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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 15.01.1902
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1902-01-15
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19020115014
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1902011501
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1902011501
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1902
- Monat1902-01
- Tag1902-01-15
- Monat1902-01
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von reichlich großem Unifange; aber darin Hegt auch das ein zige Bcdenkln gegen die Aufführung. Nicht die EceneMvechsel können ein Hinderniß abgeben, noch sonstige bühnentechnische Schwierigkeiten. Dagegen werde,» die dichterische Reife, d,e dramatische Kraft und der sonstige sittliche und nationale Wcrth dieser Dramen auch dann noch und vielleicht in erhöhtem Matze anerkannt werden, wenn man den ephemeren Charakter manches modernen Dramas erkannt und die jetzigen Zugstücke langst vergessen haben wird. An der Originalität ftt der Dichter von zeitgenössischen Dramatikern ebenso wenig übertroffen worden, wie in der Gründlichkeit der GeschichtS- und Cultur- studien". Außer den schon genannten Trauerspielen veröffent lichte Kruse mehrere Fastnachtc-spicle, darunter die häufig mit großem Beifall aufgcsührte „Standhafte Liebe", ferner einen Band „Sieben kleine Dramen" und eine Frucht seiner epischen Muse, zwei Bände Seegeschichten. „Meine Baterstadt Stral fund", so bemerkte er einmal, „liegt so unmittelbar am Meere, ivie kaum eine andere Stadt; Schifffahrt und Fischfang waren mir stets vor Augen, und kleine Bilder aus dem täglichen Leben meiner Heimath gehörten lange vor Auerbach s Dorfgeschichten zu meinen ersten schriftstellerischen Versuchen." Das Leben auf oem Segelschiff, im Fischerboot, in den Comptoiren der See srädte, das ganze Wesen und Treiben der Seeleute, ihr Aber glaube, ihre Äusdrucksweife, alles das war dem Dichter bekannt und vertraut, und er wulste es in fließenden Hexametern mit Homerischer Kraft und Einfachheit zu erzählen. Wissenschaft. Notiz«». Der Assistent Or TetenS von der Slratzburger Sternwarte hat von der Göttinger Akademie der Wissenschaften den Auftrag erhalten, sich nach Apia tTamoa Inseln) zu be geben und dort eingehende Beobachtungen über Erdmagnetis mus und Lufteleitrieität anzustellen. — Ter Professor an der Universität Zürich. Di. Heim, ist in Auckland eingetroffcn. Der Gelehrte beabsichtigt, in Neu-Seeland geologisme Unter suchungcn vorzunchmen. Notizen. Eine 200jährige Gedächtnißseier wird das Colonial - Museum in Nällem am lb. Juni d. I. begehen Es sind an diesem Tage zwei Jahrhunderte seit dem Tode des Natur forschers Rumphius verflossen, der sein Leben ausschließlich der Er- forschung der Insel Amboina in den Molukken widmete. Es soll eine Medaille in Silber oder Bronze und außerdem eine Schrift zum Andenken an Len verdienstvollen Forlcher herauSgegebeu werden. — Das Denkmal Ferdinand von Müller's, des größten australischen Gelehrten, ist neulich in Anwesenheit von Lord Hopetown, des Gencralgouverneurs des australischen Colonial- bundeS, in Melbourne enthüllt worden. Deutscher von Geburt, ivanderte Ferdinand von Müller in seinem 22. Lebensjahre als Arzt nach Australien aus. Er bereiste das Festland des sünsien Erdtheils zu einem beträchtlichen Theil und betheiligte sich im Bc- sonderen als Botaniker an den verschiedenen Forschungsreisen in das unbekannte Innere. Mit 27 Jahren wurde er von der Re- gierung als Botaniker in Melbourne angestellt, und arbeitete von da an ein halbes Jahrhundert unermüdlich an der Förderung der