgegen dem bekannten Spruch Ben Akiba'», und wie wohl man sich in der neu eröffneten Verkehrsstättr ein« zurichten verstand, beweist die Thatsache, daß schon im Verlaufe der folgenden drei Jahre noch sieben weitere Kaffeehäuser auf« gethan wurden, so daß im Jahre 1698 dem Leipziger bereit» die Wahl unter acht Kaffeeschankstätten eröffnet war. Aber dieser Zuwachs war nicht in allen Fällen rechtskräftig gesichert. Dem Guten, das in der kurzen Spanne Zeit zweier Jahre so schnell sich Bahn gehrochen, war auch das Uebel auf dem Fuße nachgefolgt, nicht allein, daß das Wohlgefallen der Leipziger an dem Besuch der Kaffeehäuser die Veranlassung gab zum Verkehr behördlicherseits nicht genehmigter Kaffee schankstätten, es hatten in diesen Stätten auch Elemente häus lich sich niedergelassen, welche die Begriffe „Leben und leben lassen" in etwas zu ungebundener Weise auffaßten und in den öffentlichen Kaffeelocalen dementsprechend sich benahmen. Denn schon 1697, in welchem Jahre man „über die ungebührlich ein geführten Thee- und Kaffeestuben" zu Gericht sitzen mußte, „in denen — über die in der Poltzeiordnuna bestimmte Frist Gäste gesetzet", sowie auch zu verbotenen Spielen, Ueppigken und anderen Lastern Gelegenheit gegeben und genommen wurde, erließ der Rath unter dem 18. Mai «in Patent, durch welches den „ungebührlichen Thee- und Kaffeeschenken solche Nahrung gänzlich untersagt, die übrigen aber an die gesetzlichen Polizeiordnungen verwiesen wurden." Daß auch die studirende Jugend den eben erst neu eingeführten Kaffee-Instituten durch rasch überhanvnch-meüden und zahl reichen Besuch derselben ihre Anerkennung zollten, ist aus einem unter dem 24. Mai genannten Jahres vom Rector ver Universität am schwarzen Brett angeschlagenen Mandat ersichtlich, m welchem „die Studirenden vor den Thee- und Kaffeestuben, deren con- tinuirlichem Besuche, Spielen, Tanzen und Eonversation mit denen unzüchtigen Weibspersonen ernstlich gewarnt" wurden. Es scheint nun aber weder oben genanntem Reskript deS Rathes, noch dem Mandat de» Rector» m nachhaltiger Weise Folge geleistet worden zu sein. Denn „bei einer »u Anfang deS neuen Jahrmarktes feiten der Stadt-Gerichte durch die Gericht»- I frohnen und Stadtknechte im nächsten Jahre, 1698, vovgenomme-- »rren Visitation der Kafseestubon wurden die darin befindlichen Leipzig als „Laffeeftadt". Von E. Floeßel. Nachdruck verbot«». Daß unsere Stadt Leipzig sowohl als Meß- und Handels stadt, als auch als Universitätsstadt eines Weltrufes von hervor ragender Bedeutung sich erfreut, ist ebenso bekannt, wie es wohl begründet erscheint. Auch hat Leipzig noch vor etwa 50 Jahren in den Kreisen der seit einigen Jahrzehnten von der Bildfläche namentlich unserer sächsischen Jahrmärkte verschwundenen, heute also der weiland „BänkelsängerAesellschafien" als „große Seestadt Leipzig" eine die liebe Jugend nicht nur er götzende, sondern auch das schau- und hörlustige erwachsene Publicum zu beweglichem Anhören und Anstaunen verlockende Rolle gespielt. Sollte es da nicht zulässig erscheinen, Leipzig auch einmal als Kaffeestadt zu bezeichnen und sich die immerhin an sehnliche Reihe geschichtlich gewordener Thatsachen und Um stände vor Augen zu führen, welche die Bezeichnung Leipzigs als „Kaffeestadt" unstreitig rechtfertigen und begründen? Man hat den Kaffee das letzte oder wenigstens eines der letzten Geschenke genannt, welche das Morgenland dem Abend lande gespendet hat, und noch in hervorragenden Werken der neueren Literatur wird diese Behauptung aufrecht erhalten. Ich möchte aber doch an der Richtigkeit derselben zweifeln. Denn