01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 14.01.1902
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1902-01-14
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19020114012
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1902011401
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1902011401
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1902
- Monat1902-01
- Tag1902-01-14
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Man abonnirt ferner mit entsprechendem Postaufschlag bei deu Postanstalten in der Schweiz, Italien, Belgien, Holland, Luxem bura, Dänemark, Schweden und Norwegen, Nußland, den Donaustaaten, der Europäische, Türkei, Egypten. Für alle übrigen Staaten ist der Bezug nur unter Kreuzband durch die Expedition dieses Blattes möglich. Die Morgeu-LuSgabr erscheint um '/,? Uhr, die Abend-AuSgabe Wochentags um 8 Uhr. Nedartion und Expedition: Bohannt-gafse 8. Filialen: Alfred Lahn vorm. v. Klemm t Sortrm Universitätsstraße 3 (Paulinum), Louis Lösche, Kathariuenstr. 14, Part, und Königsplatz 7. Morgen-Ausgabe. MpMer Tageblatt Anzeiger. Amtsblatt des Königlichen Land- und Amtsgerichtes Leipzig, des Mathes und Polizei-Amtes -er Ltadt Leipzig. Anzeigen «PretS die 6gespaltene Petitzeile 25 Lf. Reclamen unter dem RedactiouSstrich (4 gespalten) 78 H, vor den Familtennach- richten («gespalten) 50 H. Tabellarischer und Ziffernsatz entsprechend Höher. — Gebühren für Nachweisungen und Offrrtenannahme 25 H (exkl. Porto,,. Ertra Beilagen (gesalzt), nur mit der Morgen-AuSgabe, ohne Postbeförderung 80.—, mit Postbesörderung ^l 70.—, I,«nahmeschl«ß für Anzeigen: Abend-AuSgabe: Bormittag- 10 Uhr. Morgen-AuSgabe: Nachmittags 4 Uhr. Bei den Filialen und Annahmestellen je ein« halbe Stunde früher. Anzeigen find stets an die Expedition zu richten. Die Expedition ist Wochentags ununterbrochen geöffnet von früh 8 bis Abends 7 Uhr. Druck und Berlag von E. Polz in Leipzig. Nr. 23. DienStag den 14. Januar 1902. 98. Jahrgang. Deutsches MMarleben in China. n. Die Mehrzahl der deutschen Chinakämpfer ist zu den heimischen Penaten zurückgekehrt und an den langen Winter abenden wird am warmen Ofen so manche Erinnerung an das Militär- und Lagerleben deutscher Soldaten im fernsten Osten zum Besten gegeben. Da giebt es viele Fragen der Zuhörenden zu beantworten, für die einfach Alles interessant ist, und eine der ersten Fragen ist meist: Was gab's denn zu essen? Das ist freilich auch das Wichtigste zum Leben, vorab für den Soldaten, der es in dieser Beziehung in China recht gut hatte, denn die Heeresverwaltung hatte für ihn in vortrefflichster Weise vor gesorgt. Officiere wie Soldaten bekamen die gleichen Feld portionen, bei denen neben den Conserven aller Art auch da frische Fleisch nicht fehlte, welches der mitunter ganz ansehnlich« Viehbestand der Chinesen zu liefern hatte. Das Vieh wurde von den Truppen oder Feldproviantämtern angekauft und ein geschlachtet, um an die Empfänger ausgetheilt zu werden. Da neben gab eS Kaffee, Thee, Zucker und Chocolade; auch fehlte der Rothwein nicht, von dem anfänglich später Liter auf den Kopf verabreicht wurde, was bei der Gefahr von Magen- und Darmerkrankungen äußerst wichtig war, denn mit den Wasserverhältnissen war es übel bestellt. Nur bei den Expeditionen ins Gebivze waren diese befriedigend: das klare Wasser der Gebirgsbäche konnte ohne Weiteres zu Genuß