naturwissenschaftlichen Erkundung Australiens. Die Zahl seiner Veröffentlichungen betrug nahe an hundert. Königreich Sachsen. Die vorliegende Nummer enthält an anderer Stelle noch folgende unter diese Rubrik fallende Sonderartikel: Sächsischer Landtag Oeffrntliche Sitzung der Handelskammer zu Leipzig am 3. Januar I9M. — Gerichtsverhandlungen (Kgl. Landgericht Leipzig'. — Verein ehrenvoll verabschiedeter Militärs (Weihnachtsfeier). Leipzig, 14. Januar. Von jetzt ab sind, wie im Stadtver kehr, auch Nachtverbindungenz wischen den Theil- nehmer-Sprech st eilen der Stadt-Fern sprech- einrichtungen in Leipzig und Markranstädt zu gelassen. Die Gebühr für eine derartige Verbindung, tvelche nach Dienstschlutz hergestellt und beim Beginne des Dienstes wieder aufgehoben wird, beträgt 20 H. Im Abonnement, welches Min destens die Dauer eines Monates umfassen muß, sind monatlich 3 cA im Voraus zu entrichten. Anträge auf einmalige oder regelmäßige Ausführung von Nachtvevbindungen sind an das kaiserliche Stadt-Fernsprechamt in Leipzig, bezw. an das kaiser liche Postamt in Markranstädt zu richten. Bei diesen Verkehrs ämtern sind auch die sonstigen Abonnementsbedingungen zu er fragen. Anträge auf Nachtverbindungen können nur so lange be rücksichtigt werden, als -die vorhandenen Leitungen ausreichen. — Die diesjährige Neujahrsmesse endet nach einer Bekanntmachung des Rathes in der vorliegenden Nummer mit dem 16. Januar. Der Verkauf in den Buden und Ständen ist an diesem Tage von Abends 8 Uhr ab verboten. Die Räumung derselben ist bis zum 17. Januar Mittags 12 Uhr zu bewirken, ihre Beseitigung hat am 17. und 18. Januar von früh 6 bis Abends 8 Uhr zu erfolgen. Zuwiderhandlungen werden mit Geldstrafe bis zu 150 oder Haft bis zu 14 Tagen geahndet werden, auch bleibt Vorbehalten, die Buden und Stände nach Frrstablauf auf Kosten der Säumigen fortschaffen zu lassen. * Leipzig, 14. Januar. Der Rath beschloß nach dem Vor schläge der Deputation für die höheren Schulen, dem Anträge der Stadtverordneten, di« Abgabe von Schulbedürf nissen in den höheren Schulen durch die Schulhausmänner und Lehrer zu untersagen, nunmehr beizutreten, dagegen die Aufhebung von Z 20 der Localschulordnung aus Grund der angestellten Erörterungen abzulrhncn. — Die Stadtver ordneten hatten ferner den Rath ersucht, gemeinschaftlich mir ihnen bei der Regierung um Erlaß eines Landes gesetzes zur Besteuerung der Waarenhäuser und Filialen zu petitioniren. Da dem Vernehmen nach von der Regierung zur Zeit zwar noch nicht der Erlaß e-nes solchen Gesetzes beabsichtigt ist, wohl aber ein« Denkschrift hierüber veröffentlicht werden soll, beschloß der Rath, bis zur Vorlage dieser Denkschrift an die Ständeversammlung zunächst die Entschließung auszusetzen. * Leipzig, 14. Januar. Als den zweiten der nach 8 94 des Allgemeinen Baugesetzes aufgestellten Bebauungspläne hat der Rath den Stadtverordneten den Bebauungsplan für den StadttheA L. - G o h l i s - S Ld zugehen lassen. Derselbe umfaßt in der Hauptsache das zum größten Thril« bereits bebaute Gebiet von L.-Gohlis südlich der Thüringer Eisenbahn (einschließ lich eines kleineren Theiles der Flur L.