es ist, wollte man sie alle zusammen aufzählen, eine lange Reihe von Gaben sehr verschiedener Art, welche vom Morgen lande seit jenen Tagen zu uns herllberaeführt wurden, als den Urahnen unserer Hausfrauen das Gluck bescheert wurde, das alsbald, vielleicht gleichzeitig sich einstellende „Kaffeeschälchen" mit dem braunen Getränk der arabischen Fremdlinge zu füllen. Man denke nur an die „Indischen Vogelnester", den candirten Ingwer, den Calmus, die Bananen und andere Früchte, die zu jener Zeit, als die Kaffeebohne ihren Weg nach Europa einzu schlagen begann, als ausländische Product« in unserem Erdtheile noch völlig unbekannt waren. Allerdings kann nicht in Abrede gestellt werden, daß es kein anderes Genußmittel, von den Brodfrüchten abgesehen, giebt, besten Import im Laufe der Jahrhunderte einen nur annähernd so mächtigen Aufschwung genommen hat, wie der Kaffee. Und an diesem Aufschwung« hat Leipzig die ganze von Anbeginn der Einfuhr verlaufene Zeit hindurch in fortlaufend sich erhöhendem Maße hervor ragenden Antheil genommen. deS Verfahrens daS Amt d«S Stadtverordneten bezw. Ge- meindevertoeter» bis zur Beendigung de» Verfahrens nur ruhen soll. Aufhebung der mit Apotheken-erechtigkeiten verbundenen Berbietnngsrechte. Die mit Apothe!engerechtigkeit«n verbundenen Ver- bietungsrechte gegen die Errichtung wertere r Apotheken in einem bestimmten örtlichen Bereich zollen nach einem den Ständen zugegangenen königl. Dekret aus- gehoben werden. Soweit nicht bei der Begründung des Rechts dessen Wiederaushebung oder Minderung vorgesehen worden ist, soll für die Aufhebung Entschädigung gewahrt werden. Die Entschädigung wird gewährt, so oft in dem Be reiche des VerbietuiigSrechtcS eine oder mehrere Apotheken neu errichtet werden. Die Entschädigung wird aus der Staatskasse gewahrt. Im Ganzen bestehen in Sachsen 47 Apothekriwer- bietungsvechte. von denen jedocki 28 widerruflich sind. Der Be trag, der zur Erreichung des im Gesetzentwurf gedachten Zweckes erforderlich ist, wird von der Staatsregierung auf 200 000 bis 300 000 «« geschätzt, vertheilr sich jedoch auf einen längeren Zeit raum. AuS dem Staatshaushalt»»»«». Errichtung einer Prnsungsanstalt für elektrische Maß einheiten. DaS Reichsgesetz, betrefsend die elektrischen Maß einheiten vom 1. Juni 1898, tritt hinsichtlich der nach stehend aufgeführten Vorschriften vom 1. Januar 1902 in Kraft. Bei der gewerbsmäßigen Abgabe von Elektrr- cirät dürfen Meßwerkzeuge, sofern ste nach den Lieferungs bedingungen zur Bestimmung der Vergütung dienen sollen, nur Verwender loerden, wenn ihre Angaben auf Len gesetzlichen Ein heiten beruhen. Der Gebrauch unrichtiger Ntc^erärhe.ist ver boten. Der Bundesrath hat nach Anhörung dec Physikalstch- Technischen Neichsanstvlt die äußersten Grenzen der zu dulden den Abweichungen von der Richtigkeit festzusetzen. Wer bci der gewerbsmäßigen Abgabe elettrischer Arbeit diesen Be stimmungen oder den aus Grund derselben ergehenden Ver ordnungen zuwiderhandelt, wird mit Geldstrafe biszu 100 «4t oder mit Haft bis zu 4 Wochen bestraft. Neben der Strafe kann auf Einziehung der borjchriftswidrigen oder unrichrigcn Meß werkzeuge erkannt werden. Da hiernach den mit der Abgabe elektrischer Arbeit sich befassenden Unternehmern durch Er richtung von Prüfungsstellen geeignete Gelegenheit geboten werden muß, die zu verwendenden Mcßg-rälhe auf ihre Richtig keit amtlich vrüfen und beglaubigen zu lasten, soll eine solche Prüfunaüanftalt in Chemnitz, und zwar in Ver bindung mit den dortigen technischen Slaatslehcxrnstalten, er richtet werde«. Im ordentlichen SraalshauShaltetat