zwecken Verwendung finden. Anders gestalteten sich diese Ver hältnisse in den Standorten, wie in Taku, Tientsin, Peking, Paotingfu u. s. w., wo Fluß- und Brunnenwasser für europä ische Magenverhältnisse völlig ungenießbar waren. Dort mußte jegliches Wasser, gleichviel ob zu Genuß- oder Wirthschafts- zwecken, abgekocht werden, und bei jeder Compagnie u. s. w. war täglich eine reichliche Anzahl von Wasserköchen commandirt, um den Wasserbedarf zu decken. Durch diese Maßnahmen wurden Ruhr, Dysenterie und ähnliche Lagerkrankheiten auf ein Minimum eingeschränkt und die Gesundheitsverhältniss« waren im Allgemeinen dieselben wie in der Heimath. Daß jeder Soldat täglich eine Cigarre, sowie wöchentlich ein Licht und eine Schachtel Streichhölzer erhielt, beweist die Vorsorglichkeit der Heeresverwaltung. Uebrigens gab es in den größeren Ort schaften auch Lampen, wie bei uns, in denen das reichlich ge lieferte Petroleum gebrannt werden konnte. An Straßen beleuchtung in den belegten Ortschaften war nicht zu denken, wa- bei dem miserablen Zustande der Straßen höchst unbequem war; daher erging von der deutschen Commandobehörd« gleich nach Kem Einrücken der Truppen Befehl an die Einwohner, daß vom Eintritt der Dunkelheit an vor jeder HauSthür eine brennende Laterne zu hängen habe. So sah man bunte Papier laternen und gewöhnliche Stalllaternen nach europäischer Art und dergleichen auf allen Straßen brennen, was für den Verkehr äußerst Vortheilhaft war. Wenn ein Truppent'beil sich auf Expedition begab, so wurve die regelmäßige Verpflegung zwar im Troß auch mit genommen, aber es gab dann sehr willkommene Zulagen, wie Äer, Hühner, Enten, Tauben, bisweilen auch ein Schwan, der freilich des langen KochenS bedurfte, wodurch in den täglichen Speisezettel einige Abwechselung kam. War eine Ortschaft von den Einwohnern verlassen, so wurde das Geflügel u. s. w. zum Verbrauch genommen, weil es sonst einfach aus Mangel an Nahrung verkommen wäre; wo noch Einwohner vorhanden waren, brachten es diese entweder unaufgefordert den Truppen, oder es wurde von diesen aufgekauft, denn auf dem Marsch mußten die Conserven vorherrschen und dec willkommene Ge nuß frischen Fleisches war für den Gesundheitszustand der Truppen höchst werthvoll. Auch an frischem Gemüse fehlte es niemals, wie es auch, der Jahreszeit entsprechend, vortreffliches Obst, wie Birnen, Weintrauben, Nüsse, gab; nur der Apfel war dem Chinesen unbekannt und die wenigen Exemplare beim Cantinenwirth waren recht thcuer. Die chinesischen Kartoffeln wurden wegen ihres süßlichen Geschmacks von unseren Soldaten nicht gern genommen, aber bald kam unsere deutsche Kartoffel zum Vorschein, welche der Chinese anfänglich als in seinen Augen minderwcrthig nicht angeboten hatte. Wenn nun trotz dieser günstigen Lebensbedingungen Krankheiten der Ver« dauunasorgane nicht ganz ausblieben, so hatte dies in dem Leichtsinn der Leute ihren Grund, die trotz eindringlicher Be lehrungen Alles durcheinander aßen und tranken, so daß eine Reaktion nach der ungesunden Seite nicht ausbleiben konnte. Die Quartierverhältnisse waren überall gute; inan brachte die Leute, wo besondere Militärgebäude fehlten, in den einzelnen Pamen unter, wo die Einwohner entweder nicht vorhanden oder auigemiethet waren. Bei der Unterbringung wurde jedes Mal der "Ortsmandawin hinzugezogen; niemals gab es Schwierig keiten. Wo es an einem