-Eutritzsch) bis zur Pleiße und Pleißen-Kluthrinnc. Hinsichtlich der Straßen- und Bau fluchtlinien Hal cs in dem neuen Bebauungspläne fast durchweg bei den bisherigen Verhältnissen bewenden können. Nur in wenigen Fällen (Theile der Friedrich Carl-Straße, Gartenstraße u. s. w.) sind Veränderungen oder Neufeststellungen von Flucht linien vorgesehen. In einigen Straßen ist auch der Wegfall der Vorgärten in Aussicht genommen worden. * Leipzig, 14. Januar. Vom Tiefbauamt ist die versuchs weise Einrickftung einer mechanischen Reinigung des städtischen Schleusennetzes geplant. Die Gesammt- kosten für die zu beschaffenden selbstthätigen Reinigungs apparate, Einführung von Spülvorrichtungen u. s. w. sind auf rund 190 00V cA veranschlagt. Der Betrag soll auf acht Jahre vertheilt werd«n und es ist als erste Rate der Betrag von 25 000 c4k in den Haushaltplan von 1902 eingestellt worden. -g- Leipzig, 14. Januar. Die königliche Kreiishauptmann schäft Leipzig hat der b«i d«r Firma MaxErl« rin Leipzig beschäftigten Direktrice Hepwig Agnes Föhring eine Be- lobiqungsurkunde verliehen, di« ihr heut« durch Herrn Stadtschreiber Pa kl mann gn Rathsstelle überreicht wurde. H Leipzig, 14. Januar. Eine E r b s ch a f t sa n ge lt gen h«it, die bereits f«it txnz JHre 1877 spielt, bei der auch einige Leipziger Familien betheilM sein sollen und bei der es sich um ein Vermögen von angeblich 80 Millionen Mark handelt, wird voraussichtlich'jetzt zum Austrag kommen. Vor «iner längeren Reihe von Jahren ftaren zwei Brüder nach Südafrika ausgewandert und hatten dort durch erfolgreiche Spe kulation ein bedeutendes Vermögen erworben. Vor längerer Zeit starb der eine der beiden Brüder und ihm ist jetzt der andere :m Tode nachgefolgt. Ein Fahrbramter der Leipziger elektrischen Straßenbahn, Namens Sch., hatte bereits früher nachgewiesen, daß er mit den in Südafrika verstorbenen reichen Brüdern ver wandt ist; in letzter Zeit wurde ihm nun die Aufforderung, zur Entgegennahme von Mittheilungen nach London zu kommen, und dieser Aufforderung hat d«r Fahrbramte. der vorläufig noch im Dienste der Straßenbahn bleibt, mit seinem Vater gestern Folge geleistet. Hoffentlich erfüllen sich die Erwartungen, die an jene Millionen-Erbschaft sich knüpfen; frühere Vorkommnisse gleicher Art mahnen freilich zu skeptischer Auffassung der Sachlage. — Oeffentliche Vorträge im Evangelischen Vereinshause. Im zweiten der religiösen Vorträge, die über das Thema: „Wie willst Du sein? Wähle!" an den Mittwochabenden dieser Wochen im großen Saale des Vereinshauses (Roßstraße 14) gehalten werden, wird Vereinsgeistlicher k. Schumann die Frage beantworten: „Hoch oder niedrig?" Der Vortrag findet heute — Mittwoch — ^9 Uhr bei freiem Eintritt statt. Jedermann ist dazu eingeladen. — K u n st g e w e r b e - M u s e u m. Heute Abend s^9 Uhr findet im großen Saale des K ü n st l e r h a u s e s der vierte Discussionsabend dieses Winterhalbjahres statt. Herr vr. Pabst, Director des Lehrerseminars für Knabenhand arbeit, wird die Discussion durch einen Vortrag über den t e ch- nischen Unterricht in der Volksschule des Aus landes und die Nothwcndigkeit einer För derung desselben in Deutschland einleiten. —m. Im Anschluß an seinen in der Abtheilung Leipzig der Deutschen Colonialgesellschaft gehaltenen Vor trag Uber das „Tanganyika-Damvfer-Unternehmen" wird Herr Oberleutnant Otto Schloifer heute Mijllpoch Mittag im Kaufmännischen Vereinshausc einen Vortrag über die von ihm geplanten neuen wirthschaftlichen Unternehmungen in Ost- und Centralafrika halten. Bei dieser Central- Afrikanischen Seen-Gcsellschaft wird es sich um die Gewinnung von Bodenproducteu in Deutsch-Ostafrika, die Verarbeitung solcher Produkte und den Betrieb von Handels und Transportgeschäften in Deutsch Ostafrita und den an grenzenden Gebieten handeln. — Die Gesellschaft für sociale Reform ver anstaltet Mittwoch, den 15. Januar, Abends '49 Uhr im Saale des Vereins für Volkswohl, Löhrstraße, eine öffentliche Ver sammlung, in der Herr I)r. K. von M a n g o l d t - Dresden über „Die städtische Bodenfrage, ein Capitel unserer Leiden und unserer Hoffnungen", sprechen wird. Da die Frage unmittel