für 1902/03 ist der staatliche Zuschuß zu Len Kcsien dieser Prüfungs anstalt mit jährlich 10 000 «// veranschlagt worden. Im Reiche werdeii die Arbeiten, welche durch das Gesetz, betrefsend die elektrischen Maßeinheiten, entstehen, durch die Physikalisch- Technische Reichsanstalt besorgt. Errichtungen zur Erfüllung der reichSgeseylichen EichernttgS- Vorichristen im Visenbatubetricbe. —r. In Beachtung der reichögesctzlichcn Sicherungsvor- schrisien sind aus den Stationen zur Sicherung der von «in- imd durchfahrenden Personenzügen spitz bofahrenen Zwischen weichen auf Haupteiienvahnen mechanische Verriegelungen der Weichen in Abhängigkeit mit den Signalen geschaffen und Weiler auf solck-en Bahnhöfen und Haltestellen, aus welchen ent weder Zugstreuzungen oder Ueberholungen von Zügen statt finden, Ausfahrtssignale aufgestellt werden. Ferner zollen alle Signale für Einfahrten von Zügen durch Vorsignale gedeckt Werden. Veranlaßt durch verschicdentliche schwere Eisenbahn Latt« der Neuvermählten ausnehmen würden, und flugs waren die Einladungen versendet, in denen man Die Honoratioren zu der in vierzehn Tagen stattfindenden Hochzeitsfeier des Fräulein Elly Bevermann mit Herrn GerichtSschreiber Ernst Delius höflichst um ihre Anwesen^it bat. * „Ich finde es entzückend, Ernst, und war nur eine Secunde überrascht, weil ich bestimmt auf eine Wanduhr rechnete. Die schenkt uns nun sicherlich ein Anderer! Sieh Gustc schon wieder mit einem großen Packet, von meinen Kränzchenfreundinnen!" „Wollten Dir die Venn nicht ein schenken?" „Allerding»!" „Die Verpackung läßt aber nicht darauf wollen rasch einmal nachsehen!" Die Pupierhülle fällt. Noch eine. Und vor stch auf dem Tische sehen Elly und ihr Verlobter einen entzückenden Paravent aus rother Seide mit kunstvoller Goldstickerei verziert. Farbige Vögel schaukeln sich auf den gestickten Zweigen; silberne Fäden bilden eine schimmernde Wasserfläche, auf der breite Fische mit riesigen Glotzaugen sich tummeln. Etwas Schöneres kam Einem selten zu Gesicht; trotzdem murmelte Ernst ärgerlich: „Schon wieder ein Erzeugniß auS China! In den Zeitungen liest man nichts als Meldungen von dort, und nun scheint e», als hätte man sich einfach hinter unserem Rücken verschworen, uns durch die Erzeugnisse der Kunstfertigkeit ver bezopften Söhne deS himmlischen Reiches eine beste« Meinung von ihnen bei bringen zu wollen, wie wir sie just haben! DaS ist ja Alle- recht gut gemeint, aber — meiner Meinung nach — für unseren be scheidenen Haushalt ein wenig überflüssig!" „Warte nur, Liebster, die praktischen Gegenstände werden schon noch kommen, mir ist nicht bange darum." „Hoffentlich machen unS die Väter der Stadt nicht auch noch einen Strich durch die Rechnung." „Die schenken ohne Zweifel der Tochter ihre» Oberhauptes einen silbernen Gegenstand, ich vernmth« sogar ein«n Tafelaufsatz, denn a» ich heute Morgen durch die Marktgaffe ging, entdeckt« ich, daß Wagner den seinigen au« dem Schaufenster entfernt hatte, wo er seit Jahren gestanden." „Da» wäre ja famoS! Eine derartige Spende liebt meines Vater» Sohn . . . Nun. Guste, wer hat denn in diesem Augen blick di« Flurklingel in Bewegung gesetzt?" „Der Portier au» dem Rathhause. Di« Herren Stadtver ordneten" — bestellt« er — „schickten dem verehrten Brautpaare ein HochzeitSangebinde." „WaS ist eS denn?" „Ick tloob« — ein Teller und «ine Kanne. ES fühlt sich nämlich so hart an." „Dumme» Zeug! Geben St« mal schnell her. Da» ist doch sicherlich ein Tafelaufsatz!" Tisgelgewih löst der Beschenkte di« Schnur, aber beinah«
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