Dolmetscher fehlte, wußte man sich mit der Geberdensprache zu helfen, was bei der Intelligenz der Chinesen unschwer gelang. Im Quartier fand der Soldat eine Küche mit Kochherd vor, und da der Chinese auch Kochtöpfe und sonstiges Geschirr besaß, so war der Soldat bei der Zu bereitung seiner Mahlzeiten nicht in Verlegenheit. In den großen Standorten wurde diese entweder compagnieweise oder nr den Corporalschaften vorgenommen, wodurch das Essen nahr hafter und schmackhafter hergestellt werden konnte; in diesen Orten gestaltete sich überhaupt das Leben bald so wie in der beimathlichen Garnison, nur der reichliche Wachdienst und da» Postenstehen mit scharfen Patronen erinnerte daran, daß man sich sozusagen in Feindes Land befand. Nun sind auch in China wieder geordnete Verhältnisse eingekehrt und di« dort '.urückqablicbenc BesatzungSbrigad« konnte diesmal da» Weih- nachtSfest 'M Zeichen des Friedens begehen. Möge eS ihr und ihren in die Heimath zucückgekehrten Kampfgenossen eine nachträgliche WekhnachtSfreude bereiten, daß in diesen Lagen im Reichttage sowohl der Reichskanzler wie der Krieg-mimster v. Äoßler di« von forialdemokratischer Seite gegen die deutschen Ehinakrieger ge schleuderten Beschuldigungen in entschiedener Weise zurilckgewiefen und entkräftet staben. theilS aus dem Munde von Kriegsgefangenen. Davon sei hier wiedergegeben: Die Wegnahme von so und so viel englischen Konvois und Lagern hat es mit sich gebracht, daß die Boeren theilweise nicht blos die erbeutete» Waffen führen, sondern davon auch große Depots anlegen. So führt nun dieser oder jener Trupp statt oder neben Mausergewehren auch Lee Metfords, und gar mancher arme Tommy mag auS seinem eigenen Gewehr den Tod empfangen haben. In der Hand der Boeren sind die Lee Metfords insofern erst eine brauchbare Waffe geworden, da sie, die Meisterschüßen, sofort erkannten, daß sie fast alle Rechts schutz haben. Seitdem gehören zur Ausrüstung einer Boeren- abtheilung immer auch einige Eisenfeilen, mit denen sie das Ge wehr corrigiren. Mit den Gewehren der Engländer haben die Boeren selbst verständlich auch die Bajonette mit übernommen. Und so sehr sie sich nach ihrem ganzen Kampfgebrauch anfänglich auch dagegen sträubten, diese Waffe zu gebrauchen, so sind sie doch allmählich dazu gekommen. Daraus erklärt sich auch, wie die Boeren bei Tweefontein die englischen Vorposten überrumpeln konnten, ohne daß ein Schutz fiel. Und die Boeren führen nicht blos englische Gewehre, sie können ab und zu einmal auch englische Kanonen ge brauchen. Um für die Noth gerüstet zu sein, nehmen sie sich von Zeit zu Zeit Geschütze bei den Engländern, leihen oder ver tauschen ihre alten gegen neue englische. Dies wird von den englischen Berichterstattern nicht immer dem innersten Wesen nach beurtheilt und weitererzählt. So wurde Anfang Sep tember 1901 gemeldet, man habe Delarey bei Blakfontein drei Kanonen abgenommen. Das war ebenso richtig als unrichtig. Delarey führte drei Kanonen mit sich, die sich nicht im aller besten Zustande befanden, und als er nun bei den Engländern schöne, funkelnagelneue Armstrongs sah, überkam ihm das un widerstehliche Gelüsten, auch einmal aus solchen zu schiehen. Er ließ deshalb die tapferen Tommies Sturm laufen auf seine übertragenen alten Gefchiitze, bemächtigte sich inzwischen der jungfräulichen englischen und zwang die Engländer zu einem