bar praktische Bedeutung hat und der Vortragende durch seine Thätigkeit im Verein Reichswohnungsgesetz besonders befähigt ist, sie zu behandeln, dürfte ein zahlreicher Besuch zu er warten sein. — In der Literarischen Montagsgesellschaft, deren gestriger Unterhaltungsabend ganz besonders stark besucht war, wurde Tennyson's ergreifende Dichtung „Enoch Arde n" in der Uebersehung von Max Mendheim und der melodrama tischen Bearbeitung von Richard Strauß durch Herrn Otto Lotkhain iner lebendig und stimmungsvoll, mit wirksamer Hervorhebung der theils schlichten und feinen, theils gluthvollen Naturschilderungen, der zarten und erschütternden Seelengemälde der Hauptgestalten, oorgetragen. Herr Rudolf Schütz spielte Vie von dem Componisten hierzu geschaffene feinsinnige Be gleitung mit warmem Empfinden und verlieh dadurch dem schönen Vorträge ein besonders weihevolles Gepräge. Außerdem betheiligte sich Fräulein M i n n i e W a ck, die in der Literarischen Montagsgesellschaft besonders geschätzte Sängerin, durch ihren prächtigen Vortrag einiger Arien aus dem „Freischütz" und eines Fruhlingsliedes von Paul Umlauft an den Darbietungen des Abends. — Am nächsten Montag wird Herr Felix S ch l o e m p über „Moderne Buchkunst" sprechen, womit zu gleich eine Ausstellung künstlerisch ausgestatteter Werke verbunden sein wird, ferner hat Herr Köhler- Haußcn eine Recitation seiner größeren Dichtung „Das große Narrenspiel" zugesagt. H Die Bereinigung ehemaliger Glaeser'scher Handelsschüler „Glaeserania" veranstaltete am Sonntag Abend im Hotel „Fürstenhof" unter Betbeiligung der Mitglieder und vieler Gäste ekne Weihnachtsfeier und Bescheerung, die einen fröhlichen und erhebenden Verlaus nahm Mit dem Bor trage der „Weihnachtsglocken" von Hanisch auf dem Clavier leitete Fräulein Koch den Abend ein. Dann entbot der Vorsitzende Les Vereins, Herr Engemann, brr Festversamm- lung den Willkommcnsgruß, er wies daraus hin, wie die Ber. einigung stetig an Mitgliederzahl gewachsen sei und sprach schließ- lich den Wunsch auS, daß alle ehemaligen Glaeser'schen Handels schüler der Vereinigung beitreten möchten. Nach dem von Frl. Hansig II. gesprochenen Prologe folgten weitere musikalische gesangliche und humoristische Vorträge, von denen das Duett „Zwei schneidige Köchinnen", das Ensemble „Am Weihnachtsabend" und das von den Herren Ehring und Uslaub recht anrrkennenswerth vorgetragene „Glaejeranrr-ABC" besonders genannt sein mögen. Ein Ball beschloß das Fest. — Unterrichtscurse in Buchführung und Steno graphie beginnen in diesen Tagen im ChristlichenVerein junger Männer (Johannisplatz 3). Anmeldungen werden jetzt noch entgegengenommen. — Für Bäcker ist in Buch führung ein besonderer Kursus eingerichtet, der jeden Mittwoch stattfindet und Nachmittags 4 Uhr beginnt. Leipzig, 14. Januar. (Arbeiterbewegung.) In einer gestern im „Coburger Hofe" abgehaltenen, von etwa 60 Personen besuchten Versammlung der Schuhmacher wurde Stellung zu dem am 1. April d. I. in München zusammen tretenden Verbanvstage der Schuhmacher Deutschlands ge nommen. Der Referent, Herr Noack, bemerkte, daß der Haupt verhandlungsgegenstand daselbst die Einführung der Arbeits- losen-Unterstützung sein werde. Der Redner empfahl, sich ganz besonders dieser Unterstützung gegenüber refervirt zu verhalten, da die gegenwärtige wirthschaftliche Lage keine Erhöhung der Verbandsbciträze zulasse. In der Debatte traten mehrere Redner für die Einführung der Arbeitslosen-Unterstützung ein, und da sich hierbei ein bis Mitternacht hinziehendcr Meinungs austausch entwickelte, so soll in einer weiteren Versammlung darüber berathen werden. — Der im Verlage von I. G. Busch erscheinende Plan von Leipzig und seinen Vororten ist mit Beginn dieses Jahres wieder in neuer Auflage zur Ausgabe gelangt. Es sind hierbei alle Veränderungen berücksichtig! worden, die in unserem Stadtgebiet im letzten Jahre eingetreten sind, namentlich was die Neubenennung von Straßen, die Er bauung öffentlicher Gebäude (ll. Staatsgymnasium, neues Waisenhaus) und dergleichen mehr anbetrifft. Der Preis de in Farbendruck sauber ausgeführteil Planes beträgt 1,50 c^k. * stngelSporf, 14. Januar. Der hiesige Gemeinderath hat in seiner letzten Sitzung den Gutsbesitzer .Herrn Paul Mattbeis zum Gemein bevor st and gewählt. Zugleich beschloß der Gemeinderath, das jährliche Gehalt des Gemeinde Vorstandes, das bisher 500 -St betrug, auf 900 für die nächsten drei Jahre zu erhöhen. Sollte die Zahl der Einwohner nach Ach lauf dieser Zeit 1000 Personen betragen, so soll das Gehalt für die anderen drei Jahre der Amtsdauer 1000 -kk betragen. * Zwickau, 14. Januar. Durch die Einverleibung von Marienthal in Zwickau werden, da ersterer Ort gegen 89000 Schulden, aber wenig Aktiven hat, sich die städtischen Anlagen um 3 H pro Mark Einkommensteuer erhöhen. Es hat aber dieser Stadttheil eine Zukunft, da der mit 5 Millionen Mark veranschlagte Zwickauer Werkstättenbahnhos und wahr scheinlich auch der geplante Zwickauer Personen- und Güter bahnhof nach Marienthaler Flur zu stehen kommen werden. — In Folge des Auftretens eines tollen Hundes hier ist auch über 24 Nachbarorte die Hundesperre verhängt worden.— Im Vororte Vielau ist eine Zuchtgenossenschaft ge bildet und von der hiesigen Amtshauptmannschaft der 15. dieses Monats als Zeitpunkt des Körzwanges festgesetzt worden. — Am 10. dieses Monats verhandelte das Schiedsgericht für Arbeiterversicherung zu Zwickau in elf Un fallrentensachen gegen die Sächsische Textil-Berufs- genossenschaft zu Leipzig. Von diesen Berufungen wurden eine verworfen, eine zurückgezogen, drei fanden durch Vergleich ihr: Erledigung. )-( Auerbach, 14. Januar. Unterm 13. Januar Hai das königliche Ministerium des Innern Herrn Regierungsasseffor 7)r.v o n H ey g e n d o r f f von der kommissarischen Führung der Geschäfte des Auerbacher Bürgermeisters entbunden. Bis zum Amtsantritte des neuen Bürgermeisters Herrn Achilles aus Zittau wird die bürgermeistcrlichen Functionen .Herr Stadt rath Langhof ausüben. ?. tCroftenhain, 14. Januar. Großenhain ist eine der wenigen sächsischen Städte, die ein König Johann- Denkmal besitzen, und zwar existirt das Denkmal schon seit 1858. Freilich ist dasselbe nur klein und unbedeutend; es be steht in einem Reliefbildniß des Königs Johann, das an dem inmitten des Hauptmarktes stehenden Gascandelaber angebracht ist. Auf Anregung des konservativen Vereins soll nun das Bildniß dort entfernt und an einem in den Anlagen zu er richtenden einfachen Denksteine angebracht werden. Man wird so ein würdigeres Denkmal für König Johann hier schaffen. — Dresden, 14. Januar. Der König unternahm heute Vormittag in Begleitung des Flügeladjutanten vom Dienst einen Jagdausflug nach dem Helfenberger Revier. — Zur iMtigen königlichen Mittagstafel ist der königlich preußische außerordentliche Gesandte und bevollmächtigte Minister in Ham burg, ckönigtich sächsischer Kammerherr, Legationsrath von Tschirschky und Bögen dorff, mit Einladung ausge zeichnet worden. — Auf Wachwitzer Revier hielt heut« der Prinz Georg «ine königliche Jagd ab, an welcher neben den Herren vom Dienst einige mit Einlavung beehrte Cavaliere theilnahmen. Die Jagd endete Nachmittags i/t>5 Uhr. — Die Frau Prinzessin Friedrich A u g u st zeichnete gestern Vormittag das Carola- Haus mit ihrem Besuche