siegreiche» Rückzug mit den drei eroberten Bocrenkanonen, indem er sie mit ihren eigenen Kartätschen beschoß. Die Tommies wolle» auch nicht mehr gegen Delarey aus ziehe», seitdem sie an ihm die üble Gewohnheit bemerkt haben, ihnen die Schuhe auszuziehen, was ja als sehr angtuehm empfunden werden kann, wenn man ermüdet ist von dem langen Marsche »ach den Boerenstellungen, aber höchst unangenehme Gefühle weckt, wenn man über den steinigen Boden barfuß wieder zurück zu den englischen Linien muß. Wenn sie zu Pferde sitzen dürfen, sind sie noch dazu zu bewegen, aber zu Fuße will kein Tommy mehr hinaus, um Delarey zu fangen. Gar Mancher wurde darob schon in die Heimath znrücktrans- portiri mit einigen Jahren Festung als Reisegepäck. Selbst in Pretoria fühlen sich die Engländer nicht sicher; ununterbrochen tobt der Kampf uni die Stadt, und es vergeht kaum eine Nacht, in der die Wachtposten nicht verstärkt werden müssen. Und Lord Kiichener schläft keine zwei Nächte in ein und demselben Quartier! Die Blockhäuser bilden für die Bewegungen der Boeren lange nicht die iinübersttiglichc Schranke, und in keinem Falle das Mittel, den Krieg sicher und schnell zu Ende z» führen, als die sie die Engländer hinzustellen belieben. In gar vielen getrauen sich die Engländer nicht mehr zu verweilen. Denn die Boerenkugeln geben durch ihre „Mauern" wie durch Butter. Daher liegen ihre Besatzungen am liebsten außen. Und seit Beyers einige von ihnen überrannt hat, ducken sich die Tommies bei Annäherung der Boeren tief ins Gras und halten sich mäuschenstill, bis die Boeren an ihnen vorüber sind. Dann schießen sie tapfer darauf los. Beim Jn-die-Lu ft-Sprengen von Eisen- bahnzügtn geht der Meister darin. Jac. Hinton, der toll kühne Bannerträger vom Spionkop, also vor: Wenn die Mine gelegt ist, verbirgt sich Hinton in räthlicher Entfernung hinter einer Deckung, und, sobald der Wagen, den er treffen will, sich der Mine nähert, bringt er diese durch einen Revolverschnß zum Springen. Unsere wiederholten Erklärungen, wie die Engländer in ihren Berichten zu der großen Zahl ihrer Gefangenen kommen, finden auch aus dem Munde des Herrn Heemstede Obelk ihre Bestätigung: die Gefangenen sind zum großen Theil Vieh aüffehtr, die nie in ihrem Leben ein Gewehr in Händen gehabt haben. Weiter hat sich anch eine Zahl Boeren unterworfen, die wieder zu Frau und Kindern kommen wollten und dann in die R6f»gi6<Kampen geschickt wurden; hat man nun für ge wisse Berichte einmal zu wenig Gefangene, so werden diese „zurremclors" aus den R6fugiö-Kampen geholt und trotz aller Reklamationen als Kriegsgefangene weggeführt. Fran Heemstede Obelt kommt aus dem Kon ten t r a t i o n s l a g e r von Ptetersburg. in dem sich vier- bis fünftausend Menschen befinden. Von diesen sind innerhalb dreier Monate fünfhundert gestorben. Der einzige Arzt war sehr oft betrunken, wo durch das Vertraue» zur englischen Heilkunde, das an und für sich nicht sehr groß war, auch nicht erhöht wurde. Aber die llntersuchungscommission wird sicherlich dahin Bericht erstatten, daß sich Alles in der schönsten Ordnung befunden habe. Diese Commission, bestehend auS englischen Damen, macht zuerst ibre Visite beim Kamp-Commandanten, der ihr die heilige Versiche rung giebt, daß in seinem Kamp AlleS wohlbestellt und die Bewohner mit Allem mehr als zufrieden seien. ES folgt dann die ungefähre Rede: Wenn dir Damen wünschen, können sie sich ja selbst davon überzeugen: aber Sie wissen, meine Damen, die Boeren sind «in unreinliche» Völkchen, und wenn Sie nickt be sonderes Verlangen tragen sollten, etwas mit nach Hause zu bringen, so würde ich Ihnen rathen, sich nicht in die Zelte zu be geben. Ich versichere Sie auf Wort, es ist Alles in der schönsten Ordnung. saß, hat feine MMsAaft gljS.ebener S/MussLKangxi Der Krieg in Südafrika. Acura au» »em Vsereuluger. 