aus. In ihrer Begleitung befand sich die Frau Ober-Hofmeisteriu Freifrau v. Fritsch. — Abends wohnten der Prinz und die Frau Prinzessin Friedrich August der Ballsestlichteit bei dem commandirenden General, Genera! der Infanterie Freiherrn von Hausen bei. — Dresden, 14. Januar. Der Könighat den bisherigen stellvertretenden Handelsrichter Sicidtrath Max Pöge in Glau chau zum Handelsrichter und den Fabrikanten Ernst Focke in Meerane zum stellvertretenden Handelsrichter bei ver Kammer für Handelssachen in Glauchau ernannt unv dem Ober-Postsekretär Weidauer in Leipzig-Plagwitz das Ritterkreuz 2. Classe des Albrechtsordens verliehen- Z Dresden, 14. Januar. Der Rath hat beschlossen, das Schulgeld am Vitzthum'schen Gymnasium zu erhöhen, da die bisher gewährte Staatsbeihilfe nunmehr in Wegfall kommt. Demgemäß wird das Schulgeld für Söhn« sächsischer Staats angehöriger, die in Dresden wohnen, jährlich 240 betragen. Außerhalb Dresdens wohnende Sachsen zahlen 300 und Nicht sachsen 400 o/(. — In vergangener Nacht ist hier abermals ein Brandunglüü mit Todesfall vorgekommen. Heute früh bemerkten Hausbewohner in dem Hause Schulgutstraße Nr. 13 aus der Wohnung einer Tischlermeistcrwittwc einen bran digen Geruch dringen. Die Feuerwehr erbrach die Thür und fand die etwa 70 Jahre alte Frau erstickt vor. Wiederbelebungsver suche blieben ohne Erfolg. Das Feuer war auf einen Balkenbrand zurückzuführen und hatte starke Rauchmengen entwickelt. — Die im Stadtgebiete vorhandenen Feuermelde-Einrich tung e n, die im Wesentlichen auf der Verwendung des magneto elektrischen Zcigertelegraphen mit Kurbelbetrieb beruhen, haben sich gegenüber den Anforderungen der Neuzeit als unzureichend erwiesen. Der Rath hat deshalb beschlossen, eine Umgestaltung des Fcuermeldewesen^ vorzunehmen und 'besonders §dcn Morse schreibtelegraphen einzuführen. Außerdem sollen bessere Verbin dungen mit den einzelnen Feuerwachen hergestellt werden. Ferner sollen noch an Straßen und Plätzen ungefähr 90 selbstthätige Feuermelder ausgestellt werden. Die Kosten der neuen Einrich tungen betragen ungefähr 120 000 Vergnügungen. » Au» dem Bureau de» Stadttheater». Im Neuen Theater gelangt am heutigen Mittwoch die Oper „Louise", und zwar zum ersten Male mit Frl. Serbe in der Titelrolle zur Auf. führung. Die Vorstellung beginnt um '/»? Uhr. — Im Alten Theater wird Nachmittags 3 Uhr zu ermäßigten Preisen „Frau Holle", Abends 7 Uhr als 12. volkSthümliche Vorstellung zu halben Preisen „Iphigenie auf Tauris" gegeben. — Morgen Donnerstag wird im Neuen Theater „FlachSmann als Erzieher", im Alten Theater die Operette „Gasparone" wiederholt. — Für Freitag ist im Neuen Theater Richard Wagner's „Rheingold" angrsetzt. — In» Alten Theater geht am Freitag erstmalig die Schauspiel-Novität „Alt-Heidelberg" in Scene. Die Hauptrollen sind wie folgt besetzt: Erbprinz Earl Heinrich: Herr Feistel; Stoatsmiuistrr von Haugt: Herr Borcherdt; Hofmarschall von Passarge: Herr Körner; vr. Ml. Jüttnrr: Herr Ernst Müller; Kammerdiener Lutz: Herr Grelle; Graf von AdlerSberg vom Corps Saxonia: Herr Taeger; Kellermaun: Herr Huth. Die Regie führt Herr Oberregisseur Adler. Am heutigrn Mittwoch beginnt von lO—3 Uhr an der TageScaffe des Neuen Theaters der Billet- Vorverkauf für do» zweimalige Gastspiel des berühmten fran zösischen Schauspielers Mr. Coquelin mit seiner Trupp«, welche» am Montag, d'ii^20„ und Dien»tag, de» 2>. d. M. im Carola, theater stattfindet. Am ersten Abend« gelangt Emil Angler'» vierartig« Komödie „l-'ävontarlSro" «nd Mme. de Girardi»'» Siuacter „l-a sote fair peur" zur Aufführung. — Der zweite Abend — Dienstag -v bringt zwei Molare - Ltzerke „Tart uff«" und „1-68 prSolou««» rtclioizles". 