0. bl. Herr Heemstede O b e l t, der mit seiner Famili» eben aus Südafrika in Amsterdam angekommen ist, weih viel des Interessanten und für die Kriegslage Bezeichnenden an« dem Boerenlager zu erzählen. Herr Heemstede Obelt, der in Pretoria, das er am 8. Deccmber verlassen hat, längere Zeit ge- Deritsches Reich. -r- Berlin, 13. Januar. (Der Reichstag und di» Mkiuger Äustruntinte.) Pw leidige Angelegenheit der Pekinger Instrumente ist lei der EtatSberathung un Reichs- taae vott verschiedenen Rednern berührt werden. Eint befriedigend« Auskuajt vom RegieruagStlschr au» erfolgte leider nicht. Die Auffassung, daß die Instrumente der chinesische» Regier»»- zur Rücknahme nicht nur hätten .angxboten werden sollen, sonbsr» »aß man hffer grthan hätte, wenn man sie nach China zurückschickte, wurde vom Abg. Backen« mit vollem Rechte vertreten. Denn vvm Standpunete des Völkerrechts auS besteht für Deutschland kein Rechtsan spruch ans Zurückbehaltung Vieser Instrumente von der Pekinger Sternwarte. WaS das Völkerrecht in dieser Be ziehung besagt, kleidet der Geh. Zuslizrath Professor vr. Garei« in ter jüngst erschienenen 2. Auflage seiner „In stitutionen deö Völkerrecht«" in folgende Sätze: „Am StaatS- eigenthnm erlangt der Feind durch die Occupation eine that- fächliche Macht, vermöge welcher er die für Kriegszwecke ver brauchbaren oder gcbrauchbarcn Sachen unbegrenzt zerstören oder ge- und verbrauchen darf; die nicht unter diese Art fallenden Gegenstände aber wahrend deS Kriege« sistiren darf, bis der Friedensschluß über daS definitive Schicksal derselben entschieden hat." — Der Frieden mit China besaßt sich «nit den Pekinger Instrumenten nicht. AuS der Tbal- sache aber, daß die deutsche Regierung China zur Rück nahme der Instrumente aufgesordert hat, geht unverkennbar hervor, wie weit entfernt die ReickSregierung davon ist, für deu Besitz der Instrumente RechtStitel geltend zu macken. Gerade im Hinblick hierauf erscheint e« nicht völlig aussichts los, daß die Reichsregierung zur Rücksendung der In strurnen te sich entschließt. Deshalb sollte ver Reichstag durch eine Resolution der ReichSregierunz das Betreten dieses Weges nahe legen. Berlin, 13. Januar. (Der historische Kalender deü „Vorwärts" und der Buchdruckerverband.) Das Organ deS Buchdruckerverbände« beschäftigt sich mit dem historischen Kalender des „Vorwärts", weil darin unter dem 28. September zu lesen ist: „BuchdruckerhuldigungS- depesche an PosadowSky". — DaS Buchdrucker- Organ entgegnet hierauf, daß die Buchdrucker ebenso berechtigt feien, aus Zweckmäßigkeitsgründen Depeschen an Minister zu schicken, wie die Gothaer Socialdemokraten nach der Ansicht de« „Vorwärts" selbst befugt ist, die Suche nach einem Thronfolger au« Zweckmäßigkeitsgründen für berechtigt zu erklären. Rack dieser einleuchtenden Zurechtweisung des „Vorwärts" ertheilr der „Correspondent" dem socialdemo- kratischen Kalenvermacher für das nächste Jahr folgende Winke: „Da ist z. B. al« „historische«" Ereigniß vergessen — um im Stile des Kalenders zu sprechen — die Buch drucker- Streikbrecher-Bertheidigungsbroschüre des Parteivor- standeS, ferner die Buchdrucker-Maßregelung in ter „Leipziger VolkSztg.", sodann dürfte wohl auch die Ham burger Accordmaurer-SchiedSgerichtSentschcidung eines Plätzchens im historischen Kalender Werth erscheinen, sowie diverse „KotanS" auf dem Lübecker Parteitage. Aber freilich, für teilet Dinge ist kein Platz im „historischen Kalender", da .. eine Reihe weit wichtigerer historischer Er eignisse den Raum beschränkt, als ta sind z. B.: „Waldersec'S Asdesthaus-Brand in Peking", „Haminerstein aus dem Zucht haus entlassen" ..., „Skandalproceß gegen Centrumsgrößc DaSbach" u. s. w. mit Grazie. Daß der Skandalproceß gegen die frühere Genossengröße Lütgen au im historischen Kalender keinen Platz gefunden, beruht jedenfalls nur auf einem unliebsamen Versehen des KalendcrmacherS. ." — Von diesen „Spitzen" werden die Partei-Kalendcr-Macker nicht gerade erbaut sein! * Berit», 13. Januar. (Ultrainontanismuö und Wissenschaft.) Der CentrumSabgeordnete Bachem hat am Sonnabend im Reichstage anläßlich der Debatte über den „Fall Spahn" behauptet, daß der katholische, d. b. im Sinne dieses Abgeordneten der ultramvntane Forscher, sich eben so frei bewege, eben so mannhaft seine wissenschaftliche Ueberzeugung verfechte, wie der Vertreter jeder anderen Welt anschauung. Herr Bachem hat damit nur behauptet, was die CentrumSpresse von jeher behauptet bat. Und dock beweist diese selbe Presse nicht selten selbst das directe Gegentheil. So jetzt die „Köln. Volkszeitung", die in einer Abhandlung über den verstorbenen Professor KrauS mehrere Fälle erwähnt, in denen diesem Ge lehrten von der Kirche daS wissenschaftliche Genick gebrochen wurde. So sagt sie, er sei in Sachen der Unfehlbarkeit Gegner der Lehre, nicht nur der Opportunität ihrer Definirung gewesen, und wie manchem ander» Manne, möge es ihm Zeit und Kampf gekostet haben, „seine wissen schaftliche Ueberzeugung mit dem als Pflicht erkannten Glauben in Einklang zu setzen". Und den zweiten Fall schildert da« klerikale Organ folgendermaßen: Längere Zeit weilte er in Frankreich und genoß intimen Verkehr in den leitenden Kreisen LeS liberalen Katholicismus, der Monia- lembert, Gratry, Falloux, Eochin u. s. w. Je mehr die Partei des UniverS unter der Führung de-Z genialen, aber auch leidenschaft lichen und rücksichtslosen Journalisten Louis Beuillot sich im ver meintlichen Interesse der Kirche vor den Wagen des napoleonischen CiisariSmuS spannte, und je schärfer sie den „UltramontaiiiSinnS" in doktrinärer Fassung herausarbeitete, desto hartnäckiger klannnerten sich jene Männer an die Ideen des politischen Liberalismus au, der unerbittlich auch feine Folgerungen auf dem religiösen und kirchlichen Gebiete nach sich zog. Aussöhnung des Katho- llcitmuS mit dem Jahrhundert und den Errungenschaften der modernen Eultur wurde das groß« und in seiner Verschwommenheit so gesährlich« Schlagwort. Bei diesen Idealen ist Franz.1'aver Kran« s«in Lebe» lang stehen geblieben, und von ihnen an betrachtet, bedeuteten für ihn die Ereignisse deS JahreS l87O, nicht so sehr da- vatikanische Eoncil selbst, als die Richtung, die ihm in seinen Beschlüsse» zum Siege gelangt zu sein schien, ein Unglück für die Kirche, eine Gefährdung ihrer hohen