8 Im Krpstaü-Palaft-Thcatrr findet heute Mittwoch, gelegentlich des unwiderruflich letzten Gastspiele» vou Madame Saharet, aus vielseitigen Wunsch ein Elite. Abend ohne Labakrauch statt. Das Rauchen ist somit heute während der ganzen Vorstellung verboten. Außer Madame Saharet, welche bisher täglich vor auSverkaustem Hause auftrat, verabschieden sich heule noch di« komischen Akrobaten Brothrr» Damm, die cali. kornischen Stroßensänger Manhattan Eomedy Four, die Bur- leSqur-Comödianten Wood L BateS, sowie die Verwandlungs tänzerin Mary Bollero, welch Letztere bisher einen sehr großen Erfolg erzielte, obwohl ihr Standpunkt neben Madame Saharet gewiß kein leichter war. — Bon morgen, Donnerstag ab tritt ein neuer Spielplan, welcher verschiedene interessante Novitäten aus. weist, in Kraft. — «rystalt-Palast Theater-Saal. Elisabeth Hruby weilt bereits in ihrer Baterstadt Leipzig und nimmt sehr regen Antheil an den Proben. Die Borstrllungen werden mit der größten Sorg- falt rinstudirt, so daß ein schöner Kunstgenuß zu erwarten ist. Es sind Elisabeth Hruby und auch dem rührigen Leiter Maxim. Burg ausverkaufte Häuser zu wünschen. 8 Die Coacertbesucher des SchlotzkeUerS hatte« am letzten Sonntag Nachmittag einen ganz besonderen Genuß, indem denselben eine Monstre-Aussührung geboten wurde, welche in allen ihren Theilen als gelungen bezeichnet zu werden verdient. E» coucertirte die Capelle der ManSselder Militär-Musikerschule unter Direktion des königl. Musikdirektors a. D. Herrn Th. Kl uh» und daS Neue Leipziger Concertorchrster unter Herrn Musikdirektor Günther Coblrnz Leitung. Beider Capellen Einzelleistungen (I. Theil Mans- selber Capelle, II. Theil Leipziger Concrrtorchester) waren hoch- befriedigend und namentlich erweckte der gemeinsam ausgefüdrte 3. Theil großes Interesse und lebhaften Beifall. Heute findet großes Concert der Capelle Koblenz statt. Stets sorgt der Herr Direktor für ein gediegenes Programm, so daß sich der Besuch des SchloßkellrrS Mittwochs immer lohnt. 8 In dem Etablissement „Drei Linden" in Lindenau findet heute in sämmtlichen, vom Maskenball drcorirtrn Räumen de» be. liebten Etablissements Concert statt. Dasselbe wird von dem ge summten Musikcorps des königl. sächs. 8. Infanterie - Regiment- Nr. lO7 unter Leitung des StabShoboisten Giltsch au»grführt. Verein ehrenvoll verabschiedeter Militärs. Leipzig, 13. Januar. Am Sonntag hielt der K. S. Ber -- ein ehrenvoll verabschiedeter Militärs im. Thcatersaale des Krystallpalastes seine Weihnachtsfeier ab, die mit einer Bescheerung für Invaliden wie für hilfsbedürftige Witwen und Waisen verstorbener Kameraden verbunden war. Die Festlichkeit, die, wie immer, sehr stark besucht war — unter den anwesenden Ehrengästen befand sich auch der Herr Amtshauptmann Heink mit Gemahlin und Kindern — gestaltete sich zu «iner schönen und erhebenden. Auf langen Tafeln, an deren Enden große Tannenbäume im Lichterglanz prangten, waren die Gaben niedergclegt, die Wohlwollen und kameradschaftliche Anhänglich keit gestiftet hatten, und Vie in Nützlichkeitsgegenständen, baarem Gelde, Stollen u. s. w. bestanden. Eingeleitet wurde die Feier mit dem allgemeinen Gesänge des Liedes „Stille Nacht, heilige Nacht", worauf ein von dem Dramaturgen des Leipziger Stadt theaters Herrn Crome-Schwicning verfaßtes, mit leben den Bildern wirkungsvoll ausgestattetes Weihnachtsfestspiel „Des Soldat« nkindrs Weihnachten" zur Auf führung kam, das von Vereinsangehörigen trefflich dargestellt, sehr ergreifend wirkte und lebhaften Beifall sand. Es folgte ein von dem Turnlehrer Herrn Hauschil'v arranqirter und ein- studirter Reigen, der