Aufgabe an der qegrnwärtigen Menschheit, ein Zurückwerfen von ihrem beginnenden SiegeSzuge um ein Jahrhundert und mehr. Bon der „extremen Partei, welche dir Kirche an den Rand des Abgrundes gezehrt", schrieb er im Jahre Iß?2 (Borredr zum dritten Lheil Let Kirchrngeschicht»', rind säst wörtlich so wiederum 18W, indem er aiS „Spectator" der Allgemeinen Zeitung di» Feder airderlegte. In dem Sturme, dec sich gegen den KalhollciSinu» in Teutschland erhob, sah er die natürliche Folge selbstverschuldeter Tinge, Anlaß und Ursache, Schuld und historische Nothwendigkeit verwechselnd. Bon solchen halb melancholischen, halb bitter» Empfindungen persön ¬ lich beherrscht, schrieb er das Lehrbuch der Kirchengrschichte für Etudirende (187l bis 1875). Rein wissenschaftlich genommen, war das Werk eine glanzvolle Leistung» die alles Frühere in den Schatten stellte. Das neue Buch war ganz im Geiste der fortgeschrittenen GeschichlSwissenschrst gehalten, ruhte auf den ausgedehntesten Studien, erschien im Gewände einer ungewöhnlich geschmackvollen Form und war von einer begeisterten warmen, ja — in der ange« deuteten Beschränkung — auch warm-kirchlichen Auffassung durch zogen. Es war eine Arbeit aus einem Gusse, wahre Fernblicke in das reiche Leben der katholischen Kirche eröffnend und unge- mein anregend. Auch die protestantische Theologie hatte nicht- ähn liches oufzuwrisen, trotz der Technik deS Kurtz'schrn Lehrbuches, das KrauS zum Borbilde gedient hatte. Es war nur zur unrechten Stunde geboren. Zu einer Zeit, in der die Kirche um ihre Freiheit wider die Staatsallmacht zu ringen hatte wie nur je in den Tagen Heinrich's IV. und Friedrich's II., konnte man keine Kritik an der kirchlichen Theologie, an der Machtsphäre des PapstthnmS und an der Stellung der mittelalterlichen Kirche gegenüber dem Kaiserthum, auch wenn sie in allweg be gründet gewesen wäre, gebrauch«». Der Verfasser beging, in vollständiger Verkennuug der Lage, noch den Fehler, in der zweiten Auslage (1882) Sache und Ton zu schärfen, und ohne daß er für die namenlosen Leiden seiner Kirche die rechten Worte ge- funden hätte, den erleuchteten Richter ihre» HrldenmntheS zu spielen. So brach das Unwetter gegen ihn los, dessen Vorzeichen schon früher aufgeblitzt waren. Kran» unterdrückte auf Verlangen des h. Stuhles die zweite Ausgabe und nahm ein« durchgreifende, von der entscheidende» kirchlichen Autorität gutgeheiszene Revision vor, worauf die neue Auslage, mit Approbation versehen, 1887 erschien. Nach diesen Er fahrungen blieb ihm die eigentliche Kirchengeschichte für immer ver ekelt und ließ er das Lehrbuch verkommen. Also Kraus wurde gezwungen, das, was er als Wahrheit erkannt hatte, zu unterdrücken und vie Unwahrheit mit seinem Namen zu decken, und zwar au« dem einfachen Grunde, weil seine glanzvolle Leistung die taktischen Cirkel der vaticauischen Jesuiten störte. * Berlin, 13. Januar. Der Centralverband Deutscher Industrieller bat an den Staatssekretär de« ReichSpostamtS, betr. die Massensendungen von Druck sache n, eine Eingabe gerichtet, in der Folgendes auSgeführt wird: „In den BureauS der deutschen Industrie, von denen auS jährlich Hundertlausende von Massensendungen an Drucksachen anSgehen, die in Mengen von vielen Hnnderten an den Schaltern der Deutschen RcichSpost aufgeliefert werden, wird eS seit langer Zeit alt Urbel- sland empfunden, Laß jede einzelne dieser gleichartigen und gleich schweren Sendungen mit einer Freimarke versehen werden muß. Biele Stunden, ja Tage sitzen einzelne Angestellte und kleben ununterbrochen Marsen. Für diese Massenjendungc» gleichartiger Drucksachen, welche sich mit der Aushebung der Privatposten ans der Reichspost noch ganz erheblich vermehrt haben, bestehen schon heute Sonderbestim- mnngeii, indem dieselben nicht in die gewöhnlichen Briefkästen ge- wvrsen werden, die zu ihrer Ausnahme auch gar nicht au-reichen würden, sondern am Schalter abgelirfert werden. In Folge dessen liegt es nahe, eine weitere Einrichtung in der Abfertigung dieser Massensendungen eintrcten zu lassen, indem das Bekleben derselben mit Marken beseitigt wird. In Großbritannien und Irland besteht seit Jahren der Brauch, daß solche Massensendungen keine Marken erhallen, sofern sie zu wenigstens IM Stück abgezählt, am Schalter abgegeben werden. Diese Drucksachen erhalten dann auf der Post eine» rolhen Slrmpel mit dec Umschrift postazo prutl. Der Postverwaltung erwächst daraus also nicht nur keine Mehr arbeit, sondern eine Minderarbeit. Tenn wenn diese Sen dungen auch immer noch gestempelt werden müssen, so brauch! der Stempel doch nicht wie dort, wo eine Marke zu entwerthen ist, auf eine bestimmte Stelle gedrückt zu werden. Im Hinblick daraus, Las; sich Liese Einrichtung in England als sehr praktisch erwiesen hat und den Absendern wie der Post ein großes Maß Arbeit spart, gestattet sich das unterzetchnele Directorium, die Schaffung riner ähnlichen Einrichtung für das deutsche Reich zu beantragen. Für die Beantwortung der Frage, ob dabei daS Gesammtporto einer solchen Sendung in baar zu entrichten oder durch Vermittelung größerer Marken etwa in 3-Mark-Marken für je hundert Drei- pseuuigsendungen zu begleichen wäre, möchte sich daS unterzeichnete Directorium keinen bestimmten Vorschlag gestatten, da dafür wohl ausschließlich die Erfordernisse deS inneren PostdicnsteS maßgebend sein müssen." (-) derli», 13. Januar. (Telegramm.) Gestern Vor mittag nach dem Besuch der Garnisonkirchc verweilte der Kaiser kurze Zeit im RegimentsbauS und begab sich als dann nach dem Neuen Palais zurück, wo die czroßherzoglich oidcuburgischen Herrschaften sich vvm Kaiserpaar ver abschiedeten. Von 12 Uhr ab empfing der Kaiser den k. k. österreichisch-ungarischen Oberstleutnant und Flügeladjutauten Graf Stürgkch zur Ueberreichun z deS Militär-Schemati-muS, sodann die Herren, welche auf Veranlassung de« Kaisers an der bevorstehenden Westindieu-Reife der L)ackt „Prinzeß Victoria Luise" theiluehmen, sowie den Oberleutnant v. Bülow von, 1. Garde-Regiment zu Fuß, weicher die Orden seines ver storbenen Vater», des Generalleutnants und CommandeurS deS VII. ArmeecorpS, in die Hände des Kaisers zurückgab. Der Kaiser nahm ferner die Meldung des aus Petersburg zuriickarkehrten CapitänS zur See nno Flilaeladjutanten von Usedom entgeaeu. Zur Früh- tück-tafcl waren geladen Prinz Eitel Friedrich, der z. Z. "im großbritannischen Botschafter weilende Vice kommodore Lord Ormonde und Lad» Ormonde, Bo!- ckaster Sir Frank La-celles, Ladn Edward Cavendish, Miß Florence LaScelleZ und Capita» ;. S. von Usedom. Nachmiltaü« unternahmen der Kaiser und die Kaiserin mit dem Prinzen Eitel Friedrich einen Spaziergang durch Bornstedt, über die Orangerie und den Park von
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