von 16 Mädchen «xact ausgeführt, in seinen hübschen Gestaltungen und seiner sinnigen Schluß- gruppirung einen sehr guten Eindruck machte und ungetheilte Anerkennung fand. — Hierauf begrüßte der Borsteher des Vereins, Herr Architekt Hülßner, die anwesenden Ehren gäste und alle Mitglieder des Vereins mit ihren Familien angehörigen, und namentlich die auf Einladung erschienenen beiden Invaliden, 27 Wittwen und 12 Waisen. Er erinnerte an das jüngste Weihnachtsfest und hob hervor, daß diese Stunde sich von den anderen des Tages bedeutend abhöbe; eS sei nur eine Stunde innerhalb der vielen des Jahres, die in das Meer der Ewigkeit dahinrollten, und doch sei es eine besonders weihevolle, in welcher die heilig« Weihnacht sich niedersenke auf der Erde weit Gefild, auf der Freude und Friede überall Eingang halte, wo die Kerzen aufflammten am Tannenbaume und das Weih- nachtslied erklinge. Dazu Halle der Glocken feierlicher Klang von allen Thürmen hernieder, die Friedensfeier verkündend, und wie ein Wunder glätteten sich die rauschenden Wogen des täg lichen Lebens in all«n Kreisen. Wie von magischer Gewalt be zwungen schwänden die Nebel, die so oft Herz und Sinn des Menschen bedrückten unv die Sorgen des Alltagslebens treten wenigstens in den Hintergrund während der Freuden des schönen Festes der gesummten Christenheit, unseres Weihnachts festes, denn es sei ja das Fest der allgemeinen Menschenliebe, jener Liebe, die in Wort und That zum Ausdruck komme. Es sei das Fest, an dem die Augen freudiger strahlten und die Herzen höher schlügen in dem Gefühle, feinem Mitmenschen Freude zu bereiten und so der höchsten Freude selbst theilhaftig zu weroen. Die Absicht, Freude zu bereiten aus herzinniger Theilnahme, habe die alten Soldaten, die Mitglieder des Ver eins, immer erfüllt; so auch dieses Jahr. Mit Unterstützung der geschätzten Ehrenmitglieder und Freunde des Vereins hatten treue Kamcradenhände seit Wochen mühsam gearbeitet, und es sei ihnen gelungen, heute zwei Invaliden, 27 Wittwen und zwölf Waisen, darunter vier Confirmondrn, ein« Weihnachtssreude zu bereiten. Es sei dies ein rechter Beweis werkthätiger Menschen liebe und Kameradschaftlichkeit dis über das Grab hinaus. Der Redner lehnte jeden Dank der Empfänger ab. Es sei, wie er aus führte, das Gewährte kein Almosen, sondern ein ehrliches Freundeszeichen. Den Dank empfänden alle Sveckder, wenn Mütter und Kinder treu dem Geist« der Verstorbenen fortführen, Gott zu fürchten, den König zu ehren und ihre Mitmenschen zu achten und zu lieben. Das Fest der Liebe und Barmherzigkeit des alten Vereins sei so recht ein Fest des Familienalücks und der Freude; so solle es fortgeführt werden, segenbringend für Spender und Empfänger, bis in fernste Zeiten. — Es folgte dann die Aufführung eines weiteren WeihnachtsspieleS, „Die W r i h n a ch t s k i st«" von Richard Müll«r. das in glücklicher Abwechselung von Humor uwv Ernst, von Angehörigen des Vereins gut durchgeführt, allgemeinen Anklang fand und den Unterhaltungstheil des Abends, um dessen treffliche Gestaltung sich der stellvertretende Vorsteher, Herr Hohmann, besonders ver dient gemacht Hatte, würdig adschloß. Nachdem noch d«n Villen mit anwesenden Kindern Gelegenheit gegeben worden war, sicki bei den Klängen munterer Mwsik zu belustigen, folgte für die Erwachsenen ein Tänzchen. Eine im Saale ausgestellte, reich ausgestattete Tombola gab o«n Festtheilnekimern Gelegenheit, bei geringen Einsätzen sehr hübsche Gegenstände zu erwerben und so zugleich oem Fonds für di« WrihnachtSbescheerung ihr Scherflrin mit zuzuführen. —6. Lrlor, Pel-MMchltm,
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